März 2011

Wasser-/Abwassernachrichten

(News-Archiv)

Entwicklungshilfe: Wasseraufbereitung mit Lowtech

Die Presse, 21.03.2011

Der Genuss von verunreinigtem Trinkwasser ist der Hauptgrund für eine Vielzahl von Krankheiten in der Dritten Welt. Unkonventionelle Projekte von Hilfsorganisationen setzen ihren Fokus auf Hilfe zur Selbsthilfe.

Laut WHO haben weltweit mehr als eine Milliarde Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, jährlich sterben rund 1,9 Millionen an Krankheiten, die durch den Genuss von verunreinigtem Wasser hervorgerufen werden. Für eine bessere Versorgung müssten in großem Stil neue Trinkwasserquellen erschlossen, bestehende geschützt, angemessene Abwassersysteme und sanitäre Einrichtungen geschaffen werden – alles Maßnahmen, die sich gerade die ärmsten Ländern oft nicht leisten können. Die Hilfsorganisationen richten ihren Fokus daher verstärkt auf kleine Projekte, die mit unkonventionellen Mitteln wenn schon nicht eine Lösung des Problems, so doch eine gewisse Grundversorgung der Bevölkerung gewährleisten sollen.

Ein solches nennt sich „Sodis“ (Solar Water Disinfektion), das auf einer bestechend simplen Idee basiert: Eine mit Wasser gefüllte PET-Flasche wird für einige Stunden in die Sonne gelegt; deren UV-Strahlen töten die darin enthaltenen Keime ab und machen das Wasser wieder trinkbar. (...) Es kann aber bei der Sodis-Methode nicht zweifelsfrei feststellt werden, wann genau das Wasser desinfiziert ist. (...) An der FH Technikum Wien wurde in Zusammenarbeit mit Eawag ein Gerät namens „Wadi“ entwickelt (...). Der Sensor arbeitet mit einer einfachen solarbetriebenen Elektronik und wird auf den PET-Flaschenhals geschraubt. Sobald das Wasser desinfiziert und somit trinkbar ist, erscheint auf einem Display ein Smiley. (...)

„Die Einfachheit in der Handhabung solcher Systeme ist von eminenter Bedeutung. Systeme mit zu hohen Standards lassen sich in Entwicklungsgebieten bei der Bevölkerung nicht durchsetzen“, (...).

Ein Vierteljahrhundert und die Überzeugungsarbeit von tausenden Helfern waren nötig, um die Bevölkerung dazu zu bringen, konsequent gratis verteilte Stofffilter und spezielle Trinkhalme zu benutzen, wenn sie Wasser aus Tümpeln entnehmen. Die Filter sieben jene Minikrebse aus dem Wasser, die sich in vielen Wassertümpeln der Dritten Welt finden und über die der Guineawurm auf den Menschen übertragen wird. Erst dadurch konnten die jährlichen Neuinfektionen von ursprünglich mehr als drei Millionen auf ein paar tausend jährlich gedrückt werden.

Aufgrund solcher Schwierigkeiten verwundert es nicht, dass Wasserexperten wie Janda es vorziehen würden, das Trinkwasserproblem in der Dritten Welt lieber mit technischer Infrastruktur zu lösen. (...) [weiter]

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