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April
2009
Wasser-/Abwassernachrichten
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Wassermengen in den größten Flüssen der Erde sind verändert
welt.de, 27.04. 2009
Wissenschaftler des amerikanischen Zentrums für Atmosphärenforschung (NCAR) in Boulder im US-Staat Colorado berichten im Fachblatt "Journal of Climate", dass sich in den großen Strömen der Erde während der vergangenen 60 Jahre die Wasserführung deutlich verändert hat. Einige führen heute mehr Wasser als früher, andere weniger.
Die Forscher verglichen Werte von 925 der größten Flüsse der Erde von 1948 mit den Werten von 2004. Bei über 300 davon waren die Werte verändert, wobei das Wasser in etwa 200 Flüssen gefallen, in 100 gestiegen ist. Einige der Flüsse, die weniger Wasser führen, sind Lebensgrundlage sehr vieler Menschen. (...) Flüsse mit erhöhter Wasserführung finden sich dagegen eher in dünn besiedelten Gebieten (...).
Insgesamt wurde ein Rückgang der Wassermassen, die aus Flüssen in den Pazifik fließen, um sechs Prozent festgestellt, was in absoluten Zahlen 526 Kubikkilometern pro Jahr entspricht. Flüsse, die in den Atlantik münden, führen dagegen zehn Prozent mehr Wasser, entsprechend 460 Kubikkilometer.
Der Bau von Staudämmen, die Entnahme für Landbewässerung und andere Faktoren können die Wasserführung eines Flusses herabsetzen. (...) Die Hauptursache sei in den meisten Fällen veränderte Niederschlagsmengen und eine vermehrte beziehungsweise verminderte Verdunstungsrate. [weiter]
Medikamentenrückstände im Abwasser - Testfeld in Gießen
Wissenschaftler von Universität und Fachhochschule suchen in Kläranlage nach Lösungen
giessener-anzeiger.de, 25.04.2009
Viele Menschen brauchen Medikamente. Ob bei Rückenschmerzen, Grippe oder Herzerkrankungen. Das Sprektum ist da breit. Doch der Körper verbraucht sie nicht vollständig, was vor allem bei Überdosierungen der Fall ist. Von einem bis zu 60 Prozent der Wirkstoffe können so ins Abwasser gelangen. Die große Frage ist: Welche Auswirkungen hat das? Nachgewiesen ist bei einem Versuch in England, dass bei erhöhtem Anteil von Medikamentenrückständen bei Forellen eine Verweiblichung des Bestandes von bis zu 70 Prozent zu beobachten war. In der Gießener Kläranlage testen momentan Wissenschaftler der Universität und der Fachhochschule, wie diese Spurenrückstände entfernt werden können. "Wir unterstützen eine Zusammenarbeit von Forschung und Wirtschaft, die hier genau so funktioniert, wie wir uns das vorstellen", meint dazu der zuständige Dezernent, Stadtrat Thomas Rausch.
(...) Filter, die im millionstel Millimeter-Bereich funktionieren, müssen hier eingesetzt werden. Genau das machen momentan Professor Dr.-Ing Markus Röhricht vom Fachgebiet Wasseraufbereitung und Wassertechnik der Fachhochschule Gießen-Friedberg und Professor Dr. Rolf-Alexander Düring vom Institut für Landschaftsökologie und Ressourcenmanagement der Gießener Universität. Bislang ist völlig unklar, welche verschiedenen nachteiligen Wirkungen die Belastung unseres Wassers durch diese Spurenteilchen auf Tiere und vor allem Menschen haben können, denn die Vielfalt dieser Stoffe ist ungeheuer hoch, so dass sich die Wissenschaftler zwangsläufig auf einige wenige ausgesuchte Medikamente beschränken müssen.
Die Versuche der Gießener Wissenschaftler wurden nur durch intensive Kooperation möglich. (...) Rausch informierte sich jetzt genauer über die Arbeit der Wissenschaftler, die damit vor gut zwei Jahren begonnen haben und diese noch in diesem Jahr abschließen wollen. Die Fachleute sind sicher, dass sie zu konkreten, wirtschaftlich verwertbaren Ergebnissen gelangen. "Dies ist eine sehr große, sehr moderne Kläranlage. Wir sind interessiert daran, auch die neusten technischen Entwicklungen zur Reinigung des Abwassers einsetzen zu können. Auch deshalb unterstützen wir solche Forschungen", meint der Stadtrat.
Eher unscheinbar sehen die Versuchsanlagen am Auslauf der Kläranlage und neben dem Belebungsbecken aus. Zu sehen ist nicht sehr viel, denn die Membranen liegen im Abwasser in verschlossenen Behältern. Die Dimensionen sind recht klein gehalten. Bei einem Großeinsatz dieser Technik sähe das ganz anders aus. Dabei ist das Ziel von Röhricht und Düring relativ einfach: Am Ende soll Wasser mit Badewannenqualität aus der Kläranlage herauskommen. [weiter]
Wasser als Investment der Zukunft
faz.net, 24.04.2009
Seit fast vierzig Jahren wird jährlich der Tag der Erde gefeiert, und inzwischen scheint es ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gedrungen zu sein, dass Wasser zu den Dingen auf unserem Planeten gehört, denen unsere vorrangige Aufmerksamkeit gelten muss. Denn es wird zunehmend deutlicher, dass diese Ressource, für die es keinen Ersatz gibt, sich zum begehrtesten Rohstoff des 21. Jahrhunderts entwickeln könnte - ähnlich, wie Öl es für den größten Teil des vergangenen Jahrhunderts war.
Der höhere Wert, der dem Wasser zugeschrieben wird, hat weniger mit Erschöpfung und Knappheit als vielmehr mit Kosten zu tun. Zwar gibt es heute so viel Wasser auf unserem Planeten wie eh und je, doch preiswertes Wasser ist knapp. „Alle leicht anzuzapfenden Quellen sind bereits angezapft“, sei es durch das Aufstauen von Flüssen und andere Methoden, berichtet Neil Berlant, Konsortialführer des PFW Water Fund, des einzigen offenen Investmentfonds, der ausschließlich wasserbezogene Wertpapiere im Bestand hat. Übrig bleiben teurere Wasserquellen - Ozeane, Grundwasser und aufbereitetes Abwasser -, die entweder Entsalzung, chemische Desinfektion oder andere Prozesse erfordern, um aus Wasser Trinkwasser zu machen.
Es gibt jede Menge Technologien für die Reinigung von Wasser, um die zunehmend strengeren öffentlichen Sicherheitsstandards zu erfüllen. Aber die Verbraucher werden sich daran gewöhnen müssen, höhere Preise an die örtlichen Wasserversorger zu zahlen, um die notwendige Aufbereitung zu finanzieren. Die Menschen in den Entwicklungsländern haben aus Kostengründen seit langem nur begrenzten Zugang zu sauberem Trinkwasser.
Aus dem Inhalt:
- Die Privatisierungswelle rollt
- Auf der Suche nach spezialisierten Wasserunternehmen
- Einige Städte brauchen immer noch Wasserzähler
- Szenarien auf der Grundlage von Entwicklung und Beratung
- Das Artemis Projekt
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TUB: Chemische Reinigung von Patienten-Urin
idw-online.de, 21.04.2009
Allein 150 Tonnen Röntgenkontrastmittel gelangen in Deutschland pro Jahr in den Wasserkreislauf. Die iodierten organischen Verbindungen gelangen über den Urin von Patienten in Krankenhäusern und Diagnosepraxen ins Abwasser und können in Klärwerken nicht abgebaut werden. Das Projekt "PharmaTreat" am Fachgebiet Wasserreinhaltung der Technischen Universität Berlin untersucht im Auftrag des Kompetenzzentrums Wasser Berlin derzeit, wie man den Patienten-Urin aus Klinken gewissermaßen chemisch reinigen kann. Finanziert wird die Studie von den Berliner Wasserbetrieben und dem Umweltdienstleister Veolia.
"Wir prüfen, wie man mit Hilfe von Eisen Wasser belastende Stoffe aus Krankenhäusern aus dem Wasserkreislauf fernhalten kann", berichtet Fachgebietsleiter Prof. Dr.-Ing. Martin Jekel. Dabei richtet sich das Interesse der Forscher neben den Röntgenkontrastmitteln (RKM) auch auf bestimmte Antibiotika und giftige Zytostatika. (...) Etwa 80 bis 100 pharmazeutische Stoffe gelangen in die Gewässer, so schätzt der Wissenschaftler. Davon sind einige potentiell als gefährdend für die aquatische Umwelt einzustufen.
(...) Ziel des von Veolia und den Berliner Wasserbetrieben finanzierten Forschungsprojektes sei es, ein kostengünstiges Verfahren für die Behandlung von mit Pharmaka belasteten Urin zu entwickeln.
In einem abgeschlossenen Reaktor (...) bilde sich an der Oberfläche von Eisenspänen adsorbierter atomarer Wasserstoff. "Dieser ist ausgesprochen reaktiv und wandelt die Schadstoffe so um, dass sie für die Mikroorganismen in den Kläranlagen besser abbaubar sind" (...). Eisensalze werden ohnehin in den Klärwerken eingesetzt - sodass hohe Eisenkonzentrationen in den Zuläufen der Kläranlagen sogar unterstützend wirken können.
Erste Ergebnisse zeigen, dass die untersuchten Stoffe (außer Methotrexat) in saurer Umgebung (bei pH-Wert 3) besonders schnell abgebaut werden. Bis die neue Technik allerdings auch angewendet werden kann, müsse die Politik tätig werden, fordert Prof. Jekel. "Bislang ist vom Gesetzgeber lediglich vorgeschrieben, den Urin von mit radioaktivem Iod behandelten Patienten gesondert zu entsorgen", sagt er.
Weitere Informationen: wrh@TU-Berlin.de, www.itu.tu-berlin.de/wrh/index.htm [weiter]