|
Juli
2001
Wasser-/Abwassernachrichten
|
Bild der Wissenschaft 25.7.2001
Zerkleinertes Espenholz entfernt Öl, Benzin und Ruß aus verschmutztem
Oberflächenwasser von Autobahnen und Straßen. Das haben Forscher von der
University of Rhode Island bei Laborversuchen herausgefunden. Praxistests sollen
nun zeigen, ob sich das Material als Filter für Regenrückhaltebecken bewährt.
Starke Regenfälle spülen häufig große Mengen an Schadstoffen von der
Fahrbahn in die Rückhalte- und Regenwassersammelbecken entlang von Straßen.
Wie Thomas Boving und sein Team von der University of Rhode Island feststellten,
verhindert der starke Zustrom von Regenwasser, dass sich die Umweltgifte in den
Becken absetzen können. "Wenn die Fließgeschwindigkeit des Wassers in und
aus dem Becken zu groß ist, beispielsweise bei einem Sturm, können sich die
Schadstoffe nicht absetzen und gelangen in andere Gewässer", so Boving.
Die Forscher suchten nach einem Material, das die Chemikalien im Wasser
aufnimmt, bevor sie aus dem Becken fließen. Da sich Verschmutzungen leicht an
organisches Material anlagern, leiteten die Forscher bei Laborversuchen
Benzopyren über zermalenes Espenholz. Benzopyren, ein polyaromatischer
Kohlenwasserstoff, gilt als krebserregend. Er entsteht bei der unvollständigen
Verbrennung von organischem Material und wird in Kfz-Abgasen freigesetzt. Das
Holz nahm 97 Prozent der Chemikalie auf.
Künftig könnte es zum Reinigen des Oberflächenwassers ausreichen,
Regenrückhaltebecken mit einer bestimmten Menge an Holzschnitzeln zu füllen
und diese regelmäßig auszutauschen, so Boving. Die neue Methode der
Wasserreinigung hat nach Ansicht der Forscher Zukunft, da sie billig und nicht
giftig ist. Weitere Versuche sollen Aufschluß geben, ob auch andere Holzsorten
als Filter geeignet sind.
Almut Bruschke-Reimer
Abwasser muss nicht zentral entsorgt werden
Künftig will Brandenburg im ländlichen Raum auch den Bau von dezentralen
Kläranlagen fördern Von Hans-Jürgen Neßnau (ND 24.07.01)
Die (Ab-)Wasserpolitik Brandenburgs steht seit Jahren in der Kritik. Zu Beginn der 90er Jahre glaubte man, große dezentrale Klärwerke können viel Abwasser reinigen und seien deshalb besonders ökologisch. Die Fördermittel flossen reichlich. »Arbeitsplätze können auch beim Bau dezentraler Anlagen geschaffen werden, die zudem ökonomischer und ökologischer sind«, sagt Heinz Meißel aus Strausberg, Mitglied der Bürgerinitiative »Das abwasserfreie Grundstück«. Jedoch seien die von den regionalen Behörden unterbunden worden, weil man den Bürger mit einer dezentralen Anlage nicht mehr abkassieren kann. Auch der Wasserverband Strausberg-Erkner
(WSE) zitiert gern die Forderung in der EU-Richtlinie von 1991, wonach Gemeinden mit entsprechenden Einwohnerzahlen mit einer Kanalisation ausgestattet werden sollen. Verschwiegen wird jedoch der Absatz, dass eine Kanalisation nicht gerechtfertigt ist, wenn sie keinen Nutzen für die Umwelt bringt oder mit übermäßigen Kosten verbunden ist. Das kann durchaus auch in größeren Orten mit dichter Besiedelung der Fall sein. Brandenburg förderte Bauvorhaben im Abwasserbereich von 1997 bis 1999 mit über 360 Millionen DM. Mit einer Abwassergebühr von durchschnittlich 6,48 DM/ Kubikmeter liegt das Land an der Spitze aller Bundesländer und übersteigt den Durchschnittswert um zwei Mark je Kubikmeter, zitiert Meißel aus dem Jahresbericht 2001 des Landesrechnungshofs. Er verweist auf eine Richtlinie des Europäischen Parlaments vom Oktober 2000 über die Förderung einer nachhaltigen Wassernutzung. Gerade diese Ziele würden moderne dezentrale Wasseraufbereitungsanlagen erfüllen. Meißels Grundstück in Strausberg verfügt über eine eigene Pflanzenkläranlage zur Reinigung des Abwassers. Pumpen und andere technische Einrichtungen sind nicht erforderlich. Das biologisch gereinigte Abwasser kann für die Bewässerung des Gartens, für die Toilettenspülung und sogar in der Waschmaschine benutzt werden. 4000 Mark habe er in sein Biosystem investiert, rechnet Heinz Meißel vor. Für den Anschluss an die zentrale Abwasserentsorgung Meißel soll nach dem Willen des WSE demnächst zwangsangeschlossen werden müsste er die dreifache Summe und darüber hinaus monatliche Entsorgungskosten zahlen. Inzwischen teilte der Potsdamer Landtag mit, dass er bei der Abwasserentsorgung im ländlichen Raum ökologisch umsteuern, d.h. auch dezentrale Kläranlagen fördern wird. Beim WSE stößt das nicht gerade auf Begeisterung. Im Gegenteil: Er kritisierte jüngst das »behördliche Schneckentempo bei Genehmigungsverfahren« von geplanten Investitionen im Abwasserbereich, insbesondere die langen Prüfzeiten der eingereichten zentralen Kanalisierungsprojekte. Bis Ende 2002 will das Unternehmen einen Erschließungsgrad bei Abwasser an das zentrale Netz von etwa 92 Prozent erreicht haben. Derzeit liegt man bei 79 Prozent.
Bild der Wissenschaft 16.7.2001
Organische Substanzen lassen sich mit Sonnelicht katalytisch zerstören.
Japanische Wissenschaftler vom des "Toyota Central Research Lab" haben
dazu das Weißpigment Titandioxid so verändert, dass ein weiter Bereich des
Sonnenspektrums effektiv zur Säuberung von Gewässern und Abgasen genutzt
werden kann. Diese Ergebnisse präsentierten sie in der Fachzeitschrift Science.
Die wichtigste Komponente dazu ist das Pigment Titandioxid, das mit
zusätzlichen Stickstoff-Atomen verbunden wird. So verändert absorbiert die
Substanz sichtbares Licht unterhalb von etwa 500 Nanometern Wellenlänge. In
seiner Reinform konnte Titandioxid nur ultraviolette Strahlung katalytisch
umsetzen. Da das Maximum des sichtbaren Sonnenlichtes unter der Erdatmosphäre
bei etwa 460 Nanometern liegt, könnte Titandioxid mit Stickstoff effektiv als
Katalysator eingesetzt werden.
Das Weißpigment lässt sich in großen Mengen preisgünstig herstellen.
Bisher wird es meistens nur in Farben und Lacken verwendet. In ersten Versuchen
konnten Methylen-Blau und gasförmige Acetaldehyde vermischt mit einem Pulver
aus Stickstoff-haltigem Titandioxid erfolgreich im Sonnenlicht zersetzt werden.
Jan Oliver Löfken
Das Klärwerk in Göppingen gehört jetzt zu den besten im Land
Investitionen haben sich gelohnt - Reinigungsleistung durchschnittlich 96 Prozent - Kleinere Anlagen auch zufriedenstellend
Stuttgarter Zeitung 12.7.2001
GÖPPINGEN. 14000 Tonnen Trockensubstanz sind im vergangenen Jahr im Göppinger Klärwerk aus 19,9 Millionen Kubikmeter Abwasser entfernt worden. Dies ist ein Grund dafür, dass das Klärwerk im Landesvergleich die Note eins erhielt.
Von Eberhard Renz
Seit drei Jahren ist das ausgebaute Klärwerk Göppingen voll in Betrieb, und die knapp 100 Millionen Mark, die für die Leistungsoptimierung eingesetzt wurden, scheinen sich zu rentieren. "Die Reinigungsleistung lag im Jahr 2000 im Mittel bei 96 Prozent'', berichtete Helmut Renftle vom Tiefbauamt im Betriebsausschuss für Eigenbetriebe. Durch den Ausbau hätten sich die Ablaufwerte des Abwassers nach der mechanisch-biologischen Reinigung um durchschnittlich 70 Prozent verbessert. Die Schad- und Nährstofffrachten seien sehr deutlich reduziert worden. Außerdem seien die gesetzlichen Mindestanforderungen im Durchschnitt um 61 Prozent unterschritten worden. "Daran sieht man, dass es beim Ausbau der Anlage nicht nur um Quäntchen ging'', stellte Renftle fest.
Seit 1993, so berichtete er weiter, schwanke die Menge des im Klärwerk Göppingen gereinigten Abwassers zwischen 13,7 (1993) und 19,9 Millionen Kubikmeter (2000) im Jahr. Die Wassermenge sei überwiegend von den jährlichen Niederschlagsmengen abhängig. Im Jahr 2000 hätten aber auch umfangreiche Bodenversiegelungen durch Neubaugebiete oder den Straßenbau die Menge des verschmutzten Wassers ansteigen lassen. "Der Frischwasserverbrauch hat dagegen keine bedeutende Rolle gespielt'', berichtete
Renftle. Dieser sinke kontinuierlich und habe im vergangenen Jahr 5,5 Millionen Kubikmeter betragen.
Die Note eins im Landesvergleich wurde nach umfangreichen Analysen und Rechnungen vergeben. Entsprechend der Eigenkontrollverordnung wurden im vergangenen Jahr unter den 1135 Kläranlagen insgesamt 21,7 Millionen Einwohnerwerte landesweit gesammelt und verglichen. Das Klärwerk Göppingen schnitt mit seiner Abwasserreinigung mit der Note eins sowohl beim Sauerstoffgehalt als auch beim Grad der Nährstoffbelastung hervorragend ab. "Dieses Ergebnis wirkt sich natürlich auch auf die Wasserqualität der Fils aus'', ergänzte
Renftle. Und die Topnote sei umso bemerkenswerter, als zu Beginn der 90er Jahre die Noten noch zwischen drei und vier lagen.
Anders zu beurteilen sind laut Renftle die Ergebnisse der kleinen Kläranlagen in Maitis und
Lenglingen. Die ausgebaute Anlage in Maitis habe schon Ende Mai kurz nach dem Beginn des Probelaufs hervorragende Ergebnisse erreicht. "Im Vergleich zum Jahr 1998 haben sich die Ergebnisse um durchschnittlich 50 Prozent verbessert.'' Wichtig sei zu wissen, dass etwa beim Stickstoff aus technischen Gründen kein besseres Ergebnis möglich sei. Die Ablaufwerte in Maitis wurden beim Sauerstoffgehalt ebenfalls hervorragend gut bewertet. Die eher durchschnittliche Bewertung bei der Höhe der Nährstoffbelastung sei durch den relativ hohen Phosphatablauf verursacht worden.
Bei der kleinen Abwasser-Teichanlage in Lenglingen würden die gesetzlichen Ablaufwerte gut eingehalten. Die Reinigungsleistung liege im durchschnittlichen Mittelfeld.
Umwelttechnik 10.7.2001
Ein neues Verfahren, das so genannte Plasmafass, haben deutsche
Wissenschaftler entwickelt, um die ozonfördernden FCKWs (fluorierte und
chlorierte Kohlenwasserstoffe) unschädlich zu machen. Die gasförmigen
Industrie-Lösungsmittel werden im Plasmafass bei Temperaturen von nur 40 bis
100 Grad extrem verdichtet, wobei sie von Mikrowellen bestrahlt werden. Von den
FCKWs bleibt im Idealfall nur Wasserdampf und Kohlendioxid, sowie Salz- und
Flusssäure übrig.
Projektleiter Mathias König am Fraunhofer-Institut für Chemische
Technologie hat als Prototyp des Plasmafasses eine 70 Zentimeter große
Metallkammer konstruiert, in der Mikrowellen eingestrahlt und das Plasma
gezündet wird. König erklärt: "Im täglichen Leben sind wir sehr oft von
Plasma umgeben - etwa in den Leuchtstoffröhren. Bei der elektrischen Entladung
entsteht dort eine wilde Mischung aus Atomen, Elektronen und Gas-Ionen." Im
jetzt entwickelten Plasmafass jedoch habe diese Mischung eine etwa 10.000 mal
höhere Dichte.
Laut König hat das umweltschonende Verfahren wesentliche Vorteile: Zum einen
ist es kostengünstig, denn die Anlage besteht aus Serienteilen. Zum anderen
lassen sich die Strahlenemissionswerte leicht einhalten und es geht kaum Wärme
verloren. Die Schadstoffe werden lediglich in ihre Einzelkomponenten zerlegt.
Frieder Graef
Gerade im ländlichen Raum bekommen kleine technische Kläranlagen zunehmend
Konkurrenz von Pflanzenkläranlagen, bei denen Bakterien in einem Filterbett,
unterstützt von darauf wachsenden Pflanzen, die Schmutz- und Nährstoffe des
Abwassers abbauen. Als besonders geeignet zur Phosphatrückhaltung von
Molkereiabwässern erwies sich nun in Experimentieranlagen Schlacke als
Füllmaterial. Die Forscher vom Institut für Agrartechnik Bornim führen dies
auf die Bindungskraft der aluminiumhaltigen Schlackebestandteile zurück.
Außerdem löst sich mit dem Einsatz von Schlacke als Filtermaterial gleich noch
ein zweites Problem: Sie muss nicht mehr entsorgt werden.
rp-online 3.7.2001
Düsseldorf (rpo). Eklatante Gebührenunterschiede bei Abwasser- und
Müllbeseitigung gibt es in Nordrhein-Westfalen. Die Kosten schwanken zwischen
den Kommunen um fast 500 Prozent. Die Abwassergebühren lägen in NRW an
vierthöchster Stelle der 16 Bundesländer, kritisierte der Bund der
Steuerzahler am Dienstag in Düsseldorf.
Beim Abwasser müsse zum Beispiel ein Vier- Personen-Musterhaushalt in
Raesfeld im Kreis Borken pro Jahr nur 420 Mark bezahlen. Das Gleiche koste in
Schleiden (Kreis Euskirchen) 2450 Mark.
41 Prozent der Städte und Gemeinden hätten in diesem Jahr ihre
Abwassergebühren erhöht. Der Anstieg falle mit 1,8 Prozent etwas stärker aus
als im vergangenen Jahr (1,5 Prozent), liege aber immerhin unter der
Inflationsrate. In einzelnen Gemeinden habe es dennoch happige Aufschläge
gegeben, wie etwa in Hürtgenwald (Eifel) mit 42 Prozent. Dagegen habe Zülpich
seinen Bürgern eine Gebührensenkung um 28,8 Prozent gegönnt.
Der Bund der Steuerzahl forderte die Abschaffung der Abwasserabgabe. Das mit
ihr verfolgte Ziel, die Gewässerqualität zu verbessern, sei erreicht worden.
Auch berechneten viele Kommunen bei ihren Gebühren viel zu hohe Zinssätze für
ihre Investitionen.
Beim Abfall gebe es ähnlich große Gebührenunterschiede. So koste die
14-tägige Leerung einer 60-Liter-Restabfalltonne in Rheinberg fast 490 Mark im
Jahr, in Siegen-Wittgenstein sind es nur 108 Mark. Für die 80-Liter-Tonne eines
Musterhaushalts in Xanten werden über 637 Mark berechnet, in Ahlen (Kreis
Warendorf) nur knapp 133 Mark.
Dies liege vor allem an den Überkapazitäten bei den Verbrennungsanlagen und
Deponien. So werde in Krefeld inzwischen Müll aus Italien verbrannt. Dennoch
fördere das Land neue Mechanisch- Biologische Anlagen, kritisierte der
Steuerzahler-Bund. Da den Kommunen verboten ist, ihren Müll kostengünstiger in
benachbarten Bundesländern zu entsorgen, entstehe mangels Wettbewerbs kein
Kostenbewusstsein.
Um die Gebühren nicht weiter ausufern zu lassen, müsse auf die
flächendeckende Einführung der Biotonne verzichtet werden. Für so viel
Kompost gebe es keinen Bedarf. "Es wäre ein Unding, wenn der über die
Bio-Tonne eingesammelt Abfall doch in der Müllverbrennung landen würde",
sagte der Landesvorsitzende der Vereinigung, Georg Lampen. In Meschede etwa sei
die Einführung der Biotonne mit höheren Deponiegebühren einhergegangen, was
zu einer Kostenexplosion um 86 Prozent geführt habe.
Einige Städte hätten ihre Gebühren dagegen deutlich senken können, indem
sie etwa den Auftrag zur Müllbeseitigung EU-weit ausgeschrieben hätten. So
habe Bad Lippspringe seine Müllgebühren um bis zu 50 Prozent reduziert. Auch
in Kempen und Monheim profitierten die Bürger von der Ausschreibung, die in
einigen der 396 Städte und Gemeinden in NRW rechtswidrig unterschlagen werde.
Erhebliche Kostenersparnis bringe auch die neue Seitenladertechnik. Bei ihr
muss ein Müllwagen nur noch mit einem Fahrer besetzt sein, der einen
automatischen Hebearm überwacht. Die Kommunen sollten zudem keine Kosten des
Dualen Systems auf sich abwälzen lassen. So werde versucht, die Reinigung der
Container- Standplätze und die Kosten für falsche Sortierung zu Unrecht den
Kommunen aufzuhalsen.
|