Mai 2010

Wasser-/Abwassernachrichten

(News-Archiv)

80 Millionen Euro Fördermittel für wasserwirtschaftliche Investitionen

umweltruf.de, 26.05.2010

Das Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz Rheinland-Pfalz hat grünes Licht für das Förderprogramm Wasserwirtschaft 2010 gegeben. Das Land fördert die kommunalen Maßnahmeträger im Jahr 2010 mit mehr als 80 Millionen Euro. Damit werden Investitionen von rund 115 Millionen Euro für eine sichere Wasserversorgung unterstützt, für eine hochwertige Abwasserbeseitigung und für saubere Bäche und Flüsse.

(...) Bis heute wurden bereits mehr als 4,5 Milliarden Euro an Fördermitteln in den Bereichen Abwasserbeseitigung, Wasserversorgung und Gewässerausbau und -entwicklung an die Kommunen vergeben.

Das Förderprogramm 2010 umfasst über 350 Maßnahmen. Neben der Fortführung bereits begonnener Maßnahmen wird auch eine Vielzahl neuer Maßnahmen finanziert. Ein wesentlicher Schwerpunkt des Förderprogramms sind die Maßnahmen zum Abschluss der Erstausstattung in der Abwasserbeseitigung in den ländlichen Räumen. 99 Prozent der Bürgerinnen und Bürgern Rheinland-Pfalz sind bereits an mechanisch-biologische Kläranlagen angeschlossen. Mit der finanziellen Unterstützung soll erreicht werden, dass auch die restlichen Aufgaben zu vertretbaren Gebühren zum Abschluss gebracht werden können (...).

(...) Das Land fördert Gutachten und Erhebungen zur Optimierung der technischen und wirtschaftlichen Leistung wie z.B. Energieeffizienzuntersuchungen oder die Teilnahme an einem Prozessbenchmarking mit einem Zuschuss von 50 Prozent. (...)

Ein weiterer Schwerpunkt des Förderprogramms ist die finanzielle Unterstützung der interkommunalen Zusammenarbeit gerade im Bereich der Wasserversorgung. (...) Schließlich wird mit dem Förderprogramm 2010 auch die erfolgreiche „Aktion Blau“ des Landes zum Erhalt und Schaffung naturnahe Gewässer weitergeführt.

Rund 140 Millionen Euro wurden seit 1995 in die Verbesserung des Wasserrückhaltevermögens, zur Gewässerrenaturierung und zur Verbesserung der Durchgängigkeit der Gewässer investiert. Mit einem Fördervolumen von rund 15 Millionen Euro sollen in 2010 mehr als 130 Einzelmaßnahmen mit einer Förderung von bis zu 90 Prozent Zuschuss unterstützt werden. Der Rückbau von nicht mehr benötigten Wehren, der Bau von Fischtreppen, die Schaffung von Gewässerrandstreifen und vieles mehr tragen dazu bei, dass naturnahe Strukturen an Gewässern und Auen wiederhergestellt werden. (...) [weiter]

 

Wasser mit ultravioletten LEDs umweltfreundlich reinigen

idw-online.de, 26.05.2010

Eine kostengünstige und sichere Methode, Trinkwasser lokal zu entkeimen, könnte den Zugang zu sauberem Trinkwasser in vielen Regionen der Welt erleichtern. Eine Forschergruppe am Ferdinand-Braun-Institut und der TU Berlin arbeitet daran, Wasser umweltfreundlicher und unkomplizierter als bisher mit ultravioletten Leuchtdioden (UV-LEDs) zu desinfizieren. Die Bestrahlung mit UV-Licht zerstört das Erbgut von Bakterien, Viren und Sporen und verhindert dadurch die Vermehrung der Organismen. Nach Untersuchungen an stehendem Wasser waren nun erste Tests mit langsam fließendem Wasser erfolgreich.

Das UV-Licht wird mit halbleiterbasierten InAlGaN-Leuchtdioden erzeugt. Durch die Legierung von Galliumnitrid (GaN) mit Aluminiumnitrid (AlN) lassen sich deren Emissionswellenlängen bis in den fernen UV-Bereich verschieben. So kann die Emissionswellenlänge an die verschieden Zielorganismen angepasst werden.
Insbesondere Licht im Wellenlängenbereich zwischen 200 und 300 Nanometern (nm) mit einem ausgeprägten Maximum bei circa 265 nm eignet sich dafür. Die optimale Wellenlänge kann je nach Mikroorganismus leicht variieren. (...) Eine Untersuchung zeigte, dass die Bacillus-Subtilis-Sporen mit UV-C-LEDs mindestens so effizient deaktiviert werden wie mit herkömmlichen Niederdruck-Quecksilberdampflampen.
(...) Es konnte die generelle Eignung von UV-C-LEDs im Bereich der Wasserdesinfektion für kleine Wassermengen nachgewiesen werden.
Die Wissenschaftler arbeiten nun daran, die Leistungen und die Effizienzen der UV-LEDs zu steigern. Derzeit liegen die Effizienzen noch bei wenigen Prozent und die Ausgangsleistungen im Milliwatt-Bereich. Gelingt dies, stünde künftig eine vielversprechende Alternative zu herkömmlichen Quecksilberdampflampen zur Verfügung. UV-LEDs benötigen keine Aufwärmphase, sind langlebig, sehr kompakt und nicht giftig. Sie können außerdem mit geringen Gleichspannungen betrieben werden, sodass sie ohne größeren Aufwand in autarken, solarbetriebenen Anlagen einsetzbar sind. Damit wären komplett neue Lösungen zur Trinkwasserentkeimung möglich, die sowohl in Flugzeugen zur mobilen Wasseraufbereitung eingesetzt werden könnten, als auch in Regionen, die bislang von der Versorgung mit sauberem Wasser abgeschnitten sind. [weiter]

 

Osmosekraftwerke erzeugen emissionsfrei Strom

idw-online.de, 21.05.2010

Durch den Austausch von Salz- und Süßwasser in ihren Elementen liefern Osmosekraftwerke ständig elektrische Energie, ohne dabei Emissionen zu erzeugen. Das funktioniert aber nur am richtigen Standort: Flussmündungen kommen in Frage – aber nicht jede. (...)

Das Prinzip der Osmose ist einfach und kommt in der Natur überall vor: In eine Kirsche zum Beispiel, deren Inneres hochkonzentrierte Zuckerlösung enthält, strömt bei Regen Wasser ein, um das Konzentrationsgefälle auszugleichen. Da Wasser herein kann, aber nicht wieder heraus, platzt die Kirsche irgendwann – ihre Hülle ist semipermeabel. Semipermeable Membranen sind auch Herzstück von Osmosekraftwerken. An ihnen begegnen sich Süß- und Salzwasser. Da das Süßwasser auf die Salzwasserseite will, um das Konzentrationsgefälle zu verringern, entsteht an der Membran ein Druck von bis zu 26 bar. Dieser Druck kann eine Turbine antreiben und somit zur Stromerzeugung genutzt werden.

Das Prinzip funktioniert aber nur an geeigneten Orten, wo Salz- und Süßwasser in ausreichender Menge vorhanden sind, wie an Flussmündungen. Zwar fließen jährlich weltweit etwa 36.000 Kubikkilometer Süßwasser in die Meere, aber nur ein Bruchteil davon lässt sich zur Stromerzeugung nutzen. Abfluss, Salzgehalt und Temperaturverteilung in der Flussmündung spielen eine Rolle. Technische und wirtschaftliche Aspekte müssen in die Wahl des Standorts einbezogen werden. (...) Eine Analyse von Flussmündungen weltweit, um ihr Potenzial als Standort für Osmosekraftwerke zu ermitteln, ergab, dass für Deutschland die Möglichkeiten eher gering sind. Besser sehe es an den Mittelmeerküsten, in Skandinavien und Amerika aus. Norwegen verfügt über besonders gute Bedingungen. [weiter]

 

Dem Ozean lauschen für ein verbessertes Fischereimanagemen

idw-online.de, 18.05.2010

Das Forschungsinstitut für Entwicklung (IRD) und das Peruanische Meeresinstitut (IMARPE) konnten jetzt ein innovatives akustisches Verfahren zur Beobachtung der Entwicklung von Zonen mit reduziertem Sauerstoffgehalt, den Sauerstoffminimumzonen (oxygen minimum zones, OMZ), in den Ozeanen unserer Welt entwickeln. Diese neue Technik ermöglicht es, diese sauerstofffreien (anoxischen) Zonen, die Heimat vieler Meeresbewohner sind, in allen Einzelheiten zu vermessen. Die im Open-Access-Fachjournal Public Library of Science (PLoS) ONE veröffentlichten Erkenntnisse [1] lassen neue Perspektiven für die Erforschung der Ozeane sowie die Bewirtschaftung der Fischereiressourcen erkennen.

Die Forscher vermaßen unter Einsatz routinemäßiger akustischer Unterwasser-Überwachungstechniken die vertikale Verteilung von marinen Organismen wie Plankton, Krebsen und Fischen im Wasser entlang der peruanischen Küste. Die mithilfe von Echoloten ausgeführten Messungen erlaubten ihnen, mit hoher Genauigkeit den scharfen Gradienten der Sauerstoffkonzentration zu bestimmen, welcher die obere Zone der Sauerstoffminimumzone begrenzt. Die Kombination der auf diese Weise ermittelten Daten mit turnusmäßigen hydrologischen Messungen ergab Karten hoher Auflösung, die 50.000 bis 100.000 Mal genauer als übliche hydrologische Profile sind.

So konnten die Wissenschaftler zum einen neues Licht in den Zustand und die Ausbreitung von Sauerstoffminimumzonen bringen und außerdem sehr präzise die Größe des Lebensraums berechnen, die dem peruanischen Anchovis zur Verfügung steht, wodurch zum Beispiel interessante Informationen für das Fischereimanagement ermittelt werden können. (...)

Sauerstoffminimumzonen sind ein natürlich vorkommendes Phänomen, das in Tiefen von etwa 100 bis 1.000 Metern zu finden ist. Sie sind Heimat zahlreicher Lebewesen, die speziell an die sauerstoffarme Umgebung angepasst sind. Derzeit bedecken Sauerstoffminimumzonen etwa 10 Prozent der Ozeanfläche. Aber sie haben sich in den letzten 50 Jahren aufgrund der globalen Erwärmung ausgebreitet. (...) [weiter]

 

Vulkanasche bringt Algen im Ozean zum Blühen
Wissenschaftler der Universität Hamburg belegen erstmals ozeanische Eisendüngung durch Vulkanasche

idw-online.de, 17.05.2010

Welche Wirkung haben Vulkanausbrüche auf unser Klima? Bisher gingen Wissenschaftler/innen davon aus, dass Eruptionen mit hohem Schwefeldioxid-Anteil, die sehr weit in die Höhe reichen, die Bildung von Aerosolen hervorrufen. Diese Aerosolwolken können die Erde kühlen. Eine andere Wirkung - das Düngen von Ozeanalgen - haben jetzt Forscher/innen des Exzellenzclusters "Integrated Climate Analysis and Prediction" (CliSAP) der Universität Hamburg untersucht. Erste Ergebnisse erscheinen in den Fachmagazinen "Atmospheric Chemistry and Physics" und "Journal of Geophysical Research".

"In weiten Teilen des Ozeans ist das Algenwachstum unter anderem durch das Fehlen von Eisen limitiert. Eisensalze in der Vulkanasche könnten das Plankton zum Blühen bringen - und dabei größere Mengen CO2 binden" (...). Die Algen nehmen das Treibhausgas in ihren Stoffwechsel auf und entfernen es so aus der Atmosphäre.

Tatsächlich wurde nachgewiesen, dass das Phänomen einer massiven Algenblüte im Golf von Alaska 2008 mit dem Ausbruch des Vulkans Kasatochi in Verbindung stand. In nicht einmal 24 Stunden blies der Vulkan damals bis zu 600 Megatonnen Asche in die Luft. Rechnerisch reicht diese Eisenmenge aus, um für die beobachtete Algenblüte verantwortlich zu sein - zumal die Aschesäule bis zu 15 Kilometer in die Höhe reichte, was den Ferntransport begünstigte. (...)

Inwieweit ein erhöhter Ausstoß von Vulkanasche das Klima allgemein beeinflussen könnte, sollen weitere Untersuchungen an der Universität Hamburg zeigen. Zentrale Fragestellungen dabei sind: Wie hoch genau sind die Eisenmengen, die die Asche mit sich führt? Gibt es Bedingungen, die die Bildung von wasserlöslichen Eisensalzen bei einem Vulkanausbruch begünstigen? Gleichzeitig helfen Computer gestützte Klimamodelle, die bisherigen Ergebnisse mit weiteren Faktoren zu verknüpfen. (...) [weiter]
Link zum Originalartikel

 

Ozeanversauerung in der Arktis – IFM-GEOMAR Expedition untersucht Folgen des Kohlendioxidanstiegs auf marine Ökosysteme

idw-online.de,12.05.2010

Am 14. Mai brechen Forscher des Kieler Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) zu einem mehr als fünfwöchigen Experiment in die Hocharktis auf. Vor der Küste Spitzbergens sollen mit Hilfe der weltweit größten Off-shore-Mesokosmenanlage die Auswirkungen der zunehmenden Ozeanversauerung auf Meeresorganismen in einem Langzeitexperiment untersucht werden. Die Wissenschaftler des IFM-GEOMAR kooperieren dabei zum ersten Mal mit der Umweltschutzorganisation Greenpeace, die die Forschungsarbeiten logistisch unterstützen wird.

(...) Als besonders gefährdete Region gilt vor allem die Arktis, wo die Erderwärmung zu drastischen Änderungen der Umweltbedingungen führen wird. Aber nicht nur der Klimawandel macht der Arktis zu schaffen, auch die fortschreitende Ozeanversauerung trifft den Arktischen Ozean härter als andere Regionen. „Im kalten Wasser der Polarmeere löst sich atmosphärisches CO2 besonders gut. Dies beschleunigt den Prozess der Ozeanversauerung in den hohen Breiten, die schon heute eine geringe Karbonatsättigung aufweisen“ (...).
Jüngste Prognosen zeigen, dass bereits 2016 Teile der Arktis durch Ozeanversauerung im Winter untersättigt und somit korrosiv für Kalk sein werden. Noch vor 2050 wird mehr als 50 Prozent des Arktischen Ozeans ganzjährig karbonatuntersättigt sein. Dies wollen die Kieler Forscher in ihren neun Mesokosmen simulieren. „Aus Laborexperimenten wissen wir bereits, dass insbesondere Flügelschnecken, ein wichtiges Bindeglied im arktischen Nahrungsnetz, sehr empfindlich auf Ozeanversauerung reagieren“ (...). Jetzt wollen die Kieler Forscher gemeinsam mit Wissenschaftlern aus elf europäischen Instituten in ihren Mesokosmen untersuchen, welche Konsequenzen die Ozeanversauerung für arktische Lebensgemeinschaften hat. (...) [weiter]

 

Giftanschlag auf Korallenriffe - Seetang vernichtet Korallen durch giftige Chemikalien

wissenschaft.de, 11.05.2010

Mehrere Seetang-Arten im Pazifik und in der Karibik produzieren giftige Chemikalien, die benachbarte Korallen schädigen oder töten können. Manche dieser Seetang-Spezies greifen die Korallen bereits innerhalb von zwei Tagen an, während andere ihre schädigende Wirkung erst innerhalb von 20 Tagen entfalten. Dass die Situation für Korallenriffe nun kritisch wird, liegt an der Überfischung der Meere: Da die Zahl der Fische permanent sinkt, die sich von Seetang ernähren, bedroht der giftige Tang Korallenriffe auf der ganzen Welt. (...)

Bereits in früheren Studien wurde gezeigt, dass Seetang in Korallenriffen stärker wächst, wenn bestimmte Fischarten vom Riff ferngehalten werden. Dabei hatten die Forscher auch beobachtet, dass einige Fische bestimmte Arten von Seegras bevorzugen. „Wenn diese pflanzenfressenden Fische wegbleiben, entsteht ein Teufelskreis, der vermutlich nur noch schwer zu durchbrechen ist“, erläutert Hay: „Je mehr Fische gefangen werden, desto mehr Seetang siedelt sich an, und je mehr Seetang sich ansiedelt, desto größer ist der Schaden für die Korallen. Schließlich leben wiederum umso weniger Fische im Riff, je weniger Korallen es gibt.“ Allerdings könne das Wissen über diese Zusammenhänge dazu beitragen, gezielt Fischarten unter Schutz zu stellen, die Seetang fressen und so dessen Wachstum eindämmen können. [weiter]

 

Das Abwasser der Fahrgastschiffe gefährdet die Ostsee

nnn.de, 06.05.2010

Mit dem Anlauf der "Aidablu" ist Rostock-Warnemünde in die Kreuzfahrtsaison 2010 gestartet. Viele der Cruiser werden in den kommenden Monaten über die Ostsee schippern. Die Tourismusbranche profitiert. Doch das freudige Ereignis hat auch eine Schattenseite. Denn nach wie vor gibt es keine zufriedenstellenden Regeln darüber, wie Fahrgastschiffe mit ihren Abwässern umzugehen haben. Einen Antrag der Ostseeanrainerstaaten für ein strengeres Reglement wurde von der International Maritime Organization (IMO) vorerst abgelehnt. Die UN-Schifffahrtsorganisation vertagte die Diskussion auf ihre Konferenz im September.

Dr. Günther Nausch vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde sieht Handlungsbedarf: "Etwa sieben Prozent des Welthandels laufen auf der Ostsee ab, die allerdings nur 0,1 Prozent der Gesamtfläche der Weltmeere ausmacht." Dabei seien es nicht die kleineren Wasserfahrzeuge, die Probleme machten. Große Fahrgastschiffe mit ihren Abwassern hingegen können zu einer Gefahr für das Binnenmeer werden. (...) Auf hoher See - also außerhalb der Zwölf-Seemeilen-Zone - können Schiffe ihre Abwässer im Meer entsorgen. Zuvor werden diese einer Reinigung unterzogen. Die Umweltorganisation World Wide Fund for Nature (WWF) hält diese jedoch für unzureichend.

Deshalb kämpfen die Ostseeanrainer seit Jahren für verschärfte Regelungen für die Abwasserreinigung auf Fähr- und Kreuzfahrtschiffen. (...) Das Problem: Die meisten Häfen sind technisch nicht dafür ausgerüstet, innerhalb weniger Stunden die riesigen Sammeltanks der Kreuzliner und Fähren zu entleeren und das Abwasser abzutransportieren. Allein Helsinki, Kopenhagen und Visby (Schweden) verfügen laut WWF über geeignete Entsorgungsanlagen, die mehr als 20 weiteren Kreuzfahrthäfen nicht.

Im Rostocker Hafen werden die Inhalte der Abwassertanks per Tankwagen oder Barge abtransportiert. Für 1,7 Millionen Euro rüstet die Hafen-Entwicklungsgesellschaft die Liegeplätze bis zum Saisonbeginn 2012 jedoch um. Dann sollen Pumpen und Leitungen die Abwässer der Kreuzliner direkt in die Kanalisation einführen. (...)

Nicht nur die Fahrgastschifffahrt, vor allem auch die Entwässerung aus den Einzugsgebieten in die Ostsee macht dem Binnenmeer zu schaffen. Das Gebiet, aus dem potenziell Nährstoffe über Flüsse oder die Atmosphäre in die Ostsee kommen, ist viermal so groß, wie das Gewässer selbst. Nährstoffe, die dem baltischen Meer in großen Mengen gefährlich werden können, kommen aus Betrieben, der Landwirtschaft oder auch Klärwerken. "Wohingegen es bei Klärwerken jedoch einfach ist, punktuell etwas zu tun, ist es in der Landwirtschaft schwieriger. Denn da ist die Quelle diffus, der Sanierungsprozess langwierig", so Nausch.

Die Ostsee ist generell besonders anfällig für Verschmutzung. Das liegt unter anderem daran, dass sie nur schlecht mit frischem Wasser aus der Nordsee versorgt wird. "Die Ostsee ist nicht durchmischt, sondern geschichtet", erklärt der Wissenschaftler. Am Grund enthält das Wasser mehr Salz als an der Oberfläche. Sauerstoff kommt nur über den Austausch mit der Atmosphäre oder durch die Pflanzen in das Brackwasser. Am Meeresgrund ist das Wasser sauerstoffarm. Abgestorbenen Pflanzen oder Tiere werden hier durch Bakterien zersetzt, was wiederum Sauerstoff verbraucht.

Durch die Zufuhr von Nährstoffen wie Stickstoff und Phosphor wird das Wachstum von Algen gefördert. (...) Sterben diese kurzlebigen Pflanzen ab, sinken sie zum Meeresgrund, wo sie unter Sauerstoffzehrung zersetzt werden. Durch einen Überschuss an abgestorbenen Substanzen kommt es stellenweise zu einem völligen Verbrauch von Sauerstoff und zur Bildung von Schwefelwasserstoff. So wird die Region für höhere Lebewesen wie Fische, Muscheln oder Krebse zur Todeszone. Sie können hier nicht überleben. Betroffen ist unter anderem der Dorsch, der Bodennähe bevorzugt. (...) [weiter]

 

Deutschlandweit größte Sammlung von ölabbauenden Mikroorganismen in Greifswald

idw-online.de, 05.05.2010

Am Institut für Mikrobiologie der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald wird die in Deutschland größte Sammlung von Mikroorganismen-Stämmen mit Fähigkeiten zum Abbau von Erdöl und Erdölprodukten (Dieselkraftstoff, Schmieröle oder Benzin) aufbewahrt. In der Abteilung Angewandte Mikrobiologie wurden seit den 1970er-Jahren Bakterien, Hefen und fadenförmige (filamentöse) Pilze gesammelt, die in der Lage sind, die relativ abbauresistenten und wasserunlöslichen Erdölkohlenwasserstoffe abzubauen. Sie können diese Kohlenwasserstoffe in leichter umsetzbare und umweltfreundlichere Zwischenprodukte und schließlich in Kohlendioxid und Wasser überführen.

Diese Mikroorganismen konnten in den zurückliegenden Jahren aus den Böden um Tankstellen, aus Regionen mit Erdölförderung oder aus ölverschmutzten Meeresbereichen isoliert werden. Sie stammen unter anderem aus Deutschland, Südamerika, Russland oder Saudi-Arabien. Insgesamt sind in Greifswald mehrere tausend Mikroorganismentypen verfügbar, die in ganz unterschiedlicher Art und Weise Öl- oder Schadstoffe abbauen können. Darunter befinden sich solch leistungsfähige Organismen wie die „Superölhefe“ Candida maltosa, die besonders effektiv an die Nutzung solcher Öle angepasst ist und bestimmte Erdölbestandteile schneller als Zucker abbauen kann. Für die Beseitigung von Erdölverunreinigungen im Meer ist hingegen das salztolerante Bakterium Alkanivorax borkumensis besonders geeignet. Andere Bakterien wie Nocardia cyriacigeorgica kommen mit den extremen und heißen Bedingungen in arabischen Wüstenregionen gut zurecht. (...)

Die Stammsammlung von technisch nutzbaren Mikroorganismen (...) mit z.Zt. insgesamt 6 500 Stämmen, darunter ca. 1 500 ölabbauende Mikroorganismen, dient vor allem der Erforschung des Stoffwechsels und der durch Mikroorganismen bedingten Abbauprozesse von Natur- und Fremdstoffen. Ziel ist es, für die einzelnen Mikroorganismen und Schadstoffe die prinzipiell möglichen Abbauraten in Abhängigkeit von verschiedenen Umweltparametern zu ermitteln und Regulationsgrößen sowie ausgeschiedene Zwischenprodukte zu erfassen und zu charakterisieren. Die Mikroorganismen (...) sind bei Havarien und mit größeren Ölmengen auch zunächst überfordert, so dass andere, rein technische Maßnahmen (Absaugung, Bindemittel) als primäre Lösungen notwendig werden. Dennoch sind sie am Abbau des Öls – vor allem im Hinblick auf die weit zerstreuten Restmengen und langandauernde Kontaminationen - in maßgeblichem Anteil beteiligt.

Im Falle von erdölverwertenden Mikroorganismen sind die Abbauprozesse sehr komplex, da Erdöl keine homogene Substanz sondern ein Gemisch aus ca. 2.000 Einzelsubstanzen darstellt, die in unterschiedlichem Maße durch die einzelnen Mikroorganismen abgebaut werden können. Dadurch kann Erdöl kaum durch einen einzelnen Mikroorganismus, sondern nur durch eine „konzertierte Aktion“ verschiedener Mikroorganismentypen vollständig abgebaut werden. Außerdem sind die einzelnen Erdölsorten, z.B. aus Russland, Amerika oder dem arabischen Raum im Hinblick auf ihre Einzelkomponenten sehr verschieden und damit von den einzelnen Mikroorganismen in unterschiedlichem Maße angreifbar. [weiter]

 

Der Jordan ist nur noch ein Abwasserkanal
Auch dem stinkenden Rinnsal droht das Aus

mainpost.de, 05.05.2010

Bald wird es unmöglich sein, jemand über den Jordan zu bringen. Aus dem einst wichtigsten Fluss des Heiligen Landes ist ein schmaler Abwasserkanal geworden. Doch selbst diesem trüben, schmalen Rinnsal droht das Aus, wenn nicht massiv eingegriffen wird.

Sollte Jesus wieder erscheinen und sich an derselben Stelle von Johannes taufen lassen wie vor zweitausend Jahren, müsste er mit Gesundheitsschäden rechnen: „Das Wasser ist gefährlich. Die hohe Konzentration von Fäkalbakterien kann Bauchschmerzen, Durchfall und Hautschäden verursachen“,(...). Den einst wichtigsten Fluss der Region könnte es bald nicht mehr geben.

Nur wenig war bisher über den Fluss bekannt, der für die Geschichte der Menschheit ein Angelpunkt war. „Im Jordantal gehörte Weizen zur natürlichen Flora. Hier lernte der Mensch Getreide anzubauen, hier vollzog sich der Wandel vom Sammler und Jäger zum Bauern, was die ersten Ansiedlungen ermöglichte“, sagt Bromberg. Die Stadt Jericho in der Jordansenke könnte also zu Recht von sich behaupten, die älteste Stadt der Welt zu sein. Die Armeen der Ägypter, Babylonier, Römer, Araber, Mongolen oder Briten tranken das Wasser des Jordan auf ihren Eroberungsmärschen nach Europa, Afrika und Asien. Für Juden, Christen und Muslime spielt der Fluss nicht nur eine historische, sondern auch eine religiöse Rolle. (...)

Bis vor knapp 80 Jahren war der Jordan ein beeindruckender Fluss. 1,3 Milliarden Kubikmeter Wasser strömten jährlich mit einer Geschwindigkeit von sechs Metern pro Sekunde durch den Jordan ins Tote Meer. An seiner schmalsten Stelle war der 200 Kilometer lange Fluss 25 Meter breit, an seiner breitesten über 60. Davon ist nichts geblieben. Die einst schmalste Stelle des Jordans, an der schon die Römer eine noch erhaltene Steinbrücke errichteten, ist jetzt die breiteste. Der Strom ist heute ein dünnes Rinnsal, das man mit einem kleinen Sprung überwinden kann. Das stinkende Gewässer steht mit einer Strömung von 0,05 m pro Sekunde praktisch still.

In der wasserknappen Region haben Syrien, Israel und Jordanien seit den sechziger Jahren alle Zuflüsse des Jordans umgeleitet oder eingedämmt. „Nur noch zwei Prozent der ursprünglichen Wassermenge erreicht den Fluss“(...). Stattdessen nutzten die Anrainer ihn als Abwasserkanal: 250 000 Jordanier, 60 000 Palästinenser und 30 000 Israelis leiten ihre Abwässer ungeklärt in den Fluss, dessen „heiliges Wasser“ in der Altstadt Jerusalems in kleinen Fläschchen verkauft wird. Andernorts leiten die Wasserbehörden den Ausfluss salziger Quellen ins Flussbett. An den meisten Stellen, auch da, wo Pilger prustend untertauchen um sich an derselben Stelle wie Jesus taufen zu lassen, ist Baden offiziell verboten.

Doch selbst diesem Rinnsal droht das Aus. Israel will im kommenden Jahr große Klärwerke fertigstellen: „Wenn die ihr geklärtes Wasser nicht in den Jordan leiten, wird er fast gar kein Wasser mehr führen“, (...). Dazu wollen es die Umweltschützer nicht kommen lassen. Laut dem Bericht von FoEME kann der Jordan gerettet werden: „Israel und Jordanien haben die Option, eine Milliarde Kubikmeter Wasser jährlich einzusparen. Das würde sie weniger Geld kosten, als Wasserentsalzungsanlagen zu errichten. (...) [weiter]

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