Januar 2008

Wasser-/Abwassernachrichten

(News-Archiv)

Wie man Wärme aus dem Trinkwasser holt

ln-online.de, 30.01.2008

Die Gemeinde Börnsen holt zum nächsten Schlag gegen die großen Energieversorger aus: In Zukunft soll dem Trinkwasser, das etwa mit zehn Grad aus der Erde kommt, die Wärme entzogen werden, um daraus Energie zu erzeugen. "Wir rechnen mit einer Menge von 350 Megawattstunden pro Jahr", erklärt Joachim Reuland, der Geschäftsführer der Gas- und Wärmedienst Börnsen GmbH (GWB). Reuland hatte vor 16 Jahren mit einigen Mitstreitern den Energiekreis gegründet, aus dem die GWB entstanden ist. Seitdem macht der Energiezwerg den Großkonzernen mit Innovationen das Leben schwer.

"Diese Art der Energiegewinnung funktioniert ganz simpel", berichtet Bürgermeister Walter Heisch (SPD): "An der Zuleitung unseres Brunnens in den Wasserspeicher wird ein Wärmetauscher angeflanscht, der das Wasser vor der Speicherung bis auf drei Grad abkühlt. Den Kunden entstehe kein Nachteil, das Wasser sei bis zur Nutzung in den Haushalten wieder aufgewärmt. Ein Kompressor ändert den Aggregatzustand des Wassers, filtert so die überschüssige Wärmeenergie heraus. Reuland: "Große Investitionen sind dazu nicht erforderlich, denn das Wasser fördern wir sowieso, und den Gasmotor, der den Kompressor antreibt, haben wir auch in unserem Heizwerk. Weil wir vor allem nachts arbeiten wollen, optimieren wir sogar den Wirkungsgrad unserer Stromerzeugung in den Blockheizkraftwerken." (...)

Das Ziel der Gas- und Wärmedienst Börnsen GmbH ist klar: "Wir wollen unseren Bürgern so günstig und so ökologisch wie möglich Energie zur Verfügung stellen", berichtet Bürgermeister Heisch. Dabei kämpft das kleine lokale Energieunternehmen gegen den Branchen-Primus E.on Hanse und ist mit seiner Kreativität noch längst nicht am Ende. "Wir brüten ständig an neuen Konzepten", sagt GWB-Geschäftsführer Reuland.(...) [weiter]

 

Deutsche helfen China beim "hausgemachten" Wasser-Problem

DW-WORLD.DE, 29.01.2008

Das rasche Wirtschaftswachstum und die Wasserverschmutzung fordern ihren Tribut: Das Trinkwasser wird knapp in China. Doch Experten entdecken erste Anzeichen für ein Umdenken. Davon profitieren auch deutsche Unternehmen.

Eigentlich dürfte in China überhaupt keine Wasserknappheit herrschen. Schließlich verfügt das Land über die viertgrößten Trinkwasserreserven der Welt. Trotzdem kommt es immer wieder zu ernsthaften Versorgungsengpässen. Laut Elizabeth C. Economy, Direktorin für Asiatische Studien am Council on Foreign Relations in New York, verfügten sogar 440 von 600 chinesischen Städten dauerhaft über zu wenig Wasser.

"Nachhaltiges Wassermanagement" lautet deshalb das neue Zauberwort. Einer der wichtigsten Vertreter des Konzepts ist Wolfgang Geiger, der sich als Unesco-Chair seit den 1990er Jahren für ein Umdenken in punkto Wasserschutz vor Ort engagiert. Und das mit zunehmendem Erfolg, so scheint es. Bei Gesprächen mit Regierungsvertretern bemerke er eine "größere Offenheit" als früher, als an Kritiker noch "Maulkörbe" verteilt wurden, betont Geiger. (...)

Dabei verfügt China bereits über eines der schärfsten Umweltgesetze der ganzen Welt - "gerade im Bereich Wasserschutz", ist Unesco-Experte Geiger überzeugt. Tatsächlich wurde schon 1988 ein Gesetz zum Schutz des Wassers erlassen. Bei der jüngsten Novellierung orientierte man sich an der Umweltgesetzgebung in Kanada und Nordeuropa. "Nur mit der Umsetzung hapert es.", so Geiger. Misswirtschaft und Korruption, aber auch die personell schwache Besetzung der Umweltbehörde SEPA mit rund 220 Beamten auf nationaler und einigen Tausend auf Provinzebene stehen dem im Wege.

Doch der Druck auf die Regierung wächst; selbst die chinesischen Medien sind sensibilisiert: "In quasi jeder zweiten 'China Daily'-Ausgabe geht es um ein Wasserproblem - sei es Überflutung, Knappheit oder Verschmutzung“, weiß Wasserschutz-Experte Geiger zu berichten.

Dabei sind an der Wasserknappheit Chinas nicht nur die schwierigen klimatischen Bedingungen, sondern vor allem die Jahrzehnte ungebremsten Wirtschaftswachstums schuld. Denn nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch die chinesische Industrie arbeitet hochgradig ineffizient: "Hier werden im Durchschnitt bis zu 20 Prozent mehr Wasser verbraucht als in den Industrieländern", betont China-Expertin Economy.

Die Umweltverschmutzung verschärft das Problem weiter: "70 Prozent der chinesischen Flüsse sind schlimm verschmutzt. Insofern ist die Wasserknappheit ein hausgemachtes Problem", sagt Geiger. Allerdings ist das Ausmaß der Wasserverschmutzung schwer zu beziffern. Die Angaben sind so unterschiedlich wie ihre Quellen. (...)

Chinesische Medien sind da deutlich kritischer: Laut der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua leidet der Jangtse unter einer Rekordverschmutzung: Allein im vergangenen Jahr seien 30,5 Milliarden Tonnen Abfälle aus Industrie, Landwirtschaft und Privathaushalten in den Strom gelangt. Durch den Drei-Schluchten-Staudamm wurde der Fluss zu einer Art "riesigen Toilettenschüssel", kritisieren Umweltschützer. Mit der Flutung waren Müll, Überreste von Städten und Dörfern, Deponien, Fabriken und Friedhöfe in dem Wasserreservoir untergegangen. (...)

Das Interesse an neuen Technologien zur umweltfreundlichen Wasseraufbereitung und -entsorgung sowie zum ressourcenschonenden Verbrauch ist dementsprechend groß. (...)Deutschland ist laut Jutta Ludwig von der Deutschen Außenhandelskammer in Bejing der größte europäische Investor in China. Viele Unternehmen seien auch im Bereich der Wasseraufbereitung tätig. Ein lukratives Geschäft - vielleicht auch für die Umwelt: Bis 2010 will die chinesische Regierung rund 140 Milliarden Euro unter anderem für den Bau von 1000 neuen Wasserreinigungsanlagen bereit stellen. [weiter]

 

Kläranlagen leisten einen Beitrag zum Klimaschutz
Bei der Abwasserreinigung können Städte und Gemeinden viel Energie sparen

Umweltbundesamt.de, 28.01.2008

Die mehr als 10.000 kommunalen Kläranlagen in Städten und Gemeinden brauchen viel Energie: Sie sind für durchschnittlich fast 20 Prozent des Stromverbrauchs aller kommunalen Einrichtungen verantwortlich. (...) Ein neues Forschungsprojekt des Umweltbundesamtes (UBA) zeigt, mit welchen Maßnahmen Kläranlagen zum Klimaschutz beitragen können – und zwar, ohne Reinigungsleistung und Betriebssicherheit zu beeinträchtigen.

Die größten Stromfresser bei der Abwasserbehandlung sind die Belüftungsanlagen des Belebungsbeckens. Dort geschieht - unter Zufuhr von Sauerstoff aus der Luft - der biologische Abbau der Schadstoffe. Der Stromverbrauch der Belüfter könnte durchschnittlich um 30 Prozent sinken (...).

Viel Energie schlummert auch im Klärschlamm: Aus ihm können die Kommunen Faulgas gewinnen, aus dem sie in Blockheizkraftwerken Energie erzeugen können. Die Faulgasnutzung lohnt sich vor allem in großen Kläranlagen mit mehr als 10.000 angeschlossenen Einwohnerinnen und Einwohnern. Kläranlagenbetreiber nutzen Faulgase zum Teil schon heute; eine optimale Betriebsführung kann die Energieausbeute jedoch annähernd verdoppeln. (...)

Das Wasserhaushaltsgesetz fordert den Einsatz energiesparender Technik bei der Abwasserreinigung: Für die Kommunen bieten sich gute Chancen, dem gerecht zu werden. So freuen sich das Klima und der Kämmerer.

Die wichtigsten Ergebnisse des Forschungsprojektes „Steigerung der Energieeffizienz kommunaler Kläranlagen“ finden sich unter http://www.umweltbundesamt.de/wasser-und-gewaesserschutz/abwasser/fg-energie.htm. [weiter]

 

Mehrere Brunnen verunreinigt
Erhöhte Werte bei Fungizid-Abfallprodukt

wiesbadener-kurier.de, 25.01.2008

In mehreren Brunnen in Rüdesheim, Geisenheim, Winkel und Eltville ist im Sommer 2007 Dimethylsulfamid (DMSA) festgestellt worden. Da es sich um ein Fungizid-Abfallprodukt handelt, dürfen die Brunnen nur noch mit Ausnahmegenehmigung betrieben werden.

(...) Für Trinkwasser, das aus Rohwasser aufbereitet wird, legt die Trinkwasserverordnung einen Grenzwert von 0,1 Mikrogramm/Liter für sämtliche Pflanzenschutzmittel fest. Daran orientiert man sich auch bei DMSA, obwohl dessen Giftigkeit noch nicht wissenschaftlich festgestellt worden ist. Der Trinkwasser-Grenzwert sei ein Vorsorgewert, bei dessen Überschreiten noch keine Gesundheitsgefährdung eintreten müsse, betonte der zuständige stellvertretende Amtsarzt des Kreisgesundheitsamtes Hans-Joachim Lahr. Der gesundheitliche Orientierungswert liegt laut Lahr bei 1,0 Mikrogramm/Liter.

Für einen Zeitraum von drei Jahren könne nach den Vorgaben des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit sogar der so genannte Maßnahmewert von zehn Mikrogramm/Liter geduldet werden. Auf dieser Basis hat das Kreisgesundheitsamt den Rheingauer Wasserversorgern eine Ausnahmegenehmigung für drei Jahre erteilt. Auflage ist, dass der Eintrag des Fungizids verhindert wird. Das allerdings ist nicht kontrollierbar. Das Bundesamt hat zwar im Februar 2007 angeordnet, dass Fungizide mit dem Wirkstoff Tolylfluanid nicht mehr vertrieben und verwendet werden dürfen, doch es ist nicht auszuschließen, dass Restbestände noch ausgebracht werden.

Der Weinbauverband, mit denen die Wasserversorger seit längerem eine Kooperation abgeschlossen haben, sei informiert worden, sagte Geschäftsführer Claus. Er appellierte an die Winzer, das Fungizid nicht weiter zu verwenden. (...) Man geht aber davon aus, dass die Grenzwerte nach drei Jahren unterschritten werden.

Obwohl die ersten Messergebnisse, zumindest des Rohwassers, von August 2007 stammen, haben weder Gesundheitsamt noch Wasserversorger die Verbraucher bisher informiert. (...)

Eine Information für die Verbraucher sei in der vergangenen Woche ausgearbeitet worden, sagte der Geschäftsführer der Wasser GmbH. Man habe sie aber erst veröffentlichen wollen, nachdem man erneut Wasserproben untersucht habe. (...) [weiter]

 

Wasser – eine unverzichtbare Ressource

HANDELSBLATT, 24.01.2008

Die Süßwasserreserven der Welt geraten unter Druck – Grund genug für die Organisatoren des WEF, dieses Problem zum Schwerpunktthema zu machen. Denn der Kampf ums Wasser verschärft sich durch Bevölkerungswachstum und Klimawandel gerade in trockenen Regionen dramatisch. Damit steigt die Gefahr politischer Konflikte.

Dabei rinnt nur der geringste Teil durch die Kehlen der Durstigen oder wird zum Waschen und Kochen verwendet. Nach den Berechnungen des Münchener Geografen Wolfram Mauser braucht die Nahrungsmittelproduktion etwa 30-mal so viel, rund 1200 Kubikmeter pro Person und Jahr. Die Industrie benötigt zwar weniger als ein Zehntel des landwirtschaftlichen Bedarfs, ihr Anteil steigt aber rapide an. (...)

Die Bemühungen zur Effizienzsteigerung in der Wassernutzung konzentrieren sich daher vor allem auf die landwirtschaftliche Bewässerung. Etwa die Hälfte des auf die Felder gebrachten Wassers verdunstet, ohne den Nutzpflanzen zugute zu kommen. Vor allem kommt es darauf an, effizienter zu bewässern. Die israelische Landwirtschaft ist hier vorbildlich. Felder werden nicht besprengt, sondern im Boden verlegte Leitungen bringen Wasser tröpfchenweise direkt an die Wurzeln. (...)

Die Notwendigkeit zum Wassermanagement führt zu ungewöhnlichen Allianzen: Das gerade in diesen Tagen unter einer Dürreperiode leidende China hat vor wenigen Wochen mit Algerien ein Kooperationsabkommen geschlossen. Beide Länder wollen Erfahrungen in der Pflanzenzucht und der Wiedergewinnung vertrockneter Gebiete austauschen.

Der weltweite Wasser-Verbrauch zur Nahrungsmittelproduktion könnte sich nach Mausers Einschätzung in 60 Jahren verdoppeln. Dann wären rund 40 Prozent des Wasserkreislaufs auf dem Festland vom Menschen kontrolliert. Was das für die Natur und den Wärmehaushalt der Erde bedeutete, ist kaum abschätzbar. Mauser betont daher, dass Wasser nicht nur als Wirtschaftsgut gesehen werden darf. „Es ist die Voraussetzung für die Funktionstüchtigkeit des Lebenserhaltungssystems der Erde.“ [weiter]

 

Die Regen-Energie

wissenschaft.de, 24.01.2008

Französische Forscher können aus Regenschauern elektrischen Strom erzeugen: Die fallenden Regentropfen treffen auf eine spezielle druckempfindliche Oberfläche, die einen Teil der Bewegungsenergie in Strom umwandelt. Die gewonnene elektrische Energie ist zwar winzig, mit ihr könnten jedoch kleine kabellose Geräte oder Sensoren betrieben werden, hoffen die Forscher um Jean-Jacques Chaillout von der französischen Atomenergiebehörde CEA in Grenoble. So könnte sich beispielsweise der Regensensor im Auto, der die Scheibenwischer einschaltet, selbst mit Strom versorgen. Auch autarke Sensoren zur Umweltbeobachtung könnten ihre Versorgungsenergie im Regen sammeln. (...) [weiter]

 

Europameister im Wassersparen

n-tv.de, 22.01.2008

Die Deutschen gehen im Vergleich zu ihren Nachbarn in Europa am sparsamsten mit Wasser um. Der tägliche Verbrauch liege durchschnittlich bei rund 125 Litern Trinkwasser, berichtete Peter Rebohle, Vizepräsident des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), bei der Eröffnung der wasserwirtschaftlichen Tagung "wat 2008" in Augsburg.

In Frankreich würden täglich etwa 164 Liter, in England rund 168 Liter Trinkwasser je Einwohner verbraucht. Es folgen die Schweiz mit 237 Litern und Italien mit 242 Litern Trinkwasser pro Tag. In den USA liege der Vergleichswert bei 295 Litern Wasser. (...)

Seit 1990 sei der Wasserverbrauch um rund 22 Liter oder 15 Prozent gesunken. Dadurch sei Deutschland zum "Europameister im Wassersparen" geworden. [weiter]

 

Gift-Skandal ist längst nicht ausgestanden

welt.de, 20.01.2008

Zwei Jahre sind mittlerweile vergangen, seit bekannt wurde, dass sich im Wasser der Ruhr die krebserregende Chemikalie PFT befindet. Bislang ließ das NRW-Umweltministerium verlauten, dass das Gift überwiegend von einer Ackerfläche im Sauerland eingeschwemmt worden sei. Die Fläche war mit PFT-belastetem Klärschlamm gedüngt worden.

Recherchen der "Welt am Sonntag" und eine detaillierte Auswertung der PFT-Werte ergeben allerdings, dass ein Großteil des noch immer in der Ruhr befindlichen PFT aus Industriebetrieben der Region kommt - oder vielmehr: aus den Kläranlagen entlang der Ruhr, die die Industrie-Abwässer gemäß Vertrag eigentlich reinigen müssten. Verantwortlich für die Verunreinigung ist also der Betreiber der Kläranlagen: der Ruhrverband. (...)

Für weitere PFT-Verschmutzungen sind vermutlich weitere verseuchte Äcker entlang der Ruhr die Ursache. Genaue Aussagen sind dazu nicht möglich, das Umweltministerium hält die Daten zu den einzelnen Flächen unter Verschluss. Firmen, die ihre Abwässer direkt, ohne den Weg durch eine Kläranlage, in die Ruhr oder ihre Zuflüsse leiten, gibt es nach Auskunft des Umweltministeriums nicht.

Bislang wurden die PFT-Werte aus den einzelnen Ruhrklärwerken vom Umweltministerium geheim gehalten. Erst nach einer Auskunftsklage der "Welt am Sonntag" vor dem Verwaltungsgericht Arnsberg veröffentlichte das Ministerium kurz vor Weihnachten eine Kläranlagen-Liste. Aus ihr soll hervorgehen, wie wirkungsvoll die Maßnahmen des Umweltministers Eckhard Uhlenberg waren. In einer Pressemitteilung sagte er: "Wir haben konsequent gehandelt." Die Einleitungen seien um 35 Prozent reduziert worden. Insgesamt würden nun weniger als 500 Gramm am Tag in die Ruhr gelangen.

Ein Blick in die Daten der Bezirksregierung Arnsberg zeigt, wie lückenhaft der Bericht des Ministers ist. So wurden aktuelle Messdaten in der Liste nicht berücksichtigt. Die Daten eines Klärwerks in Brilon-Scharfenberg, das durch PFT-Einleitungen aus dem verseuchten Acker im Sauerland besonders betroffen ist, wurden offenbar gelöscht. Klärwerke, in denen sich die Situation verschlechtert hatte, wurden auf Null-Emission gesetzt. Nur ein Beispiel: Im Klärwerk Werdohl stieg die PFT-Last im Dezember 2007 im Vergleich zum Jahresschnitt um rund 60 Gramm auf insgesamt 98,6 Gramm an. Die Tabelle des Umweltministeriums gibt hier 0 Gramm an. (...)

Stellenweise ist die Lage geradezu dramatisch. Aus den Datensätzen der Bezirksregierung Arnsberg geht hervor, dass an einem bestimmten Tag aus einer einzigen Kläranlage des Ruhrverbandes in Rahmedetal bei Altena am Ruhrzufluss Lenne rund 300 Gramm PFT eingeleitet wurden. Der Ruhrverband bestreitet die Zahlen. Die Bezirksregierung habe sich auf falsche Daten berufen. Stattdessen gab der Ruhrverband eine eigene Messung heraus, derzufolge am betreffenden Tag lediglich 80 Gramm in die Ruhr abgegeben worden seien.

Auf Nachfragen musste der Verband einräumen, dass er selbst die Rohdaten falsch benutzt habe. Es seien Werte per Telefon vom Klärwerk abgefragt und dann von Hand eingetragen worden. Dabei habe man die PFT-Fracht versehentlich mehr als halbiert. Jetzt gibt der Verband zu, dass an dem betreffenden Tag mindestens 170 Gramm PFT in die Ruhr geflossen seien. (...)

Ein Sprecher des Ruhrverbands sagte: "Es sind derzeit keine weitergehenden Maßnahmen auf den verbandseigenen Kläranlagen geplant, weil bereits die PFT-Konzentrationen im noch nicht aufbereiteten Rohwasser der Ruhr deutlich unter dem Zielwert von 0,0001 Milligramm pro Liter für das Trinkwasser liegen." Mit anderen Worten: Weil das Gift in der Ruhr verdünnt wird, müsse man nichts gegen seine Einleitung unternehmen. [weiter]

 

DEG finanziert Meerwasserentsalzungsanlage in Indien

presseportal.de, 10.01.2008

In Chennai, der viertgrößten Stadt Indiens, kann derzeit etwa ein Drittel der Wassernachfrage nicht gedeckt werden. Abhilfe schaffen soll eine Meerwasserentsalzungsanlage mit einer Kapazität von 100 Mio. Liter pro Tag, die derzeit 35 Kilometer nördlich der Stadt am Golf von Bengalen gebaut wird. Für dieses Vorhaben der Chennai Water Desalination Ltd. stellt die DEG - Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH ein langfristiges Darlehen in Höhe von 14 Mio. Euro bereit. Die gesamten Investitionskosten betragen rund 86 Mio. Euro.(...) Im August 2008 soll die Anlage fertig gestellt sein und eine bessere Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser gewährleisten.

Anteilseigner der Chennai Water Desalination Ltd. (CWDL) sind IVRCL Infrastructures & Projects Ltd., eines der führenden Bauunternehmen Indiens, und Befesa Construccion Y Technologia Ambiental S.A.U. (Befesa), die Nummer 1 der spanischen Wasserentsalzungsindustrie. Das indisch-spanische Joint-Venture hat im Rahmen einer Ausschreibung den Zuschlag für Bau und Betrieb der Anlage erhalten. Als erste private Meerwasserentsalzungsanlage dieser Größe und Kapazität hat das Vorhaben Modellcharakter.

Die DEG, einer der größten europäischen Entwicklungsfinanzierer, stellt CWDL langfristiges Kapital bereit und ermöglicht dadurch ein Projekt, das für die Trinkwasserversorgung von Chennai und der Provinz Tamil Nadu von entscheidender Bedeutung ist. CWDL wird ca. zehn Prozent der städtischen Nachfrage decken und die Versorgungssicherheit dadurch deutlich erhöhen. Dies erleichtert es der lokalen Wassergesellschaft, die Slums in der Chennai-Region kostenlos mit Trinkwasser zu versorgen. Der europäische Joint-Venture-Partner Befesa wird als Generalunternehmer sein breites Technologie- und Management-Know-how einbringen. Wie alle Projektunternehmen der DEG verpflichtet sich CWDL, die Umweltstandards der Weltbank einzuhalten. (...) [weiter]

 

50 Millionen für besseres Wasser

derwesten.de, 07.01.2008

Die Qualität des Essener Trinkwassers soll verbessert werden. Deshalb arbeiten künftig die Stadtwerke Essen und die Gelsenwasser AG enger zusammen. Gemeinsam investieren sie 50 Millionen Euro.

Investiert wird in moderne Filteranlagen und ein Neubauprojekt bei der Wasseraufbereitungsanlage in Überruhr. Dieses Wasserwerk der Stadtwerke Essen und die Gelsenwasser-Anlage in Essen-Horst werden bald zusammengeschaltet und im Verbund betrieben.

Die Bauarbeiten sollen im Frühjahr 2009 beginnen. Auf dem Gelände der Wasseraufbereitsanlage Überruhr entsteht ein neuer Gebäudekomplex mit u.a. einem 15 000 Kubikmeter großen Trinkwasserspeicher. Das Wasserwerk erhält zudem künftig drei neue Aufbereitungsstufen: ein Aktivkohle-Festbettfilter, eine zentrale physikalische Entsäuerung und die UV-Desinfektion. Das Ziel: hochwertiges, gesundes Trinkwasser. (...)

Ein Hintergrund für den zügigen Ablauf des Verfahrens: Das Wasserrecht der Stadtwerke Essen endet am 31. Dezember 2008. Für eine Fortschreibung des Vertrages hat die Bezirksregierung höhere Auflagen in Sachen Wasserqualität gemacht.

Neue Reinigungsverfahren sollen die Trinkwasserversorgung in Zukunft auch bei wachsendem Bedarf sicherstellen. Die Vorgaben der Trinkwasserverordnung , auch was die Chemikalie PFT betrifft, werden bereits heute voll erfüllt. (...) [weiter]

 

Abwasser kann zur Rechenaufgabe werden

Kölnische Rundschau, 04.01.2008

Die Kommunen in NRW dürfen bei der Festsetzung der Entsorgungsgebühren für Schmutz- und Niederschlagswasser nicht mehr den Frischwassermaßstab zur alleinigen Grundlage nehmen.

Das hat das Oberverwaltungsgericht Münster entschieden und damit ein früheres Urteil des Verwaltungsgerichtes Münster vom 27. Juli 2004 letztinstanzlich überstimmt. Die Richter des 9. Senates gaben der Berufungsklage einer Frau aus Stadtlohn (Münsterland) statt und hoben ihren Abgabenbescheid aus dem Jahr 2001 auf.

Die Klägerin hatte erfolgreich argumentieren können, dass die Berechnung der Entsorgungskosten für das Niederschlagswasser nach dem Trinkwasserverbrauch unzulässig sei, weil zwischen dem Verbrauch und dem von dem Grundstück in den Kanal eingeleiteten Regenwasser kein Zusammenhang bestehe. (...)

Für die Kommunen in NRW bedeutet das Urteil konkret, dass sie die Entsorgung des Schmutzwassers zwar nach wie vor nach dem Trinkwasserverbrauch bemessen dürfen. „Bei den Gebühren für das Niederschlagswasser sind sie jedoch fortan gehalten, auf die befestigte Grundstücksfläche zurückzugreifen“, erklärt Gerichtssprecher Martin Schnell.

Für viele Kommunen bringt das Urteil keine Änderungen mit sich, weil sie ihre Berechnungsmethoden bereits umgestellt haben. So werden beispielsweise bei den städtischen Entsorgungsbetrieben in Köln, Troisdorf, Bergisch Gladbach und Euskirchen schon seit geraumer Zeit Schmutz- und Regenwasser unterschiedlich abgerechnet. (...) [weiter]

 

Unreines Wasser: Bürgermeister muss zahlen

OÖnachrichten, 04.01.2008

Weil er seine Einwohner nicht rasch genug über mit Colibakterien verseuchtes Trinkwasser informiert haben soll, wurde der Bürgermeister von Windischgarsten zu einer Geldbuße verdonnert.

Anfang August 2006 hatte die Gemeindeärztin Bürgermeister Norbert Vögerl über Durchfallerkrankungen in der Gemeinde informiert, die womöglich durch verseuchtes Wasser verursacht worden seien. Drei Tage später erging bereits eine amtliche Mitteilung an die Gemeindebewohner, zwei weitere Tage später wurde offiziell informiert, dass tatsächlich Verunreinigungen durch Colibakterien festgestellt worden seien. Den Bürgern wurde geraten, das Wasser vorsorglich abzukochen.

Von dem verunreinigten Wasser waren damals rund 3500 Einwohner betroffen. (...)

Im September 2006 leitete die Staatsanwaltschaft Steyr allerdings Untersuchungen gegen die Windischgarstner Gemeindeorgane wegen möglichen Fehlverhaltens ein. Die Anklagebehörde stützt sich auf das Lebensmittelgesetz, wonach eine umgehende Information der Bevölkerung - etwa durch die Feuerwehr - gesundheitliche Gefährdungen früher verhindert hätte. (...) [weiter]

 

Stabile Tarife beim Wasser

net-tribune.de, 03.01.2008

Während bei Gas und Strom saftige Preiserhöhungen drohen, können die Verbraucher zumindest beim Wasser auf stabile Tarife hoffen. Für das Jahr 2008 sei mit weitgehend konstanten Gebühren im Bereich der Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung zu rechnen, erklärte der Deutsche Städte- und Gemeindebund (DStGB) am Donnerstag in Berlin. Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg führte zur Begründung «die stabile Gebührenentwicklung der vergangenen Jahre» an.

Landsberg zufolge stiegen die Trinkwasserpreise in Deutschland im Jahr 2007 im Vergleich zum Vorjahr um weniger als 1,5 Prozent. Die verbrauchsabhängigen Kosten pro Kubikmeter betrugen demnach im Bundesdurchschnitt etwa 1,70 Euro. (...)

Auch im Bereich der Abwasserentsorgung sei in Deutschland eine stabile Gebührenentwicklung zu beobachten, erklärte Landsberg. Die durchschnittliche Gebührenerhöhung habe 2005 und 2006 zirka 1,6 Prozent betragen. «Die Bürger mussten somit im Mittel lediglich 35 Cent für die Ableitung und Behandlung des Schmutz- und Niederschlagswassers pro Tag und Einwohner ausgeben.»

Untersuchungen hätten gezeigt, dass Wasser in Regionen mit vielen und kleinteiligen Wasserbetrieben fernab großer Konzerne oftmals am preisgünstigsten sei, sagte Landsberg. Dies mache deutlich, dass die Organisation und Kontrolle der Wasserversorgung in der Verantwortung der Kommunen am besten aufgehoben sei. (...)
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Wasser für die Ärmsten

Fraunhofer Gesellschaft, 02.01.2008

Wassermangel sorgt in weiten Teilen Afrikas und Asiens für große Not bei der Bevölkerung. Kleine dezentrale Wasseraufbereitungsanlagen mit autonomer Energieversorgung sollen helfen: Sie verwandeln salzhaltiges Meer- oder Brackwasser in sauberes Trinkwasser.

Große industrielle Anlagen zur Entsalzung von Meerwasser liefern täglich 50 Millionen Kubikmeter Frischwasser – vor allem in den Küstenstädten des nahen Ostens. Doch die Technik ist energieintensiv und komplex. Sie eignet sich nicht für die trockenen und halbtrockenen Gebiete in Afrika und Indien, wobei gerade hier die Versorgung mit Trinkwasser vor allem auf dem Land zunehmend schwieriger wird. (...)

»Unsere Anlagen basieren auf der Membrandestillation«, sagt Koschikowski vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesystem ISE in Freiburg. (...) »In unserer Anlage wird das salzige Wasser erhitzt und an einer mikroporösen, wasserabweisenden Membran entlang geführt. Auf der anderen Seite der Membran fließt kaltes Trinkwasser. Das Dampfdruckgefälle, das durch die Temperaturdifferenz entsteht, lässt einen Teil des Salzwassers verdampfen und durch die Membran hindurchwandern. Das Salz bleibt zurück, der Wasserdampf kondensiert beim Abkühlen auf der anderen Seite. Wir erhalten sauberes keimfreies Wasser«, sagt Koschikowski.

Die Forscher haben bisher zwei unterschiedliche energieautarke Systeme realisiert. »Unser Kompaktsystem für etwa 120 Liter Frischwasser pro Tag besteht aus sechs Quadratmetern thermischen Solarkollektoren, einem kleinen Photovoltaikmodul zur Versorgung einer Pumpe und aus dem Entsalzungsmodul«, erläutert Koschikowski. Beim Zwei-Kreissystem dagegen werden einige Entsalzungsmodule parallel geschaltet, wodurch mehrere Kubikmeter Wasser pro Tag aufbereitet werden können. Die Kosten für einen Kubikmeter Trinkwasser, also 1000 Liter, sollen bei etwa 10 Euro liegen. (...) [weiter]

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