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Oktober
2011
Wasser-/Abwassernachrichten
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Forscher finden zehntausende unbekannter Viren im Abwasser
derwesten.de, 05.10.2011
Das Abwasser in unserer Kanalisation ist eine Brutstätte für Zehntausende, vielleicht sogar Millionen bisher unbekannter Viren. Hinweise darauf haben jetzt Forscher bei der Untersuchung von Abwässern in Nordamerika, Europa und Afrika entdeckt.
Man habe darin genetische Signaturen von rund 200 bekannten Viren und mehr als 43.000 zuvor unbekannten Virenarten nachgewiesen (...). Das mache das unbehandelte Abwasser zum vielseitigsten Virenreservoir, das man jemals erkundet habe. (...)
Man habe erst einen Teil der tatsächlich im Abwasser vorhandenen Gensignaturen zugeordnet und bereits diese ließen sich 51 verschiedenen Familien zuordnen. Er erwarte, dass bei weiteren Untersuchungen noch sehr viel mehr Viren gefunden würden. Das sei wichtig auch für die menschliche Gesundheit: Einige der bisher unbekannten Viren im Abwasser könnten sich im Laufe der Zeit zu Krankheitserregern entwickeln und so neue Krankheiten auslösen.
(...) Für ihre Studie suchten die Forscher gezielt nach speziellen Genbausteinen, die für Viren typisch sind. Anhand dieser Bausteine konnten sie 246 Viren identifizieren, die bereits aus anderen Zusammenhängen bekannt waren.
So fanden sich 17 bekannte menschliche Krankheitserreger wie das Humane Papillomavirus (HPV), der Erreger des Gebärmutterhalskrebses, in den Proben. Auch den Erreger einer schweren Darmgrippe, das Norovirus, habe man entdeckt. Zusätzlich stießen die Forscher auf einige Viren, die von Ratten, Mäusen, Schaben und anderen Bewohnern der Kanalisation stammten. Mit 80 Prozent am häufigsten vertreten waren jedoch Viren, die auf Bakterien als Wirte spezialisiert waren.
Das sei zu erwarten gewesen, sagen die Forscher, da das Abwasser besonders reich an verschiedensten Bakterien sei. Ebenfalls zahlreich vertreten waren auch Pflanzenviren. Sie seien vermutlich über menschliche Fäkalien in das Abwasser gelangt, mutmaßen die Wissenschaftler. Der Mensch nehme diese Pflanzenviren mit der Nahrung auf, ohne es zu merken. Da die Viren nur an Pflanzen als Wirte angepasst sind, lösen sie im menschlichen Körper keine Reaktion aus und werden mit dem Kot wieder ausgeschieden. Wie die Forscher berichten, bilden solche Pflanzenviren sogar die größte Gruppe der Viren in menschlichen Fäkalien. (...) [weiter]
Ozonierung macht Abwasser sauberer
idw-online.de, 05.10.2011
Mit der Zufuhr von Ozon in Abwässer können problematische Mikroverunreinigungen wie Pharmaka, Pflanzenschutzmittel oder Kosmetika erfolgreich aus Abwässern entfernt werden. Das weist eine am Institut für Umweltwissenschaften der Universität Koblenz-Landau in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Bundesamt für Umwelt im Rahmen des Schweizerischen Pilotprojektes „Strategie MicroPoll“ neu entwickelte Test-Methode nach (...). Bei dieser Test-Methode, die auf einem ganzheitlichen ökologischen Ansatz basiert, wird anhand der Laubfraßrate des Bachflohkrebses Gammarus fossarum untersucht, wie wirksam Abwässer durch die Ozonierung gereinigt werden. Bislang wird diese Reinigungstechnologie aufgrund fehlender gesetzlicher Grundlagen in der Europäischen Union und der Bildung möglicherweise toxischer Reaktionsprodukte, die aus Sicht des Gewässerschutzes unerwünscht sind, nicht verbreitet eingesetzt. Dabei ist es, wie Untersuchungen zeigen, besonders in dicht besiedelten Regionen aufgrund des hohen Abwasseraufkommens notwendig, Mikroverunreinigungen aus diesen zu entfernen. Technologien wie Ozonierung oder Aktivkohle werden daher auf ihre Eignung hin evaluiert. Das Ergebnis der vorliegenden Studie bescheinigt der Ozonierung überwiegend positive Eigenschaften. (...)
Bei der Ozonierung wird Ozon in der dritten Reinigungsstufe in die weitestgehend geklärten Abwässer geleitet. Dort reagiert Ozon hauptsächlich mit organischen Substanzen und oxidiert diese auf (...).
Im Zentrum der Untersuchungen stand der ökologische Prozess rund um den Bachflohkrebs Gammarus fossarum, ein in mitteleuropäischen Gewässern sehr verbreitetes wirbelloses Lebewesen. Dieser typische Bachbewohner hat die wichtige Aufgabe im Gewässerökosystem, die im Falllaub gebundene Energie anderen Organismen nutzbar zu machen. (...) In Wasser, das nicht mit Ozon behandelt war und somit eine erhöhte Schadstoffbelastung aufwies, war die Laubfraßrate träge, wohingegen die Gammariden in ozoniertem Wasser eifrig fraßen. Andere Einflussgrößen auf das Fressverhalten wie veränderter Geschmack der Blätter oder der Anteil von gelöstem Kohlenstoff im Gewässer konnten die Wissenschaftler als Ursache ausschließen.
Mit diesem Testsystem zeigt sich darüber hinaus ganz deutlich: „Mikroverunreinigungen können die chemische und ökologische Beschaffenheit von Gewässern stark beeinflussen“ (...). Damit die Vorgaben der europäischen Wasserrahmenrichtlinie eingehalten werden können, die bis 2015 eine gute chemische und ökologische Qualität in Gewässern vorsieht, sollten die Einträge von Mikroverunreinigungen durch Kläranlagen dringend reduziert werden (...). Mit den derzeitigen Reinigungstechnologien in Kläranlagen könne nicht ausreichend sichergestellt werden, dass das Abwasser hinreichend sauber und frei von Schadstoffen werde. „Die effiziente Reinigung von Abwassern ist ein Zukunftsthema“, (...). [weiter]