April 2004

Wasser-/Abwassernachrichten

(News-Archiv)

Weniger Arbeit für Umweltspezialisten

vistaverde 30.4.2004

Die Chancen für Umweltspezialisten auf dem Arbeitsmarkt haben sich deutlich verschlechtert.

(vv) - Mit rund 1,5 Millionen Beschäftigten ist der Arbeitsmarkt Umweltschutz einer der dynamischsten in Deutschland und er wächst weiter. Dennoch: Zwischen 2001 und 2003 nahm die Nachfrage nach Umweltspezialisten deutlich ab, stellten die Arbeitsmarkt-Experten des Wissenschaftsladen Bonn nun in einer Auswertung fest.

"Die Zahl der Stelleninserate in den Printmedien, in denen nach Umweltexperten gesucht wird, hat sich von 2001 auf 2003 praktisch halbiert.", sagt Norbert Steinhaus, Arbeitsmarkt-Experte im Wissenschaftsladen Bonn. Der Wissenschaftsladen wertet wöchentlich rund 90 Tages- und Wochenzeitungen sowie Fachpublikationen auf Stellenangebote im Bereich Umwelt und Naturwissenschaften aus und stellt sie in einem Informationsdienst für Arbeitsuchende zusammen.

Rund 4.200 Stellenangebote für Umweltexperten erfassten die Experten im Jahr 2003. Zwei Jahre vorher waren es noch über 8.200. Die Zahl der Stelleninserate, so Steinhaus, sei damit 2003 noch hinter das Niveau von 1997 zurückgefallen. Steinhaus: "Wegen der schlechten allgemeinen Wirtschaftskonjunktur hat der Arbeitsmarkt für Umweltspezialisten in den letzten Jahren deutlich an Dynamik verloren."

Zwar seien in den letzten Jahren mehr Firmen dazu übergegangen, Mitarbeiter verstärkt übers Internet zu suchen. Doch das erkläre den deutlichen Rückgang der Stellenanzeigen nur zu einem geringen Teil, habe die Auswertung von Internetportalen ergeben.

Die größten Verlierer 2003: Planer und Verwaltungsleute

Vor allem die Nachfrage nach Planern und Verwaltungsangestellten im Umweltbereich ließ 2003 gegenüber 2002 stark nach. Die Stellenausschreibungen gingen um rund 85 Prozent zurück. Die Experten vermuten als eine der Ursachen: Die Kommunen stellten wegen knapper Kassen weit weniger Stadt- und Landschaftsplaner ein als zuvor.

Am häufigsten gesucht: Techniker und Ingenieure im Abfallbereich

Maschinenbauer und Elektroingenieure sind die Qualifikationen, die auch weiterhin am häufigsten am Umwelt-Arbeitsmarkt gesucht werden. Jedes vierte der insgesamt rund 4.200 Stellenangebote stammt von Unternehmen aus dem Bereich Abfall, Altlasten, Wasser und Abwasser.

Fachübergreifende Qualifikation gefragter als reines Spezialistentum

"Auffällig ist, dass Unternehmen verstärkt Anzeigen schalten, in denen sie keine spezifischen Angaben zur geforderten Qualifikation machen", sagt Steinhaus. Vielmehr würden offenbar Fachkräfte gesucht, die flexibel einsetzbar seien, über die Fachgrenzen hinaus blickten. "Mittelständische Unternehmen leisten sich oft keinen ausgebildeten Umweltjuristen, sondern suchen einen Umweltingenieur, der auch anfallende juristische und kaufmännische Aufgaben mitbearbeitet."

Auswertung Arbeitsmarkt Erneuerbare Energien

Eine Untersuchung über mögliche Engpässe am Arbeitsmarkt Erneuerbare Energien ergab: Den höchsten Stellenbedarf meldeten Unternehmen der Photovoltaik und der Windenergie. Auch die Unternehmen dieser Branchen setzen auf breite Qualifikation ihrer Fachkräfte.

Mehr als 2300 Stellenangebote aus den vergangenen Jahren wertete der Wissenschaftsladen Bonn im Vorfeld einer Job- und Bildungsmesse Erneuerbare Energien am 2. und 3. Juni in Bonn aus. Eines der zentralen Ergebnisse sei, dass eine ingenieurwissenschaftliche Ausbildung allein heute kaum noch ausreiche, um einen Job zu bekommen. Kaufmännische Erfahrungen, handwerkliche Fähigkeiten und vor allem Soft Skills verlangten die Unternehmen. Dazu zählten in erster Linie Berufserfah-rung, Teamfähigkeit und – bei steigendem Exportgeschäft – Fremdsprachenkenntnisse.

 

Neue Impulse für die Modernisierung der Wasserwirtschaft

Pressemitteilung Institut für sozial-ökologische Forschung ISOE, 29.04.2004

Die Potenziale des Benchmarking als Instrument zur Reformierung der Wasserwirtschaft sind noch nicht ausgeschöpft. Zu diesem Ergebnis kamen gestern Vertreter aus Unternehmen, Kommunen, Verbänden und des Umweltschutzes sowie Unternehmensberater und Wissenschaftler im Rahmen des Symposiums "Benchmarking - Konzepte in der Wasserwirtschaft" in Frankfurt am Main.

Die vom Bundestag beschlossene Modernisierungsstrategie für die deutsche Wasserwirtschaft sieht Benchmarking als ein zentrales Element vor. Doch besteht offensichtlich noch keine Einigkeit darüber, in welcher Form das Benchmarking sinnvoll einsetzbar ist. "Mit der Veranstaltung wollen wir der politischen Debatte neue Argumente liefern und dadurch der Diskussion um die Zukunft der Wasserwirtschaft neue Impulse geben", betonten die Tagungsleiter Thomas Kluge vom Institut für sozial-ökologische Forschung und Ulrich Scheele von der Arbeitsgruppe für regionale Struktur- und Umweltforschung.

Während Verbands- und Unternehmensvertreter an der Forderung nach einem freiwilligen und vertraulichen Benchmarking festhielten, wurde von der wissenschaftlichen Seite die Öffnung nach außen eingefordert. Aufgrund der staatlich geschützten Gebietsmonopole der Wasserversorgung sollte sich der Anspruch der Öffentlichkeit auf Transparenz der Kosten ergeben. Darüber hinaus "müssen soziale und ökologische Belange bei der Versorgung mit Wasser - und damit auch im Benchmarking - Berücksichtigung finden.", sagte Thomas Kluge. Die Ergebnisse des Instituts für sozial-ökologische Forschung zeigen, dass durch Benchmarking dann nicht nur ökonomische, sondern auch ökologische und soziale Risiken erkannt und minimiert werden können. Darauf aufbauend koennen Unternehmen betriebliche Anpassungsstrategien entwickeln und ihre Wettbewerbsfähigkeit sichern.

Die Unterschiedlichkeit der auf der Tagung vertretenen Positionen macht deutlich: Wenn Benchmarking ein wesentlicher Teil der Modernisierungs-Strategie in der Wasserwirtschaft sein soll, muss eine Einigkeit über die Zielsetzungen ausgehandelt werden, bevor die Diskussion über das Instrument Benchmarking sinnvoll geführt werden kann. Insbesondere die Kommunen müssen sich in diesen Prozess einbringen, um ihren politischen Auftrag gegenüber dem Buerger und als Träger der Wasserversorgung gerecht zu werden.

Die bislang wenig beachteten Benchmarking-Konzepte aus Schweden und Frankreich bestätigen, dass die Position von Kommunen durch das Benchmarking gestärkt und nur über Transparenz Spielräume zur langfristigen Gestaltung von Versorgungssystemen hergestellt werden. Die dort gemachten Erfahrungen können der Wasserwirtschaft in Deutschland neue Impulse geben, wenn es darum geht, den Reformprozess mit Inhalten zu füllen. Die Veranstalter betonten, dass auch die Kommunen dabei eine aktive Rolle übernehmen müssen. Die Voraussetzungen hierfür sind nur über Transparenz und freien Informationsfluss herzustellen.

Ein Resultat der Tagung war: Benchmarking ist ein geeignetes - aber in der Fläche kaum genutztes - Instrument für anstehende Reformen in der Wasserwirtschaft.

Die Tagungsbeiträge werden in einer Dokumentation veröffentlicht, die im Juni 2004 erscheint. Sie kann über das Institut für sozial-ökologische Forschung bezogen werden.

Das Symposium fand am 28. April 2004 in Frankfurt am Main statt und wurde vom Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE), Frankfurt/Main, und der Arbeitsgruppe für regionale Struktur- und Umweltforschung (ARSU), Oldenburg, im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsverbundes netWorks "Sozial-ökologische Regulation netzgebundener Infrastruktursysteme am Beispiel Wasser" veranstaltet.

 

Kaum Fortschritte bei globaler Trinkwasser-Versorgung

Deutsche Welle 29.4.2004

Vier Jahre nach den feierlich verkündeten 'Millenniums- Zielen' der Vereinten Nationen hat sich die globale Versorgung mit Trinkwasser kaum gebessert. Wie Experten der UN-Kommission für nachhaltige Entwicklung in New York mitteilten, haben noch immer 1,1 Milliarden Menschen keinen Zugang zu gesichertem Trinkwasser. Dadurch sterben nach Angaben der Vereinten Nationen jährlich drei bis vier Millionen Menschen. - Beim UN-Millenniumsgipfel hatten sich die Teilnehmer unter anderem zum Ziel gesetzt, die Zahl der Menschen ohne gesicherte Trinkwasserversorgung bis 2015 zu halbieren.

 

Kampf dem Kalk

Pressemitteilung Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung (ISI), 28.04.2004

Eine Studie des Fraunhofer ISI zeigt: Die zentrale Enthärtung von Trinkwasser erspart den Verbrauchern Kosten, schont die Umwelt und erhöht den Komfort.

Kalkablagerungen sind der Feind jeder Kaffeemaschine - und des Geldbeutels: Hartes Wasser kostet Energie und erhöht den Verbrauch von Waschmitteln. Das Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung, Karlsruhe, hat errechnet, ob sich eine zentrale Enthärtung bei der Trinkwasseraufbereitung lohnt. Ergebnis: Den höheren Kosten beim Wasserversorger stehen Einsparungen beim Verbraucher gegenüber, die den zusätzlichen technischen Aufwand mehr als wett machen. Die Zusatzkosten betragen bei den gängigen Enthärtungsverfahren 20 Cent pro Kubikmeter bei einem Durchfluss von mehr als 10.000 Kubikmetern pro Tag, bei kleinen Anlagen sind es gut 30 Cent. Die Kosten werden über den Wasserpreis an die Verbraucher weitergegeben. Die profitieren von einem geringeren Waschmittel- und Energiebedarf und einer höheren Lebensdauer von Sanitärarmaturen. Die Studie, die gemeinsam mit dem Karlsruher Technologiezentrum Wasser (TZW) erstellt wurde, kommt auf Einsparungen von 50 bis 60 Cent pro Kubikmeter bei einem Trinkwasserbedarf von 50 Kubikmetern pro Person und Jahr, wobei der Komfortgewinn durch den geringeren Reinigungsaufwand noch gar nicht berücksichtigt ist. Auch die ökologische Bewertung ergab aufgrund geringerer Emissionen bei einem vergleichbaren Energieaufwand deutliche Vorteile für die Enthärtung. Um festzustellen, ob die Verbraucher einen Mehrpreis akzeptieren, hat das Fraunhofer ISI 500 Haushalte in Eichstetten am Kaiserstuhl befragt, wo das Wasser mit 25?dH besonders hart ist. 80 Prozent der Befragten wünschen sich weicheres Wasser, zwei Drittel würden auch dafür bezahlen. "Je unzufriedener die Verbraucher mit der Beschaffenheit des Wassers sind, umso größer die Zahlungsbereitschaft", hat Projektleiter Thomas Hillenbrand festgestellt. Die Studie wurde gefördert vom Innovationsfonds der badenova AG & Co. KG, Freiburg, dem Deutschen Kupferinstitut, Düsseldorf, und der Deutschen Vereinigung des Gas- und Wasserfachs. Sie ist unter dem Titel "Zentrale Enthärtung von Trinkwasser" als Buch erschienen und kann beim IRB Verlag Stuttgart (www.irb.fraunhofer.de ) bestellt werden. Eine Kurzfassung finden Sie unter www.isi.fhg.de/u/projekte/pdf/enthaert.pdf 

 

Giftigkeit des Abwasser durch Tests an Fischeiern prüfen

Umwelt/Gesetzentwurf

Bundestag 27.4.2004

Berlin: (hib/SAS) Die Giftigkeit des Abwassers soll künftig nicht mehr anhand von Fischen, sondern durch Tests an Fischeiern geprüft werden. Zugunsten dieser Bestimmung möchte die Bundesregierung das bestehende Abwasserabgabengesetz verändern und hat dazu einen Entwurf (15/2950) vorgelegt. Die Regierung betont, dass das neue Testverfahren im Einklang mit dem Tierschutzgesetz stehe und darüber hinaus die Abgabenbelastung insgesamt nicht erhöhe. Weiter wird darauf hingewiesen, dass in allen praktischen Untersuchungen, die in realen Abwasserproben den Fischtest mit dem Fischeitest verglichen hätten, bisher die selben Ansprechempfindlichkeiten festgestellt worden seien. Darüber hinaus seien allerdings die Ergebnisse des Fischeitestes mit Blick auf die Reproduzierbarkeit und statistische Sicherheit dem Fischtest um ein Vielfaches überlegen. Zum Stellenwert der Abwasserabgabe erläutert die Regierung, diese sei ein Instrument zur Verminderung der Gewässerbelastung durch schädliche Abwassereinleitung.

 

Queen Mary 2 mit Bioreaktor 

Weltgrößtes Passagierschiff fährt auch in geschützten Gewässern

Saint Maurice de Beynost (pte, 27. Apr 2004 15:05) - Der französische Spezialist für Membrantrennverfahren Rhodia Orelis http://www.orelis.com hat eine Kompakt-Kläranlage im Laderaum der "Queen Mary 2" installiert. Sie wird die tägliche Abwassermenge von 1.100 m3 des weltgrößten Passagierschiffs behandeln. Dank der externen Ultrafiltrationstechnoloige (PLEIADE) wird nach der Behandlung im Membran-Bioreaktor vollkommen sauberes Wasser ins Meer geleitet.

Durch eine modulare Bauweise eignet sich das System auch für die schwierigen Platzverhältnisse im unteren Schiffsbereich und kann geänderten Anforderungen leicht angepasst werden. Im Gegensatz zu "getauchten" Ultrafiltrations-Membranen können die in externen Kreisläufen angeordneten Membranen visuell kontrolliert werden und sind wie eine Pumpe oder ein Schiffsmotor leicht zugänglich. Die vollautomatisierte Ausführung erlaubt einen kontinuierlichen Betrieb während der gesamten Schiffsreise.

Mit der Ultrafiltrations-Membrantechnologie PLEIADE in Verbindung mit einer biologischen Behandlung können laut Rhodia Orelis deutlich höhere Klärleistungen erzielt werden. Hinsichtlich ihrer Kapazität ist die Anlage mit dem Klärwerk einer Stadt mit etwa 8.000 Einwohnern vergleichbar. Durch die neue Technologie kann das Schiff auch in geschützten Gewässern fahren. Dadurch wird die Queen Mary 2 zum ersten "ökologischen" Passagierschiff der Welt. (Ende)

 

Wasser - künstlich verteuertes Markenprodukt oder Allgemeingut?

Andrea Naica-Loebell 27.04.2004 
(vollständiger Bericht mit allen Links und Bildern bei Telepolis)

Multinationale Konzerne wollen in den Entwicklungsländer Kasse machen

Der Umwelt-"Nobelpreis" geht dieses Jahr an den Rechtsanwalt Rudolf Amenga-Etego aus Ghana, der erfolgreich gegen die Privatisierung des Wassers in seinem Heimatland kämpfte. Die Diskussion, ob das "Blaue Gold" unseres Planeten eine Handelsware sein soll, dauert an.

Vergangene Woche wurde in San Francisco der renommierte Goldman-Preis [1] verliehen, der auch als Nobelpreis für Umwelt bezeichnet wird und seit 1990 vergeben wird. Jeder Preisträger erhält 125 000 Dollar. Auch dieses Jahr bekamen ihn wieder Umweltaktivisten von allen Kontinenten, unter ihnen Rudolf Amenga-Etego, der die National Coalition Against Privatisation of Water [2] gegründet hat. Er versucht, den Ausverkauf der Wasserversorgung in Ghana an internationale Konzerne zu verhindern.

Dies ist ein Kampf David gegen Goliath, aber damit hat Amenga-Etego schon Erfahrung. In den frühen 80er-Jahren protestierte er gegen das Militärregime in seinem Heimatland und wurde dafür ins Gefängnis geworfen. Seit Ende der 90er-Jahre vertritt er als Anwalt arme Familien vor Gericht, die ihre Wasserrechnungen nicht bezahlen können. Zunehmend sah er, dass sich zu viele die ständig steigenden Preise für das lebensnotwendige Nass nicht mehr leisten konnten.

Protest-Transparent der "Ghana National Coalition Against Privatisation of Water"

2001 hatte die Regierung Ghanas auf Druck der Weltbank [3] und des Internationalen Währungsfonds [4] den Wasserpreis verdoppelt. Durch die Liberalisierung der Wasserversorgung sollte nach den Plänen der internationalen Geldgeber die Effektivität erhöht werden. Die Idee ist, dass eine bisher teure öffentliche Aufgabe entfällt und der hoch verschuldete Staat dadurch entlastet wird.

In dem westafrikanischen Land haben aber 70 Prozent der Bevölkerung keinen direkten Zugang zu sauberem Wasser. Die Folge sind weit verbreitete schwere Krankheiten wie Cholera, Typhus und Guinea-Wurm-Infektionen. Der Rest der Bevölkerung muss oft 10 bis 20 Prozent des Einkommens für das Trinkwasser aufwenden. Die Folge ist, dass die eigenen Kinder, speziell die Mädchen, nicht mehr zur Schule geschickt werden, um zu sparen.

Die Wasser-Geier kreisen schon

Die Privatisierung wird für weitere Preissteigerungen sorgen. Multinationale Konzerne wie Veolia [5] (früher Vivendi), Suez Lyonnaise [6] oder Thames-Water aus dem Hause RWE [7] stehen in den Startlöchern, um in das lukrative Geschäft einzusteigen.

Amenga-Etego will das Wasser nicht nur in staatlichen Händen belassen, er stellt sich vor, dass die Gemeinden vor Ort die Verteilung des Wassers an die Endkunden inklusive der Preisgestaltung übernehmen. Gegenüber dem Time-Magazine [8] erläuterte er:

"Das bedeutet, die Macht wieder in die Hände des Volkes zu legen. Wasser ist Leben und wenn die Leute Kontrolle über ihre eigenen Leben haben, werden sie dazu ermutigt, produktiver zu sein." Coalition Fights World Bank, IMF Privatization Scheme [9]

Durch die breite Basis-Bewegung der National Coalition Against Privatisation of Water sah sich die Regierung Ghanas vergangenes Jahr gezwungen, die Liberalisierungspläne erst mal auf Eis zu legen. Aber im Dezember 2004 finden Parlamentswahlen statt, die wieder alles ändern könnten. Die Weltbank möchte Ghana als Modell für die erfolgreiche Entstaatlichung des Wassersektors vorzeigen und startet eine große PR-Kampagne, um über alle Medien des westafrikanischen Landes dafür zu werben. Der Kampf hat gerade erst begonnen.

1,2 Milliarden Menschen haben weltweit keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Jährlich sterben rund 2,2 Millionen Menschen an den Folgen verschmutzten Wassers. Die Nachfrage nach sauberem "Blut des Planeten" steigt und Verteilungskonflikte sind zu erwarten. 1995 prophezeite Ismail Serageldin, der Vizepräsident der Weltbank: "Während es in den Kriegen dieses Jahrhunderts um Öl ging, wird man in den Kriegen des kommenden Jahrhunderts um Wasser kämpfen."

Geschäftemacherei würde zu noch mehr Todesfällen führen

Das Zeitalter der Wasserkriege ist angebrochen ( Der große Durst [10]), die ersten lokalen "Schlachten" hat es schon gegeben, vor allem im bolivanischen Cochabamba ( Globaler Kampf ums blaue Gold [11]), aber auch im indischen Perumatty ( Unthinkable, Undrinkable [12]) oder im brasilianischen Sao Lourenco (Wasser-Privatisierung in Brasilien und der 'Fall' Nestlé [13]).

Die Vereinten Nationen haben in ihrer Milleniumsdeklaration im Jahr 2000 beschlossen, den Anteil der Menschen ohne Zugang zu sauberem oder bezahlbarem Wasser bis 2015 zu halbieren und die Wasservorräte zu schützen. Es sieht aber nicht danach aus, dass dieses Ziel erreicht werden wird, die Krise verschärft sich eher noch ( Water Aid [14]). Wasser ist real eine immer knapper werdende Ressource und gerade deshalb ein Big Business ( Vorprogrammierter Nachdurst [15]). Große Profite werden vorausgesagt. Experten schätzen, dass international weltweit bereit 400 Milliarden Dollar jährlich erzielt werden. Monatliche Analysen halten den interessierten Anleger längst auf dem Laufenden ( Global Water Intelligence [16]). Viel Geld schimmert im klaren Trinkwasser und noch mal so viel in der trübe Brühe des Abwassers.

Wasser-Geld stinkt nicht?

Beim Anblick der Euphorie der Konzerne versteigern sich Umweltschützer schon mal zu dem Spruch, demnächst werde der Shareholder-Value sogar in der Küche und auf dem Klo regieren. "Wasser ist keine Ware, es ist ein Menschenrecht" sagen Aktivisten wie Rudolf Amenga-Etego, denn es ist eine Grundlage des Lebens. In Europa geben ihm die Politiker Recht, solange es um die Daseinsvorsorge der eigenen Bürger geht. In Deutschland sind die Pläne, die Trinkwasserversorgung zu privatisieren, vom Tisch. Sie bleibt in der Hand der Kommunen. In der Entwicklungshilfe, bzw. wirtschaftlichen Zusammenarbeit sehen die gleichen Politiker das aber etwas anders.

Wie das Politmagazin Monitor kürzlich berichtete ("Blaues Gold" - Krieg ums Trinkwasser [17]), bemüht sich die Europäische Union, in der die größten entsprechenden Firmen beheimatet sind, intensiv um die Privatisierung der Wassermärkte in den Entwicklungsländern. Maude Barlow vom Council of Canadians [18]) meinte dazu in der Sendung:

"Die Europäische Union forciert die Privatisierung des Wassers im Dienstleistungsabkommen GATS. Sie macht Druck, weil die großen drei Wasserkonzerne ja aus Europa kommen. Da sind Suez und Vivendi aus Frankreich und RWE aus Deutschland. Und diese drei kontrollieren den Großteil des privatisierten Wassers."

Die EU lehnt eine Liberalisierung des eigenen Marktes ab, hat aber unter der Hand mehr als 70 Länder dazu aufgefordert, ihre Wasserversorgung für Großkonzerne zu öffnen. Inzwischen hat die SPD-Bundestagsfraktion auf den Fernsehbericht reagiert und teilt der Presse mit, dass sie die Kritik an der Doppelmoral der EU berechtigt findet:

"Durch das GATS-Abkommen sollen den europäischen Versorgungsunternehmen die Wassermärkte in aller Welt erschlossen werden und das Gut Wasser zu einer gewinnbringenden und handelbaren Ware werden, gleichzeitig aber die heimischen Märkte vor den durch Liberalisierungen anderenorts auftretenden Folgeerscheinungen geschützt werden.(...) Es ist offensichtlich, dass Liberalisierung im Bereich Wasser eben nicht, wie bisher oft behauptet, Kapital für notwendige Investitionen sowie Instandhaltung mobilisiert und somit eine langfristige und sichere Versorgung gewährleistet. Vielmehr hat sich gezeigt, dass die als Betreiber auftretenden Großkonzerne überwiegend an kurzfristiger Gewinnabschöpfung interessiert waren und eine nachhaltige Wasserwirtschaft nicht im Vordergrund steht. (...) Wasser ist keine beliebige Handelsware wie Handys oder Popcorn, es ist Lebensgrundlage für Mensch und Natur. Zugang, Versorgungssicherheit und Qualität müssen durch demokratische Strukturen und Institutionen sichergestellt werden." Liberalisierung der Wassermärkte ist unakzeptabel: Wasser ist keine Ware [19]

Das klingt sehr schön, wer aber die Schriften des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung nachliest, wird erstaunt feststellen, dass dort ganz anderes schwarz auf weiß steht. Geringe Wasserpreise und Subventionen werden als Ursachen für die unzureichende Wasserversorgung in den Entwicklungsländern benannt, Wasserbewirtschaftung durch nationale Institutionen als ineffizient bezeichnet.

Die Bundesrepublik spricht sich im internationalen Bereich nicht gegen eine Liberalisierung aus. Ganz im Gegenteil ist die Rede von Förderung der "Partnerschaften zwischen Privatwirtschaft und Staaten" und es wird betont, dass ein verstärktes internationales Engagement der deutschen Wasserwirtschaft "erwünscht und vorteilhaft" wäre, um den Entwicklungsländern "das Fach- und Managementwissen verfügbar zu machen". ("Wasser - Konflikte lösen, Zukunft gestalten" und "Wasser - Antworten auf die globale Krise" online zu bestellen [20])

Es ist ja auch ein sehr lohnendes Geschäft, denn Mittel für Investitionen bekommen die Firmen großzügig von der Weltbank. Und wenn doch etwas schief geht, weil die Bevölkerung zu aufmüpfig ist oder Preiserhöhungen politisch unmöglich sind, kann man ja dann bei den Ländern immer noch die entgangenen Gewinne einklagen ("Öffentliche Hilfsgelder für die Privatisierung der Wasserversorgung?" [21] und "Philippinen: Wasserversorgung teuer erkauft" [22]).

Links siehe: http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/co/17280/1.html

 

Verantwortung für die Schwächeren

Pressemitteilung Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V., 26.04.2004

Umweltschutz und Chemikaliensicherheit in den Entwicklungsländern - eine gemeinschaftliche Aufgabe

Ein chemisch-soziales Servicekorps aus Wissenschaftlern könnte helfen, das Verständnis der Industrienationen für die Probleme der Entwicklungsländer beim Umgang mit Chemikalien und bei der Suche nach angepassten Umweltschutzmassnahmen zu verbessern - so lautet ein unkonventioneller Vorschlag, den Carl Djerassi in einem Essay in der Angewandten Chemie unterbreitet. Djerassi, Chemiker und bekannt als ein "Vater der Antibabypille", ist nicht nur Wissenschaftler und Unternehmer, er hat sich auch einen Namen als Schriftsteller, Kunstmäzen und Kosmopolit gemacht. Djerassis Manifest basiert auf der Eröffnungsrede, die er im November 2003 vor dem "International Forum on Chemical Safety" in Bangkok hielt, einem alle drei Jahre unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen stattfindenden Forum. "Die Angst vor Chemikalien hat ihre Ursache zum guten Teil im fehlenden chemischen Wissen," sagt Djerassi. "In unterentwickelten Ländern weiß die Bevölkerung dazu oft nicht einmal, in welchem Ausmaß und auf welche Weise sie Chemikalien ausgesetzt ist." Auch wenn letztlich die finanzielle und technische Hilfe der Industrienationen nötig sei, so müsse doch die Entscheidungshoheit in der Verantwortlichkeit des jeweiligen Landes bleiben. Partnerschaftliches Handeln sei gefordert, um es den Menschen in armen Ländern zu erleichtern, bei derartigen Entscheidungen als Gleichberechtigte aufzutreten. Djerassi regt dazu eine Partnerschaft auf der Ebene der Wissenschaftler an: Die chemischen Gesellschaften der Industrieländer (wie die Gesellschaft Deutscher Chemiker) sollten einen Lenkungsausschuss gründen. Dieser solle an den Universitäten der Industrieländer Interesse für Projekte wecken, die sich mit neuen Ansätzen zur Dekontamination und, vielleicht noch wichtiger, ausgefeilten, aber einfachen Methoden zum Nachweis von Kontaminationen, etwa des Trinkwassers, befassen, die auch von Laien angewendet werden können. Diese Forschungsrichtung genieße bisher kein besonderes Ansehen an den Eliteuniversitäten der Industrieländer und zähle kaum zum Ausbildungsstoff. Auch in Bangkok seien auffälligerweise fast keine Chemiker aus Universitäten oder von nationalen chemischen Gesellschaften vertreten gewesen. Des weiteren solle das Konsortium von chemischen Gesellschaften ein "chemisch-soziales Servicekorps" schaffen. "Ich stelle mir vor," so Djerassi, "dass Doktoranden und Postdoktoranden aus den Industrieländern im Gastland zusammen mit dortigen Kollegen an Projekten arbeiten, die mit dem Nachweis von Chemikalien und der Sanierung vor Ort zu tun haben." Durch die Personalfluktuation werde eine große Zahl an jungen Wissenschaftlern mit den Problemen vertraut. Die Kooperation wäre zudem nichtstaatlich und multilateral und vermeide so das politische Stigma bilateraler Hilfe.

 

UNESCO kritisiert deutsche Wasserqualität

Die UNESCO hat in diesem Jahr erstmals ihren Wasserentwicklungsbericht (World Water Development Report) veröffentlicht. Zum Bericht gehören mehrere weltweite Rankings, u.a. zur Wasserqualität. In diesem Bereich wird Deutschland nur auf Platz 57 von 122 aufgeführt, weit hinter beispielsweise Russland (Platz 7) oder Bangladesh (Platz 40).

26.04.2004 Umwelt Dialog

Paris/Bremen (UD) - Der rund 600 Seiten umfassende Bericht, an dessen Erstellung 23 UN-Organisationen beteiligt waren, ist Teil des Programms zur weltweiten Bewertung des Wassers (World Water Assessment Programmes/WWAP). In Bonn diskutierten Vertreter von Bund, Ländern, der Wasserwirtschaft und der Verbände mit Vertretern der UNESCO über die Grundlage und Aufbereitung der Daten. Ziel ist es, durch künftige deutsche Mitwirkung zu gewährleisten, dass der bereits begonnene zweite Weltwasserbericht der UNESCO auf abgesicherten und realistischen Daten beruht.

Das Bundesumweltministerium hat Zweifel an den Aussagen der UNESCO zum Zustand der deutschen Wasserqualität geäußert. Die UN-Institution hatte ihren Bericht erstellt, ohne sich bei der Datenauswahl vorher mit deutschen Stellen abzustimmen. Dadurch werde ein völlig verzerrtes Bild der deutschen Wasserqualität gezeichnet. Die UNESCO als Koordinatorin des Berichts müsse vielmehr transparente Verfahren sowie belastbare Ergebnisse sicherstellen.

Wie sauber ist unser Wasser? Eine neue Online-Plattform gibt Auskunft

Das Institut für Umweltverfahrenstechnik (IUV) der Universität Bremen betreibt die umfangreichste deutschsprachige Internetplattform im Bereich Wasser/Abwasser. Jetzt öffnet ein weiteres Element die Pforten: "Wasser-Wissen International". In einer sehr umfangreichen Linkliste werden Informationen zur Wasserwirtschaft in den verschiedenen Ländern der Welt vorgestellt. Weitergehende spezialisierte Anfragen zum Thema sowie die Ermittlung von Ökonomischen Optimierungsansätzen für Betriebe hinsichtlich Nachhaltigkeit behandelt das IUV im Rahmen von Studien und Forschungskooperationen.

Für Industrieunternehmen gibt es die Möglichkeit am Erfolg von Wasser-Wissen durch ein geeignetes Marketing teilzunehmen und das auch für die Zukunft vielversprechende Projekt zu unterstützen. Zahlreiche überregionale Unternehmen wie zum Beispiel Ciba, Degussa und Deluwa nutzen das IUV-Angebot bereits. Auch regionale Firmen erkennen den für das eigene Marketing erfolgversprechenden Charakter. Dazu Institutsleiter Professor Norbert Raebiger: "Ein Dutzend Sponsoren sind sicherlich erst der Anfang. Die Universität muss neue Wege zur eigenen Finanzierung gehen, und dazu gehört auch das Wissensmarketing. Wir wollen auch zukünftig das Wissen allen Teilnehmern zur Verfügung stellen und rechnen mit der für alle Beteiligten lukrativen Beteiligung der Industrie". Das Projekt lässt sich unter der Internetadresse www.wasser-wissen.de verfolgen.

 

Trinkwasser für die 3. Welt

24.04.2004 - (idw) Fachhochschule Südwestfalen

Fachhochschule Südwestfalen erhält Forschungsgelder vom Bundesforschungsministerium

Forschen gemeinsam für die Trinkwassergewinnung in der 3. Welt: (v.l.) Michael Licht, FH, Bernd Seybold von der Fa. Seybold, Projektleiter Prof. Dr. Dieter Ihrig, Rektor Prof. Dr. Michael Teusner, Martin Poschmann, FH und Markus Zier, FH Das Problem ist nicht neu und Lösungsversuche gibt es genug. Es geht um die Trinkwassergewinnung in den großen Trockengebieten dieser Erde. Viele dieser Projekte sind bislang an den finanziellen und personellen Möglichkeiten der betroffenen Länder gescheitert, ein flächendeckender Erfolg bei der Trinkwassergewinnung steht noch aus.

Das könnte sich demnächst ändern. Denn unter der Leitung von Prof. Dr. Dieter Ihrig vom Fachbereich Informatik und Naturwissenschaften der Fachhochschule Südwestfalen in Iserlohn arbeitet zurzeit ein internationales und interdisziplinäres Team an einer anwendungsbezogenen und praktikablen Möglichkeit der Trinkwassergewinnung. Finanziell unterstützt wird das Projekt vom Bundesforschungsministerium in Berlin.

Zum Hintergrund: Wasser ist das wichtigste Lebensmittel des Menschen, ohne das er nicht überleben kann. Mindestens ein halber Liter wird täglich benötigt, mit 2 Litern pro Tag erleidet man keinen Durst. Diese Wassermenge kann auch in sehr trockenen Gebieten noch der Luft entzogen werden, vorausgesetzt es stehen ausreichend Kühlmöglichkeiten und Energie zur Verfügung. Genau hier setzt das Forschungsprojekt an: Die notwendige Kälte soll nachts durch Strahlungsaus-tausch mit der oberen Atmosphäre gewonnen, zwischengespeichert und dann morgens mit Sonnenaufgang für die Wassergewinnung genutzt werden. Auch diese Idee ist nicht neu und bereits patentiert. Was fehlt, sind jedoch geeignete Realisierungsmöglichkeiten. An der FH werden daher Geräte entwickelt, die ohne elektronische Regelung auskommen und ohne Fachpersonal betrieben werden können und damit auf die Bedürfnisse der 3. Welt zugeschnitten sind. Dadurch werden den dort lebenden Menschen neue Chancen eröffnet. Diese haben derzeit nur die Möglichkeit, ihre angestammten Siedlungsgebieten zu verlassen und sich in wasserreicheren Gegenden, zumeist die Metropolen, anzusiedeln mit den bekannten Folgen der Überpopulation und Verelendung.

Das Forschungsprojekt hat eine Laufzeit von drei Jahren und wird vom Interdisziplinären Zentrum für Lebenswissenschaften an der FH in Kooperation mit den Firmen Koch Anhängerwerke, Winsen bei Hamburg und Seybold, Düren durchgeführt. Ihre Mitarbeit zugesagt haben darüber hinaus das Dar-es-Salaam Institute of Technologies aus Tanzania sowie die Northwest University in Xi'an, China. Weitere Institute aus Indien, Saudiarabien, Ägypten und Spanien haben mittlerweile Interesse an einer Zusammenarbeit bekundet.

Weitere Information: Prof. Dr. Dieter Ihrig, Tel.: 02371/566-272, E-Mail: ihrig@fh-swf.de

 

Kein Abwasser und kein Anschlusszwang

Zeitung für Lübz - Goldberg - Plau 24.4.2004

Forum im Schweriner Schloss über Kleingärten

Lübz/Schwerin Zu einem Parlamentarischen Abend zum Thema Kleingärten im Land Mecklenburg-Vorpommern hatte kürzlich die Landtagsfraktion der PDS in das Schweriner Schloss eingeladen. Unter den Vertretern verschiederner Kreisverbände und des Landesvorstandes war auch eine Delegation aus dem Kreisverband der Gartenfreunde Parchim.

Fraktionsvorsitzende Angelika Gramkow dankte zu Beginn den Gärtnern für deren Engagement, welches auch soziale und ökologische Arbeit bedeute, die für die Kommunen kostenlos durchgeführt wird. Aber heiß diskutiert werde derzeit das kommunale Abgabengesetz. Die Fraktionsvorsitzende sicherte zu, dass das neue Gesetz im 2. Halbjahr kommen werde und einige Wünsche der Kleingärtner auch Berücksichtigung finden werden. So sind die Zweitwohnsteuer und die Kurtaxe vom Tisch und was die Ausbau- und Anschlussbeiträge betrifft, so läge diese Entscheidung bei den Zweckverbänden und Kommunen.

Ein weiteres "heißes Eisen" ist das Thema Abwasser in den Gärten. Hier sicherte der Umweltminister Prof. Wolfgang Methling zu, dass für die Kleingärten, die keine Wasserleitung in ihren Lauben haben und somit kein Abwasser erzeugen, auch kein Anschlusszwang an das öffentliche Netz oder andere Lösungen der Entsorgung vorgeschrieben werden.

Wer zukünftig Abwasser verursacht, der muss sich für eine der vorgegebenen Varianten der Entsorgung entscheiden. Dazu wird eine Studie von der Rostocker Universität erarbeitet, die verschiedene Möglichkeiten aufzeigen soll.

 

Weniger Bürger, weniger Abwasser

Der Prignitzer online 23.4.2004

Einnahmeverluste zwingt Eigenbetrieb Karstädt zur Kreditaufnahme / Neue Kalkulation

Karstädt Rund 600 Einwohner verlor der Ortsteil Karstädt seit 1999. Das blieb für den Abwasserbetrieb nicht ohne Folgen.

2001 gingen im Klärwerk, das zu mehr als 80 Prozent ausgelastet ist, knapp 277000 Kubikmetern ein, im vergangenen Jahr waren es nur noch rund 253000. Trotz Mehranschlüsse in Karstädt fielen z. B. 2003 zirka 4000 Kubikmeter weniger an als 2002, auch die Gewerbebetriebe sind eisern am Sparen. Damit fehlen dem Eigenbetrieb Abwasser der Gemeinde Karstädt geplante Einnahmen. "Alles, was wir zur Kostensenkung unternommen hatten, bis hin zur Personalabsenkung von 20 Prozent, ist durch den Rückgang wieder aufgebraucht", erklärte Eigenbetriebschef Gerd Gloger auf der Finanz- und Werksausschusssitzung. Damit steht der Betrieb seit 1996 wieder vor der Notwendigkeit einer Kreditaufnahme, will er denn als günstige Variante 2004 das Abwassernetz in der Postliner Straße erneuern, an dessen Deckenschluss sich das Straßenbauamt Kyritz kostenmäßig beteiligt. Wie eine Kamerabefahrung ergab, ist eine Erneuerung mehr als notwendig. Alle anderen Investitionen des Eigenbetriebs werden um ein Jahr zurückgestellt.

Ein erster Kostenvoranschlag eines Ingenieurbüros aus dem Jahre 2000 ergab als Bausumme 165000 Euro. Die neue Kostenschätzung von 415000 Euro führt Gerd Gloger auf nicht berücksichtigte Positionen der Genehmigungsplanung und beträchtliche Kostensteigerungen im Tiefbaugewerbe zurück.

Aufgenommen wurde das Vorhaben in das Förderprogramm des Landes, bei einer Zustimmung würden 170000 Euro fließen. Der Rest, 250000 Euro, müsse über Kredite finanziert werden. "Wir haben gar keine andere Alternative", meinte Ortsbürgermeister Peter Autzen, der wie die anderen Ausschussmitglieder der Gemeinde eine Kreditaufnahme empfahl. Umgesetzt werden soll das Vorhaben in zwei Jahresscheiben.

Gerd Gloger machte noch auf ein Problem aufmerksam - hochgerechnet auf angeschlossene Haushalte nur aus Karstädt müssten täglich im Klärwerk 695 Kubikmeter Abwasser ankommen. Doch es sind 100 mehr. Als Hauptursache dafür führte Gloger marode Leitungen an, in das Grundwasser eindringt und damit an der Wasseruhr als Messstelle vorbeigeht. Das heißt, die Sanierung maroder Leitungsabschnitte in Karstädt muss auch in den nächsten Jahren fortgesetzt werden. Eigentlich wollte der Eigenbetriebsleiter bis 2006 mit allen Investitionen fertig sein, doch das hat er längst nach hinten geschoben.

Was auf den Eigenbetrieb und damit auch auf die Bürger ebenfalls zukommt, ist eine Umstellung in der Gebührenkalkulation. Gloger begründete dies durch eine Rechtssprechung beim Oberverwaltungsgericht. Wirksam werden soll das neue Papier zum 1. Januar 2005.

Konsequenter handhaben will man auch die Abrechnung von Abwasser aus den 240 abflusslosen Sammelgruben. So wurden nur 2500 Kubikmeter angefahren. Es müssten aber 14000 Kubikmeter sein. 11500 Kubikmeter verschwinden also irgendwo. Damit gehen dem Betrieb zirka 24000 Euro verloren. Künftig sollen die Grundstücke mit abflusslosen Gruben wie Direkteinleiter auch nach Wasseruhr abgerechnet werden.

Manfred Drössler

 

Hoffnungszeichen und Ökozeitbomben

rbi-aktuell.de 22.4.2004

Die ökologische Situation der EU-Beitrittsstaaten schwankt zwischen Altlasten und neuem Aufbruch

Von Franz Alt

Planwirtschaft, Monokulturen, Schwerindustrie, rücksichtsloser Raubbau und die ideologische Besessenheit sorgten dafür, daß vor 1989 im kommunistischen Osteuropa die Umwelt gnadenlos zerstört wurde: Flüsse, Wälder, Luft und Boden wurden noch mehr geschädigt als im hochindustrialisierten Westeuropa. Das ist bis heute seh- und spürbar - auch in den Ländern, die jetzt neu zur EU kommen.

In Polen zum Beispiel gibt es Tausende illegaler Mülldeponien. Besondere Sorgen bereitet das vom Tagebau und der Stahlproduktion belastete Industriegebiet in Oberschlesien. In Oberschlesien gibt es trotz Zechenschließungen eine weit höhere Krebssterberate als im übrigen Polen. Das Trinkwasser ist in vielen Gegenden Polens, einschließlich in der Hauptstadt, oft nicht genießbar. In Warschau holen die meisten Einwohner ihr Trinkwasser in "Brunnenhäusern" oder lassen sich Vorräte ins Haus kommen.

In Ungarn ist das Umweltbewußtsein in den letzten Jahren stark gewachsen. Über die Qualität der Gewässer wird nicht nur diskutiert - sie konnte verbessert werden. Erst kürzlich haben Umweltbewegungen den Bau einer geplanten Nato-Radaranlage in Südwestungarn verhindern können. Schon im Jahr 1989 haben Umweltproteste gegen das geplante slowakisch-ungarische Donau-Kraftwerk Gabcikovo-Nagymaros zum Rückzug von Ungarns Kommunisten aus der Regierung beigetragen.

Vor einem Jahr war aus dem Atomkraftwerk Paks nach einem Störfall radioaktives Gas ausgeströmt, das angeblich ungefährlich war. Nach Umweltprotesten mußte die Werksleitung entlassen werden. Der Reaktorblock liegt bis heute still. Trotz allgemeiner Verbesserung der Wasserqualität in Ungarn droht die große Touristenattraktion "Platten-See" schlicht zu verdunsten - der Wasserspiegel sinkt permanent.

Tschechien will auch nach dem AKW Temelin die Atomkraft weiter ausbauen. Das soll die Alternative zur Braunkohlenutzung sein. Proteste dagegen sind sowohl aus Österreich wie auch aus Bayern angekündigt. Wegen des Waldsterbens im Erzgebirge und wegen des Kohleabbaus galt das Erzgebirge als "das schwarze Dreieck" Mitteleuropas. Doch mit Finanzhilfen aus Deutschland wurden Filter in die alten Braunkohleanlagen eingebaut. So leben heute wieder Lachse in der nach Sachsen fließenden Elbe. Ein Hoffnungszeichen in den neuen EU-Ländern.

 

Ungewöhnliche Struktur von flüssigem Wasser 

Weniger Wasserstoff-Brückenbindungen

21. April 2004, 02:11, Neue Zürcher Zeitung

Spe. Wasser ist eine der rätselhaftesten Substanzen, die es gibt. Davon zeugen diverse «Anomalien» wie zum Beispiel die Eigenschaft, beim Gefrieren zu expandieren. Den Grund für diese Anomalien vermutet man in der räumlichen Anordnung der Wassermoleküle. Allerdings ist es bis heute nicht gelungen, alle Eigenschaften des Wassers in konsistenter Weise auf seine Struktur zurückzuführen. Möglicherweise liegt das daran, dass die bisherigen Strukturvorstellungen falsch sind. Das zumindest behauptet eine internationale Gruppe von Wissenschaftern unter der Leitung von Anders Nilsson von der Stanford University und der Universität Stockholm. Die Forscher wollen bei Experimenten mit verschiedenen Synchrotronstrahlungsquellen herausgefunden haben, dass die Wassermoleküle deutlich weniger Bindungen eingehen als bisher gedacht und deshalb anders angeordnet sein müssen.

Wenn Forscher von der Struktur des Wassers sprechen, so verstehen sie darunter ein sich permanent veränderndes Netzwerk von Wassermolekülen, die durch sogenannte Wasserstoffbrücken verbunden sind. Bei Temperaturen oberhalb des Gefrierpunktes brechen diese Bindungen fast so schnell, wie sie sich bilden, nämlich innerhalb von Pikosekunden (10-12 Sekunden). Unter diesen Umständen ist keine starre Ordnung mehr möglich. Trotzdem gehen heute viele Wissenschafter davon aus, dass die lokale Struktur von Wasser jener von Eis nicht unähnlich ist. In Eis ist jedes Wassermolekül von 4 tetraedrisch angeordneten Nachbarmolekülen umgeben. Im flüssigen Zustand, so zeigen Modellrechnungen, geht jedes Molekül im Mittel 3,5 Wasserstoff-Brückenbindungen ein, was zu einer ähnlichen Anordnung der benachbarten Moleküle führt.

Zur Untersuchung der tatsächlichen Bindungsverhältnisse verwendete die Gruppe die Röntgenabsorptions-Spektroskopie. Eine Wasserprobe wurde mit intensivem Röntgenlicht bestrahlt. Anschliessend wurde die Absorption der Strahlung in Abhängigkeit von der Frequenz gemessen. Der Vergleich des Spektrums mit demjenigen von Eis brachte eine handfeste Überraschung. Die Bindungsverhältnisse ähnelten weniger den Verhältnissen im Inneren eines Eisklotzes als vielmehr jenen an seiner Oberfläche. Bei Raumtemperatur scheinen nur 20 Prozent der Moleküle tetraedrisch angeordnet zu sein. Der Rest bevorzugt Konfigurationen mit einer deutlich reduzierten Zahl von Wasserstoff-Brückenbindungen.

Durch Modellrechnungen konnten die Forscher diesen Befund präzisieren. Die beste Übereinstimmung mit dem gemessenen Spektrum ergab sich unter der Annahme, dass die Mehrzahl der Wassermoleküle nicht 4, sondern nur 2 Wasserstoff-Brückenbindungen eingeht. Die anderen 2 Bindungen sind gebrochen oder zumindest sehr viel schwächer ausgeprägt als die beiden dominanten Bindungen. Zu welcher Konfiguration der Moleküle dieses Kräftespiel führt, ist aus den Daten nicht direkt ersichtlich. Die Bindungsverhältnisse sprechen nach Ansicht von Philippe Wernet, dem Erstautor der Publikation, jedoch für eine ketten- oder ringförmige Anordnung der Wassermoleküle, was den bisherigen Vorstellungen zuwiderlaufen würde.

In Fachkreisen stösst die Publikation auf ein geteiltes Echo. Einerseits rücken längst verworfene Modelle wieder in den Bereich des Möglichen. Andererseits merkt Thomas Elsässer vom Max-Born-Institut für nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie in Berlin an, dass es schwierig sei, von einer Messgrösse eindeutig auf eine geometrische Struktur zurückzuschliessen. Ausserdem liege der Interpretation der Daten ein Modell zugrunde, das man ebenso hinterfragen könne wie die Modelle, die eine tetraedrische Anordnung der Moleküle vorhersagten. Auch Wernet, mittlerweile am Bessy-Synchrotron in Berlin beschäftigt, glaubt nicht, dass in dieser Angelegenheit das letzte Wort gesprochen ist. So müsse sich erst zeigen, ob sich mit dieser Struktur ein konsistenteres Bild vom Wasser und von seinen anomalen Eigenschaften zeichnen lasse.

Quelle: Science Express vom 1. April 2004 (doi: 10.1126/science.1096205)

 

Umwelt-Nobelpreis für Ghanas Wasser-Champion 

Trinkwasserprivatisierung durch politisches Engagement verhindert

San Franzisko/Akkra (pte, 19. Apr 2004 16:45) - Ein ghanesischer Rechtsanwalt ist einer der Gewinner des diesjährigen Goldman-Preises http://www.goldmanprize.org, den Experten als "Nobelpreis für Umwelt" bezeichnen. Der Preis, der mit je 125.000 Dollar notiert ist, wurde dem Anwalt für seine Verdienste um den Erhalt des öffentlichen Wassernetzes im westafrikanischen Staat zuerkannt. Er setzte sich damit erfolgreich gegen die Privatisierung des Wassers in seinem Land ein, berichtet BBC-Online. Die Preisverleihung findet heute, Montag, in San Franzisko statt.

Rechtsanwalt Rudolf Amenga-Etego hatte die Ghana National Coalition Against the Privatisation of Water gegründet. Damit konnte das 400 Mio. Dollar Projekt, das vorgesehen hatte, Trinkwasser zu Marktpreisen zu verkaufen, zu Fall gebracht werden. In einem Land wie Ghana, in dem 70 Prozent der Einwohner keinen Zugang zu sauberem Wasser haben, wäre eine solche Privatisierung eine Katastrophe für die Menschen. Manche Ghanesen haben in der Vergangenheit bereits 20 Prozent ihres Einkommens für Trinkwasser ausgegeben. "In manchen Städten war es die Entscheidung der Bevölkerung entweder Geld für Erziehung oder für Trinkwasser zu verwenden", so Amenga-Etego. Im vergangenen Jahr hatte die ghanesische Regierung beschlossen, das Privatisierungsprojekt schließlich auf Eis zu legen. Nach Angaben von BBC soll aber ein ähnliches Programm erneut im Entstehen sein.

"Die große Masse der Ghanesen ist arm. Eine Privatisierung der Wasserversorgung bedeutet das Auslagern von innerstaatlichen Vermögenswerten an ein multinationales Unternehmen, das für Profite steht", erklärt Amenga-Etego. Damit werde Trinkwasser sofort für ärmere Menschen unerreichbar. Wasser müsse daher eine "public domain" bleiben. Die Initiative des Anwalts wurde von einer breiten Mehrheit der Ghanesen unterstützt.

Nach Angaben von BBC unterstützt die Weltbank die Goldman-Preis-Gewinner: "Diese Menschen zeigen eine außergewöhnliche Courage und setzten sich aktiv für den Schutz der Umwelt auf dem Planeten ein", zitiert BBC-Online den Weltbank-Sprecher. Die Weltbank unterstütze nicht Privatisierungsvorhaben von Trinkwasser, denn Wasser von guter Qualität müsse jedem Menschen der Welt zur Verfügung stehen. Weitere Gewinner von Goldman-Umweltpreisen sind zwei Frauen aus Indien, die gegen den Chemiekonzern Dow Chemical kämpfen. Dieser Konzern trägt Schuld an dem Gasunglück von Bhopal 1984 bei dem 20.000 Menschen umgekommen sind und mehr als 150.000 verletzt wurden. Eine Kolumbianerin, die sich für den Schutz von Ländereien der schwarzen Bevölkerung eingesetzt hat sowie eine Frau aus Georgien, die sich gegen das größte Öl-Pipeline-Projekt der Welt zur Wehr setzt sind weitere Gewinner. Der Preisträger der Kleinen Inselstaaten kommt aus dem erst unabhängig gewordenen Ost-Timor. Er setzte sich dafür ein, Umweltschutz in die Verfassung des jungen Staates aufzunehmen. (Ende)

 

Umweltbundesamt will Schwermetalle in der Gülle senken 

Schadstoffminderung in Futtermitteln und Zusatzstoffen notwendig

Berlin (pte, 19. Apr 2004 14:53) - Das deutsche Umweltbundesamt (UBA) http://www.umweltbundesamt.de hat neue Vorschläge zur Minderung von Schwermetalleinträgen in landwirtschaftliche Böden unterbreitet. Damit sollen in Zukunft die Böden weiter frei von umweltbelastenden Einträgen gemacht werden, berichtet das Umweltbundesamt heute, Montag. Wesentliche Eintragsquellen von den schädlichen Metallen sind Futtermittel und Futterzusatzstoffe, aber auch kupferhaltige Klauenbäder zur Desinfektion.

Wirtschaftsdünger tierischer Herkunft, also Gülle und Mist, enthalten herkunftsbedingt Schwermetalle. Weil diese auch die Umwelt belasten können, sollte ihr Eintrag in landwirtschaftliche Böden möglichst vermieden werden. Da Alternativen wie die Nutzung schadstoffarmer mineralischer Phosphatvorkommen begrenzt sind und ihr Abbau unter anderem Energie erfordert, ist die landwirtschaftliche Verwertung der Nährstoffe und der organischen Substanz aus den Wirtschaftsdüngern dennoch wünschenswert. Nach einer aktuellen UBA-Studie lassen sich die Schwermetallgehalte in den Wirtschaftsdüngern jedoch weiter senken.

In 20 Tierproduktionsbetrieben in Deutschland wurden die Ein- und Austräge der Elemente Kupfer und Zink sowie Blei, Cadmium, Chrom und Nickel für das "System Stall" bilanziert. Der Anteil wirtschaftseigenen Futters an der Gesamtration und die verwendeten Einstreumengen sind ausschlaggebend für den betriebsinternen Schwermetallkreislauf, der vom Landwirt nicht direkt beeinflussbar ist. Entscheidende Stellgrößen sind die mineralischen Zusatzstoffe in den zugekauften Futtermitteln sowie die Verwendung der Klauenbäder zur Desinfektion. Um die Schwermetalleinträge in tierhaltenden Bauernhöfen spürbar zu verringern, müssen Minderungsstrategien an mineralreichen Zukauf-Futtermitteln und anderen elementreichen Betriebsmitteln ansetzen. Aus Gründen des Umweltschutzes sollte zukünftig der Zusatz von Spurenelementen in den Futtermitteln am Bedarf der Tiere ausgerichtet werden.

Das Umweltbundesamt hält weitere systematische Untersuchungen der Einstreumaterialien, die mit Schwermetallen wie etwa Zink angereichert sind, für notwendig. Das betrifft auch Zusatzstoffe der Gülle sowie Auswirkungen der Materialkorrosion in Ställen. Ein breit angelegtes Monitoring aller Schwermetallflüsse wäre daher sinnvoll. Darin sollten auch alle bisher nicht ausreichend erfassten Schadstoffe berücksichtigt werden. Für die Minderung der Schwermetalleinträge ist eine Ausweitung der Datenbasis zu Futtermitteln erforderlich sowie der Aufbau einer allgemein verfügbaren Datenbank für Spurenelemente in Futtermitteln sinnvoll.

 

Immer mehr Krankheiten im Meer - Herpes bei Schildkröten, Stress bei Austern

Pressetext, den 14.04.2004 

Eine Langzeitstudie der Cornell University http://www.cornell.edu und des National Center for Ecological Analysis and Synthesis (NCEAS) http://www.nceas.ucsb.edu/ belegt die Zunahme von Krankheiten bei den meisten Arten von Meeresorganismen. Die Studie zeigt, dass vermehrt Krankheiten bei Meeresbewohnern wie Säugetieren, Weichtieren und Seeigeln, jedoch nicht Fischen, auftreten. Grund hierfür ist jedoch nicht die Abnahme der Krankheiten bei Fischen, sondern die Abnahme der Fischbestände selbst. Zurückzuführen ist dies auf Überfischung der Meere und andere Faktoren.

Die Studie deckt zum Beispiel auf, dass Meeresschildkröten immer häufiger an Tumoren leiden, die von einem Herpesvirus ausgelöst wurden. Weichtiere, wie zum Beispiel gezüchtete Austern, weisen immer häufiger Stresssymptome aus, die durch Klimaveränderung und Aquakultur-Praktiken hervorgerufen werden können. Einzig Seegras und Haie zeigen keinen Anstieg von Krankheiten. Auch unter ihnen gibt es zwar Krankheiten, sie scheinen jedoch nicht im Steigen zu sein.

Die Ergebnisse der Studie werden im Magazin Public Library of Science Biology http://www.plosbiology.org veröffentlicht. Jessica Ward, Doktoratsstudentin der Cornell University und Hauptautorin der Studie, stellt zu den rückläufigen Fischbeständen folgenden Vergleich an: "Ohne Zweifel gibt es immer weniger Fälle von Lungenentzündung bei Veteranen des zweiten Weltkrieges, das heißt jedoch nicht, dass die Veteranen gesünder werden. Sie werden einfach weniger, und genauso ist es auch mit Fischbeständen." Tatsächlich gibt es unter einigen Fischspezies nur noch so wenige Exemplare, dass keine Untersuchungen über einen Anstieg der Krankheiten mehr möglich sind.

C. Drew Harvell, Cornell-Professor für Ökologie und Evolutionsbiologie, bemerkt, dass dies die erste quantitative Studie ist, die zum Ergebnis kommt, dass Krankheiten in Ozeanen im Steigen sind. Schwierig war es vor allem, frühere Daten mit Vergleichszahlen zu finden. Es wurde auf Literatur zurückgegriffen, und gezählt, wie oft Krankheiten bei Meerestieren früher schon aufgetreten waren. Eine Gegenprobe wurde gleichzeitig mit der Verbreitung von Waschbären-Tollwut, einer am Land sehr häufigen Krankheit unter Tieren, gemacht, und verglichen, wie viele Fälle von Waschbär-Tollwut es in der Literatur gibt und wie diese Zahlen in der Realität heute aussehen. Da die Zahlen übereinstimmten, kann man also auf frühere Literaturangaben zugreifen.

 

Bärtierchen funktionieren wie Instant-Kaffee

Sie vertrocknen bei langen Dürreperioden und erwachen bei der Berührung mit Wasser wieder zum Leben

Wissenschaft, den 14.04.2004 

Mikroskopisch kleine Bärtierchen haben einen ganz besonderen Trick, um Dürreperioden zu überleben: Sie trocknen komplett aus. Kommen sie später wieder mit Wasser in Berührung, erwachen sie aus der Starre und sind munter wie eh und je. Wie die winzigen Tiere diese extremen Strapazen überleben können, haben jetzt Wissenschaftler der Universität Tübingen entdeckt: Während des Austrocknens produzieren die Bärtierchen ein bestimmtes Eiweiß, das die Zellen schützt. Das berichten Ralph Schill und seine Kollegen in der Fachzeitschrift Journal of Experimental Biology (Bd. 207, S. 1605).

Die winzigen, nur etwa einen halben Millimeter großen Tierchen leben praktisch überall auf der Erde, wo es Wasser gibt. Sie können fast jedes Klima problemlos überleben, sei es heiß oder sehr kalt. Wissenschaftler sind besonders fasziniert von ihrer Fähigkeit, sich bei Wassermangel zusammen zu ziehen. In dieser so genannten Tönnchenform können die Bärtierchen auch Jahre der Trockenheit überdauern und innerhalb von Minuten nach Kontakt mit Wasser ihr aktives Leben wieder aufnehmen.

Um diese Prozedur zu überleben, brauchen die Tiere besondere molekulare Schutzmechanismen, die ihre Zellen vor dem Untergang bewahren. Da die Bärtierchen so winzig sind, konnten die Forscher um Ralph Schill jedoch nicht einfach überprüfen, welche Eiweißmoleküle die Tiere während des Austrocknens produzieren. Stattdessen beobachteten die Wissenschaftler die Genaktivität der Mini-Tiere – und wurden fündig: Beim Austrocknen stieg die Aktivität eines so genannten Hitzeschockgens deutlich an.

Solche Gene sind auch bei vielen anderen Tieren bekannt. Sie enthalten Informationen für Eiweißstoffe, die neben anderen Aufgaben auch andere Zellproteine in Stresssituationen – wie beispielsweise Hitze – schützen können. Offensichtlich spielt ein solches Hitzeschockprotein auch beim Schutz der Bärtierchen eine entscheidende Rolle, folgern Schill und seine Kollegen aus ihren Ergebnissen. Wie genau das Protein wirkt und ob es noch molekulare Helfer hat, wollen sie in weiteren Untersuchungen herausfinden. Von Ilka Lehnen-Beyel.

 

Billige Enzyme für Biogasanlagen

Umweltmagazin, den 14.04.2004 

Wissenschaftler der Universität Bonn haben ein Verfahren entwickelt, mit dem sich hoch effektive Enzymmischungen zu einem Bruchteil des Weltmarktpreises produzieren lassen. Diese Enzymmischungen können beispielsweise dazu beitragen, Biogasanlagen erheblich effektiver zu machen, berichtet die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Udo Hölker vom Institut für Zelluläre und Molekulare Botanik will Enzymmischungen, die von verschiedenen Schimmelpilzen produziert werden, für die Methan-Produktion in Biogasanlagen nutzen. Der Forscher und Geschäftsführer des Unternehmens Bioreact ist davon überzeugt, dass dafür Schimmelpilze bestens geeignet sind. Das leicht brennbare Gas lässt sich nicht nur zur Stromerzeugung in Block-Heizkraftwerken einsetzen, sondern ist auch für Brennstoffzellen geeignet. Hölker zeigt sich überzeugt davon, dass sich unter geeigneten Bedingungen aus nahezu allen organischen Abfällen Methan erzeugen lässt, egal ob es sich um Futtermittelabfälle, Molkerei-Rückstände oder Essensreste aus Restaurants, Mist oder Gülle handelt. "Ein großer Teil nachwachsender Rohstoffe wie Gras oder Mais, aber auch der Bio-Abfälle besteht aus schwer abzubauenden langen Zuckerketten. Beispiele dafür sind Zellulose. Daran beißen sich die methanogenen Bakterien die Zähne aus", erklärt Hölker. Schon lange kursiert daher die Idee, den Bakterien bei ihrer Arbeit unter die Arme zu greifen: Bestimmte Enzyme können nämlich die Zuckerketten knacken und in für die Methanproduzenten verdauliche Häppchen zerlegen. Das größte Problem dabei ist, dass die Enzyme teuer sind und sie ihre Vorlieben haben. "Mit einem oder zwei Enzymen lässt sich das organische Material nicht vernünftig vorverdauen, dazu sind die Substanzen, die sie zerlegen sollen, einfach zu unterschiedlich", so der Mikrobiologe. Als Lösung kommen dabei Mischungen aus vielen Enzymen in Frage, die jedoch kostengünstig sein müssen. Dabei setzt der Wissenschaftler auf Pilze, denn sie passen ihre extrazellulären Enzyme an das zur Verfügung stehende Substrat an. "Das heißt, setzt man sie auf zellulosereiche Diät, produzieren sie genau die Enzyme, die sie benötigen, um diese langen Zuckerketten abzubauen", erklärt der Experte, der mit seinen Forscherkollegen verschiedene Pilze isoliert hat, die das besonders gut können. "In einer Pilotanlage sollen sie nun ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen", führt Hölker aus. Die Idee funktioniert im Labor bisher ausgezeichnet. Nach ersten Angaben ist die Biogasausbeute um 30 bis 50 Prozent höher als ohne Enzymzusatz. "Mit Mischungen aus vier oder fünf reinen, konventionell hergestellten Enzymen erreicht man keine vergleichbare Steigerung", so Hölker.

 

Finnland verkauft arktisches Trinkwasser

Nordeuropa wirbt in Saudi-Arabien mit sauberstem Grundwasser der Welt

Pressetext, den 14.04.2004 

Finnland will einen Teil seines Grundwassers an wasserarme Regionen wie etwa Saudi Arabien verkaufen. "Das Land der 1.000 Seen" verfügt, so internationale Experten, über scheinbar unendliche Vorräte an dem saubersten Grundwasser der Welt. In Finnlands Hauptstadt Helsinki hat sich das Unternehmen Nord Water http://www.nordwater.fi etabliert, das ganz normales Leitungswasser in Flaschen abfüllt und veräußert, berichtet das Environmental News Network ENN http://www.enn.com.

Der Acht-Mann-Betrieb Nord Water hat erst im Januar einen Deal über eine 1,4 Mio. Flaschenlieferung nach Saudi Arabien gewonnen. Nun wird über eine Fortsetzung des Exportes in einer zehnfachen Menge verhandelt, berichtet ENN. Bis zu 12 Mio. Flaschen sollen jährlich nach Riad geliefert werden. Zu den größten Wasserlieferanten in Saudi Arabien zählt jedoch immer noch das Mineralwasser Evian von Danone, von dem ungefähr 1,5 Mrd. Liter jährlich verkauft werden. Nord Water sieht sich aber insofern als Mitbewerber, da die UNO Finnland als ein Top-Wasserqualitätsland tituliert hat. Tatsächlich stammt das in Helsinki abgefüllte Wasser von einem der 56.000 Seen im nördlichen Finnland. Das Wasser läuft die letzten 120 Kilometer durch einen Steintunnel, der direkt am Abfüllwerk endet.

Die UNO erwartet für die kommenden Jahre einen wahren Boom an importiertem Trinkwasser in verschiedenen Ländern. Nicht nur wasserarme Staaten, sondern auch Industrienationen setzen vermehrt auf abgefülltes Wasser. Neben den bisherigen Exportschlagern wie Mobiltelefonen (Nokia) und Schreibpapier könnte auch schon bald Wasser zu den bevorzugten Gütern aus dem nordeuropäischen Land gehören. Neben dem Nord Water gibt es bereits zwei andere Trinkwasserhersteller.

In der Region Saudi Arabien und den Golfstaaten ist der Preisdruck jedenfalls stark zunehmend, denn dort gibt es mittlerweile etwa 700 andere Konkurrenten. Viele davon haben sich auf billiges gereinigtes und entsalztes Meerwasser spezialisiert. Der Kampf um abgefülltes Trinkwasser am US-Markt scheint hingegen zwei alte Rivalen zu neuen Konkurrenzkämpfen zu erwecken: PepsiCo und Coca Cola kämpfen um das neun Mrd. Dollar dicke Geschäft. Und die Amerikaner scheinen ihre Liebe für Mineralwasser erst frisch zu entdecken.

 

 

Partnerschaft für Wasser - und eine bessere Welt

Einblicke - Ausblicke

Die Welt, den 13.04.2004 

An der Alster kann man mitten in der Großstadt Luft holen: Hier laufen Jogger ihre Runden, auf dem Wasser rudern Sportler zur Vorbereitung auf den nächsten Wettkampf, andere genießen in Ruhe eine Fahrt mit einem Schiff der Alsterflotte. Ich mag diese Atmosphäre am Wasser. Wann immer es meine Zeit zulässt, gehe ich am Ufer spazieren, ordne Gedanken, entwickle neue Ideen. Oder ich lasse das bunte Bild für einen Moment auf mich wirken. Dies ist für mich ein Stück der Lebensqualität, die unsere Stadt ausmacht. Doch Wasser bedeutet für uns Hamburger nicht nur Entspannung: Es steht vielmehr für die Wirtschaftskraft des Hafens, über den Wasserweg der Elbe werden Waren in alle Welt versandt.

Die enge und wichtige Verbindung zwischen Wasser und der Hansestadt bestimmt auch unsere Zusammenarbeit mit der Deutschen Welthungerhilfe: In diesem Jahr sind wir "Partner für Wasser". Gemeinsam wollen wir mit Hilfe zahlreicher Aktionen Geld sammeln, das drei Projekten in Indien, Mali und Kuba zugute kommt, bei denen dieses Element im Mittelpunkt steht: Wasser ist lebenswichtig. Morgen werden die Vorsitzende der Deutschen Welthungerhilfe, Ingeborg Schäuble, und ich gemeinsam mit zahlreichen prominenten Paten und Sponsoren die Kooperation im Detail vorstellen.

Damit diese erfolgreich wird, sind wir auf die Hilfe und das Engagement der Hamburgerinnen und Hamburger angewiesen. Ich möchte Sie bitten, an den Aktionen, die im Laufe des Jahres angeboten werden, teilzunehmen und sich einzubringen. Im Mittelpunkt wird die "Woche der Welthungerhilfe" Ende September stehen, in der kulturelle, sportliche und schulische Veranstaltungen geplant sind. Neben Ausstellungen und Konzerten wird es beispielsweise die Aktion "Welt-Geschichten" mit Lesungen von Literaten und Erfahrungsberichten von Projektmitarbeitern der Deutschen Welthungerhilfe geben. Sportlich geht es zu bei der Aktion "Lebens-Läufe", an der sich auch Schüler beteiligen können: Die Teilnehmer laufen und lassen sich für ihren Einsatz von Familie und Freunden belohnen: Das Geld fließt dann den drei Wasser-Projekten zu.

Doch nicht nur während der "Woche der Welthungerhilfe" spielt die "Partnerschaft für Wasser" in Hamburg eine Rolle. Die Deutsche Welthungerhilfe wird bei großen Veranstaltungen wie dem Hafengeburtstag oder dem Alstervergnügen präsent sein. Und viele prominente Paten und Sponsoren - darunter Schriftsteller, Unternehmer und Journalisten - werden sich ebenfalls für die Kooperation einsetzen. Dafür danke ich den Persönlichkeiten, die wir gewinnen konnten, herzlich, denn ich weiß, dass ihre Zeit knapp bemessen ist.

Ich würde mich freuen, wenn möglichst viele Menschen diesen Beispielen folgen und sich an der "Partnerschaft für Wasser" beteiligten. Denn mit Hamburg verbindet man nicht nur das Bild der "Grünen Metropole am Wasser". Vielmehr genießen wir den Ruf, Bürger einer toleranten, weltoffenen und internationalen Stadt zu sein. Dies ist für mich auch eine Verpflichtung. Wir wollen mit der "Partnerschaft für Wasser" ein Zeichen gegen den Hunger in der Welt setzen.
Von Ole von Beust.

 

Ökologische Zeitbomben in neuen EU-Ländern 

Der Standard - 07. April 2004 13:31 MEZ 

Schwerindustrie, planwirtschaftliche Monokultur und rücksichtsloser Raubbau entflammt zorniges Umweltbewußtsein der Bevölkerung Zum Vergrößern Böhmen hat mit Waldsterben und verschmutztem Wasser zu kämpfen (im Bild: nahe der Stadt Trebon)

Prag/Warschau/Budapest - Am 31. Dezember 1989 trauten viele Tschechen ihren Ohren nicht: Solche Worte hatten sie von einem ihrer Politiker noch nie gehört. "Wir haben unsere Flüsse und Wälder zerstört und heute die kaputteste Umwelt Europas", sagte ihr neuer Präsident Vaclav Havel unverblümt im Fernsehen. Dabei hatte Havels Vorgänger Gustav Husak in jeder Neujahrsansprache von einer "blühenden CSSR" gesprochen. Doch jetzt, nach der politischen Wende, erfuhren Tschechen, Polen und Ungarn offiziell, was die meisten schon befürchtet hatten: Schwerindustrie, planwirtschaftliche Monokultur und rücksichtsloser Raubbau zerstörten die Natur so sehr, dass die Folgen deutlich spürbar sind.

Polen: Altlasten in Boden und Wasser

Beispiel Polen: Giftige Altlasten in Boden und Wasser sind hier noch immer ein ökologisches Problem. Die Zahl illegaler Deponien wird auf einige tausend geschätzt. Die EU-Auflagen für den Umweltschutz wurden nach Ansicht der EU-Kommission noch nicht ausreichend umgesetzt - in vielen Bereichen muss nachgebessert werden. Sorgenregion ist das von Tagebau und Stahlwesen geprägte Industriegebiet in Oberschlesien - zwar mussten viele Zechen in der Bergbauregion schließen, was sich positiv auf die Luftqualität ausgewirkt hat. Aber die ökologische Zeitbombe im Boden tickt.

Häufige Krebserkrankungen

Noch immer haben die Oberschlesier eine deutlich niedrigere Lebenserwartung als die Polen in anderen Regionen, Krebserkrankungen sind häufig. Das Leitungswasser ist allerdings auch in vielen anderen Städten Polens nicht genießbar: In der knapp zwei Millionen Einwohner zählenden Metropole Warschau holen sich die meisten ihr Trinkwasser in Brunnenhäusern oder lassen sich Vorräte ins Haus liefern.

Ungarn: Umweltbewußtsein ist entflammt

Im Vergleich dazu brennen den Ungarn strukturelle Umweltprobleme alter Zeiten nicht mehr so sehr auf den Nägeln. Das Naturbewusstsein ist dabei weit fortgeschritten - zum Beispiel reißen Diskussionen in Medien und Politik über den Zustand der Gewässer nicht ab. Unlängst verhinderten Umweltschützer den Bau einer NATO-Radaranlage in Südwestungarn - dafür hätten zwei Hektar Wald gerodet werden sollen.

In Ungarn waren die Umweltschutz-Bewegungen eng mit der politischen Wende verbunden. Massenproteste gegen das geplante slowakisch-ungarische Donau-Kraftwerk Gabcikovo-Nagymaros im Frühjahr 1989 haben zum Rückzug von Ungarns Kommunisten aus der Regierung beigetragen.

Wasserstand im Plattensee sinkt

Die Umwelt gehört zu den EU-Kapiteln, bei denen sich Ungarn am meisten den EU-Richtlinien angeglichen hat. Große Sorgen macht jedoch zum Beispiel der berühmte Plattensee: Der Wasserstand im ohnehin seichten Gewässer sinkt, der See droht schlicht zu verdunsten. Einen Skandal gab es im April 2003 wegen des Atomkraftwerks Paks, aus dem nach einem Störfall radioaktives Gas austrat - das die Anwohner nicht gefährdet haben soll. Die Werksleitung wurde aber entlassen, und der betreffende Reaktorblock liegt bis heute still.

Tschechien will Atompolitik fortfahren

In Tschechien stand lange das südböhmische AKW Temelin im Zentrum der Umweltsorgen westlicher Nachbarn. Nachdem sich die Regierungen in Prag und Wien auf ein "rotes Telefon" für den Notfall geeinigt haben, ist es darum ruhiger geworden. Neue Proteste vor allem aus Bayern und Österreich sind aber zu erwarten, da Tschechien langfristig die Atomkraft ausbauen will. Das Land sieht darin eine Alternative zur Braunkohle, deren hemmungsloser Abbau vor 1989 die Grenzregion zu Sachsen zu einer "Mondlandschaft" verkommen ließ. Hier plant Tschechien mit EU-Mitteln eine Rekultivierung: Stillgelegte Gruben sollen zu einer "Seenplatte" geflutet werden.

Nordböhmen: das "Schwarze Dreieck"

Überhaupt gilt Nordböhmen neben dem "stählernen Herz", Nordmähren, als Tschechiens Region mit den größten Umweltproblemen: Wegen des Kohleabbaus und wegen des Waldsterbens im Erzgebirge trug die Region vor 1989 den Namen "Schwarzes Dreieck". Doch auch mit erheblichen Finanzspritzen aus Deutschland wurden Filter in alte Anlagen eingebaut und Kläranlagen eingerichtet. So leben heute in der nach Sachsen fließenden Elbe erstmals seit Jahrzehnten wieder Lachse - Vorbild und hoffnungsvolles Zeichen für die geschundene Natur in vielen Transformländern. (APA)

 

 

Deutsche trinken erstmals mehr Wasser als Bier

3. April 2004 - yahoo Nachrichten

München (AFP) - Die Deutschen haben im vergangenen Jahr erstmals mehr Mineralwasser als Bier getrunken. Die Bundesbürger tranken 2003 pro Kopf 129 Liter Mineralwasser und 117,5 Liter Bier, berichtet das Magazin "Focus". Als Gründe für den höheren Wasser-Absatz gab Heike Bölk vom Verband Deutscher Mineralbrunnen den heißen Sommer sowie einen Imagewandel an. "Früher galt Wasser als Verzichtsgetränk und billiger Durstlöscher, heute ist es 'in', ein Mineralwasser zu bestellen."

Während Wasser sich als Wellness-Getränk etabliert, sinkt der Pro-Kopf-Bierverbrauch seit Jahren. Das Lieblingsgetränk der Deutschen bleibe aber Kaffee mit mehr als 150 Litern pro Jahr und Kopf, berichtet das Magazin.

 

Umweltdaten von 1.800 deutschen Industriebetrieben im Netz

Chemie 

 Umweltbelastungen durch Industriebetriebe werden transparenter: Ab heute sind die Einträge von Schadstoffen in die Umwelt von 1.800 deutschen Industriebetrieben im Internet verfügbar. Bundesweit kann damit der Ausstoß der wichtigsten Schadstoffe großer Betriebe in die Luft und das Wasser gezielt abgefragt werden. Die Daten wurden von den Betreibern erhoben und von den zuständigen Behörden der Bundesländer auf Plausibilität geprüft. Deutschland zählte im Mai 2003 zu den 36 Unterzeichnerstaaten, die eigene nationale öffentliche Emissionsregister aufbauen und betreiben wollen. Das Umweltbundesamt (UBA) hat jetzt als ersten Entwurf zu einem nationalen Schadstofffreisetzungs- und Transferregister (PRTR) die deutschen Daten des europäischen Schadstoffregisters ins Netz gestellt (http://www.prtr.de/EPER-2003). "Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung öffentlicher Zugang zu Umweltinformationen", so UBA-Präsident Prof. Dr. Andreas Troge. Er forderte die Öffentlichkeit dazu auf, das neue interaktive Angebot intensiv zu nutzen und sich an der Diskussion zur Weiterentwicklung zu beteiligen. Bislang gibt es in Deutschland noch keine Erfahrungen mit öffentlichen Emissionsregistern. Das Register wurde in einem Forschungsvorhaben des UBA vom Landesamt für Umweltschutz in Karlsruhe entwickelt.

Nur vier Wochen nach dem Start des europäischen Schadstoffregisters (EPER) an der Europäischen Umweltagentur sind jetzt die Daten der Bundesrepublik Deutschland für alle verfügbar. Interessierte Bürgerinnen und Bürger können sich damit rasch über den Ausstoß an Schadstoffen einzelner Betriebe in die Umwelt informieren. Aufgenommen sind Industriesparten, die in der EG-Richtlinie über die integrierte Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung (IVU-Richtlinie) genannt sind. Dazu gehören zum Beispiel Kraftwerke, die chemische Industrie oder Müllverbrennungsanlagen. Welche Mengen welcher Schadstoffe jährlich in die Luft und ins Wasser gelangen, ist ab sofort für jeden Standort der Anlagen mit wenigen Klicks erfragbar.

Deutschland hat mit der Unterzeichnung des so genannten PRTR-Protokolls auf der fünften Ministerkonferenz der UN-Wirtschaftskommission für Europa (UN-ECE) 2003 in Kiev seine aktive Rolle an einer umfassenderen Öffentlichkeitsinformation bekräftigt. Die Mitgliedsstaaten der EU werden künftig nicht nur Daten nach Brüssel liefern, sondern bauen eigene nationale Register auf. EPER soll deshalb in den kommenden Jahren zu einem umfassenden nationalen Schadstofffreisetzungs- und Transferregister (PRTR) ausgebaut werden. Die dafür entwickelte Informationsplattform geht am UBA jetzt in eine erste Testphase. UBA-Präsident Troge würdigte das neue Angebot als Instrument zur Öffentlichkeitsbeteiligung, dass es jetzt zusammen mit den Anwendern zu optimieren gelte. Weitere Umweltbelastungen aus diffusen Quellen, zum Beispiel aus der Landwirtschaft oder aus dem Straßenverkehr sollen dort künftig ebenfalls verfügbar sein.

Das neue nationale Emissionsregister des Umweltbundesamtes ist unter http://www.prtr.de/EPER2003 verfügbar. Der Zugriff auf die registrierten Informationen aller beteiligten Länder ist über die englischsprachige Website der Europäischen Umweltagentur unter http://eper.eea.eu.int möglich.

 

UNEP/Konferenz - Armutsbekämpfung erfordert Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitäre Grundversorgung

Pressemitteilung Bundesumweltministerium 1.4.2004

Abschluss des Umweltministertreffens in Jeju/Korea 

Das diesjährige Globale Umweltministertreffen des UNO-Umweltprogramms (UNEP) ist am Mittwochabend in der südkoreanischen Stadt Jeju zu Ende gegangen. Im Zentrum der Beratungen der Minister stand eine Fülle von konkreten Vorschlägen zur Umsetzung der beim Weltgipfel in Johannesburg und bei der UN-Millenniumsversammlung beschlossenen Ziele im Bereich Trinkwasser und sanitäre Grundversorgung zur Diskussion. Die Umweltminister waren sich einig, dass der Schutz unserer natürlichen Umwelt, insbesondere des lebensnotwendigen Wassers, und die Bereitstellung einer sanitären Grundversorgung entscheidende Bausteine für Armutsbekämpfung in Entwicklungsländern sind. Adäquate Lösungen zur Deckung des Finanzbedarfs sowie Schutz und effiziente Nutzung der Wasserressourcen wurden besonders hervorgehoben. Die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Margareta Wolf, die für die Bundesregierung an der Konferenz in Jeju teilnahm, erklärte: "Auch bei der Finanzierung müssen wir neue Wege gehen. Die öffentlichen Haushalte in den Entwicklungsländern können die finanzielle Bürde nicht alleine tragen. Auch zusätzliche Entwicklungshilfeleistungen sind keine abschließende Antwort. Es wird darauf ankommen, dass die internationalen Finanzinstitutionen flexiblere Finanzierungskonzepte entwickeln. Ferner muss uns gelingen, die Privatwirtschaft mehr ins Boot zu bringen." Wolf begrüßte in diesem Zusammenhang die Bereitstellung von 500 Millionen Euro aus dem Wasserfonds der EU und erwähnte, dass Deutschland in seiner Entwicklungspolitik einen starken Akzent auf Projekte im Bereich Wasser und sanitäre Grundversorgung, insbesondere in Afrika, setzt. Beim Umweltministertreffen in Korea spielte die Stärkung des von Klaus Toepfer geleiteten UN-Umweltprogramms eine wichtige Rolle in den Beratungen. Die Bundesregierung und die EU haben in Korea sicherstellen können, dass das Thema weiter ganz oben auf der Tagesordnung der internationalen Umweltpolitik stehen wird

 
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