Juli 2010

Wasser-/Abwassernachrichten

(News-Archiv)

Wasser ist jetzt Menschenrecht

sueddeutsche.de, 28.07.2010

Sauberes Wasser ist jetzt ein Menschenrecht. Die Vereinten Nationen haben am Mittwoch den Anspruch auf reines Wasser in die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte aufgenommen.

Die von Bolivien vorgelegte und von 33 anderen Staaten unterstützte Resolution wurde in der Vollversammlung der 192 Mitgliedsstaaten, von denen 163 anwesend waren, mit der großen Mehrheit von 122 Stimmen angenommen.

"Diese Resolution bringt kein Recht auf Wasser im Sinne des internationalen Rechts", sagte der Vertreter Washingtons. "Sie ist uneindeutig und deshalb müssen wir uns enthalten." Nach UN-Angaben enthielten sich 41 Staaten. Das waren vor allem entwickelte Länder, während die Staaten der Dritten Welt praktisch geschlossen für den Entwurf stimmten.

Deutschland gehört nach den Worten seines UN-Botschafters Peter Wittig zu den entschiedensten Verfechtern des Rechts auf sauberes Wasser. "Weltweit haben 884 Millionen Menschen keinen genügenden Zugang zu sauberem Wasser und mehr als 2,6 Milliarden keinen zu einfachen sanitären Anlagen. Jedes Jahr sterben etwa zwei Millionen Menschen an den Folgen unsauberen Wassers, die meisten von ihnen sind Kinder." Deutschland habe sich noch eine klarere Verantwortung in der Resolution gewünscht, stimme diesem Kompromiss aber zu. (...)

Die Erklärung der Menschenrechte und damit auch der Anspruch auf sauberes Wasser ist völkerrechtlich nicht verbindlich. Einklagbar ist das Recht auf Wasser selbst in den Unterzeichnerstaaten nicht, zu denen alle 192 UN- Mitglieder automatisch wegen ihres Beitritts zählen. Die Verankerung hat aber einen hohen symbolischen Wert und durchaus Einfluss auf die Politik von Staaten und der Vereinten Nationen. [weiter]

 

Stromproduktion aus Abwasser
Goldüberzogene Elektroden erhöhen die Ausbeute

wissenschaft.de, 26.07.2010

(...) Seit langem helfen Mikroorganismen bei der Abwasserreinigung. Die Bakterien zersetzen das im Abwasser enthaltene organische Material, wachsen und geben dabei – sozusagen als Nebenprodukt – Elektronen frei. Dieser Prozess lässt sich auch zur Stromproduktion nutzen, indem die entstehenden Elektronen von Graphitelektroden aufgefangen werden. In einem angeschlossenen Kreislauf können die Elektronen aufgrund eines Energiegefälles Arbeit verrichten, vergleichbar mit dem Wasser in den Turbinen eines Wasserkraftwerks.

Da bei diesem Prozess vergleichsweise geringe Mengen an Energie entstehen, versuchten die Mikrobiologen nun, die Graphitelektroden entsprechend zu verändern. Das Ziel: mehr Energie. Zunächst beschichteten sie die Elektroden mit Palladium und testeten den Energieertrag, er steigerte sich um 50 bis 150 Prozent. Noch deutlich bessere Resultate lieferte der Versuch mit einem Goldüberzug: Es entstand 20-mal mehr Strom als ohne Beschichtung. Der maßgebliche Grund für die Steigerung waren die chemische Zusammensetzung sowie die Größe und Form der Nanopartikel, erklären die Wissenschaftler.

Die Entdeckung ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zu einer industriellen Nutzung der Technologie – auch wenn der aus dem Abwasser erzeugte Strom mittelfristig lediglich die Energiekosten der Kläranlage reduzieren, aber noch lange keine Haushalte versorgen wird. (...) [weiter]

 

Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie an der Weser: großer Handlungsbedarf

idw-online.de, 23.07.2010

Mit der Wasserrahmenrichtlinie hat die Europäische Union ein Instrument geschaffen, um die Qualität von Grund- und Oberflächenwasser im Einzugsbereich von Flüssen europaweit zu verbessern. Welche Anstrengungen seitens der Landwirtschaft nötig sind, damit die Wasserqualität der Weser den Vorgaben der EU-Richtlinie genügt, zeigt eine aktuelle Studie des Johann Heinrich von Thünen-Instituts (vTI) in Braunschweig.

Um die Wasserrahmenrichtlinie im Einzugsgebiet der Weser zu erfüllen, sind erhebliche Anstrengungen nötig, vor allem im Bereich der Landwirtschaft, auch wenn diese ihre Stickstoffüberschüsse in den letzten Jahren deutlich reduzieren konnte. Unter anderem müsste der Stickstoffeintrag in die Weser um jährlich rund 25 000 t reduziert werden. „Dies würde jährliche Kosten von über 100 Millionen Euro zusätzlich zu bisherigen Agrarumweltmaßnahmen verursachen, wenn die Beratungskosten hinzugerechnet werden“, (...). Diese Ergebnisse basieren auf Berechnungen des Projektes „AGRUM Weser“, die jetzt vom vTI veröffentlicht worden sind.

„Das Pilotprojekt AGRUM Weser bietet erstmals einen übergreifenden Ansatz, um Wirkungen und Kosten von der Landwirtschaft bis hin zu Einträgen in die Gewässer bis 2015 für die Weser zu quantifizieren“. (...) Dadurch ist es erstmals möglich geworden, die Wechselbeziehungen zwischen landwirtschaftlichen Einträgen in die Gewässer und ihren Pfadabhängigkeiten sowie die Wirkung und Kosten von möglichen Maßnahmen im landwirtschaftlichen Gewässerschutz umfassend abzubilden und eine verbesserte Berechnung zu Umsetzungsmöglichkeiten der EU-Wasserrahmenrichtlinie vorzunehmen.

Um die Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie bis 2015 zu erfüllen, schlagen die vTI-Wissenschaftler in der Studie eine erste Maßnahmenkombination für die Landwirtschaft vor, die sich auf rund 1,3 Millionen Hektar bezieht und insgesamt über 100 Millionen Euro pro Jahr kosten würde. (...) In rund 7 Prozent der Regionen konnte jedoch auch damit die Zielsetzung nicht erreicht werden, sodass weitere landwirtschaftliche oder wasserwirtschaftliche Maßnahmen notwendig sind.

(...) Der Abschlussbericht des AGRUM Weser Projekts kann hier heruntergeladen werden. [weiter]

 

El Niño beeinflusst Strömungspumpe in der Antarktis

ifm-geomar.de, 23.07.2010

Im antarktischen Weddell-Meer sinken großen Mengen Wasser von der Meeresoberfläche in die Tiefe ab und treiben damit das globale Band der Meeresströmungen an. Meeresforscher aus Kiel und aus den USA konnten jetzt anhand einer Langzeitmessung nachweisen, dass der Strömungsmotor dort starken Schwankungen unterliegt, die eng mit Wetter- und Klimaphänomenen zusammenhängen. Die entsprechende Studie erscheint in der aktuellen Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift Nature Geoscience.

Die Zahlen sind gewaltig. Wenn der Golfstrom die Floridastraße durchströmt, transportiert er 1,3 Milliarden Megawatt an Wärmeenergie. Und auf der Höhe von New York bewegt er rund 150 mal mehr Wasser als alle Flüsse der Welt zusammen. Dabei ist der sogenannte Golfstrom nur einer von vielen Abschnitten eines Strömungssystems, das alle Weltmeere umfasst und unser Klima reguliert. Dieses globale Förderband bleibt in Bewegung, weil an mehreren Stellen des Weltmeers (Grönlandsee, Labradorsee im Atlantik sowie Weddell- und Ross-Meer nahe der Antarktis) kaltes, dichtes, salzhaltiges Wasser von der Meeresoberfläche auf den Meeresgrund sinkt. Dort fließt es als Bodenwasser weiter in Richtung Tropen, an der Oberfläche strömt wärmeres Wasser nach. Einer dieser zentralen Orte, an denen das globale Förderband angetrieben wird, ist das antarktische Weddell-Meer. Wissenschaftler des Lamont-Doherty Earth Observatory (LDEO) der Columbia University (New York, USA) sowie des Kieler Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) haben nun mit einer Langzeitbeobachtung herausgefunden, dass es dort starke jahreszeitliche, aber auch mehrjährige Schwankungen in der natürlichen Strömungs-Pumpe gibt. Sie hängen unter anderem mit den Windverhältnissen in der Antarktis zusammen und sind so auch an großräumige Klimaschwankungen wie das El Niño-Phänomen gekoppelt. „Das haben wir so nicht erwartet, vergleichbare Messungen am Ausgang der Labradorsee zeigten keine signifikanten jahreszeitlichen Schwankungen“, sagt Professor Martin Visbeck, Leiter der „Physikalischen Ozeanographie“ am IFM-GEOMAR und ein Mitautor der Studie, die in der aktuellen Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift Nature Geoscience erscheint. (...) [weiter]

 

Riesiger Algenteppich bedeckt die Ostsee

tagesspiegel.de, 23.07.2010

Ein Blaualgen-Film - nach Angaben von Umweltschützern so groß wie Deutschland - bedeckt die Ostsee. Noch bestehe aber keine Gefahr für Urlauber. Woher kommt der Algenteppich und wie entwickelt er sich?

Die Zutaten für eine Algenblüte hat der Hitze-Juli in diesem Jahr in der Ostsee reichlich geliefert: Bei stabilen Hochdrucklagen und hohen Temperaturen fühlen sich die Cyanobakterien pudelwohl, die unter dem Namen Blaualgen bekannt sind. Dann vermehren sie sich explosionsartig, bis sie eine Art Teppich bilden, der zurzeit zwischen den großen Inseln Gotland und Bornholm an der Oberfläche schwappt. Einige dieser Blaualgen produzieren auch noch Gifte, die Behörden, Tourismusbranche und Ostseeurlauber alarmieren. Wissenschaftler geben aber Entwarnung.

Die Blaualgen, um die sich alles dreht, sind in Wirklichkeit keine Pflanzen, sondern winzige Bakterien. Genau wie die Blätter einer Eiche oder der Spinat im Garten können diese Cyanobakterien aus Sonnenlicht, Wasser und dem Kohlendioxid in der Luft Zucker machen. Allerdings dringen Sonnenstrahlen nicht weit ins Wasser ein, daher klappt das nur in den obersten Wasserschichten. Aus Zucker machen die Organismen eine Glykogen genannte Substanz, die sie als Treibstoff benutzen, der ihre Proteinfabriken mit Energie versorgt. Für die Produktion dieser Proteine, aus denen sich große Teile aller Organismen aufbauen, brauchen die Blaualgen aber auch noch Stickstoff, Phosphor und weitere Nährstoffe. Für die Organismen verwertbare Nährstoffe gibt es zwar im Wasser der Ostsee durchaus. An der Oberfläche aber werden sie rasch zur Mangelware, wenn die Cyanobakterien bei strahlendem Sonnenschein eifrig Proteine herstellen, die sie für die Vermehrung brauchen. (...)

Bei einer längeren Hochdrucklage vermehren sich die Cyanobakterien so stark, bis ein Algenteppich auf dem Wasser schwimmt.

Genau bei solchen Wetterlagen aber strömen auch viele Urlauber an die Ostsee. Wenn sie Pech haben, stehen sie dann vor Stränden, die von den Behörden gesperrt wurden. Blaualgen können nämlich auch Gifte produzieren, die einmal verschluckt, den Organismus schädigen können. „Allerdings sind nicht alle Algen giftig“, (...). Obendrein produzieren die einzelnen Bakterienstämme unterschiedliche Mengen von verschiedenen Giften. Und da in einem Algenteppich normalerweise auch noch eine ganze Reihe verschiedener Stämme leben, bringt erst eine genau Analyse Klarheit, wie viele Giftstoffe denn im Wasser sind.

Wie gefährlich diese Brühe dann für Strandurlauber tatsächlich ist, wissen die Behörden damit aber noch immer nicht. Denn die Wirkung eines Giftes hängt stark von der Menge ab, die ein Organismus abbekommt. Die Toxine der Blaualgen dringen kaum durch die gesunde Haut, sondern belasten den Körper allenfalls, wenn ein Schwimmer Wasser schluckt. (...)

Noch hat der Algenfilm die deutschen Küsten ohnehin nicht erreicht. Um aber sicherzugehen, versuchten Experten am Donnerstag, genaue Daten zu Wachstum und Art der Bakterien zu sammeln. (...) [weiter]

 

Stahlschlacke soll Abwasser reinigen
Zehdenicker Entwässerungsbetrieb startet Projekt für Kapper Klärwerk

maerkischeallgemeine.de, 22.07.2010

2012 ist das Jahr, in dem für Klärwerke neue Richtlinien für den Phosphorgehalt im Klärwasser gelten. Vor allem kleinere Anlagen wie in Kappe, die ihr gereinigtes Abwasser in Gewässer einleiten, müssen dann für viel Geld nachgerüstet werden. (...)

Es soll ein Projekt gestartet werden, bei dem getestet werden soll, wie durch die Verwendung von Stahlschlacke innerhalb einer zusätzlichen Reinigungsstufe Phosphor aus dem Klärwasser gefiltert werden kann.

(...) In dem Projekt wird die Wirkung von Eisenhüttenschlacken zur Bindung von Phosphor aus dem Abwasser in kleinen Kläranlagen untersucht. Dabei geht es um die technische und ökonomische Durchführbarkeit des Verfahrens und die anschließende Verwertung der phosphorgesättigten Schlacken als Düngemittel in der Landwirtschaft.

Die Kläranlage Kappe ist als Versuchsstandort gewählt worden, da dort eine weitgehende Phosphateliminierung angestrebt wird. Parallel dazu werden in einer Pilotanlage in Frankreich ähnliche Versuche unternommen. Das Gesamtprojekt hat eine Laufzeit von drei Jahren und soll im Juni 2012 enden. Es wird von der Europäischen Union gefördert. (...)

Die verschärften Vorschriften galten bisher für Städte mit mehr als 10 000 Einwohnern. In Kappe leben dagegen nur etwa 200 Menschen. Die Aufrüstung der Klärtechnik allein für einen solchen Ortsteil ist betriebswirtschaftlich natürlich nicht zu rechtfertigen. Die Kosten einer solchen Investition müssten am Ende allerdings alle Kunden des Entwässerers gleichermaßen über die Gebühren zahlen. (...) [weiter]

Impressum / Datenschutzerkl?rung