Juli 2005

Wasser-/Abwassernachrichten

(News-Archiv)

Ist der Jordan noch zu retten?

Von Michaela Soyer - Frankfurter neue Presse 29.7.2005

Jardenit. Jesus würde sich wohl nicht mehr im Jordan taufen lassen. Das Wasser des Flusses ist an den meisten Stellen zu stark verschmutzt, um darin zu baden. Eine traurige Vorstellung: In ein paar Jahren könnte der Fluss, der sich auf einer Strecke von etwa 170 Kilometern durch die Landschaft windet, fast ganz verschwunden sein. ...

Die Anrainer-Staaten Syrien, Israel und Jordanien drehen dem im syrisch-libanesischen Hermon-Gebirge entspringenden Jordan das Wasser ab. Roberto Epple vom Europäischen Flussnetzwerk flog kürzlich extra aus der Schweiz nach Israel, um mit einem Sprung in den Jordan auf dessen schlechten Zustand aufmerksam zu machen. ...

Nach europäischem Vorbild soll nun auch der Jordan gerettet werden. Epple beschreibt den Teufelskreis, der dazu führt, dass der Fluss immer weiter austrocknet: «Die Wasserentnahme führt dazu, dass die Ufer nicht feucht genug sind. Ländereien trocknen aus. Um das zu verhindern, muss noch mehr Wasser abgepumpt werden.»  Etwa 95 Prozent des Wassers, das zwischen dem See Genezareth und dem Toten Meer fließen könnte, werde für die Landwirtschaft abgeschöpft.

Hinzu kommt das syrisch-jordanische Staudammprojekt am Fluss Jarmuk, der in den Jordan fließt. Ende des Jahres soll der Staudamm fertig werden, dann wird dem Jordan auch noch die Schmelzwasserzufuhr abgedreht.

Um die Zerstörung des Jordans aufzuhalten, hat die Umweltschutzorganisation Friends of the Earth das europäische Leitmotiv übernommen. ...

Vor 70 Jahren sei der Jordan noch ein Fluss gewesen, der diesen Namen verdient, sagt Hillel Glasmann von der israelischen Naturpark-Verwaltung etwas wehmütig. «Seit das Wasser für die Landwirtschaft gestaut und abgeleitet wird, hat sich das Ökosystem dramatisch verändert.»

Das Süßwasser sei inzwischen mit Chemikalien vergiftet, die das natürliche Biotop zerstörten. Versiegt der Jordan, trocknet auch das vom ihm gespeiste Tote Meer aus. [vollständiger Text]

 

Flammschutzmittel in Seen entdeckt

Konzentration an hormonaktiven Substanzen steigt rasant an

Dübendorf (pte/27.07.2005/10:40) - Ein Forscherteam der Schweizer ETH hat festgestellt, dass bromierte Flammschutzmittel zu einer immer größeren Umweltgefahr werden: In den Sedimenten des Greifensee etwa haben diese Substanzen seit 1980 markant zugenommen, wie Untersuchungen ergeben haben. Bromierte Flammschutzmittel sind zum Teil schwer abbaubar, manche von ihnen stehen auch im Verdacht, in Säugetieren wie Hormone zu wirken.

Das Forscherteam der Forschungsinstitution für Materialwissenschaften und Technologie des ETH-Bereichs (Empa) http://www.empa.ch und des Wasserforschungsinstituts des ETH-Bereichs (Eawag) http://www.eawag.ch haben festgestellt, dass sich die Konzentration der Substanzen rund alle neun Jahre verdoppelt. Ein Ende der Entwicklung ist vorerst nicht abzusehen. "Wir haben aus den Sedimenten des Greifensees einen Kern entnommen, um das Umweltverhalten verschiedener problematischer Stoffe zu untersuchen", so Walter Giger, Experte für chemische Problemstoffe der Eawag.

Bromierte Flammschutzmittel werden seit 25 Jahren in vielen Produkten eingesetzt. Kunststoffe oder Textilien aber auch Polstermöbel, Baumaterialien oder Elektronikgeräte werden mit diesen Zusatzstoffen behandelt und sollen dadurch sicherer gemacht werden. Manche der Substanzen sind sehr langlebig und werden durch atmosphärische Prozesse über weite Distanzen verfrachtet. Abgelegene Bergseen sind ähnlich stark belastet wie die Gewässer des Mittellandes. Mit ihrem Verhalten erinnern die Flammschutzmittel stark an andere langlebige Problemstoffe. Es wird daher diskutiert, sie auf die Liste der "Persistent Organic Pollutants" (POP) zu setzen.

Die drei bromierten Brandschutzmittel, die untersucht wurden, unterscheiden sich in der Anzahl der Bromatome. "Die am häufigsten verwendete Substanz, Deca-BDE mit zehn Bromatomen, gilt als vergleichsweise unbedenklich. Die beiden verwandten Verbindungen Penta-BDE und Octa-BDE mit niedrigerem Bromgehalt stehen demgegenüber im Verdacht, hormonaktive Stoffe zu sein", so Martin Kohler von der Abteilung organische Chemie der Empa. Die beiden Verbindungen sind nicht nur langlebig und hormonaktiv, sondern reichern sich auch in der Nahrungskette an, erklärt Kohler. In der EU sind die Stoffe seit 2004 gänzlich verboten.

Allerdings stellten die Forscher einen ungebremsten Anstieg von Deca-BDE fest. Experimente mit Klärschlamm zeigen, dass unter sauerstofffreien Bedingungen ein Teil des Deca-BDE umgewandelt wird. "Es könnte sein, dass diese Abbauprodukte ebenfalls hormonaktiv sind", so Giger. Kohler schließt zudem nicht aus, dass auch in den Seesedimenten eine gewisse Umwandlung stattfindet. Denn die Zusammensetzung der bromierten Flammschutzmittel in den Sedimenten ist anders, als man dies auf Grund der industriell verwendeten Produkte erwarten würde. Unbekannt ist allerdings wie die Schadstoffe genau in die Umwelt gelangen, denn Untersuchungen an Fischen verliefen negativ.

 

Hitze macht wasserfestes Material wasserfreundlich

Forscher entwickeln extremen Werkstoff - Neil Shirtcliffe

Nottingham (pte/21.07.2005/14:54) - Ein bisschen Hitze reicht aus, um einen wasserfesten Block aus Schaum in einen richtigen saugenden Schwamm zu verwandeln. Das ist das Ergebnis einer Studie der Nottingham Trent University http://www.ntu.ac.uk an einem neu entwickelten Material. In Zukunft könnte der Stoff als Temperatursensor in Frage kommen, da er diese Eigenschaften bei 400 Grad Celsius und darunter aufweist, berichtet das Wissenschaftsmagazin Nature http://www.nature.com .

Das Forscherteam um Neil Shirtcliffe weiß eigentlich nicht ganz genau, wofür das neue Material gut sein soll. Faszinierend sind jedoch die chemischen Eigenschaften der Matrix aus Methyltriethoxysilane "gefüllt mit Löchern". Mehr als 75 Prozent des Volumens des Blocks ist Luft. Die inneren und äußeren Oberflächen sind mit einer rauen Schicht aus wasserabstoßenden Methylgruppen, die aus Kohlenstoff und Wasserstoff bestehen, versehen. Das führt dazu, dass Wasser in Form von Tropfen auf dem Material zu liegen kommt (Foto). Die Forscher haben diese Reaktion mit jener von Quecksilber auf einer Tischoberfläche verglichen.

Die interessante Reaktion des Materials passiert aber erst beim Erhitzen über einen kritischen Punkt: Die Methylgruppen werden in Hydroxol-Gruppen umgewandelt - und diese lieben Wasser und saugen es wie ein Schwamm auf. Diese Reaktion ist irreversibel. "Das Erstaunliche daran ist, dass diese Umformung direkt passiert", erklärt Carole Perry, die beim Team mitarbeitete. Wenn das Material auf 390 Grad erhitzt wird, bleibt der Wassertropfen immer noch am Block oben. Wenn das Material dann 400 Grad erreicht hat und abkühlt, ist es zu einem Schwamm geworden. "Es war nicht vorhersehbar wie stark dieser Effekt sein wird", meint Perry. Die Forscher haben dann Materialien geschaffen, die bereits bei niedrigeren Temperaturen reagieren. Eines davon reagierte bereits bei 275 Grad Celsius.

Nun will das Wissenschaftsteam einen Werkstoff herstellen, dessen Oberfläche sich bei Temperaturänderungen ändert: von glatt zu rau. (Ende)

 

Chemische Form des Urans in Mineralwasser direkt nachgewiesen

Pressemitteilung Forschungszentrum Rossendorf, 21.07.2005

Uranverbindungen sind natürlicher Bestandteil von Mineralen und Gesteinen, von Böden, Wässern und auch von Luft. Spuren von Uran sind deshalb auch in vielen Lebensmitteln und in verschiedenen Trink- und Mineralwässern enthalten. Bisher war es in diesen niedrigsten Konzentrationsbereichen nur möglich, den Gehalt von Uran zu bestimmen. Mit einer besonders empfindlichen Nachweismethode gelang im Forschungszentrum Rossendorf (FZR) jetzt erstmalig der direkte Nachweis des chemischen Zustands von Uran in Trinkwässern.

Gegenwärtig ist die Diskussion zu den tolerierbaren Mengen von Uran in Trink- und Mineralwässern, auch im Hinblick auf die Mineralwässer, die mit dem Zusatz "Geeignet für die Zubereitung von Säuglingsnahrung" versehen sind, in vollem Gange. Aus aktuellen Unterlagen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist ersichtlich, dass eine Belastung von 15 Mikrogramm Uran pro Liter für Erwachsene gesundheitlich tolerierbar ist. Säuglinge sollten, da Uran die Nieren schädigen kann, so wenig wie möglich Uran aufnehmen. Zur Bereitung von Säuglingsnahrung sollten aus diesem Grund Trink- und Mineralwässer verwendet werden, deren Gehalt laut Stellungnahme des Berliner Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) vom 13.05.2005 unter 0,2 Mikrogramm Uran pro Liter liegt. Heute findet dazu im BfR eine Anhörung zum Thema "Uran als Schwermetall in Lebens- und Futtermitteln" statt, zu der Prof. Gert Bernhard, Direktor des Instituts für Radiochemie im FZR, als Experte geladen ist.

Das Umweltverhalten und die Giftwirkung eines Schwermetalls hängen jedoch nicht nur von seinem Gehalt im Trinkwasser oder in Lebensmitteln ab, sondern auch von der Art der chemischen Verbindung, in der das Schwermetall vorliegt. Forschern des Instituts für Radiochemie ist es mit einer speziellen laserspektroskopischen Methode erstmalig gelungen, in diesem niedrigsten Konzentrationsbereich die chemische Form des Urans in Trink- und Mineralwässern direkt und ohne eine chemische Veränderung der Proben zu bestimmen.

Die Wasserproben werden auf eine Temperatur von etwa -200 Grad Celsius abgekühlt und anschließend mit Laserpulsen einer bestimmten Wellenlänge angeregt. Unter diesen Bedingungen senden die vorliegenden Uranverbindungen ein charakteristisches fluoreszierendes Licht aus, welches ein Spektrograph in seine wellenlängenabhängigen Anteile zerlegt. Das daraus resultierende Spektrum wird anschließend mit einem hochempfindlichen Kamerasystem aufgenommen. Durch Auswertung dieses Spektrums können Dr. Gerhard Geipel, Abteilungsleiter Aquachemie im Institut für Radiochemie, und sein Team auf die konkret vorliegende Uranverbindung schließen. Als Beispiel ist das Uran- Fluoreszenzspektrum einer Mineralwasserprobe eines sächsischen Herstellers (Uran-Gehalt: 4,0 Mikrogramm Uran/L) gezeigt. Dieses Wasser enthält das Uran in Form eines Calciumuranyltricarbonatkomplexes.

Prof. Gert Bernhard ist sicher, dass "die im Institut für Radiochemie erreichten Ergebnisse ein wichtiger Meilenstein bei der weiteren Aufklärung der Chemie des Urans in Böden, Wässern und Organismen auch vor dem Hintergrund der Erarbeitung spezieller Wasserreinigungstechnologien und der Sanierung der Hinterlassenschaften des ehemaligen Uranerzbergbaus in Thüringen und Sachsen sind". Somit legen diese Ergebnisse also wertvolle Grundlagen für weitere Untersuchungen durch Toxikologen und Lebensmittelwissenschaftler, damit das Grundnahrungsmittel Wasser auch in Zukunft bedenkenlos getrunken werden kann.

 

Saures Meer – Bricht die Nahrungskette zusammen?

ARD 20.7.2005 - Dirk Neumann

Der Kohlendioxid-Anstieg in unserer Atmosphäre hat eine Nebenwirkung, die bisher niemand auf der Rechnung hatte. Das Meer wird immer saurer, da sich Kohlendioxid in ihm löst. Dadurch bekommen alle Meeresbewohner mit Kalkskelett große Probleme, da die Säure Kalk auflöst. Und das könnte fatale Folgen für die Nahrungskette haben.

Ein versiegender Golfstrom, der Anstieg des Meeresspiegels, Mittelmeertemperaturen in der Nordsee - alles Auswirkungen des Treibhauseffekts, die über kurz oder lang die Zukunft der Ozeane bestimmen werden. Erst vor Kurzem haben Forscher ein weiteres, gravierenderes Problem erkannt: das Meer wird sauer!

Pufferwirkung des Meeres bald erschöpft

Das Meer tut uns nun schon jahrzehntelang einen großen Gefallen: es absorbiert einen Großteil des von uns in die Atmosphäre geblasenen Kohlendioxids und verringert so den Treibhauseffekt. Darum gibt es sogar Überlegungen CO2 z.B. aus Kraftwerken im Meer zu "entsorgen". Aber das Meer wird nicht mehr lange mitspielen. Die Kapazitäten seiner Pufferwirkung sind bald erschöpft, denn CO2 reagiert mit Wasser zu Kohlensäure. Der steigende CO2-Gehalt der Atmosphäre versäuert die Ozeane nach dem gleichen Prinzip wie wir mit Hilfe einer CO2-Patrone und Leitungswasser in unserem "Sodaclub" sauren Sprudel herstellen.

Bereits jetzt liegt der pH-Wert der Meere einiges niedriger als bei der letzten Eiszeit und der Versäuerungstrend nimmt zu. Das stellt sämtliche Meeresbewohner vor ein gewaltiges Problem: Säure löst bekanntlich Kalk. Bei gleichbleibendem, weltweiten CO2-Ausstoß wird der pH-Wert im Meer bereits im Jahr 2100 einen Punkt erreichen, an dem das Meerwasser nicht mehr mit Kalk gesättigt ist. Muscheln, Schnecken, Krebse, Korallen - alle Lebewesen mit einem äußeren Kalkskelett würden sich buchstäblich auflösen. Vielleicht noch dramatischer: viele Arten von Phytoplankton - das erste Glied in der Nahrungskette - bilden Kalkskelette aus. Sie wären die ersten Opfer des sauren Ozeans. ... [weiter]

 

Wasser-Wissen-Lexikon durchbricht 2.500 Stichworte

Pressemitteilung der Universität Bremen 20. Juli 2005

Das inzwischen zu einem der bedeutsamen Internetportale im Bereich Wasser und Abwasser entwickelte Portal „Wasser-Wissen“ des Instituts für Umweltverfahrenstechnik der Universität Bremen hat im Juli 2005 erstmalig die Zahl von 2500 Stichworten in seinem Lexikon überschritten. Damit zählt es zu den umfangreichsten frei zugänglichen Fachlexika überhaupt. Professor Norbert Räbiger, Leiter des Instituts, ist aber nicht ganz zufrieden: „Noch fehlen zahlreiche Stichworte und einige bestehende müssen noch deutlich verbessert werden. Ich könnte mit eine realistische Stichwortzahl von 3000 in absehbarer Zeit gut vorstellen“.

Dennoch: Auch die anderen Kennwerte des Projektes sind beeindruckend: Links zu fast 600 Wasserartikeln in mehr als 150 Ländern im Internationalen Bereich; weitere Verweise zu 40 Diplomarbeiten und 70 Dissertationen, 30 Zeitschriften, fast 60 Vorlesungsmanuskripten und über 160 Klärwerken sowie über 200 Abwasserzweckverbänden. Mehrere hundert Nachrichten, 20 Veranstaltungshinweise und mehr als 3000 Diskussionsbeiträge sind weitere Merkmale des ständig wachsenden Portals.

Das Projekt wird vollständig vom Institut für Umweltverfahrenstechnik getragen und durch 14 namhafte Sponsoren unterstützt. Dazu Professor Räbiger, der auch Vorsitzender des gemeinsamen Fachausschusses „Produktionsintegrierte Wasser-/Abwassertechnik“ des VDI/GVC und der DECHEMA ist: „Die Erkenntnis, dass das Internet auch im Bereich Marketing ein erfolgreiches Element in dieser Branche sein kann, setzt sich erst nach und nach durch.“ Gleichzeitig ermöglicht es Kooperationen im Bereich von Industrieprojekten, bei denen die aktuellen Erkenntnisse und Ergebnisse eines Projektes dem Kooperationspartner online auf geschützten Homepages zur Verfügung gestellt werden können. Durch die interaktive Zusammenarbeit ist eine effektivere Gestaltung möglich. „Unser Portal „Wasser-Wissen“ ist die einmalige Möglichkeit für Spezialisten, ihr Fachwissen einem breiteren Publikum vorzustellen. Die weiterhin stetig steigenden Zugriffszahlen sowie Zuspruch durch Sponsoren und Leser beflügelt ebenso“, so Räbiger. Das spiegelt sich auch in mehreren Dutzend Anfragen jeden Tag wieder, aus denen bereits die eine oder andere Kooperation entstanden ist.

 

Traum vom sauberen Tigris

Weser Kurier 20.7.2005 - Birgit Svensson

BAGDAD. Sein Traum ist ein sauberer Tigris, sein Ziel gutes Trinkwasser. Davon aber scheint Iraks Wasserminister noch meilenweit entfernt. Der Tigris ist einer der am stärksten verschmutzten Flüsse der Welt, das ergaben jetzt Analysen von holländischen Experten. Latif Rashid weiß um den katastrophalen Zustand der Hauptwasseradern im Irak, und er weiß auch, dass es um den Euphrat noch schlechter bestellt ist. Zurzeit nimmt er am deutsch-irakischen Wirtschaftsforum in München teil, um bei deutschen Wassertechnikern für sein Ziel zu werben.

... Im Süden seines Landes sei es am schlimmsten: im Shatt al Arab bei Basra. Nahezu 80 Prozent des Trinkwassers im Irak werden aus dem Tigris gewonnen, zuweilen ungefiltert und unzureichend behandelt. Durchfallerkrankungen, Nierenleiden und andere Epidemien sind die Folge. Einer Studie von UNICEF zufolge leiden allein in Bagdad etwa 40 Prozent der Einwohner an Nierenproblemen aufgrund des schlechten Trinkwassers. Während in Bagdad aber die ein oder andere Kläranlage zumindest zeitweise arbeitet, fließen weiter südlich die Abwässer der Industrie ungeklärt in den Fluss. ... Der Euphrat sei zur Trinkwassergewinnung überhaupt nicht zu gebrauchen, fährt er mit seiner düsteren Bilanz fort. Die Überdüngung der Felder an seinen Ufern und die Einleitung von Pestiziden hätten ihn versalzen lassen. So werden von den elf Millionen Hektar kultivierbaren Landes derzeit noch nicht einmal die Hälfte bewirtschaftet. ... Ein Masterplan für das weitere Vorgehen in punkto Wasser ist mit Geldern der amerikanischen Entwicklungsorganisation USAID erstellt worden. Ansonsten stockt die Umsetzung der Infrastrukturprojekte, die Koordination ist dürftig, die Effektivität gleich null. Große Teile Bagdads haben derzeit überhaupt kein Wasser - trotz Temperaturen von 45 Grad und mehr. "Wir brauchen die Deutschen", sagt Latif Rahid fast schon verzweifelt. "Wir zahlen auch dafür." Unternehmen, die Ausrüstung wie Wasserpumpen, Ventile und dergleichen liefern können, sind ebenso gefragt wie Wasserexperten, die Systeme entwickeln können. [vollständiger Artikel]

 

Mit Wasserdampf trocknen

Pressemitteilung Fraunhofer-Gesellschaft, 18.07.2005

Viele Lebensmittel werden getrocknet, um sie haltbar zu machen. Die industriellen Prozesse verschlingen das Gros der gesamten dort aufgewendeten Wärme. Meist wird warme Luft verwendet, doch mit überhitztem Wasserdampf geht es viel sparsamer und schneller. Eine alte Bezeichnung für den Monat Juli, die im deutschen Sprachraum bis ins 16. Jahrhundert gebräuchlich war, weist auf eine im Hochsommer dominante Tätigkeit hin: Im Heumonat oder Heumond wurden umfangreich Futterpflanzen getrocknet. Diesem sehr alten Konservierungsverfahren kommt auch im Zeitalter der industriellen Verarbeitung von Lebensmitteln erhebliche wirtschaftliche Bedeutung zu. Seien es Apfelringe, Kartoffelchips oder Schweineohren für Hundesnacks - alle möglichen Nahrungsmittel werden heute in technischen Apparaten mit heißer Luft getrocknet. Ein Nachteil besteht dabei darin, dass in der Regel teure Wärmeenergie zugeführt wird. Zwar hat sich der Aufwand dank verbesserter Prozessführung stark reduziert, doch werden in der Industrie derzeit noch immer etwa vier Fünftel der gesamten Energie zum Trocknen eingesetzt. Die Apparate sind zudem oft sehr groß, und die Trocknungszeiten betragen Stunden bis Tage.

Ein Verfahren, das nur bis zur Hälfte der Energie benötigt, arbeitet mit Wasserdampf statt mit Luft. Klingt dies zunächst etwas absurd, sollte man bedenken, dass bei der Trocknung der Wärme- und Stoffübergang die energie- und zeitaufwendigsten Schritte sind. Mit 130 bis 180 °C überhitzter Wasserdampf ist darin doppelt so schnell wie trockene Luft bei gleicher Temperatur. Dadurch lässt sich die Trocknungszeit im besten Fall auf ein Fünftel verkürzen. "Wesentlich ist aber auch der Weg, auf dem der Dampf durch den Apparat strömt", betont Anja Flügge, die an der Fraunhofer-Technologie-Entwicklungsgruppe TEG verschiedene Projekte im Bereich der Trocknung betreut. "Da wir den Dampf im Kreislauf führen, muss dem System nur die Wärmemenge zugeführt werden, die es zur Verdampfung des Produktwassers verbraucht." Die überschüssige Feuchte wird kontinuierlich zu Wasser kondensiert; leichtflüchtige Inhaltsstoffe wie ätherische Öle können als Wertstoffe davon abgetrennt werden.

Ein weiterer Vorteil des vom britischen Kooperationspartner Ceramic Drying Systems patentierten Verfahrens: Es arbeitet bei Normaldruck und kann daher ohne Schleusen oder Absperrungen kontinuierlich und mit einfacher Fördertechnik betrieben werden. Das "ceramic" im Firmennamen deutet bereits darauf hin, dass außer in der Lebensmittelbranche viele andere industrielle Produkte getrocknet werden müssen. In diesem Fall sind es feuchte keramische Teile wie etwa Stromisolatoren, die bereits im industriellen Maßstab in überhitztem Wasserdampf trocknen.

 

Erster europäischer Flussbadetag - Big Jump

17.7.2005 - Pressemitteilung

Schwimmen für lebendige Flüsse am 17.7.2005

Ein inspirierendes Projekt, welches die Essenz der aktuellen EU-Gesetzgebung zum Schutze es Wassers in einem einzigen öffentlichen Akt zusammenfasst : An einem Tag und zur gleichen Zeit werden viele Menschen in Europas Flüsse springen.

BIG JUMP ist ein europaweiter Flussbadetag während dem die Menschen ihre Umwelt zurück verlangen und den Wunsch demonstrieren wieder saubere und lebendige Flüsse zu wollen. Die Wasser Rahmen - Richtlinie (WRRL), Europas wichtigstes Gesetz zum Schutze des Wassers, ist das gesetzliche Instrument um einen guten ökologischen Status der Flüsse und Seen zu erreichen. Aber das genügt nicht um das Ziel zu erreichen. Es ist wesentlich, die Bevölkerung für das Vorhaben zu gewinnen. Ohne breite öffentliche Unterstützung aus ganz Europa, wird die Wasser Rahmen Richtlinie niemals umgesetzt werden können.

Initiative am Rhein dazu:

Die Europäische Union hat festgelegt, dass alle Flüsse bis zum Jahr 2015 wieder einen "guten ökologischen Zustand" erreichen sollen. Das heißt zum Beispiel, dass wir an gesicherten Stellen auch im Rhein wieder unbesorgt schwimmen können. Wir finden das gut. Sie auch?

Es bleibt aber noch viel zu tun, damit unsere Flüsse wieder lebendig werden.

Der Big Jump ist ein Projekt des European Rivers Network und wurde von Roberto Epple initiiert um dem Ziel der EU-Wasserrahmenrichtlinie, die Flüsse Europas in einen "guten ökologischen Zustand" zu versetzen, öffentlichen Nachdruck zu verleihen.

 

Institut für Geo und Umwelt macht Kläranlage fit für Europa

Pressemitteilung Hochschule Biberach, 15.07.2005

In einem Gutachten nimmt das Institut für Geo und Umwelt der Hochschule Biberach eine Kläranlage im rumänischen Klausenburg unter die Lupe und stellt Empfehlungen für bauliche Erweiterungen und betriebliche Optimierungen auf, damit die Anlage zukünftig EU- Richtlinien erfüllt - und damit eine Vorbildfunktion für weitere Anlagen in Rumänien.

Die Kläranlage der 400 000 Einwohner-Stadt ist eine mechanisch-biologische Anlage, die das Abwasser der Stadt in einer Belebungsstufe durch die Verfahrensstufen Nitrifikation und Denitrifikation behandelt. Das bei der Schlammfaulung anfallende Klärgas wird zur Energiegewinnung genutzt. Grund für die Untersuchungen ist eine im Augenblick nicht stabile Reinigungsleistung der Kläranlage. Ursachen hierfür könnten bei betrieblichen Problemen der Schlammführung in der Anlage und bei Defiziten beim Sauerstoffeintrag liegen, was zu Überschreitungen von Überwachungswerten im Auslauf der Kläranlage führt, so die Einschätzung des Institutes. Zudem sei die Nachklärung zu klein ausgelegt.

Das Gutachten des Institutes für Geo und Umwelt soll bis Ende des Jahres die Möglichkeiten einer sinnvollen Sanierung aufzeigen. Gefördert wird das Projekt durch die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), initiiert wurde es vom Zweckverband Klärwerk Steinhäule Ulm, mit dem das Institut bereits in einem Forschungs-Projekt zur Verbesserung der Gewässergüte durch Aktivkohle zusammenarbeitet. Beide Projekte laufen unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Helmut Kapp, Leiter des Labors für Siedlungswasserwirtschaft im Institut für Geo und Umwelt. Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern sichtet er derzeit die vorhandenen Daten (Betriebstagebücher) und Pläne der Anlage; bei einem ersten Besuch hat das Team die Anlage bereits besichtigt und Messungen sowie Untersuchen vorbereitet, die bei einem zweiten Vororttermin vorgenommen werden sollen. So werden beispielsweise Sauerstoffeintragsmessungen in den Belebungsbecken durchgeführt, um zu prüfen, wie leistungsfähig das installierte Belüftungssystem ist. Schließlich soll die Kläranlage Klausenburg nach deutschen Standards überrechnet werden. Diese Ergebnisse werden für Kapp und seine Mitarbeiter Grundlage für die nötigen Maßnahmen sein, um Anlage und Betrieb fit zu machen für Europa. Die Kläranlage soll als Modellanlage und somit als Vorbild für weitere Anlage in Rumänien dienen.

 

Spree soll Badequalität bekommen

Die Welt 15.7.2005

Nach neuer Studie könnte Wasser bis 2011 erheblich sauberer werden

von Kai Ritzmann

Immer wenn es kräftig regnet, ereignet sich in der Berliner Innenstadt Unappetitliches. Dann strömen die Wassermassen, vermengt mit dem gemeinen Abwasser, in Überlaufbecken und von dort aus direkt in die Spree. Und wenn sich dies im Sommer zuträgt, wird zugleich der schöne Traum von einer Spree, in der man ohne weiteres schwimmen gehen könnte, hinweggespült. Dann geht eine konkrete Utopie blamabel baden.

Damit es nicht beim Träumen bleibt, hat nun das Projekt "Spree 2011" Pläne vorgestellt, wie die Spree bis zum Jahr 2011 so sauber werden könnte, daß in ihr vom Kinde bis zum Greis den Menschen wieder das Baden gestattet wird. Vor allem die zwei stärksten Verunreiniger müßten einer gründlichen Veränderung unterzogen werden. Zum einen belasten die Abwässer des östlich von Berlin gelegenen Klärwerks Münchehofe ständig die Spree, zum anderen verursacht bei starken Niederschlägen eben jene noch aus dem 19. Jahrhundert stammende Mischkanalisation eine Einleitung des ganzen städtischen Unrats in den Fluß. ...  [weiter]

 

Bio-Brennstoffzelle reinigt Abwasser und erzeugt Wasserstoff

von Dörte Saße

Die Welt 14.7.2005

Eine neuartige Bio-Brennstoffzelle macht Furore: Bakterien in ihrem Inneren reinigen erstens hindurchströmendes Abwasser auf und produzieren zweitens Wasserstoff - viermal soviel wie andere Zersetzungsprozesse durch Mikroorganismen. Das Geheimnis der Entwicklung ist der Ausschluß von Sauerstoff und das Anlegen einer schwachen elektrischen Spannung: Während bei einer typischen Fermentation durch Bakterien organische Reste übrigbleiben, werden die Kohlehydrate hier dank Sauerstoffmangels und angelegter Spannung komplett in Kohlendioxid und Wasserstoff zerlegt. Dies steigert die Wasserstoff-Ausbeute so enorm. ... [weiter]

 

Die neueren Rohre sind häufiger kaputt

Wiesbadener Kurier 14.07.2005

TAUNUSSTEIN Millionen Euro werden im Untertaunus in den kommenden Jahren vergraben: Nach einer Verordnung müssen die Kommunen ihre Kanalnetze innerhalb eines bestimmten Zeitraums in Ordnung bringen.

Von Hannelore Wiedemann

Es gibt Kanäle, die sind so kaputt, dass selbst das Wägelchen mit der Kamera stecken bleibt. In der Bleidenstadter Stiftstraße zum Beispiel: Da ging es bei der Kanalbefahrung plötzlich nicht mehr vor und zurück; schließlich musste die Straße aufgegraben werden, um die Kamera aus dem zertrümmerten Rohr wieder herauszuholen.

Bei solch schweren Schäden leuchtet bei den Verantwortlichen natürlich sofort ein "rotes Licht" auf: Sofortiger Handlungsbedarf, so schreibt es das Gesetz vor, ist immer dann gegeben, wenn Abwässer im Untergrund versickern könnten. Im Taunussteiner Stadtgebiet sind 120 Kilometer Rohre vergraben, für deren Unterhaltung die Stadt zuständig ist. Die liegen meist unter Straßen, und werden durch die Erschütterungen vom Verkehr naturgemäß stärker belastet als Rohre, die unter Wiesen verlaufen. ... [weiter]

 

Spanien: »Krieg« um Wasser

8.7.2005 - junge welt - Ralf Streck, Donostia-San Sebastian

Konflikt zwischen spanischen Regionen um Ableitungen aus Flüssen spitzt sich zu. Differenzen auch mit Portugal

»Wir befinden uns in einem langen Krieg«, sagte der Präsident der spanischen Region Kastilien-La Mancha, José María Barreda, zum jetzt heftig ausgebrochenen Konflikt um die nationalen Wasserressourcen. »Wir werden ihn gewinnen, weil wir Recht haben und uns die Daten unterstützen«, fügte Barreda mit Blick auf die Forderungen der südspanischen Region Murcia an. Vor allem zwischen diesen beiden Regionen kocht der Kampf ums Wasser, der angesichts der extremen Dürre auf der iberischen Halbinsel immer stärker wird, derzeit hoch.

Konkret geht es um die vorgesehene Umleitung von Teilen des Wassers des Tajo (portugisisch Tejo) nach Südspanien. Statt in Richtung Portugal zu fließen, soll es über den Fluß Segura nach Südspanien umgeleitet werden, um die dortigen Bedürfnisse zu befriedigen. Vor allem die Stauseen, die vom Segura gespeist werden, weisen dieses Jahr ein extrem dürftiges Bild auf: Sie sind derzeit gerade noch zu 16 Prozent gefüllt. ... [weiter]

 

Umweltgenomik: Wo Genomik und Ökologie sich treffen

Pressemitteilung Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie 7.07.2005

Was steckt hinter all den Sequenzen der Genome von Mikroorganismen? Bioinformatiker haben in den letzen Jahren mit leistungsvollen Computerprogrammen die Werkzeuge geschaffen, mit denen es möglich ist, aus der wenig informativ erscheinenden Abfolge der Bausteine C, G, A und T die darin gespeicherte Information herauszufiltern. Das flexible Lesen dieser Grundbausteine des Lebens ermöglicht es den Organismen, ihren Stoffwechsel optimal an die Lebensbedingungen ihrer Umwelt anzupassen. Dieser neue Forschungszweig nennt sich Bioinformatik und mit seiner Hilfe hat die Wissenschaft in den letzten Jahren bei der Entschlüsselung des Lebens große Fortschritte gemacht. 14 Wissenschaftler aus Frankreich, Spanien und Deutschland trafen sich im Juli 2005 für zwei Wochen am Bremer Max-Planck-Institute für marine Mikrobiologie, um das bioinformatische Handwerkszeug zu lernen. Sie wollen anhand der Genome dreier mariner Mikroorganismen die spezifische Anpassungen, Stoffwechselwege und Enzyme studieren Dieses Treffen hat die Arbeitsgruppe Mikrobielle Genomik am Bremer Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie im Rahmen eines von der EU geförderten Projekts organisiert. Die Europäische Union unterstützt im 6. Rahmenprogramm so genannte "Networks of Excellence", eines davon ist das Marine Genomics Europe Projekt. Zwei der Mikroorganismen, deren DNA-Sequenzen jetzt analysiert werden, gehören zu der Gruppe Bacteroidetes, die wiederum auf den Abbau von langkettigen Molekülen in marinen Systemen spezialisiert sind. Der dritte Organismus gehört zu den gamma-Proteobakterien und konnte aus der Nordsee isoliert werden, wo er sehr häufig in der Wassersäule vorkommt. Unterstützung bekommen die Forscher von vielen Seiten. Das französische Genomsequenzierungszentrum Genoscope und das J. Craig Venter Institute stellte die DNA-Sequenzen zur Verfügung, weitere Fördermittel kommen von der Gordon und Betty Moore Foundation.

Frank Oliver Glöckner, Gruppenleiter am Bremer Max-Planck-Institut, ist optimistisch:" Dieses Projekt ist ein Beitrag zu den internationalen Bestrebungen, die Artenvielfalt und Rolle der marinen Mikroorganismen mit den Methoden der Genomik und Metagenomik zu untersuchen".

 

Uni DuE: Wassermanagement und Wirtschaftsinformatik: neue gestufte Studiengänge zum Wintersemester

Pressemitteilung Universität Duisburg-Essen, 4.07.2005

Gleich zwei gestufte Studiengänge starten zum kommenden Wintersemester an der Universität Duisburg-Essen, darunter der Bachelor-Studiengang Wirtschaftsinformatik und der internationale Master-Studiengang Transnational ecosystem-based Water Management (TWM), den die Uni DuE gemeinsam mit der niederländischen Partneruniversität in Nimwegen anbietet.

Im TWM-Studiengang ist die Aufnahmekapazität auf 25 Studienplätze begrenzt. Wer die Zulassungshürde nimmt, beginnt sein Studium am 15. September in Nimwegen. Der Studienort wechselt semesterweise zwischen Deutschland und den Niederlanden. Für den Studiengang Wirtschaftsinformatik muss man sich bis zum 15. Juli über die ZVS (Sonnenstr. 171, 44137 Dortmund) bewerben.

Die zweijährige TWM-Ausbildung soll die Absolventen auf den internationalen Markt vor allem im Bereich der ökologischen Wasserwirtschaft, des Wassermanagements und der Umsetzung entsprechender EU-Richtlinien vorbereiten. Studieninteressierte sollten über einen natur- oder ingenieurwissenschaftlichen ersten Studienabschluss (Bachelor, Master, Diplom oder vergleichbarer internationaler Abschluss) verfügen und über ausreichende Englischkenntnisse verfügen.

Der Bachelor-Studiengang Wirtschaftsinformatik wird nach sechs Semestern mit dem Grad des "Bachelor of Science'' abgeschlossen. Es werden vor allem solche Kompetenzen vermittelt, die für Führungsaufgaben auf der operativen Ebene benötigt werden. Im Mittelpunkt stehen Analyse, Planung, Entwurf, Realisierung und Management betrieblicher Informations- und Kommunikationssysteme.

 

Massensterben der Fische in Berliner Gewässern

Die Welt 4.7.2005

Tausende von Fischen ersticken wegen Fäkalieneinleitung und Hitze - Kein Geld für Belüftungsschiff

Der Anblick schlägt auf das Gemüt: Tausende Karpfen, Aale, Flußbarsche und Plötzen trieben gestern mit dem Bauch nach oben in Landwehrkanal und Spree. Bei Feuerwehr und Polizei liefen die Telefone heiß, denn zahlreiche Spaziergänger und Anwohner meldeten die Kadaver. Der Grund für das Massensterben: Die Tiere erstickten, weil gärende Fäkalien dem Wasser den für die Fische lebensnotwendigen Sauerstoff entzogen. Der Tod kündigte sich in der Nacht zu Sonnabend mit Sturzregen an. "Wegen der hohen Niederschlagsmengen liefen die Auffangbecken der Kanalisation über", erklärt Polizeioberkommissar Andreas Neuber von der Wasserschutzpolizei. In der Innenstadt-Kanalisation fließen Abwässer und Regenwässer im Mischsystem durch dieselben Rohre. Bei Überflutung wird folglich auch das Abwasser planmäßig in Berliner Gewässer abgeleitet. Dadurch geraten große Mengen an Fäkalien in Landwehrkanal und Spree. "Diese sind seit Sonnabend wegen der starken Hitze gegärt. Bei dem Prozeß wird Sauerstoff verbraucht - der fehlt dann den Fischen zum Atmen." Besonders prekär ist die Situation im Landwehrkanal, weil dort der Wasserstand niedrig ist und das Wasser entsprechend langsam fließt. ... [weiter]

 

Der Ozean wird saurer

Pressemitteilung Leibniz-Institut für Meereswissenschaften, Kiel, 01.07.2005

"Der Kohlendioxid-Ausstoß muss deutlich gesenkt werden, sonst ist die fortschreitende Ansäuerung der Ozeane nicht mehr aufzuhalten." Das fordert ein Bericht der britischen Royal Society, der jetzt veröffentlicht wurde. Die Ansäuerung der Meere könnte unvorhersehbare Folgen für die marine Flora und Fauna, das globale Klima und letztendlich auch für die Menschen haben.

Die meisten von uns kennen den "pH-Wert" vermutlich noch aus dem Chemieunterricht, geradezu inflationär gehandelt wurde der Begriff vor einigen Jahren in der Werbung für Waschlotionen und Hautcremes. In den kommenden Jahrzehnten könnte der pH-Wert allerdings in einem ganz anderen Zusammenhang Aufsehen erregen. In den oberen und artenreichen Regionen der Ozeane herrscht derzeit ein pH-Wert von 8,2. Der Bericht der internationalen Arbeitsgruppe prophezeit jedoch, dass er bis zum Jahr 2100 um bis zu 0,5 Einheiten gesunken sein wird. Der Wert läge damit zwar immer noch im alkalischen Bereich, doch welche Folgen diese Verschiebung in die saure Richtung für die empfindlichen marinen Ökosysteme konkret haben würde, ist im Moment noch nicht abzusehen. Verantwortlich für die Ansäuerung der Ozeane ist das Treibhausgas Kohlendioxid. Die Ozeane nehmen es aus der Atmosphäre auf wie ein Schwamm, im Meerwasser wird es gelöst und bildet dabei Säure. Gegenwärtig zieht der Ozean jährlich für jeden auf der Erde lebenden Menschen circa eine Tonne Kohlendioxid aus der Atmosphäre, der pH-Wert ist dadurch bereits heute schon leicht gesunken. Neben Klimawandel liefert damit die Ansäuerung der Ozeane ein weiteres und dringliches Argument zur Reduzierung des globalen Ausstoßes von Kohlendioxid. Ein Argument, das der Leiter der Arbeitsgruppe, Professor John Raven von der schottischen University of Dundee, den Regierungschefs aus aller Welt ans Herz legen möchte, die sich nächste Woche zum G8-Gipfel treffen werden. "Werden die Emissionen nicht erheblich vermindert" so Raven, "wird es in den Ozeanen der Zukunft keinen Platz mehr geben für viele der Arten und Ökosysteme, die wir heute kennen."

Meereslebewesen wie Korallen, Muscheln, Seeigel und Seesterne werden wahrscheinlich am meisten leiden, denn der höhere Säuregrad macht es ihnen schwer, ihre harten Skelette und Schalen aus Kalziumkarbonat zu formen und zu erhalten. Klimawandel und Ansäuerung der Ozeane gemeinsam, das zeigen selbst die gemäßigten Vorhersagen aus dem Bericht der Royal Society, könnten dazu führen, dass Korallen an tropischen und subtropischen Riffen wie dem Great Barrier Reef bereits im Jahr 2050 stark dezimiert sein werden. Das hätte schwerwiegende Folgen nicht nur für unzählige andere Arten, die an und in den Riffen leben, sondern auch für die Menschen in ihrer Nachbarschaft, die direkt oder indirekt von ihnen abhängen, sei es als Nahrungsmittel, als Touristen-Attraktion oder als Schutz der Küsten vor Bedrohungen wie Tsunamis.

Seit Millionen von Jahren hat sich die Chemie der Meere nicht so rasant verändert wie heute. "Wir wissen schlicht und ergreifend nicht", sagt Professor Ulf Riebesell vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften IFM-GEOMAR in Kiel, "ob die Lebewesen in den Meeren - die ja ohnehin schon durch den allgemeinen Klimawandel beeinträchtigt sind - auch noch diese Veränderung verkraften können." Riebesell ist der einzige deutsche Wissenschaftler in der Arbeitsgruppe der Royal Society. In seinen Untersuchungen hat er Plankton verschiedenen Kohlendioxidkonzentrationen ausgesetzt und deren Entwicklung beobachtet. Er konnte sehen, was für viele Planktonarten - Nahrungsgrundlage für alles Leben im Meer - vermutlich Ende dieses Jahrhunderts schon Realität sein wird. Das Plankton ist dann nicht mehr in der Lage, seine schützende Struktur aus Kalziumkarbonat zu bilden. Welche Konsequenzen das für die gesamten marinen Nahrungsnetze, die Produktivität und Biodiversität im Meer haben wird, ist im Moment noch nicht abzusehen.

Ozean, Atmosphäre, Biosphäre - in der Natur hängt alles voneinander ab und beeinflusst sich gegenseitig. Wird nur an einem einzigen Rädchen dieses komplexen Systems gedreht, kann das weitreichende Folgen für alle anderen Teile haben. Auch wenn das Ausmaß des Risikos noch nicht abzuschätzen ist, die Empfehlung der Royal Society ist deutlich: Die Kohlendioxid-Emissionen müssen gesenkt werden. So schnell und so weitreichend wie irgend möglich, denn der Bericht macht deutlich, dass durch das Treibhausgas nicht nur unser Klima, sondern auch unsere Ozeane auf dem Spiel stehen.

Impressum / Datenschutzerklärung