April 2005

Wasser-/Abwassernachrichten

(News-Archiv)

Globale Zerstörung der fließenden Binnengewässer dramatisch

29.04.2005 Umwelt Dialog

Von den großen Strömen der Erde sind mehr als die Hälfte in Dämme gezwungen und fließt nicht mehr. Ein Forscherteam der schwedischen Universität von Umea hat die großen Flüsse genau untersucht und ist zum Schluss gekommen, dass die Folgen des Dammbaus massive Auswirkungen auf die Umwelt haben, denn Fließgeschwindigkeit und Bodenerosion hängen damit zusammen, berichtet das Wissenschaftsmagazin Nature.

Umea/Boulder (pte) - Das Team um Christer Nilsson hat die 292 großen Flusssysteme der Welt untersucht. 172 dieser Flüsse sind durch Dämme beeinträchtigt, in Europa sind es sogar mehr als 60 Prozent. Einzige Ausnahmen bildet die vergleichsweise dünn besiedelte Region Australiens, Neuseelands und der pazifischen Inselwelt. Dort sind nur 17 Prozent der Flusslandschaften durch Dämme verändert. Die Veränderungen für die umliegenden Regionen und für die Flüsse selbst beschreibt auch der Wissenschaftler James Syvitski von der University of Colorado in Boulder. Die Dämme verhindern nämlich, dass abgelagerte Sedimente von den Flüssen ins Meer transportiert werden. In den Mündungen der Flüsse entstehen dadurch häufig schwere Schäden durch Erosion. Ein Beispiel hierfür ist das Mississippi-Delta.

Nach Nilssons Angaben sind insbesondere für Südasien und Südamerika gewaltige Staudämmprojekte vorgesehen. Alleine am Yangtse-Fluss in China sind neben dem umstrittenen Drei-Schluchten-Projekt (Bild) 49 weitere Dämme geplant. "Wenn Menschen das globale Bild der zerstörten Flusslandschaften sehen, agieren sie anders", so der Experte. Echte natürliche Flussläufe werden immer seltener. Die Wissenschaftler hoffen, dass insbesondere bei den geplanten aber heftig umstrittenen Großprojekten ein Umdenken einsetzt. Auch der britische Wissenschaftler Mike Dunbar vom Centre for Ecology and Hydrology in Wallingford hofft, dass die Forschungsergebnisse wie ein Weckruf wirken.

 

Tests zeigen alarmierend viel Nitrat im Trinkwasser

Oberösterreichische Nachrichten 29.4.2005

LINZ. Von 1183 Wasserproben einer aktuellen Testreihe lagen 72 über dem Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat pro Liter: Oberösterreichs Hausbrunnen sind trotz teurer Sanierungs-Programme stark belastet.

Rund 100.000 Haushalte im Land beziehen ihr Trinkwasser noch immer nicht von Versorgungsanlagen, sondern aus dem eigenen Brunnen. Vor allem im Raum Machland, Eferdinger Becken und Unteres Ennstal zeigte eine Messreihe des Arbeiterkammer-Konsumentenschutzes hohe Belastungen. Nitrate gelten als Krebs erregend, Abbauprodukte hemmen den Sauerstofftransport im Blut. ... [weiter]

 

Täglich versickern Milliarden Liter Trinkwasser

Franz.Alt Sonnenseite, 28.04.2005 - Jeden Tag versickert in Deutschland so viel Trinkwasser durch defekte Rohre in das Erdreich wie mehr als elf Millionen Bundesbürger täglich verbrauchen. Darauf weist der Rohrleitungsbauverband (rbv) anlässlich seiner Jahrestagung in Magdeburg hin.

Die 1,138 Milliarden Liter pro Tag entsprechen nach Berechnungen des Statistischen Bundesamts rund acht Prozent des gesamten Wasseraufkommens. Würde diese Wassermenge in Tetra-Paks à ein Liter abgefüllt, reichten die hochkant gestellten Behälter 3,4 mal um den Äquator.

Der Rohrleitungsbauverband (rbv) vertritt seit über fünfzig Jahren die Interessen seiner Mitglieder auf nationaler und auf europäischer Ebene. Seine mehr als 500 Mitglieder beschäftigen insgesamt rund 40.000 Arbeitnehmer. Der rbv ist Mitglied in der Bundesvereinigung der Firmen im Gas- und Wasserfach (figawa), der Interessenvertretung der Dienstleister und Hersteller der Versorgungswirtschaft in der Gas- und Wasserbranche.

 

Trinkwasser-Kühlgeräte stellen oft ein gesundheitliches Risiko dar – 'Saarländisches Trinkwasser aus der Leitung hat gute Qualität'

Pressemitteilung 27.04.2005 Ministerium für Umwelt des Saarlandes

27.04.2005 - Schenkt man den Wettervorhersagen der Meteorologen Glauben, so dürfen wir uns am kommenden Wochenende auf sommerlich warme Temperaturen freuen.

Wer nach getaner Gartenarbeit oder einem schönen Spaziergang in der freien Natur seinen Durst mit einem kühlen Glas Wasser löschen möchte, sollte aber zu einem Glas Mineralwasser aus der Flasche oder zu einem Glas Leitungswasser greifen.

Wie das Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene des Universitätsklinikums Freiburg festgestellt hat, sind viele der handelsüblichen Wasserkühlgeräte nämlich nicht nur umweltschädlich, sondern stellen häufig auch eine nicht zu unterschätzende Infektionsgefahr für den Verbraucher dar. Im Rahmen einer Untersuchung, die das Institut der Universitätsklinik Freiburg durchgeführt hat, kam es bei 20 von 26 untersuchten Wasser-Kühlgeräten zu erheblichen Verunreinigungen des Trinkwassers mit Keimzellen. Drei der 26 untersuchten Geräte zeigten - so die Studie des Instituts - sogar grobe Verschmutzungen auf.

Zu den Keimzellen, die in dem verunreinigten Wasser gefunden wurden, gehörte auch ein besonders gefährlicher Keim, pseudomonas aeruginosa, der vor allem bei abwehrgeschwächten Patienten lebensbedrohliche Infektionen verursachen kann. In manchen Geräten wurden sogar coliforme Keime nachgewiesen, die auf fäkale Verunreinigungen des Trinkwassers durch Menschen und Tiere hinweisen. 'Die Ergebnisse, die das Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene des Universitätsklinikums Freiburg im Rahmen seiner Studie ermittelt hat, und die Infektionsgefahr, die für den Verbraucher von diesen Geräten ausgehen kann, sind wirklich alamierend. Auch die Umweltbelastung, die durch die so genannten Watercool-Syteme entsteht, ist nicht unerheblich', so Umweltminister Stefan Mörsdorf.

Das Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene Freiburg hat im Rahmen seiner Untersuchungen errechnet, dass durch den Gebrauch von Trinkwasserkühlsystemen Tausende von Tonnen Schadstoffemissionen entstehen, wenn bei dieser Art der Wasserversorgung Millionen von Liter Wasser und Leergut kreuz und quer über die Straßen transportiert werden. Der Transport von einem Liter Wasser über eine Strecke von 500 Kilometer erzeugt dabei rund 210 Gramm Kohlendioxid.

Da kaum eines der getesteten Geräte die Anforderungen der Trinkwasserverordnung und der Mineral- und Tafelwasserverordnung erfüllten konnte, und auch aufgrund der Umweltbelastung durch Emissionsschadstoffe, die durch den Transport des Wassers und den Betrieb der Geräte verursacht werden, rät das Umweltministerium den Bürgerinnen und Bürgern, auf den Gebrauch von Trinkwasserkühlgeräten zu verzichten.

'Die Qualität unseres saarländischen Trinkwassers ist so hervorragend, dass wir auf teure Trinkwassergeräte verzichten und getrost unser Wasser direkt aus der Leitung trinken können. Denn einen weiteren Vorteil hat das Leitungswasser außerdem. Es ist nicht nur qualitativ unbedenklich und kostengünstig, es kommt darüber hinaus auch direkt zu uns ins Haus und muss nicht erst noch für teures Geld in großen Gebinden gekauft und nach Hause gekarrt werden', so Umweltminister Stefan Mörsdorf.

 

Amur leidet unter Abwasser

MDZ 27-04-2005 - Moskauer Deutsche Zeitung-Infodienst

Die Wasserqualität des Amur hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert. Entsprechend lässt die Qualität des Trinkwassers zu wünschen übrig, auch habe der Fischbestand abgenommen, wie Umweltexperten nun herausgefunden haben. Die Hauptschuld liege bei chinesischen Bauern und Viehzüchtern, die ihre Abwasser in den Grenzfluß zwischen Russland und China leiten. Die Argumentation der Experten: Auf chinesischer Seite leben 76 Milllionen Einwohner, auf russischer hingegen nur 900 000 Menschen – somit sei die Wahrscheinlichkeit, dass die chinesische Seite den Fluss stärker verschmutze, rein rechnerisch um das 84-fache höher. Das sagte der Direktor der Umweltvereinigung „Amur-Soes“, Petr Osipow. Die Biosphäre des Flusses könne vor allem durch die Anpflanzung von Bäumen entlang des Ufers wieder ins Gleichgewicht gebracht werden, so ein Lösungsvorschlag.

 

Für Textilveredler ist Wasser ein Wertstoff

Pressemitteilung Hochschule Niederrhein - Niederrhein University of Applied Sciences, 27.04.2005 10:28

Forschungsprojekt an der Hochschule Niederrhein untersucht industriellen Einsatz der Membrantechnik in der Textilveredlungsindustrie

Hinter dem abstrakten Titel "Aufbereitung, Recycling und Wiederverwertung von Abwasser, Restflotten und Konzentraten der Membrantechnik aus der Textilveredlungsindustrie" versteckt sich ein Forschungsvorhaben, dessen Ergebnisse in ökologischer und ökonomischer Hinsicht für die betroffenen Unternehmen erhebliche Kosteneinsparungen versprechen. Chemiker und Veredlungstechniker des Fachbereichs Textil- und Bekleidungstechnik der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach, die Moerser Ingenieurgesellschaft MDS Prozesstechnik und der Krefelder Textilveredler Voss, Biermann, Labaczek (VBL) werden bei ihren Forschungsarbeiten vom NRW-Umweltministerium mit 517.000 Euro gefördert.

Dabei besteht das Ziel darin, die beim Veredlungsprozess - dem Färben und Beschichten von Textilien - entstehenden Abwässer soweit zu reinigen, dass sie als Frischwasser erneut verwendet werden können. Laborversuche haben gezeigt, dass das grundsätzlich möglich ist. Ob und wie es mit unterschiedlichen Farbstoffen, textilen Materialien und Veredlungstechnologien in der industriellen Praxis funktioniert, sollen die Forschungsarbeiten zeigen. Dabei werden mit der Ultrafiltration und der Umkehrosmose zwei Membrantechniken eingesetzt, die sich in ihrer Wirkung ergänzen, erläutern Prof. Dr. Marie-Louise Klotz und Prof. Dr. Ulrich Eicken vom Fachbereich Textil- und Bekleidungstechnik und Dr. Dieter Böttger, Geschäftsführer der Firma MDS. Bei der Ultrafiltration durchlaufen die Abwässer nach dem "Veredlungsbad" einen Filter, in dem die Farbstoffpartikel abgetrennt werden. Die gelösten Inhaltsstoffe wie Farbstoffe, Tenside und Salze werden dann mit der Umkehrosmose eliminiert, ein Verfahren, das wie die Meerwasserentsalzung funktioniert. Das herausgefilterte Konzentrat, zum Beispiel Farbstoffreste, wird biologisch und chemisch auf seine weitere Verwendungsmöglichkeit untersucht. So sei auch zu prüfen, sagt Professorin Dr. Klotz, ob es wiederum zur Färbung oder auch für ganz andere Zwecke eingesetzt werden könne.

Die Reduzierung der Abwassermenge ist in der Textilveredlungsindustrie eine vordringliche Aufgabe. Die sehr strengen deutschen Gesetze und die nicht unerheblichen Abwasserabgaben - aus ihnen wird übrigens auch das Forschungsprojekt finanziert - zwingen die Unternehmen, ihren Wasserverbrauch weiter zu senken. Zwischen 80 und 90 Prozent Einsparung, schätzt Dr. Dieter Böttger, ließen sich aufgrund der Forschungsarbeiten, deren Umsetzbarkeit jeweils direkt beim industriellen Partner in Krefeld überprüft wird, erzielen. Dabei sei die Verringerung der "Schmutzfracht" grundsätzlich als wichtiger einzustufen als die der Wassermenge, so Prof. Dr. Ulrich Eicken: "Das Wasser muss brauchbar sein". Erste Anfragen aus dem Ausland nach Prüfergebnissen liegen bereits vor.

 

Neuer Ansatz für Reinigung verseuchten Grundwassers

Pressemitteilung Universität Leipzig, 22.04.2005 14:19

Die Universität Leipzig präsentiert auf der Internationalen Fachmesse für Wasser-Abwasser-Abfall-Recycling (IFAT) in München, 25. - 29. April 2005, der Leitmesse für Umwelt und Entsorgung, neueste Forschungsergebnisse für die Reinigung von Wässern aus dem Institut für Analytische Chemie der Fakultät für Chemie und Mineralogie. Die Kontamination der Böden an Standorten ehemaliger Munitionsfabriken sowie in militärisch genutzten Anlagen durch Sprengstoffe und Abbauprodukte (sprengstofftypische Verbindungen - STV) führt zu Beeinträchtigungen der Qualität des Grundwassers. Dies wird in Elsnig, Kreis Torgau-Oschatz, auf dem Gelände der ehemaligen WASAG (Westfälisch-Anhaltinische-Sprengstoff-Aktiengesellschaft) näher untersucht.

Ein neuer Ansatz zur Aufbereitung von STV-kontaminierten Wässern wird im Rahmen eines Verbundvorhabens durch ein zweistufiges Reinigungsverfahren realisiert. In der ersten Stufe erfolgt die Adsorption von STV an bestimmten Polymeren (solchen mit räumlich globularer Struktur/RGS). In der zweiten Stufe werden die bei der Regeneration der RGS-Adsorberkolonnen anfallenden Stoffverbindungen einem mikrobiellen Abbau unterzogen. Dieses Konzept stellt eine Alternative zu konventionellen Reinigungsverfahren auf der Basis von Aktivkohle dar.

Für die Optimierung der verschiedenen Reinigungsschritte muss eine leistungsfähige problemorientierte Analytik eingesetzt werden. Die Herausforderung für die analytische Verfahrensentwicklung liegt in der großen Breite der zu untersuchenden Verbindungen, die durch Stoffumwandlung der primären STV gebildet werden. Analytische Verfahren mit hoher Selektivität und ausgezeichnetem Nachweisvermögen sind erforderlich, um bisher nicht geklärte Stoffumwandlungswege zu untersuchen. Die Entwicklung eines neuen Analysenverfahrens soll klären helfen, ob Hydrazine (Verbindungen von Stickstoff mit Wasserstoff) als Abbauprodukte des Sprengstoffs Hexogen gebildet werden.

Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützte Projekt wird von der Universität Leipzig in Kooperation mit Partnern der Universität Hamburg sowie den Firmen Utt-Umwelttechnologietransfer GmbH (Berlin) und UTS-Umwelttechnik- und Sanierungsgesellschaft mbH (Potsdam) durchgeführt.

 

Wassermänner und Wasserfrauen im Imax

Preisverleihung Kreativwettbewerb

Wien (pts/19.04.2005/17:26) - Rund 250 Schüler und Schülerinnen kamen am 19. April ins IMAX Wien um bei der Preisverleihung des Kreativwettbewerbes "Wassermänner und Wasserfrauen" dabei zu sein.

Dieser Kreativwettbewerb fand im Rahmen der "Wasserwochen" im IMAX statt, bei denen sich 5.000 Schüler und Schülerinnen IMAX - Filme zum Thema Wasser angesehen haben.

Der Wettbewerb wurde in Kooperation mit den Wiener Wasserwerken und dem Pädagogischen Institut der Stadt Wien durchgeführt. Fast 600 Arbeiten wurden eingereicht und der Fantasie waren keine Grenzen gesetzt: Collagen, Fotografien, Crash-Techniken, Modelle aus Ton oder Wachsmalkreiden kamen zum Einsatz.

Die Bewertung erfolgte in den Kategorien Volksschulen, Kooperative Mittelschulen, Sonderpädagogische Zentren und erstmalig gab es einen Zusatzpreis für besondere Originalität und Ausführung. Die Jury bestand aus Vertretern des PI Wien - hauptsächlich aus dem Bereich der Bildnerischen Erziehung.

Der Chef der Wiener Wasserwerke DI Hans Sailer betonte die Aufgabe der Wasserwerke "sich nicht nur um den technischen Ablauf der Wasserversorgung zu kümmern, sondern auch bei Kindern und Jugendlichen das richtige Bewusstsein im Umgang mit Wasser zu schaffen".

Der österreichische Wetterexperte und Wissenschaftsjournalist Andreas Jäger stellte im Rahmen der Preisverleihung sein neues Buch "Carlas wunderbare Wetterreise" vor und überreichte den Siegerklassen auch gleich ihre Gewinne.

 

Anammox-Bakterien entfernen Stickstoff aus Ozean

Pressemitteilung Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie, 18.04.2005 19:40

Stickstoffverbindungen sind der Dünger, der die Wachstumsgeschwindigkeit der Pflanzen mit kontrolliert, und dadurch die Grundlage für alle Lebensformen auf der Erde darstellt. Das Meer verliert aber ständig an Stickstoff, weil besondere Bakterien es abbauen und als Stickstoffgas in die Atmosphäre freisetzen. Mit ausgefeilten Analysetechniken konnten Bremer Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie zusammen mit ihren niederländischen Kollegen von der Universität Nijmegen jetzt vor der Küste Namibias einem bisher ungeklärten Phänomen im Stickstoffhaushalt des Meers auf die Spur.

In den sauerstoffarmen Gebieten des Ozeans ist ein mikrobieller Prozess am laufen, der für 30 bis 50% der globalen Verluste an stickstoffhaltigen Nährstoffen aus dem Meer verantwortlich ist. In der neuesten Ausgabe des hoch angesehen Fachblatts Proceeding of the National Academy of Science (PNAS) erklären sie, dass dieser Prozess nicht wie lange angenommen über die Denitrifikation abläuft, sondern überraschenderweise unter Ausschluß von Sauerstoff mit Hilfe von Anammox-Bakterien geregelt wird. Die vor Namibia jetzt entdeckten Bakterien sind den Forschern keine Unbekannten. Kuypers und seine Kollegen wiesen sie schon 2003 im Schwarzen Meer nach, jetzt wurden sie auch im Ozean fündig.

Vor Namibias Küste sorgt der Benguela-Strom durch sein Auftriebssystem für Nachschub von Nährstoffen, die für einen reich gedeckten Tisch sorgen. Hier bedienen sich nicht nur die kleinen Fische, auch große Wale kommen hierher. Die Anammox-Bakterien entfernen einen Großteil des Ammoniums aus dieser Nahrungskette, das dabei freiwerdende Stickstoffgas entweicht in die Atmosphäre und nur ein geringer Bruchteil davon kann von Cyanobakterien und Algen wieder eingefangen und wieder ins System eingeschleust werden.

Die Forscher fuhren eine ganze Batterie an Analysemethoden auf, um dieses Puzzle zu lösen. Mit einer einzigartigen Kombination von mikrobiologischen Techniken wie hochauflösenden Nährstoff- und Lipidprofilen, isotopenmarkierten Fütterungsexperimenten und molekularbiologischen Techniken wie Fluoreszenzmikroskopie gelang es ihnen nachzuweisen, dass diese Bakterien in den sauerstoffarmen Zonen in 100 Meter Wassertiefe für die Beseitigung von diesem Nährstoff verantwortlich sind.

Diese Entdeckung hat weitreichende Konsequenzen für das wissenschaftliche Verständnis des Stickstoffkreislaufs. Die mathematischen Modelle, die die globale Stickstoffbilanz beschreiben, müssen jetzt revidiert werden, denn dieses neu entdeckte "Leck" hat direkten Einfluss auf die Berechnung des Kohlenstoffkreislaufs und damit auf langfristige Klimaabschätzungen.

Denitrifikation

Die Ergebnisse widerlegen die bisherigen Vermutungen, dass die sogenannte Denitrifikation (Umsetzung von Nitrat über Nitrit mithilfe von organischer Materie und Bakterien zu Stickstoffgas) für die Freisetzung von Stickstoff alleine verantwortlich ist.

Neue Spezies

Die Anammox-Bakterien aus dem Atlantik sind nahe Verwandte der Spezies aus dem Schwarzen Meer (Kuypers et al, Nature, 8 April 2003). Sie enthalten ebenfalls die einzigartigen leiterförmigen Moleküle (Ladderane), die in der Membran einer Organelle über Ätherbrücken verankert sind und diese so stabilisieren. Hier läuft die Umsetzung von Ammonium zu Stickstoffgas ab. Ähnliche Strukturen kannte man bisher nur bei den "Urbakterien", den Archaeen.

Abwasserreinigung in Kläranlagen

Der Anammox-Prozess ist nicht nur von akademischem Interesse, sondern bietet eine vielversprechende Alternative zu der klassischen Methode in Kläranlagen, Stickstoffverbindungen zu entfernen. Die Kosten reduzieren sich auf ca. 10% und gleichzeitig verringert sich der Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid um 88%. In Rotterdam setzte man diese Erkenntnisse jetzt um und nahm die weltweit erste auf Anammox-basierende Großkläranlage in Betrieb.

Fluoreszenz-Mikroskopie der Anammox-Bakterien. Rechts die spezifisch angefärbten Anammox-Bakterien, links erkennt man alle Mikroorganismen in der Probe.

 

Wasser für Beijing mit Ilmenauer Systemtechnik

Pressemitteilung Technische Universität Ilmenau, 18.04.2005 15:04

Ob Wasser- und Energiemanagementsysteme oder der Tauchroboter "Seebär" - die Systemtechniker der TU Ilmenau und des Fraunhofer AST Ilmenau haben mit ihren Forschungsergebnissen schon oft von sich reden gemacht. Mit dem deutsch-chinesischen Großprojekt "Management- und Entscheidungshilfesystem zur Verteilung der Wasserressourcen in der Region Peking" stellen sie sich jetzt Herausforderungen von ganz neuer Dimension.

Gemeinsam mit dem Institut für Informations- und Datenverarbeitung IITB Karlsruhe, dem Fraunhofer Representative Office Beijing (Peking) und der Beijing Water Authority (BWA) haben die Ilmenauer Wissenschaftler um Professor Jürgen Wernstedt die gewaltige Aufgabe übernommen, die Wasserversorgung im Großraum Peking zu sichern. Das Forschungsvorhaben wird vom BMBF und dem chinesischen Ministerium für Wissenschaft und Technologie mit insgesamt acht Millionen Euro gefördert.

Ein derart komplexes Vorhaben wurde von den Wissenschaftlern aus Ilmenau bisher noch nicht bearbeitet. Professor Jürgen Wernstedt: "Das Projekt verbindet erstmals die umfassenden Erfahrungen der chinesischen Partner bei der Bewirtschaftung extrem großer Wasserversorgungsgebiete mit den Kompetenzen der Ilmenauer und Karlsruher Ingenieure und Wissenschaftler bei der Entwicklung von Computersimulationen und Entscheidungshilfesystemen für hydrologische Systeme sowie für Wasserversorgungs- und Wasserentsorgungssysteme. Wir sind stolz darauf, an diesem bedeutendem bilateralen Forschungsvorhaben mitwirken zu können."

Projektziel ist die Entwicklung eines Entscheidungshilfesystems für die optimale Versorgung der im Großraum Peking lebenden rund 16 Millionen Menschen sowie der hier ansässigen Industrie und Landwirtschaft. Insgesamt werden in Peking jährlich mehrere Milliarden Kubikmeter Wasser benötigt. Mit welchen Größenordnungen es die Forscher dabei zutun haben, erläutert Gruppenleiter Dr. Thomas Rauschenbach: "Das Versorgungsgebiet umfasst mit 16.000 Quadratkilometern etwa die Fläche Thüringens, dies jedoch mit der achtfachen Einwohnerzahl und außerdem zahlreichen Talsperren, Flüssen, Kanälen, Rohrleitungssystemen, Oberflächen- und Grundwasserwerken sowie leistungsstarken Pumpstationen. Hinzu kommen besondere topografische und klimatische Bedingungen mit langen Trockenzeiten auf der einen und Hochwassergefahren auf der anderen Seite sowie einer bis an die Grenzen ausgeschöpften Wasservorhaltung. Unsere Aufgabe ist es, durch Planung, Simulation und Kalkulation ein Wasserkreislauf-System aufzubauen, das - schritthaltend mit der Bevölkerungsentwicklung - den Bedarf an Wasser langfristig deckt."

Die Vorbereitungszeit für das Großprojekt betrug fast drei Jahre. In dieser Zeit fanden zahlreiche gegenseitige Besuche in China und Deutschland statt. Nachdem Ende Februar der Projektstart erfolgte, richten die Forscher ihr Augenmerk nun besonders auf Meilensteine wie die Sicherung der Wasserversorgung zu den Olympischen Sommerspielen 2008 in Peking. Ein weiteres Etappenziel soll bis 2010 mit der Einbindung eines großen Kanals in das Wasserversorgungssystem von Peking erreicht werden. Dabei ist Wasser des Yangtse über eine Entfernung von mehr als 1000 Kilometern zuzuleiten. Darüber hinaus stehen Projekte für eine gezielte Abwasseraufbereitung für die Landwirtschaft und eine natürliche Reinigung des Abwassers auf dem Plan.

 

Mehr als die Hälfte der Flüsse fließen nicht mehr

Globale Zerstörung der fließenden Binnengewässer dramatisch

Umea/Boulder (pte/15.04.2005/12:10) - Von den großen Strömen der Erde sind mehr als die Hälfte in Dämme gezwungen und fließt nicht mehr. Ein Forscherteam der schwedischen Universität von Umea http://www.umu.se  hat die großen Flüsse genau untersucht und ist zum Schluss gekommen, dass die Folgen des Dammbaus massive Auswirkungen auf die Umwelt haben, denn Fließgeschwindigkeit und Bodenerosion hängen damit zusammen, berichtet das Wissenschaftsmagazin Nature http://www.nature.com  .

Das Team um Christer Nilsson hat die 292 großen Flusssysteme der Welt untersucht. 172 dieser Flüsse sind durch Dämme beeinträchtigt, in Europa sind es sogar mehr als 60 Prozent. Einzige Ausnahmen bildet die vergleichsweise dünn besiedelte Region Australiens, Neuseelands und der pazifischen Inselwelt. Dort sind nur 17 Prozent der Flusslandschaften durch Dämme verändert. Die Veränderungen für die umliegenden Regionen und für die Flüsse selbst beschreibt auch der Wissenschaftler James Syvitski von der University of Colorado in Boulder. Die Dämme verhindern nämlich, dass abgelagerte Sedimente von den Flüssen ins Meer transportiert werden. In den Mündungen der Flüsse entstehen dadurch häufig schwere Schäden durch Erosion. Ein Beispiel hierfür ist das Mississippi-Delta.

Nach Nilssons Angaben sind insbesondere für Südasien und Südamerika gewaltige Staudämmprojekte vorgesehen. Alleine am Yangtse-Fluss in China sind neben dem umstrittenen Drei-Schluchten-Projekt 49 weitere Dämme geplant. "Wenn Menschen das globale Bild der zerstörten Flusslandschaften sehen, agieren sie anders", so der Experte. Echte natürliche Flussläufe werden immer seltener. Die Wissenschaftler hoffen, dass insbesondere bei den geplanten aber heftig umstrittenen Großprojekten ein Umdenken einsetzt. Auch der britische Wissenschaftler Mike Dunbar vom Centre for Ecology and Hydrology in Wallingford hofft, dass die Forschungsergebnisse wie ein Weckruf wirken.

Weitere Informationen: World Commission on Dams http://www.dams.org 

 

Ein Test soll Klärschlamm vor Chemikalien schützen - Neues Verfahren des FU-Wissenschaftlers wird jetzt EU-weit erprobt

Pressemitteilung Freie Universität Berlin, 14.04.2005 12:20

In seltenen Fällen muss auch der Feind eines Freundes geschützt werden. So verhält es sich mit den Protozoen, die sich im Klärschlamm tummeln und dort die Bakterien fressen, die die eigentliche Abwasserreinigung besorgen. Dr. Wilfried Pauli, Biologe an der Freien Universität Berlin, hat dazu einen Test entwickelt, mit dem die Schädlichkeit von neuen Produkten auf die Protozoen gemessen werden kann, und zwar bevor es zu spät ist, so wie es die EU fordert. Doch bevor das neue Verfahren eingeführt werden kann, muss bewiesen sein, dass es vom Nordkap bis nach Sizilien die gleichen Ergebnisse bringt. Deshalb beginnt im Mai ein so genannter Ringtest.

Die Protozoen sind sozusagen die Fresser der Fresser. Wenn sie die Bakterien nach getaner Reinigungsarbeit nicht entsorgen, arbeitet ein Klärschlamm nicht mehr richtig. "Das geschieht immer wieder, dann wird das Abwasser nicht mehr gereinigt und verschmutzt die Umwelt", sagt Wilfried Pauli. Das ist nicht nur ökologisch bedenklich, sondern auch ein finanzielles Problem für die Kläranlagen. Sie müssen Strafen zahlen, wenn sie mehr organisches Material in die Flüsse leiten als erlaubt ist. Trotz des Risikos und damit auch handfesten Interesses der Wasserbetriebe existiert bisher kein Test, mit dem neue Chemikalien darauf geprüft werden können, ob sie die Protozoen angreifen. "Das Problem ist", so Wilfried Pauli, "dass wir die Funktion einerseits im sehr komplexen natürlichen Lebensraum testen müssen, andererseits aber einfach erfassbare Indikatoren brauchen." Deshalb benutzt der Test den so genannten Belebtschlamm, der in Kläranlagen anfällt, in ganz Europa verfügbar ist, und solch einen funktionierenden Bakterien-Protozoen Lebensraum darstellt. Dazu gibt Wilfried Pauli die Chemikalie, deren Schädlichkeit untersucht werden soll. Der Clou ist nun, dass der Wissenschaftler die Bakterien nicht etwa mit organischem Material füttert, um die Nahrungskette über die Bakterien zu den Protozoen in Gang zu setzen. Denn dann würde zum Beispiel die Vermehrung der Bakterien das Ergebnis verfälschen. Stattdessen gibt er neue inaktivierte Bakterien dazu. Sie trüben das Wasser, bis sie von den Protozoen abgebaut werden. Das geschieht allerdings nur, wenn die Protozoen nicht durch die Chemikalien angegriffen worden sind. Die Wassertrübung ist damit ein Indikator für die Schädlichkeit der Chemikalien auf diese Mikroorganismen.

Damit ein Test europaweit offiziell eingeführt werden kann, muss er für die Chemikalien-Kontrolleure überall nachvollziehbar sein, nach genau festgelegten Richtlinien ablaufen und unabhängig von Klima oder Laborausstattung zum gleichen Ergebnis führen. "Ich muss zeigen, dass, was ich entwickelt habe, überall klappt", sagt Wilfried Pauli. "Jetzt legen wir das Vorgehen fest und ab Mai beginnt dann der Ringtest in mehreren europäischen Ländern." Er soll Mitte 2006 abgeschlossen sein.

Mit diesem kleinen Mund von nur einen Durchmesser von fünf Millionstel Meter frisst eine Protozoe Bakterien und reinigt damit effektiv die Schlämme in Kläranlagen. Allerdings nur, wenn die Protozoen nicht von Chemikalien im Abwasser angegriffen werden, was heute noch nicht getestet werden kann. In den Belebtschlämmen kommen die Protozoen in vielen Größen vor. Sie können bis zu acht Mal größer sein als das abgebildete so genannte Tetrahymena.
© Christian Bardele, Universität Tübingen

Schritt für Schritt: Umweltmanagement in kleinen und mittleren Unternehmen

Pressemitteilung Umweltbundesamt (UBA), 12.04.2005 13:47

Umweltbundesamt (UBA) und Bundesumweltministerium (BMU) veröffentlichen neue Broschürenreihe im Internet

Die Einführung eines Umweltmanagements bringt auch in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) wirtschaftliche Vorteile. Sie sparen zum Beispiel Energie sowie Material. Zudem gibt es einen Imagegewinn. Das belegen zahlreiche Beispiele aus der Praxis. Dennoch scheuen sich viele KMU vor einem solchen Schritt. Ihnen fehlt oftmals die Zeit, das Wissen und das Geld, ein systematisches Umweltmanagement im Betrieb umzusetzen.

Die neue Broschürenreihe "Schritt für Schritt ins Umweltmanagement" leistet einen Beitrag, diese Einstiegshürden zu verringern. Sie stellt Konzepte vor, die sich in der Praxis bewährten. Mit deren Hilfe können die Unternehmen ein Umweltmanagement stufenweise und mit geringem Aufwand aufbauen. Selbst das hohe Niveau des Umweltmanagementsystems EMAS lässt sich auf diese Weise in kleinen, praktikablen Schritten erreichen.

In der neuen Veröffentlichungs-Reihe erschienen bisher vier Broschüren, die auf den Internetseiten des UBA und des BMU zum Herunterladen bereitstehen. Sie stellen jeweils einen Umweltmanagementansatz vor, der sich besonders gut für den Einstieg in ein systematisches Umweltmanagementsystem eignet. Es sind: das "Umweltsiegel des Handwerks", das "Ecomapping"-Konzept, die im kirchlichen Bereich erfolgreich angewandten Ansätze "Grüner Gockel/Grüner Hahn" sowie das "Ecocamping"-Konzept, das speziell für Camping-Unternehmen nutzbar ist. Auf den Internetseiten des UBA finden Sie die Veröffentlichungen unter den Links:

http://www.umweltbundesamt.org/fpdf-l/2877.pdf 
http://www.umweltbundesamt.org/fpdf-l/2878.pdf 
http://www.umweltbundesamt.org/fpdf-l/2879.pdf 
http://www.umweltbundesamt.org/fpdf-l/2880.pdf 

Die Broschüren informieren über Aufwand und Nutzen der Konzepte sowie den schrittweisen Aufbau des Umweltmanagements. Außerdem geben sie Tipps zu Finanzierungsmöglichkeiten.

 

"Plasmawaffe" gegen Wasserkeime

scienceticker.info 12.4.2005

Nach der Klärung wird Abwasser immer häufiger mit ultraviolettem Licht bestrahlt, um noch vorhandene Krankheitserreger unschädlich zu machen. Eine besonders effektive UV-Quelle wurde nun im Rahmen eines EU-Projektes entwickelt. In ihr wird zunächst ein extrem heißes Plasma erzeugt, das dann die energiereiche Strahlung abgibt.

Gegen Mikroben hilft UV-Licht: Bei ausreichender Dosierung schädigt Strahlung mit einer Wellenlänge um 254 Nanometer das Erbgut von Bakterien, Pilzen und Viren derart, dass die Keime sich nicht mehr vermehren können. Nicht nur Krankenhäuser, sondern immer häufiger auch kommunale Kläranlagen setzen auf die Bestrahlung des Abwassers. Allerdings wird bei herkömmlichen Quecksilberdampflampen maximal ein Drittel der hineingesteckten Energie in Form von UV-Licht abgestrahlt, der Rest erwärmt das Wasser lediglich. Zudem beträgt die Lebensdauer dieser Lampen im Dauerbetrieb weniger als ein Jahr.

Ohne verschleißanfällige Elektroden kommt dagegen ein UV-Strahler aus, den Anja Flügge von der Fraunhofer-Technologie-Entwicklungsgruppe in Stuttgart und ihre Kollegen aus vier europäischen Ländern entwickelt haben. Darin wird Mikrowellen-Strahlung über Zuleitungen in eine Kammer geleitet und reißt Elektronen und Atomkerne einer darin enthaltenen Gasmischung auseinander. Erst das so erzeugte Plasma strahlt ultraviolettes Licht ab. "Wichtig ist die Zusammensetzung des Gases", erklärt Flügge, "denn darüber können wir - im Gegensatz zu herkömmlichen Lampen - die Wellenlänge der emittierten Strahlung in gewissen Grenzen einstellen." Die UV-Quelle könne so an verschiedene Keimarten angepasst werden.

Entwickelt wurde das Strahlerkonzept im Rahmen des EU-Projektes "PlasLight". Bei dem derzeit am weitesten entwickelten Prototyp geht die UV-Strahlung durch zwei 40 mal 40 Zentimeter große Quarzfenster auf das vorbeiströmende Wasser über. Eingebettet ist die Quelle in einen mobilen Versuchsstand, sodass sie sich vor Ort an unterschiedlichen Abwässern testen lässt.

 

Die Geldquelle - Das Milliardengeschäft mit dem Wasser

3sat-online 12.4.2005

Sorina lebt mit ihren 6 Kindern in einem Slum in Manila. Die Cholera haben sie nur knapp überlebt. Das verschmutzte Leitungswasser hatte sie infiziert. Mineralwasser in Flaschen kann sich Sorina nicht leisten. Manila, die Metropole der Philippinen, hat die staatliche Wasserversorgung privatisiert und internationale Konzerne übernahmen das Wassergeschäft. Sie versprachen sauberes, billiges Wasser und neue Anschlüsse - doch stattdessen explodierten die Preise und die Qualität sank. Nach UNO-Angaben mangelt es weltweit mehr als 1,1 Milliarden Menschen an sauberem Wasser, was zu mehr als drei Millionen Todesfällen im Jahr führt.

In den Slums von Manila

Dieses Wasserchaos droht in Deutschland nicht. Aber auch hier verkaufen immer mehr Kommunen ihr Wasser an große private Wasserversorger. Zum Beispiel Berlin, das sich für 1,7 Milliarden Euro die Hälfte seiner Wasserversorgung von den "global player" RWE und Veolia abkaufen ließ. Seit 2004 müssen die Berliner 15 Prozent mehr Gebühren zahlen, in diesem Jahr kommen noch mal 5,4 Prozent dazu, denn RWE/Veolia wurde für 29 Jahre eine Rendite von 8 Prozent pro Jahr garantiert.

Auch in Buenos Aires hat die Privatisierung zu exorbitant steigenden Preisen geführt, genauso wie in Teilen Uruguays. Zwar ist dort in der Verfassung festgeschrieben, dass Trink- und Abwassersysteme ausschließlich öffentlich betrieben werden dürfen, doch Präsident Tabaré Vázquez sieht keinen Anlass, den europäischen Wasserkonsortien Aguas de la Costa ( = Suez aus Frankreich) zu kündigen. Seitdem die Wasserversorgung des Küstenstreifens nördlich von der Touristenhochburg Punta del Este privatisiert wurde, stieg der Preis auf das 7 bis 16-fache des uruguayischen Durchschnitts und kostenlose Wasserstellen wurden abgeschafft. Dass vor allem die Franzosen eine Vorreiterrolle auf dem Gebiet der privaten Wasserversorgung innehaben, ist kein Zufall: Acht von zehn Franzosen beziehen ihr Wasser von einem privaten Anbieter. Auch in Frankreich ist das nicht unumstritten, denn nur drei Konzerne machen den größten Teil des Geschäftes. Ihr Vorgehen ist oft dubios: mangelnde Transparenz der Vertragsinhalte, saftige Preiserhöhungen und Monopolpraktiken. Die Gemeinden sind nicht in der Lage, die von den Privatunternehmen erstellten Rechnungen auf sachliche Richtigkeit zu prüfen. Solche Missstände, die seit Jahren durch öffentliche Untersuchungen aufgedeckt wurden, zeigen zweifellos eine Form der strukturellen Korruption.

Demonstration für sauberes Trinkwasser

Deswegen wächst in vielen Städten der Widerstand gegen den Ausverkauf des guten Wassers. Wasser ist zum Top-Thema der Globalisierungsdiskussion geworden. Trinkwasser muss in öffentlicher Kontrolle bleiben, fordern die Privatisierungsgegner. Wasserleitungen sind immer nur Einmal vorhanden, echte Marktwirtschaft könne es nicht geben, so die Kritiker. Deswegen sei hier die Monopolisierung vorprogrammiert. "Wasser ist Lebensgrundlage und nicht fürs Börsenmonopoly".

Doch Multis wie Nestlé oder Danone haben es längst geschafft, Europäer und Amerikaner "an die Flasche" zu bringen. Mineralwasser ist ein Boomprodukt. Statt billigeres Wasser aus dem Hahn trinken wir Deutschen allein mehr als 120 Liter Evian, Vittel oder etwa Gerolsteiner pro Jahr und bezahlen gerne das Hundertfache dafür. Flaschenwasser verspricht Jugend, Fitness und ist ein Produkt mit lukrativer Gewinnspanne, vor allem in den Schwellenländern, wo die Wasserversorgung den Menschen kein trinkbares Wasser zu liefern vermag.

Filmhinweis und bebilderter Text sowie Literaturhinweise bei 3sat

 

Wasser ist für alle da / Von Jürgen Trittin

Die Versorgung mit frischem Nass und sauberen sanitären Anlagen ist weltweit noch ungenügend / Von Jürgen Trittin

Frankfurter Rundschau 11.4.2005

1,1 Milliarden Menschen haben noch keinen geregelten Zugang zu einer angemessenen Wasserversorgung und fast 2,6 Milliarden leben ohne Zugang zu jedweder Sanitärversorgung. Das Monitoring-Programm von WHO und Unicef hat festgestellt, dass es bis 2002 gelungen ist, gut 83 Prozent der Weltbevölkerung den Zugang zu einer geregelter Wasserversorgung zu ermöglichen. Das entspricht einem zusätzlichen Anschluss von 1,1 Milliarden Menschen seit 1990 und ist zweifellos ein großer Erfolg einzelner Staaten und internationaler Kooperation. Allerdings haben nicht alle Regionen große Fortschritte gemacht. Im Afrika südlich der Sahara haben nur 58 Prozent der Bevölkerung Zugang zu sauberem Trinkwasser.

Sehr viel geringer sind die Fortschritte bei der sanitären Grundversorgung. Diesen Zugang hatten 2002 weltweit nur 58Prozent. Die Steigerung gegenüber 1990 betrug nur neun Prozent. Auch hier sind die Zahlen für Afrika südlich der Sahara und für Südasien deutlich geringer. Vor allem Bewohner ländlicher Regionen und urbane Arme, insbesondere Slumbewohner, müssen unter sehr viel schlechteren Bedingungen leben.

Rechnet man das Bevölkerungswachstum ein, müssen wir bis 2015 für 1,5 Milliarden Menschen Zugang zu sauberem Wasser schaffen - also jeden Tag für 274 000 Menschen. Für circa zwei Milliarden müssen bis 2015 grundlegende Sanitäreinrichtungen bereitgestellt werden - also für 370 000 täglich. Wenn wir keine zusätzlichen Maßnahmen ergreifen, würden wir 2015 das Entwicklungsziel im Sanitärsektor um mehr als 500 Millionen verfehlen.

Und nicht nur das: Auf dem Millenniumsgipfel hat die Staatengemeinschaft unter dem übergreifenden Ziel der Armutsbekämpfung acht prioritäre Handlungsfelder verabschiedet, die z.T. sehr eng mit der Wasserpolitik verbunden sind.

Wo stehen wir?

Ziel Nr. 1, die Bekämpfung absoluter Armut, ist ohne Zugang zu Wasser nicht möglich.

Auch Ziel Nr. 2, grundlegende Bildung für alle Mädchen und Jungen, können wir ohne Wasser- und Sanitäreinrichtungen in Elternhäusern und Schulen nicht erreichen. Ohne gut funktionierenden Wasserzugang in der Nähe müssen die Töchter über weite Strecken Wasser nach Hause schleppen - statt zur Schule zu gehen.

Ziel Nr. 4, die Reduzierung der Kindersterblichkeit, ist nur möglich, wenn wir den Zugang zu sauberem Wasser und Sanitärversorgung verbessern.

Ziel Nr. 7, ökologische Nachhaltigkeit, kann ohne richtig bewirtschaftete Wasserressourcen nicht gelingen. (...)

Dass 1,1 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, liegt in den meisten Regionen nicht an Süßwassermangel, sondern daran, dass bestimmte Gruppen zu viel für sich beanspruchen oder es ohne Rücksicht auf Mensch und Natur verschmutzen. 70 Prozent des Süßwassers wird in der Landwirtschaft verbraucht bzw. vielfach in ineffizienten Bewässerungssystemen verschwendet. Einmal entstandene Schäden am Ökosystem zu beheben, erfordert enorme Anstrengungen und Kosten. Wüsten wieder fruchtbar zu machen, kann zwar gelingen - wie in Rajasthan (Indien) mit der Anlage traditioneller Seen. Es erfordert aber viel know how und ein großes Engagement der lokalen Bevölkerung.

Gefordert sind daher rasches und entschlossenes Handeln, um solche gravierenden Schädigungen des Ökosystems zu begrenzen oder zu vermeiden. Denn Wasser ist unser wichtigstes Nahrungsmittel. Es ist durch nichts substituierbar! Die Bundesregierung begrüßt sehr, dass der Sozialpakt-Ausschuss des Ecosoc im November 2002 erklärt hat, dass der Zugang zu Trinkwasser, zu Wasser für hygienische Zwecke und zur Nahrungsmittelproduktion Menschenrecht im Sinne des Pakts über soziale und wirtschaftliche Menschenrechte ist.

Das Bevölkerungswachstum, das vielerorts die erreichten Verbesserungen relativiert, ist nur eine Schwierigkeit bei der Erreichung der Entwicklungsziele. Die weltweit zunehmende Verstädterung verstärkt den Druck auf die Wasserressourcen. Wir müssen intelligente Lösungen entwickeln, um trotzdem eine nachhaltige Wasserwirtschaft zu gewährleisten. In 35 Jahren werden zwei Drittel der Weltbevölkerung in Städten leben. Wir verschwenden und belasten Wasser durch Landwirtschaft, Industrie, Bergbau und Handwerk, weil Wasser allzu oft ein low cost-Faktor ist. Die Zahl der Wasserschadensgebiete wächst. (...)

Das gängige Leitbild von Wohlstand führt zu verschwenderischen Konsumgewohnheiten. Mancherorts sind Rasensprenger und ein Swimmingpool Statussymbole. Sind Parkanlagen wie auf den Britischen Inseln auch in ariden Regionen sinnvoll? Nachhaltige Wasserbewirtschaftung braucht kulturelle Vielfalt statt globaler Monokultur.

Wirtschaftliche Entwicklung erhöht den Wasserbedarf. Eine neue Weltbankstudie prognostiziert, dass der jährliche Wasserbedarf in China sich von heute 120 Milliarden Tonnen auf 400 Milliarden Tonnen in 2030 steigern wird. Schon jetzt fallen in China - u.a. wegen der 80 000 Staudämme - jedes Jahr im Schnitt 2000 Seen und Flüsse trocken. Selbst ein so großer Strom wie der Gelbe Fluss erreicht inzwischen monatelang nicht mehr das Meer.

Hinzu kommt der Klimawandel. Er wirkt sich unmittelbar und massiv auf den Wasserhaushalt der Erde aus, nicht nur in Form von Dürren. Starkregen füllen kaum die Süßwasserspeicher auf, sondern schwemmen stattdessen sogar die fruchtbare Erdkrume weg. Der Klimawandel wird regionale Wasserhaushalte drastisch verändern, selbst wenn die Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur unter zwei Grad bleibt. Die Veränderung regionaler Wasserkreisläufe würde Megastädte in asiatischen Entwicklungsländern derart stark in Mitleidenschaft ziehen. Weltweit würden mehr als zwei Milliarden Menschen zusätzlich unter Wasserknappheit leiden müssen.

All diese Faktoren führen dazu, dass sich die Wasserkrise ohne geeignete Gegenmaßnahmen weiter verschärft. Gewalttätige Konflikte um Wasser sind heute Realität. (...) An der Grenze zwischen Kenia und Äthiopien starben 30 Menschen in einem Konflikt um Wasser, rund 30 000 wurden vertrieben. Forscher gehen davon aus, dass in 30 Jahren die Hälfte der Menschheit in stark wassergefährdeten Gebieten leben wird. Die Zahl der Umweltflüchtlinge wird sich in den nächsten 20 Jahren auf 100 Millionen vervierfachen. Ziel muss angesichts all dieser wachsenden Gefahren sein, grenzüberschreitende Wasserläufe zum Anlass für Kooperation zu machen, z.B. internationalen Kommissionen für eine gerechte Wassernutzung zu vereinbaren.

Die Komplexität und die Bedeutung dieser zwei Entwicklungsziele machen es zwingend,

- alle Akteure aktiv einzubinden - seien es die lokalen Wasserkonsumenten, die lokale Verwaltung, zivilgesellschaftliche Initiativen, nationale Regierungen oder internationale Organisationen;

- Wasser- und Sanitärfragen hohe Priorität auf allen Ebenen des Handelns zu geben;

- durch ökologisch verantwortungsvolle Bewirtschaftung der gesamten Wassereinzugsgebiete eine nachhaltige Entwicklung sicherzustellen.

Die Commission on Sustainable Development (CSD) muss auf ihrer 13. Sitzung konkrete Maßnahmen in den Bereichen capacity-building, Technologietransfer, gute Regierungsführung und Finanzierung vereinbaren und das Konzept eines umfassenden Gewässerschutzes weiter fördern. Zur Vorbereitung hat die Bundesregierung im Dezember 2004 hochrangige internationale Experten eingeladen. Fünf Ergebnisse sind besonders wichtig:

Was muss getan werden?

- Der Sanitärbereich muss oberste Priorität bekommen. Wenn Schulen und Krankenhäuser in den ärmsten Regionen der Welt mit Sanitäreinrichtungen ausgestattet werden, entstehen Synergieeffekte, da sich das positiv auf Gesundheit und Bildung auswirkt. Priorität für den Sanitärbereich ist ein Gebot der Geschlechtergerechtigkeit: Denn Mädchen und Frauen werden durch unzureichende Sanitärversorgung in ihrer Würde verletzt und extrem in ihren Aktionsmöglichkeiten eingeschränkt, behindert und z. T. sogar gefährdet.

- Wasserversorgungsstrukturen müssen dezentral aus der lokalen oder regionalen Gemeinschaft heraus aufgebaut und organisiert werden. Nur so können sie auf die Bedürfnisse der jeweiligen Region abgestimmt werden. Wichtig sind Transparenz, Good Governance und angepasste Technologien. Aufgrund unserer Erfahrungen mit kommunal organisierten Versorgungsstrukturen kann Deutschland hier viel beitragen.

- Die finanzielle Unterstützung für eine funktionierende Wasserversorgung muss aufgestockt werden. Die entsprechende Arbeitsgruppe des Millennium Projekts hält es für notwendig, öffentlich und privat pro Jahr insgesamt circa sieben Milliarden US-Dollar bereitzustellen. Nationale Regierungen im Süden und die Geberländer müssen diesen Entwicklungszielen mehr Priorität geben. Die Industriestaaten müssen sich in ihrer Kooperation noch stärker auf arme Regionen und auf die Schicht der absolut Armen konzentrieren. Die Bundesregierung hat im Sektor Wasserwirtschaft bereits bewusst den Schwerpunkt auf Afrika gelegt. Auch die Wasserinitiative der Europäischen Union (Euwi) konzentriert sich auf Regionen in Afrika, die besonders auf Unterstützung angewiesen sind. Die Euwi stellt mit der EU-Wasser-Fazilität zusätzlich 500 Millionen Euro zur Verfügung. Dazu trägt Deutschland 117 Millionen Euro bei.

Wer muss zahlen?

Notwendig ist aber auch, vor Ort kostendeckende Beiträge zu erheben. Nur das stellt den langfristigen Betrieb sicher. Denn die Aufbereitung und Verteilung von Wasser kostet ebenso Geld wie die Entsorgung von Abwässern. Daher sollten die Nutzer, die bezahlen können, auch zahlen: also Landwirtschaft, Industrie und finanziell besser gestellte Haushalte. Für alle anderen Menschen muss der Zugang zu sauberem Wasser subventioniert werden - so weit er der Sicherung von Grundbedürfnissen dient. (...)

Langfristiges Ziel ist, immer mehr Familien die Überwindung der Armut zu ermöglichen und sie in den Kreis der Beitragszahler aufzunehmen. Wenn die lokale oder regionale Gemeinschaft die Wasserdienstleistungen gemeinsam kostendeckend finanziert, hat dies daher Vorteile gegenüber einer privatisierten Wasserversorgung. Die lokale oder regionale Gemeinschaft hat auch das größere Eigeninteresse an nachhaltiger Wassernutzung, die spätere Generationen nicht übervorteilt. Sie hat - und das ist mittelfristig besonders wichtig - auch den größeren Einfluss auf eine ökologisch verantwortungsvolle Wirtschaftsweise im Wassereinzugsgebiet.

Wie sieht die Zukunft aus?

- Die regionale Wasserver- und -entsorgung muss den gesamten Naturraum zum Ausgangspunkt der Planung machen. Man kann lokal nicht sauberes Wasser sicherstellen, wenn Industrie, Bergbau oder Landwirtschaft ringsum mit Chemikalien freveln oder den größten Teil des Wassers abzweigen. Nur intakte Ökosysteme können auf Dauer ausreichend gesundes Trinkwasser zur Verfügung stellen. Deshalb muss ein guter Zustand der Gewässer von der Quelle bis zur Mündung und im küstennahen Bereich sichergestellt werden. Wie Oberflächen- und Grundwasser vor Ort zusammenspielen, muss bei allen Planungen und technischen Lösungen bedacht werden. Umwelt- und Gewässerschutz muss Querschnittsaufgabe werden.

- Da die Wasserkrise primär eine Governance-Krise ist, brauchen wir zur Lösung kohärente Strategien und Instrumente der Umsetzung. Wasserfragen sind ein Schlüssel für Entwicklung und müssen daher gezielter und stärker in nationale Entwicklungspläne und Strategien zur Armutsbekämpfung eingebunden werden. In Johannesburg wurde beschlossen, dass alle Staaten bis 2005 Pläne für ein Sektoren übergreifendes Integriertes Wasserressourcenmanagement (IWRM) und zur Steigerung der Wasserressourceneffizienz erstellen soll. Die "Internationale Konferenz zu IWRM" hat im Dezember 2004 in Tokio festgestellt, dass eine solche grenzüberschreitende Zusammenarbeit mehr Zeit braucht, dass erste Schritte aber in diesem Jahr erfolgen müssen. Wir brauchen rasche Fortschritte. Zwei Aspekte müssen dabei von Beginn an einbezogen werden: Wir müssen die Belastbarkeit des jeweiligen Gewässerbereichs berücksichtigen und wir müssen die regionalen Auswirkungen des Klimawandels antizipieren. (...)

Der Autor

Jürgen Trittin, 1954 geboren, ist seit Oktober 1998 Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit in der rot-grünen Regierung. Zuvor arbeitete der Grüne als Journalist und Diplomsozialwirt.

1990 bis 1994 war er niedersächsischer Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten und von 1994 bis 1998 Sprecher des Bundesvorstandes der Grünen.

Die hier in Auszügen dokumentierten Positionen wird Trittin auf der 13. Sitzung der Commission on Sustainable Development (CSD) vertreten. Die Tagung der CSD - UN- Kommission zur nachhaltigen Entwicklung - beginnt am heutigen Montag in New York. ber

 

Messinggefäße für Wasser können Krankheiten verhindern

Entwicklungsländer: Plastik gewährleistet keine Sicherheit

R. Reed

Edinburgh (pte/11.04.2005/10:08) - Messinggefäße für Trinkwasser bieten nach Angaben eines britischen Mikrobiologen der Northumbria University http://northumbria.ac.uk  wesentliche Vorteile gegenüber Plastik: in den Metallbehältern haben Krankheitserreger wesentlich weniger Chancen als in denen aus Kunststoff, berichtet das Wissenschaftsmagazin Nature http://www.nature.com  . Besonders Erkrankungen von Erregern, die im Wasser leben oder Wasser zum Leben brauchen, fordern jährlich etwa zwei Mio. Todesopfer unter Kindern.

Der Mikrobiologe Rob Reed hatte auf einer Reise durch Indien die "Weisheit der Ortsansässigen" mit großem Interesse aufgenommen, wonach Messingbehälter besser wären als jene aus Kunststoff. Der Forscher hat daraufhin Untersuchungen durchgeführt und festgestellt, dass in Messinggefäßen tatsächlich weniger Bakterien vorhanden waren als Tongefäße oder Plastik. In weiteren Untersuchungen in Großbritannien hat der Mikrobiologe entdeckt, dass bei Versuchen mit Escherichia-Coli-Bakterien kontaminiertem Wasser die Zahl der lebenden Erreger nach 48 Stunden in Messinggefäßen erheblich abgenommen hat. Grund dafür ist das im Messing enthaltene Kupfer, das biologische Systeme offensichtlich stört.

Kupfer reagiert demnach mit den Membranen und Enzymen von Zellen. Für Bakterien kann dies den Tod bedeuten, wie Reed anlässlich des Jahrestreffens der Society for General Microbiology in Edinburgh erklärte. Die Menge an abgegebenen Kupfer ist für den menschlichen Organismus allerdings nicht gesundheitsschädlich, wie Reed ausführt. Selbst zehn Liter Wasser aus solchen Behältern würde die tägliche maximal empfohlenen Menge von Kupfer für den menschlichen Organismus nicht erreichen.

Plastik wird in vielen Entwicklungsländern als modern angesehen und ist im Vergleich zu anderen Materialien relativ billig. Dennoch rät der Wissenschaftler dazu, traditionellen Gefäßen den Vorzug zu geben. Eine Spekulation darüber, wie viele Menschenleben durch den Einsatz von Messing gerettet werden können, will der Forscher nicht abgeben. Der Wissenschaftler sieht aber für die Messinggefäße ein großes Potenzial.

 

Ressourcen sparen durch Wassermanagement

Pressemitteilung Fraunhofer-Gesellschaft, 08.04.2005 12:12

Sauberes Wasser ist viel zu schade für die Kanalisation. Auf der IFAT - vom 25. bis 29. April in München - präsentieren Fraunhofer-Forscher praktische Lösungen, die den Verbrauch von Trinkwasser drastisch reduzieren. Das wenige Abwasser, das übrig bleibt, lässt sich mit einer dezentralen Aufbereitungstechnik in Brauchwasser, Energie und Dünger verwandeln. "Wir müssen erst einmal im eigenen Land zeigen, was wir können, bevor wir anderen etwas verkaufen wollen", sagt Prof. Walter Trösch, stellvertretender Leiter des Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB. Der Rotationsscheibenfilter, den er auf der IFAT zeigt, ist Kernstück einer neuen Klärtechnologie, bei der Membranen äußerst effektiv Schlamm und Krankheitserreger aus dem Abwasser herausfiltern. Noch in diesem Sommer wird eine erste Membrankläranlage in Neurott bei Heidelberg in Betrieb gehen. Mit dem Pilotprojekt wollen die Forscher demonstrieren, dass dezentrale Abwasserentsorgung technisch machbar und ökonomisch sinnvoll ist. "Neurott ist ein Beispiel für eine abgelegene Siedlung, bei der sich der Anschluss an das öffentliche Kanalnetz nicht lohnt, weil das Verlegen der Leitungen zu teuer wäre", erklärt Trösch. Neurott ist kein Einzelfall: Siedlungen ohne Anschluss an die Kanalisation gibt es auf der ganzen Welt. In den reicheren, technisch entwickelten Ländern werden die Abwässer in Versitzgruben gesammelt, in den armen Regionen fließen sie ungeklärt in den nächsten Bach oder Fluss. Trösch: "Die Membranklärtechnologie kann die Abwasserprobleme nicht nur abgelegener Siedlungen lösen."

In Neurott werden jetzt Kanalrohre verlegt, durch die künftig das Abwasser von den Häusern weg gepumpt wird. In einem alten Geräteschuppen der Feuerwehr soll demnächst die semi-dezentrale Membrankläranlage installiert werden, die 10 000 Liter Wasser am Tag reinigen kann. "Das geklärte Wasser hat Badegewässerqualität und kann in den nahe gelegenen Bach eingeleitet werden, ohne dass dies negative Folgen für die Umwelt hätte", so Trösch. "Das neue Entsorgungskonzept kostet nicht mehr als die Behandlung der Abwässer in Großkläranlagen. Gleichzeitig liefern semi-dezentrale Anlagen qualitativ bessere Ergebnisse, weil die Membranen Bakterien restlos herausfiltern." Das Konzept der dezentralen Entsorgung entwickelte Tröschs Team im Projekt DEUS 21 - die Abkürzung steht für Dezentrales Urbanes Infrastruktur-System - und wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF. Mit beteiligt sind neben Forschern vom IGB auch Wissenschaftler vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI sowie von der RWTH Aachen. Die Abwasseraufbereitung ist dabei nur ein - wenn auch wichtiger - Teil des umfassenden Wassermanagements. Der erste Schritt ist die Versorgung mit sauberem Trinkwasser, wichtig ist weiter der sparsame Umgang mit dieser Ressource und schließlich die Weiterverwertung der Abfallstoffe. Am Römerweg, einem Neubaugebiet in Knittlingen bei Pforzheim, entsteht derzeit eine Demo-Siedlung in der die Forscher vom Projekt DEUS 21 die Stoffströme optimiert haben: Alle Häuser bekommen zwei Wasseranschlüsse - einen für Trink- und einen für Brauchwasser. Das Brauchwasser wird vor Ort aus Regenwasser gewonnen: Eine Membran filtert Keime heraus, das gereinigte Nass erfüllt nun die Anforderungen der Trinkwasserverordnung. Da Regenwasser salz- und kalkfrei ist, eignet sich das "Pflegewasser" gut zum Geschirr- und Wäschewaschen, für Dusche und Toilettenspülung oder zum Blumengießen. Durch die Nutzung des Regenwassers wird der Trinkwasserverbrauch drastisch reduziert. Aber das ist noch nicht alles. In Knittlingen gibt es außerdem ein neues Entsorgungskonzept: Ein Vakuumsystem saugt das Abwasser aus den Häusern kontinuierlich ab und transportiert es zusammen mit dem Biomüll in das dezentrale Klärwerk am Rand der Siedlung. Dort wird aus den Schmutzstoffen Biogas und hieraus Energie gewonnen. Phosphor und Stickstoff werden separiert, sie lassen sich zu Dünger weiterverarbeiten.

"Die beiden Projekte in Knittlingen und Neurott zeigen, dass eine dezentrale Infrastruktur funktioniert", resümiert Trösch. "Wir werden die Technik jetzt weltweit anbieten - als Gesamtkonzept oder in Form einzelner Komponenten, die sich an die Bedürfnisse der Anwender anpassen lassen." Auf der IFAT stellt Prof. Walter Trösch das Projekt DEUS 21 vor, bei einem Vortrag im BMBF-Forum am 27.4. um 10.40 Uhr.

 

Wasser effizient entkeimen

Pressemitteilung Fraunhofer-Gesellschaft, 08.04.2005 11:08

Mikroben mit ultravioletter Strahlung zu sterilisieren, ist in vielen Kläranlagen Usus. Wirkungsgrad und Lebensdauer der eingesetzten Strahler bestimmen dabei, wie effizient eine Anlage arbeitet. Der Prototyp einer verbesserten UV-Lichtquelle arbeitet mit Mikrowellen. Gegen Mikroben hilft UV-Licht. Daher werden Abwässer - zum Beispiel aus Tierkörperbeseitigungsanstalten oder Krankenhäusern - nach der Reinigung in der Kläranlage zusätzlich noch mit UV-Licht bestrahlt. Auch Betreiber kommunaler Kläranlagen setzen zunehmend diese Technik ein - insbesondere dann, wenn sich in der Nähe Badegewässer befinden. Sogar zur Aufbereitung von Trinkwasser und für Schwimmbäder ist dieses Entkeimungsverfahren bewährt und elegant, zumal keine Chemikalien benötigt werden. Ultraviolette Strahlung mit einer Wellenlänge um 254 Nanometer schädigt das Erbgut von Bakterien, Pilzen und Viren derart, dass bei ausreichend hoher Dosis nahezu alle Keime ihre Fähigkeit verlieren, sich zu vermehren. Nachteil der zumeist verwendeten Quecksilberdampflampen: Ihre Leistung fällt allmählich ab und die Lebensdauer liegt im Dauerbetrieb bei unter einem Jahr. Mit Wirkungsgraden von 5 bis 35 Prozent erwärmt das Gros der eingesetzten elektrischen Energie lediglich das Wasser. Ein neues Konzept für einen UV-Lichtstrahler wurde im EU-Projekt "PlasLight" entwickelt. Da der Strahler ohne verschleißende Elektroden auskommt, ist er besonders langlebig. Projektpartner sind Unternehmen und Institute aus vier EU-Ländern - darunter Wissenschaftler vom Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie ICT und von der Fraunhofer-Technologie-Entwicklungsgruppe TEG.

Die Funktionsweise der neuen UV-Quelle unterscheidet sich gänzlich von herkömmlichen Lampen: Magnetrons erzeugen Mikrowellenstrahlung, die über Zuleitungen eine Kammer erreichen. In der darin eingeschlossenen Gasmischung entsteht ein Plasma, das dann UV-Licht abstrahlt. Im derzeit am weitesten entwickelten Prototypen geht es durch zwei 40 x 40 Zentimeter große Quarzplatten auf das vorbeiströmende Wasser über. "Wichtig ist die Zusammensetzung des Gases", verrät Projektleiterin Anja Flügge, "denn darüber können wir - im Gegensatz zu herkömmlichen Lampen - die Wellenlänge der emittierten Strahlung in gewissen Grenzen einstellen. Dadurch lässt sich die UV-Quelle auf verschiedene Keimarten anpassen."

Eingebettet ist der Strahler in einen mobilen Versuchsstand, der im Wesentlichen aus einem oben offenen Kanal ("Gerinne") und der UV-Lichtquelle besteht. So lässt sich bei Kunden das jeweilige Wasser unter realen Bedingungen behandeln und untersuchen. Während der IFAT in München präsentieren die Forscher ihre "PlasLight"-Anlage vom 25. bis 29. April. Auf der "Leitmesse für Umwelt und Entsorgung" kann sie in Halle B2 besichtigt werden.

Im Ablaufgerinne einer Kläranlage fließt Wasser von links nach rechts und wird in der Mitte flächig mit UV-Licht bestrahlt.

 

Krankheitsübertragung via Wolken

Globale Gefahr durch Verbreitung von Mikro-Organismen in der Atmosphäre

Ulm (pte/07.04.2005/11:45) - Mikro-Organismen in den Wolken spielen nicht nur eine kritische Rolle bei der Verbreitung von Krankheiten, sondern haben auch einen wesentlichen Einfluss bei der Bildung von Regentropfen. Diese wissenschaftlich radikale Theorie wird von Andrei P. Sommer von der Universität Ulm http://www.uni-ulm.de und Chandra Wickramasinghe von der Cardiff University http://www.cf.ac.uk aufgestellt. Sie kommen durch ihre Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass so genannte Nanobakterien - Mikro-Organismen, die um ein Vielfaches kleiner sind als Bakterien - bereits weit verbreitet sind in der terrestrischen Umwelt und dass es zwingende Beweise gibt, dass sie auch in der Stratosphäre existieren.

Derzeit wurden Nanobakterien bereits bei Menschen auf vier verschiedenen Kontinenten nachgewiesen. Die Wissenschafter nehmen an, dass Nanobakterien eine wesentliche Rolle bei der Ausbreitung und Bildung gefährlicher Krankheiten - wie beispielsweise Herzkrankheiten, HIV oder Nierenerkrankungen - spielen. "Experimente haben gezeigt, dass Nanobakterien vom Körper durch den Urin abgesondert werden und dass ihre weitere Verbreitung vom Erdboden in die Atmosphäre und Stratosphäre eine unvermeidliche Konsequenz ist", erklärte Sommer.

Darüber hinaus nehmen die Forscher an, dass durch das Auftreten von Nanobakterien in den Wolken eine globale Verbreitung von Krankheitserregern möglich ist. Denn die Mikro-Organismen spielen auch eine zentrale Rolle bei der Tropfenbildung der Wolken. "Nanobakterien, die vom Boden durch den Wind in die Wolken gelangen, können zwischen den einzelnen Aggregatzuständen innerhalb einer Wolke hin- und her pendeln. Dies führt zu einer Schwingung zwischen den ruhenden und den bewegten Regionen der Wolke. Dabei agieren Überreste von verunreinigten Proteinen, die sich auf dem Mikro-Organismus befinden, als extrem effiziente Wolken-Zellkerne, die eine Wolkenkondensation begünstigen", erläutert Wickramasinghe.

Die Ergebnisse der Studie wurden in der aktuellen Ausgabe des amerikanischen Journal of Proteome Research http://www.pubs.acs.org/journals/jprobs  publiziert.

 

Meere im Innern der Erde?

Innovationsreport 5.4.2005

Gestein (Peridotit) vom mittelatlantischen Rücken mit den Hauptmineralen Olivin und Pyroxen. Mikroskopische Aufnahme einer 25 mm dicken Gesteinsscheibe im Durchlicht bei gekreuzten Polarisatoren. Die Farben (Interferenzfarben) hängen von der Art des Minerals und dessen Orientierung ab. Die Bildbreite entspricht etwa 0,5 mm. Abbildung: Institut für Geologie und Mineralogie

Wasser aus Steinen zu holen, ist eine Vorstellung, die etwas Märchenhaftes an sich hat: vom Zauberstab berührt, öffnet sich der Fels und gibt das kühle Nass frei. Ganz so wundersam sieht die Welt in den Augen von Geologen nicht aus; dennoch liefern ihre Entdeckungen Grund genug zur Verwunderung. Scheinbar „trockene“ Gesteine könnten demnach große Wasservorräte bergen, und zwar am meisten dort, wo Fachleute bis vor kurzem am wenigsten vermuteten: in den Tiefen des Erdmantels. Am Institut für Geologie und Mineralogie untersucht Prof. Dr. Esther Schmädicke die Wasserspeicherkapazität von Mineralen, die lange als extrem wasserarm galten.

Bisher ist man davon ausgegangen, daß im Erdmantel unterhalb von 100 bis 150 km Tiefe kein Wasser mehr vorhanden sein dürfte. Diese Annahme liegt nahe, weil Minerale, die als Wasserspeicher bekannt sind, dem mit dem Abstand von der Erdoberfläche wachsenden Druck nur begrenzt standhalten können. Selbst die wasserführenden Minerale mit der größten Druckstabilität, wie Amphibol und Phlogopit, zerfallen, sobald der Druck einen Wert von 30 bis 40 Kilobar übersteigt, wie es in der genannten Tiefe der Fall ist.

Die gewaltige Kraft dieser „Presse“ wandelt Amphibol zum wasserfreien Pyroxen. Dabei wird Wasser abgegeben, was dazu führen kann, dass Gestein im Erdmantel schmilzt, also Magma entsteht. Der größte Teil des Erdmantels, der bis an die Grenze zum Erdkern in 2900 km Tiefe reicht, sollte demnach nahezu wasserfrei sein, da er nur aus Gesteinen mit „trockenen“ Mineralen wie Olivin und Pyroxen sowie deren Hochdruckäquivalenten besteht.

Hoher Druck schafft mehr Defekte

Nach neueren Erkenntnissen ist es allerdings möglich, dass die Gitter dieser Minerale als Fremdkörper Bausteine von Wasser enthalten, sogenannte Hydroxyldefekte, Gruppen aus je einem Sauerstoff- und Wasserstoff-Atom. Der Anteil der OH-Defekte bewegt sich zwischen 10 ppm, zehn Teilchen auf eine Million, und mehreren 100 ppm. Welche Faktoren den Einbau solcher Fehlstellen in ein Mineralgitter begünstigen, kann mit Hilfe von Experimenten geklärt werden.

Für solche „geheimen“ Wasservorräte gilt nicht, dass sie durch steigenden Druck aus dem Gestein vertrieben werden. Im Gegenteil deuten erste Ergebnisse der experimentellen Petrologie darauf hin, daß die OH-Aufnahmekapazität von Mineralen zunimmt, wenn der Druck wächst.

Das würde bedeuten, dass auch tiefere Bereiche des Erdmantels als Wasserspeicher fungieren können. Die Konzentrationen könnten dort um eine Größenordnung höher liegen, als sie bisher bei den Versuchen zu messen waren. Trotz der auch dann noch relativ geringen Anteile von Wasser im Gestein hätte der Erdmantel aufgrund seines Volumens die Kapazität, eine Wassermenge zu beherbergen, die die aller Ozeane bei weitem übersteigt.

Die Frage, ob die experimentell ermittelte Speicherkapazität auch den tatsächlichen Wassergehalten im Erdmantel entspricht, kann heute noch niemand beantworten. Zu einer Tiefe von mehr als 150 km vorzudringen, ist nicht möglich; der größte Teil des Erdmantels entzieht sich einer direkten Untersuchung.

Immerhin können aus vergleichsweise geringen Tiefen Fragmente des Erdmantels durch Laven an die Erdoberfläche transportiert werden. Darüber hinaus wurden an den mittelozeanischen Rücken Bereiche entdeckt, in denen die ozeanische Kruste stellenweise fehlt und die Gesteine des Erdmantels an der Oberfläche liegen. Analysiert man die Wassergehalte in solchen Proben, kann zumindest das Wasserreservoir des obersten Erdmantels abgeschätzt werden. Die Dichte der Hydroxyldefekte in Mantelmineralen dürfte die physikalischen Eigenschaften des Erdmantels, wie elektrische Leitfähigkeit oder Fließverhalten, erheblich beeinflussen und auch für Plattentektonik, Konvektion im Erdinnern, Wärmetransport und Magmatismus eine große Rolle spielen.

In Erlangen sollen Gesteine vom Mittelatlantischen Rücken (siehe Abbildung) analysiert werden, die im Rahmen des „Integrated Ocean Drilling Program“ (IODP) im Bereich 14-16º nördlicher Breite erbohrt wurden. Dieses Tiefseebohrprogramm, an dem Wissenschaftler aus über 20 Ländern beteiligt sind, dient der Erforschung von bislang unzugänglichen Bereichen des Meeresbodens.

 

Leuchten entlarvt Gift

Pressemitteilung Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V., 05.04.2005 11:08

Neuer Ansatz für rasche, selektive Bestimmung von Blei: Fluoreszenz-Sonde zeigt Gehalt des Schwermetalls an

Blei ist ein giftiges Schwermetall, das sehr gefährlich für Mensch und Umwelt werden kann. Bleivergiftungen zählen zu den häufigsten durch Umweltverschmutzung verursachten Erkrankungen. Für die rasche Diagnostik und Umweltanalytik vor Ort wäre ein einfacher, handlicher, aber zuverlässiger Bleinachweis eine wünschenswerte Ergänzung zu den konventionellen, instrumentell eher aufwändigen Labormethoden. Forscher von der University of Chicago sowie dem New Yorker Brookhaven National Laboratory präsentieren nun einen ersten Ansatz für einen solchen Blei-Schnelltest: Sie haben eine fluoreszierende Sonde entwickelt, die sehr selektiv auf Blei anspricht.

Nicht alle Lebewesen reagieren negativ auf Schwermetallionen, einige Organismen, z.B. Bakterien, haben Resistenzen entwickelt. Unter diesen Bakterien ist Ralstonia metallidurans der einzige bekannte Stamm, der über einen für Blei spezifischen Resistenzmechanismus verfügt. Dieser wird immer dann "angeworfen", wenn das Bakterium in eine bleihaltige Umgebung gelangt. Es muss also in der Lage sein, die Blei-Ionen wahrzunehmen. Dazu hat es ein "Späher"-Protein, PbrR genannt, das nach Blei-Ionen "Ausschau hält". PbrR dockt an einer Stelle der Bakterien-DNA an, die als "Ein-Aus-Schalter" für die Bleiresistenz-Gene fungiert. Gelangen Blei-Ionen in die Zelle, binden diese an den "Späher", der dabei seine Form so verändert, dass er die beiden Stränge der DNA ein wenig auseinander zieht - und damit die Gene "anschaltet".

Dieses System machte sich das Forscherteam um Chuan He zu Nutze. Sie wählten jedoch nicht PbrR, sondern PbrR691, ein - funktionell zuvor noch nicht charakterisiertes - eng verwandtes Protein, das sich gentechnisch leicht in größeren Mengen herstellen lässt. Wie erhofft, erkennt auch dieser Verwandte Blei-Ionen. Nun galt es noch, die Bakterien-DNA leicht zu verändern: Innerhalb der "Schalter"-Region ersetzten die Forscher einen Adenin-Baustein durch ein fluoreszierendes Analogon. Fest eingebunden in die Doppelhelix der DNA fluoresziert es im bleifreien Normalzustand nicht. Bindet nun ein Blei-Ion an PbrR691, werden die beiden Stränge lokal auseinander gezogen. Dadurch ragt der fluoreszierende Baustein aus der Doppelhelix heraus und beginnt zu leuchten. Anhand der Fluoreszenz-Intensität lässt sich die Bleikonzentration der Probe bestimmen. Das Sondensystem reagiert etwa 1000fach empfindlicher auf Blei als auf andere Metallionen.

"Unsere Bleisonde ist eine Ausgangsbasis für die Entwicklung eines einfachen, bleispezifischen Analysenverfahrens," sagt He. "Außerdem erforschen wir, warum PbrR691 so selektiv Blei-Ionen bindet. Die Erkenntnisse könnten beim Design eines bleibindenden Gegenmittels bei Bleivergiftungen helfen."

 

Thema "Wasser" in alle Unterrichtsfächer integrieren

Güstrower Anzeiger - Dienstag, 5. April 2005

Umweltkolloquium in Güstrow / Angebot an alle Schulen

Güstrow (hjk) • Das nächste Güstrower Umweltkolloquium des Landesamtes für Umwelt, Natur und Geologie findet am 7. April um 14 Uhr im Hörsaal 26, Lehrgebäude 1, der Verwaltungsfachhochschule zum Thema "Integration des Themas Wasser in alle Unterrichtsfächer" statt. Es spricht und diskutiert Diplom-Biochemikerin Langner vom Umweltbüro Nord Stralsund.

Ausgangspunkt ist die Erfahrung, dass Schulen relativ wenig Freiraum haben, um wichtige Themen zusätzlich zum vorgegebenen Unterrichtsstoff zu behandeln. Daher sollen Lehrer angeregt werden, nachhaltigkeitsorientierte Fallbeispiele zu verwenden, an denen der Unterrichtsstoff praxisnah behandelt werden kann. Die Projekte können mehrere Fächer einer Klassenstufe verbinden. Am Beispiel des Themas "Wasser" werden Anknüpfungspunkte in den schulischen Rahmenplänen aufgezeigt. Für eine ausgewählte Schulform und Klassenstufe wird skizziert, wie daraus attraktive und lebensnahe Bildungsprojekte gestaltet werden können. Schließlich wird modellhaft dargestellt wie Schulen die Entwicklung derartiger Bildungsprojekte organisieren können.

 

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