Oktober 2001

Wasser-/Abwassernachrichten

(News-Archiv)

Massive Schäden an Kläranlage 
Dritte Reinigungsstufe des Avus-Werkes nach nur zwei Jahren betroffen

Main-Rheiner 30.10.2001

INGELHEIM/VG NIEDER-OLM - Es ist gerade einmal zwei Jahre her, dass die dritte Reinigungsstufe des Klärwerks in Ingelheim ihrer Bestimmung übergeben wurde. Gestern wurde bekannt, dass massive Schäden an dem Bauwerk entstanden sind. Der Abwasserzweckverband „Untere Selz“ (Avus) hat ein gerichtliches Beweissicherungsverfahren eingeleitet.

Von unserem Redaktionsmitglied Gerhard Wieseotte

In den Jahren 1998 bis 2000 wurde das Ingelheimer Klärwerk um die so genannte dritte Stufe ausgebaut sowie mit einer Filtrationsanlage ausgerüstet. In der dritten Reinigungsstufe werden die im Abwasser vorhandenen Stickstoffverbindungen abgebaut, in der Filtration die noch im gereinigten Abwasser befindlichen Schlammpartikel zurückgehalten. Im Wesentlichen bestehen diese Anlagenteile aus großen Betonbecken, die dritte Reinigungsstufe immerhin mit einem Beckenvolumen von über 20000 Kubikmeter, die Filtration aus vier Kammern mit jeweils circa 100 Kubikmetern Inhalt.

Bei einer Revision einer Siebtrommel der Filtration wurde im Frühjahr diesen Jahres festgestellt, dass die wasserberührten Betonoberflächen der Kammer starke Korrosionsschäden aufweisen. Eine daraufhin durchgeführte Überprüfung ergab, dass nicht nur der Beton in der einen Kammer der Filtration, sondern alle neuen Betonbauteile im Bereich dritte Reinigungsstufe und Filtration diese Schäden aufweisen. Um den Umfang der Schäden zu ermitteln, aber auch um eine dauerhafte und fachgerechte Sanierung der schadhaften Betonoberflächen veranlassen zu können, wurde vom Verband ein Beweissicherungsverfahren beim Landgericht Mainz veranlasst. Ziel des Verfahrens ist es, den Verursacher der Schäden zu ermitteln.

Die Sanierung der Betonflächen wird später erheblichen Einfluss auf den Klärwerksbetrieb haben. Es werden immer nur Teilbereiche der dritten Reinigungsstufe beziehungsweise der Filtration außer Betrieb genommen werden können. Die biologische Kapazität, so Verbandsvorsteher Claus, wird sich über die Dauer der Sanierungsarbeiten allerdings um circa 30 Prozent verringern. In Abstimmung mit den zuständigen Wasserbehörden wird ein Sanierungs- und Betriebskonzept erarbeitet, in dem alle vorhandenen verfahrenstechnischen Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um die Reinigungsleistung des Klärwerks auf höchstmöglichem Niveau und die Belastung des Rheins, in den das gereinigte Abwasser eingeleitet wird, und eine Erhöhung der Abwassergebühren so niedrig wie möglich zu halten.

 

Diskussion über Fusion von Wasser und Abwasser

AZVD-Geschäftsführer unterbreitet erste Ideen

Leibziger Volkszeitung 26.10.2001

Delitzsch. In Sachsen ist gegenwärtig auf den unterschiedlichsten Ebenen ein Denkprozess nach modernen Strukturen für die Wasserwirtschaft im Gange. Auch im Kreis Delitzsch überlegt man mehr oder weniger, ob die jetzige Struktur der Trinkwasserversorgung und der Abwasserbehandlung noch zeitgemäß ist.

Dr. Johannes Hummel, der Geschäftsführer des Delitzscher Abwasserzweckverbandes (AZVD), sprach kürzlich in einer Dienstberatung der Bürgermeister im Landratsamt erstmals öffentlich über Möglichkeiten, mittelfristig in der Delitzscher Region die Aufgabenbereiche Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung zusammenzuführen.

Gegenwärtig erledigen dies noch mehrere Zweckverbände. Je nach Mitgliedsgemeinden sind das kleinere oder größere kommunale Körperschaften. Diese wiederum bedienen sich der Technischen Werke Delitzsch GmbH (TWD) oder der Kreiswerke Delitzsch GmbH (KWD). So erledigen die TWD beispielsweise die Betriebsführung für den Zweckverband Derawa (Delitzsch-Rackwitzer Wasserversorgung) und die KWD betreiben für den AZVD die Kläranlage in Delitzsch.

Vor dem Hintergrund einer Liberalisierung des Wassermarktes und einer dauerhaft gesicherten und kostendeckend betriebenen Wasserver- und Abwasserentsorgung würden in der Fachpresse zunehmend größere Struktureinheiten diskutiert, richtig effizient sei es ab 100.000 Einwohner. Verbände unter 10.000 Einwohner machten keine Sinn, erklärt Dr. Hummel. Er regte deshalb an, alle wasserwirtschaftlichen Aufgaben, die jetzt noch in den Händen der einzelnen Zweckverbände bzw. von TWD oder KWD erledigt werden, in einem neu zu gründenden kommunalen Unternehmen zu bündeln. Voraussetzung dafür ist natürlich der politische Wille der Städte und Gemeinden, denn das Selbstverwaltungsrecht der Kommunen muss gewahrt bleiben. Dabei gehe es überhaupt nicht darum, dass etwa der AZVD die anderen vereinnahmen will, sondern dass die kommunalen Aufgabenträger von der Zentralisierung eigentlich nur profitieren könnten, argumentiert der AZVD-Geschäftsführer.

Eine solche Zusammenführung, so Dr. Hummel, böte beispielsweise bessere Chancen, wirtschaftliche Probleme von Abwasserzweckverbänden zu glätten. Ziel der Schaffung eines derartigen Unternehmens müsse es sein, die Qualität der Arbeit zu verbesseren, um den Bürgern gleiche Leistungen möglichst günstiger anzubieten. "Ein Unternehmen in dieser Größe kann dann auch mehr Fachwissen an sich binden, was die Wettbewerbsfähigkeit am Markt erhöht", sagt Dr. Hummel. Einen weiteren Anreiz für die Kommunen, eine solche Variante ins Auge zu fassen, sieht er auch darin, dass sie in der Region strategisch handlungsfähig bleiben, sprich Einfluss auf die Wasserver- und Abwasserentsorgung behalten.

Das war Anfang der 90er Jahre, als beide Aufgaben noch in den Händen der Wasserversorgung und Abwasserbehandlung Leipzig GmbH (WAB) lagen, nicht so der Fall. Viele Kommunen fühlten sich damals als Bittsteller und strebten deshalb mehr Eigenverantwortung an. "Die WAB, so ist mein Eindruck, verstand damals ihre Rolle als Dienstleister für die Kommunen nicht richtig", erinnert sich Dr. Hummel. Die WAB verlor daraufhin ihr Monopol und es entstanden die jetzigen kommunalen Zweckverbände.

Noch ist die künftige Struktur der Wasserwirtschaft im Kreis nur eine Vision und viele Detailfragen sind offen, doch spätestens nächstes Jahr, so rechnet der AZVD-Geschäftsführer, müssten Grundsatzentscheidungen fallen, in welche Richtung die Entwicklung gehen soll.

T. S.

Anlage bis 2002 - Geruchsbelästigung in Schönfeld fast ausgemerzt

Sächsische Zeitung, 8. Oktober 2001

Thiendorf. Die Zugabe von Chemikalien zum Abwasser im Raum Thiendorf/Schönfeld ist aus Beschluss des zuständigen Abwasserverbandes bis zum Juni 2002 verlängert worden. Die in Thiendorf installierte so genannte Nutriox-Anlage verhindert die Bildung von aggressivem Schwefelwasserstoff. Das Gas bildet sich durch Fäulnisprozesse in der Kanalisation. In den kilometerlangen Sammelleitungen zwischen Würschnitz und Kalkreuth ist das Abwasser unter Umständen vier Wochen lang unterwegs. Deshalb entsteht im Netz überdurchschnittlich viel Schwefelwasserstoff, der nicht nur unangenehm nach faulen Eiern riecht, sondern auch die Betonummantelung der Pumpenschächte zersetzt. Durch die Inbetriebnahme der Nutriox-Anlage konnte die Geruchsbelästigung in Schönfeld nahezu ausgeschaltet werden. Aber die Chemikalien sind teuer. 50 000 Mark (25 560 Euro) muss der finanzschwache Abwasserzweckverband "Trinkwasserschutzzone Radeburg" pro Jahr dafür ausgeben. Hinzu kommen die Betriebs- und Wartungskosten. Deshalb denkt man beim Verband auch über Alternativen nach. Eine Möglichkeit wäre beispielsweise, für die Orte Sacka/Tauscha und Kleinnaundorf/Würschnitz separate kleine Kläranlagen zu installieren. Dann wäre der Transport des Abwassers über 17 Kilometer zur Kalkreuther Kläranlage nicht mehr nötig, und das teure Binden des Schwefelwasserstoffes entfiele. Allerdings wären auch hier wieder Investitionen von Nöten, die sich der Verband in seiner gegenwärtigen Finanzsituation nicht leisten kann. (SZ/mm)

 

Kitzscher stimmt für Mengengebühr von 5,72 Mark

'Liepziger Volkszeitung, 5.10.2001

Abwasserbeseitigungskonzept im Stadtrat besprochen

Kitzscher. Heftig umstritten waren zur Stadtratssitzung am Montagabend die Globalberechnung und das Abwasserbeseitigungskonzept des Abwasserzweckverbandes Espenhain bis zum Jahr 2015 sowie die Gebührenkalkulation für die Abwasserentsorgung 2001 bis 2003. Am Ende ermächtigte der Stadtrat den Bürgermeister Hartmut Harbich, in der Verbandsversammlung des AZV Espenhain am 11. Oktober für eine einheitliche Mengengebühr von 5,72 Mark pro Kubikmeter Abwasser zu stimmen, aber nicht für das Abwasserbeseitigungskonzept. Der Abwasserzweckverband Espenhain (AZV) hat ein Konzept zur Abwasserbeseitigung bis zum Jahre 2015 erarbeiten lassen. Die Kernaussage daraus formulierte der Leiter Allgemeine Verwaltung beim AZV, Michael Spitzner, am Montag vor den Stadträten: "Wir gehen weiterhin von einer zentralen Nutzung des Klärwerkes Espenhain aus. Zurzeit sind etwa zwei Drittel aller Haushalte des Verbandsgebietes an das System angeschlossen. Bis 2015 soll der Rest folgen." Der Neubau eines eigenen Klärwerkes käme nach den Worten Spitzners deutlich teurer als die Abwasserklärung durch die Mueg GmbH in Espenhain.

Wie dem Leitfaden zur Globalberechnung und zum Abwasserbeseitigungskonzept zu entnehmen ist, sind seit Bestehen des AZV rund 114,3 Millionen Mark in den Ausbau der einzelnen Ortsnetze bzw. Abwasserdruckleitungen, Hauptsammler, Freispiegelleitungen und Pumpstationen investiert worden. Weitere 37,7 Millionen Mark sollen bis zum Jahre 2015 folgen, unter anderem für den Bau der Regen-, Schmutz- und Mischwassersysteme im Ortsnetz Kitzscher mit seinen Ortsteilen (6,7 Million Mark) oder für die Abwasserdruckleitung Kitzscher-Espenhain (1,1 Million Mark).

Im Stadtrat herrschte zu diesem Konzept geteilte Meinung. Mit acht Ja- und acht Nein-Stimmen sowie einer Stimmenenthaltung wurde der Beschlussvorschlag letztlich nicht angenommen. Demnach darf Bürgermeister Hartmut Harbich zur Verbandsversammlung am 11. Oktober nicht für das "Abwasserbeseitigungskonzept des AZV Espenhain" stimmen.

Anders sieht es mit den Gebühren für die Abwasserentsorgung im Zeitraum 2001 bis 2003 aus. Um in diesen Jahren kostendeckend zu arbeiten, hatte der AZV Espenhain acht Gebührenvarianten vorgeschlagen. Der Stadtrat Kitzscher favorisierte die Variante 5. Sie geht von einer einheitlichen Mengengebühr von 5,72 Mark pro Kubikmeter Abwasser aus, aber ohne Grundgebühr. Dafür stimmten neun Abgeordnete.

Kathrin Haase

 

Wasserpreis bald über acht Mark

Backnanger Kreiszeitung, 4.10.2001

Umfangreiche Kanalsanierungsarbeiten und Neubau des Wasserhochbehälters erforderlich

Auenwald - Hohe Investitionen lassen den Wasserpreis auf Rekordniveau steigen. 2003 sind für Wasser und Abwasser zusammen 8,51 Mark pro Kubikmeter fällig. Das gesamte Kanalnetz wird per Videokamera auf Schäden untersucht.

VON FLORIAN MUHL

Dem Gemeinderat waren am Montagabend offensichtlich die Hände gebunden. Selten zuvor stimmten sie einem Beschlussvorschlag der Gemeindeverwaltung so ungern zu. Einstimmig legten sie die Vorgehensweise der Kanalsanierung nach der Eigenkontrollverordnung für die nächsten zwei Jahre fest.

Der Beschluss hat weitreichende Folgen. Denn der Abwasserpreis wird auf Rekordniveau steigen. Wie Kämmerer Stephan M. Dumas in der Sitzung erläuterte, wird der Kubikmeterpreis von derzeit 5 Mark (entsprechend 2,56 Euro) auf 5,54 Mark (2,83 Euro) ab dem 1. Januar 2002 steigen. Ein Jahr später wird die nächste Erhöhung fällig: Auf 5,87 Mark (3 Euro). Erst zu Beginn des Jahres 2004 sinkt der Abwasserpreis nach heutigem Stand der Dinge wieder etwas, dann auf 5,34 Mark (2,73 Euro).

Der Grund für diese unliebsamen Preissteigerungen sind die hohen Sanierungskosten, die für das Kanalnetz aufgewendet werden müssen. Das Backnanger Ingenieurbüro Frank berechnete jetzt die Kosten der erforderlichen Sanierungsarbeiten auf Basis der letzten Kamerabefahrung, die in den Jahren 1989 bis 1991 stattgefunden hatte. Das Ergebnis: Die schadhaftesten Rohre und Leitungen in der Gesamtgemeinde (Schadensklassen 1 und 2) in Ordnung zu bringen, kostet etwas über drei Millionen Mark (1,56 Millionen Euro).

Bislang hat die Gemeinde pro Jahr maximal 200000 Mark (102000 Euro) für Kanalsanierungsmaßnahmen bereit gestellt. "Der Pferdefuß bei dieser Vorgehensweise wäre, dass es noch mindestens 15 Jahre dauern würde, bis sämtliche Schäden der Schadensklasse 1 und 2 behoben sind", erläuterte Dumas. Deshalb geht Auenwald nun einen anderen Weg, bei dem die Chance besteht, einen Zuschuss von etwa 50 Prozent zu erhalten. Voraussetzung hierfür ist, dass Einzelstrecken als Paket angemeldet werden müssen, die technisch innerhalb eines Jahres saniert werden müssen.

Dietmar Frank hat die gesamten Arbeiten in zwei Bauabschnitte aufgeteilt: 2002 soll das Rohrnetz in den Ortsteilen Lippoldsweiler, Hohnweiler und Ebersberg in Stand gesetzt werden. Ein Jahr später sind dann Unter-, Mittel- und Oberbrüden dran. Sämtliche Leitungen werden erneut per Videokamera überprüft. Die Kosten werden über einen Zeitraum von 40 Jahren abgeschrieben. Der Neubau eines Regenüberlaufbeckens sowie Kanalarbeiten im Neubaugebiet "Hintere Wiesen" drücken ebenfalls auf den Abwasserpreis.

Aufgrund des neuen Wasserhochbehälters Unterbrüden wird der Wasserpreis von 2,40 Mark (1,23 Euro) auf 2,64 Mark (1,35 Euro) ab 1. Januar 2002 steigen.

 
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