August 2002

Wasser-/Abwassernachrichten

(News-Archiv)

Entsorgung über Bio-Rasen

Ostsee Zeitung 30.8.2002

Grundwasser machte beim Kläranlagenbau Strich durch die Rechnung

 Reppelin (OZ) Mit der Übernahme einer neuen Kläranlage in Reppelin durch den Warnow-Wasser- und Abwasserverband (WWAV) ging gestern für einige Anwohner ein unseliger Zeitabschnitt zu Ende, der ihnen zum Teil die Luft zum Atmen nahm und auch dem Auftraggeber Nüsse zu knacken aufgab. Die Anlage ist für maximal 49 Personen, die ihre Abwässer jetzt voll biologisch entsorgt bekommen, ausgelegt. Neben einem Teil des Gutshauses sind hier ein öffentliches Gebäude und die Eigenheime angeschlossen, die in dem neuen Wohngebiet entstehen. Die Kläranlage löst eine alte Anlage ab, die der WWAV an gleicher Stelle bereits betrieb. 

Ein besonderes Kuriosum trat beim Bau der Reppeliner Kläranlage auf, als der eigentliche Bau beginnen sollte. „Es ist in dem Gelände ein Bodengutachten gemacht worden, mit dem keine aufregenden Besonderheiten festgestellt wurden“, erklärt Eurawasser-Sprecherin Regina Stolle. Als die Schachtarbeiten gerade einmal zwei Meter neben jener Stelle begannen, von der die Probe genommen wurde, stellte das Bauunternehmen fest, dass eine Grundwasserabsenkung unausweichlich war. Niemand hatte damit gerechnet. Die Folgen waren Bauverzug und höhere Kosten. Die jetzt übergebene Klärgrube arbeitet voll biologisch. Das Tropfkörperprinzip mit Vorklärung hat einen Körper aus Schlackestein zum „Helfer“, worauf sich ein biologischer Rasen ansiedelt. Nach einer Nachklärung wird das dann unbelastete Abwasser in den Reppeliner Bach eingeleitet. 

Insgesamt leben in Reppelin 240 Menschen. Der überwiegende Teil der Haushalte wird auch künftig das Abwasser in Kleinkläranlagen einführen. Reppelin erfüllt von seiner Bebbauungsdichte nicht die mecklenburgisch-vorpommersche Orientierung, die besagt, dass bei einer zentralen Entwässerung die Kosten je Einwohner 2500 Euro nicht überschreiten sollen. ACHIM TREDER

Afrikanische Länder schließen Wasserabkommen 

29.8.2002, 22:41 - Netzeitung

Drei südafrikanische Staaten haben beschlossen, ihre Wassernutzung künftig besser zu koordinieren. Indonesien und Japan beschlossen ein Waldschutz-Programm.

Südafrika, Mosambik und Swasiland wollen ihre Wasserpolitik künftig besser koordinieren. Auf dem UN-Gipfel im südafrikanischen Johannesburg unterzeichneten sie ein entsprechendes Abkommen. Demnach wollen sie künftig alle Dammbau- und Bewässerungsprojekte an den gemeinsamen Flüssen Incomati und Maputo absprechen.

Für Mosambik bedeute dies einen Schutz vor unmäßigem Wasserverbrauch seiner Nachbarländer. Die EU versprach die Finanzierung eines Bewässerungsprojektes in Swasiland, das 10.000 Arbeitsplätze und 11.000 Hektar Ackerland schaffen soll.

Indonesien und Japan schlossen sich zum Schutz der indonesischen Wälder zusammen. Indonesien soll im Kampf gegen Waldbrände und illegale Abholzung unterstützt werden. In den vergangenen Jahren waren dort jährlich zwei Millionen Hektar Waldfläche verloren gegangen. (nz)

„Können Wasser nicht einfach produzieren“

Handelsblatt Wirtschaft 27.8.2002

Aus dem Kampf um Wasser kann auch Krieg werden

Von Jan Dirk Herbermann, Handelsblatt

Wasser ist Leben. Und Wasser ist Zerstörung und Tod. Bis zu 4 Millionen Menschen sterben jährlich wegen schmutzigen Wassers. Und mehr als 3 Milliarden Menschen werden wegen verseuchten Wassers von Krankheiten befallen, die nicht selten tückisch sind. 1,3 Milliarden Menschen sind von sauberem Trinkwasser völlig abgeschnitten.

GENF. „Aber nicht allein diese Zahlen zeigen die menschliche Tragödien“, sagt Klaus Töpfer, Chef des Uno-Umweltprogramms Unep. „Der Wassermangel hält die Menschen von einem produktiven Leben ab, untergräbt die gesellschaftliche und ökonomische Entwicklung.“

Der Wassermangel – eine Zeitbombe, die schon längst explodiert ist. Morgen sollen deshalb die Experten auf dem Gipfel in Johannesburg nach Möglichkeiten suchen, um das Problem irgendwann einmal zu lösen.

Unep-Chef Töpfer bringt das Dilemma auf den Punkt: „Wir können Wasser nicht einfach produzieren.“ Konsequenzen: Immer mehr Regionen werden von Trockenheit heimgesucht, besonders in den ohnehin unterentwickelten Ländern 

Westasiens und Nordafrikas. Die Uno vermutet, dass in den nächsten zwei Jahrzehnten der gesamte Wasserverbrauch um 40 % steigen wird. Bis zum Jahr 2025 würden zwei Drittel der Weltbevölkerung in Ländern mit mittlerer oder großer Wasserknappheit leben.

Eine Ursache der aktuellen Not ist Schlamperei: Mehr als zwei Drittel des Wassers verbraucht die Landwirtschaft – beispielsweise führen Lecks in ihren Bewässerungssystemen zu einer enormen Verschwendung. Was muss getan werden? Allein um das Uno-Ziel zu erreichen, die Zahl der Menschen ohne Zugang zu Trinkwasser und sanitären Einrichtungen bis 2015 zu halbieren, braucht es Investitionen von jährlich 23 Mrd. $. Pro Jahr fehlen derzeit 7 Mrd. $. Die Folge spüren zumal die Bewohner der Entwicklungsländer: Dort wird fast das gesamte Abwasser und mehr als zwei Drittel der Industrieausflüsse ungeklärt in Flüsse und Meer gepumpt.

Doch es gibt auch andere Nachrichten. So erhielten in den Entwicklungsländern in den 90er Jahren 835 Millionen Menschen Zugang zu besserem Trinkwasser, fast ebenso viele nutzen erstmals in ihrem Leben sanitäre Einrichtungen. Eine Linderung des Mangels gibt es vor allem dort, wo die Betroffenen aktiv in den Kampf für eine bessere Zukunft eingebunden werden. So gab die Weltbank Ende der 90er Jahre mehr als 5 Mill. $ für ein Projekt in einem Slum der bolivianischen Hauptstadt La Paz aus. Der lokale private Wasserversorger verpflichtete sich, mehr als 4 Mill. $ über drei Jahrzehnte aufzubringen. Nach drei Jahren hatten in dem Elendsquartier bereits 10 000 Familien sauberes Wasser, Toiletten und Waschgelegenheiten. Die Erfolgsgeschichte hat viele Väter, aber „vor allem haben die Einwohner ihr Schicksal in die Hand genommen“, schreibt die Weltgesundheitsorganisation.

Doch bei allem punktuellen Fortschritt – noch fehlt eine globale Strategie, um die rapide wachsende Erdbevölkerung mit Wasser zu versorgen. Und es existiert keine leistungsfähige Institution, die fähig wäre, eine Agenda umzusetzen. Falls die Verantwortlichen das universale Drama Wassermangel nicht in den Griff bekommen, droht Krieg. „Lange bewaffnete Konflikte dürften dann das 21. Jahrhundert prägen“, warnt die Uno-Universität in Tokio. Waffengänge könnten an den rund 300 Flüssen und Seen der Welt ausgefochten werden, die das Gebiet von mindestens zwei Ländern berühren. Nur die wenigsten Anrainer haben den Zugriff zu der begehrten Ressource vertraglich geregelt. So scheint eine Auseinandersetzung zwischen Ägypten, Sudan und Äthiopien bereits unausweichlich: Der Pegel des Nils soll in diesem Jahrhundert um mehr als zehn Prozent sinken.

Fischeier lösen Tierversuche ab Neue Wege bei Abwassertests

Augsburger Allgemeine 27.8.2002 - München (lb). 

Die Abwasseruntersuchung in Bayern wird künftig ohne Tierversuche stattfinden. Nach Angaben des Landesamtes für Wasserwirtschaft wird die Qualität des Abwassers künftig mit Hilfe von Fischeiern geprüft. Industrielle Abwässer dürfen nach geltenden Gesetzen nur dann in Gewässer eingeleitet werden, wenn sie für Fische nicht giftig, also fischtauglich sind. Dieser Nachweis wurde bislang in Bayern durch Versuche an lebenden „Goldorfen“ erbracht. Aus Tierschutzgründen werden jetzt die Eier des Zebrabärblings (Danio rerio) eingesetzt. Ein Blick durch das Mikroskop zeige dem Fachmann, ob sie durch Abwasser geschädigt wurden. Giftige Effekte könnten eindeutig, sicher und tierschutzgerecht nachgewiesen werden, erklärte ein Sprecher des Landesamtes. Voraussetzung für den Einsatz dieser Alternativmethode war die Änderung der bundeseinheitlichen Abwasserverordnung.

Erhöhte Quecksilberwerte im Elbe-Hochwasser 

23. Aug 2002 16:03, ergänzt 22:03 - Netzeitung

Erste Untersuchungen haben höhere Quecksilberwerte während des Elbhochwassers ergeben. Allerdings soll das Schwermetall nicht aus der Chemiefabrik Spolana stammen.

In ersten Proben aus dem Hochwasser der oberen Elbe sind erhöhte Werte von Quecksilber festgestellt worden. Das teilte das Bundesumweltministerium am Freitag in Berlin mit.

Diese stammten jedoch nicht aus einer zusätzlichen Einleitung des Schwermetalls aus Chemieanlagen, hieß es in der Mitteilung. So seien bei Wasserproben vom 16. August zwischen dem Chemiewerk Spolana und der Einmündung der Moldau in die Elbe bei Neratovice kein Anstieg der Quecksilberkonzentrationen festgestellt worden. Unterhalb der Einmündung wurde dagegen ein deutlicher Anstieg gemessen.

Aufgewirbelte Stoffe

Experten erklärten die erhöhte Konzentration des Schwermetalls damit, dass durch den extrem hohen Abfluss bereits vorhandene, im Fluss abgelagerte Schadstoffe aufgewirbelt und flussabwärts transportiert worden seien. Die Ergebnisse der Dioxin-Untersuchungen liegen noch nicht vor, hieß es in der Erklärung weiter. Sie werden ebenso wie die Resultate einer weiteren Probe vom Mittwoch aus Dessau für Anfang nächster Woche erwartet.

Auch die Tschechische Umweltinspektion gab am Freitag Entwarnung. Erste Ergebnisse der bei der Chemiefabrik Spolana Neratovice genommenen Wasserproben hätten «Kontaminationen nur lokalen Charakters» ausgewiesen.

Kläranlagen ausgefallen

Allerdings ist als Folge des Hochwassers eine vorübergehende Zunahme der Elbverschmutzung zu erwarten. Allein in der tschechischen Region Usti nad Labem (Aussig) seien 25 Kläranlagen metertief unter Wasser geraten und vorerst unbenutzbar geworden, berichtete die Nachrichtenagentur ddp. Das habe zur Folge, dass nahezu alle größeren Städte ihr gesamtes Abwasser direkt in den Fluss leiten.

Es wird Wochen dauern, sagen die Experten, bis die Anlagen wieder in Gang kommen, zumindest die zur mechanischen Reinigung. Bei den biologisch klärenden braucht es noch deutlich länger. Vladimir Polanecky, Chef des Hygienedienstes in Prag, spricht von Monaten für die Instandsetzung. Der Zustand der Flüsse soll so schlimm sein wie vor zwölf Jahren, als Sachsen und der Bund sich in einem Akt der Notwehr veranlasst sahen, Millionen Mark in den Bau tschechischer Kläranlagen zu stecken. Ein Vorhaben, das Lachse dazu gebracht hat, die Elbe wieder als bewohnbar anzuerkennen, und Biber, sich an ihren Ufern anzusiedeln. (nz)

Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung

Handelsblatt - Wirtschaft 21.8.2002

In kleinen Schritten vorwärts

Von Michael Franken, Handelsblatt

Die Erwartungen an den Weltgipfel zur nachhaltigen Entwicklung Ende August in Johannesburg sind gering. Von Aufbruchstimmung ist kaum etwas zu spüren. Während die Politik noch an langfristigen Konzepten bastelt, preschen einzelne Unternehmen hier zu Lande vor und zeigen, wie Nachhaltigkeit in der Praxis funktioniert.

HB DÜSSELDORF. Zehn Jahre nach dem UN-Gipfel von Rio sieht die Bilanz aus deutscher Sicht nicht besonders rosig aus. „Insgesamt ist eine Trendwende hin zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise trotz vielfältiger Bemühungen erst in Ansätzen zu erkennen“, heißt es in der Studie „Nachhaltige Entwicklung in Deutschland“ des Umweltbundesamtes. Offenbar ist der Fortschritt auf dem ökologischen Auge noch weitestgehend blind. Und das, obwohl selbst die renommierte Unternehmensberatung Arthur D. Little schon seit Jahren davon überzeugt ist, dass ökologische Leistungen und geschäftliche Erfolge Hand in Hand gehen.

Einige wenige rühmliche Ausnahmen in der deutschen Unternehmerlandschaft zeigen, wie Nachhaltigkeit in der Praxis funktioniert und wie sich dadurch einerseits Kosten sparen lassen und sich andererseits die Wettbewerbsposition am Markt verbessern lässt. Beispiel: die Bayer AG in Leverkusen. Ein Blick in den jüngsten „Sustainable-Development-Report“ zeigt, dass wirtschaftlicher Erfolg bei gleichzeitiger Verbesserung der Umweltdaten möglich ist. Seit 1992 hat der Konzern mehr als 12,5 Mrd. Euro für den Bau und den Betrieb von Umweltschutzanlagen ausgegeben.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Obwohl der Bayer-Konzern seine Produktion in den vergangenen zehn Jahren um mehr als ein Drittel gesteigert hat, konnten die Emissionen im gleichen Zeitraum teilweise um bis zu 70 Prozent reduziert werden. Trotz der deutlichen Steigerung der Produktionsmengen konnte der Energieverbrauch um fast 30 Prozent gesenkt werden. Auch bei einem weiteren wichtigen Thema – der Vermeidung und Verwertung von Abfällen – ist Bayer gut vorangekommen. Die Gesamtabfallmenge hat das Unternehmen seit 1990 um 25 Prozent reduziert.

Ausstoß von Treibhausgasen senken

Doch damit nicht genug: „Wir werden den Ausstoß von Treibhausgasen bis zum Ende des Jahrzehnts, bezogen auf die Werte von 1990, um 53 Prozent senken“, sagt das für Umweltschutz bei Bayer zuständige Vorstandsmitglied Attila Molnar. Das ist ein Spitzenwert im internationalen Vergleich, mit dem Bayer die Empfehlung der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages zur Halbierung der Emissionen zehn Jahre früher als gefordert erfüllen will. Freiwillige Vereinbarungen auf Industrieebene scheinen, zumindest in diesem Fall, auch ohne gesetzliche Regelungen zu funktionieren. Ökonomie und Ökologie seien, so Molnar, heute gleichrangige Ziele der Unternehmensphilosophie. Der Erfolg hat sich für den Konzern bezahlt gemacht. „Wir sind zum dritten Mal hintereinander in Anerkennung unserer Bemühungen in den Dow Jones Sustainable Development Index aufgenommen worden“, erklärt Bayer-Vorstand Molnar sichtlich stolz.

Ökonomische und ökologische Interessen sind auch in anderen Branchen kein Widerspruch. Angesichts der wachsenden Diskussion über Lebensmittelqualität macht sich konsequentes Umweltmanagement schnell bemerkbar. „Investitionen in den Umweltschutz helfen, Gebühren für Energie, Wasser, Abwasser und Abfall zu sparen“, so das Credo von Claus Hipp, Chef des Babynahrungsherstellers Hipp. Seit dem Umweltgipfel von Rio kann Hipp auf beachtliche Erfolge im betrieblichen Umweltschutz am Standort Pfaffenhofen zurückblicken. Durch die Einführung der Abfalltrennung werden heute fast 97 Prozent der im Produktionsprozess entstehenden Abfälle recycelt. Vermeidung und Verwertung senkten die Restmüllmenge in den vergangenen fünf Jahren um fast 70 Prozent. Die Investition in eine neue Sterilisationsanlage reduzierte den Wasserbedarf in der Produktion seit 1993 um 40 Prozent.

Energieversorgung umgestellt

Als erster großer Lebensmittelproduzent Deutschlands hat Hipp seine Energieversorgung weitestgehend auf erneuerbare Energiequellen umgestellt. Seit Februar 2001 ist das Hipp-Stammwerk in Pfaffenhofen an ein Biomasse-Kraftwerk angeschlossen. Rund 7 000 Megawattstunden Warmwasser und 36 000 Megawattstunden Wasserdampf bezieht Hipp vom benachbarten Heizkraftwerk. „So konnten wir fossile Brennstoffe durch regenerative ersetzen“, sagt Bernhard Hanf, Umweltbeauftragter bei Hipp. Der ökologische Wert der Umstellung kann sich sehen lassen: Der Atmosphäre bleiben damit rund 8 000 Tonnen des Treibhausgases CO2 erspart. Firmenchef Claus Hipp hat kein Verständnis für politische Rituale und Schaukämpfe auf internationalem Parkett. Egal ob in Rio oder in Johannesburg. Es sei höchst bedauerlich, dass die Politik ihren global eingegangenen Verpflichtungen zur Reduktion des Treibhausgase nicht in entsprechendem Ausmaß nachkomme. „Umso wichtiger ist es daher, dass verantwortungsbewusste Unternehmen mit konkreten und wirkungsvollen Maßnahmen zur Reduktion der Treibhausgase voranschreiten und Flagge zeigen“, erklärt Hipp.

Auch die Deutsche Telekom zeigt in Sachen Nachhaltigkeit Flagge. Von 1996 bis 2000 konnte sie den Energieverbrauch um 15 Prozent und den Schadstoffausstoß ihrer Fahrzeugflotte um 25 Prozent reduzieren. Außerdem konnte im selben Zeitraum die Anzahl der eingesetzten umweltgefährdenden Stoffe um 85 Prozent verringert werden.

Für die Zukunft setzt sich der Konzern in seinem Umweltprogramm ambitionierte Ziele: Bis 2004 will das Unternehmen den Energieverbrauch und das Abfallaufkommen weiterhin um jeweils zwölf Prozent senken. „Wir wollen unsere Aktivitäten so effizient wie möglich gestalten, und zum anderen wollen wir unseren Kunden Dienste zur Verfügung stellen, die einen Beitrag zur Steigerung ihrer Ressourceneffizienz leisten können“, sagt Gerd Tenzer, Vorstand Produktion, Technik, Einkauf und Umweltschutz.

In Kooperation mit dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung hat die Telekom untersucht, welche Potenziale ihre Dienste zur Dematerialisierung haben. Im Klartext: Viele Services können durchaus einen erheblichen Beitrag zu Energieeinsparungen und somit zur Reduktion von CO2-Emissionen leisten. Beispiele dafür sind insbesondere die Reduzierung von Geschäftsreisen durch Videokonferenzen oder die Entzerrung des Verkehrs durch Tele-Working. Bei allen Erfolgen, Telekom-Vorstand Tenzer bleibt realistisch: „Uns ist vollkommen bewusst, dass der Weg zur Nachhaltigkeit lang und steinig ist. Die ständige Suche nach einer Balance zwischen den ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekten verlangt große Anstrengungen und zugleich viel Fingerspitzengefühl.“

Von der Kloschüssel in die Elbe

taz Nr. 6832 vom 21.8.2002, Seite 4, 117 Zeilen

Ungeklärt fließt das Abwasser in die Flut. Umweltverbände fürchten einen "Giftcocktail" im Elbwasser, der allerdings durch das Hochwasser gut verdünnt wird. Akute Seuchengefahr besteht derzeit nicht

BERLIN taz Seit letztem Freitag ist die Kläranlage Dresden-Kaditz überflutet. "Das Abwasser entweicht durch die Kanalisation", sagt Torsten Fiedler, in Sachsens Landeshauptstadt zuständig für Entwässerung. Entweichen heißt: ungeklärt in die Elbe fließen. Zum Einzugsgebiet des Klärwerkes gehört neben Dresden auch Freital und ein Teil Radebeuls - eine halbe Million Menschen werden hier entwässert. Fiedler: "An normalen Tagen fallen 110.000 Kubikmeter Abwasser an, an Regentagen leicht das Zwei- bis Dreifache." Das bedeutet: Allein aus Dresden sind bislang weit über eine Million Kubikmeter Abwasser ungeklärt den Fluss runtergegangen.

Meißen, Torgau, Riesa - weil Kläranlagen naturgemäß am Ufer liegen, ist die Situation überall die gleiche. Auch im Erzgebirge und in der Region um Chemnitz sind zahlreiche Klärwerke überschwemmt, die Zuflüsse sind entsprechend verdreckt. Umweltschützer warnen deshalb davor, dass nach der Zerstörung durch Wasser jetzt eine Zerstörungsflut durch Umweltgifte flussabwärts rollt. Zudem sei ein "Giftcocktail" zu befürchten. Dioxine, Quecksilber oder Tributylzinn - die Aktionskonferenz Nordsee befürchtet, "dass das Elbwasser aus zahlreichen Unternehmen Chemikalien ausgewaschen hat, die jetzt Grundwasser und Gewässer stromab bedrohen".

Das Hochwasser stinke heftig, berichtete das sächsische Innenministerium. Vor allem für die freiwilligen Helfer ein Problem: Anders als die Profis hätten sie in der Regel keine Handschuhe und wären nicht geimpft. Deshalb gab das Innenministerium Verhaltensregeln zur Vermeidung von Infektionsgefahren aus: Trinkwasser abkochen, geflutete Gärten schnell umgraben, Gemüse vernichten, Tierkadaver nicht selbst entsorgen, Hautkontakt mit abgelagtertem Schlamm vermeiden. "Akut besteht keine Seuchengefahr", sagt ein Ministeriumssprecher. Ein Thema sei diese Gefahr aber schon. Die Gesundheitsämter bieten deshalb allen freiwilligen Helfern kostenlose Impfungen gegen Tetanus und Hepatitis A.

Nach dem Wettlauf gegen das Wasser beginnt nun der Wettlauf gegen die Sonne: "Bei weiterer Hitze werden vor allem die Tierkadaver schnell zum Problem", so das Innenministerium. Und Hitze gibt es derzeit viel in Sachsen: Die Temperaturen kletterten gestern auf bis zu 33 Grad. "Der Handlungsdruck steigt mit sinkendem Elbpegel", sagt Fiedler. Denn bislang seien flussabwärts zumindest keine "schweren Umweltschäden zu befürchten". Die Flut verdünnt die Abwasserfracht, die Einträge seien überwiegend biologisch. Mit sinkendem Pegel verdünnt die Elbe aber immer weniger. "Wir arbeiten fieberhaft daran, wenigstens eine Teilkapazität wieder arbeitsfähig zu bekommen." Vielleicht gelingt das in der nächsten Woche - die Bundeswehr hat Technik angeboten. "Kläranlage und Kanalisation komplett arbeitsfähig zu machen, das wird wohl Monate dauern", befürchtet Fiedler.

Als "herben Rückschlag für die Gesundung der Elbe" bezeichnet Professor Heinrich Reinke von der Wassergütestelle Elbe in Hamburg-Finkenwerder die vom Hochwasser verursachte Giftfracht. In der letzten Woche hatte sein Institut mit Sondergenehmigung des tschechischen Militärs im überschwemmten Chemiewerk Spolana Neratovice, unterhalb Dresdens und an der Muldemündung Proben genommen. Die Ergebnisse werden zwar erst am Donnerstag vorliegen. So viel aber steht heute schon fest: "Im Mittel ist die Belastung durch Schwermetalle um das Zehnfache höher als vor der Flut", so Reinke. Weil jetzt die kommunalen Abwässer zunehmend zum Problem werden, startet die Wassergütestelle heute eine zweite Testreihe.

Auch das Bundesumweltministerium hat noch keine genauen Testergebnisse. Stichproben der Länder hätten aber alle das gleiche Ergebnis, so ein Ministeriumssprecher: "Keine Gefährdungen. Die Schadstofffracht der Elbe wurde durch das Hochwasser kräftig verdünnt." Das ist auch die Erkenntnis von Markus Schrötter, Geschäftsführer des Dresdner Ökoprojektes Elberaum: "Die Flut hat alles so verdünnt, dass die Giftfracht allenfalls hygienisch ein Problem ist". NICK REIMER

Gelbsucht, Tetanus und Gifte bedrohen jetzt die Fluthelfer

Berliner Kurier 20. August 2002

DRESDEN - Es stinkt zum Himmel: Schlamm, Heizöl und tote Fische schwimmen in der Elbe. Nur langsam fallen in Dresden die Flutpegel. Im Elbewasser schwappt jetzt ein stinkender Cocktail aus Fäkalien, Heizöl und jeder Menge sonstigem Schmutz. "Es besteht Gefahr für Mensch und Tier", warnen die Behörden.

Myriaden Stechmücken schwirren übers Wasser. Seit am Wochenende die einzige Kläranlage Dresdens überflutet wurde, sind 110000 Kubikmeter Abwasser in die Elbe geflossen. Ungeklärt suchen sie ihren Weg durch Gully-Deckel und andere Öffnungen in der Kanalisation.

"Das ist nur noch eine braune Brühe", so Torsten Fiedler von der Dresdner Stadtentwässerung. Doch diese Brühe ist nicht nur eine Gefahr für die Umwelt, sondern für alle Dresdner und auswärtigen Helfer, die beim Kampf gegen die Flut oder bei Rettungsversuchen mit Elbwasser in Berührung kommen.

Vor allem vor Infektionen mit Wundstarrkrampf-Erregern (Tetanus) und Gelbsucht (Hepatitis) warnen die Behörden. "Wer mit Klärschlamm in Verbindung kommt, sollte sich dringend gegen Hepatits A impfen lassen", rät Amtsärztin Dr. Claudia Stahr. Auch sollte der Tetanusschutz aufgefrischt werden.

Noch sind in Dresden keine Infektionen festgestellt worden. Doch je länger die Flutbrühe bei der hochsommerlichen Hitze in Straßen und Senken steht, desto größer wird die Gefahr. Damit es nicht zu Epidemien kommt, hat die Stadt zwei Impfstellen eingerichtet.

Eine weitere Gefahrenquelle sind ertrunkene Tiere und verdorbenes Fleisch, etwa aus Gefriertruhen, die wegen Stromausfalls aufgetaut sind.

Sorge macht den Behörden auch aus Tanks und Kellern ausgeschwemmtes Heizöl. Die Stadt warnt auch deshalb dringend vor unmittelbarem Hautkontakt mit dem Überschwemmungswasser. Chemikalien dagegen sind nach Angaben der Klärexperten bislang noch kaum ins Elbwasser gelangt.

Allerdings: Feuerwehrleute, die im Uniklinikum Keller leerpumpten und dabei Wasser auf die Haut bekamen, klagten anschließend über Entzündungen, Hautausschläge und Übelkeit.

Auch Fachmann Torsten Fiedler von der Stadtentwässerung spricht von einer "untragbaren Situation" beim Elbwasser. Doch gleichzeitig glaubt er: "Es ist noch nicht so gravierend, dass man einen Umweltalarm auslösen müsste." gj/AW

Dezentrale Kläranlage durchgesetzt

Kleine Zeitung, Steiermark - 8.8.2002

Geteilte Meinungen gibt es zu der in Sierling gefundenen vollbiologischen Abwasserlösung.

VON HANS AST

Einige Bewohner der Ortschaft Sierling in der Gemeinde Marhof konnten nun doch ihre Idee umsetzen und eine dezentrale vollbiologische Abwasseranlage errichten, auch wenn der Bürgermeister damit keine rechte Freude zu haben scheint. "Es war ein dorniger und langwieriger Behördenweg, bis wir von der Bezirkshauptmannschaft Deutschlandsberg schlussendlich die Genehmigung erhalten haben", berichtet Herbert Eberhart, Triebfeder des Projektes und Schriftführer der Wassergenossenschaft Sierling Süd-Ost.

Eberhart nennt gute Gründe für die Umsetzung dieses Projektes: "Nachdem Marhof die Auszeichnung ,Gesunde Gemeinde‘ trägt, wollten wir auch einen Beitrag leisten. Unser Abwasser wird mit einfacher Technik sowie Schilf-Sandfiltern effizient gereinigt. Das Reinwasser wird dem Wasserkreislauf der Bergregion wieder rasch zugeführt. So muss es nicht in kilometerlangen Rohrleitungen zur Kläranlage nach Stainz abgeleitet werden."

Mit dem Bau der Anlage wurde im März nach den Plänen von Josef Korber begonnen und jetzt ist das Werk vollendet. Die Gesamtkosten erreichten 90.000 Euro und sollen nur 22 Prozent der veranschlagten Kosten für den öffentlichen Kanalbau betragen. Die Mitglieder der Sierlinger Wassergenossenschaft brachten allerdings auch beträchtliche Arbeitseigenleistungen ein. Ein weiterer Vorteil liege bei den geringen Betriebskosten, die sich pro Person und Jahr nur auf rund 25 Euro belaufen sollen. Förderungen wurden bislang nicht gewährt. Aber die Mitglieder hoffen doch noch auf einen Zuschuss. Denn das Land unterstütze solche dezentralen und ökologisch orientierten Anlagen, um Wasser der Natur zurück zu führen, meinte Korber.

Vorerst sind 20 Haushalte angeschlossen. "Die Anlage ist wasserrechtlich für 120 Personen genehmigt, aber technisch für 140 Personen ausgelegt", erklärte der Planer bei der Eröffnung. Das heißt im Klartext, dass auch die restlichen höher gelegenen Haushalte durchaus noch anschließen könnten. "Dezentrale Räume verlangen einfach nach einer dezentralen Entsorgung. Außerdem bedeutet diese Anlage für die Gemeinde eine große Entlastung, weil sie sich hohe Kosten für einen teuren Kanalbau erspart", gab Herbert Eberhart zu bedenken.

Doch Bürgermeister Karl Distler sieht dieses Projekt etwas kritischer: "Grundsätzlich bin ich schon für dezentrale Lösungen, wenn sie in das Gesamtkonzept passen. Bedauerlich ist, dass diese Anlage nur ein Kernstück von 50 Haushalten herausnimmt. Die Gemeinde muss nun den schwierigen Restteil übernehmen und erspart sich gar nichts, weil ein Strang trotzdem in diesen Bereich verlegt werden muss."

Außerdem habe sich die Gemeinde beim Anschluss an den Abwasserverband Stainz mit 1800 Einwohnergleichwerten eingekauft. Bisher seien aber erst rund 1200 Einheiten ausgeschöpft.

 
Impressum / Datenschutzerklärung