Wasser-Wissen



Gewässergüteklasse

(water quality category) Die Gewässergüte von Fließgewässern werden im Rahmen der biologische Gewässerklassifikation meist durch 7 Gewässergüteklassen, bestehend aus 4 Hauptgüteklassen und 3 Zwischenstufen, klassifiziert. Die 3 Zwischenstufen haben im Laufe der Zeit den Charakter vollwertiger Gewässergüteklassen erhalten. Zur Beschreibung der Güteklassen dienen typische biologische Merkmale, die nach dem Saprobiensystem klassifiziert sind oder aber nach anderen speziellen Verfahren eingestuft werden. 

Folgende Güteklassen wurden für Fließgewässer festgelegt. Die angegebene Farbe bezieht sich auf die Farbdarstellung in der Gewässergütekarte:

Güteklasse I (dunkelblau): unbelastet bis sehr gering belastet
Gewässerabschnitte mit reinem, stets annähernd sauerstoffgesättigtem und nährstoffarmen Wasser; geringer Gehalt an Bakterien, mäßig dicht besiedelt, vorwiegend mit Algen, Moosen, Strudelwürmer und Insektenlarven; sofern sommerkühl, Laichgewässer für Salmoniden. Diese Güteklassen weisen nur Quellbäche und sehr gering belastete Oberläufe von Fließgewässern in von Menschen unbeeinträchtigten Gebieten der Alpen und der Mittelgebirge auf.

Der Saprobienindex liegt unter 1,5. Der Sauerstoffgehalt liegt nahe dem Sättigungswert (ca. 95 bis 105 % der Sättigung) und nicht unter 8 mg/l. Der biochemische Sauerstoffbedarf (BSB5) bewegt sich meist um 1,0 mg/l. Ammoniumstickstoff (NH4-N) ist höchstens in Spuren vorhanden.

Güteklasse I-II (hellblau): gering belastet 
Gewässerabschnitte mit geringer anorganischer Nährstoffzufuhr und organischer Belastung ohne nennenswerte Sauerstoffzehrung; dicht und meist in großer Artenvielfalt besiedelt; sofern sommerkühl, Salmonidengewässer. Auch bei diesen Gewässern handelt es sich in den meisten Fällen um die Oberläufe von Gebirgs- und Mittelgebirgsbächen. Vereinzelt lassen sich jedoch auch so saubere Gewässerstrecken im Flachland in Quellbereichen finden.

Der Saprobienindex liegt zwischen 1,5 und 1,8. Der Sauerstoffgehalt ist noch hoch (in der Regel über 8 mg/l), zeigt jedoch oft schon ein feststellbares Defizit (ca. 85 bis 95 % der Sättigung). Der BSB5, liegt in der Regel zwischen 1,0 und 2,0 mg/l. NH4-N liegt nur in geringer Konzentration vor (ca. 0,1 mg/l).

Güteklasse II (dunkelgrün): mäßig belastet 
Gewässerabschnitte mit mäßiger Verunreinigung und guter Sauerstoffversorgung; sehr große Artenvielfalt und Individuendichte von Algen, Schnecken, Kleinkrebsen, Insektenlarven; Wasserpflanzenbestände können größere Flächen bedecken; artenreiche Fischgewässer. Hierzu gehören Gewässerabschnitte vor allem in den Mittel- und Unterläufen der großen Flüsse und die von Natur aus sommerwarmen Bäche des Flachlandes.

Der Saprobienindex liegt zwischen 1,8 und 2,3. Der Sauerstoffgehalt zeigt infolge von Abwasserbelastung und Algenentwicklung stärkere Schwankungen (Defizite und Übersättigungen), ist jedoch so hoch, dass Fischsterben noch nicht auftreten, d.h. er liegt durchweg über 6 mg/l. Der BSB5 beträgt häufig 2 bis 6 mg/l. NH4-N liegt in der Regel unter 0,3 mg/l.

Güteklasse II-III (gelbgrün): kritisch belastet
Gewässerabschnitte, deren Belastung mit organischen sauerstoffzehrenden Stoffen einen kritischen Zustand bewirkt; Fischsterben infolge Sauerstoffdefizits möglich; Rückgang der Artenzahl bei Makroorganismen; gewisse Arten neigen zu Massenentwicklung; fadenförmige Algen bilden häufig größere flächendeckende Bestände. die Unterseite der Steine sind aufgrund von Sauerstoffmangelerscheinungen schwarz.

Der Saprobienindex liegt zwischen 2,3 und 2,7. Der Sauerstoffgehalt sinkt oft auf die Hälfte des Sättigungswertes ab. Er kann jedoch auch starke Übersättigung erreichen, z.B. in gestauten Flussabschnitten. Häufig beträgt der BSB5 5 bis 10 mg/l. NH4-N liegt meist unter 1 mg/l.

Güteklasse III (gelb): stark verschmutzt 
Gewässerabschnitte mit starker organischer, sauerstoffzehrender Verschmutzung und meist niedrigem Sauerstoffgehalt; örtlich Faulschlammablagerungen; Kolonien von fadenförmigen Abwasserbakterien und festsitzenden Wimpertieren übertreffen das Vorkommen von Algen und höheren Pflanzen; nur wenige gegen Sauerstoffmangel unempfindliche tierische Makroorganismen wie Egel und Wasserasseln kommen bisweilen massenhaft vor; mit periodischen Fischsterben ist zu rechnen. Diese Verhältnisse deuten auf Abwassereinleitungen hin.

Der Saprobienindex liegt zwischen 2,7 und 3,2. Sauerstoff ist noch stets vorhanden, kann jedoch zeitweise auf Werte um etwa 2 mg/l absinken. Häufig beträgt der BSB5 7 bis 13 mg/l. NH4-N liegt meist über 0,5 mg/1 und erreicht oft einige Milligramm je Liter.

Güteklasse III-IV (orange): sehr stark verschmutzt
Gewässerabschnitte mit weitgehend eingeschränkten Lebensbedingungen durch sehr starke Verschmutzung mit organischen sauerstoffzehrenden Stoffen, oft durch toxische Einflüsse verstärkt; zeitweilig totaler Sauerstoffschwund; Trübung durch Abwasserschwebstoffe; ausgedehnte Faulschlammablagerungen; durch Wimpertierchen, rote Zuckmückenlarven oder Schlammröhrenwürmer dicht besiedelt; Rückgang fadenförmiger Abwasserbakterien; »Abwasserpilz« kann den Gewässergrund völlig bedecken; das Wasser riecht deutlich nach Abwasser, bisweilen auch nach Schwefelwasserstoff; Fische nicht auf Dauer und nur ausnahmsweise anzutreffen. Hinweis auf massive Abwassereinleitungen.

Der Saprobienindex liegt zwischen 3,2 und 3,5. Der 
Sauerstoffgehalt liegt manchmal unter 1 mg/l und erreicht oft nur wenige Milligramm je Liter. Häufig beträgt der BSB5 10 bis 20 mg/l. NH4-N ist meist in mehreren Milligramm je Liter vorhanden. Auch toxische Einflüsse können bei sonst günstigen chemischen Befunden Ursachen gravierender Verarmungen der Biozönose sein.

Güteklasse IV (rot): übermäßig verschmutzt Gewässerabschnitte mit übermäßiger Verschmutzung durch organische sauerstoffzehrende Abwässer; Fäulnisprozesse herrschen vor; Sauerstoff über lange Zeit in sehr niedrigen Konzentrationen vorhanden oder gänzlich fehlend; Besiedlung vorwiegend durch Bakterien, Geißeltierchen und freilebende Wimpertierchen; Fische fehlen; bei starker toxischer Belastung biologische Verödung.

Hier handelt es sich um völlig mit Abwasser verunreinigte Gewässerabschnitte, bzw. um Gräben oder Bäche, die erst mit der Einleitung von Abwasser beginnen. Das ganze Gewässer erscheint durch die Massenentwicklung des »Abwasserpilzes« und von Schwefelbakterien weiß. Es kommt zu erheblichen Geruchsbelästigungen.

Der Saprobienindex liegt über 3,5. Diese Gewässerabschnitte sind durch die Zufuhr von organischem Abwasser so stark verschmutzt, dass der Sauerstoffgehalt im Wasser sehr niedrige Konzentrationen aufweist oder gänzlich verschwindet. Fäulnisprozesse überwiegen. Der BSB5 liegt meist über 15 mg/l. NH4-N beträgt durchweg mehrere Milligramm je Liter. Bei starker toxischer Belastung kann biologische Verödung eintreten.

Stehende Gewässer werden nach dem Grad ihrer Trophierung in Trophistufen gemessen. Eine kartographische Darstellung der Gewässergüteklassen in einem Gewässer erfolgt in der Gewässergütekarte.

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