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Juni
2010
Wasser-/Abwassernachrichten
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Radikaler Spülgang -
Mega-Fluten graben tiefe Canyons in nur wenigen Tagen
wissenschaft.de, 20.06.2010
Bisher galt es als sicher, dass gewaltige Schluchten wie der Grand Canyon über einen Zeitraum von mehreren Millionen Jahren entstanden sind. Doch die tiefgreifenden Folgen der Erosion durch Wasser können sich auch in weitaus kürzerer Zeit einstellen. Das hat ein US-Forscherteam bei der Untersuchung des Canyon Lake Gorge in Texas festgestellt, der im Jahre 2002 bei einer Sturzflut entstanden ist. Nach den Untersuchungen benötigten die Wassermassen nur drei Tage, um sich sieben Meter tief in die Landschaft zu graben. Auf Basis der Studienergebnisse sollen sich künftig frühzeitliche Mega-Fluten besser rekonstruieren lassen. Zudem könnten die gewaltigen Mars-Canyons durch ähnliche Vorgänge entstanden sein. (...)
Michael Lamb vom California Institute of Technology in Pasadena und seine Kollegen nutzten dieses seltene Ereignis, um zu untersuchen, unter welchen Umständen es zu der Bildung von Canyons kommt. Auf Basis von zahlreichen Luftaufnahmen, topografischen Analysen und Messungen des Wasservolumens sowie der Fließgeschwindigkeit der Fluten gelang es ihnen, den genauen Entstehungszeitraum des Canyon Lake Gorge zu bestimmen: Drei Tage reichten den Wassermassen aus, um die Klamm auszuwaschen. Bislang wurde angenommen, dass die meisten Canyons über einen Zeitraum von vielen Millionen Jahren entstehen. Demnach graben Flüsse in einem langwierigen Erosionsprozess Schluchten in eine Ebene und beseitigen alle Hindernisse, die sich ihnen in den Weg stellen. Unterstützt wird die Wasserwirkung durch klimatische Veränderungen und tektonische Kräfte. (...)
Fluten größten Ausmaßes sollen in der Frühgeschichte der Erde häufiger vorgekommen sein, schreiben die Forscher. Doch wie solche Katastrophen ausgesehen haben, sei schwer nachvollziehbar. Das ändere sich nun: Die Bedingungen, unter denen der Canyon Lake Gorge entstand, seien bekannt. Faktoren wie Abflussmenge, Dauer der Sturzflut sowie die Topografie vor und nach dem Ereignis sollen den Wissenschaftlern helfen, bessere Modelle zur Rekonstruktion urzeitlicher Mega-Fluten auf Erde und Mars zu entwickeln. [weiter]
Trinkwasser gefährdet: Versorger gegen CO2-Lagerung in Norddeutschland
dermerkur.de, 15.06.2010
In einer aktuellen Stellungnahme fordern die norddeutschen Wasserunternehmen die Bundesregierung auf, im „norddeutschen Becken eine CO2-Speicherung nach Art. 4 Abs.1 nicht zuzulassen“, da durch eine CO2-Einlagerung die Trinkwasserversorgung im gesamten norddeutschen Raum auf Jahrhunderte gefährdet wäre. (...) „das eingelagerte CO2 würde direkt bis zu 20 Milliarden Kubikmeter salinäres Porenwasser verdrängen. Das Porenwasser würde dabei durch den entstehenden Kontakt mit den nicht auszuschließenden grundwasser-schädigenden Beimengungen auch verunreinigt werden.“
Die Wasserversorger weisen in der Stellungnahme vom 8.Juni 2010 zudem darauf hin, dass spezifische geologische Verhältnisse aus CCS-Modellvorhaben sowie die Erfahrungen aus Erdgas- und Erdölförderung sich nicht übertragen lassen. Weiter kritisieren die Unternehmen die „völlig unzureichende Klärung der Risiken für die Bevölkerung und die öffentliche Wasserversorgung“. Daher warnen die Wasserunternehmen vor einer „kurzsichtigen und möglicherweise von wirtschaftlichen Erwägungen getragenen Zwischenlösung“, fordern ein „umsichtiges Handeln“ und sprechen sich „gegen den Aufbau eines künstlichen Zeitdruckes“ aus. (...)
Durch die umstrittene CCS-Technologie (Carbon-Capture and Storage) soll Kohlendioxid (CO2), inklusive max. fünf Prozent zusätzlicher Giftstoffe wie Arsen, Blei, Quecksilber etc. aus Lausitzer Kohlekraftwerken von Vattenfall abgeschieden und anschließend unterirdisch gelagert werden. Gegen diese Endlagerung des Gasgemisches regt sich massiver Widerstand seitens Bevölkerung in Ostbrandenburg. (...) [weiter]
Biologische Reinigung bei schwermetall- und sulfathaltigen Industrie-Abwässern effektiv
idw-online.de, 10.06.2010
Giftige Industrie-Abwässer kostengünstiger, umweltschonend und effektiver zu reinigen als bisher gebräuchliche Verfahren erlaubt eine mehrfach patentierte Erfindung aus der Universität Kassel. Mit einem Festbett-Bioreaktor und Sulfat reduzierenden Bakterien kann das neue biochemische Reinigungsverfahren saure und sulfathaltige Waschwässer, etwa aus Bergwerken, vor Ort reinigen. Das ist nicht nur zu rund 30 Prozent geringeren Kosten als bisher möglich - es fallen auch keine Reststoffe mehr an, die auf Sonderdeponien entsorgt werden müssen. Stattdessen entstehen Produkte, die für andere Industrieprozesse wieder verwendet werden können. (...)
Im Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft am Fachbereich Bauingenieurwesen der Universität Kassel (...) wurde ein biochemisches Verfahren entwickelt, das in einem geregelten, doppelten Reaktionskreislauf die Schwermetalle aus Waschsäure ausfällt und Säure gewinnt, die im Reinigungsprozess eines Industriebetriebes wieder eingesetzt werden kann. Auch der Metallschlamm, der nach der Waschsäurereinigung übrig bleibt, ist wieder verwertbar. Er besteht überwiegend aus Metallsulfid, also einer chemischen Verbindung, in der Metalle auch in der Natur überwiegend zu finden sind. (...)
Dank des entwickelten Bioreaktors habe man im Laborversuch 99,9 Prozent des Zinks im Abwasser ausfällen und 64 Prozent des Sulfats reduzieren können (...).
Die Grundlagen dieses neuartigen biologischen Reinigungsverfahrens sind bereits während eines mit 175.000 € von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten zweijährigen Kooperationsprojekts mit der - mit der Kasseler Uni seit Jahren befreundeten - erdöltechnischen Universität Ufa in Russland gelegt worden, das vor sieben Jahren startete. So stammen die Sulfatreduzierenden Bakterien für den Kasseler Bioreaktor beispielsweise aus dem Abwasserteich des Erdölverarbeitungswerks Ufa. Die Russen sind an kostengünstigen Techniken zur Abwasserreinigung interessiert, da es in dieser Region viele Bergbau- und Erdölbetriebe gibt.
Die wirtschaftlichen Chancen der Erfindung werden vor allem im Bergbau und bei Müllverbrennungsanlagen gesehen. (...) [weiter]
Jangtse ließ sich Zeit
Der größte Fluss Chinas ist viel älter als gedacht – und brauchte deutlich länger, um sich durchs Gestein zu wühlen.
wissenschaft.de, 04.06.2010
(...) Mit einer Länge von 6.380 Kilometern ist der Jangtse, nach dem Nil und dem Amazonas, der drittlängste Fluss der Welt. Der gewaltige Strom trennt den Norden und den Süden Chinas und wird oft als seine Lebensader bezeichnet: Die Geschichte des Landes ist eng verknüpft mit dem Fluss, der dem tibetanischen Hochplateau entspringt und ins Ostchinesische Meer mündet. Die für ihre atemberaubende Natur bekannte Drei-Schluchten-Region bietet diverse Hinweise auf die Entstehung des Stromes. Der Jangtse bildete sich aus zahlreichen kleineren Strömen, die den Norden und Süden durchflossen und sich in dem Gebiet der drei Schluchten vereinigten. (...)
Wissenschaftler versuchten, den genauen Zeitpunkt zu bestimmen, an dem der Fluss begann, sich durch das Gestein der drei Schluchten zu wühlen. Dazu untersuchten sie Gesteinsproben aus Gebieten rund um den Jangtse. Strukturunterschiede in einigen Proben lieferten dabei die entscheidenden Hinweise, denn sie deuteten auf deutliche Temperaturveränderungen vor etwa 45 Millionen Jahren hin. Zu dieser Zeit hatte sich der Granit in der Nähe der drei Schluchten merklich abgekühlt – verursacht durch den Jangtse, folgern die Forscher. Proben, die in weiterer Entfernung zum Fluss genommen wurden, wiesen nämlich keine derartige Abkühlung auf. „Der Jangtse ist viel älter als gedacht. Bisher wurde angenommen, dass eine hohe Fließgeschwindigkeit die markanten Schluchten innerhalb kurzer Zeit gebildet hat, aber das ist falsch. Sie entstanden über einen sehr langen Zeitraum“ (...).
Darüber hinaus geben die Forschungsergebnisse Aufschluss über die Erosion großer Teile des tibetanischen Plateaus vor 45 Millionen Jahren, deren Auslöser bislang nicht bekannt war. „Als der Fluss begann, sich durch die Schluchten zu schneiden, verhielten sich diese wie eine Art Abfluss in einer gigantischen Badewanne. Das Sediment erodierte und wurde durch den wachsenden Jangtse entweder in die Ostchinesische See gespült oder setzte sich im chinesischen Tiefland ab“ (...). [weiter]
1332 Milliarden Kubikkilometer Wasser enthalten die Ozeane
welt.de, 01.06.2010
Einer neuen Hochrechnung zufolge gibt es in den Weltmeeren 1332 Milliarden Kubikkilometer Wasser. (...) Forscher hatten Satellitendaten über die Form der Ozeane ausgewertet und daraus die durchschnittliche Tiefe der Meere berechnet. Diese wird nun mit 3682,2 Metern angegeben, das ist zwischen 21 und 51 Meter weniger als bisher. Zusammen mit der Fläche lässt sich dann das Volumen berechnen. Die Analyse ist im Journal "Oceanography" nachzulesen. Der neue Wert weicht überraschend wenig von einer der ersten Kalkulationen des Forschers John Murray aus dem Jahr 1888 ab (...): Murray kam auf 1349 Milliarden Kubikkilometer Wasser. Das ist eine Abweichung von gerade 1,2 Prozent. Dabei musste Murray noch schwere Gewichte an Seilen in die Tiefe lassen, um die Wassermassen zu vermessen. Die Forscher von heute profitieren von immer besseren Satellitendaten. Die Karten dieser künstlichen Erdtrabanten sind zunehmend höher aufgelöst. Damit zeigen sich auch Gebirge und Berge am Grund der Ozeane besser, sodass sich das Volumen feiner berechnen lässt. Die neuen Daten berücksichtigen fast alle Ozeane, mit Ausnahme einiger Regionen um die Arktis. [
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