März 2003

Wasser-/Abwassernachrichten

(News-Archiv)

Umwelt Bakterien-"Recycling" in der Kläranlage

29.3.2003 - Wissenschaft.de

Organismen werden mit Eisenpulver gefüttert und dann mit Magneten herausgefischt Hier klicken! Bakterien, die in Kläranlagen ihren Dienst tun, dürfen nicht in die Umwelt gelangen und bereiten daher bei ihrer Entsorgung oft erhebliche Probleme. Japanischen Forschern ist es nun jedoch gelungen, die Bakterien nach getaner Arbeit mit einem Magneten einzusammeln und in einem Kreislauf erneut zur Reinigung des Abwassers zu verwenden, berichtet das Magazin "Nature" in seiner Online-Ausgabe.

Der Klärtechniker Yasuzo Sakai von der Utsunomiya-Universität in Tochigi und seine Kollegen "fütterten" die Bakterien mit Eisenpulver. Die Bakterien nahmen das Pulver auf und konnten anschließend problemlos mit einem Magneten eingesammelt werden. In einer Pilotanlage haben die Forscher bereits gezeigt, dass das Verfahren funktioniert.

Bisher werden die Bakterien entweder aus dem Klärwasser herausgefiltert oder setzen sich in großen Becken am Grunde der Anlage ab, wo sie dann abgesaugt werden. Diese Verfahren sind jedoch teuer und zeitaufwändig. "Die magnetische Trennung funktioniert dagegen schnell und zuverlässig", betont Sakai. Kollegen Sakais sind jedoch noch skeptisch, ob die Erfindung auch in großtechnischem Maßstab anwendbar ist.

 

Mit Satelliten-Technik zu digitalen Flurkarten

Hochpräzise Vermessung für neues Kataster

Nordkurier 27.3.2003

Katasterauszüge sollen künftig aus dem Computer kommen. Seit geraumer Zeit sind Vermessungsingenieure damit beschäftigt, die Fluren der Mecklenburgischen Schweiz neu zu vermessen und die dabei gewonnenen Daten elektronisch aufzubereiten. "Das Ergebnis wird die automatisierte Liegenschaftskarte sein", erklärt Steffen Möbius aus Malchin. Sein Büro hat diese Arbeiten in der Gemeinde Groß Wokern ausgeführt. Dabei nutzten die Techniker neben hochpräzisen elektrooptischen Tachymetern auch das satellitengestützte Navigationssystem GPS. Diese Messungen liefern allerdings nur die Ausgangsbasis der digitalen Daten. Das Material wird sodann um eine Vielzahl weiterer Informationen angereichert. "So werden in der Teterower Region beispielsweise durch den Zweckverband Wasser/Abwasser dessen Anlagen wie Leitungen und Klärwerke, um nur einiges zu nennen, in das Kartenwerk eingearbeitet", ist von Steffen Möbius zu erfahren. Für Malchin ist die Datenbasis bereits komplett. In Teterow laufen gegenwärtig die Arbeiten. Bis 2007 soll das Vorhaben landesweit fertig sein. (ecr)

Hilfe aus Oberbayern für Ostafrika 

In Handarbeit wurden für die Kläranlage und den Ausfaulbehälter den Kibosho Hospitals die gewölbten Decken gemauert. Das Projekt lief unter der Federführung des Aktionskreises Ostafrika.

Chiemgau-Online, den 26.03.2003 

Zunehmende Wasserknappheit durch Klimaveränderung, eine wachsende Bevölkerung, Abholzung für Feuerholz und Baumaterial, sowie Umweltbelastungen werden die Lebensbedingungen in Entwicklungsländern drastisch verändern. Einen Beitrag zur Minderung des Problems hat sich der Aktionskreis Ostafrika aus Traunstein zum Ziel gesetzt. Mit Erfolg wurde ein Projekt für eine Krankenhaus-Kläranlage und eine Biogas-Erzeugung am Südhang des Kilimandscharo abgeschlossen.

Am Südhang des Kilimandscharo liegt das Kibosho Hospital mit 220 Betten. Fast 30000 Menschen werden hier jährlich behandelt. Haupterkrankungen sind Malaria, Verletzungen, Tuberkulose, Erkrankungen des Verdauungsbereichs und Augenerkrankungen. Seit über 15 Jahren unterstützt der Aktionskreis Ostafrika aus Traunstein dieses Krankenhaus mit technischer Ausstattung, durch Neubauten wie eine Mutter-Kind-Station und eine neue Krakenhausküche, durch eine Hauptwasserversorgung sowie bei der langfristigen Planung. Vor wenigen Tagen schloss der Aktionskreis Ostafrika dort sein bisher größtes Projekt ab. Vier Jahre lang hat Projektleiter Klaus Böhme aus Traunstein daran gearbeitet, sehr oft ist er nach Tansania gereist, um technische Details abzustimmen und Aufträge zu vergeben, den Baufortschritt zu kontrollieren und Zahlungen zu überwachen. Zunächst ging es nur um eine kostengünstige und zuverlässig verfügbare Energie für die vom Aktionskreis erbaute Krankenhausküche, um das Verfeuern von jährlich 180 großen Bäumen zu vermeiden. Hans Siemer hatte die Idee, aus dem Tierdung der krankenhauseigenen Tierhaltung Biogas für die Küche zu gewinnen. Die GT, die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit, vermittelte das Know-how und gab Empfehlungen für die technische Beratung in Tansania. Eine Projektstudie mit Energiebilanz ließ schnell erkennen, dass das Biogas aus dem verfügbaren Tierdung für die Hospitalküche nicht ausreicht. Das Projekt wurde daher um eine biologische Abwasser-Kläranlage für Krankenhaus-Abwasser und organische Krankenhausabfälle erweitet sowie um Verbrennungsöfen für die Kunststoffabfälle. Seit Errichtung des Hospitals 1965 waren Abwasser und Abfälle einfach in die Natur entsorgt worden und hatten umliegende Pflanzungen und das Wasser des nahen Flusses verseucht, aus dem in vielen Siedlungen Wasser entnommen wird. Durch diese Erweiterung wurde aus dem ursprünglichen Biogasprojekt ein umfassendes Umwelt- und Energieprojekt. Für die Biogasgewinnung wurde ein technisch einfaches Konzept gewählt. In einem unterirdischen, halbkugelförmigen gemauerten Festdom gärt der Tierdung und setzt Biogas frei, ein Gemisch aus Methan und Kohlendioxid. Das ausgefaulte Material wird als hochfruchtbares Düngermittel der Krankenhausgärtnerei zugeleitet. Der Prozess läuft automatisch ab, erforderlich sind lediglich eine geeignete Bauausführung und regelmäßige Befüllung. Diese Bauform hat keine bewegten Mechanikteile, keine Elektroteile, bedarf keiner Wartung, und ist daher für den Einsatz in Entwicklungsländern hervorragend geeignet. Die biologische Abwasser Kläranlage besteht ebenfalls aus einem Biogas-Festdom. Das vorgeklärte Wasser wird dann einem Filterbett mit tiefwurzelnde Reed-Pflanzen zugeführt. Das geklärte Abwasser wird wegen der verbleibenden Belastungen im Erdbereich unterhalb der Wurzeltiefe versickert. Der Spatenstich für den ersten Bauabschnitt erfolgte im März 2001, im September 2001 erreichte das erste Biogas die Küche, jetzt wurde die dritte Projekt abgeschlossen. Später sollen Schulen und Wohnhäuser angeschlossen werden. Inzwischen hat sich das Biogas von den Ställen wegen der häufigen Strom- und Wasserausfälle als die einzige immer verfügbare Energiequelle im Hospital erwiesen. Die Messwerte zeigen eine tägliche Gasausbeute von 10,5 Kubikmetern, das entspricht einem jährlichen Heizwert von 3000 Litern Heizöl. In zwei Großkochtöpfen werden hiermit täglich 450 Liter Maisbrei und Gemüseeintopf gekocht. Da dies noch nicht den gesamten Energiebedarf abdeckt, wird zusätzliches Biogas aus der Kläranlage benötigt. Die Gesamtkosten dieses komplexen Projektes beliefen sich auf etwa 100 000 Euro. Diesen Betrag aufzubringen war eine der schwierigsten Aufgaben von Projektleiter Klaus Böhme. Zunächst wurde der Rotary Club Traunstein für die Unterstützung gewonnen, bald schlossen sich weitere Rotary Clubs an. Von der Rotary Foundation in Evenston, USA, wurde ein Zuschuss von 16000 Dollar gewährt. Schließlich förderte das Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit das Projekt mit
37500 Euro. Klaus Güstrau aus Traunreut, Vorsitzender des Unterstützungsvereins im Rotary Club Traunstein, betont, dass rotarische Aufgabe nicht nur Sozialprojekte im Landkreis Traunstein seien, sondern darüber hinaus auch internationale humanitäre Projekte, um damit zur Völkerverständigung und sozialem Nord-Süd-Ausgleich beizutragen. Güstrau war selbst mit nach Tansania gereist, um sich über das Projekt zu informieren. Am Samstag, 5. April, wird der Aktionskreis Ostafrika um 19.30 Uhr in den Alma Stuben in Traunstein in einer offenen Mitgliederversammlung mit Bildern über seine vielfältigen Projekte berichten. Nähere Informationen über den Aktionskreis Ostafrika gibt's unter www.aktionskreis-ostafrika.de.

Energie stinkt nicht

Aus Klärschlamm und Kadavern sollen Erdöl und Kohle werden

Dr. Wiebke Rögener-Schwarz

Süddeutsche Zeitung, den 25.03.2003 

Mit der Energiegewinnung aus Klärschlamm könnte es kommen wie mit dem Faxgerät, fürchtet Ernst Stadlbauer von der Fachhochschule Gießen: Deutsche Wissenschaftler entwickelten zwar die Idee, doch bei der Umsetzung haperte es dann jahrelang. Bereits in den 80er-Jahren nämlich hatte der Chemiker Ernst Bayer von der Universität Tübingen gezeigt: So wie die Natur Erdöl und Kohle aus faulenden Organismen erschaffen hat, ließen sich – weit schneller – auch die Rückstände kommunaler Kläranlagen umwandeln.

In deren Becken wächst pro Tonne organischer Schmutzstoffe täglich eine halbe Tonne Bakterien heran – so genannter Belebtschlamm, der sich anschließend in Faultürmen zersetzt. Etwa die Hälfte der Biomasse wird dabei zu Methan und Kohlendioxid. Wird der übrig gebliebene Schlamm unter Luftabschluss bei Temperaturen um die 400 Grad behandelt, entstehen Kohlenwasserstoffe, Kohle und brennbare Gase.

Dass dieses Verfahren der „Niedertemperaturkonvertierung“ im Labormaßstab funktioniert, hat Stadlbauers Gießener Team bereits vor Jahren gezeigt. „Aber Klärwerksbetreiber sind konservative Leute“, sagt der Forscher. „Schließlich muss eine solche Anlage unter allen Umständen funktionieren. Da werden bewährte Wege nur zögerlich verlassen.“ Demnächst aber werden die Betreiber gezwungen sein, ihre Devise „keine Experimente“ aufzugeben. Denn der als Dünger beliebte Klärschlamm ist auch ein Problemstoff: Er enthält zwar erwünschtes Phosphat, aber auch Schwermetalle, Desinfektionsmittel und Medikamentenrückstände. Andreas Troge, Präsident des Bundesumweltamtes, hatte bereits im Jahr 2001 erklärt, die landwirtschaftliche Verwertung von Klärschlamm sei mit dem vorsorgenden Bodenschutz nicht vereinbar. Fachleute rechnen daher mit einer Reform der Klärschlammverordnung. Ab 2005 darf die Pampe auch nicht mehr unbehandelt auf die Deponie. Wohin also damit?

„Aus jeder Tonne Trockensubstanz könnten etwa 250 Liter eines dieselähnlichen Öls und mehr als eine halbe Tonne Kohle werden“, rechnet Stadlbauer vor. Im bayrischen Füssen entsteht daher jetzt eine Pilotanlage, die im Sommer in Betrieb gehen soll. Der Klärschlamm wird zunächst in einer Zentrifuge und dann mittels Solarenergie getrocknet. Beim anschließenden Erhitzen entstehen aus Fetten und Eiweißen Kohlenwasserstoff-Ketten, also die Bestandteile des Erdöls. Kohlenhydrate, wie Stärke und Zellulose, werden zu Kohle und Wasser. „Wenn für die Klärschlammtrocknung Solarenergie verwendet wird, ist die Energiebilanz einer solchen Anlage in jedem Fall positiv“, sagt Stadlbauer.

Das Füssener Öl soll zum Befeuern des betriebseigenen Blockheizkraftwerks verwendet werden. Aus der Kohle hoffen die Forscher das von der Landwirtschaft begehrte Phosphat zu isolieren. „Möglicherweise kann man auch die Kohle selbst als Dünger verwenden“, spekuliert Stadlbauer. Doch zuvor müssen die Entwickler prüfen, wie viel Schadstoffe noch in der Kohle stecken. Drei Substanzen wollen sie verfolgen: das Desinfektionsmittel Benzalkoniumchlorid, das Antibiotikum Ciprofloxacin und das Krebsmedikament Mitoxantron.

Bewährt sich das Verfahren, könnte die Niedertemperaturkonvertierung womöglich auch das Abwasser aus der Lederindustrie umwandeln. Und Tiermehl, das durch den BSE-Skandal vom Futtermittel zum teuer zu entsorgenden Abfallprodukt geworden ist, könnte womöglich Karriere als Ölquelle oder Kohleflöz machen.

 

Warther bilden erste Kläranlagengemeinschaft

Ostsee Zeitung Lokales 25.3.2003

Hocheffektives Schilfbeet auf dem Dorfplatz

Warthe (OZ) Im Warther Dorfzentrum entsteht gegenwärtig eine Pflanzenkläranlage für drei Familien. Das Grundstück hat ihnen die Gemeinde verpachtet, die gehofft hatte, dass sich noch mehr Familien anschließen würden. Von den ursprünglich zehn Parteien sind jedoch nur noch drei übrig geblieben, erzählen Gabi und Rudi Ohl, die das Prozedere mit dem Umweltamt durchgeboxt und die Fördermittel beantragt haben.

Warthe ist wie viele andere Dörfer durch den Wasserzweckverband vom Anschlusszwang befreit worden. Damit stehen die Bewohner vor der Aufgabe, sich selbst bis Ende 2004 um eine günstige und den EU-Normen entsprechende Entsorgungslösung für ihr Abwasser zu kümmern. Der Vorschlag der Pflanzenkläranlagen GmbH Duckwitz kam ihnen wie gerufen. Die hatte sich im Herbst auf einer Einwohnerversammlung vorgestellt und individuelle Beratung angeboten. Die dichte Wohnbebauung im Warther Ortskern bot sich für eine Gemeinschaftsanlage regelrecht an, versicherte Entsorgungstechniker Andreas Kluge. Die Anlage, die seine Firma vertreibt, gehört zu den ältesten und natürlichsten Formen Abwasser wieder aufzubereiten. So wie das Wasser in der freien Natur in den Boden versickert, an den Wurzeln entlangfließt, durch verschiedene Sand- und Gesteinsschichten gefiltert und von Mikroorganismen gereinigt wird, arbeiten auch moderne Pflanzenkläranlagen mit einer Kombination aus mechanischer und biologischer Wasseraufbereitung. Die Vorklärung der Abwässer erfolgt in herkömmlichen Mehrkammergruben. Fest- und Leichtstoffe scheiden sich in einer ersten Stufe ab und können in regelmäßigen Intervallen entsorgt werden. Was übrig bleibt, wird durch ein spezielles Schlauchsystem unterirdisch in ein Pflanzenbeet gedrückt und dort durch verschiedene Mikroorganismen gereinigt. Zum Grundwasserschutz ist das Beet mit einer PE-Folie ausgekleidet. Das gereinigte Abwasser fließt in den nahen Feuerlöschteich.

Deutsche Wasserwirtschaft: Mit mehr Wettbewerb fit für den Weltmarkt

Pressemitteilung Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., 25.03.2003

In Japan kamen vergangene Woche Fachleute und Politiker zum dritten Weltwasserforum zusammen, um über die drohende weltweite Wasserkrise zu sprechen. Gelindert werden kann sie durch eine effizientere Wasserversorgung, die sparsamer mit der Ressource umgeht. In Deutschland könnte ein stärkerer Wettbewerb auf dem Wassermarkt nicht nur dessen Effizienz steigern, sondern auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen verbessern.

Die deutsche Wasserwirtschaft braucht mehr Wettbewerb. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung Essen (RWI) in Zusammenarbeit mit der Universitaet Oldenburg. Den bereits erfolgten Schritten hin zu einer höheren Beteiligung privater Unternehmen, größeren Versorgungseinheiten und mehr Kooperation sollten demnach weitere folgen. Als Beispiele werden regelmäßige Ausschreibungsverfahren genannt, durch welche die Versorgung eines Gebietes für einen bestimmten Zeitraum exklusiv vergeben wird ("franchise bidding"). Diese sollten verpflichtend für Kommunen sein, die private Unternehmen in die Wasserver- oder -entsorgung einbinden wollen. Auch Unternehmensvergleiche ("Benchmarking") könnten den öffentlich-rechtlich verfassten Sektor transparenter und effizienter machen. Zudem ist es laut der Untersuchung erwägenswert, das kommunale Örtlichkeitsprinzip zu lockern. Es sorgte bisher dafuer, dass kommunale Unternehmen sich nicht außerhalb ihres angestammten Gebietes betätigen durften.

Deutschlands Position auf dem Weltwassermarkt stärken

Durch die Erfahrungen mit Privatisierungsmodellen auf dem Heimatmarkt könnte sich auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit deutscher Wasserunternehmen verbessern. Bisher spielen sie auf dem Weltwassermarkt kaum eine Rolle. Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass ihre Kompetenz im am schnellsten wachsenden Marktsegment - Systemlösungen und komplexe Dienstleistungsangebote - nur schwach ausgeprägt ist. Derzeit sind im internationalen Bereich vor allem französische und privatisierte englische Wasserkonzerne tätig. Allein der weltweite Marktanteil der beiden größten französischen Unternehmen Vivendi und Ondeo beträgt rund 37 Prozent.

 

Kann man Öl trinken? Welt investiert 40 Mal mehr in Öl als in Wasser

22.03.2003 - Umweltpolitik - nature & kosmos

"Verschobene Prioritäten", nennt es ein Sprecher des dritten Weltwasserforums in Japan. Auf der Welt wird pro Jahr 40 Mal mehr in die Versorgung mit Erdöl als in die Versorgung mit Trinkwasser und die Entsorgung von Abwasser investiert. Das berichten Experten der französischen Organisation Seine-Normandy River Basin.

Weltweit würden lediglich 25 Mrd. oder 0,08 Prozent des Welt-Bruttoinlandsprodukts in eine Wasser-Infrastruktur investiert. Addiert man Kosten für Betrieb und Instandhaltung hinzu, sind es 165 Mrd. Dollar pro Jahr, beziehungsweise rund 0,55 Prozent. Das globale Öl-Budget betrage dagegen sieben Bio. Dollar.

Den Angaben des Forums zufolge haben rund 1,2 Mrd. Menschen weltweit keinen direkten Zugang zu sicherem Wasser und 2,4 Mrd. Menschen keine sichere sanitäre Grundversorgung.

 

Das Weltwasserforum im Schatten der Irak-Krise

21. März 2003, 03:06, Neue Zürcher Zeitung

tf. Tokio, 20. März

Der Erfolg des dritten Weltwasserforums, das noch bis kommenden Sonntag in Kyoto stattfindet, scheint wegen der Irak-Krise ungewisser denn je. Zahlreiche Veranstaltungen mussten laut Angaben des organisierenden World Water Council abgesagt werden, und für die am Samstag und Sonntag geplante Ministerkonferenz, an der eine Abschlussdeklaration verabschiedet werden soll, treffen ständige neue Abmeldungen ein. Am Donnerstag erklärte in Tokio selbst die Aussenministerin des Gastgeberlandes Japan, Yoriko Kawaguchi, dass es ihr angesichts der angespannten Lage im Mittleren Osten nicht möglich sein werde, am Ministertreffen teilzunehmen. Bereits am Dienstagmorgen war die irakische Delegation in ihre Heimat zurückgekehrt, während Frankreichs Präsident Chirac seine Teilnahme schon vor Wochen abgesagt hatte.

 

Sparsame Abwassertechnologie als großer Wachstumsmarkt

Pressemitteilung Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg, 20.03.2003 (zum Tag des Wassers am 22. März)

Deutschland kann zur Bewältigung der globalen Wasserkrise am besten durch die Entwicklung neuer Abwassertechnologien und den Schutz seiner landwirtschaftlichen Flächen beitragen. ,,Es existieren längst neue Sanitärtechniken, die mit extrem wenig Wasser auskommen, aber bisher noch nicht in großem Stil eingesetzt werden'', sagt Dr. Helmut Lehn, Projektleiter an der Akademie für Technikfolgenabschätzung zum Tag des Wassers am 22. März. ,,Gerade die deutschen Firmen sollten sich in viel stärkerem Masse der weiteren Optimierung der Alternativen zuwenden, weil hier in den kommenden Jahren ein gewaltiges Marktpotenzial entstehen wird.'' Für die in Mitteleuropa üblichen Kanalsysteme mit nachgeschalteten Kläranlagen stehe in trockenen Regionen Südeuropas und anderen Kontinenten einfach nicht genügend Wasser zu Verfügung. ,,Trotzdem gilt die Schwemmkanalisation auch in diesen Gebieten nach wie vor als das Non plus ultra'', kritisiert Lehn. Dieses Problem steht auch im Mittelpunkt des Weltwasserforums, das vom 16. bis 23. März im japanischen Kyoto stattfindet. ,,Noch immer werden weltweit rund 95 Prozent aller Abwässer nicht geklärt. Mit den neuen Vakuum- bzw. Separationstechniken kann nicht nur Wasser eingespart, sondern auch Düngemittel zurückgewonnen und zusätzlich Nutzenergie in Form von Biogas bereitgestellt werden'', so Lehn. Auch die ungebremste Zerstörung von fruchtbarem Boden bereitet dem Wissenschaftler große Sorgen: ,,Der Flächenfraß ist nicht nur aus ästhetischen und ökologischen Motiven problematisch, sondern auch aus ethischen.'' Nach seriösen Prognosen werden aufgrund der weiter ansteigenden Weltbevölkerung Wassermangel und fehlende Anbauflächen bereits im Jahr 2025 dazu führen, dass viele Staaten in Afrika und Asien ihre Bevölkerung nicht mehr ernähren können. ,,Mitteleuropa bleibt dann eine der wenigen Regionen der Erde, die noch ueber genuegend Wasser und aus-reichend große landwirtschaftliche Flächen verfügen, um substanzielle Lebensmittelmengen zu exportieren'', so Lehn. Die versiegelten landwirtschaftlichen Flächen in Deutschland würden dann schmerzlich vermisst. Der Anbau von Lebensmitteln und die Nutztierhaltung verbraucht enorme Mengen des kostbaren Nass, was im schlechten Wasser-Wirkungsgrad der Nahrungspflanzen begründet liegt. So sind zur Erzeugung eines Kilogramms Weizen etwa 1000 Liter Wasser erforderlich, die Erzeugung von einem Kilo Rindfleisch verbraucht sogar rund 4000 bis 6000 Liter Wasser. ,,Während ein Durchschnittseuropäer rund 50 Kubikmeter Wasser für Trinken und Hygiene pro Jahr benötigt, werden zur Erzeugung seiner Nahrungsmittel im selben Zeitraum rund 700 Kubikmeter Wasser verbraucht'', sagte Lehn.

 

Koffein in Seen und Flüssen 

Neuer Marker für anthropogene Wasserverschmutzung

19. März 2003, 03:11, Neue Zürcher Zeitung

Koffein eignet sich als Marker für den Grad der anthropogenen, das heisst von Menschen verursachten Verschmutzung von Gewässern. Das hat eine Studie der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Obst-, Wein- und Gartenbau in Wädenswil ergeben, die vom Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft des Kantons Zürich in Auftrag gegeben und finanziert wurde. Ignaz Buerge und seine Mitarbeiter sollten abklären, ob anhand chemischer Verbindungen die Belastung von Oberflächengewässern durch private Haushalte festgestellt und quantifiziert werden kann. Dafür suchten die Forscher einen Marker - einen möglichst spezifischen Anzeigeparameter - welcher für die Abwässer kommunaler Kläranlagen typisch ist.

Als Indikatoren für solche Abwässer werden häufig Fäkalbakterien verwendet. Diese können aber meist nur während kurzer Zeit in Gewässern nachgewiesen werden. Vermehrt sucht man daher nach beständigeren, chemischen Markern, die durch den Menschen ins Abwasser gelangen, wie etwa humane Stoffwechselprodukte, Arznei- oder Waschmittel - also Marker, die es ermöglichen, die Belastung eines Gewässers durch häusliche Abwässer von den Belastungen aus Industrie, Landwirtschaft oder Verkehr eindeutig zu unterscheiden. Eine weitere Grundbedingung für einen solchen Marker ist, dass sein Anteil in ungereinigtem Abwasser eine gewisse Konstanz hat, er also regelmässig konsumiert oder benutzt wird. Schliesslich sollte er in natürlichen Gewässern analytisch nachweisbar sein.

Bei Koffein sahen Buerge und sein Team diese Anforderungen erfüllt. Die Substanz wird in Form von Getränken und Speisen konsumiert, über den Verdauungstrakt zum Teil wieder ausgeschieden und gelangt so, wie auch mit Kaffee- oder Teeresten, die direkt in den Ausguss geschüttet werden, in das Abwasser. Die Schweiz liegt dabei mit einer durchschnittlichen Koffeinaufnahme pro Person von etwa 300 Milligramm täglich deutlich über dem weltweiten Durchschnitt von 70 Milligramm, aber immer noch unter dem Spitzenwert der Tee trinkenden Briten von 440 Milligramm pro Tag. In der Studie wurde nun die Koffeinmenge in Abwässern vor dem Eintritt in die Kläranlagen und nach dem Klärungsprozess in Flüssen und Seen der Schweiz und im Mittelmeer gemessen. In den Kläranlagen der Schweiz wird laut den Analysen von Buerge und seinen Mitarbeitern Koffein zwar je nach Betriebsart und technischer Konstruktion der Anlagen zu 80 bis 99 Prozent abgebaut. Trotz dieser Reinigungsleistung war Koffein aber in allen untersuchten Oberflächengewässern, ausser in abgelegenen Bergseen, in Spuren messbar - selbst in den oberen Wasserschichten des Mittelmeers. Es zeigte sich, dass die Koffeinkonzentration in Seen tatsächlich mit dem Grad der zu erwartenden Belastung durch häusliche Abwässer zunahm. Dieser wieder hängt von der Bevölkerungszahl im Einzugsgebiet, vom Volumen und von der Aufenthaltszeit des Wassers im See ab.

Mit Hilfe von Koffein konnte ferner quantifiziert werden, wie viel Abwasser ohne Reinigung in die Gewässer gelangt. Fällt besonders viel Wasser an, zum Beispiel bei heftigen Niederschlägen, kann das Fassungsvermögen von Kläranlagen nämlich überschritten werden und ungereinigtes Abwasser direkt in die sogenannten Vorfluter, also Flüsse und Seen, gelangen. Für das Gebiet des Greifensees wurde diese Menge aufgrund der Koffein-Studie auf ein bis vier Prozent geschätzt, was laut Buerge im Vergleich zu anderen europäischen Ländern nicht beunruhigend ist. In diesen sind manchmal nur siebzig Prozent aller Haushalte überhaupt an ein Abwassersystem angeschlossen, weshalb dort bis zu zehnmal mehr ungeklärtes Abwasser in die Gewässer gelangt.

Für die Wissenschafter der Forschungsanstalt Wädenswil steht nach dieser Studie fest, dass sich Koffein als Marker für Wasserverschmutzung durch Privathaushalte eignet. Wo sich hohe Konzentrationen an Koffein in den Gewässern nachweisen lassen, kann laut ihnen davon ausgegangen werden, dass das Wasser auch durch andere chemische Substanzen wie auch durch Mikroorganismen stärker belastet ist.

Simone Ulmer

Quelle: Environmental Science and Technology 37, 691-700 (2003).

 

Kampf um Wasser als globales Politikum 

Eröffnung des dritten Welt-Wasser-Forums in Kyoto

Neue Zürcher Zeitung 17. März 2003

In Kyoto ist am Sonntag das dritte Welt-Wasser-Forum eröffnet worden. Über 10 000 Teilnehmer werden bis nächsten Sonntag über Wege zur Verbesserung der globalen Versorgung mit Süsswasser diskutieren. Anlass zu hitzigen Debatten dürfte vor allem die Frage geben, welche Rolle der Privatsektor bei der Wasserversorgung spielen soll.

tf. Tokio, 16. März

Rund 1,4 Milliarden Menschen haben zurzeit keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, 2,3 Milliarden Erdenbewohnern fehlt es an sanitären Anlagen, und jährlich sterben 7 Millionen Menschen an den Folgen von Krankheiten, die auf verunreinigtes Wasser zurückzuführen sind, unter ihnen 2,2 Millionen Kinder im Alter von weniger als fünf Jahren. Auf der weltpolitischen Bühne stellt das Problem der Wasserversorgung gleichwohl noch immer eher ein Randthema dar. Dem entgegenzuwirken versucht das am Sonntag in Kyoto eröffnete dritte Welt-Wasser-Forum. Noch bis zum kommenden Sonntag werden schätzungsweise 10 000 Teilnehmer aus rund 160 Ländern über mögliche Ansätze zur Lösung der globalen Wasser-Krise diskutieren. Auch ein sicherheitspolitisches Thema

Als Höhepunkt und politische Hinterlassenschaft der Mammutveranstaltung wird am kommenden Sonntag auf Ministerebene eine Deklaration verabschiedet, in der - so der Anspruch der Organisatoren - für einmal nicht bloss wohlklingende Visionen, sondern auch ein Paket konkreter Massnahmen und die Beiträge einzelner Länder festgehalten werden sollen. An Zielen fehlt es nicht. Eines davon ist im vergangenen September in Johannesburg am Weltgipfel über nachhaltige Entwicklung definiert worden: Damals wurde erklärt, dass bis zum Jahr 2015 die Zahl jener Menschen, die keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Anlagen haben, halbiert werden soll. Wie dies zu erreichen ist, bleibt nach wie vor unklar. Angesichts des rasanten Bevölkerungswachstums, der sich verschlechternden Wasserqualität und des Rückgangs der weltweiten Wasservorräte rechnen Experten in den kommenden Jahren eher mit einer Verschlechterung der Lage.

Organisiert wird das Forum vom World Water Council, das 1996 Regierungen, Entwicklungsorganisationen, Wissenschafter und regierungsunabhängige Institutionen ins Leben gerufen hatten. Ziel der Organisation ist es, im Bestreben um eine wirksamere Wasserpolitik die zahllosen in diesem Bereich tätigen Akteure miteinander zu verknüpfen und ihnen ein Podium für den Erfahrungsaustausch zu liefern. In der Weltöffentlichkeit soll zudem das Krisenbewusstsein geschärft werden. 1997 wurde in Marrakesch das erste Welt-Wasser-Forum organisiert. Das zweite Forum fand im Jahre 2000 in Den Haag statt. Das World Water Council versteht sich nicht zuletzt als friedenspolitische Organisation, zumal der Kampf um Süsswasser im 21. Jahrhundert wohl auch Anlass für militärische Auseinandersetzungen liefern dürfte. Die Uno definiert jedenfalls nicht weniger als 300 potenzielle Wasser-Konfliktzonen.

Im Zentrum der Auseinandersetzungen in Kyoto dürften primär Fragen der «Governance» stehen. Damit gemeint ist beispielsweise die Frage, wer über die Nutzung und die Verfügungsrechte von Wasser zu entscheiden hat. Ein Ökonom der Asiatischen Entwicklungsbank (ADB) betonte unlängst an einer Informationsveranstaltung zum Welt-Wasser-Forum, dass die Menge verfügbarer Trinkwasserreserven letztlich definiert sei und das Wasserproblem daher auf das Problem einer effizienten Bewirtschaftung dieser knappen Ressource reduziert werden könne; die vermeintliche Wasser-Krise sei also vielmehr eine «Governance»-Krise. Hinter dieser nüchternen Problemanalyse verbirgt sich ein beträchtliches Konfliktpotenzial, vor allem die Frage, welche Rolle der private Sektor bei der Bewirtschaftung der lebensnotwendigen Ressource Wasser spielen soll oder spielen darf. Namentlich Nichtregierungsorganisationen, die den Zugang zu sauberem Wasser völkerrechtlich bindend als Menschenrecht deklariert sehen wollen, wehren sich vehement gegen Pläne zur Privatisierung der Wasserversorgung. Sie verweisen dabei auf die bisher in der Tat wenig ermutigende Erfolgsbilanz von umfassenden Privatisierungsbestrebungen in diesem Bereich.

Ein abschreckendes Beispiel - auch aus Sicht der ADB - liefert beispielsweise die gescheiterte Privatisierung der Wasserversorgung in Manila, wo die armen Bevölkerungsschichten in die Abhängigkeit willkürlich agierender Strassenverkäufer gerieten und für Wasser schliesslich weit mehr zu bezahlen hatten als die Reichen des Landes. Der Widerstand gegen umfassende Privatisierungspläne ist denn auch gross, und Beobachter nehmen an, dass sich die Teilnehmer des Welt- Wasser-Forums nach Abschluss der rund 350 Workshops darauf einigen werden, dass bei der Wasserversorgung die Hauptverantwortung auch in Zukunft beim Staat bleiben müsse. Starke Kostensteigerungen

Ein solcher Konsens schliesst die Partizipation des Privatsektors in ausgewählten Teilbereichen der Wasserversorgung aber nicht aus. Nach Angaben des World Water Council werden die Schwellen- und Entwicklungsländer über die kommenden 25 Jahre zur Gewährleistung der Wasserversorgung jährlich rund 180 Milliarden Dollar investieren müssen; derzeit beträgt das Niveau solcher Ausgaben nur gerade 80 Milliarden Dollar. Die massiven Ausgabensteigerungen lassen sich, wie Vertreter internationaler Entwicklungsbanken betonen, kaum ausschliesslich aus öffentlichen Budgets finanzieren. Eine ergänzende Rolle privater Akteure scheint daher notwendig zu sein.

 

Schmutzwasser: "Sparen wird zur Milchmädchenrechnung"

Remscheider GA, den 13.03.2003 

"Kann mir mal einer erklären, wie man da überhaupt noch Vertrauen haben soll", echauffierte sich eine RGA-Leserin am Telefon. "Da spart man an allen Ecken und Enden, weil das Geld knapper wird und man ja auch was für die Umwelt tun will. Und dann werden die Gebühren erhöht mit der Begründung, wir hätten zu wenig Wasser verbraucht."

Stein des Anstoßes ist die Gebührenabrechnung, mit der die Stadt ihr Geld von den Bürgern einfordert. Ein Posten darin sind die Abwasser-Beseitigungsgebühren - also jene Kosten, die für die Entsorgung des Schmutzwassers anfallen. Die Haushalte, die ans öffentliche Kanalnetz angeschlossen sind, müssen dafür im laufenden Jahr fünf Cent pro Kubikmeter mehr zahlen. Viel schlimmer noch trifft es die Menschen in den Außenortschaften, deren Schmutzwasser in so genannten "sonstigen Gruben" landet. 22 Cent pro Kubikmeter Wasser hat die Stadt hier draufgeschlagen. Begründung: Die Abwasser-Menge habe sich reduziert, sodass der Preis pro Kubikmeter ansteigt. "Kann mir mal einer die Logik erklären?", fragt die RGA-Leserin. "Wer spart, muss mehr zahlen? Da wird das Sparen ja zur Milchmädchenrechnung." Grundsätzlich habe die Bürgerin mit ihrer Kritik recht, räumt Volker Uellenberg von der Stadtverwaltung ein. Aber: "Wir geben ja auch nur die Kosten an die Bürger weiter, die wir als Kommune zahlen müssen."

Schuld seien die Fixkosten, die für die Beseitigung von Fäkalien und Schmutzwasser anfallen. Denn: Die so genannten sonstigen Gruben werden von einem Unternehmer entleert, der Inhalt dann zur Abschlagstelle am Bauhof gebracht und dort weiter "verarbeitet". "Diese Fixkosten legen wir anteilig um. Das heißt: Wenn weniger anfällt, wird der Anteil eben größer." Egal ob 80 oder 100 Kubikmeter Abwasser in der Grube landen, blieben die Wartungs-Arbeiten ebenso intensiv wie die nötigen Kontroll-Gänge. "Dazu kommen die Investitionskosten, die wir abbauen müssen, und gestiegene Löhne." Auf einen Nenner gebracht, bedeute höherer Verbrauch billigere Kosten. "Natürlich ist das schwer vermittelbar, aber es ist nunmal so." Dabei sei die Spitze des Eisberges noch längst nicht erreicht. Denn: Die Rücklagen für die Abwasserentsorgung sind ebenfalls fast aufgebraucht. "2004 wird es daher auf jeden Fall wieder teurer", kündigt Uellenberg jetzt schon an. "Nichts wird billiger, egal wieviel gebraucht wird. Das ist wie beim Müll. Der wird irgendwann auch wieder bedeutend teurer, wenn die dortigen Rücklagen aufgebraucht sind." Von Kerstin Neuser.

 

Trübe Aussichten für Gehöfte Abwasser

Klärung ein kostspieliges Problem - Ingenieur erläutert Varianten

Der Neue Tag, den 13.03.2003 

Gespannt verfolgten die Gemeinderäte die Erläuterungen von Ingenieur Peter Bork aus Falkenberg, der die Möglichkeiten und vor allem die Kosten für die vom Gesetzgeber verlangte Abwasserklärung für die Ortschaft Eiglasdorf detailliert aufzeigte.
Das neue Gesetz setzt bei der Genehmigung von Bauvorhaben, seien sie auch nur von kleinem Ausmaß, die ordnungsgemäße Abwasserbeseitigung voraus. Dies wird in Zukunft für viele Betroffene schwerwiegende finanzielle Folgen haben.

Kosten einfach zu hoch

Wie Bork verdeutlichte, sieht sich die Gemeinde außer Stande, wie im Falle Eiglasdorf mit nur 24 Einwohnern, mit einer größeren Kanalbaumaßnahme tätig zu werden. Trotz relativ hoher Zuschüsse seien die Investitionskosten einfach zu hoch.
Wasserrechtlich wären für Eiglasdorf drei Varianten durchführbar, so Bork. In einem Betrachtungszeitraum von 50 Jahren listete er dem Gremium die jeweiligen Jahreskosten, aufgebaut auf Investitions-, Betriebs- und Ersatzinvestitionskosten, für diese drei Möglichkeiten auf.
Hier zeigte sich, dass sowohl ein Ableitungskanal, der den Bau von zusätzlichen 930 Metern Kanalstrang erfordert, als auch eine gemeinsame mechanische Pflanzenkläranlage mit zwei großen Betontöpfen mit Ablauf und Vorfluter zu kostenträchtig wären.
Die interessanteste Alternative wäre, wenn sich jedes der vier Gehöfte seine eigene biologische Kleinkläranlage mit Ausfaul- und Absetzgrube errichtet, so Bork. Dies erfordere zwar einen nicht unerheblichen Platzbedarf, ist aber vom Investitionsvolumen und dem Jahreskostenvergleich die weitaus günstigste Konstellation.
Der Ingenieur empfahl dem Gremium, bei anstehenden Maßnahmen die Bürger entsprechend aufzuklären. Bei ungefähr 100 000 Einzelgehöften und Weilern, die bayernweit von den neuen Vorschriften betroffen sind, werden auch "schwarze Schafe" unter den Anbietern von Kleinkläranlagen ein Riesengeschäft wittern, warnte Bork.

Termin im Februar 2004

"Es wird derzeit noch viel über die ganze Sache und die Zuschussmöglichkeiten diskutiert, aber nach dem momentanen Stand der Dinge muss mit dem Inkrafttreten des Gesetzes am 3. Februar 2004 ausgegangen werden", meinte der Planungsfachmann.
Gemeinderat Bernhard Adam schlug eine Informationsveranstaltung vor, bei der nicht nur die vier Grundstückseigentümer von Eiglasdorf, sondern alle Bürger in den betroffenen Außenbereichen der Gemeinde von kompetenten Fachleuten Aufklärung erfahren. (ggl)

 

Anschluss-Zwang an die Kläranlage

Ort sperrt Bauern die Konten, weil dieser selbst entsorgt

Süddeutsche Zeitung, den 13.03.2003 

Landwirt Josef Taffertshofer aus dem oberbayerischen Uffing, Kreis Garmisch-Partenkirchen, versteht die Welt nicht mehr: Weil er sein Abwasser in seiner Pflanzenkläranlage entsorgt und den Anschluss an die später gebaute zentrale Entsorgung verweigert, hat ihm die Gemeinde ein Zwangsgeld von 50000Euro angedroht und noch dazu seine Konten gesperrt. „Ich habe nichts verbrochen, die Anlage funktioniert einwandfrei“, sagt Taffertshofer. Überdies habe er 40000Euro Anschlussgebühr für die von ihm gar nicht benutzte Kanalisation bezahlt, die im vergangenen Jahr fertig gestellt wurde.

„Ich muss auf den Anschluss an die Kanalisation dringen“, erklärt Uffings Bürgermeister Johannes Piegsa. Der Anschlusszwang sei gesetzlich vorgeschrieben. Allerdings nur dann, wenn eine zentrale Versorgung vorhanden ist. Weil es die bis vor kurzem für den etwas außerhalb von Uffing gelegenen Ortsteil Kalkhofen nicht gab, baute Taffertshofer 1997 seine Pflanzenkläranlage, an die alle 55Einwohner Kalkhofens angeschlossen wurden. Im gleichen Jahr entschied sich die Mehrheit der Uffinger Bürger in einem Bürgerentscheid für eine zentrale Kläranlage, mit deren Bau 1997 begonnen wurde. Doch Taffertshofer wollte nicht mehrere Jahre auf das Ende der Bauarbeiten warten und sein Abwasser weiterhin in einer achtzehn Jahre alten Sickergrube entsorgen.

„Er hat die Pflanzenkläranlage aus Umweltschutzgründen gebaut“, sagt Sebastian Schönauer, stellvertretender Vorsitzender des Bund Naturschutz Bayern (BN). Der BN hat die „unsägliche Geschichte“ jetzt in die Hand genommen und will sie notfalls bis vor den Europäischen Gerichtshof bringen. Die Gemeinde habe den Anschluss-Zwang erst geschaffen, denn sie habe die Kanalisation für Kalkhofen gebaut, obwohl es dort bereits eine Abwasserentsorgung gab. Dass jetzt mit Zwangsgeld und Konto-Sperrung gegen Taffertshofer vorgegangen wird, sei juristisch zweifelhaft. Ist die Gemeinde womöglich zu weit vorgeprescht?

Nein, sagt Innenstaatssekretär Hermann Regensburger, die „Einleitung von Vollstreckungsmaßnahmen durch die Gemeinde ist zulässig“. Grünen- Abgeordnete Ruth-Paulig hatte im Landtag auch nach der Rechtsmäßigkeit der Konto-Sperrung gefragt – und sie moniert nun, diese Frage sei nicht beantwortet worden. „Der Vorgang ist rechtens“, sagt Bürgermeister Piegsa. Er beruft sich auf ein Urteil des Verwaltungsgerichtshofes von 2001. Das Gericht wies die Klage Taffertshofers ab, auch die Berufung war erfolglos. Er sei zum Anschluss an die Kanalisation verpflichtet. „Der gesunde Menschenverstand begreift es nicht“, sagt Taffertshofer. Von Angelika Hoch

 

Bestimmungen für Kleinkläranlagen wurden geändert

Neue Osnabrücker Zeitung, den 12.03.2003 

Geändert wurde die Abwasserordnung des Bundes in Bezug auf Kleinkläranlagen. „Untergrundverrieselung“ und „Sickerschacht“ sind als alleinige biologische Nachreinigungsstufe nicht mehr zulässig. Doch es besteht kein Grund zur Eile. In Melle werden rund 3000 Kleinkläranlagen betrieben. Die neue Verordnung schreibt auch für Kleinkläranlagen Anforderungen an das Abwasser für die Einleitungsstelle vor, die nur dann ohne weitere Überwachung als eingehalten gelten, wenn eine Kleinkläranlage eingebaut und betrieben wird, die eine allgemein bauaufsichtliche Zulassung besitzt. Das bedeutet, dass „Untergrundverrieselung“ und „Sickerschacht“ als alleinige Reinigungsstufe nicht mehr zulässig sind, denn die Einhaltung der Regelungen ist hierbei nicht überprüfbar.

Die Betreiber können sich Zeit lassen, denn bestehende Anlagen ohne Abwasserbelüftung können aus Gründen des Bestandsschutzes seit Genehmigung bis zum Ende des Abschreibungszeitraums (15 Jahre) weiter genutzt werden. Für die Nachrüstung gibt es anschließend auch noch eine Übergangsfrist von drei Jahren. So lange dürfen vorhandene Untergrundverrieselungen aktiv bleiben.

Bei Neubauten und bei einer Nachrüstung sind ab sofort nur noch Kleinkläranlagen mit einer allgemein bauaufsichtlichen Zulassung einzusetzen. Für Pflanzenkläranlagen liegen zurzeit noch keine allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen vor, sie befinden sich im Zulassungsverfahren. Für sie kann jedoch eine wasserrechtliche Erlaubnis erteilt werden.

Wesentliche Voraussetzung für eine dauerhaft stabile Reinigungsleistung von Kleinkläranlagen sei ihre regelmäßige Kontrolle und fachgerechte Wartung, sagte Johannes Muhle, Leiter des Tiefbau- und Umweltamtes der Stadt Melle. (ma)

 

Alles fließt

Thüringer Allgemeine, den 12.03.2003 

Zum heutigen "Tag des Wassers" werden in Arnstadt Zweckverbände, Kommunen und Regierung über Möglichkeiten von verträglichen gebühren und Beiträgen diskutieren. Aber auch gestern schon ging es im Landtag um das Wasser. Dabei allerdings standen Hochwasserschutz und die Verantwortung für die Flüsse im Mittelpunkt.

Der Innenminister stellte gestern vorsorglich die Rechtslage klar, bevor er heute beim Kommunalen Wasser- und Abwassertag auftritt. "Wasser und Abwasser gehören zum Kernbestand kommunaler Selbstverwaltung", sagte Andreas Trautvetter (CDU) und wunderte sich, dass die Regierung als "Feuerwehr" bei Wasser-Problemen gefragt sei. Für "Missmanagement in den Zweckverbänden" könne das Land "nicht die Verantwortung übernehmen".

Es wird dem Land aber nichts anderes übrig bleiben. Denn dort wurden die Gesetze gemacht, nach denen die Zweckverbände arbeiten. Und ihre Kontrolle läuft ebenfalls im Innenministerium - bei der Kommunalaufsicht - zusammen.

Vieles, was mit Wasser zu tun hat, wird auf Landesebene geregelt. Auch die Verantwortung für den Hochwasserschutz, um den es gestern bei einer Anhörung von PDS und SPD zum neuen Wassergesetz im Landtag ging. Wie gegensätzlich die Interessenlagen sind, machten die Stellungnahmen des Umweltverbandes BUND und des Themarer Bürgermeisters Hubert Böse deutlich. Während der BUND dafür eintritt, dass selbst in hochwasserbedrohten Innenstadtgebieten nur noch in absoluten Ausnahmefällen gebaut werden darf, liegt die Stadt Themar praktisch zu zwei Dritteln im Überschwemmungsgebiet der Werra. Wenn dort ein Gebäude abgerissen würde, gäbe es nicht einmal die Chance, den Schandfleck zu beseitigen.

Aber was ist überhaupt Überschwemmungsgebiet? Die Frage kann zurzeit nur sehr grob beantwortet werden. Für viele Flussläufe existieren nur "Arbeitskarten" aus DDR-Zeit, in die mit Bleistift auf Luftbildern die Schutzzonen eingezeichnet sind. "Ein Bleistift-Strich ist in der Realität manchmal 20 Meter breit", sagt PDS-Umweltsprecher Tilo Kummer. Die Striche gehen mitten durch die Grundstücke. Erst in den nächsten Jahren sollen aus den Bleistift-Karten Rechtsverordnungen werden, damit jeder weiß, wo Hochwasserschutz anfängt.

Wie beim Trinkwasser möchte sich das Land auch bei den Flüssen aus der Verantwortung zurück ziehen. Die Idee im neuen Wassergesetz: Wehre, die keiner mehr braucht, werden den Grundstückseigentümern am Flussufer übereignet. Ob sie wollen oder nicht. Daran gab es gestern von allen Seiten Kritik. Ob etwas geändert wird, ist unklar. Denn von der CDU-Mehrheitsfraktion ließ sich in der Expertenrunde keiner blicken. Von Eberhardt Pfeiffer

 

Lage der Abwasserverbände stabil

Märkische Allgemeine, den 11.03.2003 

Die wirtschaftliche Lage vieler hoch verschuldeter Abwasserverbände in Brandenburg hat sich nach Einschätzung von Umweltminister Wolfgang Birthler (SPD) während der vergangenen zwei Jahre verbessert. Zu ihrer Stabilisierung seien allein im vergangenen Jahr 25 Millionen Euro aus dem Schulden- Management-Fonds der Landesregierung geflossen, sagte Birthler gestern vor der Presse. Trotz zusätzlicher Investitionen sei die Gesamtverschuldung nicht weiter gestiegen.

Den Schuldenfonds hatte die Landesregierung 1999 angesichts der Krise im Abwasserbereich aufgelegt. Bis zum Jahr 2008 stehen für besonders hoch verschuldete Verbände insgesamt 190 Millionen Euro zur Verfügung.

Voraussetzung für die Auszahlung der Gelder ist eine Tiefenprüfung der Verbände durch die Experten des im Ministerium eingerichteten Sonderstabs "Abwasser". Der Schuldenfonds greife inzwischen und viele Verbände gesundeten, meinte Birthler. "Das ist eine Erfolgsgeschichte." Der Sonderstab begleite gegenwärtig landesweit 43 von insgesamt rund 225 kommunalen Aufgabenträgern. Diese schrieben noch rote Zahlen und benötigten auch in den kommenden Jahren weitere Unterstützung aus dem Notfonds des Landes. Bis zum Jahr 2008 würden die meisten wieder liquide sein. Seit dem Jahr 2000 sei die Gesamtverschuldung der Verbände um rund 75 Millionen Euro auf inzwischen etwa 1,3 Milliarden Euro gesunken.

Diesem Schuldenberg stehe aber das vorhandene Anlagenvermögen gegenüber. Kritisch bewertete Birthler den Anstieg offener Beitragsforderungen der Verbände in Höhe von 15,3 Millionen Euro. Die ausstehenden Beträge wären jedoch teilweise bereits verjährt. Birthler sprach sich für die Kooperation und Zusammenschlüsse kleinerer Abwasserverbände aus. (dpa/MAZ)

 

Zurück zum Fluss der Natur

Wassergüte sowie Tier- und Pflanzenwelt am Ufer in "ökologisch gutem Zustand"

Kurier, den 11.03.2003 

Zwei Jahre lang holte sich Susanne Muhar nasse Füße. Jetzt hat die Universitäts-Professorin vom Institut für Hydrobiologie, Fischereiwirtschaft und Aquakultur der BOKU Wien gemeinsam mit ihrem Team die 53 größten Flüsse Österreichs in ihrem Verlauf erfasst, beschrieben und typisiert. Ihr Resümee in Hinblick auf die Wasserrahmenrichtlinie der EU: „In Zukunft kann es nicht mehr nur um sauberes Wasser gehen, der Fluss als Ganzes muss im Mittelpunkt stehen.“ Mit einer möglichst naturnahen Landschaft, Tier- und Pflanzenwelt. Von Ager/OÖ bis Ziller/Tirol, von den Gewässern des Mühl- und Waldviertels über die Flüsse des Alpenostrandes zu den alpinen Flusssystemen: Insgesamt wurden 5300 km Fließwasser untersucht. 30 verschiedene Flusslandschaftstypen konnten ausgewiesen werden, 80 Prozent davon sind im Vergleich zu historischen Bildern, alten Karten und Überlieferungen „vom Menschen deutlich bis stark beeinträchtigt und daher nicht mehr flusstyp-spezifisch erhalten“.

Veränderungen

Die früher verbreiteten ausufernden Flussschlingen sowie die landschaftsprägenden weit verzweigten Läufe wichen Begradigungen und Betonkorsetten, statt Auwäldern wuchsen Siedlungen und auf ungenutztem Umland gedeihen nun Felder und Vieh. „Anlagen zur Energiegewinnung, Hochwasserschutz und intensive Landwirtschaft sind heute die Hauptprobleme“, erklärt Muhar. Diese Eingriffe in die Natur tragen dazu bei, dass Flussbetten austrocknen und Fischarten sterben. Und dass Naturkatastrophen verheerende Folgen haben. Nur sechs Prozent der erfassten Fließgewässer (300 km) sind in Gestalt und Verlauf ungestört, sie weisen „keine direkten Beeinflussungen des Abflussregimes durch Restwasser, Stau oder Schwall auf“ (siehe Grafik). Dennoch steht Österreich vergleichsweise gut da. „Wir sind im Gewässerschutz und bei der Revitalisierung von Flüssen Vorreiter. Trotzdem gibt es Handlungsbedarf. Die Wasserrahmenrichtlinie bewirkt, dass dieser jetzt auch vom Gesetz her besteht“, begrüßt die Landschaftsplanerin die EU-Regelung. Und damit den Auftrag, Maßnahmen im großen Stil zu setzen.

Ein Profit für die Bevölkerung

Was getan werden kann, um die Situation der Flüsse vorschriftsgemäß zu verbessern, wissen die BOKU-Experten bereits aus vielen – kleinräumigen – Projekten. An der Steirischen Sulm, einem einst hart regulierten Zubringer der Mur, zum Beispiel wurden Flussbögen angelegt, Altarme revitalisiert. Baumbestände blieben erhalten, Neues wurde gepflanzt. „Der Fluss hat wieder etwas von dem Platz zurückbekommen, der ihm in der Vergangenheit genommen wurde“, so Prof. Susanne Muhar. Ein Profit für die Bevölkerung: „Die Leute gehen jetzt wieder zum Wasser. Sie machen dort Lagerfeuer und grillen.“ Und ein Nutzen für die bedrohten Nasen und Schneider: Durch die Deregulierung erhielten die Fische ihre seichten Kinderstuben und ihre tiefen Winterquartiere zurück. Der Bestand erholte sich rasch. Erfahrungen dieser Art sollen nun auf gleiche Flusstypen übertragen werden. Für eine beispielhafte Sanierung der Flüsse und ihrer Lebensräume.

Stichwort

Österreich muss die Wasserrahmenrichtlinie der EU bis Ende 2003 in nationales Recht überführen. Dann gilt verbindlich, dass alle Gewässer bis 2015 in einem „guten ökologischen und chemischen Zustand“ sein müssen. Bis 2009 sind per Gesetz Programme zur Gewässer-Überwachung sowie Bewirtschaftungspläne aufzustellen, anschließende Maßnahmen zum Schutz und zur Verbesserung der Flusssituationen zu setzen. Bevölkerung und Wirtschaft müssen in die nachhaltigen Lösungen einbezogen, Zwischenergebnisse alle drei Jahre nach Brüssel gemeldet werden. Landschaftsplanerin Susanne Muhar: „In Österreich passiert sehr viel in Sachen Fluss-Revitalisierung. Für die Sanierung mancher Flüsse wird der vorgegebene Zeitrahmen aber nicht reichen.“

Gewässerschutzbericht

Gute Wasserqualität in Österreich Fließgewässer Ihr Netz umfasst rund 100.000 km, knapp 2200 Flüsse haben ein Einzugsgebiet von mehr als 10 km². 87 Prozent sind mit der zweitbesten Güteklasse (von vier) bzw. besser eingestuft. Wo Siedlungen und Abwasser einleitende Betriebe an Gewässern mit wenig Wasser liegen, wird eine nachhaltige Sanierung auch in Zukunft schwer sein. Seen 25.000 stehende Gewässer sind jeweils größer als 250 m², 67 Prozent davon sind vom Menschen gemacht. Sie haben gute bis sehr gute Wasserqualität. Grundwasser 30 Mrd. m³ Niederschlag sind am unterirdischen Wasserkreislauf beteiligt. Dessen Belastungen durch Nitrit und Atrazin sind zurück gegangen.

 

Textilien ohne Abwasser gefärbt

Frankfurter Rundschau Vermischtes 7.3.2003

Von Reinhold Kurschat

Mit einem neu entwickelten Verfahren können Garne deutlich umweltschonender gefärbt werden, als dies bisher möglich war. Dazu werden die Garnrollen bei der Firma Amann und Söhne in Bönnigheim in einem Behälter mit dem Farbstoff versetzt. Anschließend wird gasförmiges Kohlendioxid eingeleitet, das unter erhöhtem Druck einen flüssigkeitsähnlichen Zustand einnimmt. In diesem "überkritischen" Zustand löst Kohlendioxid die Textilfarbstoffe bei niedriger Temperatur.

Im Gegensatz dazu werden die Farbstoffe bei den bisher in der Textilveredlungsindustrie üblichen Färbeverfahren in heißem Wasser gelöst. Damit die Farbstoffe auf der Faser haften, müssen die Textilien zuvor noch mit einer Vielzahl von Chemikalien behandelt werden. Nach dem Färben fallen daher große Mengen Abwasser an. Die darin enthaltenen Farbstoffreste und Chemikalien sind häufig biologisch kaum abbaubar und gelangen so in die Gewässer oder reichern sich im Klärschlamm an.

Obwohl das mit finanzieller Unterstützung des Bundesumweltministeriums entwickelte Färbeverfahren in Kohlendioxid bislang erst an Polyestergarn erprobt wurde, verspricht es erhebliche ökologische Vorteile. So könnten pro Kilogramm Garn bis zu 230 Liter heißes Wasser und die entsprechende Menge Abwasser eingespart werden. Zudem müssen die Garne vor dem Färben nicht mehr mit Chemikalien behandelt werden.

Uralter Klärschlamm könnte über sechs Millionen Euro kosten

Ostthüringer Zeitung 7.3.2003

Von OTZ-Redakteur Marius Koity Pößneck. 

Einst, bei ihrer Inbetriebnahme Anfang der 30er Jahre, war die erste Pößnecker Kläranlage weltweit eines der modernsten Werke dieser Art. Heute, mehr als zwei Jahrzehnte nach der Stilllegung, ist das Gelände im Bereich Im Tümpfel zum Teil eine von Gestrüpp überwucherte Brache. Und in naher Zukunft sind Millionen fällig, um das Areal in Ordnung zu bringen.

Denn in den fünf Schlammbecken der ehemaligen Kläranlage liegt meterhoch Klärschlamm, der mit Schwermetallen, vor allem mit dem Chrom der ehemaligen Lederindustrie belastet ist. Der Freistaat hat 2001 die Sanierung des Bereiches angeordnet. 2002 beschäftigten sich Geologen und Ingenieure mit dem Gelände näher. Und 2003 hat sich die Versammlung des Zweckverbandes Wasser und Abwasser Orla (ZWA) in Pößneck einstimmig dafür ausgesprochen, dass die notwendigen Schritte in Richtung Sanierung unternommen werden. Wobei unklar ist, ob noch dieses Jahr saniert wird.

Die Ungewissheit im Zusammenhang mit dem Zeitpunkt der Sanierung hängt mit den enormen Kosten zusammen. Eine Minimalvariante, die eine "Sicherung" der teils hoch belasteten Klärschlämme auf dem Gelände vorsieht, schlägt mit 1,5 Millionen Euro zu Buche. Eine "Kompromissvariante" (Göschka) würde zwei bis zweieinhalb Millionen Euro kosten. Die Maximalvariante, die den kompletten Aushub und die fachgerechte Entsorgung des giftigen Drecks sowie die Verfüllung mit unbelastetem Boden vorsieht, wäre 4,5 bis 6,3 Millionen Euro teuer. Im Maximalfall wären allein an Faulschlamm über 13 000 Kubikmeter auszuheben, wegzubringen und zu verfeuern.

Die ZWA-Versammlung hat sich für die teuerste Variante entschieden, weil sie die beste sei. Und weil die Kosten der Sanierung ein anderer Zweckverband zu tragen hat, und zwar der Altlastenzweckverband Nord- und Ostthüringen in Erfurt, dessen Aufgabe es ist, die Altlastenfälle der früheren Wasser- und Abwasserbetriebe OWA und NWA zu erledigen. Der Altlastenzweckverband wiederum erwartet, dass der größte Teil der Kosten vom Freistaat übernommen wird. Am ZWA selbst soll lediglich der Betrag hängen bleiben, der für den Abriss des massiven Faulturmes auf dem Gelände fällig wird. Jedenfalls will der ZWA für die Altlastensanierung selbst kein Geld in die Hand nehmen.

Was dieses Jahr auf dem alten Kläranlagengelände in jedem Fall passiert, so Volkmar Göschka, ist eine saubere Feststellung der Grundstücksgrenzen. Im Laufe der Zeit habe sich die benachbarte Kleingartenanlage nämlich etwa fünf Metern weit in das ZWA-Grundstück ausgebreitet. So wurde mitten im ehemaligen Klärbecken 3 Gemüse angebaut. Die Kleingärtner seien bereits darauf hingewiesen worden, dass sie Früchte, die sie im Bereich der ehemaligen Kläranlage ernten, keinesfalls verzehren oder verfüttern sollten.

Das Grundwasser in diesem Bereich werde von den Schlämmen nur gering belastet, so Volkmar Göschka. Der nicht zuletzt dringend davor warnt, das teils sumpfige Gelände der alten Kläranlage zu betreten. 06.03.2003

Bau der Abwasseranlage mit EU-Förderung

Thüringer Allgemeine Lokales 6.3.2003

GEBESEE (km). Die Verwaltungsgemeinschaft (VG) Gera-Aue ist in ein EU- Förderprogramm zum Bau von Kläranlagen aufgenommen. Die zweistellige Millioneninvestition wird bis zu 75 Prozent gefördert. Dass die VG nach vielen Gesprächen, zwei nicht eben billigen Wirtschaftlichkeitsgutachten und technischen Untersuchungen nun die EU-Förderung bekommt, ist ein Glück. Nur mit dieser Finanzhilfe können die zwei Kläranlagen zwischen Ringleben/Gebesee und Walschleben/Andisleben für die insgesamt etwa 5500 Einwohner gebaut werden. In Walschleben und Gebesee begann der Kanalbau im Herbst. "Jetzt läuft die Ausschreibung für den Kläranlagenbau", informierte Verwaltungschefin Ute Winkler. "Sage und schreibe 60 Unternehmen haben ihre Angebote abgegeben. Anfang 2004 sollen die Klärgruben in Betrieb gehen. Der größte Teil des Kanalbaus in Walschleben und Gebesee wird bis Ende 2005 abgeschlossen sein." Schön - und gut für die Umwelt. Zumindest eben für die Walschlebener und Gebeseer. Denn die Andislebener und Ringlebener haben dann zwar anteilig ihre modernen, schönen Kläranlagen mit finanziert. Aber das Abwasser fließt noch nicht dahin. Die Gemeinden haben Pech, dass sie nicht auf 2000 Einwohner kommen. Für solche kleinen Gemeinden gibt es im Moment keine Fördermöglichkeiten für Kanalbau. "Parallel zu den Ausschreibungen und Bauarbeiten müssen wir uns vehement beim Land für solche Förderprogramme einsetzen", verspricht die VG-Vorsitzende.Bis dann vielleicht doch ein Förderprogramm gefunden und auch Ringleben und Andisleben an den Kanal angeschlossen sind, laufen jedoch die vom Land gestatteten zehn Übergangsjahre für die Kläranlage des Wohngebietes in Andisleben längst ab. Für die Übergangskläranlage der neuen Siedlung in Gebesee hält diese Frist zum Glück noch an. 06.03.2003

 

Wenig Interesse an Kleinkläranlagen

Schweriner Volkszeitung 4.3.2003

Zweckverband Radegast organisierte Informationstour zu Versuchsstation

Schweriner Umland Der Countdown läuft. Bis Ende 2005 müssen alte Kläranlagen auf den neuesten Stand umgerüstet werden, sofern kein Anschluss an ein zentrales Abwassernetz erfolgt. In Dorf Mecklenburg befindet sich eine Versuchsanlage des Zweckverbandes Wismar, auf der in Zusammenarbeit mit der Hochschule Wismar verschiedene biologische Kleinkläranlagen getestet werden.

Auf dem Versuchsfeld, das zu 70 Prozent vom Wirtschaftsministerium finanziert wird, soll über einen längeren Zeitraum die Reinigungsleistung der Anlagen geprüft werden. Interessierte Bürger haben dort Gelegenheit, sich direkt beim Zweckverband über unterschiedliche Möglichkeiten der Wasserentsorgung zu informieren. Offen ist die Anlage dienstags und donnerstags jeweils von 12 bis 16 Uhr. Telefonische Anmeldungen sind unter Ruf 03841/ 7969826 möglich.

Am Wochenende wurde eine solche "Informationsfahrt" vom Zweckverband Radegast organisiert. Von 300 angeschriebenen Bürgern nahmen 30 teil.

Vorgeführt wurden zum Beispiel zwei Pflanzenkläranlagen, die, obgleich kostenintensiv in der Anschaffung, sehr energiesparend arbeiten.

Die Fragen der Bürger zielten überwiegend auf die Verfahren der Abwasserbehandlung. Wo leitet man das gereinigte Abwasser ein? Für welches Verfahren will oder muss man sich als Kleinkläranlagenbauer entscheiden?

Entscheidend ist bei Klärung all dieser Fragen u.a., wie groß das Grundstück ist, da einige Kläranlagen ziemlich platzintensiv angelegt werden müssen. Daneben muss beachtet werden, wie die Bodenzusammensetzung des Baugrundes ist, da in schwerem Boden wie Lehm schlecht entwässert werden kann. Sich eine biologische Kleinkläranlage bauen zu lassen, kann bis zu 7500 Euro teuer sein. Zu den Anschaffungskosten kommen die laufenden Ausgaben, wie die jährlichen Wartungs-, Energie- und Instandhaltungskosten der Anlagen.

Daher rät Uwe Meinert vom Zweckverband Wismar: "Wer sich zentral anschließen lassen kann, sollte dies tun. Die Kosten für Kleinkläranlagen sind wesentlich höher als die Gebühren für die zentralen Netze."

Doch Zweckverbände sind nicht immer bereit, jeden Ort ans Kanalnetz anzuschließen. Aus ökonomischer Sicht sei die Vernetzung kleinerer Ortschaften nicht sinnvoll. Andernorts haben sich Bürger zusammengeschlossen und wehren sich mit Unterschriftensammlungen gegen die Zentralisierung der Abwasserentsorgung.

 

 
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