Mai 2003

Wasser-/Abwassernachrichten

(News-Archiv)

Chinas großer Traum

Peking staut den Jangtse. Gigantisches Wasserkraftwerk steht in der Kritik

Märkische Allgemeine, den 31.05.2003 

Die Zahlenschilder an den steilen Hängen des Yangtse-Flusses sind weithin sichtbares Sinnbild eines chinesischen Traums. Das Wasser soll steigen, Meter für Meter, und so den kühnen Plan erfüllen, im Herzen des Reiches der Mitte die größte Energieanlage der Welt erstehen zu lassen. Am Sonntag werden die Tore des mächtigen Drei-Schluchten-Damms geschlossen, des größten seiner Art. Chinas Ingenieure fluten die drei Yangtse-Schluchten Qutang, Wuxia und Xiling unterhalb der Millionenstadt Chongqing und schaffen einen See von über 600 Kilometer Länge. Der Wasserpegel soll bis zum 15. Juni täglich um rund fünf Meter steigen, bis auf 135 Meter. Damit entsteht ein Gefälle von 65 Metern und so die Voraussetzung für die Gewinnung von Wasserenergie. Bis zur Fertigstellung des Vorhabens im Jahre 2009 sollen die Fluten auf 175 Meter klettern.

Mit dem Bau des 185 Meter hohen und 2309 Meter langen Staudamms war 1992 begonnen worden. Das Projekt kostete bisher knapp 22 Milliarden Dollar, soll mit 26 Generatoren jährlich 84,7 Milliarden Kilowattstunden Strom ans Netz geben, schwere Überschwemmungen an Chinas längstem Strom verhindern und ihn zudem bis nach Chongqing hinauf schiffbar machen.

Kleine Haarrisse im Damm

Ein gigantisches Vorhaben, doch beileibe nicht unumstritten. Kritiker im In- und Ausland halten die Planung für verfehlt. Das Projekt sei zu teuer und technologisch fragwürdig. Mehrere kleinere Kraftwerke wären wirtschaftlicher und risikofreier. Zudem bestehe die Gefahr, dass der Stausee schon nach 15 Jahren versandet. Auch Zweifel an der Sicherheit wurden angemeldet. Mitte der Woche erklärte indes Chi Wenjiang, Sprecher des Büros der Baukommission, Haarrisse im Damm, die chinesische Experten am 20. Mai gefunden hatte, bildeten keine Gefahr. Der Damm erfülle alle Kriterien.

Im Zielfeuer der Kritik steht aber vor allem die Zwangsumsiedlung von etwa 1,2 Millionen Menschen. Bisher hat sich etwa die Hälfte der Betroffenen in höher gelegenen Gebieten oder anderen Provinzen angesiedelt. Vor Ort kam es jedoch zu zahlreichen Protesten, weil die versprochenen Entschädigungen entweder zu niedrig waren oder in die Taschen korrupter Kader flossen. Peking leugnet dies. Zwischen 1998 und 2003 seien nur 0,49 Prozent der Gelder unterschlagen worden.

Nicht zuletzt wird vor schweren Umweltschäden gewarnt. Zeitungen meldeten, Teile des zu überflutenden Geländes seien noch immer kontaminiert. Die meisten Städte, Dörfer und Fabriken leiten ihre Abwasser zudem ungeklärt in den Fluss, der wegen der Stauung und der verminderten Fließgeschwindigkeit viel von seiner Fähigkeit verliert, sich selbst zu reinigen. Hinzu kommt, dass es den Behörden nicht gelungen ist, alle historischen Kulturstätten in Sicherheit zu bringen. Vieles geht unwiederbringlich verloren.

Ausgeklügelte Sicherheitstechnik

Die Bauabwicklung verlaufe nach Plan, sagte dagegen Cao Guangjing, stellvertretender Generaldirektor der Entwicklungsgesellschaft für das Projekt. Am 16. Juni werde man Tests an der mit 6,4 Kilometern weltlängsten Schleuse unternehmen. Verlaufen sie erfolgreich, könne die vor 60 Tagen unterbrochene Schifffahrt wieder aufgenommen werden. Die ersten beiden Generatorblöcke mit einer Kapazität von je 700 000 Kilowatt würden im August, zwei weitere im Oktober in Betrieb gehen. Mittelfristig sollen vor allem Shanghai und acht Provinzen in Zentral-, Ost- und Südchina versorgt werden.

Ein Offizieller versicherte, alle Sicherheitsvorkehrungen für die Flutung und die Navigation seien getroffen. 5100 Monitore sind installiert, acht Millionen Informationen in das Computersystem eingespeist. Die Instrumente sollen mögliche Form- und Profilveränderungen des Dammes, Risse, hydraulische Probleme, Lecks und Alterungserscheinungen erfassen. Sie sind das Nervensystem und sorgen dafür, dass Chinas großer Traum Wirklichkeit wird und bleibt. Von Otto Mann

 

Drainage-Wasser macht Probleme

 Gemeinde prüft 800 Haushalte

Lippische Landes Zeitunge, den 28.05.2003 

Das Problem mit dem Drainagewasser wird unterschätzt. Zu diesem Ergebnis kam Andreas Friedrich, der im Werksausschuss Wasser/Abwasser am Montagabend die Ergebnisse einer Untersuchung vorstellte.

800 Haushalte waren geprüft worden. Rund die Hälfte davon hatten nicht den richtigen Anschluss an die Kanäle. Dabei, so relativierte Büker, habe es sich in der Regel nicht um gravierende Mängel gehandelt. Mit einfachen Mitteln und vor allem mit kleinem Geld habe man die Probleme lösen können.

Übrig blieben etwa 100 Hauseigentümer, die Drainagewasser im Schmutzwasserkanal oder im Regenwasserkanal entsorgten. Während ersteres ohnehin per Satzung verboten ist, ist auch die zweite Variante fragwürdig. Das Wasser, das als Grundwasser eingestuft wird, belaste die Zahler-Gemeinschaft, denn einige Hauseigentümer sammelten zwar das Regenwasser, um die Kanalgebühren zu sparen, leiteten aber gleichzeitig das Drainage-Wasser in die Regenwasserkanäle ein.

Zurzeit untersucht das Land im Projekt "Fremdwasser", wo denn das Drainage-Wasser überhaupt hinfließen soll, und inwieweit die Hauseigentümer hierfür zahlen müssen. Erst wenn dies geklärt ist, dafür sprachen sich die Politiker im Ausschuss aus, wird entschieden, ob die Gebührensatzung in Leopoldshöhe gegebenenfalls geändert werden muss. (sew)

Mit großem Zweckverband zu kleinen Preisen

 Gemeinden wollen sich in punkto Abwasser zusammenschließen - Ziel: Bürger zahlen weniger Geld.

Nordkurier, den 28.05.2003 

Niedrigere Abwasserpreise - so lautet das Ziel einer im Amtsbereich Neverin eingeläuteten Entwicklung, bei der mehrere Gemeinden mit dem Abwasserverband Tollensesee einen Zweckverband bilden sollen. Grünes Licht gab es nun seitens der Gemeinde Wulkenzin. Die Gemeindevertreter stimmten auf ihrer Sitzung einem Zusammenschluss mit den Gemeinden Neverin, Wulkenzin, Woggersin, Neuenkirchen, Trollenhagen, Blankenhof, Zirzow und der Stadt Burg Stargard mit dem Abwasserverband zu. Bis Juni, so hofft Heiko Kärger von der Amtsverwaltung Neverin, haben auch die anderen Gemeinden diese Entscheidung getroffen. "Dieser Zusammenschluss eröffnet die Möglichkeit von Schwerin finanziell unterstützt zu werden. So dass in allen Gemeinden ein Abwasserpreis erzielt werden kann, wie in jener Gemeinde des neu gegründeten Zweckverbandes mit dem niedrigsten Preis", erklärt er. Im Falle von Wulkenzin könnten die Bürger dann statt bisher 3,39 Euro pro Kubikmeter Abwasser 2,51 Euro zahlen. Die Burg Stargarder kämen von ihren derzeit 4,04Euro pro Kubikmeter herunter "Schwerin fördert nur große Zweckverbände. Weil man sich davon einen geringeren Verwaltungsaufwand als bisher verspricht", sagt Kärger. Eine ähnliche günstige Abwasserpreisentwicklung wurde schon einmal erfolgreich vorangetrieben. Die Gemeinde Cölpin hatte sich mit dem Zweckverband Strasburg zusammengetan und war so in den Genuss der Landesförderung gekommen. "Wir hoffen, dass dies auch mit dem jetzt angestrebten Zusammenschluss gelingt", sagt Kärger. (hs)

Giftige Fracht im Kanal ließ Kläranlage kippen

Thüringer-Allgemeine, den 27.05.2003 

Unter einer Umweltverschmutzung beträchtlichen Ausmaßes hat derzeit die Apoldaer Kläranlage zu leiden. Von bislang nicht zweifelsfrei bekannter Stelle sind giftige Substanzen ins Abwasser geleitet worden. In der vergangenen Woche brach die Biologie im Klärwerk komplett zusammen. "Wir haben früher schon mehrfach chemische Verunreinigungen registriert. Dass jedoch alle Bakterien absterben, war bislang nicht der Fall", weiß Jens Baumbach, Chef der Apoldaer Wasser GmbH. Da die biologischen Bestandteile zum Reinigen des Wassers fehlen, wird nun mit einem immensen Aufwand an Chemie und Energie geklärt. Dennoch ließen sich in den ersten Tagen nicht alle vorgeschriebenen Werte einhalten. So habe das Wasser, das aus dem Klärwerk wieder in die Ilm ablief, leicht überhöhte Konzentrationen an Phosphaten und Stickstoff-Verbindungen aufgewiesen. Baumbach benachrichtigte umgehend die Behörden, das staatliche Umweltamt in Erfurt sowie das Umweltamt des Weimarer Landes. "Die leicht erhöhten Werte sind aber nicht bedenklich. Der materielle Schaden, der entstanden ist, um den Klärbetrieb aufrecht zu erhalten, ist weitaus höher als das Gefährungspotenzial für die Umwelt", sagte Kreis-Umweltamtsleiter Thilo Exner. Angesichts der Menge an toxischen Stoffen, die zum Klärwerk gespült wurden, geht er davon aus, dass das Gift gewerblichen und nicht privaten Ursprungs ist. "Solch eine Menge leitet man auch nicht aus Versehen ein. Das muss Vorsatz gewesen sein", denkt Baumbach an einen illegalen Entsorger. Deshalb erstattete er Anzeige gegen unbekannt. Obwohl es noch etwa eine Woche dauert, bis das Klärwerk seinen Dienst auf normalem biologischem Wege verrichten kann, sind die Grenzwerte des Wassers, das die Anlage in Richtung Ilm verlässt, seit Sonntag alle wieder im grünen Bereich. Proben des Giftes, die zurzeit im Labor analysiert werden, sowie spezielle im Kanalsystem installierte Messtechnik, sollen nun den Umweltsünder enttarnen. Von Jens Lehnert.

 

Membranen filtern das Abwasser

Aachener Nachrichten, den 26.05.2003 

Die Kläranlage am Laufenbach in Konzen wird demnächst zur Großbaustelle. Auf dem Grundstück gegenüber wird eine neue Anlage gebaut. Die zuständigen Behörden haben das Projekt jetzt genehmigt.

Die Kläranlagen in Konzen und im Monschauer Rosenthal müssen auf EU-Standard gebracht werden, "daran führt kein Weg vorbei", sagte Bürgermeister Theo Steinröx im Gespräch mit den "Nachrichten". Die Diskussionen um die Kläranlagen werden schon seit Jahren geführt. Nach vielen Beratungen wurde vor allem mit Hilfe von Dr. Wolfgang Firk, Chef des Wasserverbandes Eifel-Rur (WVER), eine "optimale Lösung" gefunden.

Zunächst war daran gedacht, die Kläranlage im Rosenthal gewaltig aufzurüsten und zu modernisieren, dafür waren am Ende Kosten von 14 Millionen Euro veranschlagt. Dazu wären noch rund drei Millionen Euro für die Aufrüstung der Kläranlage Konzen gekommen. Allein schon aus Platzgründen können die ursprünglichen Pläne im Rosenthal nicht verwirklicht werden.

Nach dem neuen Konzept, das bis Ende 2005 umgesetzt wird, werden die Abwässer aus Mützenich und Imgenbroich nach Konzen geleitet und nicht mehr nach Monschau ins Rosenthal.

Der Wasserverband als Bauherr hat sich in Konzen für die Membran-Filter-Technik entschieden. Nach aktuellen Berechnungen kosten beide Projekte, die Anlagen im Rosenthal und in Konzen, zusammen rund 7,5 Millionen Euro, das sind gegenüber den ursprünglichen Kosten rund 9,5 Millionen Euro weniger. Das Umwelt-Ministerium hat eine Förderung in Aussicht gestellt, ebenso für die Sanierung der Kläranlagen in Rurberg und Woffelsbach, die ebenfalls eine Membran-Technik erhalten.

Baugebiete entwickeln

Mit Hilfe der neuen Kläranlage in Konzen und der modernisierten Anlage im Rosenthal wird das Wasser in der Rur immer saubererer. Auch dies ist ein Grund dafür, dass auf die seit Jahren diskutierte Schutzzone Obersee-Rur vorerst verzichtet wird. Die Schutzzone, so Bürgermeister Steinröx, schwebte "wie ein Damokles-Schwert über der Stadt". Die Wasserschutzzone hätte "viele Projekte in der Stadt gefährdet oder zumindest erschwert", sagte der Bürgermeister, der beispielhaft auf die geplanten Neubaugebiete und auf die Erweiterung des Gewerbegebietes verwies. ...   (an-o/rpa)

 

Energiegewinnung durch Bakterien: Wasserstoff aus Abwasser

Forscher entwickeln neues System zur Abwasserbeseitigung

www.wissenschaft.de, den 21.05.2003 

Abwasser könnte bald als reichhaltige und kostengünstige Quelle für Wasserstoff und Methan dienen. Im Abwasser lassen sich bestimmte Bakterien ziehen, die ohne Sauerstoff in kürzester Zeit große Mengen der Gase produzieren. Diese Gase können dann zur Energiegewinnung eingesetzt werden. Über ihre Ergebnisse berichten die Wissenschaftler auf dem Treffen der Amerikanischen Gesellschaft für Mikrobiologie in Washington.

Die Forscher um Steven Van Ginkel vom Wasserstoff-Energie-Zentrum der Universität von Pennsylvania (USA) fügten nun verschiedenen Abwasserproben Bakterien zu, die sie dem Boden des Universitätsgeländes entnommen hatten. Diese Mikroorganismen ernähren sich von stärkehaltigen Bestandteilen des Wassers und produzieren daraus unter sauerstofffreien Bedingungen Wasserstoff. Bereits nach einem Tag füllten die Bakterien den gesamten Raum über den Abwasserbehältern mit Biogas – bestehend aus 60 Prozent Wasserstoff und 40 Prozent Kohlendioxid. In einem zweiten Schritt veränderten die Forscher leicht die Bedingungen des Abwassers – mit der Folge, dass nun die Methan produzierenden Bakterien wuchsen, weitere Bestandteile des Abwassers verzehrten und daraus Methan bildeten.

Verglichen mit anderen Methoden der Abwasserverwertung blieb am Ende nur noch ein Viertel an Festsubstanz übrig. Ein weiterer Vorteil des neuen Verfahrens ist, dass die Abwasseranlage nicht belüftet werden muss, da die Bakterien ohne Sauerstoff leben und Gase bilden. Auf diese Weise können etwa zwanzig bis achtzig Prozent der Kosten eingespart werden, die normalerweise bei der Abwasserbehandlung entstehen.

Manche Bakterien – darunter auch die hier eingesetzten – bilden unter Stress oder schlechten Umweltbedingungen eine Art Ruheform, die so genannten Sporen . Diese bakteriellen Sporen können jederzeit wieder anfangen zu wachsen, wenn sich die Umgebung verbessert hat. Die Wissenschaftler nutzten eine außergewöhnliche Eigenschaft der Sporen: ihre Resistenz gegenüber Hitze. Durch Aufheizen des Abwassers wurden alle anderen Bakterien vernichtet – und nur die gewünschten Mikroorganismen überlebten in Form der Sporen.
Von Stefanie Offermann

 

Sie werden Abwasser-Experten

 Qual der Wahl für Schulabgänger: In Deutschland gibt es etwa 350 amtlich anerkannte Ausbildungen. Einige gibt es erst seit kurzer Zeit.

Hamburger Abend, den 21.05.2003 

Seit kurzem gibt es neue Ausbildungsberufe im Bereich Umweltschutztechnik: Fachkraft für Wasserversorgungstechnik, für Abwassertechnik, für Kreislauf- und Abfallwirtschaft und für Rohr-, Kanal- und Industrieservice. Sie lösen den Ausbildungsgang zum Ver- und Entsorger ab. Der Abwasser-Zweckverband Pinneberg bildet in Hetlingen im Bereich Rohr-, Kanal- und Industrieservice sowie bei der Abwassertechnik aus.

In den Ausbildungsbetrieben herrschte zum Teil Unklarheit über die neue Ausbildungsverordnung, so dass die Berufsschule zu einer Informationsveranstaltung einlud, die bei den Ausbildern aus ganz Schleswig-Holstein großen Anklang fand.

Georg Thielebein, Geschäftsbereichsleiter beim Abwasser-Zweckverband Pinneberg und Ausbildungsberater für Schleswig-Holstein, stellte den Teilnehmern die Ausbildung zur Fachkraft für Abwassertechnik und zur Fachkraft für Rohr-, Kanal- und Industrieservice vor. Entsprechende Lehrstellen werden sowohl von kommunalen als auch privatwirtschaftlichen Betrieben angeboten. Die Fachkraft für Abwassertechnik bedient, überwacht und steuert Anlagen zur Abwasserreinigung und Klärschlammbehandlung. Die Grundlage für diese Tätigkeit bildet eine breit gefächerte Ausbildung, die jetzt um den Bereich Elektrotechnik erweitert wurde. Da kostenbewusstes Handeln in allen Bereichen immer mehr an Bedeutung gewinnt, wurden die Lehrinhalte um das Fach Betriebswirtschaftslehre erweitert.

"Der Vorteil der Neuordnung der umwelttechnischen Berufe liegt für die Arbeitgeber in der frühzeitigen Spezialisierung auf eine Fachrichtung, die eine zielgerichtete Anpassung der Ausbildung auf die unternehmensspezifischen Anforderungen ermöglicht," lautet das Fazit von Georg Thielebein.

So können die Fachkräfte für Rohr-, Kanal- und Industrie-Service später in privaten, öffentlichen und kommunalen Betrieben des Rohr- und Kanalservices oder in Firmen für Industriereinigung und -wartung arbeiten. Die Abwassertechniker finden ihre Aufgaben in Entwässerungsnetzen sowie bei der Abwasser- und Klärschlammbehandlung in kommunalen und industriellen Anlagen.

Für die neuen Ausbildungsberufe wird entweder ein guter Hauptschulabschluss oder Realschulabschluss gefordert. Das Einstiegsgehalt im ersten Lehrjahr liegt bei 605,18 Euro. Ausgebildet wird jeweils drei Jahre lang.

INFO

Der Abwasserzweckverband Pinneberg bietet jungen Menschen Ausbildungsplätze zur Fachkraft für Abwassertechnik und zur Fachkraft für Rohr-, Kanal- und Industrieservice an. Wer sich für einen dieser zukunftsorientierten Berufe interessiert, erhält unter 04103/964-0 nähere Informationen.

HIER GIBT ES INFOS ÜBER NEUE LEHRBERUFE

Wer mehr über neue Ausbildungsberufe wissen möchte, kann sich beim Arbeitsamt Elmshorn unter der Telefonnummer 04121/48 00 informieren oder vorab im Internet stöbern. Beispielsweise bietet das Bundesministerium für Bildung und Forschung ein Forum unter www.neue-ausbildungsberufe.de, Interessierte können auch beim Arbeitsamt unter der Adresse www.arbeitsamt.de  (Link berufenet) und beim Institut der deutschen Wirtschaft unter www.ausbildung-plus.de  nachschauen. Spezielle Infos für das Kfz-Gewerbe beim Verband des Kraftfahrzeuggewerbes Schleswig-Holstein, Telefon 0431/53 33 10, und www.autoberufe.de Von Manfred Augener

 

Verrieselung von Abwasser nicht zulässig

Kreisliches Umweltamt verweist auf neue Verfahren - Von 6000 Anlagen erst 2500 erneuert Von unserem Redaktionsmitglied Gudrun Herzberg

Nordkurier, den 20.05.2003 

Kleinkläranlagen, die nach dem System der Verrieselung arbeiten, dürfen künftig nicht mehr gebaut werden. Darauf verwies die Sachgebietsleiterin Wasserwirtschaft des Kreisumweltamtes Monika Eggert kürzlich in einem Pressegespräch. "Laut einer Vorschrift vom Januar diesen Jahres ist dies kein zulässiges Verfahren mehr", erklärte sie. Dabei beruft man sich schon seit dem letzten Jahr auf die Abwasserordnung, die EU-Recht angepasst wurde. "Es ist nicht nachprüfbar beim Verfahren der Verrieselung, ob das Abwasser, welches ins Grundwasser läuft, auch genügend gereinigt ist", machte sie auf die Gründe für die Ablehnung der Verrieselung aufmerksam. Von den derzeit 2700 zugelassenen Kleinkläranlagen gibt es im Landkreis Demmin allerdings noch 1500 solcher Anlagen, die nach dem System der Verrieselung arbeiten.

Förderung möglich

"Das bedeutet natürlich jetzt nicht, dass die Besitzer sofort neue Anlagen bauen lassen müssen. Aber innerhalb einer angemessenen Zeit soll ein Umbau erfolgen. So sollten sich Eigentümer, deren Kläranlage die Abschreibungsfrist von 12 Jahren erreicht hat, Gedanken um einen Neubau machen", erläuterte die Fachfrau weiter. Monika Eggert machte zudem noch darauf aufmerksam, dass Kleinkläranlagen mit dem Verrieselungssystem auch nicht mehr repariert werden dürfen. So seien inzwischen eine ganze Reihe von anderen Möglichkeiten der Abwasserentsorgung auf dem Markt, deren Bau auch gefördert werde. Dabei handelt es sich um mehrere Systeme der geschlossenen Anlagen. "Wer genügend Platz hat, wie das beispielsweise bei Grundstücken auf dem Lande durchaus möglich ist, sollte sich für eine Pflanzenkläranlage entscheiden", schlug Wolfgang Tertel vom Umweltamt vor. Dabei handelt es sich um ein naturnahes vollbiologisches System. 25 Quadratmeter Fläche seien dafür aber erforderlich, zumal das Pflanzenbeet dafür etwa 25 Meter vom Haus errichtet werden muss. "Im Umweltamt geben wir bei der Antragstellung auf den Bau einer neuen Kleinkläranlage Hinweise", so Tertel. Er sprach sich allerdings dafür aus, mehrere Angebote bei verschiedenen Anbietern einzuholen.

Behörde setzt Fristen

"Die Bilanz der neu gebauten Anlagen in den letzten Jahren kann sich schon sehen lassen", so Monika Eggert, aber noch seien von den 6000 Anlagen erst 2500 erneuert worden. Das Umweltamt mache Kontrollen, aber es gebe auch aufmerksame Bürger, die Anzeige erstatten, wenn sie beobachten, dass Abwasser in Gewässer abgeleitet wird. In solchen Fällen wird das Umweltamt sofort tätig und gibt dem Betreiber maximal ein dreiviertel Jahr Zeit, neu zu bauen. "Zunächst werden sie zu einer Anhörung eingeladen, wo alle Probleme, auch die finanziellen geklärt werden", weiß Monika Eggert. Sie kennt schließlich die sozialen Situationen in der Region und weiß, dass so mancher Hausbesitzer für so ein Vorhaben erst einmal ansparen muss. "Aber es muss der Wille zu erkennen sein, dass das Abwasser ordnungsgemäß entsorgt werden soll", meinte die Sachgebietsleiterin. Der Landkreis Demmin hat inzwischen 200 000 Euro Fördermittel beim Land nachfordern müssen, da es genügend Antragsteller gibt. Damit wurden die Finanzmittel mehr als ausgeschöpft. Von Gudrun Herzberg

 

Größtes Regenüberlaufbecken von Gera unter dem Festplatz

Wasserverband investiert 7,5 Millionen Euro im Hofwiesenpark  Gera.

Ostthüringer Zeitung, den 20.05.2003 

Mit dem Umverlegen vorhandener Leitungen im Untergrund des Festplatzes am Stadion wurde die größte diesjährige Investition des Zweckverbandes Wasser/Abwasser begonnen. Die Baukosten für Geras größtes Regenüberlaufbecken sind mit 4,7 Millionen Euro geplant. Fördermittel des Landes sind in Aussicht gestellt.

Ursprünglich sollte schon Anfang des Jahres Baustart sein. Doch erst vorige Woche genehmigte das Landesverwaltungsamt den Haushalt des Zweckverbandes. Hinzu kam ein Prüfungsverfahren zur Vergabeentscheidung. Die Submission erfolgte schon Mitte November 2002. In der europaweiten Ausschreibung hatten sich 34 Firmen beworben, 14 gaben ihr Angebot ab, so Heike Löffler, Bereichsleiterin Investition der Ostthüringer Wasser- und Abwasser GmbH (OTWA).

Jetzt herrscht Zeitdruck, um die Buga-Pläne nicht zu gefährden. Ende März 2004 soll das 52 Meter lange und 33 Meter breite Becken unter einer 80 Zentimeter dicken Erdschicht verschwunden sein. Es erreicht eine mittlere Tiefe von 4,25 Metern und fasst 4 500 Kubikmeter Wasser, informierte OTWA-Projektleiter Bernd Meier. Das entspricht mehr als der doppelten Füllmenge des Schwimmbeckens im Hofwiesenbad, das 1900 m3 fasst.

Über das neue Regenüberlaufbecken werden etwa 142 Hektar der Geraer Stadtfläche mit drei Mischwassersammlern entwässert. Sie münden aus dem Stadtzentrum, aus Leumnitz und Debschwitz kommend künftig ins Becken. Ihr teilweiser Neubau erklärt sich mit der Baustelle in der Friedericistraße.

Ist es gegenwärtig noch so, dass bei Regen eine Mischung aus Oberflächenwasser und Schmutzwasser unkontrolliert in die Elster fließt, bringt das neue Regenüberlaufbecken Klärung.

Der Schmutz setzt sich im Becken ab und das reichlich vorhandene Wasser fließt über den Entlastungskanal in den Fluss. Dieses unterirdische Bauwerk, das gegenwärtig noch zwischen den Fußballplätzen sichtbar ist, soll Ende Mai vollendet sein. Der nach dem Regen im Becken zurückbleibende Schmutz wird mittels Pumpen auf den Weg ins Klärwerk befördert, skizziert Bernd Meier die Wirkweise des Regenüberlaufbeckens abschließend.

Das neue Becken mit Entlastungskanal und die erneuerten Mischwassersammler kosten den Zweckverband insgesamt 7,5 Millionen Euro. Von Sylvia Eigenrauch.

 

Guter Ruf dringt bis nach Afrika

Kölner Stadt-Anzeiger, den 16.05.2003 

Das Abwasserpilotprojekt Lambertsmühle wird sogar nach Ghana exportiert. 80 Experten trafen sich gestern im Burscheider Haus der Kunst zum Abschluss des Forschungsprojektes.

Dass Urin nun einmal ein „ganz besonderer Saft“ ist, wurde auf der gestrigen Tagung zum Abschluss des Forschungsprojektes Lambertsmühle deutlich: Auf Einladung des NRW-Ministeriums für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (MUNLV) sowie von Wupperverband und der Wupperverbands-Gesellschaft für integrale Wasserwirtschaft (WIF) waren über 80 Wasserwissenschaftler und -wirtschafter nach Burscheid gekommen. Ziel war neben den Erfahrungsberichten und Bewertungen zum Pilotprojekt „Zukunftsfähiges Abwassermanagement im ländlichen Raum“, das am Beispiel der historischen Getreidemühle ausprobiert worden ist, auch der Austausch neuester wissenschaftlicher Forschungsergebnisse. Die Teilnehmer der Fachtagung im Haus der Kunst kamen aus fast allen Bundesländern, aus Luxemburg und der Schweiz.

Ein Begriff in der Branche

Der Begriff Lambertsmühle-Konzept gehört inzwischen zum gängigen Sprachgebrauch in unserer Branche“, erklärten zwei der Projektleiter, Professor Jörg Londong von der Bauhaus-Universität Weimar und sein Kollege Ralf Otterpohl von der Technischen Universität Hamburg-Harburg. Derzeit wird in Ghana nach Vorbild des Pilotprojektes eine weitere Anlage errichtet. Dass bei der Umsetzung des Konzeptes in der Burscheider Lambertsmühle mit der getrennten Erfassung der drei Abwasserströme (Urin, Fäkalien sowie Abwasser aus Bad und Küche ohne Fäkalien und Urin) entscheidende Erkenntnisse gefunden wurden, freute insbesondere auch einen der Väter des Projektes, Rolf Engelhardt, der gemeinsam mit Gert Weber den Förderverein Lambertsmühle vertrat. Engelhardt, seinerzeit zuständiger Dezernent für Wasserwirtschaft beim Regierungspräsidenten Köln, hatte bereits 1999 erste Kontakte über eine innovative Kläranlage für die Lambertsmühle mit dem damals noch beim Wupperverband tätigen Londong geschlossen. Andreas Bastian und Gitte Schirmer vom Wupperverband: „Aus den ersten Überlegungen entstand ein europaweites Vorzeigeprojekt.“

Besonders erfreut zeigten sich die Veranstalter darüber, dass die Untere Wasserbehörde noch am Nachmittag die notwendige Betriebsgenehmigung erteilte, unter der Voraussetzung, dass der Wupperverband die Federführung weiterhin behält.

Getrennte Ströme (Fortsetzender Artikel)

Das Abwasserkonzept Lambertsmühle war vom Sommer 2001 bis Frühjahr 2003 Gegenstand der Forschung. An dem vom Land mit 213 000 Euro geförderten Projekt waren neben dem Förderverein Lambertsmühle der Wupperverband, die Gesellschaft für integrale Wasserwirtschaft, die Universitäten Hamburg-Harburg, Weimar und Bonn sowie der Rheinisch-Bergische Kreis, das Rheinisch-Westfälische Institut für Wasserforschung (Uni Duisburg) sowie das Lübecker Ingenieurbüro OtterWasser beteiligt.

Das Entsorgungs-System wurde von OtterWasser entwickelt und basiert auf der Trennung von Urin, Fäkalien und häuslichen Abwasserströmen, die anschließend separat behandelt werden. Das Abwasser aus Dusche und Küche wird nach der Reinigung in einer Pflanzenkläranlage in den Wiembach geleitet, Urin und Fäkalien können über so genannte Separationstoiletten als Gülle genutzt werden. 
Von Timm Gatter.

Airbus-Abwasser: BUND erstattet Strafanzeige

Ammonium: Realisierungsgesellschaft soll 500 000 Kubikmeter illegal entsorgt haben.

Hamburger Abendblatt, den 15.05.2003 

Die Einleitung ungeklärten Abwassers von der Airbus-Baustelle in die Elbe hat jetzt auch ein juristisches Nachspiel: Der BUND hat Strafanzeige gegen die Realisierungsgesellschaft (Reag) erstattet. Der Umweltverband wirft der Gesellschaft die illegale Entsorgung von bis zu 500 000 Kubikmetern belasteten Drainagewassers vor. Die stadteigene Reag ist als Bauherr für die Zuschüttung des Mühlenberger Lochs verantwortlich. Wie berichtet, wurde mit Ammonium belastetes Abwasser direkt in die Elbe eingeleitet. Ammonium wird im Wasser zu Nitrat umgewandelt, das Algenwachstum fördert und letztlich zu Fischsterben führen kann.

Die Vorwürfe des BUND beziehen sich auf drei Sachverhalte. "Es wurden 340 000 Kubikmeter einfach verdünnt, bevor sie dann ungeklärt in die Elbe gelangten", sagt BUND-Geschäftsführer Manfred Braasch. Dies habe Reag-Geschäftsführer Hartmut Wegener vor dem Umweltausschuss der Bürgerschaft eingeräumt. Braasch: "Ein klarer Verstoß gegen die Abwasserverordnung." Für illegal hält Braasch auch die Entscheidung der Umweltbehörde vom 22. Januar dieses Jahres, eine Genehmigung für die Einleitungen während der Wintermonate zu erteilen. Senator Peter Rehaag (43, Schill) hatte dies damit begründet, dass Ammonium bei niedrigen Wassertemperaturen weitgehend unschädlich sei.

Nach BUND-Auffassung ist dies aber ein klarer Verstoß gegen den Planfeststellungsbeschluss, der die rechtliche Grundlage für den Bau bildet. Dort steht, dass die Abwässer ins Klärwerk transportiert werden müssen. Diese Kosten wollte die Reag sparen. Die Umweltbehörde hatte von einem "unsinnigen Passus" im Planfeststellungsbeschluss gesprochen, daher sei er inhaltlich geändert worden.

Der BUND hat aber weitere Vorwürfe: 100 000 Kubikmeter Wasser sollen nämlich direkt eingeleitet worden sein, bevor die Genehmigung der Umweltbehörde dazu vorlag. Die Reag bestreitet die Anschuldigungen. "Alle Einleitungen wurden lückenlos dokumentiert. Alle Informationen gingen direkt an die zuständigen Behörden", so Reag-Chef Wegener. Die GAL spricht dagegen von einem Skandal. "Es ist unerträglich, dass Grenzwerte nur eingehalten werden, weil der Dreck lange genug verdünnt wird", sagt Christian Maaß (29), Umweltexperte der GAL. Er fordert von der Staatsanwaltschaft intensive Ermittlungen. Indes ist noch unklar, ob die GAL Akteneinsicht erhalten wird. Für einen solchen Bürgerschaftsbeschluss braucht die Fraktion die Stimmen der SPD, die das Thema kommenden Montag beraten will. Von Sven Kummereincke

 

Stadt Zürich erhält Gewässerpreis

News, den 12.05.2003 

Die Stadt Zürich ist mit dem Gewässerpreis Schweiz 2003 ausgezeichnet worden. Geehrt wird damit ihr Engagement für Bachöffnungen und eine gewässerfreundliche Stromproduktion im stadteigenen Limmatkraftwerk Wettingen.

In ganz Europa und darüber hinaus stosse das Bachkonzept der Stadt Zürich auf Interesse, sagte Walter Binder vom Bayerischen Landesamt für Wasserwirtschaft in seiner Laudatio. Und die Erneuerung des Kraftwerks Wettingen sei ein Beispiel für die umweltfreundliche Nutzung erneuerbarer Energien.

Das Zürcher Bachkonzept wurde 1988 lanciert, erinnerte Stadtrat Martin Waser, Vorsteher des Tiefbau- und Entsorgungsdepartementes. Ziel war es, sauberes Wasser nicht mehr in die Kanalisation abzuleiten sondern in offenen Bächen. Heute sind mehr als 50 Bäche wieder freigelegt und revitalisiert. Verteilt über fast alle Quartiere fliessen sie auf rund 15 Kilometern frei durch die Stadt.

Vor fast genau einem Jahr bewilligten die Stadtzürcher Stimmberechtigten einen 77-Millionen-Franken-Kredit für die Erneuerung des Wasserkraftwerks bei Wettingen AG mit über 86 Prozent Ja-Stimmen. Das Erneuerungsprojekt umfasst eine ganze Reihe ökologischer Ausgleichsmassnahmen.

Der Gewässerpreis Schweiz wurde dieses Jahr zum zweiten Mal verliehen. Alle zwei Jahre bestimmen der Verein für Ingenieurbiologie, der Schweizerische Wasserwirtschaftsverband, der Verband Schweizer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute und Pro Natura gemeinsam einen Preisträger.

 

Gebühr für Regenwasser

Torgauer Zeitung, den 10.05.2003 

 Seit dem 1. Januar dieses Jahres ist beim westelbischen Trink- und Abwasserzweckverband die neue Satzung über die öffentliche Abwasserbeseitigung wirksam.

Ein Entscheid des Oberverwaltungsgerichtes Bautzen zwingt zu einer Unterscheidung zwischen Teilentsorger (Schmutzwasser) und Vollentsorger (Schmutzwasser + Regenwasser). Das schlägt sich natürlich in der Höhe der Gebühren nieder. Während einige Kunden künftig weniger zu zahlen haben, müssen andere mit einer geringfügigen Mehrbelastung rechnen.

Die neuen Preise Wurde bisher eine Abwassergebühr von 4,25 Mark pro Kubikmeter verlangt, muss nun eine deutliche Unterscheidung getroffen werden. Wer künftig lediglich Schmutzwasser ins öffentliche Netz einleitet, gilt dem Gesetz und der Satzung nach als Teilentsorger. Er hat pro Kubikmeter 1,90 Euro zu zahlen. Damit verringern sich seine Kosten. Er hat jedoch das gesamte anfallende Regenwasser auf seinem Grundstück versickern zu lassen oder es beispielsweise in einer Zisterne zu speichern, um es dann als Gieß- oder Brauchwasser zu nutzen.

Als Vollentsorger gilt, wer neben dem Schmutzwasser noch Regenwasser von Dächern oder versiegelten Hofflächen in die öffentlichen Abwasserkanäle einleitet. Hier wird zunächst für das Schutzwasser eine Gebühr von 1,95 Euro pro Kubikmeter fällig. Hinzu kommt eine Einleitungsgebühr für Niederschlagswasser von 0,42 Euro pro Quadratmeter. Vollentsorger sind in erster Linie große Teile von Torgau, die Ortslage Weidenhain, Teile von Vogelgesang (Waldsiedlung), Teile von Süptitz und Großwig.

Klare Maßstäbe Zur Berechnung der Niederschlagswassergebühr sind in der Satzung klare Maßstäbe formuliert. Nicht die Grundstücksgröße ist entscheidend. Vielmehr spielen vor allem die vorhanden Dach- und Hofflächen eine entscheidende Rolle. Unterschiedlichste Multiplikationsfaktoren gelten:

- Dachflächen (inklusive Überstände), Abflussbeiwert 1.0 - Beton- oder Schwarzdeckenflächen, Pflaster mit Fugenverguss - 1,0 - Betonsteinpflaster und Plattenflächen in Sand, Schlacke oder ähnliches verlegt - 0,7 - wassergebundene Decken - 0,5 - unbefestigte Flächen -0,0.

"Grundstückseigentümer können also in vielen Fällen selbst bestimmen, für welche Gesamtfläche die Niederschlagswassergebühr zur Anwendung kommt. Wir gehen davon aus, dass es, auch bei Vollentsorgern, nur begrenzt zu einer verträglichen finanziellen Mehrbelastung durch die jetzt gültige Abwassergebührensatzung kommt", schätzte Thomas Landshöft, Geschäftsführer des westelbischen Zweckverbandes aus Kenntnis der Lage ein. Er machte aber auch deutlich, dass eine Dachentwässerung auf die Straße grundsätzlich verboten ist. Sowohl die Kommune als auch der Zweckverband sind angehalten, solche Verstöße zu bestrafen.

Mithilfe und Beratung Um die erforderlichen Berechnungsgrundlagen für die Niederschlagswassergebühr zu erhalten, ist der Zweckverband auf eine enge Zusammenarbeit mit den Grundstückseigentümern angewiesen. Entsprechende Formulare und Muster, teilweise farbig gestaltet, werden ab dem 19. Mai bis etwa Mitte August versandt. Sie enthalten einen Rückumschlag. Ausgefüllt können die Fragebögen und Formulare entweder an den Zweckverband in Torgau, Wasserturm 1, oder bei der jeweiligen Gemeindeverwaltung abgegeben werden.

"Wer Fragen hat oder unsicher ist, kann sich jeweils am 2. und 4. Donnerstag im Monat zwischen 9.30 Uhr und 17 Uhr an die Abteilung Absatz in unserem Verwaltungsgebäude am Wasserturm 1 in Torgau wenden. Dies ist auch telefonisch möglich. Wir werden dann jede erdenkliche Hilfestellung geben", versicherte Siegbert Brüssow, Bereichsleiter Abwasser im Zweckverband. Die Hilfe geht so weit, dass auch Vor-Ort-Termine vereinbar sind, um Unklarheiten zu beseitigen, oder Ratschläge für die künftige Entsorgung des Regenwassers einzuholen. Fällig wird die neue Gebühr erstmals mit der Jahresrechnung für 2003. (TZ/fl)

 

Weiße Elster ist jetzt wieder sauber

Leipziger Volkszeitung, den 09.05.2005 

Die kommunalen Wasserwerke Leipzig, Experten des Zweckverbandes und Vertreter der Stadtverwaltung auf gemeinsamer Mission in Schkeuditz: Im Rahmen einer Begehung abgeschlossener Bauprojekte, die im Zuge des Anschlusses an die Kläranlage Rosental in Leipzig in den letzten Jahren realisiert wurden, machte sich der Expertenstab ein Bild vor Ort.

"1991 glich die Weiße Elster noch einer stinkenden Kloake", erinnerte sich Wolfgang Walter an die Zustände nach der Wende zurück. Damals hätten viele Haushalte ihr Wasser praktisch ungeklärt oder über schlecht funktionierende Klärgruben in den Fluss geleitet. Heute, so der Bauamts-Chef weiter, habe sich die einst drastische Lage spürbar entspannt. Auch, weil die Kommunalen Wasserwerke Leipzig (KWL) etliche Millionen Euro - wenngleich meist zwingend mit Kostenumlagen auf die Grundstücksanlieger verbunden - in die Sanierung und Neuverlegung des maroden Schkeuditzer Abwassernetzes gepumpt haben. ... Rund 400.000 Euro haben Anlage und Rohre gekostet, die Abwasser und Regenwasser, mittelbar über das zentrale Schkeuditzer Pumpenwerk in die Hauptleitung zum Rosental-Klärwerk nach Leipzig umleitet. "Jetzt wird bei starkem Regen nur noch ein ökologisch unbedenklicher Teil in die Elster geleitet", erklärte Stephan Zeidler vom Abwasserzweckverband Leipzig-Land.

Auch der Schkeuditzer Ortsteil Altscherbitz stand auf der Prioritätenliste des Leipziger Abwasserentsorgers ganz oben. "Die krankenhauseigene Kläranlage hat nicht mehr richtig funktioniert", konstatierte Wolfgang Walter. Unzureichend, mit Medikamentenrückständen besonders belastetes Abwasser habe der natürlichen Gewässerlandschaft zugesetzt - besonders dem als Abfluss dienenden Elster-Mühl-Graben. Insgesamt 1,6 Millionen Euro flossen deshalb in die Schaffung eines zentralen Ver- und Entsorgungssystems, welches jetzt sämtliche Abwasser über die Pumpstation in der Altscherbitzer Straße direkt nach Leipzig transportiert. ...

Letzte Station der Besichtigungstour war der Grenzgraben in der Modelwitzer Straße. "Jetzt ist auch dort das Wasser wieder sauber", deute Wolfgang Walter auf den klaren Bachlauf hin. Perspektivisch sollen dort auch die Ortsteile Papitz und Modelwitz in fünf Bauabschnitten - nach Gesetzesvorlage spätestens bis 2005 - angeschlossen werden. Dafür werden 5,2 Millionen Euro investiert. ...

Arsen im Trinkwasser

Herbert Hasenbein 09.05.2003 - Telepolis

Gefährlicher Kreislauf aufgedeckt

Arsen, Gift für den Menschen, ist ein Energieträger für Bakterien. Angeregt durch intensiven Ackerbau und Viehzucht lösen die Mikroben Arsen aus dem Erdreich und machen das Grundwasser in vielen Regionen Asiens ungenießbar.

Arsenik beherrschte als tödliche Droge die griechische Welt des Altertums und erlebte seine zweite Blüte im Mittelalter. Geschmacklos und in Verbindung mit Pottasche wasserlöslich, lässt es sich akut tödlich oder in kleinen Dosen verabreichen. Heute kommt das Enzymgift sozusagen auf leisen Sohlen, nämlich unerkannt mit dem Trinkwasser.

In Bangladesch, so berichten Ronald S.Oremland von der Princeton Universität in New York und John F.Stolz von der McGill Universität in Montreal in Science [1] konsumieren mehr als 30 Millionen Menschen Grundwasser mit unzulässig hohen Arsenkonzentrationen. Auch anderswo wird Arsen zunehmend ins Wasser gespült. "Eine Zeitbombe, die das drohende Problem der Wassernot qualitativ verschärft."

Arsen ist janusköpfig. Nützlich in der Medizin: vor einem Jahrhundert war Salversan das erste Arzneimittel gegen die Syphilis. Heute noch wird Arsen zur Bekämpfung mancher Krebsarten angewandt. Nützlich in der Landwirtschaft: Organische Arsenverbindungen wie Roxarsone finden unverändert in der Schweine- und Geflügelzucht Verwendung. 50 Tonnen und mehr werden jährlich in den USA verbraucht. Bis zum Verbot 1980 wurden zudem arsenhaltige Pestizide, jährlich etwa 10.000 Tonnen, ausgestreut. Viele Farbstoffe und Imprägniermittel enthalten Arsenverbindungen, die das Element ebenso ins Grundwasser laufen lassen wie die Gülle von Schweinen und Geflügel. Die andere Seite des Arsens ist sein Funktion als Energieträger, der vielen Bakterien zum Wachstum verhilft und möglicherweise schon vor 3,5 Milliarden Jahren in der sauerstoffarmen Zeit Leben überhaupt ermöglichte.

Arsen ist in der Erdkruste selten (0,0001 Prozent), allerdings weit verbreitet und häufig mit Kupfer, Blei und Gold vergesellschaftet. Eine der chemischen Besonderheiten sind die vier Oxydationsstufen. Ferner kommen methylierte organische Arsenverbindungen vor, die als Abbauprodukte bakterieller Prozesse entstehen, sei es im Biotop, sei es über die Ausscheidung mit dem Urin. Anaerobe und aerobe Bakterien, die von den Forschern als DARPs (Dissimilatory Arsenate-Reducin Prokaryotes) bezeichnet werden, sind nicht nur auf Arsen spezialisiert, sondern veratmen auch Schwefel und damit Nitrate und Nitrite. Im Unterschied zu den Schwefelverbindungen, bleibt das toxische Potential des Arsens allerdings über viele Abbaustufen erhalten.

Die Vielfalt der Bakterien, die Arsen als Energieträger benutzen, könnten für die Beharrlichkeit eines Gens aus der frühen Zeit unseres Planeten sprechen. Die damaligen primitiven mikrobiellen Ökosysteme verfügten zwar über flüssiges Wasser, litten aber am Sauerstoffmangel. Arsen und Schwefel boten die Kraft, zu wachsen und sich zu vermehren. Der Mono Lake [2] in Kalifornien, ein 1-3 Millionen Jahre alter Binnensee, der alkalisch und salzhaltig ist, bietet den Forschern das natürliche Umfeld, die Mikroben zu untersuchen.

"Der Mensch," sagt Ronald S.Oremland, "könnte die treibende Kraft sein. Die intensivierte Landwirtschaft geht mit dem Graben von Brunnen einher, womit das Grundwasser absinkt. Oxidantien wie Ozon und Nitrate stimulieren die Oxydation von Arsen(III). Dieser Prozess lässt die Biomasse anwachsen und schafft sauerstoffarme Bedingungen. Zusätzliche Überladungen durch Tierzucht und Pestizide fördern das Wachstum der DARPs und damit die weitere Auslösung von Arsen aus den Mineralien. Als Folge steigt die Arsenkonzentration im Grundwasser allmählich an."

Liegt es daran, dass Geologen und Mikrobiologen systematisch danach suchen, oder sind veränderte klimatische Bedingungen der Grund dafür, dass die Zahl der Mikroben, die Arsenverbindungen oxydieren oder reduzieren, ständig zunimmt?

Die Erfahrungen aus Bangladesch und anderen Regionen, in denen der Bevölkerungszuwachs den Nahrungsmittelbedarf erhöht, sprechen für den Menschen als wahren Urheber. Wir müssen darauf drängen, dass die Entwicklungsländer nicht die Fehler der Industrienationen wiederholen,

so John F.Stolz. Ist der Kreislauf erst einmal erkannt, kann Abhilfe geschaffen werden. Wie schwierig die neue Erkenntnis im Detail wird, zeigt eine kanadische Studie. Vom wetterfest imprägnierten Holz, das seit Jahren für die phantasievollen Bauten auf Spielplätzen benutzt wird, tropft Arsen nach jedem Regenguss ab: in die Hände der Kinder und in den Boden.

Links

[1] http://www.sciencemag.org 
[2] http://www.monolake.org 

 

Algenteppiche beunruhigen die Ausflügler

Altmühl-Bote, den 09.05.2003 

Der Hahnenkammsee erlebte am Osterwochenende seinen ersten Besucheransturm für dieses Jahr – und kurz darauf ging beim Wasserwirtschaftsamt Ansbach eine ganze Reihe von Anrufen von beunruhigten Ausflüglern ein. Von Gestank war da die Rede, von schlechter Wasserqualität und von Algenteppichen, die auf der Oberfläche umhertreiben und nicht gerade zu wassersportlichen Aktivitäten einladen. Dass die Leute damit nicht übertrieben haben, bestätigte Dr. Wolfgang Kaiser auf einer öffentlichen Informationsveranstaltung des Zweckverbands Hahnenkammsee (ZVH) im Hechlinger „Forellenhof“, bei der die Wasserqualität des vor rund 26 Jahren gefluteten Stausees im Mittelpunkt stand. „Die Beschwerden sind berechtigt“, gab Kaiser als Vertreter der für den Gewässerunterhalt zuständigen Fachbehörde zu.

Als Hauptgrund für das üppige Algenwachstum am Grund des 23 Hektar großen und bis zu 4,5 Meter tiefen Gewässers haben die Wasserwirtschaftler die kräftige Nährstofffracht ausgemacht, die sich aus dem rund 30 Quadratkilometer großen Einzugsgebiet in den See ergießt. „Bei der Gewässergüte ist von großer Bedeutung, dass der Hahnenkammsee ein Durchlaufgewässer ist“, schilderte Kaiser die Situation. So gelange alles, was etwa von der Rohrach oder anderen Zuflüssen mitgebracht wird, direkt in den See und werde nicht um ihn herumgeleitet. „Eine ungünstigere Ausgangslage als beim Altmühlsee“, stellte der Abteilungsleiter an der Ansbacher Behörde fest.

Algen sind ungiftig

Der Hahnenkammsee, in der warmen Jahreszeit ein beliebtes Ausflugsziel vor allem für Familien, ist nach Kaisers Angaben mit einer durchschnittlich 30 Zentimeter dicken Schicht am Grund „flächig verschlammt“. Der „Schwimmschlamm“ bilde sich hauptsächlich im Frühjahr vor allem aus auftreibenden Algen. Diese sähen zwar „nicht gerade appetitlich aus“, seien aber ungiftig. Der Wasserwirtschaftler: „Toxität ist nicht das Problem.“ Keine Gefährdung für das 1300 Meter lange und bis zu 230 Meter breite Binnengewässer mit einem Stauvolumen von 390000 Kubikmeter Wasser geht laut Kaiser von der unterhalb des Hahnenkammsees gelegenen Hechlinger Kläranlage aus. „Die Abwasserbeseitigung hat man hier in vorbildlicher Weise in den Griff bekommen“, stellte er fest. Die Kläranlage sei groß dimensioniert und das Schmutzwasser werde über eine Ringleitung um den See der Kläreinrichtung zugeführt.

Ganz anders schaue es bei der Heidenheimer Kläranlage („Sie ist mit 31 Jahren mittlerweile in die Jahre gekommen“) und dem dortigen Kanalnetz aus. „Ein düsteres Kapitel“ ist für Kaiser dabei die „Mischwasserzuführung“ vor allem nach starken Niederschlägen wie etwa sommerlichen Gewitterregen. Dann seien Kläranlage und Kanäle ruck, zuck an ihren Leistungsgrenzen angelangt und verschmutztes Wasser fließe dem einige Kilometer entfernten Hahnenkammsee zu. „Eine bedenkliche Situation“, bemerkte Kaiser. Seine Forderung: „Hier muss in den nächsten Jahren einiges verbessert werden.“ ...

 Die Rohrach sanierungsbedürftig

Für die Überdüngung des Sees ist laut Kaiser auch der Zustand der zulaufenden Gewässer wie etwa die Rohrach verantwortlich. Durch Uferabbrüche würden neben Schwebstoffen auch Nährstoffe zugeführt. Hier könne mit einem Querverbau mit Steinen Abhilfe geschaffen werden. „Die Rohrach ist stellenweise in keinem guten ökologischen Zustand. Da besteht Sanierungsbedarf“, stellte Kaiser fest. In geringem Umfang gelange darüber hinaus über kleine Röhren auch Abwasser von nicht angeschlossenen Hofstellen in den See.

Als „weiteren Eintragspfad“ hat Kaiser die Landbewirtschaftung und dabei besonders die Bodenerosion an hangigen Ackerflächen ausgemacht. „Diese Situation wäre durch Querpflügen erheblich reduzierbar“, betonte er. Die Einträge in den See über Flächendrainagen stellen nach den Worten Kaisers einen „idealen Cocktail für das Algenwachstum“ dar – und die „Güllewirtschaft“ oft bis unmittelbar an die Wasser zuführenden Gewässer heran tue ein Übriges.

Für Gewässerbiologe Dr. Dieter Krause vom Wasserwirtschaftsamt ist die Verlandung von Binnengewässern „ein ganz normaler Vorgang“. Präsentierte sich der Hahnenkammsee vor etwa 20 Jahren wegen massivem Planktonalgenwuchses noch als „grüne Suppe“, so gebe es heute Ärger wegen der vom Gewässerboden aufschwimmenden Fadenalgen. „Das Problem hat nur eine andere Erscheinungsform, es besteht aber seit dem Einstau des Sees“, stellte Krause fest. Heute sei das Wasser des Hahnenkammsees ausgesprochen klar. Die Algen wüchsen am Boden auf. Als Grund für das nach wie vor üppige Algenvorkommen nannte Kraus vor allem die „diffusen Phosphoreinträge“.

Soll der Stausee im Hahnenkamm saniert werden, dann muss man laut Kraus in seinem Einzugsgebiet beginnen. Maßnahmen im See selbst wie etwa eine Entschlammung, eine so genannte Sedimentabdeckung oder eine „Biomanipulation“ (Abfischmaßnahmen) wie beim Altmühlsee bringen nach seiner Einschätzung nichts. Um die Gewässergüte nachhaltig zu verbessern, müsse man sich auf den Einzugsbereich konzentrieren. Hier ist laut Krause vor allem eine „Reduzierung des Nährstoffeintrags aus der Abwasserbehandlung und aus der Fläche“ angesagt.

„Brauchbare Wasserqualität“

Dr. Carl-Heinrich Hinterleitner bescheinigte dem Badesee trotz der vielen Nährstoffeinträge keine schlechte Wasserqualität. Nach Angaben des Leiters des Gesundheitsamts brachten die Gewässeruntersuchungen auf Bakterien „brauchbare Befunde“. Die Keimbelastung gebe keinen Grund zur Beunruhigung. So habe es im See in den vergangenen Jahren keinerlei Überschreitungen von Grenzwerten gegeben. Hinterleitner: „Von Amts wegen mussten keinerlei Badeverbote ausgesprochen werden.“ Die Algen seien zwar „optisch nicht schön“, bildeten aber keine Gefahr für die Gesundheit der Badegäste und gäben keine Giftstoffe ab. „Aus der Sicht des Gesundheitsamts bestand bisher keine Notwendigkeit für drastische Maßnahmen“, betonte Hinterleitner. Er bescheinigte dem Hahnenkammsee eine „insgesamt brauchbare Wasserqualität“. Er sei „als Badegewässer geeignet“. ...

 

Abwasser durch Pflanzen klären

Heilbronner Stimme, den 08.05.2003 

Nun bekommt Hagenbach seine Pflanzenkläranlage doch noch. Seit Jahren kämpft der kleine Möckmühler Weiler darum. Ursprünglich sollte Hagenbach an die Kläranlage Korb über eine Druckleitung angeschlossen werden. Dazu wäre die Gründung einer Interessengemeinschaft notwendig gewesen, um an die Zuschüsse zu kommen.

Da die IG nicht zustande kam, erfolgte auch kein Anschluss. Deshalb haben die Einzelgehöfte bis heute dezentrale Gruben. Das Abwasser wird zur Kläranlage gefahren. Jetzt haben die Grundstückseigentümer eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts gegründet, um eine Pflanzenkläranlage zu bauen und zu betreiben. Die Stadt musste ihr OK dazu geben, was der Gemeinderat auch tat.

Allerdings verbunden mit dem Hinweis, dass die Anlage selbständig und eigenverantwortlich von den Hagenbachern betrieben wird und die Stadt ihrer Abwasserbeseitungspflicht entledigt ist. Auch wenn später einmal verschärfte Bestimmungen erlassen würden, übernimmt die Kommune keine Verantwortung. Das wird in einer öffentlich-rechtlichen Vereinbarung geregelt. (bab)

 

Städte sollen auf Rendite schielen

 Euroforum-Jahrestagung zu »Stadtwerken 2003«

Neues Deutschland, den 08.05.2003 

Zum Thema »Stadtwerke 2003« fand vom Montag bis zum gestrigen Mittwoch in Berlin die bisher größte Euroforum-Jahrestagung statt. Die Ursachen für die wirtschaftlichen Schwierigkeiten vieler Stadtwerke liegen zumeist im schlechten Management. »Die unternehmerische Kunst ist sehr reduziert«, meinte Joachim Erwin, Oberbürgermeister der Stadt Düsseldorf auf der Podiumsdiskussion »Gemeindeordnung: Ist die Chancengleichheit kommunaler Unternehmen im Wettbewerb gewahrt« anlässlich der Jahrestagung »Stadtwerke 2003«. Erwin lehnt ein Engagement der Kommunen als Unternehmer weitgehend ab und verweist auf die Situation der Stadt Düsseldorf. Mit den Einnahmen von 445Millionen Euro aus dem Verkauf von 29,9Prozent der Stadtwerke an die Energie Baden-Württemberg (EnBW) sei es gelungen, den kommunalen Haushalt mit einer Verschuldungsquote von 6,2Prozent zu entschulden. Für 2003 könne der Kämmerer gar mit einem leichtem Plus rechnen. Der derzeitige Anteil von 50,1Prozent am Stadtwerk (weitere 20 Prozent hält die RWE Plus AG) würde Düsseldorf übrigens Einnahmen in gleicher Höhe einbringen wie zuvor der Anteil von 80Prozent. »Städte sollten ihre Unternehmen nur behalten, wenn die Rendite dauerhaft so hoch ist wie die Schuldenrate inklusive Tilgung«, so der ehemalige Manager. Ansonsten sollten die Kommunen ihre Eigenbetriebe verkaufen. Man könne die Hälfte der Kommunen sanieren, wenn man sich von den alten Zöpfen trennte. »Für mehr Wettbewerb sorgt nicht eine Änderung der Gemeindeordnung, sondern ein besseres unternehmerische Tun«, meinte Erwin. Er verwies darauf, dass die dauerhafte Quersubventionierung des Nahverkehrs durch Erlöse im Energiegeschäft letztlich die konsequente Rationalisierung des ersteren verhindere.

Gleiche Rechte stehen noch aus Im Gegensatz zu Erwin fordern zahlreiche Vertreter bundesdeutscher Stadtwerke den Vollzug der schon vom damaligen Wirtschaftsminister Günther Rexrodt (FDP) angekündigten Anpassung des rechtlichen Regelwerkes an den 1998 liberalisierten Energiemarkt. Mit einer Änderung des Gemeinderechts sollte für Chancengleichheit von öffentlichen und privaten Unternehmen gesorgt werden. »Wir brauchen die Rechtsangleichung in drei Punkten«, verlangte Dr. Christoph Helle, Generalbevollmächtigter der MVV Energie AG, Mannheim, und zwar hinsichtlich der Darstellung des öffentlichen Zwecks, (dass kommunales Eigentum dem Gemeinwohl dient), der Lockerung des Örtlichkeitsprinzips (damit Stadtwerke auch außerhalb kommunaler Grenzen tätig sein können) sowie des Subsidiaritätsprinzips (dass Gewinne oder Verluste verschiedener Sparten ausgeglichen werden dürfen). Helle und Bernd Wilmert, Geschäftsführer der Stadtwerke Bochum, sprachen sich gegen die Vorschläge des Düsseldorfer Oberbürgermeisters aus. Gunda Röstel, ehemalige grüne Parteivorsitzende und Cheflobbyistin der Gelsenwasser AG, kritisierte auf der Tagung den Dornröschenschlaf der Wasserwirtschaft. »Wir müssen die deutsche Wasserwirtschaft so modernisieren, dass neben dem hohen technischen Niveau künftig auch ein Dienstleistungs-Know-how international vermarktet werden kann«, betonte sie. Dabei gehe es zwischen privaten und öffentlichen Unternehmen nicht um ein Gegeneinander, sondern um das Bündeln der Kräfte. »In wenigen Jahren werden nicht mehr alle Wasserwerke von heute nötig sein, sondern nur die effizienten«.

Bei Wasser kein Endkunden-Wettbewerb Vom Wettbewerb um den Endkunden müsse sich die Branche dagegen verabschieden. »Ein materieller Endkundenhandel ist aufgrund der Eigenschaften des Produktes Wasser nicht möglich«, betonte Röstel. Veränderungen werde es trotzdem geben. Es gehe darum, europaweit gleiche Standards zu schaffen und umzusetzen, die Wassermärkte aller EU-Länder zu öffnen sowie die steuerliche Angleichung von Wasser und Abwasser durchzusetzen. »Es muss egal sein, wer die Dienstleistung Abwasser erbringt, es muss für jeden der ermäßigte Steuersatz von sieben Prozent gelten«, forderte die Vertreterin des größten privatwirtschaftlichen Wasserunternehmens in Deutschland. Röstel nannte drei weitere Problemfelder der Wasserbranche: den rückläufigen Verbrauch, den steigenden Investitionsbedarf sowie die prekäre Haushaltslage der Kommunen. Röstel rief die deutschen Wasser- und Abwasserunternehmen auf, die EU-Osterweiterung nicht zu verschlafen. Die Bundesrepublik habe durch die Wiedervereinigung 1990 als einziges Land der jetzigen EU praktische Erfahrungen, wie Wasser-, Umwelt- und technische Standards in Ost und West angeglichen werden können. Durch die EU-Osterweiterung könnten deutsche Unternehmen diesen Markt zügig erschließen. Von Julia Wolf

 

Die Stadt stinkt von unten

Hannoversche Allgemeine, den 07.05.2003 

Üble Gerüche aus der Kanalisation plagen Anwohner / Wassersparen rächt sich

Im Boden unter Hannover gärt es, und jetzt dringt der faulige Gestank an die Oberfläche. An der Hildesheimer Straße haben Dutzende Geschäftsleute mit Unterschriften gegen den Mief protestiert, im Niedersachsenring und der Alten Herrenhäuser Straße riecht es ebenfalls schlimm. Mit einem Sonderteam und vier Spezialfahrzeugen fahndet die Stadtentwässerung nach den Ursachen. Trotz Filtern und Zwangsentlüftungen wird der Gestank aber kaum weniger: „Je mehr Privatleute und Unternehmen Wasser sparen, desto schlechter fließt die Kloake ab”, sagt der zuständige Bereichsleiter Helmut von Rhoden. Und wenn das Ganze ins Stocken gerät, dann stinkt es aus den Schachtdeckeln.

Sobald Bürger Geruchsbelästigungen melden, fährt ein Einsatzteam raus. Denn Gestank ist für die Entwässerer meist ein Zeichen, dass etwas nicht stimmt. „Oft hat es Verstopfungen gegeben, die müssen sofort beseitigt werden”, sagt Sachgebietsleiter Alexander Behrens. Die meisten Problempunkte sind den Abwasserexperten aber bekannt: In fast 700 Spülstellen leiten die Mitarbeiter regelmäßig, teilweise wöchentlich, Wasser ein, um Ablagerungen wegzuschwemmen.

An manchen Stellen hilft aber die Spülung nicht mehr. An der Hildesheimer Straße haben die Entwässerer Kanaldeckel mit Ventilen eingebaut, die die Luft nur hinein-, nicht heraus lassen. An der Alten Herrenhäuser Straße wird wohl demnächst eine Absaugstation mit Biofilter eingebaut. Wenn das Abwasser dort ankommt, ist es von Laatzen und Döhren vorbei an der Medizinischen Hochschule und unter der List hindurch geflossen. „Da stinkt es gewaltig”, sagt Behrens. An manchen Stellen legen die Entwässerer Gummimatten unter die Kanaldeckel, um den Gestank zu stoppen. Darunter bildet sich aber Kondenswasser, das greift den Beton an. „Eine Patentlösung gibt es nicht”, bedauern die Fachleute. Jährlich spart Hannover etwa zwei Prozent Wasser – der Gestank wird also zunehmen.

l In die Röhre gucken: Am morgigen Donnerstag kann sich jeder selbst ein Bild vom Abwassersystem machen. Von 11 bis 16 Uhr gibt es Einblicke in den Sammelkanal unter der Herrenhäuser Allee. Besucher müssen eine senkrechte Leiter passieren, Menschen mit Platzangst und Kinder unter zehn Jahren sind nicht zugelassen. Bei Regen fällt die Besichtigung aus. (med)

 

Keimfrei durch Sandfiltraktionsanlage

Ostthüringer Zeitung, den 07.05.2003 

Sanierung der Kläranlage in Piesigitz mit Pilotprojekt gestartet.

Rege Bautätigkeit herrschte auf dem Areal der Kläranlage Piesigitz. Ausgangspunkt für die Baumaßnahmen war die Sanierungsanordnung der Unteren Wasserbehörde vom 23. August 2002, da die bestehende Anlage aus den 70er Jahren nicht mehr den heutigen Normen entsprach. Das war zwar auch im Wasser/Abwasser-Zweckverband (WAZ) seit längerem bekannt, doch letztendlich scheiterte die Maßnahme an fehlenden Fördermitteln, erklärte Udo Gerstenberger, Leiter des WAZ-Eigenbetriebes. Im Umweltministerium stellte man nun die Weichen für die Sanierung der Anlage, mit der Auflage, sämtliche Abwässer aus dem Einzugsbereich der Talsperre heraus zu leiten. Das war bis dato mit der alten Anlage nicht möglich, so Gerstenberger. Um die vorhandene Anlage auf den aktuellen Stand zu bringen, wurde ein Pilotprojektes gestartet, welches den Einsatz einer langsamen Sandfiltraktionsanlage beinhaltet, "mit dem Ziel, dass das Abwasser in der Endphase keimfrei ist und somit keimfrei in die Talsperre eingeleitet werden kann", so Gerstenberger.

Nach dem das Abwasser ein Vorbecken und einen belüfteten Teich durchlaufen hat, wird es in einem zweiten Teich geleitet. In diesem wurde ein Damm aus einem Kies- und Sandbett eingebaut. Spezielle Kies- und Sandschichten sollen die restlichen möglichen Keime aus dem Abwasser filtern. Insgesamt belaufen sich die Kosten auf 229 000 Euro. Sie wurden mit 80 Prozent gefördert.

Sollte die Probephase positiv verlaufen, wäre es durchaus denkbar, dass dieses Pilotprojekt in Piesigitz Auswirkungen auf die abwassertechnische Planung in der Region haben könnte, erklärte Gerstenberger. Schon allein aus Kostengründen gestaltet sich das Projekt bedeutend günstiger, als kilometerlange Zuleitungen aus den Orten zur Kläranlage in Zeulenroda. (OTZ/H.Henze). 

 

Nicht einfach in den Ausguss !

Main-Rheiner Zeitung, den 07.05.2003 

Unbedachtes Müllentsorgen bringt Probleme

Gewässerschutz beginnt schon im Haushalt. Das ist nicht allen Bürgern bewusst - viel zu oft wird die Toilette noch als "Müllschlucker" benutzt. Um diesem Missbrauch vorzubeugen, haben der Entwässerungsbetrieb und der Entsorgungsbetrieb der Stadt Mainz eine Ausstellung unter dem Motto "Ab in den Ausguss? - So läuft das nicht!"  eröffnet.

Im Umweltinformationszentrum zeigen mehrere Schautafeln, zu welchen Problemen unbedachtes Entsorgen von Abfällen führen kann. Außerdem gibt zum Internationalen Jahr des Süßwassers der Vereinten Nationen wertvolle Tipps und interessante Informationen rund ums Trinkwasser.

Hermann Winkel vom Entsorgungsbetrieb und Volker Mettke vom Entwässerungsbetrieb wiesen auf den selbstverständlich gewordenen Umgang mit dem täglich produzierten Abfall und dem Trinkwasser hin. In Mainz verbraucht eine Person pro Tag 144 Liter Wasser (bundesweit 130 Liter) war die Auskunft der beiden Fachleute zur Ausstellungseröffnung. Diese Zahl sei nicht zu unterschätzen, denn es gibt zwar riesige Mengen an Wasser auf der Welt, jedoch nur wenig brauchbares Trinkwasser, erklärten die Experten.

Das Mainzer Kanalnetz ist mehr als 800 Kilometer lang. Das bedeutet sorgfältige Pflege und Instandhaltung, damit das Abwasser von den Privathaushalten und der Industrie auch in der Kläranlage ankommt.

So verstopfen nicht nur feste Speisereste, die in der Toilette landen, die Rohre von Hausinstallationen und Kanalisationen. Problematisch sind auch Schadstoffe und Gifte, die dort entsorgt werden. Sie töten die für die biologische Reinigung im Klärwerk wichtigen Mikroorganismen.

Schlimmstenfalls überstehen gefährliche Stoffe wie etwa Hormone aus Medikamenten unbeschadet den Klärprozess und gelangen letztendlich über das Trinkwasser wieder zurück zu den Menschen.

Die Ausstellung "Ab in den Ausguss ? - So läuft das nicht!"  im Umweltinformationszentrum in der Dominikanerstraße 2 ist noch bis 25.Juni montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet.
Von Uta Lehr

Umweltschützer nahmen Satows See unter Lupe

Gewässer ist stark mit Nitrit belastet

Ostseezeitung, 6.5.2003

Satow (OZ) Umweltschützer des Landes-Anglerverbandes (LAV) Mecklenburg-Vorpommern haben den Satower See erneut unter die Lupe genommen. Bei Laboruntersuchungen mehrerer Wasserproben wurden dabei hochgradige Belastungen mit dem Fischgift Nitrit, einem Salz der salpetrigen Säure, festgestellt. Bereits vor mehreren Wochen hatten Mitglieder des Satower Anglervereins und der LAV-Jugendleitung in der OZ auf das seit Jahren immer stärker kränkelnde Ortsgewässer aufmerksam gemacht, in dem inzwischen ein Fischsterben begonnen hat.

„Betroffen vom Erstickungstod sind Jungbarsche von Fingerlänge“, berichtete Günther Voß aus Bützow, der in der dritten April-Dekade Proben von drei verschiedenen Stellen entnommen hatte. Im untersuchten Nass hätten sich Anteile der Zyanverbindung von 0,5 und 0,8 Milligramm pro Liter befunden, warnte er. „Unbedenklich wären 0,01Milligramm."

Bei weiterer Zunahme dieses Nitrits und sommerlicher Gewässer-Erwärmung könne der See „umkippen. Es bestehe ein dringender Verdacht auf Schadstoffeinleitungen. Inzwischen fand eine Objektbegehung von leitenden Angestellten des direkt am See befindlichen Satower Amtes sowie der Unteren Wasserbehörde Bad Doberan statt. „Wir werden der Sache auf den Grund gehen und nach den Verschmutzungs-Ursachen suchen“, versicherte aus dem Zuständigkeitsbereich dieser staatlichen Einrichtung Jörg Schönfeld. Seiner Behörde sei dieses Problem mit der Nitrit-Verseuchung bekannt. Als eine der Haupt-Verschmutzungsquellen vermute er ein Regenwasser-Auffang-Becken in unmittelbarer Straßen-Nähe und nur wenige Meter vom See entfernt.

Informiert über die Wasserverschmutzung sei nun auch das Staatliche Amt für Umwelt und Natur (StAUN) in Rostock, erklärte er. „Aus diesem Beton-Gebilde fließt pausenlos milchig getrübte Brühe, die im Sommer eklig stinkt“, beklagen sich Anwohner. „Wir vermuten illegal angeschlossene Abwasser-Zuleitungen“, ergänzte Jörg Schönfeld.

„Das auf dem ersten Blick idyllisch anmutende Gewässer wurde bisher im Sommer ahnungslos von Familien mit Kindern zum Baden genutzt“, berichtete der Satower Angelvereins-Vorsitzende Heinz Weiß. Es seien Dorf-Gewohnheiten aus früheren Jahren. „Nur auf unsere Bedenken hörte niemand.“ Und so habe seine Truppe das LAV-Recht als Anerkannter Naturschutzverband der BRD wahrgenommen und Eigeninitiative ergriffen, „damit endlich was geschieht...“

DIETRICH GRUNZIG

 

Vertreibt den Putzteufel aus dem Kinderzimmer

Frankfurter Rundschau, den 06.05.2003

Ohne Bakterien kein Leben. So kann man kurz die wichtigste Funktion unserer Haut- und Darmbakterien zusammenfassen. Bis zu 10 000 Bakterien pro Quadratzentimeter Haut schützen uns vor bösen Keimen von außen. Ohne Darmbakterien würden wir an Durchfallerkrankungen zu Grunde gehen, denn die Darmflora hilft nicht nur bei der Verdauung, sondern schützt uns auch vor Bakterien in der Nahrung, die Durchfallerkrankungen verursachen können. Jeder, der schon einmal Antibiotika eingenommen hat, weiß, dass Durchfall eine Nebenwirkung ist, denn ausnahmslos alle Antibiotika schädigen auch die Darmflora. Schädigung der natürlichen Darmkeime führt zu Durchfall.

Was hat das mit Putzen zu tun? Wir brauchen nicht nur eine normale Haut- und Darmflora, sondern auch eine normale Umgebungsflora, denn sie hilft in den ersten Lebensjahren, unser Immunsystem aufzubauen und später ständig zu trainieren. Kinder, die keimfrei aufgezogen werden, haben später häufiger Infektionen. Bauernkinder, die viel Zeit im Stall verbringen, bekommen im höheren Lebensalter seltener Allergien und Asthma. Der Putzteufel hat also vor allem im Kinderzimmer nichts verloren.

Genau das aber suggeriert die Werbung für antibakterielle Putzmittel, die nicht nur porentief rein, sondern auch gegen die bösen Bakterien wirken sollen. Mittlerweile gibt es ja nicht nur antibakterielle Putzmittel, Waschpulver, Spülmittel, Hygieneweichspüler, sondern auch antibakterielle Kleidung, Telefone, Kühlschränke, ja sogar den antibakteriellen Fußboden. Nichts davon ist aus hygienischen Gründen notwendig.

Die Werbung für antibakterielle Produkte und insbesondere antibakterielle Haushaltsputz-, -spül- oder -waschmittel ist gezielte Volksverdummung, denn normales Putzen und Waschen entfernen genügend Bakterien, vor allem diejenigen, die uns krank machen können. Vor allem aber verschweigt die Werbung, dass 99,9999 Prozent aller Bakterien im Haushalt harmlos sind. Sie verschweigt auch, dass die antibakteriellen Zusatzstoffe nur gegen eine sehr begrenzte Anzahl von krank machenden Bakterien überhaupt wirken, dass sie unsere normale Haut- und Darmflora schädigen, Allergien verursachen und zusätzlich noch umweltschädlich sind.

Alle Putzmittel gelangen letztendlich ins Abwasser, und wenn sie zusätzlich antibakteriell sind, töten sie die Abwasserbakterien, die wir dringend für die biologische Abwasserreinigung benötigen. Biologischer Abbau des Drecks, den wir dem Abwasser überlassen, ist im Wesentlichen Bakterienleistung. Die nützlichen Abwasserbakterien haben schon genügend zu tun, um die Tausende von Tonnen Reinigungs- und Waschmittel abzubauen, die ins Abwasser gelangen. Die deutsche Hausfrau ist nämlich eine kleine chemische Fabrik. Sie schüttet jährlich rund 29 000 Tonnen Scheuermittel, 78 000 Tonnen Allzweckreiniger, 174 000 Tonnen Weichspüler, 665 000 Tonnen Waschmittel, 115 000 Tonnen Handspülmittel, 68 000 Tonnen Reiniger und Klarspüler und dann noch 20 000 Tonnen Sanitärreiniger ins Abwasser.

Als Hygieniker und Umweltmediziner gebe ich Ihnen folgenden Rat: Alles Putzen ist natürlich nicht ungesund, sondern nur übertriebenes Putzen mit antibakteriellen Stoffen. Hören Sie mit dem Frühjahrsputz auf, er ist eine mystische Handlung. Nach dem Frühjahrsputz wird es im Übrigen genauso schnell wieder schmutzig wie bei jedem anderen Putzen auch. Verwenden Sie nur umweltfreundliche, vor allem chlorfreie Reiniger ohne jeden antibakteriellen Zusatz. In der Regel genügen drei Mittel: ein umweltfreundlicher Reiniger für Flächen und Fußböden, ein umweltfreundliches Spülmittel und ein Scheuerpulver für den gröberen Schmutz. Von Franz Daschner

 

Tröpfchenweise den Wassermassen auf der Spur

Kieler Nachrichten, den 05.05.03 

Das Unwetter "Claudia" hat nicht nur den Schilkseern am 18. Juli 2002 richtig Ärger gemacht. Auf dem Ostufer schüttete das heftige Regentief in zehn Stunden statt neun sogar 14 Wassereimer à zehn Liter pro Quadratmeter aus. Der durchschnittliche Jahresniederschlag liegt bei 75 Eimern pro Quadratmeter. Dass solche Ereignisse genau erfasst werden können, liegt an dem neuen Kieler Messnetz. Jeder Regenschauer hinterlässt in dem neuen EDV gestützten System sofort seine Spuren. "Wir können sehen, welcher Stadtteil besonders betroffen ist und welche Auswirkungen das hat", sagt Gerhard Bebendorf, Technischer Leiter der Stadtentwässerung. Um die Regenmengen aber genau bemessen zu können, wurden im Stadtgebiet zu den vier alten mechanisch betriebenen Messgeräten zwölf neue aufgestellt. Bei denen gelangt das Wasser über einen Trichter auf eine Wippe, an der ein Magnet sitzt. Bei 0,1 Millimeter Niederschlag (das entspricht zwei Millilitern) kippt die Wippe und löst einen elektrischen Impuls aus, der an den Computer weitergeleitet wird. So konnten die Spuren des Gewitters vom 9. Juli 2002 genau verfolgt werden. Auf einer Linie von Mettenhof nach Hammer zog es in Richtung Innenstadt über den Nord-Ostsee-Kanal und ließ in den Bereichen pro Quadratmeter in zwei Stunden 40 Liter Wasser zurück. Diese Daten werden für Nachrechnungen genutzt, um die 20 Jahre alten Generalpläne für das Schmutz- und Regenwasser zu aktualisieren. Denn in dieser Zeit hat sich viel am Netz verändert. Zum Beispiel sei der Wasserverbrauch in den letzten fünf Jahren um 15 Prozent zurück gegangen. "Dadurch fließt das Wasser langsamer und bleibt länger in den Kanälen, was zu Geruchsproblemen innerhalb des Netzes führen kann", so Bebendorf. Das andere Extrem sind starke Güsse. Dann fließt über die Schächte auf den Straßen und Plätzen Fremdwasser (Regenwasser) in die wesentlich kleineren Schmutzwasserkanäle, was Überlastungen und Kosten verursachen kann. Denn so muss auch das Regenwasser transportiert, gepumpt und schließlich im Klärwerk Bülk behandelt werden. Dieses ist pro Tag für maximal 120000 Kubikmeter Wasser berechnet (im Durchschnitt fallen 60000 an). Als "Claudia" dem Kanalsystem eine Rekordmenge bescherte, konnten sogar 140000 Kubikmeter Abwasser behandelt werden, der Rest, etwa 40000 Kubikmeter, wurde beim Pumpwerk Wik in den Tirpitzhafen und beim Klärwerk Bülk über wasserrechtlich genehmigte Notüberläufe in die Ostsee eingeleitet. Um auch einen genauen Überblick über die Mengen in den Schmutzwasserkanälen zu haben, werden dort in nächster Zeit 40 Messvorrichtungen installiert. "Durch das neue System erfassen wir Problembereiche, in denen Sanierungsbedarf besteht und können erkennen, ob geplante Baugebiete noch zu verkraften sind." Mit der Mengenerfassung in den Kanälen und Ergebnissen der Regenmesser wird am Computer eine realistische Belastung des Kanalnetzes simuliert, was künftige Planungen erleichtert. Außerdem lassen sich die Bereiche erkennen, die durch Fremdwasser besonders belastet sind. Besonders davon betroffen war aber vor allem der Stadtteil Schilksee, wo einige Keller und Straßen unter Wasser standen. "Bei solch extremen Schauern sieht man dort deutlich die Folgen, allein schon wegen der ungünstigen Gegebenheiten", sagt Bebendorf. Das Gefälle der Kanäle sei in Schilksee gering. Hinzu käme die weite Strecke, die das Wasser darin zurücklegen müsse. Denn es kann wegen des vorgelagerten Olympiazentrums nicht auf direktem Weg abfließen, sondern müsse um den Gebäudekomplex herum geführt werden. Und die Bausünden vor allem in der Bungalowsiedlung erschwerten die Wasserentsorgung zusätzlich. Eine Herausforderung für die Stadtentwässerer, die derzeit noch über verschiedene Möglichkeiten für ein Sanierungskonzept brüten. Aber auch die Hausbesitzer seien hier gefordert, so Bebendorf, "denn für marode Grundstücksleitungen und andere Unzulänglichkeiten sind sie selbst verantwortlich".

Fischbach droht zu versumpfen

Der Bote, den 05.05.2003 

Fischbach droht die Versumpfung“ fürchtet Hans-Christoph Buyken vom Bürgerverein Nürnberg Süd-Ost. Seit längerem wird in dem Nürnberger Stadtteil ein deutlicher Anstieg des Grundwassers registriert, der für volle Keller und langfristig für Bauschäden und Gesundheitsschäden sorgt. Jetzt haben sich betroffene Bürger an den Petitionsausschuss des bayerischen Landtages gewandt.

Seit der Erneuerung des Schmutzwasserkanals im Ortsteil Fischbach und der Verpressung des alten Kanals, einer Baumaßnahme, die über 50 Millionen Mark gekostet hat, klagt eine große Anzahl von Bewohnern über „nasse Keller“. Auch Häuser, die über Jahrzehnte nie Probleme dieser Art hatten, sind betroffen.

„Ein Zusammenhang mit den extremen Niederschlägen des letzten Sommers (2002) ist nicht gegeben, da die Probleme in Fischbach 1998 nach Fertigstellung der ersten Teilabschnitte des neuen Kanals begannen und im Jahre 2000 — weit bevor Klagen zu dieser Thematik aus anderen Städten und Landkreisen kamen — ihren Höhepunkt nahmen“, schreibt Buyken an den Petitionsausschuss. Vielmehr liege die Vermutung nahe, dass verschiedene Maßnahmen der Stadt Nürnberg, wie Kanalbau oder Regenwasserversickerung, unkoordiniert und unabgestimmt durchgeführt wurden und ab 1998 einen Grundwasseranstieg verursachten.

Zum Hintergrund und besseren Verständnis der Situation ein kurzer Rückblick: Die einst eigenständige Gemeinde Fischbach hatte ab Mitte der 50er Jahre das Abwasser durch eine Trennkanalisation (Regen- und Schmutzwasser über jeweils getrennte Systeme) entsorgt. Der so genannte „alte Kanal“ hatte von Beginn an verschiedene undichte Stellen. Bauliche Mängel, Überalterung und andere Einflüsse waren die Ursachen der zunehmenden Drainagewirkung. Der Grundwasserspiegel wurde in Fischbach durch die Drainagewirkung des „alten Kanals“ über Jahrzehnte „künstlich“ auf einem abgesenkten Niveau gehalten. Kenntnis davon hatte die Stadt Nürnberg seit Jahren schon, unterließ es aber, Architekten und Bauherren auf diesen Zustand hinzuweisen, kritisiert der Bürgerverein.

Im Rahmen der Gebietsreform wurde Fischbach Anfang der 70er Jahre der Stadt Nürnberg eingemeindet. Die Stadt wurde Betreiber der Kanalisation und betrieb den alten Kanal über nahezu 45 Jahre in der Zuständigkeit des Stadtentwässerungsbetriebes. Über den Zustand des „alten Kanals“ machte sich der Stadtentwässerungsbetrieb kundig. Die Stadt Nürnberg (Baureferat und Stadtentwässerungsbetrieb) gab in den 80er Jahren den Auftrag, einen neuen Kanal zu planen. Hintergrund waren gesetzliche Verpflichtungen, den hohen Fremdwasseranteil zu reduzieren, aber auch das Bestreben, die Kanalkapazität zu erhöhen, um neue Baugebiete ausweisen zu können.

Bereits in der Planungsphase Anfang der 90er Jahre war die Stadt Nürnberg von dem planenden Ingenieurbüro darauf aufmerksam gemacht worden, dass der neue Kanal wegen seiner Dichtigkeit einen Grundwasseranstieg verursachen würde, erfuhr der Bürgerverein kürzlich. Die Stadt Nürnberg habe diese Aussage nur ungenügend bewertet und keine Entscheidungen getroffen, die einen Anstieg des Grundwassers nach Fertigstellung des neuen Kanals verhindern sollten.

„Der Baureferent sowie der Stadtentwässerungsbetrieb unterließen gutachterliche Untersuchungen beziehungsweise Berechnungen und unterließen auch die Information beziehungsweise die Zusammenarbeit mit anderen städtischen Dienststellen“, so der Vorwurf Buykens. Andere Dienststellen der Stadt Nürnberg (Baureferat, Umweltreferat) hätten ebenso wie der Stadtentwässerungsbetrieb unabhängig voneinander und ohne übergeordnete Koordination Entscheidungen getroffen, ohne diese mit den oben genannten Dienststellen abzustimmen und ohne zum Beispiel ein Gutachten beziehungsweise Vorausberechnungen bezüglich der Grundwasserentwicklung anzustrengen.

Die Bauordnungsbehörde verordnete den Bauplanern und Architekten, zum Beispiel auch für den Bereich des Ortsteils Fischbach, Anfang der 90er Jahre die Abkehr von der historischen Bauweise („halber Keller heraus“), die in Fischbach wegen hoher Grundwasserstände in der Historie und zu Zeiten noch vor Betrieb des alten Kanals üblich waren. Das Ergebnis war „das Hereindrücken“ der Häuser in den Boden (Erdgeschoss-Höhe = eine Eingangsstufe).

Eine weitere Entscheidung, die mit verursachend für das derzeitige Grundwasserproblem ist, wurde in der Verantwortung des Umweltreferates getroffen. Im Stadtgebiet von Nürnberg wurde die Regenwasserversickerung geplant, den politischen Entscheidungsgremien vorgelegt und beschlossen. Bauherren wurde die Regenwasserversickerung zur Auflage im Baubescheid gemacht. Diese Maßnahme wurde für das gesamte Stadtgebiet Nürnberg getroffen. Einzelne Ortsteile, wie Fischbach mit seiner historischen Problematik, wurden nicht gesondert betrachtet, kritisiert der Bürgerverein in dem Schreiben an den Petitionsausschuss.

Planer und Architekten wurden und werden selbst heute noch nicht von Dienststellen, wie in anderen Kommunen üblich, davon informiert, wie die Grundwassersituation ist. „Planer und Architekten planten und bauten Bauvorhaben in Fischbach und nahmen den Ist-Zustand (über Jahrzehnte künstlich abgesenkter Grundwasserspiegel durch undichten Kanal) als Planungsgrundlage“, heißt es weiter. Dass es nach Kanalneubau durch den neuen, dichten Kanal Jahre beziehungsweise Jahrzehnte später zu einem extremen Anstieg des Grundwasserspiegels kommen würde, konnten diese — ohne Hinweis der Stadt Nürnberg — nicht voraussehen.

Diese oben geschilderten, unabhängig voneinander getroffenen und unkoordinierten Maßnahmen und Entscheidungen verschiedener städtischer Ämter und Abteilungen führten zu einer Verschärfung des Grundwasserproblems. Mit Fortschreiten des Baus und Fertigstellung des neuen Kanals von 1998 bis 2001 traten Beschwerden entlang der Kanalbautrasse über Vernässungen in den Kellern der Anlieger auf, die die Stadt Nürnberg bisher zurückwies.

Die Stadt Nürnberg sei zudem nicht bereit, Überlegungen anzustrengen, wie den Ursachen des Grundwasseranstiegs künftig begegnet werden könne. Einziger Lösungsvorschlag der Stadt Nürnberg: Sie genehmigt die Einleitung von Grundwasser gegen eine Gebühr, die für viele Bürger eine extreme Kostenbelastung bedeuten würde.

Die vom Bürgerverein gewünschte übergreifende Bearbeitung der Thematik durch Wasserwirtschaft, Forst, Landkreis Nürnberger Land und Stadt Nürnberg scheine die Stadt nicht zu wollen und sei bis heute nicht erfolgt.

Einseitige Beratung

Hauptverantwortlicher der Misere ist nach Ansicht des Bürgervereins der Stadtentwässerungsbetrieb der Stadt Nürnberg. Er habe eine übergeordnete, referatsübergreifende Bearbeitung der Problematik nicht durchgeführt, weise generell Fehler jeglicher Art von sich und berate die Gremien, den Umweltreferenten und den Oberbürgermeister nur sehr einseitig und unvollständig.

„Mit anhaltender Vernässung der Gebäude nehmen die Bauschäden laufend zu. Das Risiko gesundheitlicher Schäden, zum Beispiel durch Schimmelpilzbildung, steigt dramatisch“, beschreibt Buyken die Lage. Der Bürgerverein Nürnberg Süd-Ost bittet den Petitionsausschuss des bayerischen Landtages deshalb um Unterstützung, da die Stadt Nürnberg nicht bemüht sei, das Problem zu lösen.

 

 
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