Mai 2001

Wasser-/Abwassernachrichten

(News-Archiv)

Ohne Bedenken baden gehen - Gute Wasserqualität bei Strandbädern und Seen/„Kleines Risiko“ Klärwerk Ruhleben

Potsdamer Nachrichten (25.05.01)

Von Sabine Schicketanz

Ohne Bedenken kann in den Potsdamer Strandbädern und Seen gebadet werden. Wie erste Untersuchungen des städtischen Gesundheitsamtes ergaben, ist die Wasserqualität gut. Ein Unsicherheitsfaktor sei allerdings die Einleitung von geklärtem Abwasser des Berliner Klärwerks Ruhleben in den Teltowkanal.

Das Abwasser fließe stark verdünnt in den Griebnitzsee, Tiefen See und den Templiner See. Die Menge des eingeleiteten Abwassers sei zwar gleich geblieben und der Schadstoffgehalt gesunken, sagte Ute Kleeßen vom Gesundheitsamt am Dienstagabend im Sozialausschuss. Doch die mikrobiologische Belastung sei nicht in erheblichem Maße reduziert worden, was Kleeßen als „kleines Risiko“ bewertete. Nicht immer sei gewährleistet, dass die Verdünnung des Abwassers im Teltowkanal ausreiche. Dies sei ein „Unsicherheitsfaktor“.

Wie der Sozialausschussvorsitzende Volkmar Näder (CDU) sagte, sei das Klärwerk Ruhleben „die einzige Schwachstelle“ an der Havel. Doch ohne die Länderfusion Berlin-Brandenburg könne das Problem wohl nicht behoben werden. Der Bericht des Gesundheitsamtes erklärt, dass die mikrobiologische Belastung des Abwassers nur durch einen „kostenintensiven Ausbau“ der so genannten vierten Reinigungsstufe mit Mikrofiltrationstechnik im Klärwerk Ruhleben vermieden werden könne. Durch die Nährstoffe, die auch mit dem Abwasser aus Ruhleben in die Havelgewässer gelangen, muss laut Kleeßen ab Ende Juli mit dem „massenhaften Auftreten“ von Blaualgen gerechnet werden. Dies sei vor allem eine Folge der Überdüngung des Gewässers mit Pflanzennährstoffen. Blaualgen können nach Angaben des Gesundheitsamtes Toxine bilden, die allergische Reaktionen der Haut, Übelkeit und Erbrechen hervorrufen können. „Besonders gefährdet sind in diesem Fall Kleinkinder, die unkontrolliert Wasser schlucken“, sagte Ute Kleeßen. Die Baderegel des Gesundheitsamtes lautet: Wer seine Füße im knietiefen Wasser nicht mehr sieht, sollte vorsichtig sein. Als weitere Vorsichtsmaßnahme bei Algenbildung messen die Potsdamer Strandbäder Babelsberg und Templin täglich zweimal die Sichttiefe des Wassers. Auf Schildern am Eingang werde diese auch den Besuchern bekanntgegeben. Bei starkem Algenaufkommen werden Warnhinweise aufgestellt.

Generell überprüft das Gesundheitsamt die Wasserqualität der beiden Strandbäder seit der offiziellen Eröffnung der Badesaison am 15. Mai meistens einmal pro Woche. Die „wilden“ Badestellen Heiliger See, Baggersee am Stern und Sacrower See werden im Zwei-Wochen-Rhythmus kontrolliert. Einmal im Monat wird außerdem die Qualität des Wassers im Weißen See, Schlänitzsee, Jungfernsee und Griebnitzsee gemessen. Als Grundlage für alle Tests gelten die EU-Richtlinie über die Qualität der Badegewässer und die Badewasserverordnung des Landes Brandenburg. Problematisch ist aus Sicht das Gesundheitsamtes das Baden im Baggersee am Stern. Hier sei die mikrobiologische Belastung des Wassers zwar nicht gesundheitsgefährdend, doch verliere der See zunehmend die Fähigkeit zur Selbstreinigung. Dies habe bereits eine Studie der Universität Potsdam aus den Jahren 1997, ‘98 und ‘99 belegt. „Der Baggersee wird sehr gut angenommen, ist dafür aber eigentlich zu klein und nicht tief genug“, so Kleeßen. Da es sich um eine „inoffizielle Badestelle“ handele, gebe es keine Sanitäreinrichtungen. Die dadurch bedingte Verunreinigung des Wassers kann nach Meinung von Ute Kleeßen nur durch ein generelles Badeverbot gestoppt werden. „Aber die mikrobiologischen Werte sind gut – und wer soll das kontrollieren?“, so Kleeßen.

 

Billigere Entsorgung - Rotierender Filter klärt Abwasser

Süddeutsche Zeitung, 22.5.2001

Baden am Auslauf von Kläranlagen? Ein Membranfilter, den das Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik in Stuttgart jetzt auf der Umweltmesse Envitec in Düsseldorf vorstellt, kann die Keimzahl des geklärten Abwassers fast auf Null reduzieren.

Bisher wird das Abwasser in kommunalen Kläranlagen in Absetzbecken von der Biomasse befreit. Es zu filtern wäre besser, sei aber für die Betreiber zu teuer, so der Fraunhofer-Bioverfahrenstechniker Werner Sternad. Damit die Biomasse die Filter nicht verstopft, muss deren Oberfläche regelmäßig gereinigt werden. Herkömmlicherweise wird das Wasser unter hohem Stromverbrauch etwa durch Filtrationsröhren im Kreis gepumpt, so dass der Rückstand auf dem Filter nur eine bestimmte Dicke erreichen kann – überstehende Feststoffe reißt die Strömung mit sich fort. Der neue Membranfilter kommt ohne die energiefressende Strömung aus. Er verstopft nicht, weil er rotiert und die Feststoffe auf diese Weise durch die Fliehkraft von den Filterscheiben schleudert. „So lassen sich bis zu 90 Prozent der bei der Filtration anfallenden Stromkosten einsparen“, glaubt Sternad. In Stuttgart soll das neue Verfahren erprobt werden.

 

Klärwerk Rosental hat neue Reinigungsstufe bekommen / Geruchs- und Lärmbelästigung reduziert

Leipziger Volszeitung 9.5.2001

Im Klärwerk Rosental ist eine neue biologische Reinigungsstufe installiert worden. Die rund 35 Millionen Mark teure Anlage stellt sicher, dass die Stickstoff-Belastung in der Luppe deutlich sinkt. Auch die Geruchs- und Lärmbelästigungen im Umfeld würden minimiert, heißt es.

Für die neue Anlagen wurden 56 000 Kubikmeter Erde ausgehoben und zwei neue Belebungsbecken in der Größe eines Fußballfeldes installiert. Beide sind jeweils sieben Meter tief und inzwischen Domizil zahlreicher Mikroorganismen, die aus dem Abwasser Kohlenstoff, Stickstoff und Phosphat entfernen. "Damit diese Organismen mit möglichst hoher Intensität arbeiten, haben wir eine neue Gebläsestation errichtet, die Sauerstoff in die Becken drückt", erzählt Projektleiter Uwe Winkler. "Ihre fünf Turbogebläse können stündlich 23 000 Kubikmeter Luft erzeugen."

Weil diese Technik normalerweise extrem laut arbeitet, ist die Anlage mehrfach schallisoliert; unter anderem mit speziellen Schallschutzziegeln. Um die so genannte Nachklärung der Abwässer zu verbessern, haben die Wasserwerker auch noch vier Absetzbecken mit Durchmessern von 52 Metern und jeweils 4000 Kubikmeter Fassungsvermögen errichtet.

Parallel dazu wurden die ersten neuen Teilbereiche der Schlammbehandlungsanlage in Betrieb genommen. "Dort gibt es jetzt keine offenen Behälter mehr, von denen früher viele Geruchsbelästigungen ausgingen", sagt Winkler. Auch die Verladestation arbeite jetzt "emissionsfrei". Bis Jahresende würden noch zusätzlich Biofilter angeschlossen.

Weitere Einsparungen soll es geben, wenn die Schlammbehandlungsanlage komplett überarbeitet ist. "Wir erstellen derzeit ein Konzept dafür", sagt Prokurist Hendrik Walther. Geplant seien eine Anlage zur Trocknung und Faulung des Schlammes sowie eine Gasverwertungsanlage. "Ursprünglich sollte das schon alles fertig sein", räumt Walther ein. "Doch wir hatten Probleme mit der Baufirma und mussten uns von ihr trennen." Wie berichtet, wurde dabei ein Vergleich geschlossen, über den sich beide Seiten in Schweigen hüllen.

Unabhängig davon wollen die Wasserwerke bis zum Jahr 2005 auch noch eine zweite biologische Reinigungsstufe installieren. "Dafür sind Investitionen von weiteren 30 Millionen Mark vorgesehen", sagt Projektleiter Winkler. "Wenn auch diese Stufe in Betrieb geht, werden Leip-zigs Abwässer die Luppe 50 Pro-zent weniger belasten als im Jahr 1999."

Andreas Tappert

 

Wasser kann in wenigen Jahrzehnten knapp werden

Bild der Wissenschaft 5.5.2001

Das World Resources Institute (WRI) warnt in seiner Studie "Pilot Analysis of Global Ecosystems (PAGE)", dass im Jahr 2025 fast 50 Prozent der Weltbevölkerung unter einer Wasserknappheit leiden könnten.

Die Wasserqualität der Seen, Flüsse und des Grundwassers wird sich vor allem durch die Landwirtschaft und die rasche Entwicklung von Städten verschlechtern. Durch die Zunahme der Weltbevölkerung wird auch der Wasserverbrauch steigen und das könnte vor allem in den Entwicklungsländern zu einer Wasserknappheit führen.

Neben der Verschlechterung der Wasserqualität wirkt sich auch die Veränderung der Süßwasserökosysteme negativ aus. Durch das Anlegen von Kanälen und Dämmen wurde der Verlauf von mehr als der Hälfte der 227 größten Flüsse der Welt verändert. Nur die großen Flüsse im Norden Nordamerikas und Russlands und in einigen Gebieten Afrikas und Südamerikas sind noch frei fließend. Durch die Veränderung der Ökosysteme werden auch die im Süßwasser lebenden Pflanzen- und Tierarten bedroht. Laut der Studie sind etwa 20 Prozent von den auf der Welt bekannten 10.000 Süßwasserfischarten bereits ausgestorben oder stark gefährdet.

Obwohl die Flüsse, Seen und Feuchtgebiete nur etwa 0,01 Prozent des weltweiten Süßwassers beinhalten, wird ihr Nutzwert auf über eine Trillionen Mark geschätzt. "Die Süßwassersysteme produzieren nicht nur Güter wie Fische oder Muscheln, sondern erfüllen auch andere Dienste, für die wir sie wertschätzen müssen", erklärt Carmen Revenga, eine der Autorinnen der Studie. Sie betont die Bedeutung von Feuchtgebieten. Sie wirken wie Wasserfilter und stellen ein wichtiges Ökosystem dar, das vielen Tierarten als Kinderstube dient.

Jaime Echeverria, ein Ökonom vom WRI, meint dazu: "Wenn wir Wasser höher wertschätzen und ökonomisch damit umgehen, wird es genug Wasser für alle geben."

Mehr zum Thema Wasserknappheit finden Sie im bdw-Newsticker.

Ralf Möller

 

Kostengünstige Abwasserreinigung mit rotierenden Membranfiltern [02.05.2001, wissenschaft-online.de]

Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik (IGB) haben ein neues Verfahren entwickelt, das die Abwasserreinigung durch Membranfiltration kostengünstiger macht. Bei hoher Feststoffbelastung können die Filter verstopfen, was nur durch energieaufwändiges Überströmen verhindert werden kann. Der Rotationsscheibenfilter der Forscher vom IGB besteht nun aus einem Stapel keramischer Membranscheiben auf einer rotierenden Hohlwelle als Mittelachse. Indem sich die Membranscheiben mit unterschiedlicher Geschwindigkeit drehen, können die Betreiber mittels der Zentrifugalkräfte die Dicke der sich ablagernden Schlammschicht kontrollieren.

 
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