Februar 2003

Wasser-/Abwassernachrichten

(News-Archiv)

Schlamm legt Autobahn lahm

Bonner General Anzeiger Lokales 27.2.2003

Transporter verliert 18 Tonnen Abwasser auf A 61 in Fahrtrichtung Koblenz - Bis zu zehn Kilometer Stau auf Höhe des Autobahndreiecks Sinzig

Kreis Ahrweiler. (ln) Autofahrer, die am Donnerstagmorgen auf der A 61 in Richtung Koblenz unterwegs waren, mussten eine gehörige Portion Geduld mitbringen. Denn infolge eines bis zu zehn Kilometer langen Staus ging über Stunden gar nichts mehr. Ein Abfalltransporter hatte in Höhe des Autobahndreiecks Sinzig 18 der insgesamt 23 Tonnen umfassenden Ladung Schlamm verloren.

Als der Fahrer merkte, dass große Mengen Flüssigkeit aus dem Tank austraten, war es bereits zu spät. Ursache für den Ladungsverlust soll laut Polizei ein Defekt am Schließmechanismus des Tanks gewesen sein.

Während der gesamten Aufräumarbeiten hatten die Einsatzkräfte der Polizei, der Autobahnmeisterei Mendig und der Ahrweiler Feuerwehr sowie die im Stau stehenden Verkehrsteilnehmer mit einem üblen Geruch zu kämpfen.

Von dem ausgelaufenen Abwasser-Schlamm ließ die Polizei Proben sicherstellen, die in einem Labor untersucht werden sollen. Umfangreiche Reinigungsarbeiten waren notwendig, um Fahrbahn und Kanalisation von dem Schlamm zu befreien.

Während der mehrstündigen Aktion musste die rechte Fahrbahn in Richtung Koblenz gesperrt werden.

 

Verschüttete Quellen

Das „Jahr des Süßwassers“ erinnert daran, dass auch Bayerns Bäche und Flüsse saniert werden müssen

Süddeutsche Zeitung, den 27.02.2003 

München – Die Unesco hat 2003 zum „Jahr des Süßwassers“ ausgerufen und Albert Göttle erinnert das stark an den Weltspartag. „Der dient dazu, dass man sich an das Sparen als solches erinnert“, sagt der Chef des Landesamtes für Wasserwirtschaft (LfW). Mit dem Süßwasserjahr sei das ganz ähnlich. Plötzlich gebe es landauf landab Seminare und Vorträge, die Medien nähmen sich des Themas Wasser ebenso an wie Schulklassen, Vereine oder Firmen. Weshalb Göttle überzeugt ist: „Dieses Jahr ist eine gute Chance zur Bewusstseinsbildung.“ Und natürlich ein hervorragender Anlass zur Bestandsaufnahme.

Diese beginnt man im tatsächlichen Sinne an den Quellen. „Ihr Zustand ist insgesamt gesehen miserabel“, klagt Ralf Hotzy, Biologe beim Landesbund für Vogelschutz (LBV). In den vergangenen zehn Jahren hat der Artenschutzverband 2000 nach Hotzys Schätzungen weit über eine Million Quellen im Freistaat kartiert und Ernüchterndes hochgerechnet. Je nach Region seien zwischen 75 und 90Prozent der Quellen beeinträchtigt. Sei es, weil man sie in Stein gefasst, zugeschüttet oder verrohrt hat, aufgrund von wilden Müllablagerungen, der Straßenentwässerung oder weil man sie Baugebieten geopfert hat. Biologe Hotzy, Experte in einem vom Freistaat initiierten Aktionsprogramm, warnt: „Quellen sind Biotope, die über Jahrtausende entstanden sind und die nach einer Zerstörung oder Beeinträchtigung nicht mehr zu renaturieren sind.“

Man kann sich dem Thema Süßwasser in Bayern aber auch vom Jahr 1973 aus nähern. Niemals zuvor oder danach war die Gewässergüte in den 70000 Kilometern bayerischer Bäche und Flüsse, sowie den über 200Seen so miserabel. „Was seither geschehen ist, ist zweifellos eine Erfolgsstory“, sagt Thomas Henschel, Sprecher des LfW. Tausende Kläranlagen zwischen Traunstein und Aschaffenburg wurden gebaut oder modernisiert und die Fließgewässer damit biologisch gereinigt. Die Ziele sind inzwischen ehrgeizig. So soll beispielsweise die Isar 2005 wieder über optimale Badequalität verfügen. Weshalb auch andere Anlieger dem Beispiel Bad Tölz folgen werden. Im Prinzip ähnlich einer Sonnenbank wird Abwasser dort beim Verlassen der Kläranlage mit UV-Licht bestrahlt. „Die beste Methode, um Fäkalkeime abzutöten“, sagt Henschel.

Weniger der biologische als vielmehr der bauliche Zustand bayerischer Gewässer bereitet den Experten Sorgen. Kaum noch ein Bach oder Fluss, an dessen Ufer nicht herumgewerkelt wurde, dessen Auen nicht durch Baumaßnahmen eingeschränkt wurden oder wo nicht landwirtschaftliche oder andere Nutzungen zu Beeinträchtigungen geführt haben. Für 650Naturierungen habe der Freistaat in den vergangenen 20 Jahren rund eine halbe Milliarde Euro ausgegeben, rechnet Landesamtschef Göttle vor und konstatiert trotzdem: „Wir haben noch einen enormen Sanierungsbedarf.“

„Allein der Lech hat 23 Staustufen“, verweist LBV-Experte Hotzy auf ein aus seiner Sicht besonderes Negativbeispiel. Auch den Lauf der Donau habe man verändert. An den großen Flüssen fällt das weithin auf, doch die unauffälligen Eingriffe seien mitunter noch schlimmer, meint der Biologe. „Es gibt in Bayern fast keinen Wildbach, den man nicht gezähmt oder verbaut hat.“ Ein Problem, dass sich im weiteren Gewässerverlauf fortgesetzt habe. „Man nahm den Flüssen ihren Raum.“ Die Zeiten in den sechziger und siebziger Jahren, als Flussbegradigungen zum Standardprogramm vieler Flurbereiniger gehörten, sind zwar vorbei, ihre Hinterlassenschaften jedoch unübersehbar.

Die katastrophalen Hochwässer der jüngeren Vergangenheit haben jedoch öffentliches Bewusstsein dafür geschaffen, dass der Binsenweisheit vom Wasser als Lebenselixier von Mensch und Natur auch in der Praxis wieder Taten folgen müssen. „Der Druck der Bevölkerung hat zugenommen“, sagt LfW-Chef Albert Göttle. Von Uwe Ritzer

Kupfer im Trinkwasser - Keine Gefahr für Säuglinge 

Umweltbundesamt 26.02.2003 

Studie des Umweltbundesamtes beweist Sicherheit des Trinkwassergrenzwertes für Kupfer Eine überhöhte Belastung des häuslichen Trinkwassers mit Kupfer gilt seit vielen Jahren als mögliche Ursache für frühkindliche Leberschäden. Zur Klärung dieses Zusammenhangs förderte das Umweltbundesamt (UBA) eine umfangreiche Studie des Zentrums für Arbeits- und Umweltmedizin der Georg-August-Universität Göttingen. Ihr wichtigstes Ergebnis: Wenn zum Zubereiten von Trockenmilch kupferhaltiges Trinkwasser verwendet wird, besteht keine Gefahr, dass ein Säugling leberkrank wird, sofern der Kupfergrenzwert (Wochenmischwert) der Trinkwasserverordnung von 2001 (TrinkwV 2001) eingehalten ist. Das ist dann zuverlässig gewährleistet, wenn zum Anrühren der Trockenmilch immer nur frisch abgelaufenes Trinkwasser verwendet wird. Diese Vorsichtsmaßnahme ist unabhängig vom Installationsmaterial immer bei der Ernährung von Säuglingen einzuhalten, sollte aber auch allgemein bei der Zubereitung von Lebensmitteln beachtet werden.

Kupfer kann in nennenswerten Mengen als Korrosionsprodukt ins Trinkwasser gelangen - vor allem dann, wenn das Trinkwasser in kupfernen Hausinstallationen längere Zeit steht. Wird das Wasser dann zum Anrühren von Trockenmilch verwendet, nehmen die Säuglinge mit der angerührten Milch Kupfermengen auf, die höher sind als vom kindlichen Stoffwechsel benötigt. Doch dass selbst diese Mengen nicht giftig sind, haben nun die Göttinger Forscher mit Unterstützung des UBA bewiesen. In mehreren tausend Haushalten Berlins sowie Göttingens und Umgebung prüften sie, ob Säuglinge, die nicht gestillt, sondern für längere Zeit unter Verwendung von mit Trinkwasser angerührter Trockenmilch ernährt wurden, an "kupferassoziierter frühkindlicher Leberzirrhose" erkranken könnten. Zu diesem Zweck untersuchten sie in 1.674 niedersächsischen Haushalten sowie in 2.619 Haushalten Berlins das Leitungswasser auf Kupfer. Außerdem ermittelten sie, welche Kupfermengen von Säuglingen mit der angerührten Trockenmilch aufgenommen worden waren. Mehrere hundert Säuglinge, die wahrscheinlich über einen längeren Zeitraum Kupferkonzentrationen zwischen 0,8 Milligramm pro Liter (mg/l) bis 3,3 mg/l in

der Fläschchenmilch ausgesetzt waren, wurden klinisch-diagnostisch, teils auch klinisch-biochemisch auf die Möglichkeit einer Frühschädigung der Leber durch Kupfer untersucht. Bei keinem dieser Säuglinge wurden Anzeichen einer Leberfunktionsstörung diagnostiziert, die auf die Kupferaufnahme mit Trinkwasser zurückzuführen gewesen wäre. Auch die statistische Auswertung der individuellen klinisch-biochemischen Parameter lieferte keinerlei Hinweis auf eine (Früh-)Schädigung der Leber durch Kupfer. In einigen Haushalten war der Stagnations-Richtwert der noch bis Ende 2002 gültigen Trinkwasserverordnung von 1990 in Höhe von 3 mg/l im Tagesmittel erreicht oder sogar überschritten. Ab 1. Januar 2003 muss laut TrinkwV 2001 an den Entnahmestellen des Trinkwassers im Haushalt im Wochenmittel sogar ein Grenzwert von nur 2 mg/l Kupfer eingehalten werden. Unter dem Aspekt der Vorsorge erscheint zwar auch dieser neue Grenzwert noch zu hoch. Dennoch ist die gesundheitliche Sicherheit nicht beeinträchtigt, sofern er eingehalten wird. Selbst seine gelegentliche Überschreitung birgt kein Gesundheitsrisiko. Dies bestätigen die nunmehr verfügbaren epidemiologischen Daten erstmals auf wissenschaftlicher Grundlage. Unabhängig davon gilt aus Gründen der allgemeinen gesundheitlichen Vorsorge und Belastungsminderung weiterhin folgende Empfehlung von UBA und Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): Verwenden Sie zum Zubereiten von Säuglingsnahrung nur frisches Trinkwasser! Lassen Sie abgestandenes Wasser deshalb vorher kurz aus der Leitung ablaufen, denn frisches Wasser ist belastungsärmer. Sie erkennen es daran, dass es kühler aus der Leitung kommt als das abgestandene Wasser. Die dafür zusätzlich gebrauchte Wassermenge ist gering und kann anderweitig verwendet werden z.B. als Gießwasser für Blumen. Berlin, den 26.02.2003 (4.454 Zeichen)

Die Studie "Epidemiologische Untersuchung zum Risiko frühkindlicher Lebererkrankungen durch Aufnahme kupferhaltigen Trinkwassers mit der Säuglingsnahrung" ist in der Reihe TEXTE des Umweltbundesamtes als Nr. 07/03 erschienen, umfasst 184 Seiten und kostet 10,00 Euro. Sie ist erhältlich bei Werbung und Vertrieb, Ahornstraße 1 - 2, 10787 Berlin, Telefon 030/2 11 60 61, Fax: 2 18 13 79.

 

Klärschlamm bereitet Kopfzerbrechen 

Obermain-Tagblatt Lokales 26.2.2003

Zuerst schilderte Bürgermeister Josef Martin ausführlich die hohe Lebensqualität, die Zapfendorf heute bietet. Als Vorsitzender des Kreisverbandes des Bayerischen Gemeindetages kam er im Anschluss jedoch auf ein Problem zu sprechen, dass den Kommunen Kopfzerbrechen bereite: die Klärschlammbeseitigung. ,,Wir Bürgermeister sind unglücklich über das Vorhaben Bayerns, die landwirtschaftliche Klärschlammverwertung einzustellen", so Martin.

Trotzdem die EU-Richtlinien diese Art der Entsorgung weiter fördern, wolle Bayern sie verbieten. Da ein totales Verbot nicht durchsetzbar sei, soll die Einstellung durch das Hintertürchen eingeführt werden, indem Landwirte, die keinen Klärschlamm abnehmen, ein Qualitätssiegel erhalten.

Landwirte skeptisch

Görlitz erklärte, dass die Einstellung der landwirtschaftlichen Klärschlammentsorgung von den Bauern gefordert wird. ,,Wir sind nicht die Abfallnehmer der Nation", so die Landwirte. Sie würden Angst haben, ihre Produkte nicht mehr vermarkten zu können, wenn sie von mit Klärschlamm gedüngten Feldern stammen.

Görlitz wies darauf hin, dass die modernen Kläranlagen das Abwasser viel besser säubern und so die Belastung des Klärschlamms wesentlich höher ist als vor 20 Jahren. Bürgermeister Martin entgegnete, dass der Bauernverband Hessen jedoch eine landwirtschaftliche Entsorgung forciere. Diese komme den Bürger wesentlich billiger als die Verbrennung.

Görlitz versicherte, das Thema bei einem Gespräch mit Bauernpräsident Gerd Sonnleitner anzusprechen. -rö-

 

Anaerobe Abwasser-Vorreinigung 

Ein Pionierprojekt der Cilander AG entlastet die Umwelt und hilft gleichzeitig, Kosten zu sparen

Tagblatt, 26.2.2003

Flawil. Rund 800 Kubikmeter Abwasser stösst die Cilander AG im Werk Isenhammer täglich aus, teilweise mit einem hohen Verschmutzungsgrad. Eine nun eingeweihte neue Vorbehandlungsanlage soll Abhilfe schaffen.

Stefan Hauser

Gut fünfzehn Millionen Meter veredeltes Gewebe verlassen jährlich das Cilander-Werk in Flawil. Hohe Standards

Die Qualität der Erzeugnisse machen die Firma zu einem der führenden Anbieter in Europa. «Einerseits sind es unsere hohen Standards, die uns diese Spitzenposition ermöglichen. Andererseits sind es aber nicht zuletzt auch die umweltverträglichen Produktionsweisen» führte Heinz Hochuli, Geschäftsführer der Cilander AG aus. «Entsprechende Grundsätze sind im Firmenleitbild verankert und beeinflussen unter anderem auch unsere In-vestitionspolitik.» Ziel sei dabei immer die Reduktion von Belastungen an der Quelle. Umweltverträglichkeit wichtig

Das Werk Isenhammer liegt mitten in einem Naturschutzgebiet, die Umweltverträglichkeit ist somit ein stets sehr genau beobachteter Bereich bei allen Prozessen und Abläufen. Aus diesem Grund habe man sich von 1993 bis 2000 an einem Forschungsprojekt mit Schweizer Hochschulen beteiligt und nach Verbesserungen im Abwasser-bereich gesucht. Hohe Kosten

Dabei liess man sich auch von wirtschaftlichen Überlegungen leiten, wie Hanspeter Ziegler, Leiter des Bereiches Verfahrenstechnik, Umwelt, Sicherheit und Qualität, darlegte. «Bei der Ge-webeveredelung fällt eine grosse Menge Abwasser an, die aber in den letzten Jahren durch immer bessere Verfahren gesenkt werden konnte. Noch immer hoch war der Verschmutzungsgrad und damit die Kosten für die Abwasserentsorgung.» Die Gebühren hierfür berechnen sich grundsätzlich aus den anfallenden Kubikmetern. Dieser Wert wird mit einem so genannten Schmutzfracht-Faktor multipliziert. Hoher Multiplikator

Dieser Multiplikator lag für die Cilander AG bis anhin bei rund 2,2. «Daraus ergeben sich die effektiven Kosten. Und weil die Abwassermenge kaum noch weiter reduziert werden kann, konnte eine Einsparung bei den Ab- wasserkosten nur noch über die Verbesserung dieses Schmutzfracht-Faktors erreicht werden.» Angestrebt wurde durch eine Vorbehandlungsstufe auf dem Gelände der Cilander AG ein Wert von 1,5. Verschiedene Systeme wurden geprüft. Aus Effizienz- und Kostengründen fiel der Entscheid gemeinsam mit Experten auf ein anaerobes biologisches System, vergleichbar mit einer Faulanlage einer herkömmlichen Kläranlage (siehe Kasten). Im März 2000 konnte eine kleine Pilotanlage der Firma Alpha in Betrieb genommen werden. Pilotanlage überzeugte

«Die so gewonnenen Daten haben uns endgültig überzeugt», so Hanspeter Ziegler. «Im Juli 2001 konnte die erste Bauetappe bewältigt werden, im März 2002 folgte die zweite Etappe und wiederum im Juli konnte die Anlage angeschlossen werden.» Die Etappierung des Bauvorhabens war deshalb notwendig, weil nur während den drei Wochen Betriebsferien im Sommer keine Abwässer anfallen. Einzigartiges Projekt

Mittlerweile ist die Anlage in Betrieb, läuft aber noch nicht auf voller Leistung. «Die Bakterien im Belebtschlamm der anaeroben Stufe müssen sich erst an die Abwässer gewöhnen, so Ziegler. «Verfeinerungen und verschiedene Einstellungen werden noch vorgenommen.» Die definitive Bauabnahme sei für den Frühling dieses Jahres vorgesehen. Ihre anaerobe Anlage sei, so Ziegler, seines Wissens die einzige ihrer Art, die in der Schweiz oder in Europa in der Textilbranche eingesetzt werde. «Wir haben hier also eine Pionierrolle und hoffen, der Umwelt zuliebe, dass sich andere Firmen an unserer Anlage ein Beispiel nehmen.» Recycling zu teuer

Angestrebt wurde keine End-reinigung der Abwässer. «Wir sind ein Veredelungsbetrieb. Eine Vorreinigung war das Ziel, die Endreinigung wird weiterhin der Abwasserrenigungsanlage ARA Oberglatt überlassen.» Aus wirtschaftlichen Überlegungen sprach man sich auch gegen eine komplette Recyclierung der anfallenden Wassermengen aus. «Die Cilander AG verfügt über eigene Quellen - da also Wasser in genügender Menge zu einem sehr günstigen Preis zur Verfügung steht, würde sich eine Recyclierung niemals rechnen.» Projekt hat sich gelohnt

Die umfangreichen Investitionen in die neue anaerobe Abwasservorbehandlungs-Anlage - insgesamt wurden rund 2 Millionen Franken investiert - haben sich gelohnt, sind die Verantwortlichen überzeugt. Sicherlich in finanzieller Hinsicht, aber auch für die Umwelt. «Die neue An- lage trägt zu einer erheblichen Schmutzfracht-Entlastung der Glatt bei», erklärte Hans Bruderer, Präsident der Glattkommis-sion. «Heute ist die Glatt zwar keineswegs schon ein kerngesundes Gewässer, eine deutliche Besserung ist jedoch messbar. Noch sind aber nicht alle Pro-bleme gelöst und auch die modernsten Kläranlagen können nicht alle Aufgaben bewältigen.» Alle Beteiligten, also Haus- halte, Gewerbe, Landwirtschaft und Industrie, müssten auch weiterhin alle erdenklichen Massnahmen zur Reinhaltung der Glatt treffen. Bakterien räumen im Abwasser auf

Zuerst wird das Abwasser der Cilander AG mechanisch gereinigt. In einem Rüttelsieb mit einer Feinheit von einem Zehntel Milimeter werden Feststoffe, primär Baumwollflusen, zurückgehalten. 150 Kilo fallen pro Woche an, die der normalen Kehrichtverbrennung zugeführt werden.

Das hochalkalische, also laugenhaltige Wasser wird mit leicht sauren Abgasen aus dem Hochkamin in einer Rauchgaswaschanlage neutralisiert. Im Anaerobie-Reaktor mit einem Volumen von 135 Kubikmetern sitzen Bakterien, die unter Ausschluss von Sauerstoff arbeiten, auf kleinen Kügelchen, Pellets genannt. Von unten wird in dieses Pellet-Bett Wasser eingeleitet und der Schmutz von den Bakterien abgebaut. Dabei entsteht Biogas, das mittels eines Brenners den Heisswasserkreislauf unterstützt. In die ARA wird am Ende des Prozesses vorgereinigtes Wasser mit einem um gut 60 Prozent reduzierten Schmutzfracht-Anteil. (sh.)

Kleinkläranlagen: Teilbiologie wird künftig länger akzeptiert

Ostthüringer Zeitung 25.2.2003

Von OTZ-Redakteur Steffen Beikirch Greiz. Die strengen Anforderungen an den Betrieb von Kleinkläranlagen (OTZ berichtete) sollen noch in diesem Jahr von der Landesregierung aufgeweicht werden. Das geht aus dem "Informationsbrief Abwasser" hervor, der den Zweckverbänden Mitte Januar vom Erfurter Umweltministerium zugesandt wurde.

So wie der Greizer TAWEG Ende Dezember hatten sich offenbar viele Wasserzweckverbände ans Ministerium gewandt, um annehmbarere Lösungen für Hauseigentümer zu erreichen. Zur Erinnerung: Bisher musste man beim Neubau eines Eigenheims eine vollbiologische Kläranlage nach DIN 4261, Teil 2, sogar dann errichten, wenn der Anschluss des Grundstücks an eine öffentliche Abwasserbehandlungsanlage schon absehbar war. Plante der Zweckverband den Anschluss nicht bis 2005, dann gab es keine Gnade. Gleiches galt für grundhafte Um- und Ausbauvorhaben, bei denen die Anpassung der vorhandenen Kleinkläranlagen an den "Stand der Technik" verlangt wurde.

Die damit zusammen hängenden Belastungen für den Einzelnen werden allerdings wirtschaftlich immer unsinniger, je näher der Stichtag 31. Dezember 2005 rückt. Nachdem zahlreiche Zweckverbände diese Verfahrensweise beim Umweltministerium moniert haben, kündigt sich jetzt Besserung an. Zwar werden auch weiterhin teilbiologische Kleinkläranlagen nicht als Dauerlösung für Abwasserbehandlung akzeptiert, dafür aber künftig länger als Übergangsvariante anerkannt. Der absolute Termin "Ende 2005" soll fallen und durch eine umsetzbare Fünf-Jahres-Frist ersetzt werden. Wer also beispielsweise jetzt ein Einfamilienhaus errichtet, kommt neuerdings mit einer als teilbiologisch eingestuften Mehrkammerausfaulgrube nach DIN 4261, Teil 1, aus, wenn das Gebäude laut Planung des Zweckverbands bis 2008 am Abwassernetz hängen soll. Nur wenn zum Zeitpunkt der Entscheidung über den Sachverhalt absehbar ist, dass binnen fünf Jahren kein Anschluss an ein zentrales Klärwerk erfolgen wird, ist noch eine vollbiologische Kleinkläranlage zu fordern. Beim Greizer TAWEG arbeitet man schon jetzt nach den neuen Vorgaben, berichtet Jörg Meißer, technischer Leiter des Eigenbetriebs WAW. Deshalb wurden beispielsweise Grundstückseigentümer, die in den letzten Wochen und Monaten erst eine Aufforderung zur Anpassung ihrer Alt-Anlagen an den Stand der Technik erhielten bzw. die einen Neubau planten, auf die Lockerung der Regeln hingewiesen. Etwa 30 Grundeigentümer - vor allem in Mohlsdorf und Teichwolframsdorf - habe man darüber informiert, so Meißer gegenüber OTZ.

Ändern soll sich die Verfahrensweise weiterhin für all jene Grundstücke, auf denen eine teilbiologische Anlage betrieben wird und die auch in Zukunft direkt in ein Gewässer oder einen Teilortskanal ohne nachgeschaltete Abwasserbehandlung einleiten werden, weil für den Zweckverband auf absehbare Zeit kein Anschluss in Frage kommt. Hier wird langfristig ebenfalls die Anpassung an den "Stand der Technik" - sprich: Umrüstung auf Vollbiologie - gefordert. In der jetzt angekündigten Novelle des Kleinkläranlagenerlasses von 1997 sind dafür die Jahre 2010 bis 2015 als Endtermin genannt. 25.02.2003

 

Wasserressourcen am Jordan

Pressemitteilung Universität Potsdam, 24.02.2003

Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert an der Uni Potsdam angesiedeltes Projekt mit drei Millionen Euro

Für das am Institut für Biochemie und Biologie, Bereich Vegetationsökologie und Naturschutz der Universität Potsdam angesiedelte Projekt GLOWA Jordan River bewilligte das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) etwa drei Millionen Euro. Mit der Projektleitung ist Dr. Katja Tielboerger betraut. Das Projekt läuft zunächst bis Mai 2005. Wasser spielt im Nahen Osten eine zentrale Rolle. Allein die naturräumlichen Gegebenheiten, der größte Teil der Region besteht aus Wüsten und Halbwüsten, haben Wasser schon immer zu der wichtigsten Ressource für Mensch und Natur gemacht. Nicht zuletzt deshalb ist Israel zu einem der wichtigsten Exporteure für wassersparende Technologien, besonders in der Landwirtschaft, geworden. Trotz dieser Technologien, wie beispielsweise der berühmten Tröpfelbewässerung, verbraucht die Landwirtschaft in Israel, den Autonomiegebieten und in Jordanien den überwältigenden Teil des gesamten verfügbaren Wassers. Gleichzeitig hat die Landwirtschaft nur einen sehr geringen Anteil am Bruttoinlandsprodukt. Alle Anrainerstaaten des Jordan leben, was die erneuerbaren Wasserressourcen angeht, bereits seit Jahrzehnten auf Pump. Hinzu kommt, dass das Bevölkerungswachstum eines der höchsten in der Welt ist. Klimatische Veränderungen könnten die Situation noch verschlechtern. Bisher ist noch viel zu wenig bekannt, wie sich Klimaveränderungen in Kombination mit sozio-ökonomischen Prozessen auf die Verfügbarkeit von Wasser auswirken. Hier ist ein Ansatz gefordert, welcher naturwissenschaftliche und sozialwissenschaftliche Forschung verbindet, und die Ergebnisse dieser Forschung zur Anwendung bringt. Deshalb sucht das GLOWA Jordan River-Projekt einen interdisziplinären Ansatz, der von einem ständigen Dialog mit potentiellen Anwendern begleitet ist. Die Komplexität der Aufgabe verlangt ein großes internationales Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der verschiedensten Fachbereiche. So sind insgesamt nahezu 50 Arbeitsgruppen aus ca. 30 Institutionen in Israel, Deutschland, den palästinensischen Autonomiegebieten und Jordanien in einem Forschungsverbund zusammengefasst, der von der Universität Potsdam geleitet und koordiniert wird. Im Projekt sind Klimaforscher beteiligt, welche Szenarien fuer die zukünftige Entwicklung des Klimas der Region entwickeln. Ein großes Team von Hydrologen, Agrarwissenschaftlern und Bodenkundlern untersucht, wie sich Klima- und Landnutzungsveränderungen auf das Wasserangebot und die Wasserqualität auswirken werden. Ökologen von der Universität Potsdam und der Tel Aviv University beschäftigen sich mit dem Einfluss von Klimawandel auf natürliche Ökosysteme der Region. Schließlich werden auch die sozio-ökonomischen Konsequenzen der Prognosen der Naturwissenschaftler untersucht und die Erkenntnisse in konkrete Handlungsanweisungen an die Nutzer des Wassers übersetzt. In Zukunft sollen auch Friedens- und Konfliktforscher am GLOWA-Projekt beteiligt werden. Neben den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen sollen so Lösungswege für grenzüberschreitende Wasserkonflikte aufgezeigt werden. Umgekehrt soll auch die weltwirtschaftliche Situation hinsichtlich ihrer Folgen für den Wasserexport und -import der beteiligten Länder untersucht werden. GLOWA Jordan River ist ein interdisziplinäres Forschungsprojekt, welches untersucht, wie die Wasserressourcen am Jordan auf globale Veränderungen reagieren. Ziel des Vorhabens ist die Entwicklung von Managementstrategien zu einer nachhaltigen Nutzung dieser Ressource. GLOWA steht für globaler Wandel im Wasserhaushalt. Es handelt sich um eine Forschungsinitiative des BMBF. Neben dem GLOWA Jordan River Projekt existieren noch vier weitere GLOWA-Projekte, welche sich mit bestimmten Klimaregionen der Erde beschäftigen. Jedes dieser Projekte ist auf ein Flusseinzugsgebiet ausgerichtet. GLOWA Jordan River ist das jüngste der GLOWA Projekte.

 

Vergleich zur Optimierung von Kläranlagen

http://www.Schwarzwälder Bote,den 24.02.2003 

Städte und Gemeinden haben in den letzten Jahren Milliarden ausgegeben, um ihre Kläranlagen auf dem neuesten Stande zu halten und damit einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz geleistet. Das hat zu einer Verbesserung der Wasserqualität geführt, wie der seit 1974 vom Umweltministerium angeordnete Leistungsvergleich für Kläranlagen zeigt. Dabei wird der Reinigungserfolg einer Anlage an den restlichen Inhaltsstoffen in ihrem Ablauf gemessen.

Die Ergebnisse dieses Vergleichs werden vom baden-württembergischen Landesverband der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall in Abstimmung mit dem Umweltministerium veröffentlicht.

Sie geben Auskunft darüber, ob die Reinigungsleistung einer Kläranlage optimiert werden muss, oder ob gar eine Erweiterung möglich ist. Für den Leistungsvergleich 2002 wurden die Messungen von 1132 Kläranlagen ausgewertet.

Weinbaubetriebe belasten Gewässer

Frankfurter Rundschau, den 20.02.2003 

Durch den Einsatz von chlorhaltigen Reinigungs- und Desinfektionsmitteln belasten Weinbaubetriebe unnötig die Gewässer. Wie an der Staatlichen Lehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft, Weinbau und Gartenbau in Neustadt an der Weinstraße herausgefunden wurde, setzen viele Betriebe für die Reinigung und Desinfektion von Geräten und Bodenoberflächen Mittel ein, die Natriumhypochlorit enthalten. Dadurch wird sichergestellt, dass fehlerfreie, mikrobiologisch unbelastete Weine erzeugt werden.

Allerdings enthält das Abwasser der Weinwirtschaft auch große Mengen an sich unbedenklicher organischer Stoffe. Sobald sich diese Substanzen mit dem Natriumhypochlorit der Reiniger vermischen, setzen chemische Reaktionen ein. Dabei bildet sich eine ganze Palette von chlorierten organischen Molekülen. Über die genaue Art und die toxikologischen Eigenschaften dieser Produkte ist nur wenig bekannt. Da sich aber viele solcher chlororganischen Substanzen wie etwa Chloroform in der Vergangenheit als gefährlich erwiesen haben, empfehlen die Wissenschaftler der Forschungsanstalt, dass Weinbaubetriebe künftig auf hypochlorithaltige Reinigungs- und Desinfektionsmittel verzichten und besser chlorfreie Mittel auf Peroxidbasis einsetzen sollten. Von Reinhold Kurschat

 

Der Bach unterm Dach

In riesigen Rinnen will das Umweltbundesamt simulieren, was Chemikalien in Gewässern anrichten

Süddeutsche Zeitung, den 18.02.2003 

Wenn sich die langen, grünen Stängel des Laichkrauts nicht sanft in der Strömung wiegen würden, könnte man die Halle im Süden Berlins glatt für den Ausstellungsraum eines Handwerkers halten, der Dachrinnen für Riesen herstellt. Sechzehn grellgrüne, rund einen Meter breite und einen halben Meter tiefe Rinnen ziehen sich fast fünfzig Meter weit schnurgerade durch die Halle. Hier und da sorgen einige Pflastersteine für Unruhe im Wasser, das ansonsten glatt durch die Rinnen strömt. "Hier simulieren wir kleine Verwirbelungen, die es in jedem Bach oder Fluss gibt", erklärt die Biologin Silvia Mohr. Gemeinsam mit neun Kollegen untersucht die Angestellte des Umweltbundesamtes UBA in einer europaweit einzigartigen Anlage, was Chemikalien mit Fließgewässern anrichten. Am 1.März wird die Anlage offiziell in Betrieb gehen. "Wir können dann simulieren, wie schnell Krankheitserreger in Badegewässern absterben und wie sich Pflanzenschutzmittel in Flüssen verhalten", sagt der Leiter der Anlage, Ralf Schmidt. Ob Arzneimittel und andere Chemikalien, die über das Abwasser in Flüsse und Seen gelangen können, giftig für die Organismen in diesen Gewässern sind, wird auch in anderen Forschungsstätten bereits ausgiebig untersucht. "Aber das geschieht im Labor, und wir wissen nicht, wie aussagefähig diese Ergebnisse für die Natur sind", sagt UBA-Präsident Andreas Troge. So mag sich eine Chemikalie im Reagenzglas zwar ungiftig für Wasserflöhe zeigen; in der Natur aber lässt sie womöglich die Algen absterben, von denen sich die Wasserflöhe ernähren. "Sicher, auf solche Komplikationen kann man vielleicht auch noch kommen, wenn man einen wachen Verstand hat", sagt Andreas Troge. Dann untersuchen die Wissenschaftler eben zusätzlich im Labor, wie gut es den Wasserpflanzen in Gegenwart der Chemikalien geht. Doch mitunter versagen Labortests völlig: zum Beispiel, wenn sich eine Chemikalie verändert, nachdem sie von den Algen aufgenommen wurde. Die Alge stört das womöglich nicht, wohl aber den Wasserfloh. Ihn könnte die veränderte Chemikalie umbringen, wenn er von der Alge frisst. So komplizierte Systeme gibt es zuhauf in der Natur. Doch gerade dort lassen sie sich kaum untersuchen. Schließlich können Forscher unmöglich tonnenweise Chemikalien in Flüsse und Seen kippen. "Wenn man testen will, wie sich Stoffe in der Natur verteilen und was sie dort anrichten, muss man also einen künstlichen Fluss schaffen", sagt Andreas Troge und zeigt stolz auf sein riesiges Dachrinnensystem. Seit zwei Jahren baut das Umweltbundesamt daher in Marienfelde am südlichen Stadtrand von Berlin an seiner sechzehn Millionen Euro teuren Fließgewässer-Simulationsanlage (FSA). Je zwei der fünfzig Meter langen Rinnen werden an beiden Enden miteinander verbunden. Acht dieser riesigen Fließstrecken stehen in der Halle nebeneinander, acht weitere befinden sich gleich daneben unter freiem Himmel. Je nach Experiment können die Wissenschaftler aus ihnen einen gemächlich dahinströmenden Fluss oder auch ein fast stillstehendes Gewässer machen. Denn in jeder Rinne gibt es eine große Schneckenpumpe von fast einem Meter Durchmesser, deren Leistung sich einstellen lässt und die für eine konstante Wasserströmung sorgt. Die Biologen können also verschiedene Mengen an Chemikalien in die Rinnen kippen, sie bei unterschiedlichen Fließgeschwindigkeiten testen und auch vergleichen, wie sich die natürliche Witterung im Vergleich zur Hallenluft auf die "Flüsse" auswirkt. Höhenverstellbare Leuchtstoffröhren täuschen Sommer oder Winter vor. Falls die Wissenschaftler etwas über die Situation in einem längeren Flusslauf - etwa der Weser oder der Havel - herausfinden wollen, können sie die Rinnen zu einer 1600 Meter langen Fließstrecke verbinden. Fehlt nur noch die Entscheidung über das Wasser. "Per Computer können wir sauberes Grundwasser mit einem bestimmten Gehalt an Kalk und Eisen anreichern", erklärt FSA-Leiter Ralf Schmidt. Auch die Wasserqualität bestimmen die Forscher auf diese Weise. Sie können sogar alle Sorten von Berliner Abwasser in ihre Rinnen einleiten - geklärtes ebenso wie ungeklärtes. 1200 Tonnen Sand hat Schmidt bisher als Grundlage für das Sediment in die Fließrinnen und auch einige Kunstteiche auf dem Gelände einbringen lassen. Aus einem sehr sauberen See in der Uckermark im Norden Brandenburgs haben die UBA-Forscher dann noch einige zehntausend Liter Schlamm geholt, sorgfältig gereinigt und auf dem Sand verteilt. Dort wurden Wasserknöterich, ähriges Tausendblatt, Laichkraut und andere Wassergewächse gepflanzt. Dazu kommt noch Plankton, das die Forscher aus verschiedenen Gewässern in der Berliner Gegend geholt haben, um eine möglichst hohe Artenvielfalt zu erreichen. Achttausend Büschelmücken-Larven, 180 Stichlinge, 460 Spitzschlammschnecken und rund 4000 Bachflohkrebse sorgen gemeinsam mit 14 Kilogramm Zuckmücken-Larven für das sichtbare Leben in der Anlage. Im Oktober werden Säcke mit Erlenlaub in die künstlichen Gewässer gebracht, in denen Bachflohkrebse wühlen. So simulieren die Forscher den Herbst. Immer wieder unterbrechen Abschnitte mit Kies das normalerweise schlammige Sediment in den Fließstrecken. In solchen Abschnitten leben schließlich auch in der Natur andere Organismen als im Schlamm. Der Aufwand scheint sich zu lohnen. Denn die FSA gibt tatsächlich erheblich besser Auskunft über Chemikalien in Gewässern als dies Laborversuche tun. Das haben erste Tests gezeigt, welche die UBA-Forscher bereits vor der offiziellen Inbetriebnahme ihrer Riesen-Dachrinnen gestartet haben. Dabei kippten sie die Chemikalie Metazachlor in ihre künstlichen Flüsse, die in vier verschiedenen Pflanzenschutzmitteln enthalten ist. Auf deutschen Raps- oder Kohläckern stoppt Metazachlor Gänsefuß, Franzosenkraut, Taubnessel, Knöterich, Rispengras und Ackerfuchsschwanz. Der Regen schwemmt die Substanz dann auch in Bäche und Flüsse. Alles nicht so schlimm, hatten Standard-Laborversuche ergeben. Die Chemikalie würde schnell abgebaut. Das aber stimmt nicht, wie die Berl iner Wissenschaftler nun gezeigt haben. Erst nach 46Tagen ist die Hälfte des Metazachlors wieder aus den Gewässern verschwunden. "Für diese unterschiedlichen Ergebnisse sind Temperaturunterschiede verantwortlich", weiß Ralf Schmidt inzwischen: Während im Labor bei Standardbedingungen von 22 Grad Celsius gemessen wird, liegt die Durchschnittstemperatur in den Riesen- Dachrinnen bei acht Grad. Ebenso wie im deutschen Herbst, wenn viel Metazachlor auf die Äcker gebracht wird. Von Roland Knauer

 

Wasserqualität soll besser werden 

Finanzspritze auch für private Kleinkläranlagen - Preis unter Bundesdurchschnitt

Roth-Hilpoltsteiner-Volkszeitung, den 18.02.2003 

Die Kommunen im Landkreis Roth erhalten nach Mitteilung von Justizminister Dr. Manfred Weiß im Rahmen des jetzt aufgelegten Förderprogramms 2003 für kommunale Wasserversorgungs- und Abwasseranlagen insgesamt rund 950 000 Euro an staatlichen Zuschüssen. Darüber hinaus stehen noch erhebliche Mittel aus dem Abwasserprogramm 2002 zum Abruf bereit.

"Mit dieser umfangreichen Förderung unterstützt der Freistaat Bayern auch in Zeiten bekannt knapper Kassen weiterhin bestmöglich die großen Anstrengungen der Städte und Gemeinden im Landkreis Roth für saubere Gewässer und gesundes Trinkwasser in guter Qualität", betonte der Minister.

Nach Aussage von Weiß können der Markt Allersberg, der Markt Thalmässing und die Gemeinde Kammerstein mit Zuwendungen für Abwasseranlagen rechnen. Die Gesamtkosten der drei geförderten Vorhaben belaufen sich auf rund 1,5 Millionen Euro. Der durchschnittliche Zuwendungssatz für die anstehenden Maßnahmen liegt bei 63 Prozent der Gesamtkosten.

Insgesamt, so der Minister, fördert der Freistaat die Kommunen heuer mit 239 Millionen Euro für den Bau von Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungsanlagen. Insgesamt 502 kommunale Baumaßnahmen der Abwasserentsorgung und 120 Baumaßnahmen zur Wasserversorgung mit einem Gesamt-Investitionsvolumen von 567 Millionen Euro erhalten vom Staat eine finanzielle Förderung. "Mit dieser Finanzspritze können Wasser- und Abwasserpreis in Bayern auf einem deutschlandweit außergewöhnlich günstigem Niveau gehalten werden." Derzeit liegt der durchschnittliche Abwasserpreis in Bayern mit rund 1,50 Euro je Kubikmeter deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 2,50 Euro.

Seit letztem Jahr gibt es auch eine Härtefallregelung für kommunale Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungsanlagen, die bei besonders hohen Baukosten zu höheren Zuwendungen führen kann. Davon sind vor allem Kommunen im ländlichen Bereich betroffen. Sie haben mit langen Leitungswegen bei der Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgung der verschiedenen Gemeindeteile im Verhältnis oft höhere Investitionen zu tätigen. Mehr als 90 Prozent der Zuwendungen fließen dorthin. Die Standortbedingungen ländlicher Gemeinden sollen so verbessert werden.

Dr. Weiß wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass demnächst auch private Kleinkläranlagen oder deren vollbiologische Nachrüstung bezuschusst werden können. Darüber hinaus soll bis 2005 der Anteil der Bevölkerung, der seine Abwässer über kommunale Kläranlagen entsorgt, von derzeit 94 auf 96 Prozent gesteigert werden. Das Abwasser von rund vier Prozent der Bevölkerung lässt sich jedoch aus technischen und wirtschaftlichen Gründen nur über moderne Kleinkläranlagen mit biologischer Nachklärung entsorgen. Um eine gute bis sehr gute Gewässerqualität in Bayern dauerhaft zu erreichen, ist es daher wichtig, dass auch diese rund 100 000 Kleinkläranlagen einen ähnlich hohen technischen Standard aufweisen wie kommunale Kläranlagen.

Die Kommunen können ihre Zuwendungsanträge ab sofort beim zuständigen Wasserwirtschaftsamt stellen. Die Fördergelder werden dann entsprechend dem Baufortschritt ausbezahlt. Weitere Informationen zur Förderung sind im Internet unter folgender Adresse zu erhalten: http://www.umweltministerium.bayern.de

Im Landkreis Roth sind aus dem Abwasserprogramm 2002 noch für folgende Vorhaben Zuwendungen reserviert: Allersberg; Ortsteil Reckenstetten 160 000 Euro, Georgensgmünd; Ortsteil Untersteinbach 230 000 Euro, Greding; Projekt Jura West
120 000 Euro, Spalt; Ortsteil Wernfels 480 000 Euro und Spalt; Ortsteil Mosbach 600 000 Euro.

Nach dem akuellen Programm 2003 werden zudem folgende Maßnahmen staatlich gefördert: Abwasseranlage Allersberg, BA 31, Ortsteil Reckenricht 393 000 Euro Gesamtkosten, 264 000 Euro Zuwendungen, Abwasseranlage Thalmässing, BA 28, Ortsteile Gebersdorf und Hagenich 483 000 Euro Gesamtkosten, 234 000 Euro Zuwendungen und Abwasseranlage Kammerstein, BA 11, Ortsteil Rudelsdorf 640 000 Euro Gesamtkosten, 447 000 Euro Zuwendungen.

760 Kilometer Kanal kosten einiges an Geld

Wohin in Wiesbaden Abwassergebühren fließen

 Wiesbadener Tageblatt, den 18.02.2003

Unter Wiesbadens Straßen geht es feucht zu. Auf eine Länge von 760 Kilometern bringt es das Netz der Kanalisation, das aus den Mitteln der Abwassergebühren gebaut und instand gehalten werden muss. Schmutzwasser aus 148000 Haushalten und Gewerbebetrieben fließt durch die Kanäle, landet in vier Klärwerken oder in rund 100 Stauräumen und Entlastungsbauwerken. Rund 35 Millionen Kubikmeter Abwasser pro Jahr werden in den Klärwerken gereinigt, das Gehalt von 160 Mitarbeitern in diesem Bereich ist aus den Gebühren zu bezahlen. Die Einnahmen aus den Abwassergebühren bezifferte Stadtrat Joachim Pös gestern auf etwa 49Millionen Euro pro Jahr. Mit der Modernisierung der Klärwerke war die Rücklage im Abwasserbereich aufgebraucht: "Ohne Gebührenerhöhung würden in den nächsten Jahren bis zu 65 Millionen Euro Defizit anfallen", so Pös im November 2001, vor der Anhebung der Abwassergebühren um 28Prozent. Etwa ein Drittel der Wiesbadener Stadtfläche ist bebaut, wobei die Wohnhäuser den Löwenanteil ausmachen - sie stehen auf 85 Prozent der bebauten Fläche. Auf 53 Prozent der Fläche stehen Ein- und Zweifamilienhäuser, auf 32Prozent Mehrfamilienhäuser und auf 15 Prozent Industrie und Gewerbe.

 

Wassereinsatz der Wärmekraftwerke gesunken 

Statistisches Bundesamt  18.02.2003 - 07:55 Uhr

Wiesbaden (ots) - Nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden im Jahr 2001 für die Erzeugung von Strom und Fernwärme rund 25,1 Mrd. m 3 Frischwasser eingesetzt. Das geht aus den Ergebnissen einer Erhebung bei 310 Wärmekraftwerken für die öffentliche Versorgung hervor. Damit hat sich der Wassereinsatz gegenüber der vorherigen Erhebung 1998 bei gleichzeitig gestiegener Elektrizitätserzeugung (+ 3,1%) bei den Wärmekraftwerken um 5,6% verringert.

In erster Linie ist diese Entwicklung auf eine effektivere und sparsamere Nutzung des Wassers im Produktionsprozess durch den vermehrten Einsatz neuer Technologien zurückzuführen. Insgesamt stieg die Kreislaufnutzung um 20,0%, die einmalige Nutzung von Wasser ging dagegen um 6,2% zurück. Dementsprechend wurde durchschnittlich jeder Liter Frischwasser 2001 fast dreimal verwendet, was einer Gesamtnutzung von 73,9 Mrd. m 3 entspricht. Hauptsächlicher Verwendungszweck (81,9%) war die Kühlung von Stromerzeugungsanlagen.

Zum größten Teil wurde das Wasser (99,1% oder 24,8 Mrd. m 3) durch betriebseigene Gewinnungsanlagen selbst gefördert und stammte dabei fast ausschließlich aus Oberflächenwasser (99,0%).

Entsprechend des geringeren Wassereinsatzes sind auch die Abwassermengen um 5,8% auf 24,5 Mrd. m 3 zurückgegangen. In der Regel (99,0%) wird das Abwasser unbehandelt in ein Oberflächenwasser eingeleitet.

 

Natur hilft sich selbst

Bakterien zerstören mikrofeine Abfallsubstanz

Frankfurter Rundschau, den 14.02.2003 

Wenn Abwasser in Bäche oder Seen gelangen, ändern sich die Farbe des Wassers und die Lebensbedingungen für alle Organismen. Diese unerwünschte Zunahme an Nährstoffen in einem Gewässer gefährdet die Umwelt. Es folgt ein starkes Wachstum der Pflanzen und massive Fäulnisprozesse beginnen. Organismen im Gewässer sterben ab, weil sie ihre Lebensbedingungen verändern müssen. In extremen Fällen kann das Gewässer "umkippen".

Flüsse und Seen sind in der Lage, sich selbst zu reinigen. Der Säuberungsgrad hängt davon ab, wie stark die Verschmutzung ist. Die kann sehr hoch sein, wenn Haushalte und Industrie ihr Abwasser unzureichend oder ungeklärt ablassen.

Tritt das ein, entfernt das Gewässersystem - das aquatische System - Fremdstoffe durch Verdünnen und organischen Abbau. Im Wasser leben Mikroorganismen, die den größten Teil der Selbstreinigung leisten. Um Masse zu gewinnen, nehmen sie organische Stoffe und das aquatische System verstärkt Sauerstoff auf. Dadurch wiederum vermehrt sich die Algenwucherung. Die Wurzeln der Schilf- und Algenpflanzen dienen als eine Art "Filter", um die Grobstoffe zu entfernen.

Es entstehen aerobe Bakterien, die mikrofeine Abfallsubstanzen zerstören. Das funktioniert nur, so lange ein Gewässer genügend Sauerstoff enthält. Pilze und Bakterien, die nicht abgebaut werden können, lagern am Boden und bilden ein Schlammbett. Auf diesem Faulschlamm wächst eine Art Wiese, die Schwefelbakterien enthält und die wiederum zersetzen die mikroskopisch kleinen Abwasserteilchen. Sobald das aquatische System gesäubert ist, wird die Zunahme von Sauerstoff gestoppt und der Faulschlamm bildet sich zurück.
Die Natur hat sich selbst geholfen. Von Simon Löffler

 

Vliesplättchen reinigen das Wasser 

Tagblatt 13.2.2003

Projekt für die Sanierung der ARA: Die Bürgerschaft hat über einen Baukredit von 5,38 Millionen Franken zu entscheiden

Die in den Siebzigerjahren erbaute Abwasserreinigungsanlage in Schwarzenbach harrt einer Erneuerung. Der Gemeinderat Jonschwil unterbreitet der im März stattfindenden Bürgerversammlung einen Baukredit von 5,38 Millionen Franken. Die Anlage soll bis Herbst 2005 fertig umgebaut sein.
Das Projekt umfasst die Sanierung der Abwasserreinigung, der Schlammfaulung, der Hochbauten und den Neubau der Prozess-automation. Beim 5,38-Millionen-Projekt kommt als Neuheit das Wirbelbettverfahren mit Folienträgermaterial zum Einsatz. Nach 25 Jahren erneuern

«Die 1978 in Betrieb genommene Anlage muss erneuert werden», sagte Stefan Frei, Jonschwils Gemeindepräsident, gestern an einer Presseorientierung in der ARA nahe der Thur. Man habe sich aufgrund einer Studie gegen einen Anschluss an Wil und für den Ausbau der eigenen Anlage entschieden. Dies auch aus finanziellen Gründen. So betragen die jährlichen Betriebskosten mit einer eigenen Lösung 510 000 Franken, bei einer Beteiligung in Wil hingegen 790 000 Franken. Tausende von Plättchen

Die Vorbereitungen für das Projekt gehen auf den Herbst 2001 zurück. In einem offenen Verfahren - laut Frei haben sich fünf Unternehmen beworben - wurde der Generalplaner für die ARA-Sanierung gewählt. Das obsiegende Ingenieurbüro Gebrüder Hunziker AG, Winterthur, legte ein Projekt vor, das gemessen am Kapazitätsausbau verhältnismäßig wenig Platz benötige. Erreicht wird dies mit dem sogenannten Wirbelbettverfahren, bei welchem dem Abwasser Folienträgermaterial - quadratische Plättchen aus einem thermisch verfestigten Vlies - zugegeben wird. Dadurch erhöht sich die Reinigungsoberfläche im Wasser, sodass die bestehenden Becken nur sehr wenig ausgebaut werden müssen. Laut Patrik Baumer von der Gebrüder Hunziker AG besorgt dieses Vlies die biologische Abwasserreinigung, wird am Beckenauslauf zurückgehalten und gelangt so nicht in die Thur. Kapazitätsgrenze erreicht

Die heutige Anlage wird mit rund 5000 Einwohnergleichwerten belastet und hat damit ihre Kapazitätsgrenze erreicht. Rund 3300 Einwohnergleichwerte stammen aus den Dörfern Jonschwil, Bettenau, Oberstetten und Niederstetten und etwa 1700 aus Industrie- und Gewerbebetrieben. Für die Planung der ARA-Dimensionierung ging man davon aus, dass sowohl die Einwohner- als auch die Arbeitsplatzzahl bis zum Jahre 2025 kontinuierlich zunehmen, sodass die Anlagegröße auf 7500 Einwohnergleichwerte festgelegt wurde. Wie Stefan Frei ergänzte, wird mit einem Bevölkerungswachstum von 1 bis 2 Prozent und einem Industriewachstum von etwa 1 Prozent gerechnet. Schlammbehandlung

Im Verlaufe der Projektierungsarbeiten zeigte sich deutlich, dass die ursprünglich in Etappen vorgesehene Sanierung nicht zweckmäßig ist. Zum einen ist das bestehende Flachdach nicht mehr dicht und muss deshalb schneller als geplant saniert werden. Zum anderen zeigte sich aber auch, dass die Sanierung der Schlammbehandlung vorgezogen werden muss, da sich diese Anlageteile in einem schlechteren Zustand als erwartet präsentierten. Als Folge davon entschied sich der Gemeinderat für eine Gesamtsanierung, was die ursprünglich angenommenen Kosten von rund 4 auf 5,38 Millionen Franken erhöhte. Im Gegenzug betont der Gemeinderat, dass dafür in den Jahren 2006 bis 2012 keine Sanierungskosten mehr anfallen werden. Störungsanfällig geworden

Die elektrotechnischen Teile der heutigen Anlage sind 25 Jahre alt und wurden in letzter Zeit immer störungsanfälliger. Dank der starken Wandlung der Prozessautomation können die herkömmlichen Steuer- und Überwachungskomponenten durch computergestützte Systeme ersetzt werden. Damit wird die Anlagesicherheit verbessert, und die verfahrenstechnischen Prozesse werden optimiert, was einen rationelleren Einsatz von Betriebsmitteln ergibt und den Energieeinsatz reduziert. Nicht aus Steuergeldern

Über den Kredit von 5,38 Mio. Franken hat die Bürgerversammlung der Politischen Gemeinde Jonschwil am 27. März 2003 zu entscheiden. Die Aufwendungen im Abwasserbereich dürfen nicht durch Steuermittel finanziert werden, sondern müssen durch Abwassergebühren gedeckt werden. Das Abwasserkonto der Gemeinde Jonschwil wies per Ende 2002 einen Bestand von rund 2,4 Mio. Franken auf. Bis zum Ende der ARA-Sanierung wird es einen negativen Saldo von gut 2 Mio. Franken erreichen, der dann in den Folgejahren wieder sukzessive abgebaut wird. Die Gemeinde Uzwil hat gemäss bestehendem Verteilungsschlüssel 10% der ARA-Sanierung zu finanzieren.

Das kürzlich in Betrieb genommene Cargo-Umschlagcenter der Camion Transport AG Wil zieht auch ein höheres Verkehrsaufkommen vom Industriegebiet Salen nach Wil mit sich. Wie Gemeindepräsident Stefan Frei ausführte, will man vermeiden, dass die Staatsstrasse Schwarzenbach-Wil zusätzlich belastet wird. Deshalb soll die Schlammbehandlung in der ARA Schwarzenbach belassen werden. Die vollständige Schlammbehandlung in Wil hätte jährliche Schlammtransporte von rund 4000 m3 zur ARA Wil verursacht. Erfolgt die Schlammbehandlung weiter in Schwarzenbach, reduzieren sich die Transporte auf rund die Hälfte, nämlich auf 1850 m3 pro Jahr. Von Philipp Stutz.

 

Stadtverwaltung sucht Betreiber für öffentliche Toiletten 

Mindener Tageblatt 11.2.2003 

Bedürfnisanstalten unterschiedlich stark ausgelastet / Gebäudewirtschaft will 120 000 Euro sparen / Frist bis Anfang März

Minden (mt). Um die aus Kostengründen vorgesehene Schließung der öffentlichen Toiletten abzuwenden, sucht die Gebäudewirtschaft der Stadtverwaltung nun nach Betreibern für die Anlagen am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB), am Park & Ride Platz Bahnstraße, im Stadthaus (Großer Domhof) und im Botanischen Garten (Marienglacis). "Angesprochen werden sollen vor allem Privatpersonen, die Interesse an der kompletten Bewirtschaftung der Toiletten haben", so Günther Hick, Leiter des Bereiches Gebäudewirtschaft.

Die öffentlichen Toiletten im Stadtgebiet werden unterschiedlich stark frequentiert. So wurde in der Toilette im Stadthaus mit 400 Nutzern am Tag die höchste Auslastung festgestellt. 360 Nutzer täglich wurden in der Toilette am ZOB gezählt, rund 100 in der Anlage am Park & Ride-Platz Bahnstraße und 45 in der im Botanischen Garten - also insgesamt gut 900 pro Tag, fast 330 000 pro Jahr.

Die Benutzung ist bislang kostenlos. Die Toiletten sind zurzeit täglich von 7 bis 19 Uhr im Winter und von 7 bis 20 Uhr im Sommer geöffnet.

Die Toiletten verursachen jährliche Betriebskosten für Energie, Wasser, Abwasser, Reinigung, bauliche Unterhaltung, Versicherung, Grundsteuer und Müll in Höhe von rund 120 000 Euro. Das Haushaltssicherungskonzept der Stadt Minden sieht für die Jahre 2003 bis 2007 eine fortschreitende Reduzierung der sächlichen Verwaltungs- und Betriebsmittel vor. Im Rahmen dieser Einsparvorgabe sind auch die öffentlichen Toilettenanlagen zur Disposition gestellt worden, so der Fachbereich Städtische Betriebe. Bei einer Übergabe an private Betreiber würden die Betriebskosten größtenteils und bei Schließung aller Anlagen vollständig eingespart.

Interessenten für die Bewirtschaftung der Toiletten können sich im Bereich Gebäudewirtschaft an Stefan Traue, Telefon (05 71) 89-7 05, wenden. Die Bewerbungsfrist endet am Freitag, 7. März.

 

Trinken wie die Käfer

Dunkelkäfer könnten als Vorbild für die Trinkwassergewinnung dienen.

Natur Kosmos 8.2.2003

Ein trickreicher Dunkelkäfer ist Vorbild für die Trinkwassergewinnung in trockenen Ländern: Die Panzerstruktur des Tieres zeigt Architekten, wie man Dächer bauen könnte, die das Auffangen von Kondenswasser aus dem Morgennebel ermöglichen. Dies berichtet das Magazin National Geographic in der aktuellen Ausgabe.

In der Wüste Namib ist es extrem trocken. Hier regnet es kaum, allerdings streicht regelmäßig feuchter Meeresnebel vom Atlantik her übers Land. Dieses Klima hat sich der Dunkelkäfer aus der Gattung Stenocara zunutze gemacht. Sein Panzer zeigt eine unebene, bucklige Struktur. Die leicht abgeflachten Spitzen dieser Buckel auf der Rückseite des Tiers ziehen Wasser an, bis sich Tröpfchen bilden. Um den Nebel optimal einzufangen, stellt sich der Käfer auf die Vorderbeine und hält seinen Rücken in den Wind. Die Tröpfchen des Kondenswassers sammeln sich in Rillen und werden schließlich in den Mund gelenkt.

Wissenschaftler aus Oxford haben jetzt diese Besonderheit für das Design von Zelten und Dächern kopiert und im Maßstab angepasst. Eine solche Bauweise soll die Ausbeute von Trinkwasser aus Nebel in meeresnahen Wüstenregionen erhöhen.

 

Trinkwasser - ein heiß umkämpftes Gut

Kurier.at 8.2.2003

Ist Wasser ein Menschenrecht oder eine Ware? Die Diskussion zu dieser Frage kommt heuer, im UNO-Jahr des Wassers, so richtig zum Kochen. Während Umweltschützer und Globalisierungskritiker Wasser als öffentliches Gut verankert wissen wollen, machen auf der ganzen Welt kommerzielle Unternehmen Geschäfte mit dem kostbaren Nass.

Laut Schätzungen des Magazins Fortune hat der internationale Wassermarkt ein jährliches Volumen von 400 Milliarden US-Dollar. Da erst etwa fünf Prozent der Weltbevölkerung von privaten Firmen mit Wasser beliefert werden, besteht enormes Wachstumspotenzial.

VERSORGUNG

Die zunehmende Liberalisierung der Trinkwasserversorgung bietet privaten Anbietern ein großes Betätigungsfeld. In Frankreich wurden bereits im 19. Jahrhundert Konzessionen an Firmen vergeben, die den Betrieb und die Instandhaltung des Systems übernehmen und im Gegenzug Gebühren verlangen. Nicht durch Zufall stammen die weltweit größten Wasserkonzerne , Vivendi und Suez, aus Frankreich. Heute versorgen sie mehr als 100 Millionen Menschen in mehr als 130 Ländern mit Wasser.

Die Privatisierung – ob nun durch Konzessionsmodelle oder durch den vollständigen Verkauf der Anlagen, wie er in Großbritannien der Fall war – ist heftig umstritten. Befürworter sprechen von mehr Effizienz und betonen, dass private Investitionen in die Wassernetze notwendig seien, weil viele Gemeinden mit deren Erhaltung überfordert sind. Eine flächendeckende Versorgung, so Dr. Reinhard Perfler vom Institut für Wasservorsorge, Gewässerökologie und Abfallwirtschaft der Universität für Bodenkultur Wien, sei durch private Betreiber dennoch kaum zu gewährleisten: Da das Interesse an Profiten im Vordergrund steht, investieren Private meist nur in die Versorgung rentabler Regionen und überlassen die aufwändigere Versorgung von Randgebieten der Gemeinvorsorge.

KRITIK

Gegner fürchten zudem niedrigere Qualitätsstandards und eine Verteuerung des Wassers: In Großbritannien stiegen die Verbraucherpreise zwischen 1989 und 1995 um 105 Prozent, in Entwicklungsländern seien die Preissteigerungen noch dramatischer, schreiben die Globalisierungskritiker Maude Barlow und Tony Clarke in ihrem Buch „Blaues Gold“.

In Österreich sei eine Marktöffnung am Wassersektor kein Thema, heißt es aus dem Landwirtschaftsministerium. Bestrebungen zur „Effizienzsteigerung“ gibt es allerdings schon – so betreibt etwa die Industriellenvereinigung ein Lobbyingprojekt, das für die Einbeziehung privater Unternehmen in der Siedlungswasserwirtschaft plädiert. Dass ein ausländischer Konzern in absehbarer Zeit heimische Wasserwerke aufkauft, sei aber unrealistisch, meint Wolfgang Lauber von der Wiener Arbeiterkammer: „Die Trinkwasserversorgung ist ein politischer Reklamefaktor, den gibt niemand so leicht her.“

ABKOMMEN

Dass das Liberalisierungsabkommen GATS (General Agreement of Trades in Service – allgemeines Abkommen über den Handel mit Dienstleistungen, Anm.), das derzeit verhandelt wird, Auswirkungen auf den heimischen Wassermarkt haben könnte, wird im Wirtschafts- und im Landwirtschaftsministerium strikt verneint. Jedes Land könne selbst entscheiden, welche Dienstleistung privat und welche öffentlich angeboten wird. Das Abkommen habe damit nichts zu tun.

Da Österreich das GATS aber im EU-Block verhandelt und die EU von anderen Ländern eine Liberalisierung ihrer Wassermärkte eingefordert hat, fürchten Kritiker, dass die Forderung auf die EU-Staaten zurückfallen könnte. Weitere Diskussionen sind vorprogrammiert.

 

Für Seelig geht die Rechnung nicht auf- Schilfkläranlage bleibt Favorit

Nordbayrische Nachrichten, den 07.02.2003 

Die Einwohner des Waischenfelder Ortsteils lassen sich nicht von ihrer Forderung nach einer Schilfkläranlage abbringen. Sie bezweifeln die Zahlen des von der Stadt beauftragten Ingenieurbüros Wolf aus Kemnath und sammeln Argumente für die von ihnen favorisierte Lösung.

Nach der Wolf-Studie ist der Anschluss des 96 Einwohner zählenden Waischenfelder Ortsteils an die zentrale Kläranlage preiswerter, als eine eigene Schilfkläranlage in Seelig. Im Ortsteil erwartet man dagegen Abwassergebühren von rund 80 Cent pro Kubikmeter in der dezentralen Lösung, während bei einem Anschluss an Waischenfeld derzeit 2,15 Euro pro Kubikmeter bezahlt werden müssen.

Diplomingenieur Christian Schulz von der Ingenieurgesellschaft Janisch & Schulz aus Gambach, die sich auf Pflanzenkläranlagen, auch im Jurakarst, spezialisiert hat, fand ein voll besetztes Feuerwehr-Gerätehaus vor, als er den Seeligern weitere Argumente für ihre Position lieferte. Als Beispiel einer Kostenminimierung und einer hohen Reinigungsleistung nannte er die Pflanzenkläranlage im mittelfränkischen Waizenfeld bei Pommelsbrunn. Diese Kläranlage, ausgelegt auf 110 Einwohnergleichwerte und daher mit Seelig vergleichbar, kostete 110 000 Euro, die Betriebskosten liegen nur bei 1700 Euro im Jahr.

Das von der Stadt beauftragte Ingenieurbüro hingegen errechnete für eine Pflanzenkläranlage in Seelig Investitionskosten von rund 765 000 Euro und Betriebskosten von rund 17 000 Euro im Jahr. Bei den Betriebskosten schlagen die Personalkosten alleine mit 14 560 Euro pro Jahr zu Buche, weil für einen Klärwärter sieben Arbeitsstunden pro Woche mit 40 Euro je Stunde angesetzt wurden. Dies entfällt bei der Waizenfelder Pflanzenkläranlage jedoch, da es dort kein vorgeschaltetes Rechenbauwerk gibt, das täglich zu kontrollieren ist.

Gerade ein solches Rechenbauwerk wird aber vom Wasserwirtschaftsamt Bayreuth gefordert, teilte Dritte Bürgermeisterin Elisabeth Pschorn mit. Weiterhin würde das Amt auf einer Ableitung des Sickerwassers über einen Vorfluter zur Aufseß bestehen, was die Kosten weiter in die Höhe treiben würde. Weder ein Rechen noch eine Ableitung in ein Fließgewässer ist jedoch in Waizenfeld erforderlich, Personalkosten fallen deshalb kaum an. Das zu 95 Prozent gereinigte Abwasser versickert problemlos in einer bewachsenen Mulde.

Nach Meinung von Schulz könnte eine solch kostengünstige Pflanzenkläranlage auch in Seelig gebaut werden. Außerdem könnten die Ortsbewohner dazu enorme Eigenleistung einbringen und damit die Kosten senken. Ein Patentrezept, wie man die Seeliger Anlage auch beim Wasserwirtschaftsamt als Genehmigungsbehörde durchbekommt, hatte Schulz allerdings nicht. Als „völlig unsinnig“ für 110 Einwohnerwerteinheiten nannte Schulz die von Wolf kalkulierte Rechenanlage. Eine Sichtprüfung zwei Mal pro Woche sei völlig ausreichend, so Schulz, der den Seeligern riet, die Projektkostenbarwerte des Stadtplaners zu hinterfragen. Pro Einwohner würden 240 Liter Schlamm im Jahr anfallen, in Wolfs Vergleich ist jedoch das Doppelte angesetzt.

Post für die Stadtverwaltung

Die Stadtverwaltung bekommt nun einen schriftlichen Antrag zum Bau einer Pflanzenkläranlage. Unterschriften aller Ortsbewohner wurden bereits eingereicht. Wenn das Bayreuther Amt dann die günstigere Schilfkläranlage dennoch ablehnt, will man sich mit dem Ablehnungsbescheid an das Umweltministerium in München wenden. Stadtrat Fritz Klaus hat sich in der Zwischenzeit schriftlich an Umweltminister Dr. Werner Schnappauf und Bundestagsabgeordneten Hartmut Koschyk gewandt. Er schreibt, dass die Kosten für die Schilfkläranlage vom Stadtplaner so hoch angesetzt wurden, damit sie keine Chance hat, als wirtschaftlichste Lösung anerkannt zu werden.

 

Klärschlamm wandert in den Ofen statt aufs Feld

Böblinger Bote 6.2.2003

Kreis Böblingen - Noch bastelt das Wasserwirtschaftsamt an einer Konzeption zur gemeindeübergreifenden Entsorgung von Klärschlamm in der Verbrennung. Ein erklecklicher Anteil wandert aber seit Jahresbeginn bereits in den Ofen. Böblingen und Sindelfingen karren den Schlamm seit Januar diesen Jahres nicht mehr aufs Feld.

Als der Zweckverband Restmüllheizkraftwerk 1997 konkret wissen wollte, welche Gemeinde wie viele Tonnen Klärschlamm im Müllmeiler Böblingen zu verheizen gedenke, herrschte Schweigen im Wald. Das Ausbringen auf die Felder war billiger. Und die Opposition gegen den Ofen verbot dies zudem. Also vergab der Landkreis die freie Tonnage an die Landkreise Calw und Freudenstadt. Mit BSE und Maul- und Klauenseuche geriet der Klärschlamm auf den Äckern mehr und mehr ins Zwielicht. Auch wenn zum Beispiel der Zweckverband Klärwerk Böblingen/Sindelfingen darauf achtete, die Zivilisationsreste nicht in die neuen Bundesländer zu karren. Bayern, Hessen und Baden-Württemberg waren die Hauptabnehmer. Doch Schwermetalle, Arzneimittelrückstände und hormonell wirksame Substanzen verunsichern die Leute: Was davon dem Menschen in der Nahrungskette schaden könnte, ist noch längst nicht erforscht. Im Zweckverband Kläranlage Sindelfingen/Böblingen erwartet man schon für dieses Jahr eine drastische Verschärfung der Grenzwerte. Und auf Deponien kann der Schlamm auch nur bis 2005 gebracht werden. Dann schiebt die Technische Anleitung Siedlungsabfall auch diesem Weg einen Riegel vor.

Also ging man im größten Klärwerk des Kreises auf die Suche, verbrannte den entwässerten Rest nach der Schlammbehandlung in Kohlekraftwerken mit. Und die Kacke war nicht nur am Dampfen, sie brannte gut. Wir haben uns dann die Entsorgung in der Verbrennung von den beiden Firmen anbieten lassen, mit denen wir bis Ende 2005 Verträge haben, beschreibt Sindelfingens Bauamtsleiter Walter Kremp das Vorgehen im Zweckverband. Einen Tonnenpreis von 50 bis 80 Euro kosten Untersuchung, Transport und Verbrennung. Mithin rund 250000 Euro mehr als das Verteilen auf Äckern. Aber dennoch deutlich weniger als die 150 Euro pro Tonne, die im Ofen im Böblinger Wald fällig geworden wären. Bei den Verbrauchern schlägt sich die umweltfreundlichere Variante mit einem Plus von drei Cent pro Kubikmeter Abwasser nieder. Landesweit sind es im Schnitt vier Cent, relativiert Kremp den Aufschlag. Und ist froh drum, bereits heute die Entsorgung gesichert zu haben - bevor die Kapazitäten knapp werden.

Sindelfinger Schlamm im Heilbronner Kraftwerk

Was spätestens 2005 der Fall sein könnte. Immerhin: In eigens konstruierten Öfen oder aber in Kohlekraftwerken werden zumindest die Abgase entsprechend der Bundesimmisionsschutzverordnung gereinigt. Der Sindelfinger Schlamm wird zum Beispiel im Kohlekraftwerk Heilbronn mit verfeuert. Und nicht nur der aus Sindelfingen. Auch Steinenbronner Klärreste werden in Sindelfingen auf der Kammerfilterpresse vom Wasser befreit, bis sie rund 35 bis 38 Prozent Trockensubstanz beinhalten. Bis maximal 10000 Tonnen Schlamm kann die Gemeinschaftskläranlage annehmen. Dann ist die Kapazität erschöpft. Die Kläranlage bekommt die Leistung bezahlt, die Gemeinde Steinenbronn muss nicht investieren oder eine mobile Presse anfordern.

Ähnlich stellt man sich dies auch für die anderen Gemeinden im Kreis vor, von denen drei weitere bereits ebenfalls verbrennen. Das Wasserwirtschaftsamt feilt mit einer Arbeitsgruppe aus großen und kleinen Klärwerken an der Konzeption der gemeinsamen Aufbereitung von Schlämmen. Ziel ist eine Gesamtkooperation im Kreis, betont Wolf Eisenmann. Der Umweltdezernent und Geschäftsführer des Zweckverbands Restmüllheizkraftwerk ist froh, dass die Gemeinden nicht in Böblingen verbrennen wollen. Weder sei man technisch dafür vorbereitet, noch habe man die Kapazität, erst recht nicht ab 2005. Deshalb sei es auch im Interesse des Kreises, wenn gemeinsam überlegt werde, was dezentral und was zentral erledigt werden kann, immer unter der Maßgabe wirtschaftlich optimale Lösungen zu finden für die rund 15000 Tonnen Trockenmasse im Kreis. Im März sollen die Vorschläge in die Gremien kommen. Dann wird zum Beispiel auch über die Möglichkeiten der Solartrocknung debattiert

 

Gewinnung von Rohöl und Aktivkohle aus Tiermehl und Klärschlamm

Informationsdienst Wissenschaft - idw - - Pressemitteilung Fachhochschule Giessen-Friedberg, 05.02.2003

Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt fördert ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt, bei dem die FH Giessen-Friedberg mit verschiedenen Partnern kooperiert. Gegenstand ist die Gewinnung von Rohöl und Aktivkohle aus Tiermehl und Klärschlamm.

Steigende Sprit- und Ölpreise machen vielen Bürgern in diesen Tagen zu schaffen. Nun haben Forscher eine neue Energiequelle entdeckt: Diesel vom Abdecker. Der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Ernst Stadlbauer an der Fachhochschule Giessen-Friedberg ist es gelungen, aus Tiermehl und Klärschlamm Rohöl und Aktivkohle herzustellen. Als Verfahren wendet sie dabei Erhitzen unter Ausschluss von Sauerstoff an. Aus einer Tonne Tiermehl oder einer Tonne Klärschlamm werden auf diesem Weg ca. 250 Liter Rohöl.

Die Entwicklung kommt zur richtigen Zeit. Tiermehl darf wegen BSE nicht mehr verfüttert werden. Für Klärschlamm gilt ab 2005 ein Verbot der Ablagerung auf Deponien. Dipl.-Ing. Sebastian Bojanowski vom FH-Labor für Entsorgungstechnik kennt die Zahlen: "In Deutschland fallen pro Jahr eine Million Tonnen Tiermehl und ca. drei Millionen Tonnen kommunaler Klärschlamm als Feststoffe an. In der EU sind es drei Millionen Tonnen Tiermehl und sieben Millionen Tonnen Klärschlamm."

"Mit diesen kostenpflichtigen Abfallstoffen lässt sich ein neuer Energiemarkt entwickeln," meint Walter Grimmel, Chef der Firma "Werkstoff und Funktion" in Ober-Mörlen. Zusammen mit der Fachhochschule hat der Fachbetrieb für Wasser- und Abwassertechnik ca. 250.000 Euro an Foerdermitteln von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt in Osnabrück erhalten. Ziel des Forschungs- und Entwicklungsprojektes ist der Bau einer Pilotanlage. Damit soll die Praxistauglichkeit der Umwandlung von Tiermehl und Klärschlamm in Rohöl demonstriert werden. Bereits im März 2003 wird der Versuchsreaktor an der Kläranlage im bayerischen Füssen errichtet. Dort soll solargetrockneter Klärschlamm in Rohöl umgewandelt werden. Klärschlamm besteht überwiegend aus Bakterien, welche die Schmutzstoffe des Abwassers anteilig in Leibessubstanz (Biomasse) umwandeln. So wird letztlich aus den Schmutzstoffen des Abwassers neue Energie in Form von Rohöl und Kohle gewonnen. Die Versuche mit Tiermehl werden bei einer hessischen Tierkörperverwertungsanlage gefahren.

Andreas Frank ist für die Veredelung der Kohle zu Aktivkohle verantwortlich. Diese ist zur Reinigung von Abwässern und sauren bzw. metallhaltigen Abgasen geeignet. Der Diplom-Ingenieur sieht in dem neuen Verfahren die Möglichkeit, "Entsorgungsprobleme im Sinne des vorsorglichen Umweltschutzes so zu lösen, dass sie wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Anforderungen der Zukunft gerecht werden."

Das Projekt hat auch eine internationale Dimension. Das FH-Team kooperiert mit der Universidade Federal Fluminense in Niteroi (Rio de Janeiro) und der Universidade Federal de Santa Maria im südlichen Brasilien. Dort werden organische Rückstände aus der Reisernte mit dem Giessener Verfahren in Rohoel und hochreine medizinische Aktivkohle umgesetzt. Studierende der Fachhochschule haben die Möglichkeit, sich mit praxisbezogenen Diplom- und Studienarbeiten auch im Rahmen von Auslandssemestern an dem Projekt zu beteiligen.

Giessen, 5. Februar 2003

 

Die kanalisierte Flut

Nach dem Drei-Schluchten-Damm startet Peking das nächste Wasserbau-Projekt – das größte der Welt

Süddeutsche Zeitung, den 04.02.2003 

Peking, ja der gesamte Norden Chinas sitzt bald auf dem Trockenen. Im bevölkerungsreichsten Land der Erde fehlt im Sommer monatelang Wasser, betroffen sind 400 der größten chinesischen Städte. In Metropolen wie Peking und Tianjin sinkt der Grundwasserspiegel jährlich um fast einen Meter, warnen Experten. Der Gelbe Fluss versiegt allmählich, 1997 war das Flussbett bei seiner Mündung sogar sieben Monate lang völlig ausgetrocknet.

Chinas Führung pflegt solche Probleme nicht im kleinen Stil zu lösen. Der ökologisch umstrittene Drei-Schluchten-Staudamm am Jangtse ist noch nicht eröffnet, da folgt – pünktlich zum Internationalen Jahr des Wassers – ein weitaus größeres Vorhaben. Über drei Kanäle sollen jedes Jahr 48 Milliarden Kubikmeter aus dem Jangtse in den Norden der Volksrepublik fließen, das ist mehr als Deutschland pro Jahr an Wasser verbraucht. Es ist nicht nur das mit Gesamtkosten von 60 Milliarden Dollar teuerste, sondern auch das größte Wasserbauprojekt der Erde. Zudem dürfte es gravierende Umweltfolgen haben und die Umsiedlung Hunderttausender erfordern.

Doch wer die Versorgung von 1,3 Milliarden Menschen sichern soll, gerät schnell in für Europäer schwer vorstellbare Dimensionen. „Die geplante Verteilung des Wassers von Süd nach Nord ist ein strategisches Mega-Projekt, um die optimale Wasserverteilung zu gewährleisten“, zitiert die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua den stellvertretenden chinesischen Minister für Wasserressourcen, Zhang Jiyao. Theodor Strobl, Wasserexperte von der Technischen Universität München sagt: „Man läuft in China den Problemen hinterher, da spielt die Ökologie eine sekundäre Rolle.“

Tatsächlich versucht die Führung, die Geographie ihrer Nation zu korrigieren: Alle Flüsse Chinas fließen von Westen nach Osten, Verbindungen in den dicht bevölkerten Norden gibt es nicht. „Der Wasserbedarf im Nordwesten, wo viel von Chinas Obst und Gemüse angebaut wird, übersteigt bereits die Ressourcen“, sagt David Wiberg vom International Institute for Applied Systems Analysis im österreichischen Laxenburg. „Wenn China den Bedarf an Lebensmitteln und Trinkwasser für die immer noch steigende Bevölkerung decken will, ist so ein Projekt wahrscheinlich notwendig.“

Die Projektidee für „Nanshui Beidiao“ („Wasser aus dem Süden für den Norden“) stammt noch von Mao Tse-tung. Drei Routen sind geplant, Ende Dezember hat die chinesische Regierung offiziell mit dem Bau begonnen (Grafik ): Die Ostroute ist mit 1150Kilometern sechsmal so lang wie der Main-Donau- Kanal und folgt teilweise dem alten Kaiserkanal nahe der Ostküste. Doch weil dessen Wasser dreckig ist und Papierfabriken und Landwirtschaft hier ihr Abwasser einleiten, müsste man Experten zufolge mindestens 13 riesige Klärwerke bauen. Zudem wären 30 Pumpstationen nötig, um Steigungen zu überwinden. Jährlicher Stromverbrauch: fünf Milliarden Kilowattstunden.

Die 1250 Kilometer lange Mittelroute verheißt mehr. Sie führt vom Han- Fluss Richtung Peking, das Wasser läuft durch offene Kanäle, Pipelines, und Aquädukte und nutzt das natürliche Gefälle. Pumpen braucht es hier kaum, die Leitungen müssen jedoch 360 Flüsse und mehr als 40 Eisenbahnstrecken überwinden. Um ökologische Schäden für den Han-Fluss zu begrenzen, dem 40 Prozent seines Wassers entnommen werden sollen, will man nach 2009 die Strecke bis zum Drei-Schluchten-Damm erweitern – Kritiker befürchten, dass bis zur Fertigstellung das Tal des Han ökologisch zerstört ist.

Die Westroute zapft die Quellflüsse des Jangtse an. Von den Flüssen Tongtian, Yalong und Dadu muss das Wasser die 4000 Meter hohe Tibetische Ebene überwinden, bevor es in den Oberlauf des Gelben Flusses geleitet wird. Aufgrund der extremen Höhe sind viele Baumaterialien nicht zu verwenden, zudem muss das Wasser durch gewaltige Bergmassive geführt werden. Es ist zwar mit Abstand das teuerste Projekt, dennoch treiben es die Planer vor allem wegen der guten Wasserqualität voran. Doch hier drohen auch die meisten Umweltprobleme: Fast 40 Prozent des Wassers soll den Quellflüssen entnommen werden, die dadurch in ihrer Existenz bedroht wären. Zudem gibt es auch Pläne für die Oberläufe des Mekong und Irawadi, die nach Kambodscha, Thailand, Vietnam und Birma fließen; internationale Konflikte wären hier vorprogrammiert.

Chinas Vorhaben ist nicht das einzige große Wasserprojekt weltweit. Ähnlich gigantische Pläne hatte die ehemalige Sowjetunion verfolgt. Sie wollte die wasserreichen Flüsse Sibiriens in den Süden nach Usbekistan umzuleiten, gab den Plan in den 80er-Jahren jedoch auf. Doch auch in Europa plant man seit Jahren Projekte. Der größte künstlichen Stausee der EU soll für 1,6 Milliarden Euro in Portugals trockenem Süden, dem Alentejo entstehen, größer als der Lago Maggiore in Italien. Und Spanien verfolgt ein ähnliches System wie die Chinesen: Wasser aus dem Ebro im Norden soll in den Süden nach Andalusien geleitet werden. Freilich in einer anderen Größenordnung: hier geht es um Millionen, nicht Milliarden Kubikmeter.

Aber in beiden Ländern soll das Wasser in etwa zehn Jahren fließen, in China vielleicht sogar schon zu den Olympischen Spielen 2008 in Peking. Dass für den Bau der Kanäle Hunderttausende ihre Heimat verlassen müssen, erscheint den Planern als kleineres Problem. Von der Mittelroute werden mehr als 250 000 Menschen betroffen, darunter rund 200000 Anwohner des Danjiangkou- Stausees, dessen Dämme von 160 Metern auf 176 Meter erhöht werden müssen, um genug Wasser zu speichern. Bei der Ostroute müssen Tausende ihre Hausboote auf dem Kaiserkanal aufgeben.

Menschenrechtsorganisationen haben schon beim Drei-Schluchten-Stausee die massiven Zwangs-Umsiedlungen beklagt. „Umsiedler wurden nicht entsprechend internationaler Richtlinien entschädigt“, schrieb das International Rivers Network Ende Januar. „Der Umsiedlungsprozess ist begleitet von Korruption und Menschenrechtsverletzungen.“ Auch Theodor Strobl erzählt von Bauern, die in Hochhäuser in der Stadt umgesiedelt wurden. Was aber macht ein Bauer ohne Land im 37. Stock eines Hochhauses? „Das ganze wäre nicht so dramatisch, wenn bei der Umsiedlung nicht so viel Korruption herrschen würde.“

Finanziert werden soll das chinesische Projekt mit einer deutlichen Erhöhung der Wasserpreise. Schon vom Jahr 2005 an soll ein Kubikmeter Wasser in Peking etwa fünf Yuan statt bisher zwei Yuan kosten, und damit relativ zum Durchschnittsverdienst mehr als in Deutschland. Der Preisanstieg soll als Anreiz dienen, das Wasser effizienter zu nutzen. Laut Chinesischem Statistischem Jahrbuch aus dem Jahr 2000 verbraucht der Durchschnittsbürger dort täglich 248 Liter Wasser. In Deutschland liegt der Durchschnitt bei 128 Litern. Eva Sternfeld, Mitarbeiterin eines Umwelt-Projekts in Peking sieht da ein „großes Einsparpotenzial“. Nicht zuletzt, weil ein erheblicher Anteil des Wassers aufgrund von Lecks in den Leitungen – oft sind es unbefestigte Erdkanäle – verloren geht, laut Sternfeld 30 Prozent. In Deutschland liegt der Verlust immerhin bei 10 bis 20Prozent.

Theodor Strobl betont, dass nur eine Kombination des Kanalprojekts mit „einer Politik des sorgfältigen Umgangs mit Wasser“ das Problem lösen könne. „Die Kanäle allein reichen nicht.“ Schließlich wird das Jangtse-Wasser in Peking nach Transport und Aufbereitung etwa zwanzigmal so viel kosten wie Wasser aus den lokalen Speichern. Von Hubert Filser

 

Gefahr für die Umwelt gerade so abgewendet

Schweriner Volkszeitung Lokales 4.2.2003

Beschädigte Kläranlage von Warsow lief fast über

Warsow Die Natur um Warsow, insbesondere das Gewässersystem der Sude, ist nur knapp einer Verschmutzung durch das Abwasser des Ortes entgangen. Karel Brüch, Meister für den Abwasserbereich beim Zweckverband Schweriner Umland, entdeckte gestern Mittag, dass die Kläranlage stark beschädigt wurde. Die Abwasserreinigung arbeitete nicht mehr. Die Becken waren randvoll mit ungeklärtem Abwasser und kurz vor dem Überlaufen.

"Am Sonnabend war noch alles in Ordnung", berichtet Brüch. Bei seiner nächsten Kontrolle gestern bot sich dem Meister ein vollkommen anderes Bild: Unbekannte waren am Wochenende in den Rechenraum eingedrungen. Hier entwendeten sie Werkzeug. Die Stahltür zum Schaltraum hielt stand, doch die Randalierer brachen ein Fenster auf. Anschließend zerstörten sie die Schaltanlagen im Inneren und auch die an den Sammel- und Reinigungsbecken. Die Anlagen fielen aus. "Die waren auf Randale aus", ist sich Karel Brüch sicher. Denn es wurden zwar Werkzeuge gestohlen, Telefonapparate blieben aber zurück...

Glücklicherweise konnten die Becken das Abwasser der 450 Warsower, das zur Kläranlage gepumpt werden, noch aufnehmen. Das Schmutzwasser muss nun mit Tankfahrzeugen in andere Kläranlagen gefahren werden. "Wir arbeiten mit Hochdruck an der Reparatur, damit die Anlage so schnell wie möglich wieder ans Netz geht." Den angerichteten Schaden schätzt der Meister auf 10000 Euro.

Der Zweckverband hat Anzeige wegen Sachbeschädigung erstattet. "Zu Diebstählen und kleinen Beschädigungen kommt es leider öfter", so Brüch. "Aber dieses Ausmaß ist neu für uns." Der Zweckverband hofft auf Hinweise, um die Täter zu finden. mt

 

Michael Kügelgen und Hans-Peter Bünger gehören zu den Siegern aus dem Erfinderforum 2003 der Investitions- und Strukturbank

Bonner General Anzeiger, den 03.02.2003 

Kreis Ahrweiler. (ne) Michael Kügelgen, Chef und Eigentümer der Firma MK Technology GmbH in Grafschaft-Gelsdorf, und Hans-Peter Bünger, Angestellter der Firma DuPont in Sinzig, gehören zu den Preisträgern beim "Erfinderforum 2003" der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB).

Zusammen mit vier weiteren Preisträgern nahmen sie am Freitag in Mainz die Preise von jeweils 4 000 Euro entgegen. Insgesamt hatten 24 Unternehmen und freie Berater ihre Erfindungen eingereicht. Die Jury bestand aus Vertretern der Wissenschaft und der Wirtschaft. Die ISB schreibt den Erfinderpreis seit 1998 jährlich aus.

Hans-Peter Bünger hat zusammen mit Horst Lehmann bei DuPont ein Verfahren zur abwasserfreien Reinigung von Ultrafiltrationsanlagen im Elektrotauchlackbereich entwickelt. Haupteinsatzgebiet ist die Automobillackierung.

Bei dem Verfahren fallen große Mengen Spüllösung an, die durch das Abspülen der lackierten Teile entstehen. Die im Spülwasser enthaltenen festen Bestandteile werden mit Hilfe der Ultrafiltration aus der Flüssigkeit herausgefiltert. Das Wasser kann weiter zum Spülen verwendet werden.

Aber die gebrauchten Ultrafiltrationsmembranen müssen in aufwändigen Prozeduren mit lackschädlichen Chemikalien gereinigt werden. Dabei entsteht Abwasser, das stark belastet und schwer zu entsorgen ist. Für die abwasserfreie Reinigung von Ultrafiltrationsanlagen werden Binde- und Neutralisationsmittel aus dem Lacksystem eingesetzt.

Der Reiniger ist somit lackverträglich. Er kann nach dem Reinigungsprozess mitsamt den gelösten Lackbestandteilen in den Elektrotauchlack zurückgeführt werden. Die neue Anwendung erhöht deutlich die Reinigungswirkung, die Ultrafilterstandzeit und die Haltbarkeit der Membranen. Es entstehen keine Lackverluste und kein Abwasser.

Das Grafschafter Unternehmen erhielt den Preis für die Entwicklung eines Verfahrens zum Herstellen von Kunststoffteilen mittels Vakuumgießens. Es ermöglicht das schnelle Gießen von Prototypen, das heutzutage eine große Bedeutung in Forschung und Entwicklung hat. Eingesetzt wird dabei die klassische Vakuumgießtechnik mit Kunstharzen, wobei verstärkt fasergefüllte und hochviskose Materialien verwendet werden.

Diese Harze sind zäh und haben kurze Tropfzeiten, daher können Formen ausschließlich mit Hilfe der Gravitation oft nicht zufriedenstellend gefüllt werden. Daher entwickelte Michael Kügelgen das so genannte Differenzdruckverfahren. Dabei wird im Differenzdruckmodus die obere Kammer der Vakuumgießanlage auf den vorwählbaren Differenzdruck geflutet, nachdem das Polyurethangemisch unter vollem Vakuum in den Trichter gegossen wurde.

Bei dem Vorgang wird das Gemisch auch in feine Strukturen gepresst. Wesentlich filigranere, komplexere und auch sehr lange, dünne Formen können gefüllt werden.

 

 
Impressum / Datenschutzerklärung