Juni 2004

Wasser-/Abwassernachrichten

(News-Archiv)

Neues Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht

Statt zwei Ämter ein einziges, statt zehn Standorte vier

Mainz, 29. 6. 2004 - Ein neues Dienstgebäude in Mainz und die Zusammenlegung zweier Ämter zu einem einzigen: Ab 1. Juli gibt es das neue Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht (LUWG) in der Kaiser-Friedrich-Straße 7. Das seit 1984 bestehende Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht (LfUG) und das 1951 errichtete Landesamt für Wasserwirtschaft (LfW) werden zusammen gelegt. Geleitet wird das Amt nach der Fusion durch LUWG-Präsident Dr. Karl-Heinz Rother, der bisher dem LfUG vorstand. Das neue LUWG verfügt über den Sachverstand von Fachleuten auf den Gebieten der Luftreinhaltung und des Strahlenschutzes, der Arbeitssicherheit und des technischen Verbraucherschutzes, des Naturschutzes und der Landschaftspflege, der Gewässerreinhaltung, des Grundwasserschutzes, des Schutzes vor Hochwasser und der Gewässerentwicklung sowie des Abfalls und des Bodenschutzes. Die Fachbehörde erarbeitet die Grundlagen für politische und behördliche Entscheidungen und bietet Beratung.

Umweltministerin Margit Conrad stellte in Mainz zusammen mit Richard Auernheimer, Staatsekretär im Arbeitsministerium, die neue Behörde und das neue Dienstgebäude vor: 'Die Zusammenlegung bedeutet eine Bündelung der unterschiedlichen Aufgaben, die von den verschiedenen Fachbereichen verantwortet werden. Immer komplexere Fragestellungen der Umweltpolitik verlangen nach einer Konzentration der Kompetenzen und nach Synergie. Im Bereich der Umwelt und des Arbeitsschutzes können so

Dienstleistungen aus einer Hand für Politik, Verwaltung, Unternehmen sowie die Bürgerinnen und Bürger angeboten werden.'

Das LUWG mit 353 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehört zum Geschäftsbereich des Ministeriums für Umwelt und Forsten und - mit Teilen der Gewerbeaufsicht - des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit. Offizieller Amtssitz des LUWG ist in Oppenheim, Amtsgerichtsplatz 1. Der Großteil des Personals arbeitet, statt wie bisher an zehn, künftig an drei Standorten in Mainz. In der Rheinallee 97-101 werden Labore untergebracht; der Umzug ist im August geplant. Weitere Untersuchungslabore werden an einer dritten Adresse zu finden sein, die bisher noch nicht feststeht.

Conrad: 'Mit der Zusammenlegung ergeben sich Vorteile für Abläufe und für die fachspezifische Kommunikation. Das wirkt sich auf die Dienstleistungsqualität aus. Die künftig genutzten Gebäude sind angemietet. Für notwendige Umbauten und den Umzug werden rund 1,1 Mio Euro aufgewendet.'

Auernheimer: 'Der mit der Fusion zweier Landesämter anhaltende Prozess struktureller Reformen der Gewerbeaufsicht dient der Steigerung der Effizienz. Er schafft zudem die Möglichkeit, mit den vorhandenen Ressourcen Aufgaben intensiver wahrzunehmen sowie neue Schwerpunkte zu bilden und bestehende weiterzuentwickeln.'

Die Arbeit der LUWG-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter besteht im Wesentlichen darin, Umweltdaten zu messen, zu analysieren, zu bewerten und schließlich auf der Basis der Erkenntnisse zu beraten. So entstehen die Datengrundlagen, die Entscheidungsträger in anderen Landesbehörden, in den Kommunen, aber auch in Industrie, Handel und Gewerbe sowie Privatleute für ihre Planungen benötigen.

Eine neue Broschüre stellt die Leistungen des LUWG dar und bietet damit allen Interessierten und Nutzern Hinweise, welche Dienste hier geleistet werden.

Die Broschüre ist erhältlich beim Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht, Planung und Information, Kaiser-Friedrich-Straße 7, 55116 Mainz, Telefon 06131 / 6033 1913 und 6033 1911. Mail: gerd.plachetka@lfug.rlp.de 

 

Grau wird klar: Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt fördert Grauwasser-Recycling

Pressemeldungen 29.06.04 der Behörde für Stadtentwicklung und Umweltder Stadt Hamburg

"Grauwasser" ist das Abwasser aus Duschen, Badewannen und Waschbecken. Mit Hilfe neuartiger Wasseraufbereitungsanlagen in Kleiderschrank-Größe lässt sich dieses Wasser noch einmal nutzen. Sie bereiten Wasser, das zur Körperreinigung benutzt wurde, zu geruchs- und keimfreiem, klarem Betriebswasser auf, das für die Toilettenspülung, zur Gartenbewässerung und sogar zum Wäschewaschen einsetzbar ist. Um ca. 30 % verringern solche Kleinst-Kläranlagen den täglichen Trinkwasserbedarf pro Person.

Die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt fördert derartige Anlagen zukünftig mit einem Pauschalbetrag von 1500 € pro Anlage. In diesem Jahr stehen Mittel für bis zu 30 Anlagen zur Verfügung. "Wir tun das aus zwei Hauptgründen: Trinkwasser - in Hamburg von exzellenter Qualität - ist zu schade, um es als Transportmittel für Fäkalien zu missbrauchen. Und: Grauwasser-Recycling ist eine innovative Technik, die sich zum Exportschlager entwickeln könnte, denkt man z.B. an die touristischen Zentren des Südens", so Umweltstaatsrätin Dr. Herlind Gundelach bei der Vorstellung des bundesweit ersten Förderprogramms dieser Art.

Für die Grauwasser-Nutzung müssen die Abwasserleitungen von Duschen, Badewannen und Waschbecken separat geführt und an die Recyclinganlage angeschlossen werden. Dort wird das Grauwasser zuerst gefiltert und dann aufbereitet - meistens biologisch, das heißt mit Hilfe gefräßiger Mikroorganismen.

Abschließend erfolgt eine Desinfektion, zum Beispiel per UV-Licht. Das so gewonnene "Klarwasser" entspricht den Anforderungen der EU-Badegewässer-Richtlinie, muss aber in eigenen Leitungen geführt werden, die nicht mit der Trinkwasserinstallation verbunden sein dürfen. Außerdem muss die Installation dem Gesundheitsamt des Bezirks gemeldet werden. Wegen der zusätzlichen Leitungen sind Grauwasser-Anlagen unter Kosten-Aspekten vor allem für den Neubau geeignet.

Anträge auf Förderung gibt es bei der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Energieabteilung, Referat Wassersparen, Billstraße 84, 20539 Hamburg, T: (040) 42845-4113

 

Strom sparen auch mit alten Waschmaschinen möglich

Pressemitteilung Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung, 29.06.2004

Ein Kooperationsprojekt des Berliner IZT - Instituts für Zukunftsstudien und Technologiebewertung entwickelte eine Methode, um alte Waschmaschinen energieeffizient aufzurüsten: Ein neuer "Mikrocontroller" senkt den Stromverbrauch bei gebrauchten Waschmaschinen auf das Niveau eines Neugerätes. Die Studie steht zum kostenlosen Download bereit.

Ausrangierte Waschmaschinen haben einen großen Anteil am Elektronikschrott. Allein in Deutschland werden rund 4 Millionen Maschinen jährlich ausgemustert. Würde man diese Maschinen hintereinander aufstellen, zöge sich die Schrottschlange von Dänemark bis Sizilien. Eine gewaltige Rohstoffverschwendung tut sich auf. Zwar ließ sich die Schrottmenge durch das Aufarbeiten alter Waschmaschinen bisher schon verringern, doch stand das Recycling gebrauchter Waschmaschinen dabei vor einem ungelösten ökologischen Problem: Die älteren Maschinen verbrauchen erheblich mehr Wasser und Strom als die neueren und sind deshalb nicht zwangsläufig umweltfreundlicher als die Neugeräte.

"Mikrocontroller" heißt die entscheidende Neuerung In einem Kooperationsprojekt des Berliner IZT - Instituts für Zukunftsstudien und Technologiebewertung ist es jetzt gelungen, den Strom- und Wasserverbrauch alter Waschmaschinen deutlich zu verringern. Die entscheidende, energiesparende Neuerung heißt "Mikrocontrollersteuerung" und ersetzt das herkömmliche mechanische Programmschaltwerk.

Projektpartner und Förderung Das Modellprojekt wurde von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert. Kooperationspartner waren der Verein Ökologie & Arbeit in Karlsruhe (technische Leitung), die AEG Hausgeräte GmbH, die Fachhochschule Karlsruhe und das Umweltamt der Stadt Karlsruhe.

"Der Stromverbrauch sinkt auf das Niveau eines Neugerätes" Begleitforscher Siegfried Behrendt vom IZT - Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung zu den Vorzügen des neu entwickelten 'Mikrocontrollers': "Wird die neue elektronische Steuerung bei einer sechs bis sieben Jahre alten Waschmaschine eingebaut, sinkt der Stromverbrauch auf das Niveau eines Neugerätes. Das neue elektronische Schaltwerk hat außerdem den Vorteil, dass man es leicht den verschiedenen Waschmaschinentypen anpassen kann."

Die Wissenschaftler kooperieren nicht nur mit Recyclingbetrieben, sondern hoffen auch, Hausgerätehersteller zu finden, deren Kundenservice die Montage eines Mikrocontrollers im Haushalt routinemäßig durchführt, sobald bei hochwertigen, langlebigen Markenwaschmaschinen das konventionelle mechanische Schaltwerk defekt ist.

Gespräche mit Herstellern wegen Serienfertigung Allerdings hat die neue technische Lösung derzeit noch einen wirtschaftlichen Nachteil: Solange die Mikrocontroller von Hand gefertigt werden müssen, sind die Kosten der Umrüstung für die Verbraucherinnen und Verbraucher nicht attraktiv. Wissenschaftler des IZT sind daher im Gespräch mit Herstellern, um eine Serienfertigung der "Mikrocontroller" anzubahnen. Siegfried Behrendt (IZT): "Ich hoffe, dass Reparaturbetriebe und Markenhersteller bald damit werben können, dass sie in der Lage sind, mechanisch noch gut funktionierende ältere Geräte mit der Computertechnik von heute zu optimieren. Das schont die Umwelt und die Kundenportemonnaies."

 

Diesel mit Wasser mischen - Senkung des Kraftstoffverbrauchs

Pressemitteilung Universität zu Köln, 28.06.2004

Der Verbrauch von Kraftstoffen durch Autos kann dadurch gesenkt werden, dass Benzin oder Diesel mit Wasser verlängert werden. Dies hätte außerdem zur Folge, dass der Schadstoffausstoß erheblich gesenkt würde. Am Institut für Physikalische Chemie der Universität zu Köln arbeitet eine Forschergruppe unter der Leitung von Professor Dr. Reinhard Strey an einem thermodynamisch stabilen Treibstoff aus Diesel, Wasser und Tensiden. Unabhängig von der derzeitigen Lage auf dem angespannten Ölmarkt wird immer deutlicher, dass wir mit den vorhandenen Rohstoffen um so sorgfältiger umgehen müssen. "Eine Möglichkeit, von Öllieferungen etwas unabhängiger zu werden", so Professor Strey, "besteht darin, unsere Kraftstoffe mit Wasser zu verlängern." Motoren zuenden ohne Probleme selbst bei 50 Prozent Wasseranteil. Wenn es gelänge, den Verbrauch um nur wenige Prozent zu reduzieren, könnte weltweit jährlich Rohöl im 100 Millionen Tonnen Maßstab eingespart werden. Der Haupteffekt dieser neuartigen Kraftstoffe liegt aber vor allem in der Reduzierung des Schadstoffausstoßes. Dadurch lässt sich die Luftqualität in den Städten erheblich verbessern. Erste Ergebnisse zeigen, dass z.B. der umstrittene Russ deutlich um über 85 Prozent gesenkt werden kann. Daneben entstehen bei der Verbrennung der neuartigen Kraftstoffe auch wesentlich weniger Stickoxide.

Schon Ende der siebziger Jahre kamen US-Wissenschaftler auf die Idee Wasser in Kraftstoffe zu mischen, um den Ausstoß umweltschädlicher Abgase zu minimieren. Dass sich dieser Treibstoff bisher nicht durchgesetzt hat, kann zum einen daran liegen, dass diese Mischungen nicht lagerstabil sind und sich Wasser und Treibstoff wieder auftrennen. Zum anderen könnte die Menge und der Preis des Emulgators eine weltweite Nutzung verhindert haben. Um diese Nachteile der bisher bekannten Wasser-Kraftstoffe zu überwinden und dieser Idee endlich zum Durchbruch zu verhelfen, entwickelten die Kölner Wissenschaftler einen (thermodynamisch) stabilen Treibstoff aus Diesel, Wasser und Tensiden mit definierten Schwammstrukturen im Nanometerbereich. Im Gegensatz zu anderen, instabilen, Wasser-Öl-Emulsionen ist der Wasseranteil frei wählbar. Somit ist der optimale Wassergehalt ermittelbar. Ebenso stellt es für die Wissenschaftler kein Problem dar, nachwachsende Rohstoffe wie z.B. Rapsöl in beliebigen Mengen einzusetzen. Solche Beimischungen werden in naher Zukunft (EU-Verordnungen) eine große Rolle spielen und stellen die Kraftstoffhersteller vor große Herausforderungen. Ganz nebenbei wird durch diesen lagerstabilen Treibstoff das bisher ungelöste Problem des Restwassers im Tank beseitigt. Es wird einfach aufgesaugt.

Durch die langjährige Erfahrungen der Arbeitsgruppe von Professor Strey auf dem Gebiet der Mikroemulsionen (thermodynamische Mischungen aus Wasser, Öl und Tensiden) können die neuen Kraftstoffe den technischen Anforderungen angepasst werden. Der jetzige Entwicklungsstand entspricht noch nicht dem Optimum. Die Wissenschaftler hoffen, die positiven Effekte noch deutlich steigern zu können. Dabei liegen weitere Potentiale in der Variation des Wasseranteils und der Optimierung der Tensidmischung. Auch weitere Additive wie Backpulver oder Harnstoff sollen erprobt werden.

Außerdem soll die noch offene Frage geklärt, welchen physikalischen Effekt das Wasser auf die Verbrennung hat. Tatsache ist, dass die Abgastemperatur abgesenkt wird. Ob die Ursachen der beobachteten Effekte in der Verbrennungstemperatur in einem Dampfmaschineneffekt oder in der veränderten Chemie des Verbrennungsgemisches zu suchen sind, muss noch erforscht werden.

Für die Beschleunigung der Entwicklung, die vorsorglich zum Patent angemeldet ist (www.provendis.info), wünschen sich die Kölner Wissenschaftler engen Kontakt zur Industrie. So könnten sich zum einen weitere technischen Anforderungen am besten erkennen und erfüllen lassen. Zum anderen können die neuen Erkenntnisse schneller in der Praxis eingesetzt werden. Langfristig wäre eine Nutzung der neuen Kraftstoffe in PKW's wünschenswert. Eine schnellere Umsetzung sehen die Kölner allerdings bei Schiffsdieseln, zumal die Probleme mit diesen "Drecksschleudern" in naher Zukunft gelöst werden müssen.

 

Exportchancen für die deutsche Umweltschutzindustrie stärken

Presse-Information 56/2004 - Umweltbundesamt 26.6.2004

Umweltbundesamt veröffentlicht Kursbuch und Internetsystem zur Erschließung von Auslandsmärkten

Der Export-Anteil deutscher Umweltschutzgüter und -dienstleistungen kann erheblich wachsen. Wie das möglich ist, welche Chancen und Risiken, welche Erfolgsfaktoren und Marktstrategien erfolgsversprechend sind, darüber informiert das Umweltbundesamt (UBA) in einer aktuellen Veröffentlichung. Der Leitfaden „Export Umwelttechnik – Ein Kursbuch für deutsche Umweltunternehmen“ beschreibt einzelne Schritte auf dem Weg in ein erfolgreiches Auslandsengagement. Ergänzend dazu zeigt die Internetversion unter der Adresse http://www.umweltexport.de neben den interessantesten Zielmärkten für Umweltunternehmen auch die Möglichkeiten, aus der Vielzahl der Förderprogramme die geeigneten herauszufiltern.

Die Leistungsfähigkeit der deutschen Umweltschutzindustrie genießt weltweit einen hervorragenden Ruf. Der Exportanteil für Umweltschutzgüter und -dienstleistungen liegt jedoch deutlich unter den hohen Exportquoten im verarbeitenden Gewerbe. Dies lässt erwarten, dass im Export ein erhebliches Entwicklungspotenzial für die durch kleine und mittlere Unternehmen geprägte Umweltschutzbranche besteht. Die Umweltschutzmärkte gelten in vielen Teilen der Welt als Wachstumsmärkte.

Auf dem Umweltgipfel in Johannesburg im Jahr 2002 war wiederholt bekräftigt worden: Viele Umweltprobleme kennen keine Grenzen, Umweltschutz ist eine globale Aufgabe. Die mit gewachsenem Umweltbewusstsein einhergehende Globalisierung der Umweltprobleme führt weltweit zu steigender Nachfrage nach Umwelttechnik und Umweltschutzdienstleistungen. Daraus ergeben sich Chancen für deutsche Anlagenhersteller und Dienstleister.

Die Exportförderung im Umweltsektor hilft, unsere Verantwortung für den globalen Umweltschutz wahrzunehmen. Sie stärkt den Wirtschaftsstandort Deutschland.

Die Bundesregierung erweitert derzeit die Unterstützung für kleine und mittlere Unternehmen, die auf ausländischen Märkten Fuß fassen wollen. In der Außenwirtschaftsoffensive – „Weltweit aktiv“ – bildet die Vermarktung innovativer und umweltfreundlicher Techniken einen Schwerpunkt. Die UBA-Veröffentlichungen ergänzen diese Aktivitäten.

Die Publikation „Export Umwelttechnik – Ein Kursbuch für deutsche Umweltunternehmen“ ist kostenlos erhältlich beim Umweltbundesamt , ZAD, Postfach 33 00 22, 14191 Berlin (Postkarte), e-Mail: info@umweltbundesamt.de.

Informationen zum Umwelttechniktransfer gibt es im Internet unter der Adresse: http://www.cleaner-production.de 

 

High-Tech-Kleinkläranlage reinigt Abwasser des Inselhotel Brückentinsee

Trinkkostprobe vor Gästen soll Unbedenklichkeit demonstrieren

18.6.2004 - Pressemitteilung des Landkreises Mecklenburg-Strelitz

Wokuhl-Dabelow. Eine saubere Sache – am 16.06.2004 wurde die erste Kleinkläranlage mit Mikrofiltrationstechnologie in der Region im Inselhotel Brückentinsee, Gemeinde Wokuhl-Dabelow, eingeweiht. Die Abwasserreinigungsanlage sorgt dafür, dass das gesamte Küchen-, Bad- und Toilettenabwasser des Inselhotels hochwertig aufbereitet wird. Die vollbiologische Kleinkläranlage stellt eine neuartige Technologie dar. Hierbei wird wie Ralf-Peter Busse, Geschäftsführer des Leipziger Anlagenherstellers Busse IS GmbH, erläuterte, über ein Membranbelebungsverfahren mit Mikrofiltration der hohe Reinigungsgrad erreicht. In Sachen häuslicher dezentraler Abwasserreinigung sind derartige Anlagen bislang selten, wie es hieß. In diesem Fall handele es sich sogar um eine in jeder Hinsicht echte, autarke Insellösung. Busse betonte gegenüber Dirk Rautmann, Amtsleiter für Wirtschaftsförderung und Kreisentwicklung des Landkreises Mecklenburg-Strelitz, die „förderliche und unterstützende Begleitung“ der kreislichen Fachbehörden im Genehmigungsverfahren. Den Angaben entsprechend werden beinahe alle Rückstände und sogar Bakterien, Keime und Viren aus dem Abwasser gefiltert. Das gereinigte Abwasser kann anschließend als hygienisch unbedenkliches Brauchwasser Weiterverwendung finden. Die Unbedenklichkeit des Filtrats demonstrierte Entwickler Ralf-Peter Busse mit einer „Trinkkostprobe“ vor den Gästen sowie vor Walter Kummerow, dem Besitzer des Hotels und Barbara Karge, der Betreiberin.

 

Klärwerke klagen über Medikamente im Abwasser 

SWR 18.6.2004

Die größten Wasserversorger des Landes und das Umweltministerium fordern, dass Krankenhäuser ihre Abwässer künftig in eigenen kleinen Kläranlagen behandeln sollen. In vielen heimischen Gewässern und im Grundwasser fänden sich Spuren von Medikamenten.

Die meisten Medikamente landen im Wasser, weil Kranke sie einnehmen und wieder ausscheiden. Über das Abwasser gelangen viele Stoffe in Spuren in Flüsse und das Grundwasser.

Wie schädlich die Medikamente dort sind, ist noch unklar. Von Hormonen aus der Antibabypille weiß man, dass sie das Geschlecht von Fischen beeinflussen können.

Die Wasserwerke klagen besonders über Spuren von Röntgenkontrastmitteln. Diese Stoffe seien bei der Trinkwasseraufbereitung nur sehr schwer aus dem Wasser zu entfernen. Deshalb müsse vorgesorgt werden, indem jedes Krankenhaus sein Abwasser gesondert behandelt. So eine Vorsorgemaßnahme wäre europaweit einmalig.

 

Globaler Meeresschutz kostet 14 Mrd. Dollar 

Britische Forscher berechnen Jahreskosten für Schutzpark

London (pte, 16. Jun 2004 12:49) - Um die Meere der Welt zu schützen, wären jährlich zwischen 12 und 14 Mrd. Dollar notwendig. Zu diesem Schluss kommen britische Experten der Universitäten von York, Cambridge, Cranfield und Wales in einem Fachartikel im Wissenschaftsmagazin Proceedings of the National Academy of Sciences PNAS http://www.pnas.org. Die Autoren sind auch überzeugt, dass dies der einzige Weg ist, die Meere vor dem Overkill zu retten.

Die Kosten sind hoch, sind aber eine Gewährleistung dafür, dass die Versorgung mit Fisch auch in Zukunft gesichert ist. "Ein solches Schutzsystem ist praktisch wie eine Lebensversicherung", argumentieren die Forscher. "Die Erwartungen sind dahingehend, dass gewisse Gebiete vor der Überfischung geschont werden, so dass sich die Zahl der Meereslebewesen erholen kann", so Callum Roberts, Meeresbiologe und Umweltschützer. Dass die Errichtung eines solchen Schutzparks dringend notwendig ist, hatten Wissenschaftler schon beim World Summit on Sustainable Development in Kapstadt 2002 erkannt. Die Idee wurde beim "Worlds Parks Congress" 2003 in Durban erneut zum Diskussionspunkt. Damals meinten Experten, es müssten dringend 20 bis 30 Prozent der Weltmeere geschützt und damit frei von kommerzieller Fischerei werden.

Auf die hohen Kosten kommen die britischen Wissenschaftler, in dem sie die Kosten von 83 marinen Schutzzonen von 100 Quadratkilometer bis zu 30.000 Quadratkilometer Fläche berechneten. Demnach waren kleinere Schutzzonen teurer als große. Christopher Delgado vom International Food Policy Research Institut IFPRI http://www.ifpri.org  in Washington empfindet die Kosten allerdings als zu hoch. Außerdem stellt sich der Wissenschaftler die Frage, wer diese Kosten tragen soll. Dazu komme noch die Problematik der Überprüfbarkeit der Einhaltung der Schutzzone. Gerade in Entwicklungsländern gebe es weniger Handhabung über diese, so Delgado. "Die Schutzzonen funktionieren nicht, auch wenn staatliche Behörden das Fischereiverbot vollziehen. Wo sollen die Menschen hingehen, wenn sie zum Erwerb ihrer täglichen Nahrung fischen?", meint Delgado

Studienleiter Andrew Balmford von der Universität in Cambridge ist sich dieser Problematik bewusst und sieht vor allem noch die Herausforderung der internationalen Umsetzbarkeit dieses Vorhabens. Balmford argumentiert aber damit, dass die Schutzzonen auch mindestens eine Mio. Arbeitsplätze schaffen würden. "Immer noch fehlt es am Verständnis darüber, wie ein erfolgreiches Management eines Schutzgebietes aussieht", so Roberts. "Fischen gehört allerdings zu den größten Belastungen der Meere. Wenn wir nicht imstande sind diese Belastungen zurückzunehmen, werden wir in den Anstrengungen die Ozeane am Leben zu erhalten scheitern", erklärt Roberts.

 

Weniger Klärschlamm durch eingebauten Filter - Pilotanlage geht im Klärwerk Heidelberg in Betrieb

Pressemitteilung Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB, 16.06.2004

Das Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB in Stuttgart hat ein Verfahren zur Klärschlammvergärung entwickelt, bei dem durch eine integrierte Mikrofiltration der Klärschlammabbau gesteigert und Ammonium als Dünger gewonnen wird. Eine Pilotanlage geht in der Kläranlage Heidelberg, hier als Teil eines zweistufigen Vergärungsverfahrens, am 7. Juli 2004 offiziell in Betrieb.

Bei der Abwasserreinigung in kommunalen Kläranlagen entstehen beträchtliche Mengen an Klärschlamm. Zur Entsorgung wird der Klärschlamm zumeist vergoren, wobei organische Inhaltsstoffe zu Biogas umgesetzt werden. Nach der Vergärung muss der ausgefaulte Restschlamm entwässert werden, damit er weiter entsorgt werden kann. Hierbei fällt ein Schlammwasser mit sehr hohen Ammoniumkonzentrationen (1 bis 2 Gramm pro Liter) an. Um diese hohe Stickstofffracht im Schlammwasser zu reduzieren, wird es üblicherweise in die Abwasserreinigung geleitet. Hier wird Ammonium zunächst zu Nitrat nitrifiziert und dann Nitrat zu molekularem Stickstoff denitrifiziert. Im Zulauf der Abwasserreinigung liegen die Ammoniumkonzentrationen allerdings nur im Milligrammbereich. Damit die Nitrifikations- und Denitrifikationsbecken der Kläranlagen nicht überlastet werden, wird das Schlammwasser in nur geringen Volumenströmen zudosiert. Gefragt ist eine Lösung, bei der das Rückführen von Stickstoff über das Schlammwasser entfällt.

Das Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB in Stuttgart hat hierzu eine Anlage zum Klärschlammabbau mit integrierter Mikrofiltration entwickelt, bei der nahezu ammoniakfreies Schlammwasser und Ammoniumduenger gewonnen werden und zudem der Abbaugrad des Klärschlamms erhöht wird. Eine Pilotanlage wird am 7. Juli 2004 um 11.30 Uhr im Klärwerk Süd des Abwasserzweckverbands Heidelberg offiziell in Betrieb genommen. Hier wird die Anlage als Teil eines zweistufigen Vergärungsverfahrens eingesetzt. Die erste Stufe ist eine ebenfalls vom Fraunhofer IGB optimierte Hochlastfaulung mit erhöhter Konzentration an organischer Trockensubstanz und verbesserten Abbauleistungen. Der anfallende Klärschlamm der Kläranlage wird hier seit der Inbetriebnahme 2001 effizient zu Biogas umgesetzt.

Die Pilotanlage zur Klärschlammvergärung mit integrierter Mikrofiltration besteht aus einem Bioreaktor mit einem Volumen von 3,5 Kubikmetern. Vergorener Klärschlamm aus der Hochlastfaulung mit einem - aufgrund des hohen Abbaugrads in der Hochlastfaulung - nur noch niedrigen Organikanteil wird hier weiter vergoren: Ein Rotationsscheibenfilter entfernt während des Vergärungsprozesses Schlammwasser aus dem Reaktor. Der hierdurch aufkonzentrierte Schlamm wird in den Reaktor zurückgeleitet, wo er den Organikanteil erhöht und so den Abbaugrad steigert. Die Menge an zu entsorgendem Restschlamm wird reduziert, Entsorgungskosten gespart. Der am IGB entwickelte Rotationsscheibenfilter besteht aus einem Stapel keramischer, wartungsarmer Membranscheiben und benötigt nur wenig Energie. So ist er auch in der kommunalen Abwasserreinigung und im Klärschlamm wirtschaftlich einsetzbar.

Das filtrierte Schlammwasser - frei von Feststoffen und Mikroorganismen - wird in eine Ammoniak-Strippkolonne geleitet, in der Ammonium durch einen Luftstrom aus dem Schlammwasser entfernt wird. In einem sauren Wäscher wird Ammoniumsalz (Dünger) aus der Abluft gewonnen. Das ammoniumarme Schlammwasser wird in den Kläranlagenzulauf geleitet, wo es keine nennenswerte Belastung mehr darstellt.

"Für viele Kläranlagen ist von besonderem Vorteil, dass die Nitrifikation und Denitrifikation der Stickstofffracht aus dem Schlammwasser entfällt" betont Professor Walter Trösch vom Fraunhofer IGB. "So kann sogar der kostenintensive Ausbau von Reinigungsbecken zur Stickstoffentfernung vermieden werden." Wie Versuche im Technikumsmassstab zeigen, kann das neue Vergärungsverfahren mit Mikrofiltration auch eine herkömmliche einstufige Schlammfaulung ersetzen.

Die vom Fraunhofer IGB entwickelte Hochlastfaulung wurde 2001 vor die herkömmliche Schlammfaulung in Heidelberg eingebaut. Sie arbeitet mit hoher Raumbelastung (10 Kilogramm organische Trockensubstanz pro Kubikmeter und Tag) bei gleichzeitig niedriger Verweilzeit (5 anstatt 20-30 Tage). Die Organik wird um 45-50 Prozent abgebaut (gegenüber 35-40 Prozent bei der herkömmlichen Faulung), so dass bereits hier weniger ausgefaulter Restschlamm anfällt. Zudem ist die Ausbeute an Biogas erhöht, das Gewinn bringend in die Energieversorgung der Stadt Heidelberg fließt.

 

Mehr Durchblick in den hiesigen Gewässern

Informationsdienst Wissenschaft - idw - - Pressemitteilung Forschungsverbund Berlin e.V., 11.06.2004

Wie Seen selbst für klares Wasser sorgen - und warum auch der trübe Zustand stabil ist

Der Müggelsee und andere Gewässer der Region Berlin-Brandenburg haben zwar wieder klareres Wasser als vor wenigen Jahrzehnten. Doch noch immer gibt es nur relativ wenige höhere Wasserpflanzen in vielen der hiesigen Seen. Dr. Sabine Hilt vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei in Berlin erforscht die Ursachen dafür. Immer wieder begegnet sie bei ihrer Arbeit Menschen, die ihr von früher erzählen. Wie sie zum Baden in brandenburgischen Seen gingen und dabei erst einmal durch einen Gürtel aus braun-grünen Schlingpflanzen waten mussten.

"Aus alten Aufzeichnungen wissen wir, dass um die Mitte des 20. Jahrhunderts Wasserpflanzen in den meisten Seen Brandenburgs dominierten", berichtet die Wissenschaftlerin vom IGB. Mit dem aus ökologischer Sicht schönen Effekt, dass das Wasser klar war. Das ist heute anders. Die meisten hiesigen Gewässer sind frei von submersen Makrophyten und daher trüb. Algen dominieren, obwohl die Nährstoffbelastung oft wieder zurückgegangen ist. Der Grund: Vermutlich stabilisieren sich beide Zustände - klar und trübe - selbst. Dadurch wird der Wechsel in den jeweils anderen Zustand erschwert. Wenn aber ein Umschlag erfolgt, dann geschieht das abrupt. "Das kann von einem Jahr zum anderen passieren", sagt Hilt.

Dieses Phänomen - bei gleicher Nährstoffbelastung zwei mögliche Zustände, die beide lang anhalten können - heißt Bistabilität. Es tritt vor allem in sehr flachen Seen auf, in denen potenziell der gesamte Gewässerboden für eine Besiedlung mit Unterwasserpflanzen zur Verfügung steht. Es gibt eine ganze Reihe von Mechanismen, welche den jeweiligen Zustand stabilisieren. Beispielsweise verhindern Unterwasserpflanzen die Aufwirbelung (Resuspension) von Sediment und bieten winzigen Tierchen, dem Zooplankton, Schutz vor Fischen. Raubfische, welche kleinere Fische jagen, verstecken sich ebenfalls in den Pflanzen. Das heißt, die Fressfeinde des Zooplanktons werden dezimiert. Das Zooplankton wiederum hält die Algen kurz. Mehr noch: Unterwasserpflanzen nehmen Nährstoffe auf (die dann den Algen fehlen) und geben algenhemmende Wirkstoffe ab. All das führt dazu, dass das Wasser klar bleibt.

Nimmt die Nährstoffkonzentration eines Gewässers dennoch zu und überschreitet einen Schwellenwert, etwa durch Düngung umliegender Felder oder Nährstoffeintrag aus Abwässern, verschwinden die Unterwasserpflanzen. Das kommt, weil Algen sowie Epiphyten beginnen zu wachsen. Epiphyten sind Algen, die auf den Unterwasserpflanzen leben. In der Folge erhalten die im Seegrund verwurzelten Wasserpflanzen nicht mehr genügend Licht und wachsen weniger. Sie nehmen weniger Nährstoffe auf und geben weniger algenhemmende Substanzen ab. Ein Teufelskreis beginnt - innerhalb kürzester Zeit kippt das Gewässer um.

"Die Abwärtsspirale kann auch beginnen, wenn Menschen die Wasserpflanzen systematisch beseitigen", sagt Sabine Hilt. Es gibt viele, die etwas gegen Wasserpflanzen haben: Badegäste, Angler und Freizeitkapitäne etwa. "Nicht umsonst spricht der Volksmund von ,Wasserpest'", erläutert die IGB-Wissenschaftlerin. Die zunehmende Eutrophierung sowie Eingriffe des Menschen - etwa die Zucht von Karpfen, die Wasserpflanzen abweiden und Sediment aufwirbeln - haben dazu geführt, dass die meisten Unterwasserpflanzen in den hiesigen Seen verschwunden sind. Hilt: "In mehr als zwei Dritteln der brandenburgischen Seen fehlen die submersen Makrophyten."

Das große Problem dabei: Unterschreitet die Nährstoffkonzentration den Schwellenwert wieder, dann kippt das System nicht einfach zurück ins Klare. Denn auch der trübe Zustand stabilisiert sich selbst. Das hat Folgen für die Sanierung von Seen. Es reicht nämlich nicht aus, die Nährstoffkonzentrationen zu verringern, um den See in seinen ursprünglichen Zustand zurückzuführen. Vielmehr müssen die Wasserpflanzen die Möglichkeit haben, ungestört zu wachsen.

Was also tun? Den aufkeimenden Wasserpflanzen hilft neben der weiteren Verringerung der Nährstoffeinträge eine starke Dezimierung problematischer Fischarten. Dazu gehören unter anderem zooplanktonfressende Arten und Karpfen. Diese Fische können durch Abfischen und/oder Besatz mit Raubfischen dezimiert werden. Nützlich sind auch Wasserstandsverringerungen im Frühjahr oder gezielte Ansiedlungen von Unterwasserpflanzen, wenn Samen und andere Vermehrungseinheiten fehlen. Abfischen, also eine Form der Biomanipulation, funktioniert aber nicht überall. Der Müggelsee etwa wird von der Spree durchflossen, somit können Fische immer von außen zuwandern. Jetzt scheint der größte See Berlins auf dem Weg der Besserung, obwohl die Entwicklung der Unterwasserpflanzen noch immer gehemmt ist. Sabine Hilt und ihre Kollegen haben geklärt, was die aktuellen Ursachen für die Hemmung sind: Fische und Wasservögel, die Unterwasserpflanzen fressen, sowie Epiphyten und eine weiterhin recht hohe Nährstoffbelastung.

Derzeit geht der Blick der IGB-Forscher in die tiefere Vergangenheit der Seen. Denn es ist möglicherweise nicht nur der Mensch, der das Umkippen bewirkt. Es gibt Anzeichen dafür, dass auch vor dem Industriezeitalter Bistabilität und plötzliches Umkippen vorkamen. Ursachen für den Umschlag eines Zustands könnten etwa Klimaveränderungen gewesen sein, aber auch Extremereignisse wie Stürme, denen auf einen Schlag viele Wasserpflanzen zum Opfer fielen. Um mehr darüber zu erfahren, untersuchen die Forscher des Leibniz-Instituts das Sediment der Seen. Das Wissen darüber wird bei der Sanierung von Seen eine große Rolle spielen.

Weitere Informationen: Dr. Sabine Hilt Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei Müggelseedamm 301 12587 Berlin Tel.: (030) 6 41 81-677 Mail: hilt@igb-berlin.de  Web: http://www.igb-berlin.de/~hilt/ 

Dieser Text ist die leicht gekürzte Version eines Beitrages für das Verbundjournal. Die Zeitschrift des Forschungsverbundes Berlin ist soeben erschienen und hat das Titelthema Selbstorganisation. Sie kann als PDF aus dem Internet geladen werden: http://www.fv-berlin.de/fvverbund.htm 

 

Abwasser als Quelle für Phosphate

Schonung von knappen Rohstoffvorkommen

9. Juni 2004, 02:11, Neue Zürcher Zeitung

Weltweit werden Anstrengungen unternommen, Phosphate für Düngemittel aus kommunalen Abwässern zurückzugewinnen. Damit könnten die knappen Rohstoffvorkommen geschont und Gewässer vor dem Umkippen bewahrt werden.

Es gibt kaum einen biochemischen Vorgang, bei dem nicht Phosphor mit im Spiel ist. Er wird nicht nur in Zähne und Knochen eingebaut, sondern ist in Form von Adenosintriphosphat, der «Energiewährung» der Zellen, massgeblich an der Übertragung und Speicherung von Energie beteiligt. Da in der Regel mehr Phosphor mit der Nahrung aufgenommen wird, als für den Stoffwechsel erforderlich ist, wird der Überschuss mit Urin und Fäkalien wieder ausgeschieden. Die in den Ausscheidungen enthaltenen Phosphate fördern das Wachstum von Pflanzen und wären deshalb ein ideales Düngemittel. Allerdings haben Phosphate auch ihre ökologischen Schattenseiten. Sie regen nämlich auch das Algenwachstum an und können Gewässer zum Umkippen bringen. Deshalb wird der potenzielle Nährstoff bei der Abwasserreinigung weitgehend entfernt.

-> weiter bei der NZZ

Pilotprojekt für moderne Wasserversorgung gestartet

BMBF fördert mit zwei Millionen Euro neue Technik für 100 Wohngrundstücke

BMBF, 8.6.2004 - Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert die Entwicklung neuer Wassertechnologien für den Wohnungsbau. Dabei sollen mit dezentralen Systemen zur Wasserversorgung und zur Abwasseraufbereitung die Umwelt geschont und Kosten gespart werden. Die Baumaßnahmen des BMBF-Projekts DEUS 21 (Dezentrales Urbanes Infrastruktur-System) starteten am Dienstag im baden-württembergischen Knittlingen bei Pforzheim. Das Forschungs- und Demonstrationsvorhaben für etwa 100 neue Wohngrundstücke wird vom BMBF mit zwei Millionen Euro drei Jahre lang gefördert. Unter Federführung des Stuttgarter Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik (IGB) sind zwei Forschungsinstitute und sechs Industriepartner beteiligt.

Mit der neuen Technologie können aufwändige Kanalsysteme für die zentrale Sammlung von Abwässern eingespart und neue Ressourcen für die Wasserversorgung erschlossen werden. Dabei wird das aus den angeschlossenen Wohneinheiten gesammelte Abwasser mit Hilfe moderner Membran- und Reaktortechnologie aufbereitet, wobei die organischen Bestandteile zu Biogas vergoren werden und Phosphor- und Stickstoff-Salze, die wertvolle Düngemittel darstellen, zurückgewonnen werden sollen. Das Biogas versorgt die Anlage mit Strom und Wärme, Überschussstrom wird in das Versorgungsnetz eingespeist. Es entsteht praktisch kein Klärschlamm, und das Abwasser kann nach der Reinigung zur Bewässerung genutzt werden oder einfach versickern. Gleichzeitig wird das Regenwasser gesammelt und in Trinkwasserqualität als Brauchwasser zur Verfügung gestellt.

Die Bundesregierung hat sich beim Weltgipfel in Johannesburg dafür eingesetzt, den Anteil der Menschen auf der Welt, die keinen Zugang zu sauberen Trinkwasser und keine angemessene Abwasserentsorgung haben, bis zum Jahr 2015 zu halbieren. Die sich weltweit zuspitzenden Wasserprobleme können nur mit Hilfe innovativer dezentraler Ver- und Entsorgungssysteme gelöst werden, schon weil der Aufbau von Kanalsystemen in den betroffenen Schwellen- und Entwicklungsländern unbezahlbar wäre. Das BMBF fördert daher vergleichbare Projekte etwa in Vietnam, Brasilien, Türkei und Ghana. In Knittlingen wird in diesem Zusammenhang auch die Lösungskompetenz deutscher Unternehmen im Bereich dezentraler Systeme im eigenen Land demonstriert.

 

Bayreuther DFG-Projekt: Arsen in aquatischen Systemen

Pressemitteilung Universität Bayreuth, 03.06.2004

Mit dem Ziel, die Redoxdynamik des chemischen Systems NOM-Eisenoxid-Arsen und die Bedeutung chemischer Randbedingungen für die Redoxdynamik aufzuklären, hat die DFG Bayreuther Hydrologen ein zweijähriges Projekt genehmigt.

Bayreuth (UBT). Mit dem Ziel, die Redoxdynamik des chemischen Systems NOM-Eisenoxid-Arsen und die Bedeutung chemischer Randbedingungen für die Redoxdynamik aufzuklären, hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) Bayreuther Hydrologen um Dr. Christian Blodau (Limnologische Forschungsstation, Lehrstuhl für Hydrologie, Prof. Dr. Stefan Peiffer) ein zweijähriges Projekt genehmigt. Es trägt den Titel "Der Einfluss von natürlicher organischer Substanz und Eisenoxiden auf den Redoxzustand und die Komplexierung von Arsen im aquatischen System". Arsen stellt aufgrund seiner Toxizität und seines häufigen Auftretens im Grund- und Trinkwasser eine Gesundheitsgefährdung für den Menschen dar. Besondere Bedeutung für die Toxizität und Mobilität von Arsen kommt der reversiblen Redoxtransformation von Arsen(V) zu Arsen(III) bei. Natürliche organische Substanz (NOM) und Eisen(III)oxide stellen wichtige redoxaktive Substanzen dar, die diese Transformation über chemische Reaktionen kontrollieren können. Während Redoxtransformationen des Arsens unter Einwirkung von Mikroorganismen als gut untersucht gelten, ist die Möglichkeit und Bedeutung der abiotischen Redoxtransformationen unter gleichzeitiger Einwirkung von NOM und Eisenoxiden weitgehend unerforscht. Ziel dieses Forschungsprojektes ist es, die Redoxdynamik des chemischen Systems NOM-Eisenoxid-Arsen und die Bedeutung chemischer Randbedingungen für die Redoxdynamik aufzuklaren. Dieses Ziel wird über die Bestimmung von Umsetzungsraten aller beteiligten Stoffe, die Untersuchung ihrer Komplexierungsreaktionen und die kontrollierte Variation der geochemischen Randbedingungen erreicht. Das Vorhaben wird damit einen Beitrag zur Kenntnis des Verhaltens von Arsen in der Umwelt leisten. Bearbeitet wird das Projekt von Dipl.-Geoökologen Markus Bauer.

 

Nachhaltiger Umgang mit Wasser in Siedlungsräumen wird Realität

Spatenstich in Knittlingen

Pressemitteilung Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB, 02.06.2004

Am 8. Juni 2004 ist Startschuss für den Baubeginn des Neubaugebiets Am Römerhof in Knittlingen. Für etwa 100 neue Wohngrundstücke wird eine in Deutschland bisher einzigartige Form der kommunalen Wasserwirtschaft realisiert. Hierbei werden fortschrittliche Technologien eingesetzt, die einen nachhaltigen und kostengünstigen Betrieb der gesamten Wasserinfrastruktur gewährleisten.

DEUS 21 steht für Dezentrale Urbane Infrastruktur-Systeme und ist ein Projekt, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF mit 2 Millionen Euro über die Laufzeit von drei Jahren gefördert wird. Mit der Stadt Knittlingen nördlich von Pforzheim hat sich eine Gemeinde gefunden, gemeinsam mit zwei Forschungsinstituten und sechs Industriepartnern, neue Wege in der Wasserver- und Abwasserentsorgung zu gehen.

Das Konzept unter Federführung des Stuttgarter Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB sieht vor, das Regenwasser aller Grundstücke zu sammeln. In einer zentralen, modernen Membrananlage zu Trinkwasserqualität aufbereitet, steht es den Haushalten dann als hygienisch einwandfreies Brauchwasser zur Verfügung. Dieses Wasser eignet sich zur Körperpflege, um Geschirr und Wäsche zu waschen, Toiletten zu spülen oder den Garten zu bewässern. Salzfrei wie es ist, kann bei der Heißwasserzubereitung auf Entkalkungsmittel und in der Waschmaschine auf Weichspüler verzichtet werden. Im Neubaugebiet wird den Haushalten hierzu ein eigenes Brauchwassernetz, das parallel zum Trinkwassernetz verlegt wird, installiert.

Das häusliche Abwasser wird - wenn gewünscht gemeinsam mit organischen Küchenabfällen - über ein Vakuumkanalsystem abgesaugt, wie es bei Flugzeugen, Schiffen und Bahn aber auch in der kommunalen Abwasserentsorgung in skandinavischen Ländern weit verbreitet ist. Das zentral gesammelte Abwasser wird in einem biologischen Abwasserreinigungsreaktor mit integrierter Membrantechnik aufbereitet, wobei die organischen Bestandteile zu Biogas vergoren und Phosphor- und Stickstoff-Salze zu Dünger umgesetzt werden. Das Verfahren arbeitet anaerob, unter Luftabschluss - von der daher gekapselten Anlage können keine Geruchsbelästigungen ausgehen. Das gewonnene Biogas versorgt die Anlage mit Strom und Wärme, Überschussstrom wird in das Versorgungsnetz eingespeist. Die Abwasserreinigungsanlage ist verfahrenstechnisch so ausgelegt, dass praktisch kein Klärschlamm entsteht. Nach der Reinigung kann das Abwasser einfach versickert werden.

Im halbtechnischen Maßstab wurde das Verfahren an einer Technikumanlage des Fraunhofer IGB erprobt und optimiert. Eine Pilotanlage zur Abwasserreinigung läuft seit einem Jahr störungsfrei auf der Kläranlage in Tauberbischofsheim im Bypass.

Zum Spatenstich am Dienstag, den 8. Juni 2004 um 11.00 Uhr in Knittlingen, Kalkofenstrasse, werden neben allen Projektpartnern auch Vertreter des BMBF, des Projektträgers Wassertechnologie Karlsruhe und des Ministeriums für Umwelt und Verkehr Baden-Württemberg erwartet. 

Wasser ist Menschenrecht, nicht nur Energieträger

„Brot für die Welt“ überreicht Flaschenpost an Bundesregierung

Stuttgart, 01.06.2004 - Mit einer mannshohen Flaschenpost hat „Brot für die Welt“ die Bundesregierung aufgefordert, sich für das Menschenrecht auf Wasser einzusetzen und die Wasserversorgung aus den Verhandlungen der Welthandelsorganisation (WTO) herauszunehmen. Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul nahm die mit über 35.000 Postkarten von Unterstützerinnen und Unterstützern gefüllte Flaschenpost am Eröffnungstag der Internationalen Konferenz für Erneuerbare Energien „Renewables2004“ in Bonn entgegen. „Das wichtige Thema erneuerbare Energien darf nicht in Konkurrenz zu den drängenden Aufgaben im Bereich Wasserversorgung treten“, betonte die Direktorin von „Brot für die Welt“, Cornelia Füllkrug-Weitzel, bei der Übergabe der Flaschenpost. Sie erinnerte daran, dass vor drei Jahren ebenfalls in Bonn die Internationale Süßwasserkonferenz stattfand. Sie sei wegweisend für den Beschluss des Nachhaltigkeitsgipfels in Johannesburg gewesen, die Zahl der 1,2 Milliarden Menschen ohne Zugang zu sauberem Wasser bis zum Jahr 2015 zu halbieren.

Superintendent Klaus Eberl, Mitglied der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche im Rheinland, bezeichnete den Zugang zu Energie und zu Wasser als zwei Seiten derselben Medaille. Das Menschenrecht auf Wasser müsse respektiert und umgesetzt werden. Die deutsche Entwicklungspolitik im Wassersektor müsse sich auf die Ärmsten der städtischen Slums und ländlichen Gebiete konzentrieren, so Eberl weiter. Sie seien bisher zu wenig erreicht worden. Auch beim Einsatz von Wasser als Energieträger vor allem bei Staudammprojekten müssten die Menschenrechte beachtet und soziale und ökologische Folgen berücksichtigt werden, forderte Eberl.

Die Flaschenpostaktion ist ein Teil der „Brot für die Welt“-Kampagne „MenschenRechtWasser“. Sie wendet sich gegen die Liberalisierung der Wasserversorgung in den Entwicklungsländern und setzt sich dafür ein, dass der Zugang zu Wasser als Menschenrecht auch für die Ärmsten gesichert wird. Seit Beginn der Kampagne vor einem Jahr am Weltwassertag haben über tausend Gruppen und Initiativen diese Anliegen aufgenommen.

 

 
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