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März
2009
Wasser-/Abwassernachrichten
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Kommunen lassen ihre Wasserleitungen verrotten
welt.de, 29.03.2009
Vor der internationalen Leitmesse „Wasser Berlin“ hat der deutsche Rohrleitungsbauverband (rbv) vor der absehbaren Überalterung der Wasserleitungen in Deutschland gewarnt. „Angesichts der aktuellen Erneuerungsrate von weniger als 0,5 Prozent bei vielen Versorgern wird sich der Zustand des Rohrleitungsnetzes dramatisch verschlechtern“ (...).
Schon heute versickere aus schadhaften Leitungen täglich eine Wassermenge im Boden, die dem gesamten Tagesverbrauch von Berlin, Hamburg, München und Köln entspricht. Die Sickerquote in Deutschland sei mit rund acht Prozent im europäischen Vergleich zwar sogar noch verhältnismäßig niedrig. Allerdings dürfe sie nicht den Blick darauf verstellen, dass in Regionen wie etwa Sachsen und Thüringen bereits bis zu 25 Prozent des Trinkwassers verloren gingen. Damit verliere man wertvolle Ressourcen – und es entstünden Gesundheitsgefahren: „Je höher die Leckrate, desto höher die Gefahr, dass Fremdwasser von außen in die Leitungen gelangt und das Trinkwasser verschmutzt.“ Entsprechend einer österreichischen Studie müssten jährlich mindestens 1,5 bis zwei Prozent des Leitungsnetzes erneuert werden, um den Zustand der Leitungen annähernd auf dem heutigen Niveau zu halten. Eine Verbesserung des Netzes trete erst ein, wenn die Erneuerungsrate zwei bis 2,5 Prozent betrage. (...)
Insgesamt werde der Investitionsbedarf ins deutsche Leitungsnetz bereits auf einen zweistelligen Milliarden-Euro-Betrag geschätzt, sagte rbv-Präsident Küsel. Die öffentlich rechtliche Verantwortung für die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser liege aber bei den Kommunen, betonte er: „Diese Verantwortung bleibt auch dann bestehen, wenn die Kommunen Versorgungsdienstleistungen einem Privatunternehmen übertragen.“
Allerdings trage auch die Bundespolitik Mitverantwortung für den Investitionsstau im Wasser- und Abwasserbereich, sagte der rbv-Chef. Die zum 1. Januar gesetzlich eingeführte „Anreizregulierung“ im Energiebereich würde indirekt auch Investitionen ins Wassernetz unattraktiv machen. (...) [weiter]
Pflanzenschutzmittel im Trinkwasser
diepresse, 27.03.2009
In gleich drei oberösterreichischen Gemeinden ist das Trinkwasser verunreinigt. Besonders arg soll Enns (Bezirk Linz-Land) betroffen sein, das bis auf weiteres mit Wasser aus Linz versorgt wird. Wie berichtetet, sind auch in Wilhering im selben Bezirk und in Sipbachzell (Bezirk Wels-Land) erhöhte Werte des Pflanzenschutzmittels Bentazon festgestellt worden. Dem Vernehmen nach soll die steigende Kontaminierung des Wassers mit dem verstärkten Anbau von Sojabohnen in Oberösterreich zusammenhängen. (...) In der Stadt Enns dürfte das Trinkwasser auf Jahre verunreinigt sein. (...) [weiter]
Singapur macht Betrieben Abwasser schmackhaft
derstandard.at, 23.03.2009
(...) Die 4,8 Millionen Einwohner zählende ehemalige britische Kronkolonie (die bis 2015 auf sieben Millionen Einwohner anwachsen soll) hat zwar einen Fluss, den Singapore River, aber nicht genug Wasser, um den Bedarf von 1,5 Millionen Kubikmeter pro Tag zu decken. Mehr als die Hälfte des Wassers bezieht Singapur deshalb aus Malaysia. Noch.
Um unabhängig vom Nachbarn zu werden, treibt die Regierung schon seit Jahren mit großen Förderprogrammen unter anderem die Entwicklung und den Bau von Wasserherstellungs- und Wiederaufbereitungsanlagen voran.
Zehn Prozent seines Wasserbedarfs deckt Singapur so bereits mit entsalztem Meerwasser. Die heutigen Entsalzungstechniken sind jedoch sehr energiehungrig. Im Vorjahr hat der Stadtstaat, der sich als globales Kompetenzzentrum für Wassertechnologie etabliert hat, deshalb einen mit drei Mio. Dollar geförderten Wettbewerb für effizientere Methoden ausgelobt (...). Bei der neuen Technik, die (...) 2013 ihre kommerzielle Reife erreichen soll, wird das Salz mittels eines elektrischen Felds aus dem Meerwasser entfernt. Die Technologie verbrauche nur rund halb so viel Energie wie die weit verbreitete thermische Entsalzung und Umkehrosmose.
Weit ehrgeiziger ist ein anderes Wasserprojekt, das Singapurs autarke Wasserversorgung sichern helfen soll: NEWater. "30 Prozent unseres gesamten Wasserbedarfs werden wir bis 2012 aus Abwasser gewinnen" , sagt Harry Seah, Technikchef des Public Utility Boards von Singapur, dem Wasserversorger der Insel. Der Ausgangsstoff, den Seah aus "psychologischen" Gründen lieber als "used water" (verbrauchtes Wasser) statt "waste water" (Schmutzwasser) bezeichnet, durchläuft ein (...) ausgeklügeltes Recyclingverfahren. Das Wasser, das am Ende rauskommt, schmeckt zwar nicht so gut wie das Wiener Hochquellwasser. Es hat auch so gut wie keine Mineralien mehr, ist aber reiner als Trinkwasser und somit auch in anspruchsvollen Fertigungsprozessen wie etwa in der Halbleiterindustrie einsetzbar. (...)
Fünf bis zehn Prozent frisches Wasser wird mittlerweile Trinkwasserreservoirs für Haushalte beigemischt. Um auch die Bevölkerung auf den Geschmack des einstigen Abwassers und nun hochreinen Wasser zu bringen, wird es seit Jahren großzügig kostenlos in kleinen Plastikflaschen verteilt. Auch Staatsgäste dürfen kosten. [weiter]
Georessource Wasser im Globalen Wandel:
acatech startet Projekt zur Zukunft der Wasserversorgung
idw-online.de, 22.03.2009
Häufige Trockenheiten in Brandenburg, mehr Überschwemmungen im Alpenvorland: Es ist absehbar, dass sich die Klimadynamik auch auf den Wasserhaushalt in Deutschland auswirken wird. Vom Menschen verursachte, natürliche und sozioökonomische Faktoren werden die Georessource Wasser beeinflussen - auch in Deutschland. Bislang wurden diese Größen getrennt betrachtet, Prognosen führen deshalb zu widersprüchlichen Ergebnissen. acatech -Deutsche Akademie der Technikwissenschaften stellt ein Projekt vor, das die komplexen Einflussgrößen zu einem Gesamtbild zusammenfügen soll.
"Es ist naiv zu glauben, dass der Globale Wandel an Deutschlands Grenzen halt machen wird, und die Wasserversorgung unverändert gut bleibt, ohne dass wir etwas tun", sagt acatech Präsident und Projektleiter Reinhard Hüttl. "Doch wir wissen noch zu wenig darüber, wie die vielen Einflussgrößen zusammenspielen: Wir kennen die Mosaiksteine, aber noch nicht das Mosaik."
Ebenso wichtig wie Prognosen über die zukünftige Wasserverteilung ist die Frage, was diese Prognosen für die Wassernutzung bedeuten: Wie muss sich die Wasserwirtschaft in den betroffenen Regionen anpassen? Was sind Wassertechnologien der Zukunft? Welchen Einfluss haben mittelbare aber auswirkungsstarke Entwicklungen wie der demographische Wandel oder der Wandel der Landwirtschaft durch den Anbau von Energiepflanzen?
Drei Themenschwerpunkte hat sich das Projekt vorgenommen:
- Klimawandel und Wasserhaushalt
- Nutzung ländlicher und urbaner Räume
- Wassermanagement
Untersuchungsgestände sind:
- Auswirkungen der aktuellen Klimadynamik auf die Wasserbilanz und die Gewässergüte und die Folgen für die Ökologie
- Evaluierung von Bewirtschaftungsszenarien für die jeweiligen Bezugsräume
- Sicherung der zukünftigen Versorgung mit sauberem Wasser und Strategien zur nachhaltigen Lösung von Nutzungskonflikten sowie Anpassungsstrategien an veränderliche Bedingungen
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Informationen über acatech: http://www.acatech.de.
Lösungsmittel in Trinkwasser nachgewiesen
welt.de, 22.03.2009
Die Wasserwerke an der Ruhr fordern Konsequenzen aus einem erneuten Chemie-Störfall. Bereits Ende Februar hatte das Landesumweltamt erhöhte Konzentrationen der Chemikalie Sulfolan in der Ruhr festgestellt. Demnach sind bis zu vier Tonnen des Stoffes in die Lenne und dann weiter in die Ruhr geflossen - ohne dass die Öffentlichkeit unterrichtet wurde.
(...) Sowohl die Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke an der Ruhr als auch der größte Trinkwasserproduzent im Ruhrgebiet, die Gelsenwasser AG, fordern die Einführung eines Schadstoff-Katasters, um künftigen Vorfällen vorzubeugen. In dem Kataster sollen alle gefährlichen Stoffe erfasst werden, die in die Ruhr austreten können. Zudem soll dort festgehalten werden, was bei eventuellen Störfällen getan werden muss. (...)
Das Umweltministerium von NRW gibt derzeit einen Wert von 34 Mikrogramm je Liter als duldbarer Grenzwert an. Ein Sprecher der Wasserwerke Mülheim sagte. "Die Toxizität wird als eher gering eingestuft. Eine Bewertung des Stoffes durch die Trinkwasserkommission liegt nach unserem Kenntnisstand nicht vor." Nach Angaben der Gelsenwasser AG gibt es derzeit kein Verfahren, um Sulfolan aus dem Trinkwasser zu entfernen. Deswegen wäre es wichtig, den Stoff an der Quelle zu eliminieren.
Der Störfall wurde bei einer routinemäßigen Untersuchung am 24. Februar entdeckt. In einem Bericht des Landesumweltamtes (Lanuv) heißt es: "Eine grobe Abschätzung der Frachten an der Station Mülheim ergibt, dass etwa 3.000 bis 4.000 kg Sulfolan transportiert wurden." Als ein Einleiter in die Kläranlage wurde der Entsorger Lobbe aus Iserlohn identifiziert. Laut Lanuv müsste es aber weitere, unbekannte Einleiter geben. [weiter]
Hoher Wasserverbrauch
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Umweltagentur rüffelt die Europäer
spiegel.de, 17.03.2009
Von satt begrünten Golfbahnen bis zum gigantischen Wasserverbrauch in der industriellen Landwirtschaft: Im Schnitt benötigt jeder Europäer 5300 Kubikmeter Wasser pro Jahr - also das Fassungsvermögen von zwei olympischen Schwimmbecken. Zu diesem Schluss kommt ein neues Gutachten der EU-Umweltagentur (EEA) in Kopenhagen.
EEA-Chefin Jacqueline Glade nannte den Gesamtwasserverbrauch angesichts der Klimaveränderungen mit zunehmender Dürre im südlichen Europa einen "Raubbau, der gravierende Auswirkungen haben wird". Auch in Teilen Nordeuropas werde der Wasserstress zunehmen, weil insgesamt zur kurzfristigen Behebung von Wasserknappheit immer größere Wassermengen aus den Oberflächen- und Grundwasserreservoirs entnommen würden. "Beim Wasser leben wir über unsere Verhältnisse", heißt in dem Bericht.
Die Agentur nannte zwei wichtige Faktoren, die das Problem noch verschärfen: Wasserdiebstahl, der vor allem in der Landwirtschaft auftrete - und Wasserverlust durch defekte Wasserleitungen. In einigen Teilen Europas gingen auf diese Weise 40 Prozent des Wassers verloren.
Nach den Erhebungen der EEA werden in Europa 44 Prozent des entnommenen Wassers für die Energieerzeugung verwendet. (...) Experten wissen bereits jetzt, dass Wassermangel auch die globale Energieversorgung bedrohen kann.
24 Prozent des europäischen Wasserverbrauchs entfallen auf die Landwirtschaft, 21 Prozent auf die öffentliche Wasserversorgung und 11 Prozent auf die Industrie. Im besonders von Dürren bedrohten südlichen Europa allerdings würden 60 und teilweise sogar 80 Prozent zur Bewässerung von Feldern eingesetzt. (...)
Um der zum Teil drohenden Wasserknappheit zu begegnen, machen die EEA-Experten mehrere Vorschläge. So fordern sie, dass geklärte Abwässer, sogenanntes Grauwasser - also fäkalienfreies, gering verschmutztes Wasser, das etwa beim Hände- oder Wäschewaschen anfällt - und gesammeltes Regenwasser stärker als bisher genutzt werden. Agenturchefin Glade sagte: "Wir müssen die Nachfrage drosseln, die Entnahmemengen auf ein Minimum reduzieren und die Effizienz der Wassernutzung verbessern."
In Istanbul läuft derzeit das 5. Weltwasserforum. Bei dem Treffen geht es bis zum Wochenende über den Zugang zu sauberem Wasser, Wasserrechte und den Einsatz moderner Technologien. Insgesamt sind etwa 20.000 Tagungsgäste dafür an den Bosporus gekommen, darunter auch Minister aus mehr als 100 Staaten sowie mehrere Staats- und Regierungschefs. Erst vor wenigen Tagen hatten die Vereinten Nationen in ihrem neuen Wasserbericht vor den dramatischen Folgen einer Wasserknappheit gewarnt, die der Welt bis zum Jahr 2050 droht. [weiter]
Kongress zum Schutz von Trinkwasservorräten
Konsens über Verknappung der wichtigsten Ressource der Menschheit - Streit über Staudämme und Privatisierung von Vorkommen
welt.de, 16.03.2009
Ab heute treffen sich in Istanbul Tausende Experten, Regierungsvertreter und Umweltschützer aus aller Welt. Es geht darum, den kostbaren Rohstoff Wasser für künftige Generationen zu bewahren. Das fünfte Weltwasserforum soll dazu beitragen, das Thema Wasser auf der politischen Tagesordnung zu stärken und konkrete Vorschläge zum Schutz der Ressource aufzuzeigen. Auch die Kritiker des Forums haben sich in der türkischen Bosporus-Metropole eingefunden - und sie halten manche Kongressteilnehmer eher für einen Teil des Problems als der Lösung.
Die Ausmaße des Problems bestreitet niemand: Nach einem kürzlich veröffentlichten UN-Bericht sind die Trinkwasservorräte der Erde durch das Bevölkerungswachstum, den Klimawandel, Bewässerungstechniken und Verschwendung gefährdet. Wenn nichts getan werde, könnten eine "globale Wasserkrise" sowie politische Instabilitäten die Folge sein.
Das Weltwasserforum bis zum 22. März soll helfen, dies zu verhindern. Ausgerichtet wird das Treffen vom Weltwasserrat, einer überregionalen Organisation, der Ministerien und Institutionen aus aller Welt angehören. Seit dem ersten Forum, das 1997 in Marrakesch stattfand, folgten alle drei Jahre Treffen in Den Haag, Kyoto und Mexiko-Stadt. (...) [weiter]
Sexualhormone im Mineralwasser
Getränke so stark belastet wie Abwasser aus Kläranlagen
sueddeutsche.de, 13.03.2009
In zwölf von 20 untersuchten Mineralwasser-Sorten haben Wissenschaftler der Universität Frankfurt am Main Substanzen nachgewiesen, die wie das weibliche Sexualhormon Östrogen wirken. "Das ganze Experiment begann eigentlich als Spaß", sagt Martin Wagner vom Institut für aquatische Ökotoxikologie. "Doch dann mussten wir feststellen, dass die Qualität der Mineralwässer zumindest in diesem Punkt nicht besser ist als die von Kläranlagenabwasser."
Die Forscher untersuchten neun Mineralwässer in Glasflaschen, neun in Plastikflaschen und zwei, die in Tetrapacks abgefüllt werden. In drei Getränken aus Glasflaschen, in sieben mit Plastikverpackung und in beiden Tetrapacks wiesen sie die Hormonwirkung nach. Am höchsten war die Belastung in den Tetrapacks. Die Toxikologen suchten nicht nach einzelnen Chemikalien. Sie verwendeten einen Test, der alle Substanzen erfasst, die wie das Sexualhormon wirken. Um welche Stoffe es sich genau handelt, wird derzeit untersucht. Im Verdacht stehen unter anderem Phthalate, die als Weichmacher für Plastik verwendet werden und von denen schon seit längerem bekannt ist, dass sie wie Östrogene wirken. (...) [weiter]
Ministerium für Umwelt stellt 1,7 Millionen Euro für Fremdwasserentflechtung im Saarland bereit
saarpressportal.de, 13.03.2009
Das Ministerium für Umwelt fördert die Fremdwasserentflechtung im Saarland über das Förderprogramm „Aktion Wasserzeichen” mit rund 1,7 Millionen Euro. (...) In den letzten 10 Jahren wurden mit diesem Programm insgesamt über 600 Maßnahmen mit Zuschüssen von etwa 95 Mio. Euro gefördert.
Das so genannte Fremdwasser (also das unbeabsichtigt in die Kanalisation eindringende Grund- oder Regenwasser ) macht einen großen Anteil der Abwassermenge aus, obwohl es der Reinigung in Kläranlagen eigentlich nicht bedarf. Dass dieses Wasser dennoch zu dem zu reinigenden Abwasser gelangt, ist ökonomisch und ökologisch problematisch. Denn wäre das Fremd- und Regenwasser nicht in den Abwasserkanälen, könnten diese wirtschaftlicher gebaut werden, und die Kläranlagen hätten eine geringere Menge an zu reinigendem Wasser zu bewältigen, was Reinigungskosten erspart. (...) "Weil die Menge des Fremdwassers in den Abwassersystemen reduziert wird, kann die Konzentration des Abwassers in den Kläranlagen stabil gehalten werden. Das verbessert die Wirkungsweise der Kläranlagen und schont damit den Geldbeutel der saarländischen Gebührenzahler. Gleichzeitig stellt die Förderung der Maßnahmen ein Beitrag der Landesregierung zur Stützung der Konjunktur dar."
(...) Hintergrundinformationen: Die „Aktion Wasserzeichen - Förderprogramm zur Regenwasserbewirtschaftung” ist ein Programm des Saarländischen Ministeriums für Umwelt, mit dem die Gemeinden und Städte des Saarlandes bei ihren Bemühungen, Fremdwasser von reinigungsbedürftigem Abwasser zu trennen, finanziell unterstützt werden. (...) [weiter]
BfS: Natürliche Radioaktivität im Trinkwasser untersucht
idw-online.de, 12.03.2009
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hat heute eine Studie zur Strahlenbelastung des Trinkwassers durch natürliche Radioaktivität in Deutschland vorgelegt. Im Auftrag des Bundesumweltministeriums wurden im Zeitraum von 2003 bis 2008 582 Trinkwässer untersucht. Das BfS hat damit erstmals eine aussagekräftige Übersicht über die Strahlenexposition der Bevölkerung durch natürliche Radioaktivität im Trinkwasser in der Bundesrepublik vorgelegt. (...)
Eine Gefahr für die Gesundheit besteht nach wissenschaftlicher Einschätzung nicht, wohl aber weisen die Ergebnisse des BfS darauf hin, dass unter Vorsorgegesichtspunkten je nach zugrunde gelegtem Prüfmaßstab unterschiedlicher Handlungsbedarf besteht.
Bei den Untersuchungen des BfS wurden insbesondere die folgenden Auswahlkriterien berücksichtigt: Ballungsgebiete, Untergrund mit normaler und erhöhter natürlicher Radioaktivität sowie die Einbeziehung möglichst großer Teile des Bundesgebietes. Die Ergebnisse des Untersuchungsprogramms des BfS können allerdings, insbesondere in Anbetracht erheblicher kleinräumiger Schwankungen, nicht auf die Gesamtheit aller Wasserversorgungsanlagen in Deutschland übertragen werden. Bei der Durchführung wurde das BfS von Wasserversorgern und Überwachungsbehörden der Länder unterstützt. Ihnen wurden die Analyseergebnisse schon während der seit 2003 laufenden Untersuchung zeitnah mitgeteilt.
Anlass für die Studie war die Tatsache, dass bisher nur unzureichende Informationen über die natürliche radioaktive Belastung des Trinkwassers vorlagen. Die europäische Trinkwasser-Richtlinie aus dem Jahr 1998, die der deutschen Trinkwasserverordnung zu Grunde liegt, gibt eine maximale Gesamtrichtdosis von 0,1 Millisievert (mSv) pro Jahr vor. Die Studie liefert damit eine Bestandsaufnahme als Grundlage für weitere Regelungsschritte u.a. im Hinblick auf Mess- und Berechnungsverfahren...
Insgesamt beträgt die natürliche Strahlenbelastung der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland im Mittel etwa 2 mSv pro Jahr. Die Aufnahme natürlich vorkommender radioaktiver Stoffe über Nahrungsmittel trägt mit etwa 0,3 mSv pro Jahr dazu bei, davon entfallen etwa 10 % auf den Verzehr von Trinkwasser. Deutlich höher kann dies in Gebieten mit Untergrundgestein aus Granit sein. "Diese Gebiete finden sich unter anderem im Erzgebirge, im Vogtland, im Fichtelgebirge, im Oberpfälzer Wald, im südlichen Schwarzwald, aber auch im östlichen Thüringen, in Nordbayern und im Süden Sachsen-Anhalts", sagte ein BfS-Sprecher. (...) [weiter]
Die ausführliche Trinkwasserstudie des BfS: http://www.bfs.de/de/ion/nahrungsmittel/trinkwasser.html.
Göttinger Chemiker untersuchen kleinstmögliche Alkohol-Wasser-Cluster
idw-online.de, 12.03.2009
Göttinger Chemiker untersuchen kleinstmögliche Alkohol-Wasser-Cluster Aggregat unterhalb der Nanometerskala anhand spezifischer Schwingungsfrequenz nachgewiesen
Der kleinstmögliche Alkohol-Wasser-Cluster besteht aus einem Ethanol- und zwei Wassermolekülen und hat gerade einmal einen Durchmesser von einem halben Nanometer. Er entspricht einem "Mini-Schnaps" mit einem Alkoholgehalt von 64 Volumenprozent. Göttinger Chemikern ist es gelungen, diesen Cluster spektroskopisch nachzuweisen. Dazu wurde ein speziell entwickeltes Ramanspektrometer eingesetzt. Die Untersuchungen wurden am Institut für Physikalische Chemie der Georg-August-Universität in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Martin Suhm durchgeführt.
Um den Cluster zu erzeugen, haben die Chemiker eine Mischung aus Alkohol- und Wasserdampf in einem Edelgas in ein Vakuum eingeleitet. Dabei kühlen sich die Wasser- und Ethanolmoleküle auf Weltraumbedingungen ab und lagern sich zu einem Ring aneinander, der über Wasserstoffbrücken zusammengehalten wird. Für den Nachweis der Aggregate setzten die Göttinger Forscher auf den Effekt der spontanen Ramanstreuung: "Wir haben die Moleküle mit einem der stärksten grünen Dauerstrichlaser bestrahlt. Einige wenige von ihnen nahmen das grüne Licht auf, fingen an zu schwingen und sendeten dafür rotes Licht einer ganz bestimmten Frequenz aus" (...). Anhand seiner spezifischen Schwingungsfrequenz konnten die Wissenschaftler den "Mini-Schnaps" identifizieren. Zudem wiesen sie bei ihm auf molekularer Ebene eine Eigenschaft nach, die im Großen schon aus dem Alltag bekannt ist: Wird flüssiges Wasser mit reinem Alkohol im Verhältnis 2:1 gemischt, kommt es zur Freisetzung von Wärme. (...) [weiter]
Uno warnt vor Trinkwasser-Knappheit
spiegel.de, 12.03.2009
Immer mehr Menschen und unberechenbare Klimaveränderungen: In ihrem neuen Wasserbericht warnen die Vereinten Nationen vor den dramatischen Folgen der Wasserknappheit, die der Welt bis zum Jahr 2050 droht. (...)
Das kostbare Nass wird nach Angaben der Unesco in Zukunft noch knapper werden. In ihrem jüngsten Wasserbericht mit dem Titel "Wasser in einer sich verändernden Welt", der am Donnerstag in New York vorgestellt wurde, werden die beiden Hauptgründe genannt: Die Bedürfnisse der schnell wachsenden Weltbevölkerung und die Auswirkungen der Klimaveränderungen. (...)
Bevölkerungsentwicklung, Wirtschaft, Lebensstil und Verhaltensmuster sind die wichtigsten Faktoren beim Wasserverbrauch. "Die Geschichte zeigt eine enge Verbindung zwischen der wirtschaftlichen Entwicklung und der Entwicklung von Trinkwasser-Ressourcen", heißt es in dem Bericht der Unesco. Das meiste Wasser - etwa 70 Prozent des weltweiten Verbrauchs - wird für den Anbau von Nahrung verwendet. Dabei ist der Bewässerung in der Landwirtschaft höchst ineffizient: Etwa die Hälfte des Wassers, so Schätzungen, wird vergeudet.
Auch veränderte Essgewohnheiten und Nahrungsproduktion werden die Wasserknappheit verschärfen. Der Unesco-Bericht zeigt die Auswirkungen am Beispiel Chinas: Ein Chinese, der 1985 im Schnitt nur 20 Kilogramm Fleisch pro Jahr gegessen hat, konsumiert heute mehr als 50 Kilogramm. 1960 wurden in China etwa 2,5 Millionen Tonnen Fleisch produziert, 2006 waren es über 80 Millionen. Um das Vieh zu füttern, wird mehr Getreide benötigt und dafür mehr Wasser verbraucht als früher. Insgesamt verschlingt die Produktion eines Kilogramms Rindfleisch etwa 16.000 Liter. (...) [weiter]
Versauerung der Ozeane - Kalkschalen von Meeresbewohnern werden immer dünner
spiegel.de, 09.03.2009
(...) Der Mechanismus ist bekannt: Autos, Kraftwerke und Heizungsanlagen blasen immer mehr Kohlendioxid in die Atmosphäre. Ozeane und Wälder nehmen etwa die Hälfte des vom Menschen produzierten Kohlendioxids auf. Im Wasser verwandelt sich das Gas in eine schwache Säure. Je mehr CO2-Emissionen das Meerwasser schluckt, desto höher wird die Säurekonzentration. Das hat Konsequenzen für die Ökosysteme unter Wasser. (...)
Will Howard vom Antarctic Climate & Ecosystems Cooperative Research Centre in Hobart (Australien), der sich seit Jahren mit der Versauerung des Südlichen Ozeans befasst, hatte zusammen mit Kollegen Foraminiferen mit Tieren aus alten Ablagerungen auf dem Meeresboden verglichen. Er stellte fest, dass die Kalkschalen der Tiere heute 30 bis 35 Prozent leichter sind als vor der industriellen Revolution.
Die Wissenschaftler sind überzeugt, dass die Kalkschalen der Foraminiferen durch die steigende Versauerung des Meeres dünner geworden sind. Meeresbiologen warnen aufgrund von Experimenten und Computermodellen seit langem davor, dass die Versauerung das Leben im Meer verändert. "Es ist klar, dass die Ozeane saurer werden, aber bislang konnte die mögliche Bedeutung für die Chemie des Ozeans und das Leben im Meer nur anhand von Prognosen und Modellen gezeigt werden", sagte Howard. Die Ergebnisse aus dem südlichen Ozean ließen vermuten, dass die Säuerung der Meere sich über alle Weltmeere ausbreitet. Erst kürzlich hatten Wissenschaftler festgestellt, dass die Meere schneller versauern als angenommen.
Die sinkenden pH-Werte haben noch weitere Folgen: Einige Forscher befürchten, dass sich Muschelschalen auflösen. (...) Schallwellen werden im sauren Meer besser geleitet, so dass es lauter wird. Und viele Korallen des Great-Barrier-Riffs vor Australien wachsen - möglicherweise ebenfalls wegen der Versauerung des Ozeans - derzeit so langsam wie nie zuvor in den vergangenen 400 Jahren. [weiter]
Warnung vor dramatischem Absinken des Toten Meeres
welt.de, 05.03.2009
Forscher der Technischen Universität Darmstadt warnen vor einem dramatischen Absinken des Wasserspiegels im Toten Meer in Israel. Dies habe weitreichende Folgen für die Umwelt und die Nutzung des Gewässers - dem tiefsten Punkt der Erde.
Der gesunkene Wasserspiegel sei auf den größeren Wasserverbrauch in der Region zurückzuführen (...). In den vergangenen 30 Jahren seien dem See 14 Kubikkilometer Wasser verloren gegangen, heißt es in der Studie. Der Wasserspiegel des extrem salzhaltigen Gewässers ohne Abfluss habe sich seit 1978 im Schnitt um 70 Zentimeter pro Jahr gesenkt. (...)
Als mögliches Gegenmittel schlugen die Forscher vor, statt der Umleitung von Wasser des Jordan-Flusses zur Mittelmeerküste dort mehr auf Meerwasserentsalzung zu setzen. Dadurch könnte die Absenkung des Toten Meeres verringert werden. Währenddessen könnte man längerfristige Alternativen wie etwa Kanäle vom Roten Meer oder vom Mittelmeer zum Toten Meer erwägen. Solche Kanäle müssten laut der Studie eine Förderleistung von mehr als 0,9 Kubikkilometer pro Jahr haben, um eine Rückkehr zum Normalpegel des Sees von vor 30 Jahren zu ermöglichen. Dabei könne das Gefälle zum Toten Meer auch für die Energieerzeugung genutzt werden. Diese könne auch zur Entsalzung von Wasser dienen. Das Kanalprojekt würde langfristig auch dem Tourismus und der Kaliindustrie am Toten Meer nützen, schlussfolgern die Autoren. [weiter]
Wasserlebende Insektenlarven setzen klimaschädigendes Lachgas frei
idw-online.de, 02.03.2009
Wasserlebende Kleinstiere wie Insektenlarven, Muscheln und Schnecken geben Lachgas, ein wichtiges Treibhausgas, an ihre Umgebung ab. Dies geschieht vor allem in Gewässern, die mit dem Nährstoff Nitrat verschmutzt sind, und ist besonders bei denjenigen Tieren zu finden, die mit ihrer Nahrung viele Bakterien zu sich nehmen. Das Fatale: Gerade in den von uns Menschen stark beeinträchtigten Gewässern treffen diese beiden Voraussetzungen für Lachgasfreisetzung häufig zusammen. Insgesamt ist deshalb damit zu rechnen, dass sich die in den Gewässern produzierte Treibhausgasmenge zukünftig noch erhöhen wird.
Peter Stief vom Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie in Bremen und seine Kollegen von der Universität Aarhus, Dänemark, untersuchten insgesamt 21 verschiedene Kleintierarten aus Seen, Fließgewässern und dem Meer. Dabei stellten sie fest, dass die Menge an freigesetztem Lachgas stark von der Ernährung der Tiere abhing. Räuberische Tiere trugen kaum zur Lachgasproduktion bei. Besonders hohe Raten fanden sich hingegen bei so genannten Filtrierern und Detritusfressern, die organisches Material aus dem Gewässergrund und aus Schwebstoffen filtern. Stief und seine Kollegen zeigen nun: das liegt an den Bakterien, die die Tiere mit der Nahrung aufnehmen. (...)
Die Lachgasemissionen sind besonders in nitratreichen Gewässern bedeutsam. Erhöhter Nährstoffeintrag, beispielsweise aus Düngemitteln, erhöht die Konzentration von Nitrat in vielen Flüssen, Seen und Küstengewässern und steigert in der Folge auch die Freisetzung des Treibhausgases. In solchen nährstoffreichen Gewässern sind Filtrierer und Detritusfresser oft besonders zahlreich. "Die gute Nachricht lautet also, dass sich der Einsatz für saubere Gewässer und geringere Nitrateinträge aus der Landwirtschaft positiver auf unser Klima auswirken könnte, als bisher angenommen", (...). "Die schlechte Nachricht ist allerdings, dass sich weltweit die Gewässerqualität gerade wegen der ständig steigenden Nährstoffeinträge weiter verschlechtert." (...) [weiter]