Oktober 2002

Wasser-/Abwassernachrichten

(News-Archiv)

17 Prozent aller Kanäle sind undicht

Regierungspräsidium und Zweckverband informieren über anstehende Sanierung

Giessener-Anzeiger, 29.10.2002 

KREIS GIESSEN (rsl). Undichte Kanalleitungen – ein wenig erquickliches, aber umso kostenträchtigeres Thema für Kommunen und Zweckverbände. Nach Erhebungen der Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall ist davon auszugehen, dass in Deutschland rund 17 Prozent der öffentlichen Kanäle sofort, kurzfristig oder mittelfristig sanierungsbedürftig sind. Der Investitionsbedarf beträgt danach etwa 45 Milliarden Euro. Frank Reißig, Dezernatsleiter in der Umweltabteilung Marburg des Gießener Regierungspräsidiums, geht davon aus, dass mit einer ähnlich hohe Schadensquote auch bei den hiesigen Kanalnetzen zu rechnen ist. Bis Ende 2005 werden endgültige Ergebnisse vorliegen, da bis zu diesem Zeitpunkt alle Betreiber von Kanalnetzen nach der Hessischen Eigenkontrollverordnung den Zustand ihrer Kanalnetze überprüfen müssen. Und: diese Mängel sind im Rahmen der technischen Möglichkeiten unverzüglich zu beseitigen. Hilfestellung soll ein von RP-Fachleuten des Staatlichen Umweltsamts Marburg und dem Zweckverband Lollar-Staufenberg organisiertes Seminar bieten, in dem Vertretern von Kommunalverwaltungen, Abwasserverbänden, Ingenieur-Büros sowie Fachfirmen und Fachbehörden Fachvorträge angeboten und neben rechtlichen vor allem praxisorientierte technische und wirtschaftliche Aspekte besprochen werden. Die Veranstaltung ist am 6. November ab 8.30 Uhr im Bürgerhaus Lollar. Anmeldung: Zweckverband Lollar-Staufenberg, Sandweg 25, 35457 Lollar, Tel.(06406) 9134-0.

 

Fäkalschlamm künftig teurer 
Abwasser-Zweckverband erhöht die Gebühren - Ausgaben beleuchtet

Der Neue Tag - Lokales - 26.10.2002

Altenstadt/WN. (sm) Der Zweckverband dreht an der Gebührenschraube. Die Preise für die Abnahme von Fäkalschlamm sollen angehoben werden. Dies kündigte Vorsitzender Georg Heigl vom Abwasserzweckverband in der Sitzung am Dienstag im Rathaussaal an.

Demnach werden die Gebühren für die Anlieferung von Fäkalschlamm und Abwasser aus abflusslosen Gruben ab 1. Januar neu festgesetzt. Die neuen Tarife fußen auf einer Umfrage bei den größeren Nachbarkläranlagen. Ein Kubikmeter Fäkalschlamm soll künftig 20 Euro (bisher 25 Mark) und ein Kubikmeter Abwasser zwei Euro (bisher drei Mark) kosten.

Geschäftsführer Lothar Leibl beleuchtete die Ausgaben für die in diesem Jahr durchgeführte Instandhaltungsmaßnahmen in der Verbandskläranlage. Die Umschaltung auf einen neuen Gasbehälter kostete rund 2500 Euro, die Lieferung von Ersatzteilen für die Rechenanlage zirka 9100 Euro sowie der Einbau von Ersatzteilen 3000 Euro. Für ein Rücklaufschlamm-Messgerät musste der Zweckverband fast 2900 Euro aufwenden, ein Durchflussmessgerät für das Hebewerk in der Theisseiler Straße kostete knapp 4700 Euro, der Schacht hierfür schlug mit rund 14200 Euro zu Buche.

Weitere Posten waren Ausgaben für eine Ausfahrt im Schlammpolder (900 Euro), die Sanierung des Hebewerks Theisseiler Straße (2700 Euro), eine Zaunreparatur am Hebewerk Theisseiler Straße (900 Euro) sowie eine Kamerauntersuchung und Reinigung eines Sammlers (1700 Euro).

Leibl verwies außerdem darauf, dass noch nicht abgeschlossene Maßnahmen weitere Kosten verursachten. Die Umschaltung der Gasbehälter ist mit 2500 Euro und die Instandsetzung des Gasmotors mit 19000 Euro veranschlagt. Zudem sind Reparaturarbeiten im Nachklärbecken mit 4600 Euro sowie weitere Reparaturen mit 1600 Euro eingeplant. Alles in allem summieren sich die Maßnahmen auf über 70000 Euro. Die Schmutzfrachtberechnung und Schadensbewertung der Verbandssammler durch das Ingenieurbüro Erwin Wolfrum wird nach Aussage des Geschäftsführers im nächsten Jahr in Angriff genommen.

 

Neuer Erhebungsmaßstab für Grundgebühr der Abwasserbeseitigung bevorteilt Mehrpersonenhaushalte

Goslarsche Zeitung, 24.10.200

VIENENBURG. In Vienenburg werden zum 1. Januar 2003 die Abwassergebühren gesenkt. Das beschloss der Rat auf seiner jüngsten Sitzung.

Der Entsorgungspreis je Kubikmeter Abwasser wird um 49 Cent auf 1,66 Euro reduziert. Gleichzeitig wird der Erhebungsmaßstab für die Grundgebühr verändert. Er wird nicht mehr personenbezogenen, sondern nach so genannten Anschlusswerten, die sich auf das jeweilige Grundstück beziehen, berechnet. Mit der Gebührensenkung wird ein Versprechen eingelöst, das im März bei der Privatisierung der Abwasserbeseitigung gegeben worden ist: Durch die Privatisierung sollen unter anderem Synergieeffekte genutzt werden, die sich positiv auf die variablen Kosten und damit auf die Benutzungsgebühr auswirken.

Statt der personenbezogenen Grundgebühr von früher 50 DM pro Person und Jahr werden künftig 3,30 Euro je Anschlusswert (AW) und Jahr erhoben. Für Privatgrundstücke beispielsweise werden in der Satzung 30 AW festgelegt, für Mietobjekte 10 AW je Wohneinheit. Das bedeutet: Haushalte mit mehreren Personen, besonders kinderreiche Familien, werden vom neuen System erheblich profitieren. Bei Zwei- bis Drei-Personen-Haushalten auf eigenem Grundstück dürfte sich die Sache die Waage halten. Sie werden dann finanziell entlastet, wenn sie in der Vergangenheit viel Abwasser verbraucht haben. Kostengünstiger soll das neue Modell in jedem Falle für Mieter in Mehrfamilienhäusern sein. mh

 

Ab in die Unterwelt: Tour de Kanal

Zum ersten Male wurde eine 176-Meter-Röhre zum historischen Tunnel für Underground-Touristen umgebaut.

Neue Ruhr Zeitung, 24.10.2002

Die schmale Wendeltreppe führt direkt in die finstere Unterwelt. Sieben Meter unter der Erde hält Peter Emmerich inne. "Passen sie auf, stoßen sie sich nicht den Kopf!". Seine Taschenlampe strahlt gegen ein dunkles Gewölbe, dann sucht der Lichtkegel den nassen Fußboden ab. Ein Glück, die Ratten sind längst weg. Es ist wie im Film "Der dritte Mann". Plötzlich könnte Orson Welles seinen Schatten werfen. Aber an diesem Tag gibt es viele Schatten in dem nur 176 Meter langen Abwasser-Kanal. Peter Emmerich, sonst Einsatzplaner für Maschinentechnik, schlüpft in die Rolle des (Unter-)Stadt-Führers und führt eine Schar Neugieriger bis zum Ende des Ganges, bis zu einem riesigen gusseisernen Schieber. 25 Meter weiter ist noch einer. Und dahinter liegt der Hauptsammler Nord, in dem sich die Abwässer der Altstadt, aus Derendorf, Golzheim, Kaiserswerth, Wittlaer und Angermund zu einer riesigen stinkenden Brühe vermischen.

Nicht nur Grusel-Kulisse für Action-Filme Doch - keine Bange - dem Besucher wird nicht schlecht. Die Schotten sind dicht, da dringt kein Gestank durch. Der über 500 Meter lange Kanal zwischen Hauptsammler und Rhein hat schon im Jahre 1969 ausgedient, als ein neues Rückhaltebecken gebaut wurde - und die verklinkerte Röhre nur noch eine unterirdische Sackgasse war. Unnütz, abgetrennt - nur als Grusel-Kulisse für die Krimi-Serien "Alarm für Cobra 11", "SK Kölsch" oder für den Kinofilm "Tatoo" aber zu schade, fanden Peter Emmerich und seine Kollegen vom Stadtentwässerungsbetrieb.

Jetzt, 33 Jahre nach der Stillegung, wird dieser kleine Tunnel unter der weißen Siedlung in Golzheim zu einem Stück Underground-Museum, zum "historischen Kanal". Ab sofort darf jeder hinunter und ein paar Schritte durch das Abwässerkanalnetz wagen. Anruf genügt: Tel: 899 7155. Die Stadt nennt den nächsten Termin für eine kostenlose Führung mit einer Gruppe oder einer Schulklasse.

Der Eingang befindet sich am Ende der Erwin-von Witzleben-Straße, auf dem Gelände der alten Pumpstation. Ein kleiner, schmucker Pavillon nimmt die letzte Angst. Immer hereinspaziert- und dann abwärts. Eine Stufentreppe führt bequem herab. Sonst muss Betriebsleiter Lutz Barenthien auf Stiegen oder Steigeisen klettern. Aber in diesem Kanal muss sich der Besucher nicht mal bücken, auch keinen klaustrophobischen Anfall fürchten. Der Besucher-Kanal ist 2,25 Meter breit, 2,40 hoch - allemal bequemer als ein enger Aufzug.

Rechts geht´s zum Hauptsammler, links zum Rhein. Bei Hochwasser drücken die Fluten mit aller Kraft gegen die Schieber. Die halten zwar selbst einem grollenden Vater Rhein stand. Doch sicher ist sicher: Steigt der Pegel über 6,30 Meter, darf kein Besucher mehr rein.

Es bietet sich nur ein kleiner Einblick in den weitverzweigten Tunnel-Dschungel. Das Düsseldorfer Kanalnetz ist insgesamt 1550 Kilometer lang - nur 320 Kilometer davon können die Kontrolleure der Stadtentwässerung begehen. Die anderen Röhren sind zu schmal, zu niedrig - und damit ein Fall für den "Kameramann" Heinrich Cymek. Der Ingenieur schickt sein drittes Auge in die engen Tunnel - eine fahrbare, ferngesteuerte Kamera. ...

 

Kostengünstig durch Zentralisierung

Jetzt kann weiter gebaut werden

Landes Zeitung, 22.10.2002

Hohenrode (la). Im Rahmen der Umsetzung des von der Bezirksregierung Hannover im Jahr 1984 aufgestellten und im Jahr 2000 aktualisierten Abwasserbeseitigungsplanes "Obere Mittelweser" ist die Kläranlage Hohenrode stillgelegt und zu einem Pumpwerk umgebaut worden.

Die ehemalige Kläranlage aus dem Baujahr 1973 war für 1000 Einwohnergleichwerte ausgelegt. Der Bau verlief parallel mit der Verlegung der Trennkanalisation in Hohenrode. Die Kläranlage war mit einer biologischen Reinigungsstufe ohne mechanische Vorklärung ausgestattet. Diese eingesetzte Technik entsprach für die heutige Zeit nicht mehr dem Stand der Technik und war durch die Schmutzwasserfracht völlig überlastet. Dementsprechend war der Betrieb der Anlage mit hohen Unterhaltungskosten und Abwasserabgaben verbunden. Eine Wirtschaftlichkeitsberechnung führte zu dem Ergebnis, die ehemalige zweistufige Kläranlage Hohenrode zu einem Pumpwerk umzubauen und das Abwasser nunmehr der Zentralkläranlage Rinteln zur Reinigung zuzuführen. Ein umfangreicher Kläranlagenausbau in Hohenrode konnte so unterbleiben. Die höherwertige Reinigung des Abwassers aus Hohenrode wurde von der Bezirksregierung Hannover genehmigt und mit einem Betrag von 125 000 Euro bezuschusst. Der Bau der Druckleitung, der Umbau zum modernen Pumpwerk und der anschließende Rückbau der alten Kläranlage war mit Gesamtkosten in Höhe von 500 000 Euro verbunden. Einen Teil der Kosten trug auch das Land Niedersachsen. Grund genug für den niedersächsischen Innenminister, Heiner Bartling, zur offiziellen Inbetriebnahme der modernen Anlage des Abwasserbetriebes der Stadt Rinteln zu kommen. "Durch diese Anlage wird der Möglichkeit einer weitergehenden Bebauung im Ortsteil Hohenrode Rechnung getragen", sagte Bürgermeister Karl-Heinz Buchholz bei der Einweihung. Das Schmutzwasser von Hohenrode wird im Freispiegelgefälle dem Pumpwerk zugeführt. Hier befinden sich zwei Tauchmotorpumpen mit je sechs Litern pro Sekunde Förderleistung. Gleichzeitig wird durch Mess- und Dosiereinrichtungen die Menge und Qualität des Abwassers bestimmt. Um die Faulung des Abwassers auf der 3,1 Kilometer langen Druckleitung bis nach Strücken zu unterbinden, wird ein umweltfreundliches Fällungsmittel dosiert zugegeben. Die Druckrohrleitung wurde überwiegend im modernen Spül-Bohr-Verfahren eingebracht, somit konnten Flurschäden minimiert und Ernte- und Bestellzeiten Rechnung getragen werden. Des weiteren wird nach der Gefahrenschutz-Verordnung ein Notstromaggregat vorgehalten, um einen sichern Betrieb des Pumpwerkes jederzeit zu gewährleisten. Im Zuge des Umbaus sind die auf dem Gelände der Kläranlage Hohenrode vorhandenen und in ihrem Bestand gut erhaltenen drei unterirdischen Bauwerke zu Puffer- und Notbecken umfunktioniert worden. Die Überwachung des Pumpwerks Hohenrode erfolgt gemäß dem Stand der Technik über ein eingebautes Fernwirk- und Prozessleitsystem zur Zentralkläranlage Rinteln. Dort können mittels Prozessrechner Störungen kurzfristig erfasst und durch Einwirkung auf den Betriebsablauf des Pumpwerks behoben werden.

 

Kampf um Wasser

http://www.jungewelt.de/2002/10-21/009.php 

junge welt, 21.10.2002 - Ausland Jim Lobe (IPS)

Forschungsbericht warnt vor Einbußen von 350 Millionen Tonnen bei der Nahrungsmittelproduktion

Vor einer drohenden Wasserkrise und rapide steigenden Nahrungsmittelkosten in ihrem Gefolge haben die beiden renommierten Forschungszentren International Food Policy Research Institution (IFPRI) und International Water Management Institute (IWMI) gewarnt. Sollte sich keine bestandsfähige Wasserpolitik durchsetzen, sagen die beiden Organisationen mit Sitz in Washington respektive Colombo dramatische Folgen für Millionen armer Menschen in Entwicklungsländern voraus.

»Wasser ist nicht Öl, zu Wasser gibt es keine Alternative«, so der IFPRI-Forscher Mark Rosegrant bei der Veröffentlichung eines Gemeinschaftsberichts am 17. Oktober in Washington. Sollten sich Politik und Prioritäten nicht grundsätzlich ändern, werde es in 20 Jahren nicht mehr genügend Wasser für Städte, Haushalte und die Landwirtschaft geben.

Nach der Untersuchung ist bei Beibehaltung der derzeitigen Wasserpolitik bis 2025 mit jährlichen Einbußen bei der Nahrungsmittelproduktion von 350 Millionen Tonnen zu rechnen, was etwa der jetzigen Produktion der USA entspräche.

Bereits minimale Schritte in Richtung auf eine nicht-nachhaltige Nutzung der Ressource würden die weltweite Getreideproduktion um weitere zehn Prozent sinken lassen und zu einer enormen Verteuerung führen, warnt die Studie. Der Reispreis würde in diesem Fall um 40 Prozent steigen, der Preis für Weizen um 80 Prozent und der für Mais um 120 Prozent.

Nach Einschätzung von Rosegrant ist dieses Krisenszenario allerdings zu verhindern. Es sei möglich, den Wasserverbrauch zu senken und Wasser effizienter einzusetzen, betont der Forscher. Aber die entsprechenden Schritte müssten jetzt eingeleitet werden. Damit sie Wirkung zeigten, seien nicht nur Geld und der politische Wille nötig, sondern auch Zeit.

Rosegrant fordert vor allem einen stärkeren Einsatz von Regenwasser, eine strikte Regulierung der Grundwassernutzung und eine neue Preispolitik. Seiner Ansicht nach muss sich der Preis für landwirtschaftlich genutztes Wasser in Industriestaaten verdoppeln und in Entwicklungsländern verdreifachen. Höhere Kosten müssten auch die zum Sparen zu verpflichtenden Haushalte in Kauf nehmen.

Mit diesen und weiteren Mitteln ließe sich laut Bericht der globale Wasserverbrauch um 20 Prozent unter das Niveau senken, das eine unveränderte Wasserpolitik nach sich zöge, und die Erträge der mit Regenwasser bewässerten Felder um sieben Prozent steigern. IFPRI und IWMI gehören zu den insgesamt 16 Organisationen der sogenannten »Future Harvest«-Gruppe, ein Netz von Landwirtschafts- und Umweltforschungszentren, die von der Weltbank und der Beratergruppe für Internationale Landwirtschaftsforschung (CGIAR) getragen werden.

Stolz auf die eigene Kläranlage

Schwäbische Zeitung, 18.10.2002

KISSLEGG-SCHURTANNEN - Als sie gebaut wurde, war es etwas Besonderes. Ein Pilotprojekt. Privatleute hatten sich zusammengetan, einen Verein gegründet und ihre eigene Planzenkläranlage gebaut. Nun läuft sie bereits seit zehn Jahren.

Von unserer Redakteurin Jutta Nichter-Reich

Die Anlage hat Menschen in den idyllischen Weiler nahe Kisslegg gelockt, die ohne sie vermutlich nie hierher gefunden hätten. Besucher aus Namibia, aus Moskau, aus New York. Sogar Japaner haben sich mit ihren fremden Schriftzeichen im Gästebuch verewigt. Dabei hat Dr. Friedrich Rockhoff, Tierarzt und Vorsitzender des Abwasservereins Schurtannen e.V., gar nicht so viel vorzuzeigen. Oben, vom Hügel in Schurtannen aus betrachtet, schmiegt sich die Kläranlage unauffällig in die Mulde unterhalb des Bahnübergangs, wahrzunehmen nur als schmaler , schilfbewchsener Gürtel.

Schurtannen kann wachsen

Dabei ist die Kläranlage immerhin 1300 Quadratmeter groß, unterteilt in vier Becken für zwei Klärstufen. Die Becken sind mit hohem Schilf bewachsen. Die Anlage ist ausgelegt für rund 130 Einwohner. Schurtannen könnte also auch noch wachsen. In dem Weiler leben zur Zeit 70 Menschen in 13 Anwesen. In hauseigenen Dreikammergruben wird das Abwasser vorgereinigt, in der Ortskanalisation gesammelt und über einen Zuleitungssammler zur Pflanzenkläranlage geleitet. In der ersten Klärstufe wird das Wasser durch physikalische, biologische und chemische Vorgänge gereinigt, in der zweiten wird Nitrat zu Stickstoffgas abgebaut. Wenn das gereinigte Abwasser schließlich zur Wolfegger Ach fließt, ist es so sauber, dass es eigentlich versickern könnte. Doch das ist nicht erlaubt.

Die hervorragende Wasserqualität wurde schon ganz zu Anfang bei einer Untersuchung der Universität Stuttgart bestätigt. Deren Ergebnisse stellte der damalige Umweltminister Harald B. Schäfer weiland selbst im Kißlegger Schloss vor. Ein Schreiben Friedrich Rockhoffs hatte den Minister auf die Anlage aufmerksam gemacht.

Als Pilotprojekt des Landes wurde sie danach nicht selten tituliert. Doch das war die Anlage nie. Zuschüsse hatte es nur von der Gemeinde Kisslegg gegeben: 60 000 Mark. Gekostet hat die Anlage 280 000 Mark. Umgelegt auf die einzelnen Vereinsmitglieder war das allerdings weitaus weniger, als manche Einwohner Schurtannens hätten bezahen müssen, wenn sie an eine kommunale Wasser- und Abwasserversorgung angeschlossen worden wären. Die ökologische Lösung war die billigere. Die Bürger in Kißlegg hatten die Wahl, weil Kißlegg, im Gegensatz zu Wangen oder Leutkirch beispeilsweise, keine zentrale Abwasserversorgung hatte. Unterstützung für Schurtannen kam außerdem aus der Bürgerinitiative "Dezentrale Wasserversorgung".

Also gründeten die Leute ihren Verein, planten zusammen mit Fachleuten und griffen zum Spaten. Ein Jahr lang brauchten sie, um Gruben auszuheben, Folien zu verlegen und Schilf zu pflanzen. Sogar dem Fernsehen war die Aktion einen Beitrag wert. Friedrich Rockhoff hatte sich zuvor ums Gegnehmigungsverfahren gekümmert. Weil die Leute aus Schurtannen Neuland betreten hatten, brauchte es seine Zeit, bis die Behörden ihr Placet gaben.

Tage des Malochens

Heute erinnern nur noch Fotos an die Maloche jener Tage . Der Aufwand an der Kläranlage hält sich nun in Grenzen. Der Verein hat einen Klärwärter gewählt, der ab und zu die Rohre durchspült oder das Gras am Rand der Zäune mäht. Einmal im Jahr hilft beim Aktionstag mit, wer Zeit hat. Für Besucher gibt"s ein Faltblatt, wie die Anlage funktioniert, bei Tagen der offenen Türe konnten sich Interessierte informieren. Und jedes Jahr im Sommer macht der Verein ein Fest. Das ist müsste er nicht, aber es hat sich so entwickelt. Die Dorfgemeinschaft ist zusammengerückt, seit es die Kläranlage gibt. Und nimmt Rücksicht. Die Hälfte der Einwohner verwende Waschmittel auf Seifenbasis, um die Anlage zu schonen, erzählt Rockhoff. Und: "Die Leute indentifizieren sich mit unserem Biototp." Wer könnte das von einer Kläranlage sonst noch sagen?

Im April nächsten Jahres, zum 10. Jubiläum, ist übrigens wieder ein Tag der Offenen Tür vorgesehen.

 

Regenrückstauklappen bleiben das A und O

Überflutete Keller: Eigenbetrieb wies die Schuld zurück

Gifhorner Rundschau, 18.10.2002

Vallstedt. Die Wellen schlugen hoch in Vallstedt. Nicht nur im Sommer, als bei den starken Regenfällen mehrere Keller im Ort überflutet waren (wir berichteten), sondern jetzt auch während einer Informationsveranstaltung über das Entwässerungssystem der Gemeinde Vechelde.

Irgendetwas könne nicht mit dem Pumpwerk in Köchingen oder dem Abwassersystem in Vallstedt in Ordnung sein, lautete der Vorwurf einiger Zuhörer, deren Keller mit Schmutzwasser voll gelaufen waren. „In acht Wochen sind wir achtmal abgesoffen“, ärgerte sich Vallstedts Ortsbürgermeister Max Haupt. So etwas habe es zuvor in dem Ort nicht gegeben, ergänzte der CDU-Mann und sprach von einem „Vertrauensverlust der Bürger zur Gemeinde Vechelde“.

Verantwortlich fürs Kanalsystem in der Gemeinde Vechelde ist der „Eigenbetrieb Abwasser“; und dessen Leiter Jürgen Bloch widersprach Haupt und unterstrich: „Wir als gemeindlicher Eigenbetrieb müssen kein schlechtes Gewissen haben.“

Verantwortlich für die Kellerüberflutungen machte er fehlende oder mangelhafte Regenrückstauklappen, für die die Hauseigentümer zuständig seien. „Durch die Lüftungsschlitze der Schmutzwasserkanäle ist bei den starken Güssen Regenwasser in die Schmutzwasserkanäle eingedrungen, so dass sie voll gelaufen sind. Wenn jedoch jeder Hausbesitzer eine funktionierende Rückstauklappe hätte, wäre das Kanalsystem geschlossen gewesen und nichts wäre passiert“, behauptete Bloch.

Gestützt wurden seine Aussagen von Ulrich Resener, der im Vechelder Rathaus für den Hoch- und Tiefbau zuständig ist. „Wenn die Rückstauklappen vorhanden sind, läuft das Wasser entweder aus den Gullydeckeln auf die Straße oder aus dem Pumpwerk in die Landschaft“, erklärte er. Auch ein gewisser Anteil an Regenwasser im Schmutzwasser sei nichts Ungewöhnliches und keineswegs ein Beleg für ein fehlerhaftes Kanalsystem, fuhr Resener fort. Bei ungefähr 25 Prozent liege normalerweise der Anteil von Fremdwasser im Schmutzwasser in der Gemeinde Vechelde. Die starken und vor allem lang anhaltenden Regenfälle hätten aber dazu geführt, dass sich dieser Anteil massiv erhöht habe, gab Resener zu.

Widersprochen hat der Eigenbetrieb auch der Sorge einiger Bürger, zahlreiche Fremdanschlüsse oder eine zu geringe Kapazität der Kanalrohre seien für die vollen Keller verantwortlich. Auch hier hieß die Antwort des Eigenbetriebes: Schutz vor überfluteten Kellern biete nur eine Rückstauklappe.

 

Klärungs-Bedarf

Kommunen warnen vor einer Privatisierung der Abwasseranlagen

Süddeutsche Zeitung, 15.10.2002

Auf Bayerns Bürger und Betriebe rollt möglicherweise eine Kostenlawine erheblichen Ausmaßes zu. Dann nämlich, wenn sich die bayerische Staatsregierung mit einem Gesetzentwurf durchsetzt, der die Privatisierung der – jetzt noch kommunalen – Abwasserbeseitigung möglich machen würde. Bei einem Hearing zu diesem Thema heute im Landtag wollen der Bayerische Gemeindetag und der Bayerische Städtetag klar Stellung beziehen. Die einhellige Meinung der beiden kommunalen Spitzenverbände: Der Gesetzentwurf sollte so schnell wie möglich im Papierkorb verschwinden.

Ausgangspunkt der Experten-Anhörung, zu der die drei Landtagsausschüsse für Umwelt, Kommunalpolitik und Wirtschaft gemeinsam eingeladen haben, ist eine schon einige Monate zurückliegende Änderung des Wasserhaushaltsgesetzes (WHG) des Bundes. Darin wird den Ländern erstmals die Möglichkeit eingeräumt, mit einem eigenen Gesetz Abwasseranlagen zu privatisieren. Ende Januar hatte Bundeswirtschaftsminister Werner Müller die Bundesländer ausdrücklich aufgefordert, sie sollten die Möglichkeiten des WHG möglichst geschlossen nutzen. Baden-Württemberg und Sachsen sind der Aufforderung schon gefolgt und haben entsprechende Landesgesetze verabschiedet, deren Umsetzung aber – vorerst – auf Eis gelegt. In Bayern gibt es einen Referentenentwurf, den aber außer den Ministerien noch keiner kennt. Die SPD hofft, dass er wenigstens heute beim Hearing endlich auf den Tisch kommt.

Eine Privatisierung der Abwasserbeseitigung in Städten und Gemeinden hätte nach Meinung der kommunalen Spitzenverbände zur Folge, dass Abwasser künftig wie ein Wirtschaftsgut behandelt und mit 16 Prozent Mehrwertsteuer belegt wird. Diesen Kostenschub hätten die Verbraucher zu bezahlen. In der gegenwärtigen Wirtschaftslage wäre das fatal, heißt es beim Gemeinde- und beim Städtetag. Beide verweisen in diesem Zusammenhang warnend auf die gegenwärtigen Koalitionsgespräche in Berlin, wo das Abwasser als denkbare neue Steuerquelle diskutiert wird.

In den Rathäusern macht man aber auch noch aus einem anderen Grund Front gegen die Privatisierungsplanungen bei der Abwasserbeseitigung. Müssten die Kommunen sie aus der Hand geben, könnten sie keinen Einfluss mehr nehmen, dass die Abwassergebühren sozial verträglich gestaltet werden. Verwiesen wird auf das Beispiel Frankreich, wo die Konzerne Vivendi und Souez gemeindliche Abwasseranlagen betreiben. Die Gebühren dort liegen im Schnitt 30 Prozent über den Abwasserpreisen der kommunalen Abwasserentsorger in Frankreich.

Außerdem fragen der Gemeinde- und der Städtetag, wer sich um die Abwasserbeseitigung kümmern soll, wenn der private Betreiber an diesem Geschäft kein Interesse mehr hat, pleite geht oder in eine wirtschaftliche Schieflage kommt wie jetzt Vivendi in Frankreich. Solche „Unwägbarkeiten“ seien weder den Bürgern noch den Gewerbebetrieben zumutbar.

SPD und Grüne haben sich schon auf ein Nein zu den Privatisierungsplänen der Staatsregierung festgelegt. Die CSU-Fraktion neigt zu einer „Privatisierung in engen Grenzen“. In Bayern gibt es derzeit rund 3100 Kläranlagen, die von Kommunen oder Zweckverbänden betrieben werden. Etwa 92 Prozent der Haushalte sind an solche Anlagen angeschlossen. Christian Schneider

Erstes Versuchsfeld für Kleinkläranlagen

Berater informieren Bürger über Lösungen

Schweriner Volkszeitung, 15.10.2002

Dorf Mecklenburg Gestern wurde auf dem Gelände des Klärwerkes in Dorf Mecklenburg das erste Kleinkläranlagenversuchsfeld im Land eingeweiht. Das Versuchsfeld besteht aus zwei Pflanzenkläranlagen sowie vier biologischen Kleinkläranlagen und wurde vom Zweckverband Wismar in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule der Hansestadt entwickelt. Die 163000 Euro teure Anlage wurde durch das Umweltministerium mit knapp 107000 Euro gefördert. Das Demonstrations- und Versuchsfeld soll dazu dienen, den Bürgern die verschiedenen Möglichkeiten der dezentralen Abwasserbehandlung zu erläutern. Fünf Berater informieren über Wartung und Betrieb von Kleinkläranlagen und helfen bei der Entscheidung, wie und womit das Abwasser gereinigt werden kann, um den künftigen EU-Anforderungen zu entsprechen. Spätestens bis zum 31. Dezember 2005 müssen sämtliche kommunale Abwässer vor dem Einleiten in Binnengewässer einer geeigneten Behandlung unterzogen werden, mahnte das Umweltministerium in seiner Mitteilung. Mit der Regelung stiegen die Anforderungen an Herstellung und Betrieb, insbesondere von Kleinkläranlagen, Klärteichen und Pflanzenkläranlagen, die künftig regelmäßig von Fachleuten begutachtet werden. 

Die Fakten: 50000 der rund 60000 Kleinkläranlagen in Mecklenburg-Vorpommern entsprechen nach Angaben des Umweltministeriums derzeit nicht den EU-Anforderungen. Der Großteil dieser mechanischen Anlagen ist veraltet und muss daher saniert bzw. neu gebaut werden- und mit einer biologischen Reinigungsstufe versehen sein.

Doch wie teuer wird eine neue Kleinkläranlage, wer bietet so etwas an, welche finanziellen Förderungen gibt es? Darüber können sich Grundstückseigentümer seit gestern in Dorf Mecklenburg informieren. Direkt an der Bundesstraße106 wurde auf dem Gelände des Zweckverbandes Wismar ein rund 150000 Euro teures Demonstrations- und Beratungszentrum eingeweiht. Auf dem Gelände befinden sich u. a. sechs verschiedene Kleinkläranlagen.

So unterschiedlich deren Herstellerfirmen sind, so unterschiedlich sind auch die Preise für den Einbau solcher Säuberungsaggregate. Nach Angaben von Experten müsse man mit Kosten in Höhe von 5000 bis 8000 Euro rechnen. Finanzielle Unterstützung gibt es vom Land mit rund 500 Euro.

Finanzielle Förderung soll verdoppelt werden

Dieser Zuschuss soll in den nächsten Monaten auf 1000 Euro verdoppelt werden. Das kündigte Umweltminister Wolfgang Methling gestern in Dorf Mecklenburg an. Eine entsprechende neue Förderrichtlinie werde derzeit erarbeitet.

Seit 1998 wurden durch das Umweltministerium mehr als zwei Millionen Euro für die Errichtung, Umgestaltung und Erweiterung der biologischen Abwasserbehandlung in Kleinkläranlagen zur Verfügung gestellt. In diesem Jahr würden dafür fast eine Million Euro an Fördermitteln ausgereicht.

Mit Blick in die Zukunft sagte Methling: "Es ist absehbar, dass langfristig zehn bis 15 Prozent der Einwohner - insbesondere in den ländlichen Gebieten, wo teilweise weniger als 40 Einwohner je Quadratkilometer leben - das Abwasser eigenverantwortlich auf dem Grundstück reinigen müssen."

Beim Zweckverband Radegast geht man davon aus, dass dies auf rund 1500Grundstückseigentümer zutreffen wird.

 

Kleie filtert Schadstoffe aus Abwässern 

netzeitung - 14. Okt 08:12

Weizenkleie als Biofilter: Stuttgarter Forscher haben eine neue Technik entwickelt, um Arsen und andere Giftstoffe aus Industrieabwässern zu entsorgen.

Mit Kleie, die beim Mahlen von Getreide anfällt, können Schadstoffe aus Abwässern gefiltert werden. Eine entsprechende Technik haben Fraunhofer-Forscher entwickelt. Sie wollen damit die Entsorgung der Gifte Arsen und Hexachlorcyclohexane (HCHs) aus Industrieabwässern erleichtern. Der Prototyp der Filteranlage ist so klein, dass er bei Bedarf schnell an beliebige Einsatzorte gebracht werden kann.

Giftstoffe im Sickerwasser

Arsen wird bis heute in der Halbleiter- und Glasindustrie eingesetzt und belastet vielerorts Wasser und Boden. HCHs dienten bis zu ihrem Verbot in den achtziger Jahren der Schädlingsbekämpfung. Beide Substanzen finden sich häufig in Sickerwässern aus Deponien und alten Produktionsstätten. Weil derartige Abwässer die zulässigen Grenzwerte oftmals erheblich überschreiten, dürfen sie nicht ohne Vorbehandlung entsorgt werden. Diese Aufgabe soll die neue mobile Anlage erleichtern, die am Fraunhofer Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik (IGB) in Stuttgart entwickelt wurde.

Die Filteranlage kombiniert ein elektrochemisches Verfahren mit Bioadsorbern aus chemisch modifizierter Kleie. «Kleie bekommt man für wenige Euro pro Zentner in Getreidemühlen», erklärt Manfred Kühn vom Fraunhofer IGB. «Wir modifizieren sie chemisch und nutzen ihre hydrophoben Eigenschaften, so dass sie die Giftstoffe binden kann.» Auf diese Weise lasse sich Arsen fast vollständig bis auf 0,004 Milligramm pro Liter binden, HCHs bis auf 0,13 Mikrogramm pro Liter. Die gesetzlichen Grenzwerte dieser Schadstoffe für die Entsorgung des Abwassers würden damit bei weitem unterschritten, versichern die Forscher.

Mobile Anlage

Die neue Anlage ist mit nur 2,5 Metern Länge, 1,3 Metern Breite und zwei Metern Höhe recht flexibel und an verschiedenen Orten einsetzbar. Am Fraunhofer IGB wurden in früheren Jahren bereits Bioadsorber zur Entfernung von Schwermetallen wie Kupfer, Blei, Cadmium, Zink und Chrom entwickelt. (nz/jkm)

 

Vakuum als günstige Alternative

Besichtigung eines Unterdruck-Entwässerungssystems in Pfatter - Deutliche Ersparnis

Oberpfalznetz Zeitung, 10.10.2002

Schwarzenfeld/Pfatter. (ch) Ein leises Zischen und Gluckern ist unter dem grünen Deckel zu hören, das war's. Die Gemeinde Pfatter (Landkreis Regensburg) hat im Ortsteil Geisling eine "Vakuumentwässerungsanlage" installiert. Eventuell kommt das Verfahren auch für Irrenlohe in Frage.

Bürgermeister Manfred Rodde, Dritter Bürgermeister Peter Bartmann und die Markträte Ernst Münch und Rudolf Lindner, Ingenieur Armin Schall sowie Mitarbeiter der Verwaltung und der Kläranlage besuchten am Dienstag die 2900-Seelen-Gemeinde, um sich die Erfahrungen mit der Technik und Kosten von Pfatters Bürgermeister Josef Heuschneider und seinen Mitarbeitern erläutern zu lassen.

Das Prinzip ist relativ einfach: Die Abwasserkanäle werden über Pumpen unter einen permanenten Unterdruck von etwa 0,6 Bar gesetzt. An den Hausanschlüssen befinden sich Ventile. In einem Rohr werden die Hausabwässer gesammelt, bis eine gewisse Höhe, die etwa 15 Litern entspricht, ansteht. Dann öffnet ein Ventil und das Abwasser wird durch den Unterdruck in die Kanalisation gesaugt.

Der Vorteil: Die Kanäle müssen nicht so tief eingegraben werden, wie es etwa bei einer Freispiegelverlegung nötig wäre. Deshalb bietet sich das Verfahren gerade für Ortschaften an, in denen kein natürliches Gefälle vorliegt. So etwa in Irrenlohe. Durch die mindere Verlegetiefe könnten im Falle von Irrenlohe auch Probleme vermieden werden, die durch das hoch anstehende Grundwasser auftauchen könnten.

Der wichtigste Vorteil: Nach bisherigen, groben Berechnungen wäre das Vakuumsystem rund 255000 Euro günstiger als ein Freispiegelkanal, dessen Kosten auf etwa 665000 Euro geschätzt werden. Im kommenden Jahr soll in Irrenlohe gebaut werden.

Keine größeren Probleme

Die Kostenfrage stand bei den Gesprächen in Pfatter natürlich im Vordergrund. Denn die Wartung des Vakuumsystems ist relativ aufwändig. Die Klärwärter der Gemeinde zeigten sich jedoch sehr zufrieden mit dem System: "Das passt einwandfrei." Den Schwarzenfelder Kläranlagen-Mitarbeitern Thomas Hutz und Reinhard Meßmann bleibt genug Gelegenheit, mit den Kollegen zu fachsimpeln. Auch der Gemeinderat in Pfatter scheint zufrieden mit der Anlage, die seit drei Jahren läuft. In einem weiteren Ortsteil soll das Verfahren ebenfalls zur Anwendung kommen.

Größere Probleme habe es bisher nicht gegeben, so Heuschneider und seine Mitarbeiter. Die Hausanschluss-Schächte samt Ventileinheit und Staurohr sind in Pfatter Eigentum der Gemeinde. Bei Problemen helfen die Klärwärter. "Einen Versuch haben die Anlieger frei. Dann verlangen wir 25 Euro," sagte Heuschneider. Das System überwacht sich selbst. Fällt der Unterdruck auf unter 0,4 Bar, erhält einer der Klärwärter eine Alarmmeldung. Außerdem fallen eventuelle Undichtigkeiten dann auf, wenn die Vakuumpumpen länger laufen als gewöhnlich.

"Sehr guter Eindruck"

"Das macht alles ein sehr guten Eindruck," sagte Rodde. Diskutiert wurde ein möglicher Standort für das Häuschen, in dem die Vakuumpumpen untergebracht werden müssten. Die Pumpen erzeugen einen gewissen Lärm, außerdem waren unangenehme Gerüche festzustellen. Das Gebäude soll nach Aussagen Heuschneiders möglichst nahe an der Siedlung stehen, die durch den Kanal erschlossen wird. Erste Gedanken der Markträte liefen in Richtung eines Standortes an den Bahngleisen in Irrenlohe. Von Irrenlohe bis zur Schwarzenfelder Kläranlage sind es dann noch etwa eineinhalb Kilometer, die mit einer Druckleitung überwunden werden könnten.

 

Mit Ultraschall geht das Klärwerk auf Sparkurs 

Eine neue Anlage erhöht Biogas-Ausbeute - Umwandlung in Strom und Wärme - Einsparungen sollen Gebühren stabil halten

RON - RHEINPFALZ ONLINE,9.10.2002 Okt 

Mit den alltäglichen Hinterlassenschaften der Mannheimer lässt es sich das städtische Klärwerk im Norden der Stadt gut gehen: Das aus dem Klärschlamm gewonnene Biogas wird werksintern zum Gewinn von Strom und Wärme verwendet. Eine vom Dresdner Fraunhofer-Institut entwickelte Anlage soll die Gasausbeute erhöhen und das Klärschlamm-Volumen reduzieren. zum Vergrößern auf das Bild klicken Nach einem drei Viertel Jahr sind die Betreiber in Mannheim zufrieden: Dank Ultraschall wird bares Geld gespart. Der Herr der Schieber und Kanäle ist Stefan Minich, Diplom-Ingenieur und Leiter des Klärwerks in Sandhofen. Die Rechnung, die er aufmacht, scheint plausibel: Jede Tonne Klärschlamm, die auf der Friesenheimer Insel deponiert wird, schlägt mit 150 Euro zu Buche. Pro Jahr fallen 10.000 Tonnen Klärschlamm an. Also lohnt es sich, den Schlamm abspecken zu lassen.

Bislang wurde er lediglich getrocknet: weniger Wasser bedeutete weniger Müllgebühren. Durch das Ultraschall-Verfahren gelingt es jetzt, dem Schlamm mehr energieträchtiges Faulgas zu entlocken. Die Gasausbeute steigt, das Schlammvolumen sinkt. Das Gas wird noch auf dem Gelände in Strom und Wärme umgewandelt und hilft dadurch, die Energiekosten im Rahmen zu halten. Rund eine halbe Million Euro haben die Mannheimer für die Anlage, die dem Schlamm mit Ultraschall zu Leibe rückt, berappt. Eine Summe, die nach einem Jahr wieder hereingeholt sein wird, meint Minich.

Vielleicht rechnet sich die Anlage sogar früher: Denn derzeit erfüllt sie ihre Aufgabe überplanmäßig. Statt dem zugesicherten 20-Prozent-Plus beim Biogas holt das Gerät 30 Prozent mehr heraus. Auch das angepeilte Reduzieren des Klärschlamm-Abfalls um 15 Prozent ist nach den Worten von Klärwerk-Chef Minich erreicht.

Jeder Euro, der in der Kläranlage eingespart wird, kommt den Mannheimern zugute. Die Stadtentwässerung ist ein Eigenbetrieb und vom städtischen Haushalt abgetrennt. Sie finanziert sich über die Abwasser-Gebühren. Sinken die Betriebskosten für die Kläranlage, spüren das langfristig auch die Bürger, wenn die Abwassergebühren erträglich bleiben.

Der Schlamm, dem der Ultraschall zu Leibe rückt, stammt aus den Belebungsbecken. Dorthin gelangt das Abwasser, nachdem mit Hilfe von Rechen, Sand- und Fettfang grobe Bestandteile ausgesondert wurden. Die noch enthaltenen gelösten Stoffe werden im Belebungsbecken biologisch abgebaut. Diese Aufgabe übernehmen bereits im Abwasser enthaltene Bakterien, deren Wachstum im Klärwerk mit Luftzufuhr und den idealen Lebensbedingungen gefördert wird. Ein Teil dieses Bakterienschlamms muss jedoch stets entfernt werden, damit die Mischung zwischen Abwasser, Bakterien und Schlamm stimmt. Dieser sogenannte Überschuss-Schlamm wandert zu einem Drittel in die neue Ultraschallanlage.

Die Anlage selbst ist relativ klein. Sie besteht aus drei Edelstahl-Kisten, einigen Pumpen und Elektroschaltschränken. Hinter den Edelstahl-Abdeckungen stecken die Ultraschall-Tongeber. Sie versetzen den Überschuss-Schlamm in schnelle Schwingungen und spalten die enthaltenen Bakterien auf. Das Prinzip ist vergleichbar mit Reinigungsgeräten für Brillen, die ebenfalls mit Ultraschall arbeiten.

1000 Liter Abwasser leiten die 320.000 Mannheimer pro Sekunde neu in das Kanalsystem ein. Bei starkem Regen kann diese Menge bis auf das Vierfache ansteigen. Alles Schmutzwasser wird - wenn es ordnungsgemäß eingeleitet wurde - in der riesigen und einzigen Kläranlage Mannheims angespült. Dort, durch die A 6 vom Stadtteil Sandhofen getrennt, kümmern sich 80 Mitarbeiter um den Abwasserstrom.

Je nach Auslastung dauert es zwischen acht und 20 Stunden, bis das Abwasser die Anlage geklärt und aufbereitet verlässt. Das neue Klärwerk wurde 1973 fertig gestellt und löste die alte Anlage auf der Friesenheimer Insel aus der Zeit der Jahrhundertwende ab. Mitte der 80er Jahre und Ende der 90er Jahre kamen neue biologische Reinigungsstufen dazu. Sie waren aufgrund strengerer Umweltgesetze nötig geworden. Die neue Ultraschall-Anlage dient nicht dem Einhalten von ökologischen Auflagen; sie reduziert die laufenden Kosten des Klärwerks.
Niko Wald

 

Sonnenanbeter mitschuldig an Verschmutzung

Gewässer Zu viele Pestizide wurden nachgewiesen

Argauer Zeitung, 09.10.2002

In den Aargauer Gewässern gibt es zu hohe Konzentrationen an Schädlingsbekämpfungsmitteln. Aber auch der Wirkstoff DEET konnte mehrfach in zu hohen Konzentrationen nachgewiesen werden. DEET kommt in Sonnencremen und in Mückenschutzmitteln vor, weshalb zu den Verursachern der Verschmutzungen nicht nur die Bauern und Hobbygärtner gezählt werden, sondern auch die Sonnenanbeter. Am häufigsten gab es zu hohe Konzentrationen der Pflanzenschutzmittel Atrazin und Isoproturon. Beide Stoffe werden im Maisanbau und bei Getreidefeldern eingesetzt, sagt Marcel Schmid, Leiter der Sektion Gewässer und Abwasser im Aargauer Amt für Umwelt. Die seit vier Jahren gültige Schutzverordnung für Gewässer erlaubt eine Pestizidkonzen-tration von höchstens 0,1 Mikrogramm pro Liter. Beim Isoproturon wurden Werte von 10,0 Mikrogramm pro Liter gemessen. Jetzt stellt sich die Frage, ob gewisse Mittel eingeschränkt oder verboten werden müssen. Eine Gefahr für die Umwelt bestehe nicht. (sda

 

Umweltprojekte in der arabischen Welt

Schweriner Volkszeitung, 8.10.2002

Euro-Arab-Umweltkonferenz vom 10. bis 12. Oktober

Die Euro-Arab-Umweltkonferenz hat sich in den letzten Jahren zu einer erfolgreichen Veranstaltung entwickelt. Deshalb könne der diesjährigen Umweltkonferenz, die von einer Fachmesse begleitet wird, mit Spannung entgegen gesehen werden, sagt Sylvia Hase, Projektleiterin der Rostocker Hanse-Messe.

Die Euro-Arab-Umweltkonferenz findet vom 10. bis 12. Oktober in der Hanse-Messe, Schmarl, statt. Wie schon im Vorjahr führen der Fachbereich Landeskultur und Umweltschutz der Universität Rostock und der Nah- und Mittelostverein Hamburg diese Konferenz durch. In den Jahren zuvor fand die Konferenz in Alexandria (Ägypten) statt und entwickelte sich zu einer hervorragenden wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Drehscheibe zwischen Deutschland und der arabischen Welt.

Wissenschaftler und Repräsentanten europäischer und arabischer Firmen, die in den Bereichen Umwelttechnologie tätig sind, werden erwartet, ebenso auch politische Entscheidungsträger aus arabischen Staaten.

Im Mittelpunkt von Fachmesse und Konferenz stehen aktuelle umweltrelevante Probleme im arabischen Raum. Wissenschaftler und Firmen aus Deutschland werden durch Fachvorträge und Messepräsentationen entsprechende Lösungsvorschläge, Technologien und Referenzprojekte vorstellen.

Im einzelnen geht es um folgende Problembereiche: alternative und erneuerbare Energieen, zentrale und dezentrale Abwasserbehandlung, Wasser-, Abwasser- und kanaltechnik, Abfallbehandlung von der Logistik über Recycling bis zur Verwertung, Deponiebau und -betrieb sowie Rückbau von Deponien, Klimaschutz, Luftreinhaltung, Finanzierung von Umweltprojekten.

 

Weinbau-Abwässer können Kläranlagen stark belasten

RON - RHEINPFALZ ONLINE, 7.10.2002

BAD DÜRKHEIM: Organische Ablagerungen aus der Weinproduktion sollen von der Kanalisation fern gehalten werden

Hefe- und Trubstoffe aus dem Weinbau müssen weitgehend aus dem Abwasser fern gehalten werden. Darauf weisen die Betriebsleiter der Abwasserbeseitigung der Verbandsgemeinden, der Bauern- und Winzerverband und die Staatliche Lehr- und Forschungsanstalt (SLFA) hin.

Früher "kippten" im Herbst schon mal die Kläranlagen um, weil organische Stoffe aus der Weinproduktion, etwa Beerenhäute oder Ablagerungen aus Pressen und Tanks, die Abbau-Bakterien der Anlagen unwirksam machten. Nur die Zufuhr großer Mengen teuren technischen Sauerstoffs halten die Bakterien arbeitsfähig - bis zur 500-fachen Konzentration im Vergleich zu normalen Abwässern muss der Sauerstoff bei verrottendem Trub und Hefe vorhanden sein. Gerät die ausgewogene Lebensgemeinschaft im Klärbecken aus dem Gleichgewicht, dauert es rund 14 Tage bis die Abwasserreinigung wieder normal läuft.

In Wachenheim hat man, laut Betriebsleiter Abwasser Willy Horlacher, das Problem seit Jahren "im Griff". Dass dies bisher nicht passierte, führt Horlacher unter anderem auch auf die elektronische Nachrüstung zurück, die es ermögliche auch nachts mit "einer erhöhten Schmutzfracht" fertig zu werden. Selbst wenn einmal eine "überregionale Hochfracht" auf die Kläranlage zukomme, reagierten die elektronischen Sensoren sofort und führten Sauerstoff zu, um die Abbau-Bakterien am Arbeiten zu halten.

Auch die Kläranlage der Verbandsgemeinde Freinsheim in Weisenheim am Sand ist laut Werksleiter Klaus Höll noch nie umgekippt. Mitarbeiter überwachen ständig die Anlage und führen bei Bedarf Flüssigsauerstoff und Chemikalien zu. Die Verbandsgemeinde-Werke wenden sich dabei jedes Jahr mit einem Merkblatt an die Winzer und Genossenschaften, keine vorschriftswidrigen Trubstoffe in die Kanalisation gelangen zu lassen und drohen bei Nichteinhaltung mit einem Ordnungswidrigkeitsverfahren.

Die Bad Dürkheimer Kläranlage ist so ausgelegt, dass man im Herbst auf zusätzliche Kapazitäten zurückgreifen kann. "Wir trennen das Abwasser in stark belastete Beckenzonen und weniger stark belastete. Bei der hochbelasteten Stufe wird vorgereinigt und es kommt eine zweite Belebungsstufe hinzu", erklärt der Technische Leiter der Abwasserbeseitigung, Jens Rosenthal. Ansonsten setzen die Dürkheimer ebenfalls auf jährlich erneute Aufklärung und achten bei Proben in den Weinbaubetrieben auf die "Arbeitsweise in der Kellerwirtschaft", so Rosenthal.

Dirk Gerling, Geschäftsführer des Weinbauverbandes Pfalz, weist darauf hin, dass zum Beispiel mit einfachen Filtern über den Gullys bei überschaubaren Kosten ein großer Effekt möglich sei. Auch die Sammlung der Trub-Abwässer in eigenen Behältern und deren Einsatz im Landbau sei eine effektive Schutzmaßnahme.

"Kommunale Entwässerungssatzungen verbieten Einleitungen, aber diese kommen halt mal vor", so Gerling, der bei der Winzerschaft viel Informationsarbeit geleistet hat, "um die Problematik in die Köpfe zu bringen". Eines seiner Argumente: Wenn nachweisbar keine Abwässer aus dem Weinbau die Kläranlagen mehr belasteten, könne auch auf eine Senkung der örtlich erhobenen Sonderabgaben auf Weinbauabwässer gepocht werden.

Diese Beträge seien "nicht unerheblich", so Dr. Jürgen Oberhofer, Leiter des Fachbereichs Weinbau der Staatlichen Lehr- und Forschungsanstalt. Er weist darauf hin, dass in Weinbauregionen die Kläranlagen wegen der Spitzenbelastungen in September und Oktober extra leistungsstark dimensioniert werden müssen. (pse/mkö) 

 

Wird Siegens Abwasser in die USA verleast?

Westfalenpost, 07.10.2002 

Siegen. (wp) Wenn den Kommunen das Wasser finanziell bis zum Hals steht, dann verfallen sie auf die vielfältigsten Tricks und Auswege. In der Siegener Kämmerei wird derzeit ein Verfahren geprüft, bei dem die US-Staatskasse draufzahlt.

Stadtkämmerer Reinhold Baumeister bestätigte gestern, Kämmerei und Entsorgungsbetrieb untersuchten derzeit, ob sich eine Vermietung des Siegener Klärwerks und der Kanalisation nach dem "Cross-Border-Leasing-Verfahren" an einen US-Trust rechnet.

Indem die Stadt ihren Abwasserbetrieb an eine US-amerikanische Investorengesellschaft vermietet und diese die Anlagen an die Stadt zurückvermietet, entstehen auf beiden Seiten Vorteile. So können beide Partner das Leasing-Objekt steuerlich abschreiben. Der Charme für die Stadt: Die Leasing-Raten aus Amerika kommen nach Vertragsabschluss auf einen Schlag. Wie hoch ein solcher Betrag sein könnte, ist noch nicht bekannt.

Doch das Verfahren ist nicht risikolos, warnen Experten. Cross-Border-Leasing braucht erfahrene - und teure - Anwälte, deren Honorare sich in einem zweistelligen Millionenbetrag bewegen können, sagt Hartmut Schledorn vom Bund der Steuerzahler in Düsseldorf. In einem Fall wurden eine Kanzlei für deutsches, eine für US-Recht, ein zusätzliches Beratungsunternehmen und drei Gutachter für Technik, Umwelt und Wert des Leasinggegenstandes bestellt - ohne dass man wusste, ob das Geschäft überhaupt zu Stande kommen würde. Die Stadt Aachen jedenfalls entschloss sich nach eingehender und teurer Prüfung, keinen Vertrag zu unterschreiben.

Auch während der Laufzeit des Vertrages sehen Experten noch jede Menge Risiken. Geht nämlich die Leasing gebende US-Gesellschaft in Konkurs, könnten deren Gläubiger unter Umständen das Kanalnetz verwerten. Oder: Würden sich die Abwasservorschriften so gravierend ändern, dass das Klärwerk für die Abwasserbehandlung nicht mehr ausreicht, wäre die Stadt gegenüber ihren Partnern plötzlich schadensersatzpflichtig. Auch die Frage, wie lange die US-Steuerschlupflöcher in Sachen Leasing noch erhalten bleiben, bleibt nach Ansicht von Experten spannend.

Entscheidend ist auch, wie das Geld aus Amerika verwendet wird: Muss es zu Gunsten der Gebührenzahler in die Abwasserkalkulation eingerechnet werden, oder kann sie der Eigentümer des Kanalnetzes im maroden Stadtsäckel vereinnahmen? Ein höchstrichterliches Urteil gibt es derzeit noch nicht. Wenn aber Finanzrichter irgendwann der Meinung wären, dass das Geld im Gebührenhaushalt bleiben muss, dann hätte das Verfahren aus Stadtsicht auf einen Schlag all seinen Reiz verloren.

Dann würden nur die Abwassergebühren sinken, und der Kämmerer guckt in die Röhre. Von Raimund Hellwig

 

Abwasser-Verband zahlt 13 Millionen Euro zurück

Entsorger erstattet Beiträge für den Kanal-Anschluss

Ostsee Zeitung, den 04.10.2002

Bramow (OZ) Der Warnow-Wasser- und Abwasserverband (WWAV) reagiert mit einer Umstellung der Gebühren zum 1. Januar auf eine Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Greifswald. Künftig verlangt der Verband für jedes Grundstück eine Grundgebühr. Beiträge für den Kanalbau, die seit Anfang der 90er-Jahre erhoben wurden, zahlt der WWAV zurück. Insgesamt soll das neue Modell zu einer gerechteren Weitergabe der anfallenden Kosten führen. Demnach werden Bewohner von Einfamilienhäusern stärker zu Kasse gebeten. Für Mieter in großen Mehrfamilienhäusern bleibe die Belastung gleich, sagte WWAV-Geschäftsführer Reinhard Lübker.

Den möglichen Einwand, der Verband wolle seine Einnahmen steigern, weist Lübker zurück. „Für uns ist das ein Nullsummenspiel.“ 1999 haben die Greifswalder Verwaltungsrichter die bisherige Praxis, nur die Besitzer nach 1990 erschlossener Häuser an den Infrastrukturkosten zu beteiligen, für unzulässig erklärt. Vielmehr müssten die Kosten für den Bau neuer Kanäle auf sämtliche Abwasser-Erzeuger umgelegt werden. Die Folge: Der WWAV hätte Beitragsrechnungen an alle Grundstückseigentümer schicken müssen, deren Haus vor 1990 an das Kanalnetz angeschlossen wurde. „Das hätte zu Chaos geführt“, sagte Lübker. Eigentümer großer Grundstücke, wie die Universität oder die Stadt, wären mit sechsstelligen Summen zur Kasse gebeten worden.

Das neue Modell vermeide derartige Extreme. Zudem „zahlt niemand doppelt“, so der Geschäftsführer. Alle Ausbau-Beiträge, die seit der Wiedervereinigung erhoben wurden, sollen von 2003 bis 2006 zurück-erstattet werden. Entsprechende Bescheide sollen im Laufe des kommenden Jahres an die derzeitigen Grundstückseigentümer verschickt werden. Wer Beiträge gezahlt hat und dann sein Haus verkaufte, habe keinen Anspuch auf Rückerstattung. Um die entstehende Finanzlücke von 13 Millionen Euro auszugleichen, verlangt der Abwasser-Entsorger ab dem 1. Januar eine Grundgebühr. Für die kleinsten Zähler seien dies 106,92 Euro jährlich. Andererseits sinkt zum gleichen Datum der Kubikmeterpreis um 2,8 Prozent. Dadurch gleiche sich die zusätzliche Grundgebühr für Bewohner von Häusern mit mehr als vier Mietparteien aus. Die Bewohner von Reihen- und Einfamilienhäusern müssten allerdings unter dem Strich mehr als vorher zahlen. Hier gleicht sich die neue Grundgebühr – auf Grund des vergleichsweise niedrigeren Wasserverbrauchs – durch den geringeren Kubikmeterpreis nicht aus.

Die Abwasserkosten sind bei Einfamilienhäusern um ein Vielfaches höher als in den großen Wohnblocks. Nach Berechnungen des WWAV sind für einen Haushalt in einem 21-Familienhaus im Durchschnitt weniger als ein Meter Kanalnetz nötig. Für einen Haushalt in einem freistehenden Einfamilienhaus seien es hingegen umgerechnet 12,5 Meter Kanalnetz. Diese so genannten Vorhaltungskosten wurden bisher „auf alle gießkannenmäßig gleich verteilt“, sagte Lübker. Eindeutige Verlierer der Neuregelung sind Mieter in Einfamilienhäusern. Die müssen demnächst die zusätzliche Grundgebühr berappen, haben aber keinen Anspruch auf eine Beitragserstattung.

GERALD KLEINE WÖRDEMANN

 

Neue Gerbtechnik verringert Umweltbelastung

Netzzeitung, 04.10.2002

Die Verarbeitung von Tierhäuten könnte durch die neue Technik umweltfreundlicher werden. Die Verarbeitung von Tierhäuten könnte durch die neue Technik umweltfreundlicher werden. Foto: sky.net Grüne Gerbtechnik: Indische Wissenschaftler haben ein Verfahren entwickelt, um die Umweltprobleme bei der Verarbeitung von Tierhäuten zu verringern.

Die Gerberei hat ökologisch einen schlechten Ruf. Nicht nur die Geruchsentwicklung, auch der Einsatz von Schwermetallen und Chemikalien bei der Verarbeitung der Tierhäute belastet die Umwelt. Indische Wissenschaftler haben jetzt ein umweltschonenderes Gerbverfahren entwickelt. Es basiert auf einem Enzym, das auch im menschlichen Speichel vorkommt.

Verdauungsenzym als Gerbstoff

Mehr in der Netzeitung # Medikamente belasten Gewässer 14. Mär 2002 11:41 # Leuchtende Wasserverschmutzung 17. Jul 2001 10:30, ergänzt 10:54 # Wenn Fische die Pille nehmen 28. Jun 2001 08:16 Die Umweltprobleme beim Gerben sind seit Jahrhunderten bekannt. 1395 verursachten Gerber in Nottingham einen der frühesten bekannten Umweltskandale, als sie beim Auswaschen von Tierhäuten den Fluss Leen verseuchten. Zwar wurden im Laufe der Zeit neue, umweltschonendere Gerbverfahren entwickelt, bei einigen Arbeitsschritten werden jedoch nach wie vor zahlreiche Giftstoffe freigesetzt. So fällt etwa beim Enthaaren und Einweichen, wozu die Häute mit Kaliumoxid (Branntkalk) und Natriumsulfid (Na2S) behandelt werden, ein giftiger Schlamm an.

Gemeinsam mit seinen Kollegen vom Zentralinstitut für Lederforschung im indischen Chennai entwickelte Jonnalagadda Raghava Rao jetzt ein neues Verfahren, um die ersten Arbeitsschritte des Gerbens ungiftiger zu machen. Die Forscher entdeckten, dass ein menschliches Verdauungsenzym, die Amylase, eine vergleichbare Wirkung auf die Tierhäute hat wie Kaliumoxid. Beide Substanzen weichen die Haut auf, indem sie Proteoglycan-Moleküle abbauen.

Weniger Gift im Abwasser

Mehr im Internet # Gerben aus ökologischer Sicht # Schuhmacherei, Flickschustern und Gerben Wie die Wissenschaftler im Magazin «Environmental Science and Technology» berichten, zeigten die mit Amylase behandelten Häute die gleichen Eigenschaften wie jene, die mit herkömmlichen Techniken bearbeitet worden waren. Sie waren genauso weich und offenbarten auch unter dem Mikroskop die gleiche Struktur. Einziger Unterschied: Die Umweltbelastung bei der Herstellung war deutlich geringer.

Nach Angaben des Fachmagazins «Nature» verringerte sich der chemische Sauerstoffbedarf (CSB) der bei der Gerbung anfallenden Abwässer um 45 Prozent. Der CSB basiert auf dem Sauerstoffverbrauch von Mikroben, die die Abfallstoffe im Abwasser zersetzen. Je stärker die Belastung, desto höher ist der Sauerstoffbedarf – was einen größeren CSB-Wert zur Folge hat. Daneben fällt bei der neuen Technik auch deutlich weniger Giftschlamm an. Insgesamt könnte sich die Umweltbelastung für den gesamten Gerbprozess um etwa 20 Prozent verringern, so die Schätzung der Wissenschaftler. (nz)

 

Pumpen treiben Lachs-Lift an 
Anlagen für Argentinien - Saudi-Arabien erhielt Lieferung

Mitteldeutsche Zeitung, 02.10.2002

Halle/MZ. Wenn in Saudi-Arabien mitten in der Wüste Shrimps gezüchtet werden und in Argentinien Lachse eine Staumauer überwinden, dann hat daran die Firma KSB Halle einen großen Anteil. Von ihr stammen die riesigen Pumpen, mit denen Wasser vom Roten Meer in die Krabben-Aufzuchtbecken transportiert wird und Lachse per Lift ihren Weg zu den Laichplätzen finden. Diese beiden Großaufträge sind herausragende Projekte des Pumpen- und Armaturenherstellers KSB, der jährlich rund 13 000 Pumpen vor allem für Abwasseranlagen baut. "Wir haben volle Auftragsbücher", sagt Produktionsleiter Eike Dölschner.

Einer, der die Shrimps-Farm gut kennt, ist der Entwicklungsleiter für Abwasser-Projekte, Thomas Pensler. Wie er erzählt, sei in Saudi-Arabien die größte Shrimps-Farm der Welt im Aufbau. Die 29 Pumpen, von denen eine rund zwölf Tonnen wiege, arbeiteten bereits. "Das Wasser wird über 35 Kilometer vom Roten Meer zu den Aufzuchtbecken transportiert, die eine Gesamtfläche von etwa 30 Quadratkilometern haben", erzählt er. "Bei Temperaturen von mehr als 40 Grad wachsen die Shrimps ein Vierteljahr heran, ehe sie geerntet werden - mitten in der Wüste." Die Farm wird nach einer Anlaufphase eine Tagesproduktion von 120 Tonnen haben.

Dass die Pumpenbauer bei diesem für sie ungewöhnlichen Auftrag gute Qualität geliefert haben, zeigte sich bei der ersten Wartung der vor einem Jahr installierten Aggregate. "Trotz des aggressiven Salzwassers und der Hitze laufen die Pumpen ohne Beanstandungen", so Pensler. Die Hallenser haben ihrem Kunden dies für mindestens fünf Jahre garantiert. Deshalb wurde ein neues Konstruktionsprinzip angewendet und mit extremer Präzision gearbeitet - auf ein Hundertstel Millimeter genau bei diesen Riesen-Pumpen. Außerdem kamen besonderes Material und langlebige Anstrichstoffe zum Einsatz.

Auch der Auftrag aus Argentinen ist eine Herausforderung. Momentan werde die Produktion der sieben Tauchmotor-Pumpen vorbereitet, die ebenfalls gewaltige Ausmaße haben, sagt Eike Dölschner. Sie sorgen am Fluss Paraná für eine künstliche Gegenströmung, damit die Lachse, die instinktiv gegen den Strom schwimmen, den Staudamm wie mit einem Lift überwinden können. Ausgeliefert werden die Pumpen im Januar.

Dölschner ist stolz, diese Aufträge, zu denen auch zehn Pumpen für zwei landwirtschaftliche Bewässerungs-Stationen in Italien bei Bologna gehören, für das Werk in Halle trotz harter Konkurrenz auf dem Weltmarkt bekommen zu haben. "1991 ging ein Drittel unserer Erzeugnisse in den Export, jetzt sind es zwei Drittel", so Dölschner.

Bange ist ihm nicht um die Zukunft. Das Geschäft mit Abwasseranlagen sei im Wachsen; es bestehe vor allem in Entwicklungsländern großer Nachholebedarf, wie der Umweltgipfel in Johannesburg gezeigt habe. Weltweit seien noch weniger als zehn Prozent aller Haushalte an Klärwerke angeschlossen, in Deutschland schon 90 Prozent. "In diesem klassischen Abwassergeschäft rechnen wir uns weiterhin gute Chancen aus", sagt Dölschner. Immerhin wuchs der Umsatz in den vergangenen fünf Jahren jeweils um neun Prozent.
Von Heidi Pohle

 

 

 

 
Impressum / Datenschutzerklärung