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März 2002
Wasser-/Abwassernachrichten
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Leipziger Volkszeitung 26.3.2002
Handwerkskammer legt Analyse und Beispielrechnungen für Bezirk vor
Geithain/Leipzig. Zwölf Verbände kümmern sich im Regierungsbezirk Leipzig
um die Trinkwasser-Versorgung, und knapp dreimal so viele Verbände sind mit der
Abwasser-Entsorgung vertraut. So bunt wie diese Struktur, so verschieden sind
die Kosten, die für die Einwohner und die Unternehmen entstehen. Zum Teil
liegen die Kostenbelastungen um mehr als die Hälfte über dem Durchschnitt des
Regierungsbezirks. Die Handwerkskammer Leipzig, die 11 200 Betriebe, davon 850
im Leipziger Land, vertritt, erarbeitete eine Analyse, die die Kosten für vier
Betriebe beispielhaft hochrechnet. In der Geithainer Region wird darin der
Versorgungsverband Grimma-Geithain (VVGG) zweifach als Spitzenreiter bei den
Trinkwasserpreisen geführt. Der AZV Wyhratal rangiert meist im unteren
Mittelfeld. Der AZV Espenhain wurde nicht mit einbezogen."Es geht uns nicht
um die Preise eines einzelnen Verbandes. Es geht uns um die Gesamtsituation und
die zum Teil erheblichen Differenzen", sagt Dr. Andreas Brzezinski,
Hauptabteilungsleiter Grundsatzfragen und Wirtschaftsförderung bei der
Handwerkskammer zu Leipzig. Neben anderen Kostenfaktoren seien die Preise für
Wasser und Abwasser wichtige Aspekte, wenn eine Firma sich zwischen mehreren
Standorten zu entscheiden habe. Über zu hohe Standortkosten und daraus
resultierende Wettbewerbsprobleme wird in der regionalen Wirtschaft sehr oft
gesprochen. Auch auf einer industriepolitischen Konferenz in Leipzig habe man
das mit Unternehmern diskutiert, so Dr. Brzezinski: "Wir haben aber
gesagt:Wir wollen nicht klagen, sondern das Problem an Zahlen festmachen."
Ergebnis ist eine Analyse, die die Handwerkskammer den Landratsämtern und dem
Regierungspräsidium übergab. Mit der Hoffnung, dass die Rechtsaufsicht daraus
Konsequenzen zieht, denn: "Unsere Einflussmöglichkeit auf die Verbände
ist sehr eingeschränkt."
Die Studie birgt durchaus politisch brisante Aussagen. Die Kostenunterschiede
innerhalb des Regierungsbezirkes sind zum Teil beträchtlich. Das wird in dem
Papier an Beispielrechnungen deutlich gemacht.
n Beispiel A betrachtet die jährlichen Kosten für einen kleinen
Handwerksbetrieb (vier Mitarbeiter, Grundstück 500 Quadratmeter, davon 200
versiegelt, jährlicher Trinkwasserbedarf 219 Kubikmeter). Am günstigsten ist
das Wasser hier beim ZV Torgau/Westelbien zu haben (824 DM). Am teuersten ist
das Wasser beim ZV Mittleres Erzgebirgsvorland mit 1399 DM. Der VVGG liegt mit
1093 DM im oberen Bereich. Die günstigsten Abwassergebühren hat die Gemeinde
Laußig bei Eilenburg (867 DM), die höchsten der AZV Beilrode/Arzberg (1629
DM). Der AZVWyhratal liegt im Mittelfeld (1102 DM).
n Beispiel B: Bäckerei mit zehn Beschäftigten (Grundstück 3000
Quadratmeter, 2000 versiegelt, 730 Kubikmeter/Jahr). Spitzenreiter in Sachen
Trinkwasser ist der VVGG (4989 DM), billigster die Stadt Schildau (1894 DM).
Günstigster Abwasserentsorger ist Laußig (2890 DM), teuerster der AZV Leisnig
(7423 DM). Der AZVWyhratal ist im unteren Bereich angesiedelt.
n Beispiel C:Werkstatt mit 25 Beschäftigten (8000 Quadratmeter, 5000
versiegelt, 912,5 Kubikmeter Wasser/Jahr). Das teuerste Wasser kommt auch hier
vom VVGG (6177 DM), das preiswerteste fließt in Schildau. Spitzenplatz beim
Abwasser hat der AZVLeisnig inne (11519 DM), am billigsten ist die Entsorgung in
Laußig (3614 DM).
n Beispiel D: Industriebetrieb (50 Beschäftigte, Grundstück 10 000
Quadratmeter, 7000 versiegelt, 31536 Kubikmeter Wasser/Jahr). Teuerster
Wasseranbieter ist der ZV Mittleres Erzgebirgsvorland (158 815 DM), billigster
der Wasserverband Döbeln/Oschatz (10 042 DM). Bei der Entsorgung kassiert der
AZV Obere Freiberger Mulde die größte Summe (223 982 DM); am wenigsten fordern
die Kommunalen Wasserwerke Leipzig und der ZVLeipziger Land (116 357 DM).
Daraus ergeben sich folgende Durchschnittskosten für Trinkwasser und
Abwasser im Regierungsbezirk Leipzig: für Beispiel A 2106 DM; für Beispiel B
7460 DM; für Beispiel C 9039 DM; für Beispiel D 212 223 DM. Sowohl der VVGG
als auch VVGG/AZV Wyhratal liegen oberhalb dieser Marke; sie bleiben, global
betrachtet, aber deutlich vom Spitzenreiter entfernt.
Die hohe Abgabenlast in beiden Bereichen trage zumindest partiell dazu bei,
dass die ohnehin schon schwachen Regionen weiter ausbluten werden, heißt es in
der Studie. Bemühungen zur Mittelstandsförderung und Neuansiedlung von
Betrieben durch die Staatsregierung würden so konterkariert. "Wir fordern
daher die Staatsregierung auf, ressortübergreifend nach Abhilfemöglichkeiten
für diese unhaltbaren, einer gedeihlichen Wirtschaftsentwicklung nicht
zuträglichen strukturellen Probleme zu sorgen", heißt es in der Analyse
weiter. Die Konsequenzen werden in der Zusammenlegung unrentabler kleiner
Einheiten und Privatisierungen gesehen.
Ekkehard Schulreich
Mannheimer Morgen 23.03.2002
Von unserem Redaktionsmitglied Sybille Burmeister
Als eine "Erfolgsgeschichte" bezeichnete die rheinland-pfälzische
Umweltministerin Margit Conrad die Entwicklung der Wassergüte im Rhein im Laufe
der letzten 25 Jahre. Am gestrigen "Tag des Wassers" hatte die BASF
die Ministerin, Vertreter von Behörden und Kommunen und Journalisten in ihr
Ökolabor an der Kläranlage geladen. Dort gab das Unternehmen eine
Zwischenbilanz über den Probebetrieb der Nitrifikation der Abwässer. Vor fast
genau einem Jahr hatte sich bei der Nitrifikation im Klärwerk eine Panne
ereignet. Stündlich 12 000 Kubikmeter Abwasser waren ohne ausreichende Klärung
in den Rhein geflossen.
Wie die Leiterin der Kläranlage, Dr. Monika Betz, erklärte, verringern bei
der Nitrifikation Bakterien unter der Zugabe von Sauerstoff den Nährstoffgehalt
des Abwassers. Die BASF klärt in ihrer 1974 gebauten Kläranlage täglich rund
400 000 Kubikmeter Abwasser aus den eigenen 250 Produktionsanlagen plus die
kommunalen Abwässer von Ludwigshafen, Frankenthal und Bobenheim-Roxheim. Die
Umweltministerin zog einen weiteren beeindruckenden Vergleich: Hier werde das
Äquivalent des Abwassers von vier Millionen Einwohnern geklärt. Die
Nitrifikation werde bei 80 Prozent der kommunalen Kläranlagen durchgeführt.
Hierfür seien insgesamt rund 250 Millionen Euro investiert worden, so Conrad.
"Und auch die Industrie hat sich dieser Herausforderung gestellt,
vorbildlich war hier die BASF." Die Investition des Unternehmens in diese
Technik belaufe sich seit 1995 auf 12 Millionen Euro, wie Dr. Walter Seufert,
Leiter des Bereiches Umwelt, Sicherheit und Energie ausführt. Die
angeschlossenen Kommunen hätten einen "niedrigen zweistelligen
Prozentsatz" der Investitionskosten übernommen, so Seufert.
Der zweite Anlauf für den Nitrifikationsbetrieb der Kläranlage am 17.
September verlaufe nun sehr erfolgreich, erklärt Seufert. Täglich werden 20
bis 25 Tonnen Stickstoff abgebaut, in Zukunft sollen nur noch sechs Tonnen
Stickstoffverbindungen aus dem geklärten Abwasser in den Rhein eingeleitet
werden. Ammoniumstickstoff wirke im Abwasser wie ein Dünger für das
Algenwachstum. Von 1986 bis 1995 habe man diesen Eintrag von 50 Tonnen auf 12
Tonnen drücken können. Die BASF ist der größte Einzeleinleiter in den Rhein
im ganzen Bundesland und hatte sich 1995 in einer Vereinbarung mit dem
Umweltministerium selbst zu der Reduktion verpflichtet.
Die aus internen und externen Experten zusammengesetzte Arbeitsgruppe
versucht die Klärwerkspanne vom März 2001 zu erklären: Mehrere Faktoren seien
zusammen gekommen, die das instabile Gleichgewicht der Nitrifikationsbakterien
gestört haben. Hierzu habe eine ungewöhnlich hohe Abwassermenge mit hoher
Belastung an Feststoffen gehört. Das Wiederanfahren der Nitrifikation habe
binnen zwei Wochen funktioniert. Die Klärwerkspanne hat nach Seuferts Angaben
rund 3,3 Millionen Euro Folgekosten in den Betrieben verursacht.
Wie Betz ausführt, habe man 1996 erst an einem Becken die
Nitrifikationstechnik ausprobiert. So genannte Sauerstoffbegasungsmatten mussten
eingebaut werden. Nach und nach seien vier der fünf Belebungsbecken umgerüstet
worden. Ein Belebungsbecken laufe noch im konventionellen Betrieb. Man wolle nun
mit einer umfangreichen Überwachung weitere Erfahrungen sammeln. Den
Jahreswechsel, bei dem 60 Produktionsanlagen stillgelegt wurden und keine
Abwässer mehr eingeleiten, habe die Kläranlage gut überstanden.
Eine (manchmal) dreckige Angelegenheit
Zum "Tag des Wassers" am 22. März kann die Kläranlage Riesa
besichtigt werden
SZ-online (Sachsen im Netz) 22.3.2002
Von Peter Gruhle
Der 22. März ist von den Vereinten Nationen unter das Motto "Water and
Development - Wasser und Entwicklung" gestellt worden. Wasser: Dazu gehört
neben dem Trinkwasser auch das vorrangig vom Menschen produzierte Abwasser. Ein
Blick in die jüngste Riesaer Abwassergeschichte zeigt, dass diese wässrige
Angelegenheit nicht umsonst zu haben ist, Es dürfte jedem klar sein, das -
sobald er den Wasserhahn aufdreht - Abwasser produziert wird. Mehr oder weniger
verschmutzt, mehr oder weniger belastet, wie der Fachmann sagt. "Durch den
Bau von modernen Kläranlagen und dem Einsatz neuer Technologien wird auch in
unserem Raum zur notwendigen Reduzierung der Belastung der Gewässer durch
Schadstoffe und damit zur kontinuierlichen Verbesserung der Qualität der
Gewässer beigetragen", erklärt dazu die Technische Leiterin vom
Zweckverband Abwasserbeseitigung Oberes Elbtal Riesa, Christine Kretzschmar. Die
Kläranlage von Riesa befindet sich im Ortsteil Gröba am Ende der Kirchstraße.
Sie wurde 1972 bis 1976 als mechanische Absetzanlage von der damaligen Riesaer
Firma Louis Schneider errichtet. Diese Anlage hielt praktisch nur die Grobstoffe
zurück, das heißt, das Schmutzwasser wurde nur zu 25 bis 30 Prozent gereinigt.
In den Jahren 1996 bis 1999 erfolgte deshalb die Erweiterung der Anlage um die
biologische Reinigungsstufe, ist für einen Abwasserzufluss von 97 000
Einwohnerwerten ausgelegt und mit 85 Prozent ausgelastet. In diesem Zeitraum
wurden auch die Verbindungssammler nach Lommatzsch, Stauchitz und Strehla sowie
in die Gemeinde Hirschstein mit den Ortsteilen der ehemaligen Gemeinden Prausitz
und Mehltheuer verlegt. Die genannten Kommunen sind Mitglieder des
Zweckverbandes Oberes Elbtal Riesa. Der Verband ist ein Teilverband und für die
Reinigung des in den Ortsnetzen der Verbandsmitglieder anfallenden Abwassers
verantwortlich. Ihre Kanalnetze betreiben die Städte und Gemeinden in eigene
Regie. Für die Reinigung des Abwassers einschließlich der Zuführungsleitungen
und Pumpstationen fallen zurzeit Kosten in Höhe von 0,80 Euro pro Kubikmeter
an, die der Zweckverband Oberes Elbtal Riesa an seine Verbandsmitglieder
weiterberechnet. Diese erheben dann je nach den örtlichen Gegebenheiten eine
gestaffelte Gebühr gegenüber ihren Einleitern. In Riesa liegt das momentan bei
2,20 Euro pro Kubikmeter. Neue Richtlinien der EU fordern nun von den
Abwassereinleitern an empfindlichen Gewässern, dazu zählt auch die Elbe, eine
weitergehende Reinigung des Abwassers. So muss die jetzige Kläranlage um
Bauteile erweitert werden, in denen Stickstoff und Phosphat abgebaut werden
können. Die Bauarbeiten dieser zweiten Ausbaustufe sollen auf dem jetzt
eingezäunten Gelände der Kläranlage Riesa im Juli 2002 beginnen und Ende 2004
abgeschlossen werden. Im Zusammenhang mit der Erweiterung wird das alte
Vorklärbecken abgerissen. Dieses tief gelegene Gelände wird dann vor allem aus
hochwasserbedingten Gründen um zwei Meter angehoben, das heißt entsprechend
verfüllt. Die Kosten der zweiten Ausbaustufe werden mit 7,7 Millionen Euro
veranschlagt, davon werden etwa 5,5 Millionen Euro durch Fördermittel und
Einbehalt der Abwasserabgabe finanziert. Mit einem Gesamtaufwand von 22,5
Millionen Euro, das sind 225 Euro pro Einwohnerwert, liegen die
Investitionsaufwendungen bundesweit im unteren Drittel. Wer sich ein Bild von
der Riesaer Kläranlage und Informationen zur geplanten Erweiterung einholen
will, kann am Freitag, dem 22. März, an einer fachkundigen Führung durch die
Anlage teilnehmen. Beginn ist 10 Uhr und 14 Uhr ab Eingangstor an der
Kirchstraße 29 in Riesa. Dauer der Führung etwa eine Stunde.
Goedart Palm, Telepolis 20.03.2002
Beseitigen Östrogene im Trinkwasser diskret den "kleinen
Unterschied"?
Sigmunds Freuds gute alte Kastrationsangst hat nun ihren potenteren
chemischen Nachfolger gefunden. Während Triebtäter sich freiwillig mit der
chemischen Keule behandeln lassen sollen, verabreichen sich Männer mit
sozialverträglicher Triebdisposition unfreiwillig die chemische
Spezialbehandlung. Meinen zumindest britische Chemiker, die heimische Flüsse,
aus denen ein Drittel des Trinkwassers gewonnen wird, auf Verunreinigungen
untersucht haben.
Das britische [1]Umweltamt konstatiert in einer Untersuchung, die sich über
einen Zeitraum von fünf Jahren erstreckte, dass die Hälfte der männlichen
Fische in zehn untersuchten Flüssen inzwischen weibliche Charakteristika
entwickeln, weil Großbritanniens Flüsse mit Chemikalien randvoll gepumpt
seien. Ein Drittel der männlichen Fische bilden keinen oder nur noch stark
ramponierten Samen aus. In dem aus dem Gleichgewicht geratenen Biohaushalt der
Männchen tummeln sich neben den Spermien inzwischen auch fröhlich Eier oder es
werden gar Eileiter ausgebildet.
Charles Taylor von der "Exeter University", der an einer neuen
Filtertechnik für Wasser arbeitet, warnt vor den extrem potenten Chemikalien,
die selbst bei einer Verteilung von eins zu einer Milliarde männliche Fische
feminisieren können. Was auf Industriechemikalien zurückgeführt wird, soll
nach einigen Wissenschaftlern hauptverantwortlich von einem künstlichen
Östrogen besorgt werden, das in Empfängnisverhütungspillen enthalten ist.
Am Schlimmsten wütete der "Gender Trouble" im wohlklingenden
"River Aire" zwischen Bradford und Leeds. Alle dort gefangenen
Rotaugen waren weiblich. Der kleine Unterschied, an dem über Jahrzehnte
Feministinnen mit bedingtem Erfolg herumschnippelten, könnte nun von hormonell
angereichertem Trinkwasser problemlos weggespült werden. Die Quelle, aus der
wohl nicht nur die britische Welt trinkt, ist mitnichten der klare Felsquell,
sondern ein explosiver Hormoncocktail. Was so durch einen Körper läuft, landet
als hormonell angereicherter Urin im Klärwerk, gelangt von dort in die Flüsse
und bleibt hier ca. einen Monat potent, bis es den nächsten Durstigen gefunden
hat. Man muss nicht nur über sieben Brücken gehen, sondern laut Statistik auch
das trinken, was bereits durch sieben Nieren gewandert ist.
Die britische Wasserwirtschaft und das Umweltamt, das die Fischvergiftungen
ermittelte, leugnen gleichwohl Gesundheitsgefahren für den Menschen, zudem
keine gefährlichen Chemikalien im Trinkwasser gefunden worden seien. Das sehen
die Fischforscher laut einer gemeinsamen Untersuchung von "BBC's TV Country
File" und [2]Independent fundamental anders. [3]Susan Jobling von der
[4]Brunel University, die für die Untersuchung verantwortlich zeichnet, deutet
ihre Ergebnisse als ernste Warnung für den Menschen. Alles, was wir zu uns
nehmen, ende im Klärwerk und dann in den Flüssen. Nach Jobling geht es
inzwischen nicht mehr nur um die Geschlechtsidentität von Wasserbewohnern und
die katastrophale Entvölkerung der Flüsse, die auch Angler längst beklagen.
Auch wir würden in einem Östrogenmeer leben - und was den Fischen zustößt,
könnte demnächst zum Menschheitsschicksal werden.
Immerhin geht seit den letzten dreißig Jahren die männliche Fruchtbarkeit
rapide zurück. Ist der Mensch ein biologisches Auslaufmodell, dessen
ambivalente Naturbeherrschung sich schließlich im Wegfall des männlichen
Geschlechts erfüllt? Wer die Natur betrügt, wird von ihr betrogen. Das Leben
kommt aus dem Wasser und vielleicht endet es also auch dort wieder schnöde in
einer Hormonbrühe. Der Trend ist jedenfalls pikant: Seitdem Frauen seit
dreißig Jahren zunehmend zur Pille greifen, sind die männlichen Samenzellen um
die Hälfte zurückgegangen. Den Papst, laut letzter Erhebungen einer der
weisesten Männer des Erdballs, dürfte die Botschaft froh stimmen. Lässt sich
doch jetzt das Verbot von Kontrazeptiva nicht nur ethisch, sondern auch
biochemisch begründen.
Auch wenn sich das britische Umweltamt den Warnungen der Wissenschaftler
nicht angeschlossen hat, erwägt man dort inzwischen,
Wasserversorgungsunternehmen damit zu beauftragen, die hinterlistigen Hormone
aus dem Getränkekreislauf herauszufiltern. Aber das ist Experten zufolge so
schwierig wie teuer. Wer also demnächst im Restaurant sich bei der Wahl
zwischen Sekt und Selters für ein Edelmineral entscheidet, sollte einem guten
hormonfreien Jahrgang zusprechen. Anderenfalls könnte sein Triebschicksal noch
eine bizarre Zukunft für ihn bereithalten.
Links
[1] http://www.environment-agency.gov.uk/
[2] http://news.independent.co.uk/uk/environment/story.jsp?story=275413
[3] http://e.hormone.tulane.edu/e1999/Participants/Jobling.html
[4] http://www.brunel.ac.uk/
Informationsdienst Wissenschaft (BMBF) 14.3.2002
Die Reinigung kommunaler Abwässer mithilfe von Pflanzenkläranlagen bietet
eine ökonomische und ökologische Alternative zum Einsatz konventioneller
Wasseraufbereitungstechniken. Besonders bedeutsam ist das für Länder, die
große Probleme mit der Qualität von Trinkwasser haben und in denen finanzielle
Mittel zu dessen Aufbereitung nur sehr begrenzt verfügbar sind. Neben der
Entfernung von Verunreinigungen und giftigen Stoffen aus dem Abwasser
interessiert nun vor allem die Minderung krankmachender - so genannter
pathogener Keime, die aus ungeklärtem Abwasser ins Brunnenwasser gelangen und
bei Menschen Magen-Darm-Erkrankungen auslösen können.
Ein auf Initiative des UFZ entstandener und auch von Wissenschaftlern des UFZ
koordinierter Projektverbund wird nun Daten über die Auslegung von
Pflanzenkläranlagen für die Hygienisierung von Abwässern ermitteln und sich
mit der technologischen Umsetzung und der Optimierung des entwickelten
Verfahrens auf der Ebene von Pilotanlagen beschäftigen. Dem Projektverbund
gehören an: die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, die Umweltschutz
Nord GmbH & Co., die Ökotec GmbH sowie die mexikanischen Universitäten in
Mexiko-Stadt (UNAM) und Merida (UAdY).
Im Rahmen des ersten deutsch-mexikanischen Zusammentreffens zum Thema
"bepflanzte Bodenfilter", das vom 7. bis 9. Februar 2002 in Mexiko
stattfand, wurde die Pilotanlage in Xochitla Park, nahe Mexiko-Stadt, feierlich
in Betrieb genommen. Unter den rund 150 Gästen befanden sich auch der deutsche
Botschafter in Mexiko und die Umweltministerin des Bundesstaates Mexiko. Seit
Projektbeginn im November 2000 arbeitet damit - neben Langenreichenbach bei
Leipzig, Belzig bei Berlin sowie UNAM Zona Cultural (Mexiko Stadt) - die vierte
der fünf geplanten Pilotanlagen, die von der Umweltschutz Nord GmbH & Co.
aufgebaut wurde und betreut wird. Sie ist baugleich mit der Pilotanlage in
Langenreichenbach. Mit beiden Anlagen wird in Parallelversuchen der Betrieb
dieser Einfachtechnologie für die Abwasserreinigung unter unterschiedlichen
klimatischen Bedingungen untersucht. Die fünfte Anlage soll in dem
mexikanischen Dorf Chacsincin (Yucatan) entstehen, wo das Infektionsrisiko
besonders groß ist und daher gereinigtes und entkeimtes Abwasser für die
Feldbewässerung äußerst wichtig wäre. Finanziell gefördert wird das Projekt
mit 1,6 Mio EUR vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, vertreten
durch den Projektträger für Wassertechnologie und Entsorgung (PtWT+E) sowie
das Internationale Büro des BMBF. Die mexikanischen Partner werden durch das
mexikanische Wissenschaftsministerium CONACYT finanziert.
14. Mär 2002 11:41 - Netzeitung
Moderne Kläranlagen filtern Nährstoffe aus Abwässern, doch
Rückstände von Medikamenten können die Lebensgemeinschaft in
Gewässern weiterhin gefährden.
Viele Wirkstoffe von Medikamenten passieren den menschlichen Körper
ohne abgebaut zu werden. Über das Abwasser gelangen sie in Flüsse und
Seen in Konzentrationen, die Wasserlebewesen gefährlich werden
könnten, sagen US-Forscher.
Auswirkungen unerforscht
Die Hydrologin Dana Kolpin und ihre Kollegen vom U.S. Geological
Survey untersuchten 139 Gewässer in 30 Bundesstaaten. Wie die Forscher
im Magazin «Environmental Science & Technology» berichten, wurde
in den Wasserproben nach 95 chemischen Substanzen gesucht. 82 davon
konnten nachgewiesen werden. Dazu gehörten neben verschiedenen
Medikamenten-Rückständen Koffein, Nikotinabbauprodukte und
antibakterielle Seife. In jedem dritten Fluss fanden sich mindestens
zehn der Substanzen, der Spitzenreiter kam auf 38 verschiedene
Rückstände aus Medikamenten.
Die Spuren stammen größtenteils aus Schmerzmitteln sowie Herz- und
Bluthochdruck-Präparaten. Häufig wurden auch Sexualhormone aus
Anti-Baby-Pillen und aus der Hormon-Ersatz-Therapie gefunden. Die
nachgewiesenen Konzentrationen könnten das Ökosystem der Flüsse
schädigen, glauben die Forscher. Gefahren für den Mensch seien noch
nicht festgestellt worden. Die Wirkung der Präparate auf die Umwelt sei
bislang weitgehend unerforscht, kritisieren die Autoren der Studie. So
gebe es beispielsweise für die meisten nachgewiesenen Chemikalien keine
Trinkwasser-Grenzwerte.
Situation in Deutschland
In Deutschland ist das Problem seit Anfang der 90er Jahre bekannt,
als erstmals Clofibrinsäure im Trinkwasser entdeckt wurde. Die Säure
ist ein Abbauprodukt eines Lipidsenkers gegen erhöhte Blutfettwerte.
Seitdem sind wiederholt Medikamenten-Rückstände in Gewässern
nachgewiesen worden. Es fanden sich unter anderem Hormone und
Psychopharmaka sowie Antibiotika und Tranquilizer aus der Tiermast.
Zur aktuellen Belastung des Grundwassers durch Medikamente bereitet
der Bund/Länderausschuss für Chemikaliensicherheit (BLAC) derzeit
einen Bericht vor, der voraussichtlich Mitte des Jahres veröffentlicht
wird. (nz/jkm)
12.03.2002 - Bild der Wissenschaft
Tief in geeignete Erdschichten wollen australische Forscher Schmutzwasser und
Wasser aus Überschwemmungen injizieren. Auf diese Weise lässt sich das Wasser
einerseits für die trockene Jahreszeit speichern, ohne in Stauseen Platz
wegzunehmen. Zum anderen wird es unter der Erde von gesundheitsschädlichen
Organismen gereinigt. Die Mikroben überstehen die lebensfeindlichen Bedingungen
in tieferen Erdschichten nur wenige Wochen, konnten die Forscher nun nachweisen.
Auf diese Weise soll ehemaliges Schmutzwasser ohne teure chemisch-physikalische
Aufreinigung für den Gebrauch in Parks und Gärten, auf Farmen und
Sportplätzen wieder nutzbar werden.
"Dies scheint ein sicherer, sauberer Weg zu sein, die
Grundwasservorräte im trockenen Australien wieder aufzutanken", erklärt
der Mikrobiologe Simon Toze von der staatlichen Forschungsorganisation CSIRO.
"Wir haben das Verhalten und das Schicksal verschiedener Mikroben im
Grundwasser beobachtet, das von verschiedensten Teilen des Kontinents kam."
Das Forscherteam betrachtete Darmbakterien, das Protozoon oder Urtierchen
Cryptosporidium, und krankheitserregende Bakterien wie Salmonellen und Aeromonen.
Experimente in unterirdischen, wasserführenden Schichten, und unter
kontrollierten Laborbedingungen, die den Zustand in einer solchen Schicht
simulierten, brachten eindeutige Ergebnisse: Die Mikroben überlebten maximal
sechs Wochen in der feindlichen Umgebung. Temperaturschwankungen,
Nährstoffmangel, Sauerstoffmangel und natürliche Mikroorganismen im
Grundwasser setzten ihnen so zu, dass sie starben oder inaktiviert wurden.
"Da Wasser, das in eine wasserführende Schicht injiziert wird, meist
mehrere Monate unter Grund bleibt, bevor es wieder zur Bewässerung genutzt
wird, ist dies wohl ein komfortabler Sicherheitsspielraum", berichtet Toze.
Was die Menschen heute noch als Abwasser bezeichneten, könnten morgen wertvolle
Wasservorräte sein. Zudem sei die Untergrund-Speicherung eine Methode,
Wasservorräte für trockene Jahreszeiten anzulegen und sie unter der Erde vor
Verdunstung und Verschmutzung zu schützen: "Australien zeigt der Welt hier
ein Beispiel auf einem Gebiet, das für die Zukunft von Mensch und Umwelt
zunehmend wichtig sein wird."
Dörte Saße
NewsClick 7.3.2002
GIFHORN. "Wir haben eine beachtliche Zahl an Mängeln bei den
Grundstücksentwässerungsanlagen festgestellt", bilanzierte Elmar Bartels,
Geschäftsführer des Abwasser- und Straßenreinigungsbetriebes der Stadt
Gifhorn, während der Werksausschusssitzung am Donnerstag. Wichtigste Aspekte
der Untersuchung waren der ordnungsgemäße Anschluss von Schmutzwasser und
Niederschlagswasser an die entsprechenden Hauptkanäle, hier die Feststellung
von Fehleinleitungen, die Richtigkeit der Erklärung von Grundstücksflächen,
ungenehmigte Drainagen, technische Mängel und die allgemeine Gefährdungen bei
der Wasserableitung. Von den in den letzten anderthalb Jahren untersuchten 815
der insgesamt 12 000 Grundstücke in der Stadt waren nur 44 Prozent der
Grundstücke mängelfrei, fast 40 Prozent leiten mehr, knapp zehn Prozent
leiteten weniger Niederschlagswasser ein als angegeben. Ebenfalls knapp zehn
Prozent leiteten Niederschlagswasser in Schmutzwasserkanäle. Rund 18 000
Quadratmeter an Fläche wurde zu wenig angegeben. Deren Eigentümer müssen laut
Bartels mit einer Nachveranlagung für die letzten vier Jahre rechnen. Die
Eigentümer von rund 15 000 Quadratmeter können wegen zuviel angegebener
Flächen dagegen mit einer Rückerstattung rechnen. "Ein Recht auf eine
angemessene Überprüfung und Nachveranlagung" sah Bartels angesichts der
"ordnungsgemäß einleitenden und hierfür bezahlenden
Grundstückeigentümer". Von einzelnen verursachte kosten dürften nicht
auf die Allgemeinheit abgewälzt werden. Viele Mängel ergäben sich aber
schlichtweg aus der Unkenntnis der Bürger, meinte Bartels. Ein weiteres Ziel
sei daher eine umfassende Information und Aufklärung. Auch dafür sollen die
beiden bisher befristeten Arbeitsverträge in zwei unbefristete halbe Verträge
umgewandelt werden. Einstimmig die Beschlussempfehlung des Ausschusses, der
diese Grundstücksüberprüfung für notwendig erachtet und nach Ablauf der
bestehenden Zeitverträge die Tätigkeit im ASG neu organisiert und mit festen
Arbeitsverträgen fortgeführt sehen will. ohs
SZ-online (Sachsen im Netz) 7.3.2002
Horrende Abwasser-Beiträge haben bereits vor zwei Jahren in Dorf Wehlen für
einen Proteststurm der betroffenen Grundstücksbesitzer gesorgt. Jetzt sieht es
so aus, als ob diese Bescheide ungültig sind. Der Abwasserzweckverband (AZV)
Wehlen-Naundorf befindet sich in einer äußerst prekären Lage. Er muss sich
neu gründen. Bei seiner Bildung sind Fehler gemacht worden. Und die könnten
weitreichende Folgen haben. Die Bescheide sind damit null und nichtig, bringt
Rechtsanwalt Hans Hüsken das Problem auf den Punkt. "Wenn ein Zweckverband
bisher nicht existiert hat, so kann er auch die Bürger nicht zur Kasse
bitten", lautet seine Argumentation. In den Ohren einiger
Grundstücksbesitzer von Dorf Wehlen wird das Musik sein. Kochte doch gerade an
den horrenden Beitragssummen der Streit zwischen ihnen und dem AZV hoch. Denn
die Berechnung erfolgt nach der Grundstücksfläche. Wer viel hat, muss
besonders tief in die Tasche greifen. Für den alteingesessenen Lothar Böhme
ist das reine Abzocke. "Ich habe für mein Grundstück 29 000 Mark
hinzublättern", empört er sich. Andere hat es aber noch schlimmer
getroffen. Die Betrags-Bescheide kletterten bis zu 52 000 Mark. Seitdem
Schmiedemeister Böhme den Beitrags-Bescheid in den Händen hält, läuft er
dagegen Sturm. Er will, dass das Verbraucher-Prinzip angewandt wird. Wer
Abwasser produziert, soll auch zahlen. Also müssten auch Mieter zur Kasse
gebeten werden. Diese Forderungen der Wehlener können aber nur durchgesetzt
werden, wenn der AZV gewissermaßen beim Punkte Null beginnt. Und dieser
Zeitpunkt wäre mit einer Neugründung gegeben. Vize-Landrat Helmut Verdang
versucht, dem Verband den Rücken zu stärken. Außerdem sieht er "keine
Anzeichen, dass der Verband etwas ändern will". Die Neugründung soll
lediglich die Formfehler beseitigen. Bestehen bleiben somit die
Beitrags-Bescheide der Wehlener. "Alles andere wäre der Tod des
Zweckverbandes." Verdang weiß genau, was dann für eine Lawine ins Rollen
gebracht werden würde, müsste der AZV die bereits bezahlten Gelder
zurückgeben. Sind die doch längst verbaut. Und das ist das eigentliche
Dilemma. Weil die Kasse leer ist, hätten für die Millionen die beteiligten
Kommunen zu haften. Eine Horror-Vision für Wehlen. Dessen jetzt schon immenser
Schuldenberg würde noch weiter wachsen. Die Wehlener sind bisher die einzigen,
die in solch eine Bredouille geraten sind. Allerdings eckten andere
Zweckverbände mit ihren gesetzlichen Regelungen auch schon mächtig an. Das
Dresdner Verwaltungsgericht kippte beispielsweise die Abwassersatzung von
Heidenau. Die Richter sahen die Besitzer von ein- oder zweigeschossigen
Gebäuden arg benachteiligt. Auch die Hohnsteiner Regelung wurde gestoppt, weil
Flächen für die Berechnung herangezogen wurden, die nicht hineingehörten.
Doch bei beiden Städten ist das Problem mittlerweile ausgestanden. Auf die
Frage, warum die Schlamperei des AZV Wehlen-Naundorf im Landratsamt niemand
bemerkte, darauf kann Kommunalamtschef Thomas Hönig auch nur die Hände heben.
"Anfang der 90er Jahre ist "vieles an uns vorbeigegangen", sagt
er. Immerhin ist man in der Behörde jetzt etwas munterer geworden. Um solchen
"Überraschungen" vorzubeugen, werden jetzt andere Verbände
gleichfalls unter die Lupe genommen, versichert Verdang. Für Abwasser-Anwalt
Hüsken gehen die Auseinandersetzungen mit dem AZV Wehlen-Naundorf weiter. Er
will Böhme und Co. zu ihrem Recht verhelfen. Letztlich könnte aber die
Zweifel, die hier bestehen, nur ein Gericht klären.
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