März 2004

Wasser-/Abwassernachrichten

(News-Archiv)

Deutschland droht Strafgeld

Berlin/Brüssel, 31.03.2004 um 16:51

Die Kommission fordert Deutschland in drei Vertragsverletzungsverfahren auf, die EU-Vorschriften über Abwassser-und Abfallentsorgung einzuhalten. Deutschland ist zwei im April gefällten Urteilen des Europäischen Gerichtshofes nicht nachgekommen. Die Europäischen Kommission fordert nun in einer mit Gründen versehenen Stellungnahme die deutschen Behörden erneut dazu auf. Geschieht dies nicht, kann die Kommission beim Gerichtshof die Verhängung eines Zwangsgeldes beantragen.

Der Gerichtshof hatte in seinem Urteil festgestellt, dass die Bundesrepublik Deutschland in zwei Fällen, die die Vergabe öffentlicher Aufträge durch Gemeinden des Bundeslandes Niedersachsen betrafen, gegen ihre Verpflichtungen aus der Richtlinie über die Vergabe öffentlicher Dienstleistungsaufträge verstoßen hat. 1996 hatte die Stadt Braunschweig einen Auftrag über die Abfallentsorgung in direkten Verhandlungen mit den Auftragnehmern ohne vorherige Bekanntmachung vergeben. 1998 hatte die Gemeinde Bockhorn einen Auftrag über die Abwasserableitung ohne vorherige Ausschreibung vergeben.

Im Oktober 2003 übermittelte die Kommission der Bundesrepublik eine schriftliche Aufforderung zur Äußerung, in der sie um Mitteilung der Maßnahmen bat, die Deutschland ergriffen hatte, um dem Urteil des Gerichtshofs nachzukommen. In ihrer Antwort wiederholten die deutschen Behörden indessen lediglich früher vorgebrachte Argumente, die der Gerichtshof verworfen hatte. Die Aufträge wurden mit einer Mindestlaufzeit von 30 Jahre vergeben. Im Urteil wurde deshalb festgestellt, dass der Verstoß gegen das Vergaberecht während der Laufzeit des rechtswidrig vergebenen Auftrages fortdauert. Daher ist die Kommission der Meinung, dass es nicht genügt, bei künftigen Ausschreibungen Verstöße zu vermeiden. Um dem Urteil nachzukommen, müssen die gegenwärtigen Verstöße beseitigt werden.

In einem weiteren Vertragsverletzungsverfahren hat die Kommission die deutschen Behörden förmlich aufgefordert, Verstöße gegen EU-Vorschriften abzustellen. Im Dezember 1999 vergab die Gemeinde Hinte (ebenfalls Niedersachsen) eine Dienstleistungskonzession über die Ableitung von Abwasser an den Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband. Dabei wurde kein transparentes Vergabeverfahren eingehalten, wie es das Gemeinschaftsrecht in der Auslegung durch den Gerichtshof vorschreibt.

Das EU-Vergaberecht soll gewährleisten, dass alle Unternehmen in der Union eine faire Chance bei öffentlichen Ausschreibungen haben. Offene und transparente Ausschreibungsverfahren sorgen für mehr Wettbewerb, besseren Schutz gegen Korruption, bessere Leistungen für das Geld des Steuerzahlers und letztlich ein Europa, das wettbewerbsfähiger ist. Wie aus einem Arbeitspapier der Europäischen Kommission hervorgeht, haben die derzeit geltenden EU-Vergaberichtlinien den grenzüberschreitenden Wettbewerb auf den Beschaffungsmärkten verstärkt und die Preise, die öffentliche Auftraggeber für Waren und Dienstleistungen zu zahlen haben, um etwa 30 Prozent gesenkt.

Die Länder Italien, Griechenland, Portugal, Irland und Großbritannien sind wegen ähnlicher Verstöße gegen EU-Vorschriften von europäischen Strafbußen durch ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes bedroht.

Aktuelle Informationen über alle gegen die Mitgliedstaaten anhängigen Vertragsverletzungsverfahren finden Sie auf folgender Website: http://europa.eu.int/comm/secretariat_general/sgb/droit_com/index_en.htm .

 

Ist das Ende des WC in Sicht? 

Echo online 30.3.2004

Das Klo der Zukunft: Technik aus dem Schiffs- und Flugzeugbau bei Pilotprojekten in Heidelberg und Knittlingen

AUCH IM FREIBURGER Pilotprojekt Gropius-Haus (links) wird in den Toiletten (rechts) die aus Massenverkehrsmitteln bekannte Saugtoilettentechnik eingesetzt, um den Spülwassereinsatz minimieren. (Fotos: Koch)

Wenn Walter Trösch von seiner Entwicklung spricht, bekommt er leuchtende Augen. Sein „Baby“ steht in den Laborwerkstätten des Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik (IGB) in Stuttgart: eine Kläranlage in der Vertikalen – in der Technikersprache ein Strahlschlaufenreaktor mit integrierter Biomasserückhaltung.

Mit ihm will der Direktor des Fraunhofer-Institutes den Milliardenmarkt der Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungstechnik auf den Kopf stellen. Der geheimnisvolle Apparat, an dessen Seite Kabel und Schläuche heraushängen, als handelte es sich um einen Brutkasten, besorgt beim Abwasser, was die Deutschen seit Jahren mit ihrem Müll tun: Er filtert und sortiert es nach Inhaltsstoffen.

80 Liter Wasser verbraucht der mitteleuropäische Durchschnittsbürger pro Tag, aber nur drei Liter werden in Trinkwasserqualität benötigt. Dass der größte Teil „eines der knappsten Lebensmittel auf unserem Globus“ einfach nur dazu benutzt wird, um allein in Deutschland auf einer Länge von 400 000 Kilometern unliebsame Reststoffe hin und her zu schwemmen, hält Trösch für Irrsinn.

„Unflexibel und für heutige Bedürfnisse zu groß dimensioniert“ ist das Kanalsystem in nahezu allen deutschen Städten auch nach Ansicht von Harald Hiessl, Leiter der Abteilung Umwelttechnik und Umweltökonomie des Fraunhofer-Instituts für Systemtechnik und Innovationsforschung (ISI) in Karlsruhe. Einer nordrhein-westfälischen Studie über „Alternativen der kommunalen Wasserversorgung und Abwasserentsorgung“ (AKWA 2100) zufolge fließen in Deutschland zwar rund zwölf Milliarden Euro pro Jahr in Ausbau und Instandhaltung der Unterwelt, aber nur ein Fünftel davon in die eigentliche Abwasserreinigung und Wasseraufbereitung. Der Rest geht drauf für Reparaturen am Grundleitungsnetz.

Eine Alternative könnte DEUS 21 sein, das „Dezentrale Urbane Infrastruktur-System“. Dieses Modell einer neuen kommunalen Wasserwirtschaft soll sich in zwei Pilotprojekten in Heidelberg und Knittlingen bei Pforzheim bewähren. Vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit zwei Millionen Euro gefördert, sind drei Forschungsinstitute (darunter Trösch und Hiessl) sowie sechs Industriepartner beteiligt. In Heidelberg wird in einer Randsiedlung, die aufgrund der Entfernung nicht ans reguläre Kanalnetz angeschlossen werden kann, eine dezentrale Anlage mit Membranfiltern ausgestattet – anstelle von Grobrechen und Sedimentationsbecken.

In Knittlingen wird zusätzlich das Regenwasser von rund 100 Wohngrundstücken separat gesammelt. Zu Trinkwasserqualität aufbereitet, steht es den Haushalten als hygienisch einwandfreies Brauchwasser zur Verfügung, das sich dazu eignet, Geschirr und Wäsche zu waschen, Toiletten zu spülen oder den Garten zu bewässern.

Zu der üblichen Installation kommt in diesen Häusern nun noch Einiges hinzu: Die Küchenabfälle müssen über „Pulper“ zerkleinert, fast verflüssigt werden, bevor sie zum Abwasser kommen. Brauchwasserventile müssen aus Gründen vorbeugender Hygiene eine Kindersicherung haben. Der Clou jedoch ist, dass die häuslichen Abwässer, vor allem das fäkalienhaltige „Schwarzwasser“, über ein Vakuumkanalsystem abgesaugt werden, wie an Bord von Flugzeugen und Schiffen.

Statt dicker Abwassserrohre werden dabei nur noch Querschnitte von sechs bis acht Zentimetern gebraucht. Man kommt mit einem Fünftel der Wassermenge herkömmlicher Spülsysteme aus. In einem kompakten Anbau, der für eine Siedlung von hundert Häusern „nicht größer als eine Garage“ (Trösch) ist, wird das Abwasser per Unterdruck durch die Mikrofiltrationsmembran gesaugt, deren Poren bei einer Weite von zirka 0,05 Mikrometern für Bakterien undurchlässig sind.

Im Gegensatz zu der verdünnten Brühe in normalen Klärwerken liegen hier die Reststoffe in so hoher Konzentration vor, dass die Weiterverwertung von Phosphor- und Stickstoffverbindungen zu Düngesalz lohnt. Als Nebenprodukt fällt Biogas an, das einem BHKW und von dort als Nahwärme wieder der Siedlung zugeführt wird.

Das Konzept eignet sich sowohl für kleine Kommunen ab 100 Einwohnern, denen der gesetzlich vorgeschriebene Anschluss an eine zentrale Großkläranlage zu teuer ist – weil zu weit entfernt, als auch für komplette Wohnviertel in Städten ohne Infrastruktur, etwa in Entwicklungsländern. Während die Membrantechnik hilft, Wasser einzusparen, brauchen die Pumpen relativ viel Energie. Trotzdem sehen Fachleute in der Technik Zukunftspotential.

Trösch schätzt dezentrale Systeme obendrein als bodenständigere Variante einer wichtigen Versorgungsleistung. „Verhökern Sie Ihre Wasserwerke nicht für ein paar Millionen an Privatfirmen oder die Amerikaner,“ warnt er kürzlich Vertreter kommunaler Einrichtungen.

Die ausländischen Investoren hätten möglicherweise auch etwas gegen so kostspielige Experimente wie seines. Das große Problem dabei ist, dass statt der Mischkanalisierung ein Mehrspartenkanal ins Erdreich versenkt werden muss, um – statt mit Schwemmwasser – mit dem Unterdruck als Transportmedium arbeiten zu können. Und der ist – zumindest zu Anfang – teuer.

 

"Schmeckt exakt wie Wasser"

Der Standard 30.4.2004

"Cooles" Wasser wird zum Marken- und Lifestyleprodukt

Die Idee, Mineralwasser um Literpreise von über fünf Euro aus dem Supermarkt nach Hause zu tragen, anstatt einfach den Wasserhahn aufzudrehen, klingt in Österreich noch exotisch.

Nur weil etwas in erstklassiger Qualität aus der Leitung kommt, heißt das noch lange nicht, dass man darum keinen Kult entwickeln kann: "Cooles" Wasser wird zum Marken- und Lifestyleprodukt.

Natürlich ist Häme nur der Neid der Besitzlosen. Deswegen war es auch nicht weiter verwunderlich, dass die Damen und Herren, denen in den Räumen des STANDARD kürzlich das erste Mal "Voss" vorgesetzt wurde, die Größe des Augenblicks nicht zu würdigen wussten: "Schmeckt exakt wie Wasser", war noch der trockenste Kommentar. "So eine Flasche wird sonst ja mit einem Zerstäuber geliefert", setzte sich die Designfraktion mit dem an einen übergroßen, coolen Parfumflacon erinnernden Gebinde auseinander. Und: "Leitung schmeckt frischer" kam dann auch noch.

Eines aber hatten alle Rezensenten des stillen norwegischen Edelwässerchens (in der 0,4-Liter-Flasche bei Meinl am Graben um zwei Euro zu finden) gemein: Das Konzept "Designerwasser" blieb den (sich an die Stirn tippenden) Voss-Verkostern verschlossen. Die Akzeptanz von Wasser als Lifestyleprodukt dürfte noch eine Durststrecke vor sich haben.

Exotisch

Sicher: Daran, wie das Begehen von Städten ohne längst allgegenwärtige Flaschen mit "Sportverschluss" früher funktioniert hat, erinnert sich kaum jemand mehr. Aber die Idee, Mineralwasser um Literpreise von über fünf Euro aus dem Supermarkt nach Hause zu tragen, anstatt einfach den Wasserhahn aufzudrehen, klingt in Österreich noch exotisch. Daran können auch die rund 25 Wässer, die bei Meinl am Graben im Regal stehen, wenig ändern: Außer dem norwegischen Edelwasser Voss (norwegisch für "Wasserfall") gibt's kaum Überraschungen - es dominieren Variationen zu Vöslauer, Römerquelle & Co.

Anderswo ist man weiter: Bei "Colette's", dem ultraschicken Lifestyle-Kaufhaus in Paris, gibt es längst eine "Wasserbar". Und allein die Anordnung der Flaschen mit über 120 Wässern aus allen Winkeln der Erde rechtfertigt die Existenz der Wassertheke.

Alltags- zum Luxusprodukt

Wenn dann - wie in vielen Metropolen - Leitungswasser nach Chlor, Rohr oder schal schmeckt, ist es kein Wunder, wenn sich neben dem Markt zur Abdeckung des Grundbedürfnisses auch einer entwickelt, in dem die Überhöhung des Alltags- zum Luxusprodukt zelebriert wird.

Freilich gibt es - abseits von Mineralwasserregalen in den Premium-Outlets der Supermarktketten - mittlerweile auch in Österreich die Tendenz zum Lifestyle-Trinkwasser: Wer etwa im Shambala, dem Restaurant des Nobelhotels Le Meridien an der Wiener Ringstraße, Platz nimmt, erhält zur Wein-auch die Wasserkarte.

"Der Alkohol-aber auch der Softdrink-Konsum gehen zurück", erklärt Markus Koll, Food & Beverage Operations Manager im Nobelhotel, unter Verweis auf den Wellnessboom. Gleichzeitig wolle man aber auch den internationalen Trend ("der Wasser-Sommelier ist ein Beruf, der Zukunft hat", Koll) in Wien als Erster aufgreifen - wenn auch mit einem Augenzwinkern: "Natürlich ist das auch ein bisserl ein Gimmick."

"Wasserwagen"

Allerdings eines, das man durchaus ernsthaft präsentiert: Auf dem "Wasserwagen" des Le Meridien finden sich über 20 Wassersorten. Von Österreich (Vöslauer, Großglockner, Montes) geht die Wasserfahrt nach Frankreich (Evian, Perrier, Châteldon. Wattwiller), England (Hildon, Blue Keld Artesia), Wales (Ty Nant), Norwegen (Voss), Schottland (Gleneagles), Schweden (Ramlösa), Italien (San Pellegrino), Portugal (Serra de Estrella), Spanien (Pineo) und Deutschland (Selters) - und zwar in "Sparkling"- und "Still"-Varianten. Und wie beim Wein wird auch beim Wasser fachkundig und speisenkompatibel beraten - bei Preisen bis zu 14 € pro 0,8-Liter-Bouteille ist das nicht zu viel verlangt. Freilich: Wer im Shambala "Leitungswasser" verlangt, bekommt das nicht extra verrechnet. Koll: "Das wäre ja Nepp."

Coca-Colas Waterloo

Schließlich steht gerade Wasser für Reinheit und Ehrlichkeit. Hier Dreck am Stecken zu haben wäre fast peinlicher, als mit gepanschtem Wein erwischt zu werden. Dieses Waterloo durchlebt dieser Tage Coca-Cola. Der US-Konzern musste zugeben, dass sein Edelwasser "Dasani" (Halbliterpreis rund 1,40 €) nicht aus unberührten Bergquellen stammt: Dasani sprudelt aus Londons Wasserleitungen. In Proben wurde überdies zu viel Brom nachgewiesen. Cola zog die Notbremse: Dasani wurde vom UK-Markt genommen - und wird so bald auf keiner europäischen Wasserkarte zu finden sein. (Thomas Rottenberg, Der Standard, Printausgabe, 30.03.2004)

 

Wasser – bezahlbares Gut? 

ND 30.03.04

Debatte der Böll-Stiftung über Privatisierung und Kostenanteil der Verbraucher

Von Susanne Götze

Auch nach dem Jahr des Süßwassers 2003 reißen die Debatten um die Wasserkrise nicht ab. Mit welchen Strategien und Lösungen den 1,2 Milliarden Menschen, die weltweit ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser sind, geholfen werden kann, debattierte am Wochenende das dritte Entwicklungspolitische Forum. Zu dem hatte die Heinrich-Böll-Stiftung in Kooperation mit »Brot für die Welt« eingeladen. Im Jahr 2000 hatten sich die Regierungen der Welt das hehre Ziel gesetzt, die Zahl der Menschen, die global ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser sind, bis 2015 zu halbieren. Der Weltgipfel in Johannesburg bestätigte das Millenniumsziel, ergänzt mit der Forderung nach einer gesicherten Abwasserversorgung. Dem Hilfsplan folgte aber erst im November 2002 die offizielle Erklärung der UN, dass Wasser ein Menschenrecht sei. Dass die knappe und lebenswichtige Ressource Wasser zum selbstverständlichen Menschenrecht erklärt wurde, ist zwar eine wichtige Errungenschaft – die Diskussionen darüber, ob Wasser Menschenrecht oder eine Handelsware oder beides sei, habe sich aber nicht gelegt. Malcolm Langford, Koordinator des Programms »Recht auf Wasser» vom Centre on Housing Rights and Eviction (Cohre), stellte in seinem Eröffnungsbeitrag klar, das Ziel der UN bedeute nicht nur, die Hälfte der Bedürftigen ans Wassernetz anzuschließen. Abzusichern sei auch, dass die Haushalte auch angeschlossen blieben. Das Abschalten der Wasserversorgung bei Geldmangel der Kunden sei – sofern Wasser als Menschenrecht gelte – juristisch nicht zu verantworten. Dass Wasser grundsätzlich etwas kosten muss, darüber waren sich die meisten Teilnehmer der Veranstaltung einig. »Wasser ist keine Handelsware, sondern auf Grund seiner Knappheit ein wirtschaftliches Gut«, konstatierte Uschi Eid, Staatssekretärin im Bundesentwicklungsministerium. Dass die kostbare Ressource ein Menschenrecht sei, stelle niemand mehr in Frage, so Eid, es komme jetzt aber darauf an, dieses Recht zügig umzusetzen. Für die Staatssekretärin stellt die Kooperation mit privaten Investoren die einzige Lösung dar, um das Millenniumsziel schnellstmöglich zu erreichen. Auch für den Weltbankvertreter Piers Cross ist klar, dass der öffentliche Sektor bei der Wasserversorgung versagt hat. »Natürlich ist Wasser ein Menschenrecht, doch wir müssen uns fragen: Wer bezahlt es?«, betonte Cross. Private Investoren sind seiner Meinung nach die einzigen Akteure, die eine effiziente Wasserversorgung garantieren könnten. Im aktuellen Weltbank-Strategiepapier zur ländlichen Wasserversorgung spricht sich die Bank allerdings gegen eine Kommerzialisierung des Wassersektors aus da, weil – so wörtlich – »die Privatisierung im Widerspruch zu den Bemühungen stehen würde, die Ärmsten in ihrem Zugang zu Trinkwasser zu unterstützen«. Für Cross liegen die Gründe dafür, dass die Weltbank negative Erfahrungen in Sachen Privatisierung machte, im noch unausgereiften Wettbewerb im Wassersektor. Dieser funktioniere dort einfach noch nicht so gut wie in anderen Industriezweigen. Für ihre Privatisierungseuphorie ernteten die Staatssekretärin und der Weltbank-Vertreter Kritik. Zwar überzeugte das Argument, dass vielen Entwicklungsländern das Geld fehlt, um in den Wassersektor zu investieren, doch sehen viele Entwicklungshilfe- und Nichtregierungsorganisationen in hemmungsloser Privatisierung keine Alternative. Zahlreiche Beispiele hätten in den letzten Jahren nur zu deutlich gezeigt, dass privat geführte Wasserbetriebe kaum effizienter arbeiten würden und die Preise für die Verbraucher ins Unermessliche stiegen. Doch ganz ohne private Beteiligung gehe es auch nicht, meinte die Direktorin von »Brot für die Welt«, Cornelia Füllkrug-Weitzel. Um einer Preisexplosion vorzubeugen und eine effiziente Arbeit des privaten Investors zu garantieren, sollte die Privatisierung staatlich begleitet werden. Wie hoch die von privaten Haushalten zu verlangende Kostendeckung für Wasser sein soll, müsse per internationalem Standard definiert sein, um überhöhten Preisen vorzubeugen, schlug Füllkrug-Weitzel vor. Sie halte grundsätzlich eine Kostenbeteiligung des Verbrauchers für wichtig, um Verschwendung vorzubeugen. Ob private Investoren wirklich dazu beitragen können, die Zahl der Menschen ohne Zugang zu sauberem Wasser zu reduzieren und ob das Millenniums-Ziel bis 2015 überhaupt noch zu erreichen ist, ist drei Jahre nach dem UN-Beschluss bereits fraglich. Um dieses zu realisieren, muss etwas wirklich »Revolutionäres geschehen«, wurde aus dem Publikum aufgeregt in den Streit geworfen. »Wir haben schon jetzt versagt«, konstatierte Asit Biswas, Präsident des Dritte-Welt-Zentrums für Wassermanagement aus Mexiko desillusioniert. Er sehe keine Chance mehr für das Milleniumsziel. Schon jetzt würde pro Tag nur die Hälfte der Menschen ans Wassernetz angeschlossen – verglichen mit der Zahl, die fürs Milleniumsziel nötig sei. Dabei sind die Verbraucher noch unberücksichtigt, denen die Betreiber den Hahn schon wieder abgedreht hätten.

Experten warnen vor dem "Toten Meereszonen" UNEP: Mindestens 150 Gebiete weltweit bekannt

Jeju/Nairobi (pte, 29. Mär 2004 17:25) - Mindestens 150 Gebiete auf offener See zählen zu den so genannten "toten Zonen". In diesen Regionen haben Nährstoffe die Sauerstoffzufuhr quasi unmöglich gemacht. Nach einem heute, Montag, von der UNEP http://www.unep.org präsentierten globalen Umweltbericht, sind solche Gebiete eine neue Gefahr für Armut, denn die Lebensgrundlage vieler hängt immer noch mit dem Ozean zusammen.

Die "toten Meereszonen" entstehen vor allem durch große Mengen an eingebrachtem Stickstoff, der durch Überdüngung ins Meer gelangt. In küstennahen Gebieten können sich die erhöhten Stickstoffwerte rasch zu einer ökologischen Katastrophe entwickeln, da viele Lebewesen unter diesen Umständen sterben. Betroffen sind davon Fische, aber vor allem zahlreiche Wirbellose, die Fischen als Nahrung dienen. Seit den 70-er Jahren, in denen solche Gebiete erstmals entdeckt wurden, hat es kaum wirksamen Maßnahmen gegen diese Art der Bedrohung gegeben.

Zwar sind manche dieser toten Gebiete nur wenige Quadratkilometer groß, andere haben aber bereits Größen von mehreren 10.000 Quadratkilometern erreicht - wie etwa jenes im Golf von Mexiko. (pte berichtete http://www.pressetext.at/pte.mc?pte=030311004 ). Gerade in küstennahen Gebieten, in denen das Meer Nahrungsgrundlage für Mio. von Menschen ist, haben solche Umweltkatastrophen verheerende Auswirkungen. Nach Schätzungen der UNEP sind mehrere hundert Mio. Menschen davon betroffen. Neben den Düngemitteln, die über Flüssen ins Meer gelangen, sind auch ungeklärte Abwässer für diesen Zustand mitverantwortlich. (Ende)

 

Töpfer: jede Minute sechs Tote durch Wasserkrise

Investitionen müssen verdoppeln

SVZ online, 29. März 2004 

Seoul (dpa) Der Direktor des UN-Umweltprogramms (UNEP), Klaus Töpfer, hat massive Investitionen in Wasserversorgung und Sanitäreinrichtungen für weltweit Milliarden von Menschen gefordert. Pro Minute würden derzeit sechs Menschen sterben, vor allem Kinder, weil sie keinen Zugang zu sicherem Wasser und Sanitäreinrichtungen haben, sagte Töpfer in Seoul. In Südkorea nimmt der frühere Bundesumweltminister am Globalen Umweltministerforum (GMEF) teil, das bis Mittwoch dauert.

"Gegenwärtig gibt es nicht eine Wassermengenkrise, sondern es gibt eine Krise der Investitionen in wasserbezogene Infrastrukturen", betonte Töpfer. Jährlich würden weltweit 66 Milliarden Euro in Wasserprojekte investiert. Diese Summe müsse sich mittel- bis langfristig verdoppeln, um die Zahl der Menschen zu halbieren, die keinen Zugang zu sicherem Wasser hätten. Für die Finanzierung müssten in erster Linie die Länder selbst sorgen. Zudem müssten private Investitionen mobilisiert werden.

 

Das Wasser fließt: Grafinger Nigeria-Projekt am Ziel 

merkur-online 29.3.2004

Pfarrei hatte sich für den Bau eines Brunnens mächtig ins Zeug gelegt Grafing - Die kilometerweite Schlepperei hat ein Ende. Die Bewohner von Ubahumonum in Nigeria können ihr Wasser künftig aus der Leitung holen. Ermöglicht hat den Bau des Brunnens samt Pumpenhaus, Wasserreservoir und Entnahmestellen das Projekt des Pfarrverbandes Grafing "Ein Brunnen für Ubahumonum". Die Siedlung ist die Heimat von Patrick Okonkwo, der acht Jahre lang in Grafing als studierender Priester tätig war. Inzwischen lebt und arbeitet er wieder in Nigeria. Bisher mussten die Bewohner des Dorfes sechs Kilometer bis zu einer Quelle gehen. Das gehört nun der Vergangenheit an.

Gestartet wurde die Aktion vor mehr als einem Jahr mit einem Adventsmarkt. Der Erlös aus der Tombola wurde ebenso für das Brunnenprojekt verwendet wie Spenden von Firmen und Privatpersonen. Auch der Erlös aus der Sternsingeraktion des vergangenen Jahres wurde für den Bau der Wasserversorgung zur Verfügung gestellt. Die Arbeiten wurden vor Ort an nigerianische Firmen vergeben und auch die Bevölkerung konnte eingebunden werden. Derzeit sind im Dorf vier Entnahmestellen installiert, vier weitere sollen in dem weitläufigen Ort hinzukommen, wie Okonkwo telefonisch berichtete. Er sprach allen, die dazu beigetragen haben, den Bau zu verwirklichen, seine Anerkennung und ein herzliches "Vergelts Gott" aus. Freude herrscht auch bei der Grafinger Bevölkerung über den sichtbaren Erfolg ihrer Hilfsbereitschaft. lan

 

Meeresspiegel um zwei Millimeter pro Jahr gestiegen

Frankfurter Allgemeine Zeitung, den 24.03.2004 

Das Wasser der Weltmeere ist im 20. Jahrhundert nach einer neuen Analyse im Mittel um 1,5 bis 2,0 Millimeter pro Jahr gestiegen. Anders als erwartet stammt der Löwenanteil dieses vorausgesagten, zwischenzeitlich jedoch angezweifelten Pegelanstiegs vom Schmelzwasser der Kontinente. Dagegen spielte die wärmebedingte Ausdehnung der Meere eine deutlich geringe Rolle als prognostiziert.

Das berichten Forscher der amerikanischen Ozean- und Atmosphärenbehörde (NOAA) und des Labors für Küstenforschung in Miami im amerikanischen Bundesstaat Florida in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsjournal „Nature“.

Rolle des Schmelzwassers unterschätzt

Laury Miller und Bruce Douglas widersprechen mit ihrer Analyse neuer, unter anderem von Satelliten gewonnener Daten mehreren Studien der vergangenen Jahre. Diese hatten die alarmierende Zahl eines jährlich um bis zu 2,0 Millimeter steigenden Pegels entschärft und den Anstieg der Meeresspiegel im vergangenen Jahrhundert auf rund 0,5 Millimeter pro Jahr beziffert. Außerdem bewerteten diese Studien die Rolle des Schmelzwassers aus Gebirgen als sehr gering.

„Unsere Resultate helfen, die gegenwärtige Kontroverse über den gestiegenen Pegel der Weltmeere im 20. Jahrhundert zu lösen“, schreiben Miller und Douglas in „Nature“. „Die direkten Beweise untermauern mehrheitlich eine Rate von 1,5 bis 2,0 Millimeter pro Jahr (...) und stimmen damit mit den traditionellen Vorhersagen überein, die sich aus langjährigen Pegeldaten ergaben.“ Außerdem korrespondiere das Ergebnis ihrer Analyse mit der Rate von 2,5 Millimetern pro Jahr, die Satelliteninstrumente für die Jahre 1993 bis 2003 bestimmt hätten.

 

Gewässerverschmutzung in China kritisch

China Internet Information Center, den 24.03.2004 

Parallel zur schnellen wirtschaftlichen Entwicklung nimmt in China seit Jahren auch die Menge des anfallenden Abwassers aus Industrie, Landwirtschaft und Haushalten zu. Viele Gewässer sind inzwischen schwer verschmutzt. Hinzu kommt, dass die Verschmutzung von Nebenflüssen inzwischen auch die großen Ströme stark beeinträchtigt und dass die Verschmutzung von den städtischen auf die ländlichen Gebiete übergreift.

Nach Auffassung von Experten sind die Flüsse und Seen in China inzwischen so stark verschmutzt, dass das Problem im Interesse einer anhaltenden Entwicklung der chinesischen Volkswirtschaft dringend gelöst werden muss.

Angesichts einer derart kritischen Lage hat die chinesische Regierung im vergangenen Jahr einen Plan für den Gewässerschutz und für die Bekämpfung der Verschmutzung von bedeutenden Gewässern erarbeitet. Diesem Plan zufolge sollen schwerpunktmäßig drei besonders schwer verschmutzte Ströme sowie drei Seen in kritischem Zustand saniert werden. Bei den drei Strömen handelt es sich um den Huaihe-Fluss im Osten sowie den Haihe-Fluss und den Liaohe-Fluss im Norden Chinas. Die drei Seen sind der Tai- und der Chao-See im Osten und der Tianchi-See im Südwesten des Landes. In den nächsten beiden Jahren wird die chinesische Regierung mehr als 100 Mrd. Yuan (ca. 10 Mrd. €) für Maßnahmen gegen die Gewässerverschmutzung bereit stellen, um die Wasserqualität in diesen Gewässern zu verbessern.

Die Lokalregierungen aller Ebenen in den Einzugsgebieten von Flüssen und Seen sind derzeit dabei, Projekte gegen die Wasserverschmutzung umzusetzen. Dabei handelt es sich vorrangig um Maßnahmen gegen industrielle Verschmutzung, ökologisch ausgerichtete Wasserbaumaßnahmen und die Aufforstung von Schutzwäldern.

Der Vizedirektor der staatlichen Umweltbehörde Pan Yue erklärt, durch die Sanierung solle die Wasserqualität in den Einzugsgebieten des Huaihe- Flusses und in den meisten Gebieten am Tai-See verbessert werden. Am Tianchi- und am Chao-See komme es dagegen darauf an, zunächst einmal überhaupt die weitere Verschlechterung der Umwelt- und Wasserqualität zu stoppen.

„Ende 2003 waren bereits 472 Sanierungsprojekte fertiggestellt, darunter 117 Abwasseraufbereitungsanlagen.“

Trotz der intensiven Umsetzung verschiedener Sanierungsprojekte gibt es noch viele Schwierigkeiten auf dem Weg zu einer wirklich wesentlichen Verbesserung der Wasserqualität in diesen Gebieten. Die chinesische Regierung bemühe sich, in etwa einem Jahr ein Programm zur Vorbeugung und Behandlung der Wasserverschmutzung in ausgewählten Gewässern zu vollenden, so Pan.

„Wir werden die Sanierungsprojekte schrittweise umsetzen, Gebühren für die Behandlung und Aufbereitung von Abwasser erheben und die Entwicklung marktwirtschaftlicher Mechanismen in diesem Bereich fördern. Zugleich werden wir uns um zusätzliche Finanzierungsquellen bemühen und nicht zuletzt Maßnahmen zur Reduzierung der Verschmutzung umsetzen, um eine erfolgreiche Sanierung zu gewährleisten.“

Pan teilte ferner mit, die chinesische Regierung in den nächsten beiden Jahren auch verstärkt gegen Umweltverschmutzung durch die Industrie vorgehen werde. Die zuständigen Behörden würden dazu mehr als 5.000 umweltschädigende Betriebe in der Umgebung von ausgewählten Gewässern überprüfen und dann Fristen erteilen, innerhalb derer die festgesetzten Grenzwerte der Schadstoffemission einzuhalten sind.

Dabei zielt die chinesische Regierung insbesondere auf technische Lösungen zur Umweltsanierung. Dem Gewässerschutzplan zufolge soll Abwasserrecycling in den Städten beschleunigt eingeführt werden, wobei gleichzeitig zunehmend marktwirtschaftliche Mechanismen diesen Bereich regeln sollen.

Die strengeren Maßnahmen für den Gewässerschutz in China beginnen sich auszuzahlen, glaubt der Vizedirektor der staatlichen Umweltbehörde Pan Yue. Insbesondere die Sanierung stark belasteter Gewässer mache Fortschritte. Dadurch habe die rapide Verschlechterung der Wasserqualität einiger großer Ströme und Seen im wesentlichen unter Kontrolle gebracht werden können. Weitere Maßnahmen seien geplant.

 

Weltwassertag

Wasser - oft zu viel oder zu wenig

Tagesschau, den 22.03.2004 

"Wasser und Katastrophen" ist das Motto des Weltwassertages am 22. März, mit dem die Vereinten Nationen das Bewusstsein für den Wert des "Lebenselixiers" stärken wollen. An diesem Tag sollen sich alle Staaten konkreten Aktivitäten widmen, die der Förderung des öffentlichen Bewusstseins dienen. Die UNO-Resolution wurde am 22. Dezember 1992 am Umweltgipfel in Rio de Janeiro beschlossen. Wasser noch lange keine Selbstverständlichkeit

Eine Milliarde Menschen hätten derzeit keinen geregelten Zugang zu frischem Trinkwasser, betonte der Generalsekretär der Internationalen Förderation vom Roten Kreuz und Roten Halbmond (IFRC) Markku Niskala. Wasser sei noch lange nicht als selbstverständlich anzusehen.

Weltwassertag: Trinkwasser Der Zugang zu frischem Trinkwasser ist vor allem in den Entwicklungsländern rar. Vergrößern Weltwassertag: Katastrophen Wasserkatastrophen - wie hier Überschwemmungen in Australien - bedrohen jährlich Millionen Menschen. (Archivbild) Vergrößern

Jährlich 3,4 Mio Todesopfer durch Wasserkatastrophen

Die Weltwasserorganisation (WMO) wies unterdessen auf den mit drei Viertel sehr hohen Anteil an allen Naturkatastrophen hin, die direkt oder indirekt mit Wasser und Klima zusammenhängen. Von 1991 bis 2000 seien durchschnittlich 210 Millionen Menschen im Jahr von solchen Naturkatastrophen betroffen gewesen – sieben mal mehr als von bewaffneten Konflikten, so die WMO. Die IFRC schätzt, dass allein durch Wasserkatastrophen jedes Jahr 3,4 Millionen Menschen sterben. Vor allem die Entwicklungsländer in Afrika und Asien seien betroffen.

Eine verbesserte Wettervorhersage und vorbeugende Strategien könnten nach Ansicht des WMO-Generalsekretärs Michel Jarraud dazu beitragen, die menschlichen Opfer und den wirtschaftlichen Schaden zu reduzieren. Bulmahn: 10 Milliarden Euro für Hochwasserschutz

Die Bundesregierung hat aus Anlass des Weltwassertages bekannt gegeben, ein neues Forschungsprogramm zu fördern, mit dem neue Techniken zur Verbesserung des Hochwasserschutzes entwickelt werden sollen. Zehn Milliarden Euro würden dafür in den kommenden Jahren zur Verfügung gestellt, sagte Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD). Das Förderprogramm, von dem sich die Bundesregierung einen verbesserten Schutz vor Flutkatastrophen verspricht, solle am "Weltwassertag" starten. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hatte vom Bundestag jüngst die zügige Verabschiedung eines Hochwasserschutzgesetzes gefordert und nach der extremen Trockenheit und dem Hochwasser an Elbe und Donau im vergangenen Jahr zur Eile gemahnt.

 

Zum Tag des Wassers: Kunststoff-Industrie startet Hilfskampagne

Umweltmagazin, den 22.03.2004 

Heute, am Weltwassertag, startete die europäische Kunststoff-Industrie erneut ihre Kapagne "Aquaplastics". Hierbei werden Menschen weltweit gebeten, die Seite www.aquaplastics.org zu besuchen. Für jeden Klick spendet die europäische Kunststoff-Industrie, vertreten durch die APME, die Vereinigung europäischer Kunststofferzeuger, zehn Cents zur Versorgung von Menschen in Madagaskar und Malawi mit sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen. Die Lebenserwartung in Malawi liegt heute bei durchschnittlich 40 Jahren, weniger als die Hälfte der Bevölkerung in Madagaskar verfügt über sauberes Trinkwasser. Im vergangenen Jahr wurden durch die Kampagne 150.000 Euro für Wasserprojekte in Nigeria und Mali gesammelt.

 

Verbraucher-Tipps zum Tag des Wassers

Pressrelations, den 19.03.2004 

Am 22. März findet zum elften Mal weltweit der 'Tag des Wassers' statt. An diesem Tag soll das Lebensmittel Nr. 1 - das Wasser - stärker ins Bewusstsein gerückt werden. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg e.V., und der Sanitärtechnik-Hersteller Geberit rufen mit praktischen Verbraucher-Tipps zu einem verantwortungsvollen Umgang mit dieser wertvollen Ressource auf.

Unter dem Motto 'Ja zum Wasser. Ja zum Leben“ haben wir 52 + 1 Tipps in einer Broschüre zusammengestellt, in der Sie viele informative Anregungen erhalten können. Weitere Informationen gibt es auf der Homepage von BUND und Geberit.
http://www.ja-zum-wasser.de/ 

 

Verfassungsschutz für unser Wasser! 

Kampagne "Wasser-Manifest" geht zum Weltwassertag 2004 ins Finale • NGO-Delegation bei Präsident Fiedler vorstellig

Presseraum, den 19.03.2004 

Der Umweltdachverband und seine Mitgliedsorganisationen stellen den diesjährigen Weltwassertag, der jährlich am 22. März stattfindet, voll ins Zeichen des "Wasser-Manifestes für Österreich". Eine Delegation übergibt heute um 11 Uhr die Forderungen des Manifestes an den Präsidenten des Österreich-Konvents, Dr. Franz Fiedler. ... Ihre gemeinsame Hauptforderung lautet: „Umfassender Schutz der Lebensressource Wasser in der neuen Bundesverfassung!"

„Unsere Kampagne hat das Bewusstsein für einen umfassenden Schutz der Verfügungsrechte über unsere heimischen Wasserressourcen entscheidend gestärkt. So sprechen sich heute alle wichtigen Kräfte dieses Landes gegen eine Liberalisierung im sensiblen Bereich der Wasserversorgung aus. Ich möchte allen danken, die sich in den letzten Monaten mit uns für einen besseren Schutz der heimischen Wasserressourcen eingesetzt haben – mein besonderer Dank gilt dabei auch den Tausenden privaten Unterstützern", sagt Heilingbrunner.

Breiter Schulterschluss für unser Wasser!

In einer Allianz mit dem Österreichischen Städtebund und dem Österreichischen Gemeindebund, hat sich der Umweltdachverband im „Jahr des Wassers 2003" vehement für die Beibehaltung der Gemeinnützigkeit der Wasserver- und -entsorgung und für deren Verankerung in den Gemeinden eingesetzt. Und das mit Erfolg: Sowohl beim Grünbuch zur Daseinsvorsorge als auch bei der Abstimmung über die Binnenmarktstrategie hat das EU-Parlament ein klares und unmissverständliches "Nein!" zu allen Liberalisierungsbestrebungen in der Wasserversorgung abgegeben!

„Für die Wasserkonzerne stellt dieses Abstimmungsergebnis eine ordentliche ,Schlappe‘ dar. Allerdings kann man sicher sein, dass die Heerschar an Brüssel-Lobbyisten alles daran setzen wird, um das Ergebnis wieder umzukehren. Hier gilt es, wachsam zu bleiben. Deshalb fordern wir, dass der Österreich-Konvent mit gutem Beispiel vorangeht und alles unternimmt, um unsere Wasserressourcen vor den Zugriffen der EU-Konzerne zu sichern!", appelliert Heilingbrunner.

Verfassungsschutz für unser Wasser!

„Die Wasserversorgung ist nicht zu vergleichen mit der Bereitstellung von Strom oder Gas. Denn bei der kostbaren Ressource Wasser geht es auch um die Sicherung und den Schutz der hohen Trinkwasserqualität und Gewässergüte", sagt Heilingbrunner. Österreich verdankt sein hohes Niveau in der Wasserversorgung seinen konsequenten Anstrengungen im Gewässerschutz. Dafür wurde auch enorm viel an Volksvermögen investiert. So hat jede Österreicherin und jeder Österreicher über die eingehobenen Gebühren und Steuern rund 10.000 Euro zu diesem Standard beigetragen. Dieses Volksvermögen darf nicht leichtfertig verschenkt werden. Die Bundesländer Wien, Nieder- und Oberösterreich haben den Wasserschutz bereits in ihren Landesverfassungen verankert. Die Neufassung der Bundesverfassung muss dafür genutzt werden, um das diesbezügliche Defizit auf gesamtstaatlicher Ebene endlich zu beheben", sagt Heilingbrunner.

Mit dieser Forderung sind wir in Europa nicht allein. So wurde z. B. bereits 1998 in den Niederlanden ein Verfassungsgesetz verabschiedet, wonach die Lieferung von Trinkwasser ausschließlich von Wasserwerken erfolgen darf, die im Eigentum der öffentlichen Verwaltung sind.

„Wir wollen darüber hinaus für Österreich erreichen, dass die Lebensressource Wasser umfassend und unter Wahrung seiner ökologischen Substanz geschützt wird. Die Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie in Österreich bringt diesbezüglich die große Chance, diesen Schutz in allen Bereichen entsprechend zu verankern: von der Bewirtschaftung der Quellschutzwälder bis hin zur vorsorgenden Wassernutzung", so Heilingbrunner.

Eckpunkte eines umfassenden Wasserschutzes in Österreich:

  • Strenger Schutz der noch unberührten Bach- und Flussläufe, Seen, Feuchtgebiete, Moore und Gletscher sowie deren Vorfelder und Aufnahme in die von der EU-Wasserrahmenrichtlinie geforderten Schutzgebietslisten.
  • Mehr Mitsprache der Bevölkerung beim Hochwasserschutz und Baustopp in unmittelbaren Hochwasserabflussgebieten sowie klare Bevorzugung eines ökologisch verträglichen Hochwasserschutzes.
  • Österreichweite Feuchtgebiets- und Ufergestaltungsoffensive und Eliminierung aller diesbezüglich nicht nachhaltigen Förderungen.
  • Flächendeckender Schutz aller Trinkwasserreserven und möglichst rasche Wiederherstellung des guten Zustandes in verschmutzten Quell- und Grundwassergebieten.
  • Absoluter Bau- und Planungsstopp für Wasserkraftwerke an natürlichen und naturnahen Flussläufen und Ökologisierung der bestehenden Kraftwerke (Fischaufstiege, Restwasser etc.).
  • Kein Ausbau der Donau als Wasserstraße für große Lastkähne.
  • Offener Wasser-Dialog zur Einbindung aller interessierten Gruppen in die Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie.

„Das Wasser-Manifest hat eindrücklich gezeigt, dass die Österreicher/Innen über die Zukunft der heimischen Wasserressourcen mitreden wollen. Der Umweltdachverband und seine Mitgliedsorganisationen wollen diesen Willen umsetzen und das Mitspracherecht der Bevölkerung stärken. Wir fordern daher, dass in Zukunft auch die notwendigen Budgetmittel für eine aktive Beteiligung der Öffentlichkeit in Wasserbauprojekten vorgesehen wird. Denn neben dem Verfassungsschutz der heimischen Wasserressourcen ist die Eigenverantwortung der Bürger der zweite Schlüssel für eine nachhaltige Wasserzukunft in Österreich", so Heilingbrunner abschließend.

Rückfragehinweise: Umweltdachverband – Dr. Gerhard Heilingbrunner, Präsident, Tel. 0664/3818462. Dr. Sylvia Steinbauer, Öffentlichkeitsarbeit, Tel. 01/40 113-21, E-mail: sylvia.steinbauer@umweltdachverband.at  http://www.umweltdachverband.at 

 

Sauberes Trinkwasser für alle

Gemeinsame Initiative von Helvetas, Eawag und Migros 

SDA OTS, den 19.04.2004 

Sauberes Trinkwasser dank Sonne und Plastikflasche: Das von der Schweizer Forschungsanstalt Eawag entwickelte SODIS-Verfahren zur Reinigung von verschmutztem Wasser kann weiter verbreitet werden. Helvetas und Migros haben eine langfristige Zusammenarbeit zur Förderung der Solaren Wasserdesinfektion (SODIS) in Entwicklungsländern vereinbart.

Bildmaterial unter www.helvetas.ch/sodis 

Verschmutztes Trinkwasser ist die Hauptursache für viele lebensbedrohende Krankheiten in Entwicklungsländern; alle 15 Sekunden stirbt ein Kind an Durchfall. Eine einfache Methode zur entscheidenden Verbesserung der Wasserqualität ist die solare Wasserdesinfektion (SODIS), die von der Eawag (Eidg. Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz) in Dübendorf ZH entwickelt wurde. Die Methode ist genial einfach: Man füllt verschmutztes Wasser in Plastikflaschen und legt diese für sechs Stunden an die Sonne. Danach ist das Wasser entkeimt und frei von Durchfallerregern.

Die Eawag verbreitet ihre verblüffende Methode mit Erfolg: Bereits rund eine halbe Million Menschen wenden SODIS an. Das sind viele – und doch wenige, angesichts der 1,1 Milliarden Menschen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser weltweit. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass SODIS zu einer markanten Verbesserung des Gesundheitszustandes führt. Um das Vertrauen in die Methode herzustellen, ist aber viel Sorgfalt und Zeit nötig.

Dank der neuen Zusammenarbeit zwischen Eawag, Helvetas und Migros kann nun ein bedeutender Schritt für eine weitere Verbreitung von SODIS gemacht werden. Migros finanziert für die nächsten fünf Jahre mit insgesamt 1,5 Millionen Franken SODIS-Projekte, die Helvetas in einigen ihrer Partnerländer mit fachlicher Unterstützung der Eawag durchführt. Die Zusammenarbeit ist langfristig angelegt und soll über die erste Vertragsdauer hinaus verlängert werden.

Helvetas kann nun in Vietnam, Sri Lanka, Bhutan und auf den Philippinen SODIS-Projekte in die bestehenden Helvetas Programme integrieren. Bei den SODIS-Projekten geht es nicht nur darum, Bekanntheit und Akzeptanz der Methode mit Informations- und Ausbildungskampagnen zu verbessern. SODIS dient auch als Vehikel, um die Bevölkerung zu sensibilisieren. Das mangelnde Bewusstsein für die gesundheitliche Bedeutung von Wasserqualität und Hygiene ist neben der schlechten Wasserversogung die Hauptursache für viele Krankheiten in Entwicklungsländern.

„Für die Migros ist das SODIS-Engagement ein weiterer Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität der Menschen, wie es im Unternehmensleitbild formuliert ist“, betont Armin Meier, Mitglied der Generaldirektion MGB. Als global tätiges Unternehmen bezieht die Migros Güter aus aller Welt. Das verpflichtet. Deshalb wurde ein Verhaltenskodex Non-Food erarbeitet, welcher der Dachorganisation des europäischen Handelsverbandes, FTA in Brüssel als Basis für die Definition eines gesamteuropäischen Sozialstandards dient. Dieser Verhaltenskodex wird jetzt weltweit umgesetzt. Im Bereich Lebensmittel kommt der europäische Standard Eurep Gap (Gute Agrarpraxis), zur Anwendung. Darüber hinaus fördert die Migros umwelt- und sozialverträgliche Projekte, wie nachhaltiges Palmöl, z.B. in Malaysia, Biobaumwolle in Mali, Kaffee in Rio Negro - Costa Rica, die KIDS-School in Indien. Durch Verbreitung der verblüffend einfachen Methode SODIS hilft die Migros mit, die Lebensqualität unzähliger Menschen zu verbessern.

Mit diesem gemeinsamen Engagement weiten Helvetas und Migros ihre Zusammenarbeit aus. Bereits im Biobaumwollprojekt Mali besteht eine erfolgreiche Kooperation zwischen der Nonprofit-Organisation und dem Großverteiler, von der benachteiligte Menschen in Entwicklungsländern profitieren.

Kontakt: Andreas Friolet, Medienbeauftragter Helvetas Tel. 01 368 65 23 oder 079 687 85 75

 

Verschmutztes Wasser tötet täglich 5.000 Kinder

Kleine Zeitung, den 19.03.2004 

Durchfallerkrankungen sind nach Angaben des UNO-Kinderhilfswerkes Unicef mittlerweile zur Haupttodesursache von Kindern unter fünf Jahren geworden. Austrocknung infolge von Durchfall fordere jedes Jahr das Leben von zwei Millionen Kindern - das sind täglich mehr als 5.000.

An Durchfallerkrankungen sterben laut Unicef mehr Unter- Fünfjährige als zum Beispiel an Masern, Malaria oder Lungenentzündung. Durchfallerkrankungen breiten sich besonders schnell in unhygienischen Umgebungen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser aus. Meist handelt es sich um Krisen- und Katastrophenregionen. "Wenn Naturkatastrophen oder bewaffnete Konflikte Wasservorräte zerstören oder verschmutzen, dann ist das Leben der Kinder bedroht", erklärte Unicef-Direktorin Carol Bellamy am Freitag.

Unicef müsse immer mehr finanzielle Mittel für die Trinkwasserversorgung in Krisen- und Katastrophengebieten aufwenden. Ein Teil der Unicef-Nothilfe ist die Verteilung von "Wasserpaketen" für Familien, die einen faltbaren Kanister enthalten, sowie Seife, Tabletten zur Trinkwasseraufbereitung und Instruktionen in der jeweiligen lokalen Sprache.

Bellamy forderte anlässlich des Weltwassertages am 22. März die Regierungen dazu auf, weiterhin in Trinkwasserprogramme zu investieren. Sie wies darauf hin, dass die Zahl der Kinder, die an Durchfallerkrankungen sterben, seit den achtziger Jahren durch solche Programme immerhin halbiert werden konnte.

 

Forscher feiern Erfolg mit Mini-Laboren

Westdeutsche Allgemeine, den 19.03.2004 

Für den Pharmakonzern Merck AG haben Dortmunder Forscher einen Chip entwickelt, der auf zwei mal acht Zentimetern ein komplettes Chemielabor ersetzt. Die Wissenschaftler entwickelten die erste deutsche Serienfertigung für Chips dieser Art.

Gestern öffnete die Initiative für Rechnerintegrierte Fertigung (RIF) erstmals seine Chip-Produktion der Öffentlichkeit. Der Verein besteht aus Universitätsprofessoren verschiedener Fachbereiche. Ziel des RIF ist es, Ergebnisse aus der Grundlagenforschung der Universität zu industriereifen Fertigungsprozessen weiter zu entwickeln.

Die Mini-Labore haben Uni, das Institut für Spektrochemie und angewandte Spektroskopie (ISAS) und RIF entwickelt. Das Prinzip: Mikropumpen pumpen die Analyseflüssigkeit durch winzige Kanäle. An Elektroden wird die Flüssigkeit zerlegt und analysiert. Solche Chips können Lebensmittel, zum Beispiel Bier oder Abwasser, analysieren.

2000 Chips hat das RIF bereits an Merck geliefert. Wenn die Mini-Labore bei den Kunden des Pharmakonzerns ankommen, will Merck die im RIF entwickelte Fertigungslinie übernehmen und damit selbst Chips produzieren.

Derzeit entwickeln die Forscher Chips mit Mikrodüsen, die die Analyse von Proteinen ermöglichen. Das Verfahren kann in der Medizintechnik angewandt werden.

 

Zeitbombe” im Untergrund

Kölnische Rundschau, den 17.03.2004 

Das deutsche Kanalnetz ist marode, rund ein Drittel der unterirdischen Abwasserkanäle sind zumindest mittelfristig sanierungsbedürftig. Beim zweiten Kölner Presseforum mit der Frage „Abwasserkanäle - ist Besserung in Sicht?“ warnten Experten davor, diese „Zeitbombe im Untergrund“ zu ignorieren.

Professor Rolf Pecher, Vizepräsident der Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall, forderte: „Um den Vermögenswert der Kanalnetze nicht weiter zu schmälern, müssen die Ausgaben für die Sanierung in Deutschland auf drei Milliarden Euro pro Jahr verdoppelt werden.“ Er kritisierte, dass die Abwasserentsorgung vielerorts weiter in den Händen der Kommune liegt und die Kommunalpolitiker die Bürger bei den Gebühren zur Kasse bitten.

In Köln wandelten sich die Stadtentwässerungsbetriebe (StEB) vor rund drei Jahren in eine Gesellschaft des öffentlichen Rechts um und können eine positive Bilanz ziehen. „Die Einnahmen aus Abwassergebühren stehen vollständig zur Deckung unserer Ausgaben zu Verfügung“, berichtete Otto Schaaf, Hauptabteilungsleiter Technik bei den StEB. Dies trage zur Gebührenstabilität bei. Wenn überhaupt, dann gebe es im nächsten Jahr nur eine moderate Anhebung der Abwassergebühren, die zurzeit bei 1,23 Euro für jeden entsorgten Kubikmeter Schmutzwasser liegen.

Die Schadensquote von elf Prozent an den rund 2300 Kilometer langen Kölner Kanälen liegt um sechs Prozent unter dem Bundesdurchschnitt. „Wir fordern beim Bau eine hohe Qualität und verfolgen eine kontinuierliche Sanierungsstrategie“, erklärte Schaaf den Erfolg. In diesem Bereich liegen die geplanten Investitionskosten in diesem Jahr unverändert bei rund 26 Millionen Euro.
 Von Holger Vogel.

 

Flut und Dürre Afrikas Wetter spielt verrückt

N-TV, 17.03.2004 

Mit zunehmender Sorge blicken im südlichen Afrika die Menschen gen Himmel. Seit mehreren Jahren spielt dort das Wetter verrückt. Monatelang bleiben die Niederschläge aus, die die dürren Äckerboden so dringend benötigen. Und dann kommt auf einmal das Nass von oben mit einer zerstörerischen Gewalt, die alles mit sich reißt.

Die Freude, die Afrikaner bei ergiebigen Regenfällen überkommt, wird seit Beginn des neuen Jahrtausends immer wieder von verheerenden Flutkatastrophen wie in Mosambik getrübt. Namibias Haupstadt Windhuk erlebte gerade im Januar die schlimmsten Fluten seit 70 Jahren. In der Region kamen drei Menschen in den Wassermassen um, als auf einmal an einigen Orten des Landes bis zu 200 Liter Niederschlag pro Quadratmeter fielen und Trockenflüsse in reißende Ströme verwandelte.

Nach Daten der Weltwetterorganisation (WMO) sind Wetter- und Klima-Extremereignisse wie Tornados, Gewitter, Stürme, Fluten und Dürren weltweit für fast drei Viertel aller Katastrophen verantwortlich. Die Vereinten Nationen haben den 1992 auf dem Erdgipfel in Rio de Janeiro ausgerufenen Weltwassertag (22. März) in diesem Jahr dem Thema "Wasser und Katastrophen" gewidmet.

Für das südliche Afrika sprechen mittelfristige Klimaprognosen vom Beginn einer längeren Dürreperiode, die nur noch minimale Regenfälle bringt. Stefan van Biljon, Direktor in Südafrikas Wasserministerium, erklärt das Phänomen mit der Erwärmung des Pazifiks vor den Küsten Lateinamerikas. Die Temperaturen des Oberflächenwassers seien höher als sonst, was die Dürre begünstigt habe. "Im Februar haben wir ein Absinken der Temperaturen in Richtung auf den Durchschnittswert beobachtet. Das deutet auf eine Rückkehr zur Normalität hin", macht van Biljon Hoffnung. Allerdings schränkt auch er ein, dass Prognosen momentan sehr schwierig sind.

Die Folgen der Wetterkapriolen sind verheerend. Sie bedrohen im südlichen Afrika rund 15 Millionen Menschen. Das Ausbleiben der Niederschläge verteuert nicht nur Wasser- und Maispreise, sondern zerstört auch nachhaltig die landwirtschaftliche Infrastruktur. In den von Südafrika umgebenen Königreichen Lesotho und Swasiland hungert ein Drittel der Bevölkerung - die Regierungen riefen dort den Nahrungsmittelnotstand aus. 57.000 Tonnen Nahrungsmittelhilfe wird bis zur nächsten Ernte im Juni 2005 allein in Lesotho benötigt.

Viele Bauern in Lesotho oder Swasiland haben im Überlebenskampf längst das letzte Hab und Gut verkauft. Die mageren Rinder, die zum Pflügen benötigt werden, sind vielfach geschlachtet, das Saatgut ist gegessen. Mangelernährung ist verbreitet und begünstigt Infektionskrankheiten.

Südafrika selbst erklärte sechs seiner neun Provinzen zu Notstandsgebieten und stellte 250 Millionen Rand (30 Millionen Euro) an Dürrehilfe sowie Wassertankwagen und Nahrungsmittelpakete bereit. Die Regionalregierung in der am schlimmsten betroffenen Limpopo-Provinz erwog sogar die Öffnung von Naturparks, um die Rinder vor dem Verhungern zu retten. 30.000 sind bereits der Dürre zum Opfer gefallen. Selbst im eigentlich regenreicheren Süden dezimierte eine Hitzewelle im Straußenzentrum Oudtshoorn die Laufvögel gleich dutzendweise.

"Wir hatten in der Saison 87 Millimeter Regen. Normalerweise haben wir zwischen 650 und 700 Millimeter jährlich; was wir hatten, ist 12 Prozent von dem, was wir normalerweise bekommen", erklärte Farmer Neels Ferreira in der Provinz Mpumalanga Ende vergangenen Jahres örtlichen Journalisten. Ende Februar setzte schließlich der Regen ein, der eigentlich schon zur Saatzeit im Oktober hätte fallen sollen. Doch für die Bauern war es da bereits zu spät: In der südlichen Hemisphäre steht nun der Winter vor der Tür. Von Ralf E. Krüger

 

Zilk gegen Wasser-Multis

Wienerzeitung, den 17.03.2004 

Das neu gegründete Forum Versorgungssicherheit sieht sich als mahnendes Regulativ der Liberalisierung des Strom- und Gasmarktes. Denn es bestehe die Gefahr, dass mit dem Konkurrenzkampf um Kunden die Versorgungssicherheit geopfert werde, mahnt Forum-Gründer Christoph Zernatto. Auch die Privatisierung der Wasserversorgung wird vom Forum abgelehnt. Sein Mitstreiter, Wiens Ex-Bürgermeister Helmut Zilk, will Österreich vor englischen Zuständen beschützt wissen.

300 Jahre Wiener Zeitung! "Die Stromausfälle in den USA, England, Schweden, Norwegen und Italien haben gezeigt, wie wichtig eine sichere Energieversorgung ist". Die Berichte über die Folgeschäden waren für Zernatto der Anlass zur Gründung seines Forums. "Blackouts beeinträchtigen die Lebensqualität der Bevölkerung, verursachen hohe Kosten und schädigen die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes. In Österreich wird der volkswirtschaftliche Schaden für einen einstündigen Stromausfall auf 50 Mill. Euro geschätzt." Ziel sei es, die gewohnten Standards der heimischen Energie- und Wasserversorgung langfristig zu sichern, auch weil Österreich bei der EU-Erweiterung eine zentrale Rolle übernehme. Die Funktion des Energie-Regulators sieht Zernatto, einst Landeschef von Kärnten und heute Unternehmensberater, äußerst kritisch. Es herrsche Diskussionsbedarf, die Zusammenarbeit des Regulators mit den von ihm kontrollierten Unternehmen wäre gefordert. Energieimport nehme zu. Um diesen zu drosseln, sollte die Bevölkerung zum Energiesparen angehalten werden. Auch neue Kraftwerke seien nötig. Laut Hans Klupper, Präsident des niederösterreichischen Zivilschutzverbandes, müssten die Strom- und Gaslieferanten per Gesetz verpflichtet werden, eine sichere Versorgung jederzeit zu gewährleisten. Die Kosten für Vorräte sollten wie einst unter den Versorgern aufgeteilt werden. Zilk ist strikt gegen die Wasserprivatisierung, wie sie von den Konzernen gefordert wird. Wohin diese führe und wie anfällig das System wegen des Profitdenkens der Multis sei, habe England gezeigt. Alle Versuche ausländischer Konzerne, die heimische Wasserversorgung in den Griff zu bekommen, müssten von Beginn an abgewehrt werden. Dieser für die Bürger essentielle Bereich müsse öffentlich-rechtlich bleiben und gemeinwirtschaftlich erbracht werden. Worüber sich Zernatto besonders freut: Prominente Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Sport und Kultur unterstützen sein Forum. http://www.versorgungssicherheit.at  Von Veronika Gasser.

 

Zu wenig Wassertrinker wecken Keim und Korrosion

Fachbericht zu Folgen des Bevölkerungsschwundes

Neues Deutschland, den 16.03.2004 

Der Bevölkerungsrückgang in Brandenburg ruft nicht nur die Gefahr finanzieller Mehrbelastung hervor, sondern sogar gesundheitlicher Schäden. Wie die Landesregierung in einem Fachbericht mitteilte, sei das eine Folge zu geringer Auslastung von Trinkwasser-Rohrleitungssystemen. Wenn immer weniger Nutzer von der Wasserzu- und ableitung Gebrauch machen, dann wächst die Keimbelastung, weil die Spülung nicht ausreichend ist, hebt der Bericht hervor. Ein ähnliches Problem entsteht beim Abwasser. Wenn es zu lange in den Leitungen verbleibt, kommt es zur vermehrten Bildung von Schwefelsäure. Die wiederum zersetzt Leitungen durch verstärkte Korrosion. Für die in Brandenburg verbleibenden Bevölkerungsteile ist laut Bericht mit höheren Belastungen zur rechnen, da die umzulegenden Fixkosten für den Einzelnen wachsen. Zudem greifen Wasserwerke bei einer zu geringen Nutzung von Trinkwasser zum Mittel der Spülung. Dabei werden Rohre mit frischem Trinkwasser freigeschwemmt. Von den Nutzern wird dieses Trinkwasser zwar im engeren Sinne nicht benötigt, doch finden sie es auf ihrer Rechnung wieder. Vor dem Hintergrund des Bevölkerungsschwundes, des Abbaus von Industriekapazitäten und des Verzichts auf Beregnung in der Landwirtschaft ist der Wasserverbrauch viel stärker gesunken, als die Politik Anfang der 90er Jahre für möglich hielt. Wegen des erforderlichen Abrisses ganzer Stadtviertel wird laut Landesregierung regional die Stilllegung »ganzer Teile der Versorgungsnetze« erwogen. Dies sei immer noch kostengünstiger als ein punktueller Rückbau, »der das Versorgungsnetz weitgehend unverändert lässt, aber zu einer weiteren Ausdünnung der Nachfrage führt«. Immer weniger Kunden müssen für die Kredite zentraler Anlagen und die vergleichsweise hohen Gehälter der Beschäftigten in der Wasserwirtschaft aufkommen. Ex-Bauminister Hartmut Meyer (SPD) räumte vor einiger Zeit ein, dass vielfach der Umfang dieser Anlagen in Brandenburg immer stärker in Widerspruch zum eigentlichen Bedarf geraten ist. »Sowohl bei der Trinkwasser- als auch bei der Abwasserversorgung ist mit einem Anstieg der finanziellen Belastung für die Verbraucher zu rechnen.« Radikale Maßnahmen werden ins Auge gefasst, denn laut vorsichtigen Prognosen sinkt die Bevölkerungszahl in Berlin-fernen Regionen bis 2015 noch einmal um neun Prozent.
Von Wilfried Neiße.

 

Land reaktiviert Zinshilfen für Wasser-Abwasser

Programm soll Anschlussbeiträge verträglich gestalten - Kritik von der Opposition

Ostthüringer Zeitung, den 16.03.2004 

Mit der Neuauflage eines Zinshilfeprogramms im Bereich Wasser/Abwasser begegnet die Landesregierung immer lauter werdenden Protesten in Thüringen.

Beitragspflichten der Grundstückseigentümer sollen gerecht und vertretbar gestaltet werden, begründete Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) gestern in Erfurt einen entsprechenden Kabinettsbeschluss.

Dem Beschluss zufolge ist vorgesehen, Anschlussbeiträge außer in sozialen Härtefällen auch für noch unbebaute Grundstücke bis zur Bebauung zinslos stunden zu lassen. In den Genuss der Zinsübernahme durch das Land sollen außerdem gewerbliche Unternehmen kommen. Eine Refinanzierung von Investitionen ausschließlich über Verbrauchsgebühren lehnt die Regierung aber weiterhin strikt ab. "Auf Beiträge ganz zu verzichten wäre unseriös und unsozial", unterstrich Althaus.

Innenminister Andreas Trautvetter (CDU) konnte zu den Kosten der Zinshilfe noch keine Angaben machen. Er warnte davor, Kommunalabgaben zum Wahlkampfthema zu machen. Die Regierung werde demnächst eine Info-Kampagne starten.

Der PDS-Landtagsfraktionschef Bodo Ramelow kritisierte, dass weiter auf Beiträgen bestanden wird. Auch für SPD-Fraktionsvize Uwe Höhn sind die Maßnahmen des Landes ein Eingeständnis verfehlter Politik. Die CDU-Regierung greife lediglich jahrelange SPD-Forderungen auf.

 

Nasser Segen von oben

Meteore bringen immer noch Wasser in geringen Mengen zur Erde

Wissenschaft, den 16.03.2004 

Pellinen-Wannberg und ihre Kollegen nahmen im November 2002 die Leoniden mit Messgeräten unter die Lupe, die eigentlich der Beobachtung von Polarlichtern dienen. Der Meteorschauer, der regelmäßig im November auf die Erde niedergeht, stammt vom Kometen Tempel-Tuttle. Die Forscher verfolgten die Bahn eines Meteors von seinem Eintritt in die Atmosphäre bis zu seinem Verglühen. Sie konnten dabei erstmals nachweisen, dass der Kometenstaub flüchtige Substanzen, darunter auch Wasser, enthält.

Bislang waren Planetenforscher davon ausgegangen, dass die Teilchen aus dem Schweif von Kometen ihre flüchtigen Elemente und Verbindungen schon vor dem Eintritt in die Erdatmosphäre verlieren. Die Forscher um Pellinen-Wannberg führen das Vorhandensein von Wasser darauf zurück, dass die Kometenteilchen noch nicht besonders lange um die Sonne kreisen. Die Menge von Wasser, die die Erde durch Sternschnuppen aufnimmt, sei aber unerheblich. Von Ute Kehse.

 

Da liegt was in der Luft

Duftspüler, Toilette Mit Duftsteinen und -gelen soll die Toilette von Keimen befreit werden und gut riechen. Doch notwendig ist keines der Produkte, viele belasten zudem das Abwasser.

Ökotest, den 15.03.2004 

Mehmet Altunkapan hält nichts von Klosteinen: "Gerade hinter den Plastikgittern, in denen die Steine stecken, lagert sich Kalk ab." Den kann man meist nur noch wegschaben. Altunkapan muss es wissen. Er arbeitet für den Frankfurter Reinigungsbetrieb Aytekin Service, die fachmännische Toilettenreinigung ist sein Job. Trotzdem werden WC-Erfrischer hier zu Lande reichlich benutzt. Die Deutschen tragen jährlich für fast 200 Millionen Mark Toilettensteine und -gele aufs stille Örtchen. Dabei werden die billigeren und haltbareren Steine oft in Restaurants oder Bahnhöfen verwendet. Gele dagegen dünsten vor allem in Privatbädern vor sich hin. Sie riechen meist weniger streng als Steine, die Inhaltsstoffe sind jedoch ähnlich. Die WC-Erfrischer sollen vor allem eines bewirken: ein Klo nicht mehr nach Klo riechen lassen, sondern nach "frischem Minzduft" oder "Meeresfrische". Dass die Steine schlechten Geruch überdecken, spricht aber auch gegen sie, denn damit wird Hygiene vorgetäuscht. Ein gut geputztes Klo dagegen riecht überhaupt nicht und braucht daher auch keinen Duftverbesserer. Zudem sollen Toilettensteine den Wasserfilm auf den Toilettenoberflächen ablaufen lassen und so verhindern, daß sich Kalk ablagert. Tatsächlich aber können die freigesetzten Wirkstoffe gar nicht alle Stellen des Klos erreichen. Deshalb muss man ohnehin putzen. Schließlich behaupten die Hersteller, die Produkte würden Keime und Bakterien töten. Doch sie wirken zu kurz ein, um ihnen gründlich den Garaus zu machen. Wir haben 24 Duftsteine und Gele eingekauft und untersuchen lassen. Das Ergebnis: Viele Produkte belasten die Umwelt mit schwer abbaubaren Chemikalien.

Das stinkt zum Himmel

Ein Drittel der Produkte ist mit künstlichen Moschusverbindungen beduftet. Diese langlebigen Chemikalien belasten das Abwasser und reichern sich auf diesem Weg in der Umwelt an. Sie wurden sogar schon in der Muttermilch und in Fischen gefunden. Einige haben sich als gesundheitsschädlich erwiesen, eine wurde verboten.
Einmal fanden wir für die Umwelt bedenkliche halogenorganische Verbindungen. Sie stammen vermutlich aus dem Farbstoff.
15 Produkte enthalten LAS. Das ist ein Tensid-Typ, der weniger gut abbaubar ist als moderne Tenside. Zudem sind LAS reine "Erdöltenside": Um sie herzustellen, werden keine nachwachsenden Rohstoffe verwendet.
Auch Klosteine ohne bedenkliche Inhaltsstoffe bekommen nur das Prädikat "eingeschränkt empfehlenswert", denn sie sind schlichtweg überflüssig. Putzen tut's auch - und ist sogar besser, weil die mechanischen Kräfte der Klobürste den Schmutz wirklich beseitigen. Von Richard Breum.

 

Lebensquell Wasser

Eine Sendung bei Quacks & Co

Sendetermin:16.03.2004, 21.00 Uhr

Quarks, den 15.03.2004  

Drei Viertel der Erdoberfläche sind von Wasser bedeckt, doch nur weniger als ein Prozent davon kann als Trinkwasser genutzt werden. Ohne Wasser wäre kein Leben auf unserem Planeten möglich, und wir Menschen könnten ohne diesen kostbaren Stoff maximal vier Tage überleben. Quarks & Co widmet sich unserem wichtigsten Lebensmittel und fragt nach: Was ist Wasser überhaupt und warum ist es für uns so unentbehrlich? Was ist der Unterschied zwischen Leitungs-, Tafel-, Quell-, Mineral- und Heilwasser? Wie gut ist das deutsche Leitungswasser? Woher kommt das Mineralwasser? Außerdem gibt Ranga Yogeshwar Tipps, wie im Privathaushalt Wasser gespart werden kann.

In vielen trockenen Gebieten der Erde herrscht Wassermangel. Am Beispiel Chile zeigt Quarks & Co, mit welchen teils ausgefallenen Methoden dort das kostbare Nass "gesammelt" wird.

Leitungswasser ist besser als sein Ruf und das am besten kontrollierte Lebensmittel. Wir fragen nach: Wo in Deutschland gibt es das sauberste Trinkwasser? Woher kommt das Leitungswasser überhaupt? Welche Auswirkungen haben Kupfer- und Bleirohre auf unser Trinkwasser?

Der Körper eines Erwachsenen besteht zu etwa 60 Prozent aus Wasser. Ein Erwachsener sollte täglich mindestens zwei Liter trinken. Denn Wasser hat viele lebenswichtige Funktionen. Quarks & Co erklärt, wie das Wasser im Körper "arbeitet".

Wir alle trinken es. Aber wie und wo entsteht eigentlich Mineralwasser? Quarks & Co verfolgt eine Flasche von der Quelle bis ins Glas. Jedes Mineralwasser sieht gleich aus: klar und durchsichtig. Aber welches schmeckt besonders gut und warum? Und ist das teuerste Wasser auch das beste? Wir machen den Geschmackstest.

Kein freier Markt für Wasser

Das EU-Parlament hat beschlossen, dass die Wasserversorgung EU-weit im Bereich der örtlichen und nationalen Zuständigkeit verbleiben soll. Wasser bleibt nationale Angelegenheit.

Die Presse, den 12.03.2004 

Marktöffnung und Liberalisierung werden in der Europäischen Union bis auf weiteres nicht die Wasserversorgung betreffen. Das EU-Parlament bekräftigte am Donnerstag im Zuge der Abstimmung über die Prioritäten der Binnenmarktstrategie für die kommenden Jahre seine bereits zu Jahresbeginn eingeschlagene Marschroute: Die Bereitstellung von Trinkwasser bleibt eine Aufgabe, die nach Maßgabe des allgemeinen Interesses wahrgenommen werden soll. Und damit verbleiben die Wasser- und Abfalldienste nach dem Subsidiaritätsprinzip im Bereich der nationalen bzw. örtlichen Zuständigkeit.

"Wir haben ein klares Signal an die EU-Kommission gesetzt: Sie braucht diesem Parlament mit weiteren Vorschlägen zur Einbeziehung der Wasser-Frage in ihre sektorale Liberalisierungsstrategie nicht mehr zu kommen." So reagierte die SPÖ-Abgeordnete Maria Berger auf die gestrige Abstimmung. In dieselbe Kerbe schlug auch VP-Mandatar Othmar Karas, der "einen Erfolg für das Ordnungsmodell der sozialen Marktwirtschaft" sieht, weil hier mit einem Verzicht auf eine Totalliberalisierung nicht zuletzt auch auf die Sozial- und Umweltverträglichkeit geachtet worden sei.

Darüber hinaus werde die Ablehnung, die Wasserversorgung einer sektoralen Richtlinie des Binnenmarktes zu unterwerfen, ergänzt mit der Forderung nach einer Modernisierung der Wasserwirtschaft. "Wirtschaftliche Grundsätze müssen mit Qualitäts- und Umweltstandards sowie mit der erforderlichen Effizienz im Einklang stehen", heißt es in dem beschlossenen Parlamentspapier.

Anfang Jänner hatte das EU-Parlament bereits in einer heftig umkämpften Abstimmung zum "EU-Grünbuch über Dienstleistungen von allgemeinem Interesse" die Erklärung der Liberalisierung der Wasserversorgung zu einem EU-Ziel zurückgewiesen. Die auf Marktöffnung drängende EU-Kommission hatte im Verein mit der Lobby der privaten gewinnorientierten Wasserversorger die Einbeziehung der Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung in ihr Liberalisierungskonzept betrieben und war damit im EU-Parlament nur knapp gescheitert.

Wie schon damals haben auch gestern die Abgeordneten der beiden österreichischen Großfraktionen mit ihren Gesinnungsgenossen "im Doppelpack" agiert, wie Karas gestern formulierte, um der besonderen Sensibilität zur Wasser-Frage in Österreich Rechnung zu tragen.

Im Vorfeld zu der auf das Wasser-Thema zugespitzten Abstimmung über die künftige europäische Binnenmarktstrategie war es diese Woche im EU-Parlament zu einer parlamentarischen Anhörung von Nicht-Regierungs-Organisationen gekommen. Diese machen sich für einen Verbleib der Wasserversorgung in der öffentlichen Hand stark. Sie verweisen auf die weltweite Vormachtstellung europäischer Wasserversorgungs-Multis, die vor allem in der Dritten Welt ihre Dienstleistungen anbieten. Ihre Marktorganisation versperre allerdings Teilen der Bevölkerung den Zugang zu Wasser. Von Reinhold Smonig. 

 

Zehn Jahre "Launhardt-Reaktor" - viel gelobt, aber selten genehmigt

Warum sich die Erfindung einer preiswerten Umwandlung von Abwasser in Nutzwasser bislang nicht durchsetzen konnte

Volksstimme, den 11.03.2004 

Vor zehn Jahren machte der Schönebecker Manfred Launhardt eine einfache wie wirkungsvolle Erfindung: Ein spezielles Bodenfiltersystem verwandelt Abwasser in nährreiches Nutzwasser. Das spart Kosten und macht ökologisch Sinn. Doch nur wenige Haushalte bekommen den Bau eines "Launhardt-Reaktors" genehmigt. Daran, so das Umweltministerium, wird sich auch in Zukunft nichts ändern.

2001 zweiter Platz des Landesumweltpreises Was wäre, wenn jeder entscheiden könnte? Das Familienunternehmen der Launhardts beschäftigt sich bereits seit den frühen 80er Jahren mit dem Anlegen von Teichen und der Zucht von Fischen und Teichgewächsen. Auf die Idee, das auf dem Gartengrundstück der Familie anfallende Abwasser so zu filtern, dass es als Nutzwasser wieder in den Wasserkreislauf zurückgeführt werden kann, kam Manfred Launhardt nach der Wende.

Die Funktion muss sich der Laie etwa so vorstellen: Die Jauche wird in 24 Stunden unter der Erde geruchsfrei mehrfach durch verschiedene Kiesschichten gepumpt, durch Quarz gefiltert und so nach und nach gereinigt. Doch nicht nur das: "Der Nährstoffgehalt des Wassers ist ein Segen für jeden Garten", hat Manfred Launhardt im Laufe der Jahre immer wieder festgestellt. Seine eigene Pilot-Anlage funktioniert mittlerweile seit zehn Jahren ohne Komplikationen. Launhardt: "Es musste noch nie Klärschlamm abgepumpt werden."

Die korrekte Funktion der nach ihm benannten Reaktor-Anlage ist inzwischen nicht nur durch mehrere Gutachten (unter anderem Fachhochschule Magdeburg-Stendal) und Genehmigungen Unterer Wasserbehörden belegt. Launhardt ließ das Verfahren patentrechtlich schützen. 2001 wurde der Reaktor, der, salopp formuliert, tatsächlich aus Sch... Gold macht, sogar mit dem 2. Platz des Landesumweltpreises ausgezeichnet.

Doch bei aller Ehre: Wie weit hat sich die Idee, über die das Fernsehen und verschiedene Zeitungen anerkennend berichtet hatten, tatsächlich verbreitet? Der Reaktor blieb bei der Abwasserbehandlung im Land ein Nischenprodukt. "Wir haben bislang in Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Brandenburg 180 Anlagen selbst gebaut, oder, was mir lieber und für den Kunden preiswerter ist, Bauanleitungen und die Systembestandteile geliefert." Doch wenn, so Launhardt, so viel Reaktoren gebaut werden könnten, wie die Kunden wollen, könnte er jährlich 500 solcher Anlagen errichten.

Haupthindernis: Es werden nur Anlagen von Antragstellern genehmigt, die vom Anschluss- und Benutzerzwang freigestellt sind. "Und das passiert häufig selbst in abgelegenen Regionen nicht, weil die Abwasserverbände lieber lange Leitungen durch die Landschaft verlegen, um ihre großen Klärwerke auszulasten", so Launhardt.

Nur, wenn wirklich kein Interesse des Verbandes an einer Entsorgung besteht, darf der Grundstücksinhaber selbst sein Abwasser entsorgen, behandeln oder, wie es der Schönebecker Techniker formuliert, veredeln.

Er beklagt, dass per Gesetz die Nutzwassergewinnung nicht der Abwasserentsorgung gleichgestellt ist. "Immerhin sind deutschlandweit etwa zehn Prozent der Bevölkerung nicht an das öffentliche Abwassernetz angeschlossen. Über einen Stichtag könnte man doch regeln, dass zumindest diese frei über ihr Abwasser entscheiden können", so Launhardt. Die Kostenersparnisse wären für den Kunden beträchtlich (Info-Kasten). Doch Launhardts Bemühungen, bei den Umweltministern der verschiedenen Regierungen entsprechend Gehör zu finden, war bislang nicht erfolgreich.

Auch die amtierende CDU-Ministerin Petra Wernicke kann sich eine entsprechende Novelierung des Landeswassergesetzes nicht vorstellen. "Abwasserbeseitigung ist grundsätzlich eine kommunale Aufgabe - das ist in ganz Deutschland und in weiten Teilen von Europa so. Eine Mehrheit zur Änderung dieses Grundsatzes sehe ich nicht", sagte sie auf Volksstimme-Nachfrage.

Wernicke weiter: "Was wäre denn, wenn jeder nach seinem Gutdünken entscheiden könnte, dass er sich an eine möglicherweise sogar schon vorhandene Abwasseranlage nicht anschließen lässt? Entweder müssen diejenigen, die bereits angeschlossen sind, höhere Gebühren zahlen. Oder die Gemeinde müsste die Defizite aus Steuermitteln finanzieren."

Dennoch sieht die Ministerin gute Chancen für Kleinkläranlagen. Denn für Sachsen-Anhalt würden Experten einschätzen, dass in ländlichen Gebieten rund 250000 Einwohner auch langfristig nicht an eine zentrale öffentliche Abwasserbeseitigungsanlage angeschlossen werden können.

Wer von denen eine Kläranlage genehmigt bekommt, liege jedoch in der Verantwortung der Gemeinden - oder bei den von ihnen gegründeten Zweckverbänden. Wernicke: "Damit diese ihre Pflichtaufgabe erfüllen können, brauchen sie auch die Planungshoheit für die Abwasserbeseitigung. Das heißt, dass sie im Einklang mit den wasserrechtlichen Vorschriften bestimmen, wie die Abwasserbeseitigung in ihrem Gebiet erfolgt."

Manfred Launhardt aus Schönebeck und seinem "Zauber-Reaktor" bleibt also vorerst nur die Nische. So ganz abfinden will er sich mit den ihm seit Jahren stetig vorgetragenen Argumenten der Politiker aber nicht. Er spricht von der "Abwasser-Lobby", die nur die Auslastung ihrer "zu groß dimensionierten Anlagen" im Sinn hat. Manfred Launhardt: "Am Ende muss sich doch jeder die Frage stellen, wieso es sinnvoller sein soll, Abwasser über große Entfernung durch teure Rohre zu pumpen und aufwändig zu klären, als sie dort, wo sie entstehen, für ein paar Cent in nährstoffreiches Nutzwasser umzuwandeln."

 

Wenn die weiße Pracht zur Last wird

Moskaus einzigartige Schneeschmelzanlagen

Neue Zürcher Zeitung, den 10.03.2004 

In Moskau werden pro Winter über 12 Millionen Kubikmeter Schnee durch Vermengung mit Abwasser geschmolzen und anschließend gereinigt. Das einfache Verfahren hat zur Revitalisierung von Flüssen geführt und findet international Beachtung.

Dichtes Schneetreiben, stockender, aber dennoch starker Verkehr, langsam bildet sich sogar auf den Ausfallstrassen, den Boulevards und den Stadtautobahnen eine weiße Schicht. Der Pikettdienst der Stadtverwaltung schickt die Schneepflüge in die Schlacht. Gegen 9000 Maschinen aller Art stehen zur Räumung zur Verfügung; am 15. Januar zum Beispiel, einem Tag mit besonders starkem Schneefall, standen 3500 von ihnen im Einsatz, bedient von 35 000 Arbeitern. Auf breiten Fahrbahnen wälzen sich die Pflüge in Formationen von bis zu sechs Fahrzeugen nebeneinander vorwärts, auf Gehsteigen und in Hinterhöfen wird von Hand geschaufelt und geschoben. Doch damit ist erst der Anfang gemacht, denn die Schneemauern am Straßenrand und auf den Trottoirs wachsen zunehmend in die Breite, engen den Raum für Fahrzeuge und Fußgänger derart ein, dass dreispurige Boulevards innert Tagen zu besseren Gassen schrumpfen. Schaufelbagger, Spezialfahrzeuge mit Förderbändern und bis zu 12 000 Lastwagen werden temporär angemietet, um die weiße Pracht, die am Fahrbahnrand bald zu hässlichen, dunkelgraubraunen Wällen verkommt, wegzuschaffen. Wohin mit den Schneebergen?

Doch wohin damit? Früher wurde der lästige Abfall in die Flüsse Moskwa und Jause gekippt oder am Stadtrand zu riesigen, unansehnlichen Bergen aufgetürmt, die manchmal bis im Spätsommer nicht völlig wegschmelzen wollten. Die Gewässer quittierten diese Sorglosigkeit mit dem weitgehenden ökologischen Kollaps und wurden zu stinkenden Kloaken. Die schiere Masse - auf dem Stadtgebiet Moskaus fallen jeden Winter im Durchschnitt 36 Millionen Kubikmeter Schnee - zwang die Stadtverwaltung, nach neuen Wegen zu suchen. Vor vier Jahren wurde die traditionelle Entsorgung verboten; stattdessen wurden Schneeschmelzanlagen gebaut. In dieser Saison entsorgten die mittlerweile 27 Anlagen bisher 12 Millionen Kubikmeter Schnee.

Die Schmelzanlagen sind diskret, von außen fallen eigentlich nur die langen Schlangen von Lastwagen auf, die darauf warten, zu einem Loch im Boden vorzufahren und ihre Ladung hineinzukippen. Das Loch entpuppt sich als riesige Wanne, an deren Oberfläche eine von mächtigen Elektromotoren betriebene Häcksel-Anlage große Eisbrocken im Nu zerkleinert. Im Schnee versteckt sind immer auch größere Abfallstücke - alte Reifen, Betonklötze, Asphaltbrocken und was sonst noch auf der Strasse liegen mag, wenn die Pflüge am Räumen sind. Zwei, drei dick vermummte Arbeiter holen solche Stücke von Hand aus den Schneebergen und entsorgen sie in einer Mulde. Die zerkleinerte Schnee- und Eismasse wird im großen unterirdischen Trog mit Abwasser vermischt und dann ins Abwassersystem gepumpt.

Dass dieses verblüffend einfache System funktioniert, verdankt die Stadt der relativ hohen Temperatur des Moskauer Abwassers. Laut der Pressesprecherin der Moskauer Abwasserbehörde Moswodokanal, Jewgenia Bogomolowa, sinkt diese Temperatur selbst an strengsten Frosttagen nicht unter 14 Grad Celsius ab. Eine weitere Voraussetzung für das reibungslose Funktionieren ist eine genügend große Abwasserleitung. Der Durchmesser der Röhren darf bei der Schmelzanlage nicht unter 1,2 Meter betragen, sonst wäre die Anlage zu wenig effizient. Rund zehn Prozent der Schneemassen sind gar kein Schnee, sondern Sand, der in speziellen Auffangbecken ausgesondert wird. Die Chemikalien hingegen, welche zum Schmelzen des Schnees und zur Glatteis-Prävention auf den Strassen eingesetzt werden, bleiben im Abwasser, fallen laut Bogomolowa aber nicht ins Gewicht. Den maximal 150 000 bis 200 000 Kubikmetern Schnee stehen 6 Millionen Kubikmeter «normales» Abwasser gegenüber, das die städtischen Kläranlagen täglich verarbeiten. Krebse in der Moskwa

Schwierig ist es laut der Moswodokanal-Sprecherin nur, ein geeignetes Gelände für die Schneeschmelzanlagen zu finden. Es muss nicht nur die nötige Größe von einer halben Hektare haben, sondern soll auch an einer geeigneten Abwasserröhre und, wegen des Lärms und des durchdringenden Gestanks der Schmelzbrühe und der Abgase der Lastwagen, mehrere hundert Meter vom nächsten Wohnhaus entfernt liegen. Bei der Anlage Tscherkisowski 1 in Sokolniki im Nordosten Moskaus, einer der ersten, waren diese Bedingungen fast ideal erfüllt. Das Abwasser konnte aus einer nahe gelegenen Pumpstation in die Schmelzanlage umgeleitet werden. 16 Personen arbeiten hier in vier Schichten rund um die Uhr. An Spitzentagen fertigt Tscherkisowski 1 über 800 Fahrzeuge ab.

Jewgenia Bogomolowa ist sichtbar stolz auf die Anlage - und auf das Interesse, das die ausländischen Besucher dafür aufbringen. «Nicht nur aus anderen russischen Städten, sondern auch aus dem Ausland kommen Delegationen hierher, um sich über unser System zu informieren», erklärt sie, «denn so etwas gibt es nirgends auf der Welt.» Das Schönste aber, unterstreicht sie, sei der sichtbare Erfolg. In der früher praktisch toten Jause lebten heute wieder Fische, und in der Moskwa seien sogar Flusskrebse gesehen worden.

 

Dezentrale Lösung für Abwasser günstiger

Leipziger Volkszeitung, den 09.03.2004 

Eine dezentrale Abwasserentsorgung wäre für Eulatal wie den Abwasserzweckverband Espenhain die günstigste Lösung. Zu diesem Ergebnis kommt der Student Lars Grundmann in seiner Diplomarbeit. Seine Erkenntnisse decken sich mit den Wünschen von Gemeindeverwaltung und -rat. Nun wird der Verband mit den Untersuchungsergebnissen konfrontiert.

So richtig gefielen dem Eulataler Gemeinderat die perspektivischen Planungen des AZV Espenhain nie: Ein Kanalnetz sollte die Orte der Gemeinde mit der zentralen Kläranlage in Espenhain verbinden, immerhin 25 km entfernt, wobei einige Pumpen nötig gewesen wären, damit das Abwasser die Höhenunterschiede überwinden kann.

Denn die Eulataler fragten sich seit Jahren, ob nicht eine dezentrale Abwasserentsorgung günstiger wäre. Die Ergebnisse einer umfangreichen Untersuchung zu alternativen Möglichkeiten, die ein Student der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in den vergangenen Monaten anstellte und nun als Diplomarbeit veröffentlichte, geben den Bedenken Recht.

Er verglich sowohl die vom AZV ins Auge gefassten Varianten einer zentralen Klärung mit alternativen Konzepten, beispielsweise je einer Kläranlage pro Ort oder aber biologische Kleinkläranlagen je Grundstück.

"Es zeigte sich, dass die dezentralen Lösungen für alle Beteiligten günstiger sind", informierte Bürgermeister Karsten Richter jüngst den Gemeinderat. Die Baukosten seien bei der Variante, wo Grundstückseigentümer über Kleinkläranlagen ihre Abwasserentsorgung regeln, am niedrigsten. Dagegen wären "semizentrale" Kläranlagen, also solche, in denen die Abwässer eines oder maximal zweier Orte gereinigt würden, von den Betriebskosten her das effektivste. "Ich denke, das veranlasst den Verband nun doch zum Umdenken bei seinen Planungen. Denn wir wollen ja dort nicht austreten, aber eine bürgerfreundliche Lösung", so Richter. Die Diplomarbeit ging inzwischen an den Verband und verschiedene Behörden. Nun wartet Eulatals Bürgermeister auf verbindliche Aussagen für die Zukunft, um die Einwohner informieren zu können. Fragen dazu werden bei den Bürgerrunden, die ab April beginnen, beantwortet. Die erste soll am 8. April in Frankenhain sein. Von Thomas Lang.

 

Neues Onlinemagazin über Industrielle Abwasser

(09.03.2004)

Ein neues, englischsprachiges Magazin wird von der "International Water Association" im Internet mit dem Titel The VIRTUAL JOURNAL OF INDUSTRIAL EFFLUENTS veröffentlicht. Die Artikel sind auf Verfahrensweisen und Erfahrungen mit industriellen Abwasser ausgerichtet und werden von Dr. David Dixon der Universität Melbourne, Australien aus den Magazinen WATER RESEARCH und WATER SCIENCE & TECHNOLOGY gefiltert und herausgegeben. Das Inhaltsverzeichnis wird kostenlos, nach Anfrage, per e-Mail verschickt.
http://earth.elsevier.com/effluents/ 

 

Geldmangel der Kommunen behindert Innovationen

Umwälzungen in der Abwasserentsorgung in Deutschland

ATV, den 08.03.2004 

Die Abwasserentsorgung in Deutschland unterliegt einem grundlegenden Wandel. Kostendruck ist heute die wichtigste Motivation für technische und organisatorische Innovationen. Andererseits scheitern derzeit Erneuerungen häufig an kommunalpolitischen Widerständen oder aus Geldmangel. Diese - und weitere - Ergebnisse brachte die neueste Untersuchung, die der Fachverband Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (ATV-DVWK) durchgeführt hat.

Rechtliche, technische und wirtschaftliche Zwänge

In der Abwasserableitung und Abwasserbeseitigung tätige Unternehmen müssen mit vielfältigen rechtlichen und technischen Anforderungen und zunehmend auch mit wirtschaftlichen Zwängen umgehen. Diese Rahmenbedingungen wirken auf das Innovationsverhalten der Abwasserentsorger, wobei über Stärke und Richtung der einzelnen Einflüsse oftmals noch wenig bekannt ist. Dies ist der Hintergrund, vor dem die ATV-DVWK gemeinsam mit dem Konsortium des interdisziplinären Forschungsprojekts "AquaSus - Innovationen zum nachhaltigen Wirtschaften in der Wasserwirtschaft" eine Umfrage zur Innovationstätigkeit bei den Abwasserentsorgern in Deutschland durchgeführt hat, an der sich 237 Abwasserentsorgungsunternehmen aller Organisationsformen und Größenklassen beteiligt haben. Damit sollte insbesondere untersucht werden, welche Faktoren bei den Unternehmen sowie in deren Umfeld die Einführung von technischen und organisatorischen Neuerungen befördern oder hemmen.

Abwasserentsorgung im Wandel

Die Antworten der befragten Unternehmen deuten darauf hin, dass die Abwasserentsorgung einen grundlegenden Veränderungsprozess durchläuft. Während in der Vergangenheit die Verminderung von Umweltbelastungen das wesentliche Ziel der Investitionstätigkeit war, ist für die Betriebe heute und auch künftig der Kostendruck die wichtigste Motivation für technische und organisatorische Innovationen. So haben nahezu ein Drittel der antwortenden Betriebe in den vergangenen Jahren, z. B. durch Kooperation mit anderen oder Übernahme neuer Aufgaben, in der Hauptsache eine Verbesserung ihrer Wirtschaftlichkeit angestrebt. In diesem Zusammenhang ist auch die zunehmende Nutzung von Steuerungsinstrumenten wie Kosten- und Leistungsrechnung oder Benchmarking zu sehen.

Innovationshemmnisse

Im Zuge dieses Wandels sieht sich die Branche jedoch auch Erschwernissen ausgesetzt. So scheitern Innovationen häufig, neben anderen Hemmnissen, an kommunalpolitischen Widerständen oder aus Geldmangel. Erkennbar wird Letzteres an einem deutlichen Rückgang der Investitionen in Abwasseranlagen. Der sich abzeichnende Trend vom Regiebetrieb zu anderen, eigenständigeren Varianten wird jedoch eine größere unternehmerische Handlungsfreiheit für die betreffenden Betriebe mit sich bringen und damit die Einführung von Neuerungen eher begünstigen.

 

Zahlen und Fakten zum Thema "Wasser" in Deutschland

ATV, den 08.03.2004 

  • 9,6 Milliarden m3 Abwasser werden in Deutschland pro Jahr (26 Mio. m3 pro Tag) behandelt (davon 5 Mrd. m3 Schmutzwasser (51%), 2,7 Mrd. m3 Niederschlagswasser (29%) und 2 Mrd. m3 unerwünschtes Fremdwasser (20%)). Das entspricht 20% des Volumens des Bodensees
  • 400.000 km sind zusammengenommen die Flüsse und Bäche in Deutschland lang. Dies entspricht der Entfernung von der Erde zum Mond
  • 446.000 km beträgt die Länge der öffentlichen Kanäle (Anschlussgrad 91% der Bevölkerung)
  • 1,2 Mio. km beträgt die Länge der privaten Kanäle
  • 10.340 Kläranlagen gibt es in Deutschland (Anschlussgrad 93% der Bevölkerung)
  • 20.100 Regenüberlaufbecken können 13 Mio. m3 verschmutztes Wasser zwischenspeichern.
  • 40.000 Personen arbeiten in Abwasserbetrieben.
  • 10.000 Facharbeiter und Meister wurden als Betriebspersonal ausgebildet.
  • 2,5 Mio. Tonnen Klärschlamm Trockenmasse fallen pro Jahr an (60% stoffliche Verwertung, 16% thermische Entsorgung, 8% Deponie).
  • 117 Euro pro Einwohner und Jahr kostet das Abwasser für den Bürger in 2001.
  • 7 Mrd. Euro wurden im Jahre 2001 in die Abwasserentsorgung investiert, davon 1,6 Mrd. Euro für den Kanal.
  • 2,5 Mrd. Euro wurden im Jahre 2001 in die Wasserversorgung investiert.
  • 45 Mrd. Euro sind erforderlich, um das Kanalnetz in Deutschland zu sanieren.

 

Hochwasserschutz durch ökologischen Landbau

Informationsdienst Wissenschaft, den 08.03.2004 

Alljährlich findet am 22. März der Weltwassertag statt. Wasser stellt einerseits ein lebenswichtiges, andererseits aber auch ein lebensgefährliches Element für die Menschheit dar. In diesem Jahr hat die UN "Wasser und Naturkatastrophen" in den Mittelpunkt gestellt, um auf die Folgen der sich weltweit häufenden Naturkatastrophen aufmerksam zu machen. Die Anzahl der folgenschweren Hochwasser war im letzten Jahrzehnt höher als in den Jahrzehnten zuvor. Nur noch wenige Länder sind frei von Hochwasserkatastrophen. In Deutschland hat die Jahrhundertflut der Elbe ganze Städte zerstört, gegenwärtig leidet Neuseeland unter extremem Hochwasser.

Bodenverdichtung und Verschlämmung führen zu einer Reduzierung der Infiltration (Versickerungsleistung von Böden) landwirtschaftlich genutzter Böden. Auslösende Faktoren für diese "schleichende Versiegelung" unserer Böden sind abnehmende Humusgehalte, abnehmende biologische Aktivität und zunehmende Verdichtungen durch zu hohe mechanische Bodenbelastung. Hohe Infiltrationsleistungen eines intakten Bodengefüges dagegen können die Intensität von Hochwasserereignissen vermindern.

Wissenschaftler/Innen des Institutes für Pflanzenernährung und Bodenkunde und des Institutes für Ökologischen Landbau der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) untersuchen die Zusammenhänge zwischen physikalischen, chemischen und biologischen Bodenparametern und der Infiltration (Versickerungsleistung von Böden) auf unterschiedlichen Skalen. Bekannt ist aus zahlreichen Untersuchungen, u.a. auch anderer FAL-Institute, dass pfluglose ("konservierende") Bodenbearbeitung in konventionellen Betrieben deutlich zur Erhöhung der Infiltration beitragen kann. Auf ökologisch wirtschaftenden Betrieben wirken jedoch eine Vielzahl weiterer Faktoren positiv auf die Infiltration. Durch günstigere Bedingungen für die Bildung von "Bioporen", geschaffen durch die Aktivität von Bodenlebewesen, insbesondere von Regenwürmern, weisen ökologisch bewirtschaftete Ackerböden unter ansonsten gleichen Bedingungen etwa doppelt so hohe Infiltrationsraten auf wie konventionell bewirtschaftete Böden. Durch den Anbau von mehrjährigem Ackerfutter (z.B. Kleegras) und Zwischenfrüchten, sowie optimaler Zufuhr organischer Dünger ist der Humusgehalt in ökologisch bewirtschafteten Böden in der Regel höher als in konventionell bewirtschafteten Böden. Durch Vermeidung mechanischer Eingriffe in den Boden (Bodenruhe durch mehrjähriges Ackerfutter, konservierende Bodenbearbeitungsstrategien) stellt sich schon relativ kurzfristig ein Bodengefüge mit verbesserten Regulationsfunktionen (erhöhte Wasserinfiltration in das Bodenprofil) ein. Diese positive Wirkung konnte bereits nach drei Jahren ökologischer Bewirtschaftung auf den Versuchsflächen des Institutes für Ökologischen Landbau der FAL in Trenthorst (Schleswig-Holstein) festgestellt werden.

Vor dem Hintergrund der verheerenden Hochwasserereignisse der jüngsten Vergangenheit, kann die Erhaltung einer standorttypischen hohen Infiltrationsrate durchaus als eine der wichtigsten, nicht durch Produktpreise entlohnte Leistung der Landwirtschaft angesehen werden. Die Förderung des ökologischen Landbaus ist daher auch als eine wirksame ökologische Ausgleichsmaßnahme für anthropogene Versiegelungen anzustreben.

Kontakt: Prof. Dr. Dr. Ewald Schnug, PD Dr. Gerold Rahmann, Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL), Bundesallee 50, D-38116 Braunschweig, Tel.: 0531596 2101, E-mail: pb@fal.de

 

Neue Einblicke in die Prozesse der Tiefsee

Tauchroboter legt Forschern den Meeresboden zu Füßen

Informationsdienst Wissenschaft, den 08.03.2004 

Rundherum erfolgreich war der erste wissenschaftliche Einsatz des ferngesteuerten Tiefseetauchroboters QUEST des DFG-Forschungszentrum Ozeanränder an der Universität Bremen. In Tiefen von über 3.000 Metern nahm QUEST gezielt Proben, führte Messungen durch, setzte Geräte aus und machte hochwertige Aufnahmen. Als Trägerplattform diente der internationalen Wissenschaftlergruppe dabei das Forschungsschiff METEOR. Sie erforschten heiße Quellen am Logatchev Hydrothermalfeld. Das am mittelozeanischen Rücken bei 15° Nord gelegene Feld ist eines von zwei Gebieten, dass QUEST im Rahmen des DFG-Schwerpunkprogramms "Vom Mantel zum Ozean" bis zum Jahr 2008 eingehend untersuchen wird.

Das QUEST fängt mit einem Staubsauger-ähnlichem Gerät eine Reihe von Rimicaris-Garnelen ein, die die Wissenschaftler später untersuchen.

Das QUEST wird über das Heck der METEOR ausgesetzt. Bis auf 4.000 Meter kann dieser erste deutsche Tiefseeforschungsroboter abtauchen. Die Kameras des QUEST zeigen surreal anmutende Bilder aus 3.000 Metern Tiefe: Schwarz-rauchende Schlote ragen bis zu fünf Meter über den Meeresboden. Unmengen von Krabben drängen sich um die heißen Quellen. Weiße Krebse verstecken sich in den Muschelbänken. Überall ist Leben, obwohl kein Sonnenstrahl Energie liefert. Die Oasen am Meeresgrund sind deswegen so interessant, weil sie heute als wahrscheinlicher Ursprung des Lebens auf der Erde gelten. "An schwarzen Rauchern leben alle Tiere mehr oder weniger direkt von den chemischen Verbindungen, die mit dem heißen Wasser austreten", erklärt Klas Lackschewitz, Koordinator des Schwerpunktprogramms der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). "Die erste Stufe bilden dabei jeweils Bakterien, die die ausströmenden anorganischen Verbindungen als Energiequelle nutzen können. Die Frage ist nur, welche Stoffe, sie dafür nutzen." Die von QUEST gewonnen Proben der aus den Schloten austretenden Flüssigkeiten, enthalten viele Metalle, wie Eisen, Mangan, Kupfer, Zink und Chrom, außerdem Methan und Wasserstoff. "Daraus schließen wir, dass die Bakterien hier am Logatchev-Feld sich hauptsächlich von Methan und Wasserstoff ernähren, was ungewöhnlich ist."

Ungewöhnlich ist auch, dass das Baumaterial der Schwarzen Raucher in diesem Gebiet neben den normalen Metall-Schwefelverbindungen besonders viel Kupfer und Gold enthält. "Einige der Metall-Lagerstätten, die wir heute an Land abbauen, entstanden an Schwarzen Rauchern in der Tiefsee. Daher ist es wichtig, dass wir verstehen, wie die Prozesse ablaufen. QUEST ist dabei ein unverzichtbares Werkzeug."

 

Indische Forscher wollen Ölpest mit Fett bekämpfen

Wissenschaft, den 07.03.2004 

Indische Biochemiker haben einen neuen Weg gefunden, um aus Öl gehärtetes Fett herzustellen. Dabei werden dem Öl einfach bestimmte gesättigte Fette zugesetzt. Mit dieser Erkenntnis könnten nicht nur gesündere Lebensmittel hergestellt werden, sondern sogar Ölunfälle einfacher bekämpft werden, berichtet der Online-Dienst des Fachmagazins "Science".

Die Biochemiker Ram Rajasekharan und Jayanth Daniel vom Indischen Forschungsinstitut in Bangalore entwickelten ihr Verfahren bei Experimenten mit den fetthaltigen Beeren des indischen Baums Garcinia indica. Sie mischten einen Teil des Beerenfettes mit fünf Teilen Sonnenblumenöl. Innerhalb von zwölf Stunden gelierte die Mischung bei Raumtemperatur von selbst. Den gleichen Versuch führten die Forscher mit verschiedenen anderen gesättigten Fetten durch, die zwischen 10 und 31 Kohlenstoffatome hatten. Hier konnten sie denselben Effekt beobachten. Die Forscher stellten fest, dass die Mischung umso besser gelierte, je kurzkettiger die Moleküle waren.

Die Wissenschaftler erprobten ihre Mischmethode auch bei Rohöl, Kerosin und Diesel. Im Falle eines Tankerunglücks müssten theoretisch nur Fettsäuren in das Öl eingemischt werden, um es zu binden und die Ausbreitung eines Ölteppichs zu verhindern, sagen die Forscher.

Bislang werden in der Industrie Fette noch mit einem Hydrierung genannten Verfahren gehärtet. Diesen kostspieligen Vorgang setzt die Industrie zum Beispiel bei der Herstellung von Butter- oder Käseersatz aus pflanzlichen Ölen ein. Als Produkte entstehen neben den gewollten gesättigten Fettsäuren allerdings auch ungesunde gesättigte Fette. Mit der neuen Methode könnten aus pflanzlichen Ölen billig Fette hergestellt werden, ohne dabei ungewollte Nebenprodukte zu erzeugen.

 

Holzspäne befreien Wasser von giftigen Metallen

Morgenpost, den 04.03.2004 

Wenn Louisa Traser und Sina Arndt mit charmantem Lachen ihre Studie vorstellen, versucht der durchschnittlich halbgebildete Zuhörer verzweifelt, sich an Rudimente eines längst vergessenen Chemieunterrichts zu erinnern. " . . . und das Wasser ward gereinigt . . . Untersuchung der Ionenadsorptionsfähigkeit von Holz" lautet das Thema ihrer Arbeit. Aha.

Dann wählen die beiden 19 Jahre alten Abiturientinnen der Romain-Rolland-Oberschule (Tegel) einfachere Worte. Und man ahnt, worum es gehen mag: die Möglichkeit, mit Hilfe von Holzspänen Wasser von Schwermetallen zu reinigen. Das funktioniert, weil sich die elektrischen Ladungen der Späne und der Schwermetalle unterscheiden, Späne und Metall sich also anziehen. Louisa: "Man könnte unser Verfahren beispielsweise in Ländern der Dritten Welt einsetzen, wo das Trinkwasser oft stark belastet ist."

 

Fotometrische Phosphatmessung

Industrienet, den 03.03.2004 

Die Kläranlage der Stadt Kalamazoo, USA, leitet ihr Abwasser in den gleichnamigen Fluss ein. Die Durchflussmenge liegt bei ca. 100 000 m3 pro Tag. Die Hälfte der organischen Fracht stammt aus einem Pharmazieunternehmen. Dazu kommt ein 50-%-Anteil an löslichem Phosphor aus zwei ansässigen Industrieunternehmen. Um eine effektive Vorhersage der Phosphorfracht machen zu können, testete das Unternehmen eine Helios-Phosphat-Sonde.

Zur Phosphoreliminierung wird in der Anlage ein kombiniertes biologisch-chemisches Verfahren eingesetzt, das Eisenchlorid zur Fällung des löslichen Phosphors einsetzt. Bislang wurde die Chemikaliendosierung anhand der Labordaten und deren Auswirkung auf die Qualität des gereinigten Abwassers durchgeführt. Um hier eine schnellere und wirtschaftlichere Kontrolle zu ermöglichen, wurde für die Kläranlage in Kalamazoo die Installation eines kontinuierlichen Online-Überwachungssystems in Erwägung gezogen. Im Herbst 2003 entschloss sich die Stadt, eine Teststellung mit der Helios-Phosphat-Sonde von Stip Isco durchzuführen, um die ortho-Phosphatkonzentration in situ, d. h. direkt im Ablauf, zu messen.

Alle 6 bis 8 Minuten

Die Helios-Phosphat-Sonde führt eine kontinuierliche Phosphatmessung im Abwasser durch. Typische Anwendungen für die Sonde finden sich normalerweise im Belebungsbecken und am Ablauf einer Kläranlage. Die fotometrische Messung findet in Intervallen von 6 bis 8 Minuten statt. Die automatische Kalibrierung mit zwei Standards und die automatische Reinigung ermöglicht einen kontinuierlichen und wartungsfreien Betrieb für 4 bis 6 Wochen. Die Probe wird durch einen im Analysator integrierten Filter gezogen, um Feststoffe von der Messzelle fern zu halten. Die zu Grunde liegende Methode ist die Ascorbinsäuremethode (EPA 365.1 und Standardmethode 4500-P E). In der optischen Messzelle wird die Lichtabsorption der Probe mit einer Doppeldiodenlichtquelle gemessen. Die Phosphatkonzentration wird bei einer Wellenlänge von 525 nm mit einem polynomen Algorithmus kalibriert und gemessen. Niedrigere Konzentrationen können ebenso gemessen werden, allerdings bei der empfindlicheren Wellenlänge von 723 nm. Dies erfolgt auf Basis einer linearen Kalibrierung.

Direkt am Auslauf

Zusätzlich zur Kontrolle der chemischen Analyse steuert der Rechner der Sonde mit seinem grafischen Benutzerinterface die Betriebskontrolle aller Wartungs- und Test-routinen. Die Multitaskingfunktion erlaubt eine parallele Durchführung von Spezial- und Routineoperationen während der laufenden Messungen. So kann der Bediener zum Beispiel die gespeicherten Parametercharts aufrufen, ansehen oder zusammen mit den Wartungsdaten der letzten 14 Tage ausdrucken, ohne eine Unterbrechung der andauernden Analyse und Datensammlung. Das eingebaute Diskettenlaufwerk ermöglicht die Speicherung von Messdaten von bis zu 90 Tagen auf einer einzigen Diskette. Die Daten können leicht in ein Tabellenkalkulationsprogramm wie zum Beispiel Excel übertragen und/oder über Telefonmodem abgerufen werden.

Jahrelange Erfahrung mit Online-Messungen haben gezeigt, dass 30 bis 40 % der Anschaffungskosten eines konventionellen Online-Schrankgerätes für die Infrastruktur wie Verrohrung und Pumpeninstallation aufgebracht werden. Durch das Design der Helios-Phosphat-Sonde werden weder Pumpen noch eine externe Filtration, teure Verrohrung oder ein Gehäuse mit Klimatisierung benötigt. Dadurch werden die Investitionskosten erheblich gesenkt.

Die Sonde und der Sondenkontroller sind für die Außeninstallation geeignet und können innerhalb weniger Stunden installiert werden. Hierdurch ist dieses Gerät hervorragend für bereits bestehende Kläranlagen und Industrieapplikationen geeignet.

Ron Janssen, der Leiter der Pilotanlage der Kläranlage Kalamazoo erklärt: Der Vergleich zwischen den im Labor untersuchten Proben und den Konzentrationen, die von der Helios-Phosphat-Sonde gemessen wurden, war ausgezeichnet. Der Analysator funktionierte über einen Zeitraum von vier Wochen tadellos, ohne jeglichen manuellen Eingriff. Das Gerät wurde von uns aufgrund dieses positiv verlaufenen Tests gekauft und wir planen nun, die Helios-Ammonium-Sonde ebenso zu testen. Der vorhandene Rechner kann sowohl die Messdaten für Phosphat als auch die Messdaten für Ammonium gleichzeitig bearbeiten.

 

Korallenschleim hilft beim Nährstoff-Recycling im Riff

Korallenschleim dient im Riff-Ökosystem als Nährstoffträger und Partikelfalle, berichten Forscher des Bremer Max-Planck-Instituts für marine Mikrobiologie

Max-Planck-Gesellschaft, den 03.03.2004 

Einen bisher unbekannten Mechanismus, mit dem das Ökosystem der Korallenriffe lebensnotwendige Nährstoffe zurückhält und sogar noch von außen hinzugewinnen kann, hat ein Forscherteam des Max-Planck-Institutes für marine Mikrobiologie in Bremen unter Leitung von Markus Hüttel entdeckt. Die Korallenriffe der subtropischen und tropischen Küsten gehören dank ihrer großen Artenvielfalt und enormen biologischen Produktivität zu den spektakulärsten Lebensräumen der Ozeane. Doch diese faszinierenden Ökosysteme sind durch Meeresverschmutzung und Klimaänderungen stark bedroht. Weltweit wird ein schnelles Absterben der Riffsysteme beobachtet, so dass ein Verständnis der Mechanismen, die Wachstum und Stoffkreislauf im Riff steuern, heute wichtiger denn je ist (Nature, 4. März 2004).

 Image Korallen sondern regelmäßig und insbesondere bei Ebbe große Mengen Schleim ab, um sich vor Austrocknung, Sedimentation und Bewuchs zu schützen, und zwar in solchen Mengen, dass die Schleimflocken häufig der hauptsächliche Bestandteil des organischen Materials im Wasser über den Korallenriffen sind. Die Schleimproduktion wird durch die im Korallengewebe lebenden symbiontischen Algen (Zooxanthellen) ermöglicht, die mit Hilfe von Licht aus Kohlendioxid, Wasser und anorganischen Nährstoffen organisches Material synthetisieren können. Fast die Hälfte der von den Algen auf diese Weise gebundenen Energie wird als Korallenschleim in das Wasser abgegeben. Obwohl man bei dieser auffälligen Schleimabsonderung vermuten könnte, dass Korallenschleime eine wichtige Funktion im Stoffhaushalt des Riffs haben könnte, wurde die Rolle dieses organischen Materials in den Stoffkreisläufen des Ökosystems Korallenriff bislang kaum erforscht.

Die Wissenschaftler des Bremer Max-Planck-Institutes haben nun gemeinsam mit ihren Kollegen aus Australien und Jordanien auf Heron Island im australischen Great Barrier Reef untersucht, welche Bedeutung der Korallenschleim tatsächlich im Stoffkreislauf des Riffs hat. Dazu analysierten die Wissenschaftler den gesamten Weg des Schleims, angefangen in dem Moment, wenn er sich von der Koralle löst, über seine Schwebephase im Wasser, die auch mit dem Einfangen von Partikeln verbunden ist, bis hin zu seinem Abbau im Karbonatsand der Rifflagune. Die Schleimproduktion ist beeindruckend: Pro Quadratmeter Riff sondern allein die Korallen der Gattung Acropora 1,7 Liter pro Tag ab. Handelt es sich um einen Tag mit einer Trockenfallperiode, steigt diese Menge sogar bis auf 4,8 Liter.

Zwischen 56 und 80 Prozent des abgegebenen Schleimes lösen sich im Wasser auf und dienen als Nahrungsquelle für im Wasser lebende Mikroorganismen. Der übrige gelartige, transparente Schleim bildet zunächst lange Fäden und dann milchige Filme an der Wasseroberfläche, die schließlich zu zentimeterdicken Schleimteppichen zusammengeschoben werden. In diesen Teppichen, die bis zu 50 Quadratmeter groß sein können, fanden die Wissenschaftler unter anderem Planktonalgen, Fadenalgen, Kleinkrebse, Kammerlinge, Fischeier, die zusammen für die gelbliche Farbe der Schleimaggregate verantwortlich sind. Nach wenigen Stunden hat ein solcher Teppich so viele Partikel gefangen, dass er zu zerfallen beginnt und einzelne Aggregate schnell zum Meeresboden der Rifflagune sinken.

Die Tiere und Mikroorganismen der Rifflagune fressen und verarbeiten die auf diese Weise angereicherten Schleimaggregate und setzen bei ihrem Stoffwechsel dann wichtige Nährstoffe (Ammonium, Phosphat) frei. Durch diesen Mechanismus fördern Korallen also das vielfältige Leben im Riffökosystem und gewinnen dabei sogar einen Teil ihrer durch den Schleim abgegebenen Nährstoffe wieder zurück.

Sinkt bei Ebbe der Wasserspiegel, verhindert der Riffgürtel um die Lagune, dass das Wasser schnell wieder ablaufen kann. Ein Teil des eingeschlossenen Wassers wird dabei durch den durchlässigen Sand der Lagune sowie den porösen Sockel des Riffgürtels aus der Lagune gepresst. Dadurch gelangt gelöster und gallertartiger Schleim in das Sediment. Durch Inkubationsexperimente konnten die Wissenschaftler schließlich beweisen, dass die Lebensgemeinschaft des Lagunensediments den Schleim mit hoher Effizienz verwertet. Nach Eintreten der Flut werden die aus dem Abbau des Schleims entstandenen Nährstoffe (z.B.: Phosphat, Ammonium) aus dem Sediment gespült und stehen den Zooxanthellen der Korallen sowie anderen pflanzlichen Organismen wieder zur Verfügung. Damit schließt sich der Kreis.

Mikrobiologie Die Bremer Wissenschaftler haben damit einen Prozess in der Natur aufgedeckt, durch den nicht nur lebensnotwendige Nährstoffe im Riffökosystem zurückgehalten werden. Mehr noch, da der Schleim auch viele Schwebstoffe, die durch das Riff treiben, einfängt, wird das Nahrungsangebot im Ökosystem sogar noch erweitert. Eine Bilanzierung zeigt, dass dieser Mechanismus allein 14-26 Prozent des Kohlenstoff-, 12-22 Prozent des Stickstoff- und 2-3 Prozent des Phosphorverbrauches der Rifflagune abdeckt. Damit handelt es sich bei Korallenschleim um eine sehr wichtige Komponente im Stoffkreislauf eines Korallenriffs, der Riffsaum und Lagunensediment zu einer wirkungsvollen Einheit verbindet.

 

Mars-Rover findet Beweise für Wasser

Tagesschau, den 03.03.2004 

Auf dem Mars gab es nach Erkenntnissen der NASA einst genügend Wasser, um Leben auf dem Planeten zu ermöglichen. Die Mars-Sonde "Opportunity" habe entsprechende Hinweise gefunden, aber keine Spuren von früherem Leben entdeckt, erklärten Wissenschaftler der US-Weltraumbehörde in Washington.

Bei der Untersuchung eines geschichteten Felsbrockens habe "Opportunity" Hinweise auf Sulfate und weitere Mineralien gefunden, die sich in Anwesenheit von Wasser bilden, berichtete die NASA. Dies deute darauf hin, dass Leben auf dem Mars zum Zeitpunkt der Gesteinsbildung möglich gewesen sein könnte.

Die NASA habe ihre Mars-Mission vor allem unter die Frage gestellt, ob es wenigstens in einem Teil des Planeten eine ausreichend feuchte Umgebung gegeben habe, in der Leben habe gedeihen können, sagte Wissenschaftler James Garvin. "Heute haben wir starke Hinweise für eine aufregende Antwort: Ja." NASA: Gegend wäre bewohnbar gewesen

Die Sonde "Opportunity" sei in einem Gebiet auf dem Mars gelandet, das einst von flüssigem Wasser überflutet war, sagte NASA-Chefwissenschaftler Ed Weiler. "Diese Gegend wäre eine gute, bewohnbare Umgebung gewesen." Unklar blieb zunächst, wie lange es her war, dass Wasser auf dem Mars geflossen war.

Bei der jüngsten Entdeckung hat laut NASA auch das deutsche Mößbauer-Spektrometer geholfen. Es ermöglicht die direkte Untersuchung und Bestimmung von eisenhaltigen Gesteins- und Bodenproben auf dem Mars.

Das Gerät sendet hierzu mittels einer radioaktiven Quelle Gamma-Strahlen aus, die auf das Untersuchungsmaterial treffen und reflektiert werden. Die Differenz zwischen dem ausgesandten und dem reflektierten Spektrum gibt Auskunft über die Zusammensetzung der eisenhaltigen Mineralien auf dem Mars, die auch für die Farbe des Planeten verantwortlich sind. Dank an Wissenschaftler aus Deutschland

Weiler würdigte die deutschen Wissenschaftler Göstar Klingelhöfer vom Institut für Anorganische und Analytische Chemie in Mainz und Ralf Gellert vom Institut für Anorganische und Analytische Chemie der Universität Mainz, die beide an der Entwicklung der deutschen Geräte im Rover beteiligt waren.

Der sechsrädrige Rover "Opportunity" war Ende Januar in der Meridiani-Tiefebene gelandet. Sein Zwilling "Spirit" war bereits drei Wochen zuvor angekommen und erforscht seitdem die andere Seite des Roten Planeten.

 

Schlag ins Abwasser

Der französische Veolia-Konzern ist vorerst mit dem Versuch gescheitert, die deutsche Gelsenwasser auszubooten.

Neue Ruhr Zeitung, den 02.03.2004 

Der französische Veolia-Konzern ist im ersten Anlauf damit gescheitert, den deutschen Kontrahenten Gelsenwasser bei der Übernahme von 49% der Dresdner Abwasserbetriebe auszubooten. Die Vergabekammer des Freistaates Sachsens lehnte einen Antrag Veolias auf Überprüfung des Privatisierungsverfahrens ab. Der Wassermulti hatte über seine deutsche Tochter Veolia Water Deutschland zusammen mit 3 weiteren Interessenten Gebote für die Abwasserbetriebe abgegeben.

Weil in dem 500 Seiten starken Angebotspaket 20 Seiten fehlten, betrachteten die Stadt und deren Berater von Sal. Oppenheim die Unterlagen als unvollständig und schlossen die Franzosen von dem Verfahren aus. Der Zuschlag ging für insgesamt 165 Mio E an den deutschen Branchenführer Gelsenwasser. Die Vergabekammer erklärte, ein Ausschluss von Veolia sei dringend geboten gewesen. Schließlich habe die Stadt festgelegt, dass die Bieter ihre Offerten vollständig einreichen müssten.

Die Kammer habe sich damit statt auf eine inhaltliche auf eine rein formale Sichtweise festgelegt, klagte Veolia in einer Pressemitteilung. Das Unternehmen prüft jetzt, ob das Oberlandesgericht Dresden als Beschwerdeinstanz angerufen werden soll.

Völlig unabhängig von diesem Verfahren spricht Veolia derzeit mit den Städten Dortmund und Bochum als den neuen Eigentümern von Gelsenwasser über eine Beteiligung an dem Unternehmen.

 

Uralte Überreste fruchtbarer Zeiten

Wasser unter der Sahara ist 200.000 bis 1.000.000 Jahre alt

Wissenschaft, den 02.03.2004 

Das Wasser im Frischwasserreservoir tief unter der Sahara ist bis zu einer Million Jahre alt. Es fließt mit einer Geschwindigkeit von einem bis zwei Metern pro Jahr im so genannten nubischen Aquifersystem nordwärts – einem Leitungssystem, das sich unter der Wüste von Ägypten, Libyen, Tschad und dem Sudan erstreckt. Das berichtet ein internationales Forscherteam in der Fachzeitschrift Geophysical Research Letters (März-Ausgabe).

Vor vielen Jahrtausenden war die Sahara ein blühender, fruchtbarer Landstrich mit Seen und Tümpeln. Heute legen nur noch unterirdische Wasservorkommen Zeugnis von dieser Vergangenheit ab. Wie alt das Wasser in diesen Reservoiren tatsächlich ist und ob oder wohin es fließt, war bislang nicht bekannt. Um diese Fragen zu klären, nahm das internationale Team um Roland Purtschert von der Universität Bern an verschiedenen Stellen des nubischen Aquifersystems Proben und untersuchte sie.

Die Forscher nutzten aus, dass sich in Oberflächenwasser immer ein Teil der Umgebungsluft mit allen darin enthaltenen Elementen löst. Dazu gehören auch geringe Mengen eines extrem seltenen radioaktiven Isotops des Edelgases Krypton, das sich durch kosmische Strahlung innerhalb der Atmosphäre bildet. Auf eine Billion Krypton-Atome kommt im Schnitt nur ein einziges dieses Krypton-81 genannten Isotops. Innerhalb von 229.000 Jahren, der so genannten Halbwertszeit des radioaktiven Materials, zerfällt die Hälfte der Krypton-81-Atome. So konnten die Forscher aus der Menge des Krypton-81 in ihren Wasserproben auf das Alter des Wassers schließen.

Mithilfe einer neuen, lasergestützten Methode zählten die Wissenschaftler dabei einzelne Krypton-81-Atome in ihren Proben. Sie stellten fest, dass sich das Wasser sehr langsam nach Norden bewegt: Die südlicheren Proben waren etwa zweihunderttausend Jahre alt, während die nördlichsten ein Alter von ungefähr einer Million Jahren aufwiesen. Dies sei das erste Mal, dass es gelungen sei, die seltenen Isotope für eine solche Altersbestimmung zu nutzen, schreiben die Forscher. Sie hoffen nun, mit ihrem Verfahren auch Gletscher-Bewegungen und Seewasser-Zirkulationen nachvollziehen zu können.

 

Plastikdreck im Pazifik Mülldeponie im offenen Meer erreicht Größe von Mitteleuropa

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Ein treibender Müll-Teppich aus Tonnen von Plastik treibt zwischen Kalifornien und Hawaii im Pazifischen Ozean. Meeresbiologen berichten, dass die schwimmende Deponie mittlerweile die Größe Mitteleuropas erreicht hat, berichtet das Magazin Geo http://www.geo.de in seiner jüngsten Ausgabe. Die Katastrophe an der treibenden Menge Dreck ist die Konzentration von Giften und Chemikalien, die, so Forscher, auch in den menschlichen Nahrungskreislauf kommen. Globale Meeresströmungen haben den Unrat in den Nord-Pazifik gebracht.

Die Umweltorganisation Algalita Marine Research Foundation http://www.algalita.org hatte über die Umweltkatastrophe bereits im Jänner 2004 auf CBS-News http://www.cbsnews.com berichtet. Charles Moore, Kapitän auf dem gleichnamigen Forschungsschiff Alagalita hatte mehr als 1.600 Kilometer vom Festland Kaliforniens entfernt die riesige Menge Plastikabfall, geschätzte drei Mio. Tonnen, gefunden. Er kreist wie ein gigantischer Strudel im Kreis. Das Gebiet, in dem die Kunststoffabfälle, die nach Angaben von Moore aus allen Teilen der Welt stammen, schwimmen heißt North Pacific Gyre. "Manche der Abfallteile stammen noch aus den 50-er Jahren. Damals wurde Plastik erstmals in großen Mengen hergestellt", erklärt Moore. Sechsmal soviel Plastikmüll wie tierisches Plankton schwimmt im Wasser, meinen die Wissenschaftler von der Umweltorganisation.

Die meisten Plastikmaterialien werden nach Angaben der amerikanischen National Oceanic and Atmospheric Administration NOAA mindestens 15 Jahre in dem Strudel weiter vor sich hintreiben. Bis das Plastik endgültig in seine Einzelteile zerfällt, aufgeweicht durch UV-Strahlung und Oxidation, könnten nach Schätzungen sogar 500 Jahre vergehen, schreibt Geo. Für einige Tiere wie etwa Quallen bieten die Kunststoffteile neue Nahrung. Für die meisten Lebewesen ist der treibende Kunststoffdreck aber eine gefährliche Falle: Tiere wie Schildkröten und Albatrosse, die die Kunststoffteile für Nahrungsmittel halten, verenden qualvoll daran.

 

Bakterien greifen Eisen an

Deutsche Forscher entschlüsseln Biokorrosion in Rohrleitungen

Pressetext, den 01.03.2004 

Forschern des Max-Planck-Instituts für marine Mikrobiologie http://www.mpi-bremen.de ist ein entscheidender Durchbruch bei der Oxidation von Eisen gelungen: Sie haben Bakterien entdeckt, die Eisen wesentlich schneller korrodieren lassen als dies etwa durch den Verbrauch von Wasserstoffgas möglich wäre, berichten die Experten, die gemeinsam mit dem Materialprüfungsamt in Bremen und dem Max-Planck-Institut für Eisenforschung in Düsseldorf die Entdeckung gemacht haben.

Eisen ist das technologisch wichtigste Metall. Es hat aber einen Nachteil: Ungeschütztes Eisen rostet. Hauptschuld daran trägt der Sauerstoff der Luft, der Eisen in nasser Umgebung angreift. Auch in vollständig wassergefüllten Rohrleitungen und Behältern, wo nur Wasser aber keine Luft vorhanden ist, bleibt Eisen nicht erhalten, sondern korrodiert. Daran sind Bakterien schuld, die ohne Sauerstoff leben können. Experten nennen diesen Vorgang anaerobe Biokorrosion. Unbekannt waren aber die Bakterienarten, die zu Zerstörungen von Rohrleitungen (auch in der Erdöltechnologie) führen. Bekannt war den Wissenschaftlern, dass das Wasser alleine das Eisen angreifen kann und dabei flockige Formen des zweiwertig positiven Eisens und Wasserstoffgases entstehen. Diese Korrosion dauert aber im Vergleich zum Rosten relativ lange.

Die Auflösung von Eisen durch Mikroorganismen ist ein komplexer elektrochemischer Prozess. Dieser macht sich nicht so sehr als flächige Korrosion, sondern eher als Lochfraß bemerkbar und kann in Pipelines kostspielige Schäden verursachen. Hauptverursacher sind so genannte sulfatreduzierende Bakterien. Diese sind überall in Gewässern verbreitet und können aber weder Mensch noch Tier noch Pflanze infizieren. Bei diesen Bakterien gibt es genau genommen zwei Korrosionsmechanismen, berichten die Max-Planck-Forscher. Der eine Korrosionsmechanismus führt dazu, dass die Bakterien das in natürlichen Wässern häufige Sulfat zu Schwefelwasserstoff reduzieren. Diese faulig riechende, aggressive und giftige Substanz greift das Eisen an. Der zweite Korrosionsmechanismus ist weniger erforscht: Sulfatreduzierende Bakterien verwenden nämlich auch Wasserstoffgas, um Sulfat zu reduzieren. Weil sich auf Eisen in Wasser langsam Wasserstoffgas als Produkt bildet, wurde lange angenommen, dass dessen Verbrauch durch die sulfatreduzierenden Bakterien die Auflösung des Metalls im Wasser beschleunigt. "Im Falle der Biokorrosion von Eisen ist diese Vorstellung offensichtlich aber nicht haltbar", berichten die Forscher. Alles spricht dafür, dass sie im engen Kontakt mit dem Eisen diesem direkt Elektronen entziehen. Der Elektronenentzug aus Eisen bedeutet Korrosion.

Unbekannt ist aber weiterhin noch, wie ein Elektronenfluss zwischen Eisen und Bakterienzellen zustande kommt. "Wenn man die Biochemie versteht, wird man auch gezielter forschen können, um Schutzmaßnahmen zu entwickeln", berichten die Experten.

 

Novelle des Sächsischen Wassergesetzes

ATV, den 01.03.2004 

Die sächsische Staatsregierung hat am 6. Januar 2004 die Novelle des Sächsischen Wassergesetzes beschlossen. „Das Gesetz enthält bundesweit einmalige Regelungen zum Hochwasserschutz,“ sagte Umweltminister Steffen Flath. Die gesetzliche Aufarbeitung der Hochwasserkatastrophe vom Sommer 2002 sei mit der Novelle des Wassergesetzes abgeschlossen. Nach der Gesetzesnovelle sollen zukünftig Hochwasserentstehungsgebiete ausgewiesen werden. Eine großflächige Versiegelung darf in diesen Gebieten zukünftig durch Bauvorhaben nur noch erfolgen, wenn dafür an anderer Stelle ein Ausgleich zugunsten des -Wasserrückhalts erfolgt. Überschwemmungsgebiete müssen ab 2008 im Liegenschaftskataster ausgewiesen werden. Die Bevölkerung soll durch öffentlich ausgelegte Gefahrenkarten über mögliche Hochwassergefahren informiert werden. Betrieb und Unterhaltung von Stauanlagen (wie Talsperren und Rückhaltebecken) mit überörtlicher Bedeutung für den Hochwasserschutz, für die bislang Kommunen zuständig waren, übernimmt künftig die Landestalsperrenverwaltung. Das war eine Forderung der Kirchbach-Kommission. Mit der Novelle des Wassergesetzes wird zudem die EU-Wasserrahmenrichtlinie umgesetzt. Unter anderem ist der Anspruch der Durchgängigkeit der Fließgewässer in der Gesetzesnovelle festgeschrieben worden. Der Landtag muss dem Gesetz noch zustimmen.

 

Einnahmen aus Cross-Border-Leasing-Geschäften müssen nicht gebührenmindernd eingesetzt werden

ATV, den 01.03.2004 

Die Einnahmen aus einem Cross-Border-Leasing-Geschäft müssen nicht gebührenmindernd eingesetzt werden. Das hat die 13. Kammer des Verwaltungsgerichts Gelsenkirchen am 27. November 2003 entschieden (Az.: 13 K 1626/03). Mit dem Kanalnetz (es ging um die Stadt Recklinghausen), das Gegenstand des Cross-Border-Leasing Geschäfts sei, erbringe die beklagte Stadt die gebührenpflichtige Leistung der unschädlichen Beseitigung des Abwassers aus dem Grundstücksbereich der gebührenpflichtigen Grundstückseigentümer. Die Einnahmen aus dem Cross-Border-Leasing-Geschäft seien aber keine Folge der Abwasserbeseitigung über das Kanalnetz. Denn die beklagte Stadt erhalte den Barwert aus diesem Geschäft nicht für die Abwasserbeseitigung, sondern dafür, dass sie dem US-amerikanischen Investor einen Steuervorteil verschaffe. An der gebührenpflichtigen Leistung ändere das Cross-Border-Leasing Geschäft nichts. Die beklagte Stadt bleibe nach dem maßgeblichen deutschen Recht bei der Vermietung und Rückmietung des Kanalnetzes seine Eigentümerin und Besitzerin. Die Gebührenpflichtigen zögen weder einen Vorteil aus dem Cross-Border-Leasing-Geschäft, noch drohten ihnen daraus Nachteile; sie würden nicht mit eventuellen Schadensersatzforderungen aus diesem Geschäft belastet.

 

Förderung von Kleinkläranlagen in Mecklenburg-Vorpommern verstärkt

ATV, den 01.03.2004 

Am 22. Dezember 2003 wurde im Amtsblatt Mecklenburg-Vorpommern die neue Richtlinie zur Förderung von Kleinkläranlagen veröffentlicht. Seit dem 1.Januar 2004 haben Gemeinden, Gemeindeverbände, kommunale Zweckverbände, Wasser- und Bodenverbände sowie Privatpersonen somit die Möglichkeit, höhere Zuwendungen für die Errichtung, Umgestaltung und/oder Erweiterung der biologischen Behandlung des Abwassers in Kleinkläranlagen zu erhalten. Um die Reinigungsleistung dezentraler Abwasserbehandlungsanlagen zu verbessern und entstehende Kosten für zusätzliche Aufwendungen abzufangen bzw. abzumildern, wird die Förderung um durchschnittlich 500Euro erhöht. Wegen der geringen Besiedlungsdichte werden in Mecklenburg-Vorpommern rund 15Pro-zent der Bevölkerung (etwa 264000 Einwohner) die Abwasserbeseitigung dauerhaft über Kleinkläranlagen vornehmen müssen. Rund 50000 bis 60000 dieser Anlagen in dem Land entsprechen jedoch nicht den allgemein anerkannten Regeln der Technik, müssen saniert oder erneuert werden. Um den ordnungsgemäßen Betrieb, die Qualität der Reinigung und eine regelmäßige Wartung zu garantieren, ist der Betreiber einer Kleinkläranlage zum Abschluss eines Wartungsvertrages verpflichtet. Zuwendungsfähig sind Vorhaben zur biologischen Reinigung von Abwasser aus bestehenden Wohngebäuden in einer biologischen Reinigungsstufe bei Kleinkläranlagen mit einer Kapazität bis zu acht Kubikmetern pro Tag, bei einem Zusammenschluss mehrerer Grundstücke auch Kleinkläranlagen mit einer Kapazität bis 16Kubikmetern täglich. Das Umweltministerium stellt im Jahr 2004 rund 1,9Millionen Euro für die Förderung von Kleinkläranlagen zur Verfügung.

 

Statement des ATV-DVWK-Fachausschusses GB-1 "Naturnahe Fließgewässerstrukturen in Folge von Hochwasser helfen in Niedrigwasserzeiten"

Genau ein Jahr nach dem verheerenden Hochwasser an Elbe und Mulde macht die ATV-DVWK aus aktuellem Anlass erneut auf ganz spezielle Aspekte zum Thema Hochwasser aufmerksam: Die Entwicklung und Entstehung naturnaher Gewässerstrukturen in Folge von Hochwasserereignissen.

ATV-DVWK 

Neben dem menschlichen Leid und dem mittlerweile bekannten Sachschaden von 9 Milliarden Euro haben die Hochwasserereignisse vom August 2002 an vielen Fließstrecken eine Veränderung der Gewässerstrukturen bewirkt. Vielerorts entstanden Uferabbrüche, an der Sohle der Gewässer bildeten sich Kolke und Kiesbänke, auf den Talböden der angrenzenden Niederungen wurden teilweise großflächig Kiese und Sande abgelagert. Während derartige Veränderungen in den besiedelten Abschnitten unerwünscht sind, zumal sie hier die ordnungsgemäße Gewässerunterhaltung erschweren und teilweise den Wasserabfluss behindern, können sie innerhalb der freien Fließstrecken zu einer deutlichen Aufwertung der fließgewässertypischen Lebensräume führen.

Ein Beispiel für eine derartige Entwicklung ist der Gewässerabschnitt der Mulde auf Höhe der Ortslage Rochlitz. Im Zuge des Augusthochwassers 2002 wurde das Profil der Mulde teilweise durch die Erosion im Uferbereich aufgeweitet. Ein kleiner Seitenarm und Kiesbänke entstanden. Das im Uferbereich abgetragene Material wurde von der Hochwasserwelle auf die Flächen des angrenzenden Gleitufers transportiert und hier abgelagert, so dass großflächige Kiesablagerungen entstanden. Schon nach wenigen Wochen siedelten auf diesen neu entstandenen fluss- und auentypischen Strukturen zum Teil seltene Tier- und Pflanzenarten, von denen der Flussregenpfeifer wohl der bekannteste Vertreter ist. Langfristig und im Zusammenhang betrachtet, bilden die genannten Strukturveränderungen die Grundlage für eine kostenlose Gewässerrenaturierung, vorausgesetzt Kiesbänke bleiben nach einem Hochwasserereignis erhalten und Uferabbrüche werden nicht wieder zurück gebaut. Freilich gelten diese Ansätze in erster Linie für die Fließstrecken der freien Landschaft. Wie wichtig diese Vorgehensweise für die Lebensgemeinschaften unserer Fließgewässer ist und von welcher Tragweite darüber hinaus dieser Sachverhalt für unsere Gesellschaft ist, soll hier nur kurz erläutert werden.

Ein möglicher klimatische Wandel mit extremen Hoch- und Niedrigwasserereignissen, der Schutz vor Hochwasser einerseits und der Schutz wertvoller Grundwasserreserven in den Flussauen andererseits sowie die ökologischen Erfordernisse zum Schutz der Lebensgemeinschaften zeigen auf, dass wir unsere Flusslandschaften zukünftig unter geänderten Rahmenbedingungen betrachten müssen.

Dazu gehört für die frei fließenden Gewässerabschnitte eine Abkehr von der bislang praktizierten Unterhaltungspraxis und die Duldung von Strukturveränderungen im Rahmen von Hochwasserereignissen. Nur wenn wir zukünftig die eigendynamische Veränderungskraft der Fließgewässer in unsere Handlungen einbeziehen, kann eine wesentliche Verbesserung des ökologischen Zustandes der Fließgewässer werden. Ziel sollte es sein, einen Gleichklang zwischen den ökonomischen Anforderungen, wie beispielsweise die Nutzung der Gewässer als Wasserstraßen, den Anforderungen zum Schutz der Lebensgrundlagen für den siedelnden Menschen und den ökologischen Anforderungen herzustellen. Schließlich kann es nicht darum gehen, die Wasserbaumaßnahmen der Vergangenheit zu geißeln, sondern die wasserbaulichen Erkenntnisse und Erfahrungen des Flussbaus gezielt zum Erreichen der oben genannten Ziele zu nutzen.

Wie wichtig naturnahe Gewässerstrukturen zum Erhalt eines intakten Fließgewässerzustandes sind, zeigt die extreme Witterungslage dieses Sommers. Im krassen Gegensatz zum Sommer 2002 hat die anhaltende Hitzewelle vielerorts zu extremen Niedrigwasserverhältnissen in unseren Gewässern geführt. Besonders die Lebensgemeinschaften der stauregulierten, ausgebauten und begradigten Gewässer, allen voran die Fische, leiden besonders unter diesen Verhältnissen. Häufig haben geringe Wasserführung, Sauerstoffmangel und Überhitzung das Absterben ganzer Fischbestände zur Folge. In strukturreichen Gewässern hingegen werden die Extreme gedämpft. Hier sorgen abwechselnde Fließgeschwindigkeit und über Kiesbänke plätscherndes Wasser für Sauerstoffanreicherung, Gehölze beschatten das Gewässer. Sie verhindern so eine übermäßige Erwärmung des Wasserkörpers und bei extremer Niedrigwasserführung finden Fische und andere Lebewesen in den tiefen Kolken immer genügend Wasser, um die Trockenperioden zu überdauern.

 

 
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