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Juni
2011
Wasser-/Abwassernachrichten
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Mehr Regen für Flughäfen
Flieger können das Wetter verändern
wissenschaft.de, 30.06.2011
Flugzeuge können es tatsächlich regnen lassen, zeigt eine Analyse US-amerikanischer Forscher: Unter bestimmten Bedingungen erzeugen sie beim Durchfliegen einer Wolkenschicht Löcher oder Kanäle und "impfen" die Wolken dabei unabsichtlich, das heißt, sie lösen die Bildung von Eiskristallen aus, ähnlich wie es Hagel- oder Gewitterflieger gezielt tun. Dadurch kann es vor allem in den kalten Monaten rund um größere Flughäfen zu verstärktem Niederschlag kommen – entweder in Form von Regen oder von Schnee. Allerdings müssen die Bedingungen stimmen. So muss sich die Wolkenschicht in einer bestimmten Höhe befinden, darin muss eine spezifische Temperatur herrschen und vor allem muss sie hauptsächlich unterkühltes Wasser in Form winziger Tröpfchen enthalten. Allzu selten sind diese Bedingungen jedoch nicht anzutreffen: Im Umkreis großer Flughäfen kommen sie im Schnitt einen bis zwei Tage pro Monat vor, haben die Wissenschaftler errechnet.
Das Phänomen der Hole-Punch-Clouds – übersetzt könnte man vielleicht Locher-Wolken sagen – wurde erstmals bereits in den 1940er Jahren im Zusammenhang mit Flugzeugen erwähnt, (...). Es handelt sich dabei um seltene Formationen, bei denen innerhalb einer Wolkenschicht plötzlich ein Loch klafft, das in seinem Inneren eine völlig anders strukturierte Wolke zu beherbergen scheint. Immer wieder postulierten Forscher in den darauf folgenden Jahren, dass die Wolkenlöcher auf das Konto von Flugzeugen gehen, die sie beim Durchfliegen der Wolkenschicht als Ergebnis eines unbeabsichtigten Impfprozesses sozusagen hineinstanzen. Echte Belege dafür fehlten jedoch. (...)
92 Löcher und ähnliche Strukturen konnten die Forscher auf ihrer Bilderserie von ihrem Auftauchen bis zum Verschwinden verfolgen. Einige dieser Löcher hatten Längen von mehr als 100 Kilometern und waren bis zu vier Stunden lang sichtbar, berichtet das Team. Ihre Entstehung folgte fast immer dem gleichen Muster: Innerhalb der ersten 30 Minuten nach ihrem ersten Auftauchen verdoppelten sie ihre Fläche, die in den folgenden 30 Minuten dann um weitere 25 Prozent zunahm. Nach einer Stunde begann die Größe dann langsam wieder abzunehmen. Als die Wissenschaftler anschließend alle Flugbewegungen über Texas in dem entsprechenden Zeitraum mit Position und Zeitpunkt des Auftretens der Löcher verglichen, zeigte sich ein klarer Zusammenhang: Bei Dreiviertel aller Formationen habe man einen eindeutigen Verursacher identifizieren können, (...) die restlichen hätten meist in häufig benutzten Flugkorridoren gelegen, so dass hier keine eindeutige Zuordnung möglich gewesen sei. Nicht nur große Passagiermaschinen wurden dabei aus Auslöser entlarvt, sondern auch alle möglichen anderen Flugzeugtypen, von der kleinen Propellermaschine bis zum Privatjet.
Vermutlich lösen die Flugzeuge die Löcher auf zweierlei Arten aus, erläutert das Team. Zum einen kühlt sich die strömende Luft hinter dem Propeller und oberhalb der Flügel um 20 bis 30 Grad ab. Das reicht aus, um die meist etwa minus 20 Grad kalten winzigen Wassertröpfchen auf unter minus 40 Grad zu bringen – eine Temperatur, bei der unterkühltes Wasser spontan kristallisiert. Zum anderen stoßen die Flieger auch Partikel in ihren Abgasen aus, die schon bei höheren Temperaturen als Kristallisationskeime wirken können und aus den flüssigen Tröpfchen ebenfalls Eiskristalle werden lassen. Einmal vorhanden, wachsen die Kriställchen anschließend auf Kosten der Tröpfchen weiter, die verdampfen und an den Partikelchen kondensieren. Dadurch verarmt der Bereich um die wachsenden Eiskristalle an Wasser und es entsteht das auffallende Loch. (...) [weiter]
Ehec-Ermittlungen im Fluss
tagesspiegel.de, 30.06.2011
Der Ehec-Erreger wurde bisher nicht im Trinkwasser gefunden. Erst das Gemüse, dann die Sprossen, später das Abwasser – wobei sich dieser Verdacht nicht bestätigte. Jetzt streiten Experten darüber, ob die gefährlichen Ehec-Erreger ins Trinkwasser geraten könnten.
Nun ist das Trinkwasser an der Reihe. Das Nahrungsmittel könnte mit Ehec-Erregern verunreinigt werden. Das suggeriert der „Spiegel“ in seiner aktuellen Ausgabe und zitiert den Direktor des Hygiene-Instituts der Uniklinik Bonn, Martin Exner, mit den Worten: „Die Gefahr durch eine mikrobiologische Belastung des Trinkwassers wurde bisher absolut unterschätzt.“
(...) Offensichtlich entsprach Exners Einschätzung nicht der Mehrheitsmeinung der Trinkwasserkommission am Umweltbundesamt (Uba). Noch am Sonntag konterte das Uba mit folgender Mitteilung: „Für Trinkwasser kann eine Gefahr durch den Ehec-Ausbruchsstamm ausgeschlossen werden.“ Die Behörde beruft sich auf „intensive Beratungen“ der Trinkwasserkommission am vergangenen Mittwoch. Um Ehec-Infektionen über das Trinkwasser herbeizuführen, „müsste ein Brunnen in einer Gegend mit vielen Erkrankten direkt mit Abwasser in Kontakt stehen – angesichts der abebbenden Erkrankungswelle ist das nicht zu erwarten.“
Dietmar Petersohn, Leiter des zentralen Labors der Berliner Wasserbetriebe und ebenfalls Mitglied der Trinkwasserkommission bezeichnet die mögliche Gefahr einer Ehec-Infektion durch das Trinkwasser als „Panikmache“. „100-prozentige Sicherheit kann man nie haben, aber das Szenario ist mehr als unwahrscheinlich“, sagt er. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet er in der Berliner Wasserversorgung. Er kann sich an keinen Fund von E. coli im Trinkwasser erinnern. „Wohlgemerkt die Bakterienfamilie E. coli allgemein, das Auftreten von Ehec ist also noch unwahrscheinlicher.“ (...)
Der Bonner Hygiene-Fachmann Exner ist inzwischen ebenfalls ein Stück zurückgerudert. Mit der Stellungnahme des Umweltbundesamts stimme er im Prinzip überein, sagte er dem Tagesspiegel am gestrigen Montag. Es gebe keinen Hinweis, dass das Trinkwasser durch den Erreger kontaminiert sei, doch andere E-coli-Stämme wurden gefunden. Es gelte, gewappnet zu sein. Die Trinkwasserkommission müsse vorsorgen. (...)
Gleichwohl fordern die Fachleute der Trinkwasserkommission, Wasserwerke mit geringem Ausstoß schärfer zu beobachten. Denn dort wird das Wasser gemäß Trinkwasserverordnung seltener untersucht. Je nachdem, wie viel Wasser ins Netz gespeist wird, sind teilweise nur acht, vier oder gar eine Untersuchung pro Jahr erforderlich. (...) [weiter]
Quo vadis Meeresspiegel? - Meeresströmungen führen zu starken regionalen Schwankungen -
idw-online.de, 22.06.2011
Als Folge der Erderwärmung ist der Meeresspiegel in den vergangenen 50 Jahren im Mittel um rund zehn Zentimeter gestiegen. Nach Einschätzung vieler Klimaforscher dürfte sich der Anstieg in den kommenden Jahrzehnten noch beschleunigen. Wie Wissenschaftler des Kieler Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) jetzt zeigen konnten, gibt es dabei aber große regionale Unterschiede. Ursache dafür sind Veränderungen in den Meeresströmungen, die vor allem im tropischen Pazifik und im Indischen Ozean zu stark schwankenden Wasserständen führen. (...)
Den Einfluss von Wind und Meeresströmungen bekommt der tropische Pazifik vor allem infolge des El Niño-Phänomens zu spüren. „Das damit verbundene Hin-und Herschwappen des warmen Oberflächenwassers führt dort zu einem fortwährenden Auf und Ab des Meeresspiegels um bis zu 20 cm innerhalb weniger Jahre“, erläutert Dipl. Ozeanographin Franziska Schwarzkopf, Autorin der Studie vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR).
Während diese kurzfristigen Schwankungen durch moderne Satelliten-Messungen sehr gut dokumentiert sind, war über das Muster längerfristiger Veränderungen bislang wenig bekannt: „Unsere mit neuentwickelten Strömungsmodellen vorgenommenen Computersimulationen zeigen, dass die regionalen Wasserstände auch noch über Zeiträume von mehreren Jahrzehnten durch Windänderungen und Meeresströmungen geprägt werden“, erklärt der Leiter der Kieler Ozean-Modellierung und Co-Autor der Studie, Professor Claus Böning. Überraschender Befund der Kieler Forscher: Im Mittel über die letzten 50 Jahre erfuhren einige Bereiche im tropischen Pazifik und Indik dadurch entgegen dem globalen Trend einen fallenden Meeresspiegel. (...) [weiter]
Raubfische überhört - Zu viel Kohlendioxid macht Fische taub
wissenschaft.de, 01.06.2011
Fische in saurem Wasser hören ihre Feinde nicht mehr: Diesen seltsam anmutenden Zusammenhang hat jetzt ein internationales Forscherteam an jungen Clownfischen festgestellt. Hintergrund: Kohlendioxid in der Atmosphäre sorgt nicht nur für den Treibhauseffekt, sondern löst sich auch im Meerwasser und macht es dadurch sauer. Für ihre Studie zogen die Wissenschaftler Versuchstiere unter Wasserbedingungen auf, wie sie nach Berechnungen Mitte und Ende des Jahrhunderts in den Weltmeeren herrschen werden. Diese Fische zeigten den Ergebnissen zufolge keine Fluchtreaktionen auf Unterwassergeräusche, die von Raubfischen stammen. Frühere Studien haben bereits gezeigt, dass ein hoher Kohlendioxidgehalt den Geruchsinn von Fischen beeinträchtigt. Die neuen Ergebnisse von Forschern der University of Bristol lassen nun vermuten, dass niedrige pH-Werte die Entwicklung des Sinnessystems der Fische generell schädigt.
(...) Wie gut Fische in der Lage sind, sich an neue Umweltbedingungen anzupassen, sei nicht bekannt (...). Im Vordergrund der öffentlichen Diskussion stehen zwar die Effekte auf das Klima, doch die Studie zeige, dass „die steigenden Kohlendioxid-Werte auch auf die Lebensgemeinschaften im Meer verheerende Wirkungen haben können“. [weiter]