August 2009

Wasser-/Abwassernachrichten

(News-Archiv)

Aquakultur: Entlastung der Meere, aber Belastung der Umwelt?
DBU startet Förderinitiative zur nachhaltigeren Produktion von Fischen und Meeresfrüchten

dbu.de, 21.08.2009

Lachs, Hering oder Thunfisch, gegrillt, zu Sushi verarbeitet oder als Beilage für Pizza und Salat – Meeres-Spezialitäten sind bei deutschen Verbrauchern„in“. Knapp 16 Kilogramm verzehrt der Bundesbürger laut Fisch-Informationszentrum durchschnittlich im Jahr, Tendenz steigend. Demgegenüber steht ein dramatischer Rückgang der weltweiten Fischbestände. Aquakultur – die kontrollierte Aufzucht von Fischen, Muscheln oder Krebsen – wird als Alternative zum klassischen Wildfang immer wichtiger und kann helfen, überfischte Gewässer zu entlasten. Doch mit dem Wachstum der Branche können auch neue Umweltprobleme entstehen. „Für Zuchtanlangen etwa in Südostasien werden Mangrovenwälder großflächig gerodet. Fischkot und Futterreste belasten Gewässer, Frischwasser wird in Mengen verbraucht“ (...). Sie will mit ihrer neuen Förderinitiative„Nachhaltige Aquakultur“ helfen, Lösungen für das Problem zu finden.

(...) Ziel der neuen Förderinitiative sei es, kleinen und mittleren Unternehmen einen Anreiz zu bieten, Verfahren und Produkte zu entwickeln, bei denen Umweltbelastungen von vornherein vermieden werden. (...) Darüber hinaus seien die Anlagen unabhängiger von Einflüssen der Umgebung als Zuchtbetriebe in offenen Gewässern. Durch die gezielte Steuerung von Licht- und Wärmeverhältnissen könnten Fische unter optimalen Haltungsbedingungen gezüchtet werden. (...) „Durch die Nutzung industrieller Abwärme von geschlossenen Kreislaufanlagen ließen sich beispielsweise hervorragend Synergieeffekte erzielen.“

Ein weiterer Kritikpunkt, mit dem sich die Aquakultur konfrontiert sieht, ist, dass ein Großteil des von der Bevölkerung konsumierten Fisches Raubfische sind. Das heißt, für ihre Aufzucht werden wiederum große Mengen an Fisch bzw. Fischresten, die zu Futtermittel verarbeitet werden, benötigt. Laut Greenpeace müssen für ein Kilo gezüchteten Lachs bis zu fünf Kilo wild gefangener Fisch gefüttert werden. „Einem Konzept von Nachhaltigkeit entspricht dies nicht“, so Wurl. Ein von der DBU-Initiative geförderter Forschungsbereich könne dementsprechend die Entwicklung von Futtermitteln auf pflanzlicher Basis sein, meint der DBU-Experte. „Hier steht die Wissenschaft noch ganz am Anfang.“

Erste positive Ansätze gibt es bereits. In einem von der DBU mit 350.000 Euro geförderten Projekt beschäftigt sich derzeit die Fischereiforschungsstelle Baden-Württemberg mit der Reinigung und Aufbereitung von Wasser in geschlossenen Kreislaufanlagen. (...)

„Mit Hilfe solcher Innovationen kann Aquakultur ressourcenschonend und energieeinsparend gestaltet werden. Eine wichtige Nahrungsgrundlage der Bevölkerung wird so sicher gestellt und gleichzeitig eine Teilentlastung der Meere und Ozeane erreicht sowie ein Beitrag zur Bewahrung bedrohter Arten geleistet“, ist sich Wurl sicher. Die Förderinitiative ist für Projekte von Forschungseinrichtungen sowie für kleine und mittlere Unternehmen offen. Interessenten können ihre Projektskizzen bis zum 31. Oktober 2009 einreichen. [weiter]

 

Kunststoff im Wasser setzt Toxine frei
Plastikmüll im Meer entlässt giftige Stoffe in die Umwelt

wissenschaft.de, 20.08.2009

Nach dem extrem beständigen und in den meisten Ländern inzwischen verbotenen Insektengift DDT, Pestiziden und Erdöl gerät eine neue Quelle für Chemikalien, die die Meere verschmutzen, immer mehr in den Fokus von Forschern: Plastikmüll. Wie viel davon täglich in die Weltmeere gelangt, kann niemand genau sagen. Die Menge, die allein in Japan pro Jahr angespült wird, auf 150.000 Tonnen geschätzt. Zwischen Kalifornien und Hawaii treibt ein Müllteppich im Pazifik, dessen Ausmaß vier Mal die Fläche Deutschlands umfasst. Bisher gingen Ökologen davon aus, dass der Müll für Tiere vor allem ein Problem darstellt, wenn sie sich in ihm verfangen und ersticken, oder wenn sie ihn fressen. (...) Nun konnte gezeigt werden, dass Plastik sehr wohl umweltschädigende Chemikalien freisetzt und dies schon nach kurzer Zeit, wenn es Sonne, Regen, Wind und Strömungen ausgesetzt ist.

Um den Ablauf dieser Prozesse zu erforschen, wurde eine neue Methode entwickelt, die den Abbau von Plastikprodukten bei niedrigen Temperaturen simulieren kann. Ihre Ergebnisse deckten sich sehr genau mit den im Meer gemessenen Konzentrationen der untersuchten Schadstoffe. Die Gifte, über deren Ursprung bisher nur spekuliert werden konnte, stammen also vom Plastikmüll, zumal sie in der Natur ohne menschliches Zutun nirgends vorkommen.

Das Problem würde selbst dann nicht aus der Welt geschafft, wenn ab sofort kein Plastik mehr produziert würde. Diese neue Quelle globaler Verschmutzung werde vielmehr noch lange bestehen (...). Momentan ist weder ein Stopp der Verschmutzung noch eine Methode, die Schadstoffe zu sammeln oder aus dem Wasser zu filtern, in Sicht. [weiter]

 

Membranbioreaktoren entlasten Abwassermanagement
Weniger Klärschlamm in der Lebensmittelindustrie

idw-online.de, 18.08.2009

Die Produktion von Nahrungsmitteln und Getränken ist durch ein hohes Abwasseraufkommen gekennzeichnet. Der Aufwand und die Kosten zur Abwasserreinigung sind in den letzten Jahren stetig angestiegen. Die Produzenten beschäftigt daher nicht nur die Qualität und Kundenakzeptanz des Endproduktes, sondern zunehmend auch das Abwassermanagement, das für viele Betriebe inzwischen einen bedeutenden Kostenfaktor darstellt.

Besonders Schlachthöfe und Fleischverarbeitungsbetriebe sowie Molkereien erzeugen Abwässer, die aufgrund ihrer hohen Schmutzfracht eine kosten- und energieintensive Aufbereitung erfordern. Bei der Abwasserreinigung entsteht Klärschlamm, der meistens verbrannt werden muss und dadurch hohe Entsorgungskosten verursacht. Jährlich fallen allein in diesen Branchen europaweit 25 Millionen Tonnen an. Dieser Kostendruck auf die vorwiegend mittelständisch geprägte Milch- und Fleischindustrie in Europa macht die Suche nach Auswegen dringlich. Ein vielversprechender Ansatz ist die Reduzierung des zu entsorgenden Klärschlammaufkommens.

(...) Ein Konsortium mit Verbänden aus Spanien und Europa soll unter der Leitung des Projektkoordinators Bioazul eine wirtschaftliche Alternative aufzeigen. Der spanische Abwasserspezialist hat bereits in Zusammenarbeit mit dem ttz Bremerhaven eine wirkungsvolle Lösung für den Einsatz in kommunalen Klärwerken entwickelt.

Die spezielle biotechnologische Wirkstoffkomposition LODOred-100k bewirkt im Belebtschlamm die Bildung von Mikro-Membranbioreaktoren, mikroskopisch kleinen Clustern aus Mikroorganismen. (...) Die dadurch erreichte Intensivierung der Stoffwechselprozesse steigert die Reinigungsleistung und reduziert das Schlammaufkommen. Bisher wurde das Konzept in zahlreichen Kläranlagen mit Ausbaugrößen von 5.000 bis 300.000 EW erfolgreich eingesetzt. Die Wirksamkeit kann bereits nach einer Anlaufzeit von sieben bis zehn Tagen einsetzen. (...) [weiter]

 

Beim Wassersparen stößt Hamburg an seine Grenzen

welt.de, 15.08.2009

Zwei Drittel der Welt sind mit Wasser bedeckt - und dennoch haben mehr als eine Milliarde Menschen keinen Zugang, jeden Tag sterben Tausende von Kindern an den Folgen verunreinigten Trinkwassers. Vom 16. bis zum 22. August treffen sich etwa 2000 Experten zur diesjährigen Weltwasserwoche in Stockholm, um darüber zu beraten, wie die wertvolle Ressource gerechter zu verteilen sei. In Hamburg herrscht keine Wassernot, der Wasserverbrauch ist durch freiwillige Sparmaßnahmen deutlich zurückgegangen. Umweltaktivisten begrüßen diesen Trend, doch er birgt auch Risiken.

Dass wir mit einem Verbrauch von 107 Litern pro Kopf und Tag in Hamburg mehr als genug von der wertvollen Ressource zur Verfügung haben - die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Unicef definieren als "angemessenen Zugang zu Wasser" die Verfügbarkeit von mindestens 20 Litern pro Person und Tag -, ist der Lage der Stadt, der gut funktionierenden Kanalisation und Deutschlands wirtschaftlicher Situation zu verdanken. (...)

Im vergangenen Jahr haben die Hamburger 105 Millionen Kubikmeter Leitungswasser aufgebraucht (...). Verbrauchte eine Person 1990 im Durchschnitt noch 147 Liter pro Tag, liegt der Bundesdurchschnitt heute bei etwa 125 Litern, in Hamburg bei 107 Litern. "Das Sparen kommt an seine Grenzen", (...). "Die Abwasseranlagen müssen ausreichend gespült werden. Läuft zu wenig Wasser durch die Leitungen, verkeimt es, und die Rohre können verstopfen." (...) [weiter]

 

Wassermangel - In Indien wird das Grundwasser knapp

ZEIT ONLINE, 13.08.2009

(...) Die Grafik kennen viele aus dem Geografieunterricht: Die Silhouette einer Landschaft, oben in den Bergen regnet es, von dort führt ein blauer, unterirdischer Strom ins Flachland, wo das Wasser munter aus Brunnen sprudelt und die Menschen versorgt.

In vielen Gegenden trifft dieses Bild aber nicht mehr zu. Mit starken Pumpen werden enorme Mengen Grundwasser aus der Tiefe geholt. Und zwar deutlich mehr als auf natürlichem Weg in die porösen Schichten nachströmt.

Besonders gravierend ist das Problem im Nordwesten Indiens. Von 2002 bis 2008 haben dort in den drei Bundesstaaten Rajasthan, Punjab und Haryanda (einschließlich Delhi) die Grundwasser-Reserven um rund 109 Kubikkilometer abgenommen. (...)

Mit dem Klimawandel hat der Verlust nichts zu tun, im betreffenden Zeitraum gab es sogar etwas mehr Niederschlag als üblich, der die tiefliegenden Speicher füllen konnte. Es könne nur an dem enormen Wasserverbrauch der Menschen liegen, schreiben die Forscher. "Wenn nicht bald ein nachhaltiges Wassermanagement eingeführt wird, drohen den 114 Millionen Einwohnern des Gebietes ein Zusammenbruch der Landwirtschaft und ernsthafte Engpässe in der Trinkwasserversorgung", (...).

Für ihre Analyse haben US-Forscher eine Methode gewählt, mit der sie den Wasserhaushalt eines großen Areals bestimmen können. Sie basiert auf den Messungen des Satelliten "Grace", der die Veränderungen im Schwerefeld der Erde registriert.

Die Erdanziehungskraft an einem bestimmten Punkt wird von seiner geografischen Lage bestimmt und vom Gewicht des Materials, das sich zwischen ihm und dem Erdmittelpunkt befindet. Für Nordwestindien zeigte Grace bei seinen monatlichen Messungen eine kontinuierliche Abnahme der Schwerkraft. Offenbar wurde die Masse unter der Region stetig geringer.

Die Abtragung von Gestein schied als Ursache allerdings aus, denn diese Vorgänge sind sehr langsam und es dürfte lange dauern, bis ein Effekt gemessen werden kann. Folglich ist die sinkende Schwerkraft auf einen Wasserverlust zurückzuführen.

Mit einem Computermodell berechneten die Forscher für die drei indischen Bundesstaaten einen Rückgang des Grundwasserspiegels um rund vier Zentimeter pro Jahr. Das klingt wenig dramatisch, doch fortgeschrieben in die Zukunft wären es in zehn Jahren schon 40 Zentimeter weniger, in einem halben Jahrhundert ganze acht Meter. (...)

Ein Rückgang der Grundwasserreserven wird nicht nur in Indien, sondern in vielen Gebieten der Welt, von Afrika bis Nordchina beobachtet.

Dieses Problem könnte sich künftig sehr stark vergrößern, da mit steigender Bevölkerungszahl auch der Wasserbedarf zunimmt und zugleich die Bohr- und Pumptechnik preiswerter wird. Deshalb werde immer häufiger Grundwasser angezapft, ohne sich Gedanken darüber zu machen, welche langfristigen Auswirkungen das hat. (...) Dem globalen Wasserkreislauf bleibt das Wasser erhalten. So gelangt es über die Verdunstung große Wolken, die Hunderte Kilometer entfernt abregnen und dort die Grundwasservorräte füllen.

Völlig aussichtslos ist die Lage für die strapazierten Reservoirs im Untergrund aber nicht. Bereits mit einer modernen Bewässerung lässt sich das knappe Gut viel effektiver nutzen. (...) Mit modernen Anlagen, die Wasser jenseits der Mittagshitze direkt an die Pflanzen bringen, bleibe wesentlich mehr für das Wachstum übrig. Allerdings können sich gerade in Entwicklungsländern nur wenige diese Technik leisten. (...)

Es zeigt sich noch ein weiteres Problem: Die unterirdischen Speicher folgen geologischen Grenzen, aber nicht politischen. Wie eine multinationale Nutzung von Grundwasser organisiert werden kann, ist eines der Themen auf der Weltwasserwoche, die am Sonntag in Stockholm beginnt. (...)

Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die Geowissenschaftler wissen, wo das Grundwasservorkommen liegt und welche Menge darin gespeichert ist. Bei kleineren Reservoirs können diese Daten mithilfe von Bohrungen erhoben werden. Bei sehr großen Arealen in wenig entwickelten Landstrichen ist das aber schwierig. Dort könnten Satellitenmessungen (...) viel Zeit und Geld sparen. [weiter]

 

Deutsche Städte führend bei Abwasserentsorgung

Europäische Kommission, 07.08.2009

Bei der Abwasserentsorgung erfüllen deutsche Städte europäische Umweltvorgaben vorbildlich. Das zeigt der neueste Bericht der EU-Kommission. Größere Städte in der EU müssen gemäß der EU-Abwasserrichtlinie ihr kommunales Abwasser sammeln und behandeln. Die deutschen Gemeinden erfüllen die meisten Bestimmungen der Abwasserrichtlinie zu 100 Prozent. Inzwischen werden in der EU 93 Prozent der kommunalen Abwässer gesammelt. Mehr als 98 Prozent des Abwassers, das die 300 größten Städte Europas verursachen, wird aufgefangen. Zudem enthalten die europäischen Abwasserregeln einen für die Mitgliedstaaten bindenden Zeitplan für die Ausstattung der Gemeinden mit kommunalen Abwassersammel- und -behandlungsanlagen. So müssen seit Dezember 1998 alle Gemeinden mit über 10 000 Einwohnern, deren Abwässer in empfindliche Gebiete abgeleitet werden, über eine Kanalisation und ein System für eine gründliche Behandlung verfügen. (...)

Unbehandeltes kommunales Abwasser kann mit gefährlichen Bakterien und Viren verseucht sein und hierdurch die öffentliche Gesundheit gefährden. Außerdem enthält es Nährstoffe wie Stickstoff oder Phosphor, die das Süßwasser oder die Meeresumwelt schädigen können, indem sie übermäßiges Algenwachstum begünstigen und dadurch andere Wasserpflanzen ersticken (Eutrophierung).

Den vollständigen Bericht finden Sie hier. [weiter]

 

Trinkwasser und Strom aus organischem Abfall
Bakterien säubern Abwasser und können dabei zugleich Meerwasser entsalzen

wissenschaft-aktuell.de, 07.08.2009

Mit großem Energieaufwand wird heute Meerwasser entsalzt, um beispielsweise die Staaten Arabiens mit Trinkwasser zu versorgen. Viel effizienter könnten diese Aufgabe in Zukunft biologische Brennstoffzellen erfüllen, die amerikanische und chinesische Forscher entwickelt haben. Ihr Prototyp erzeugt bei dem Prozess sogar Strom und reinigt dabei zugleich mit organischen Substanzen verunreinigtes Wasser. Wie die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift "Environmental Science and Technology" berichten, muss der Prozess für eine wirtschaftliche Anwendung allerdings noch optimiert werden. (...)

Für eine wirtschaftliche Anwendung ist diese Bio-Brennstoffzelle allerdings noch nicht ausgereift. Zudem müsste das zu 90 Prozent entsalzte Wasser noch nachbehandelt werden und die Stromausbeute ist relativ gering. Doch mit langlebigen Membranen wäre nach diesem Prinzip eine Entsalzungsanlage möglich, durch die sich in Küstenländern mit drohendem Wassermangel Trinkwasser sehr viel günstiger gewinnen ließe - gekoppelt mit einer Abwasserreinigung. [weiter]

 

Hochwasser erhöht den CO2-Ausstoß der Arktis
Wenig verstandene Klimafolgen mit hohen globalen Auswirkungen

pressetext.at, 05.08.2009

Je feuchter die arktische Tundra wird, desto mehr Treibhausgas Kohlendioxid wird sie abgeben. Zu diesem Schluss kommen Forscher der San Diego State University in der Fachzeitschrift "Global Biogeochemical Cycles". Bisher weiß man, dass im Permafrostboden der Arktis gigantische Mengen von Kohlenstoff schlummern und im Falle der Freisetzung infolge der Erderwärmung eine globale Bedrohung darstellen könnten. Welche Prozesse dabei genau zu erwarten sind, weiß man jedoch noch kaum. Im aktuellen Experiment im Norden Alaskas, das den bisher größten Feldversuch seiner Art darstellt, konnten Forscher bestimmte Annahmen über Zusammenhänge der globalen Erwärmung in der Tundra widerlegen. (...)

Die Forscher waren davon ausgegangen, dass ein höherer Wasserstand den CO2-Ausstoß reduzieren würde. Denn sowohl die Vegetation als auch aerobe Mikroorganismen im darunter liegenden Erdboden, die bei der Zersetzung von pflanzlicher Biomasse CO2 abgeben, würden dadurch an Sauerstoff und Licht beraubt, was die Emissionen senken würde. Doch das Gegenteil war der Fall. Der Seeabschnitt mit dem gestiegenen Wasser gab mehr CO2 ab, während der entwässerte Teil wie auch der Kontrollabschnitt unverändert viel CO2 absorbierten. Die Forscher erklären diese Beobachtung durch anaerobe Mikroorganismen im Boden, die auch ohne Sauerstoff CO2 produzieren und unter überschwemmten Land sogar besonders üppig gedeihen.

"(...) Sogar unter komplett anaeroben Bedingungen könnten riesige Mengen von Kohlenstoff aus dem Boden in die Atmosphäre freigesetzt werden", berichtet die Forschungsleiterin Donatella Zona. Zudem taute der Permafrost unter den überfluteten Zonen tiefer auf als unter dem entwässerten Abschnitt, was ebenfalls die CO2-Freisetzung steigern dürfte. (...) [weiter]

 

Energieeffiziente Kläranlagen

idw-online.de, 04.08.2009

In großen Klärwerken ist die Hochlastfaulung mit Mikrofiltration Stand der Technik. Sie baut den anfallenden Schlamm effektiv ab und produziert gleichzeitig Biogas, aus dem sich Energie gewinnen lässt. Eine Studie zeigt jetzt: Das Verfahren lohnt sich auch für kleine Anlagen.

Kläranlagen entfernen organische Inhaltsstoffe aus dem Abwasser. Verfault der dabei anfallende Schlamm, entsteht als Produkt Biogas. Allerdings verfügen nur 1156 der 10 200 Kläranlagen in Deutschland über einen Faulturm. Vor allem kleinere Betreiber scheuen die Kosten, die durch den Neubau eines Faulturms entstehen. Stattdessen reichern sie den Klärschlamm im ohnehin vorhandenen Belebungsbecken mit Sauerstoff an und stabilisieren ihn. "Die Belebungsbecken benötigen sehr viel Strom. Gleichzeitig geht ein enormes Potenzial an Energie verloren, da bei diesem Verfahren kein Biogas entsteht", sagt Dr. Brigitte Kempter-Regel vom Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB in Stuttgart. (...)

In einer Kosten-Nutzen-Studie hat die Wissenschaftlerin jetzt nachgewiesen, dass es sich auch für kleine Klärwerke lohnt, auf energieeffizientere Verfahren umzusteigen - selbst wenn sie dafür in eine Schlammfaulung investieren müssen. "Am Beispiel einer Kläranlage für 28 000 Einwohner haben wir berechnet, dass die Anlage ihre jährlichen Entsorgungskosten von 225 000 Euro um bis zu 170 000 Euro reduzieren kann, wenn sie den Schlamm nicht aerob, sondern in einer Hochlastfaulung mit Mikrofiltration abbaut", sagt Kempter-Regel. (...) [weiter]

 

Täglich 25 Badewannen Wasser je Person

faz.net, 03.08.2009

 Das Wassersparen hat nicht viel gebracht. Zwischen 1991 und 2007 sank zwar der Konsum je Kopf von 144 auf 124 Liter. Doch eine neue Studie der Umweltstiftung WWF hat den Deutschen jetzt vorgerechnet, dass sie viel größere Verschwender sind. Danach benötigt jeder Deutsche in Wahrheit täglich 5288 Liter Wasser, was in etwa dem Volumen von 25 Badewannen entspricht. Darin ist indes nicht nur der direkte Verbrauch für Waschen, Trinken, Kochen und für Rasensprenger enthalten, sondern auch das in Lebensmitteln oder in Industriegütern enthaltene „virtuelle Wasser“, das in der Produktion im In- und Ausland benötigt wurde oder auf dem Acker verdunstete.

Nach dem Konzept des virtuellen Wassers wird der sogenannte Wasser-Fußabdruck berechnet, der die sozialen und ökologischen Folgen des Konsums misst. Gemessen an diesem Fußabdruck gehören die Deutschen zusammen mit Amerikanern und Japanern zu den größten Wassernutzern. Der globale Durchschnitt beträgt 3400 Liter täglich. (...)

Der größte Wasserverbraucher ist mit 73 Prozent die Landwirtschaft, während auf Industrieprodukte 22 und auf die Haushalte lediglich 3 Prozent entfallen. In der Landwirtschaft wird mehr virtuelles Wasser eingeführt als von heimischen Bauern verbraucht oder verschmutzt wird oder auf dem Acker verdunstet. Das meiste Wasser führt Deutschland über Agrargüter aus Brasilien ein, außerdem aus der Elfenbeinküste und aus Frankreich. Doch Deutschland zapft indirekt auch Wasserressourcen europäischer Staaten an, die regelmäßig mit Dürre und Trockenheit zu kämpfen haben - wie zum Beispiel die Türkei und Spanien. Allein für den Konsum von Kaffee und Kakao in Deutschland werden jedes Jahr 20 Kubikkilometer virtuelles Wasser importiert. Als besonders „durstige Güter“ gelten außerdem Rind- und Schweinefleisch, Oliven und Ölpalme sowie Baumwolle. (...)

Von der Bundesregierung verlangt der WWF, dass sie die Entwicklungszusammenarbeit nutzt, um Anreize für eine maßvolle und legale Bewässerung zu setzen. Es gehe nicht darum, die Produktion einzustellen, sondern sie effektiver zu gestalten. (...)

Unternehmen sollten Regionen mit effizienter Wassernutzung bei der Rohstoffproduktion vorziehen. Große Supermärkte würden sich nicht generell gegen Wasserschutzmaßnahmen sperren, denn mögliche Versorgungsengpässe durch Wassermangel stellten auch für sie ein Risiko dar. Das Problem seien aber die hohen Kosten, die bei einer Analyse des Wasserverbrauchs anfallen würden. [weiter]

 

Wasser: Das Maß aller Dinge
Auch an der Börse ist Wasser längst zum Investment-Thema geworden

handelsblatt.de, 01.08.2009

Die Finanzbranche ist mit neuen Anlagetrends schnell bei der Hand. Öl, Gold, Solarenergie – auch Wasser gehört dazu. Weil es ein knappes Gut sei, die Preise deshalb in den kommenden Jahren deutlich steigen würden, kämen Anleger nicht um ein Wasser-Investment herum. So oder ähnlich steht es zumindest in diversen Produktprospekten der Zertifikate- und Fondsbranche geschrieben. Die Zahlen sind besorgniserregend.

1,2 Milliarden Menschen sind derzeit von der Trinkwasserversorgung abgeschnitten; 2,6 Milliarden Menschen trinken Abwasser, das nicht ausreichend geklärt ist; 5 000 Kinder sterben täglich an den Folgen des Wassermangels. Eine humanitäre Katastrophe.

Wahr ist auch, dass das Angebot durch das Wachstum der Weltbevölkerung und die wirtschaftliche Entwicklung in aufstrebenden Nationen wie China oder Indien knapper wird. Auch die veränderten Essgewohnheiten der Menschen – hin zu einer stärker proteinhaltigen Nahrung und mehr Fleisch – erfordern Einsatz von mehr Wasser. Etwa 70 Prozent des weltweiten Wasserverbrauchs entfallen auf die Landwirtschaft. Die Vereinten Nationen (Uno) erwarten, dass die Welt im Jahr 2025 bis zu 40 Prozent mehr Wasser verbrauchen wird als heute.

(..) Die Investmentbank Goldman Sachs glaubt, dass die Wasserbranche (...) in den kommenden Jahren jeweils um 15 bis 25 Prozent wachsen wird. „Es ist ganz klar, dass sich der Umgang mit diesem Rohstoff ändern wird – was wiederum neue Märkte eröffnet und Chancen verspricht“, sagt auch Richard Stathers von der britischen Fondsgesellschaft Schroders.

Der Rohstoff selbst wird im Gegensatz zu Öl, Weizen oder Zucker nicht an der Börse gehandelt. Anleger müssen deshalb auf Umwegen in Wasser investieren, etwa über Aktien von Unternehmen, die ihr Geld mit Wasser verdienen. (...)

In Deutschland finden Anleger kaum börsennotierte Wasserunternehmen. Der deutsche Markt ist stark zersplittert, die Versorgung ist in der Hand kleinerer Firmen oder kommunaler Betreiber. (...)

Anleger, die nicht über Aktien in den Wassermarkt investieren wollen, finden ein üppiges Angebot an Fonds und Zertifikaten. Fast jeder größere Anbieter hat entsprechende Produkte auf Lager. Viele Zertifikateemittenten orientieren sich bei der Zusammenstellung der Basiswerte am World Water Index (Wowax), der die wichtigsten Unternehmen der Branche abbildet. Ganz ähnlich sieht es bei den Fonds aus. Zu den bekannteren Produkten zählt hier der Water Fund von Pictet. Auf Dreimonatssicht steht bei ihm ein Plus von knapp acht Prozent zu Buche.

Einer Illusion, die auch in vielen Werbeprospekten geweckt wird, sollten sich Anleger aber nicht hingeben. Indem sie in Unternehmen investieren, die ihr Geld mit der Aufbereitung von Wasser verdienen, tun sie nicht zwangsläufig etwas Gutes. Die Unternehmen schauen auf ihre Rendite. Ausgerechnet die abgelegenen Gegenden Afrikas oder Teile Südamerikas – Regionen, in denen es zu wenig reines Wasser gibt – meiden die Konzerne. (...) [weiter]

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