Wasser-Wissen


EnviroChemie

Industrieabwässer

(industrial wastewater) Unter Industrieabwasser werden alle Abwässer verstanden, die bei Produktions- und Verarbeitungsprozessen in der Industrie anfallen.

 

Industrieabwässer müssen i.d.R. vorbehandelt werden, bevor sie in öffentliche Kläranlagen eingeleitet werden können (siehe Indirekteinleiter). Bei direkter Einleitung in Gewässer (siehe Direkteinleiter) ist eine umfangreiche Reinigung in speziellen werkseigenen Kläranlagen erforderlich. Nach dem Abwasserabgabengesetz wird eine Abgabe für Direkteinleiter erhoben, die sich nach der Schädlichkeit des Industrieabwasser richtet.

Industrieabwässer sind je nach Industriezweig sehr unterschiedlich zusammengesetzt. Beispiele sind:

  • Kühlwasser,
  • als schwer abbaubar geltende organische Verbindungen aus z.B. der Tierverarbeitung, Konserven- und Seifenfabriken, Papierindustrie,
  • Öle und Fette aus z.B. Molkereien, Margarine-, Fleischwaren-, Seifenfabriken, Schlachthäuser, Raffinerie, Metallverarbeitung,
  • Schwermetalle und Säuren aus z.B. Margarine-, Seifen-, Viskosefabriken, Beizereien, Kohlegruben, Galvanisieranstalten, Chemische Industrie, Bleichereien,
  • Alkalie z.B. aus Gerbereien, Textilindustrie, Metallfabriken, Wäschereien, chemische Industrie,
  • toxische Stoffe z.B.  aus Gerbereien, Färbereien, Kokereien, Galvanisieranstalten, Sprengstofffabriken, chemische Industrie, Produktion von Pflanzenschutzmitteln,
  • radioaktive Substanzen z.B. Uranbergbau, Kernkraftwerke, Nuklearmedizin
  • Detergentien z.B. Seifen-, Textilindustrie, Färbereien, Wäschereien,
  • hohe Gehalte an Schwebstoffen z.B. Papier-, Zellstoffabriken, Holzindustrie.

Ein Großteil der industriellen Abwässer stammt aus dem Nahrungsmittelbereich: Schlachthäusern, Brauereien, Limonadenfabriken, Brennereien und Molkereien. Zumeist werden derartige Betriebe an die öffentliche Kläranlage angeschlossen, da ihre Abwässer i.d.R. biologisch gut abbaubar sind.

Auch schwerer abbaubare organische Inhaltsstoffe (etwa in Abwässern der Chemischen Industrie oder der Mineralölverarbeitung ) können in biologischen Hochleistungskläranlagen - vielfach in Kombination mit anderen Verfahren der Abwasserreinigungstechnik (wie z.B. Flockung/Fällung, Filtration, Flotation) - u.U. in erheblichem Umfang abgebaut werden.

Besonders stark mit organischen Stoffen befrachtete Industrieabwässer oder Abwasserteilströme können mittels anaerober Verfahren (in Biogasanlagen) oder thermisch behandelt, wobei die organische Fracht zur Energiegewinnung genutzt werden kann.

Abwässer mit überwiegend anorganischen Inhaltsstoffen (z.B. Maschinen- und Fahrzeugbau, Gewinnung und Verarbeitung von Metallen, Metalloberflächenbehandlung) können chemisch behandelt werden, wobei vielfach Wertstoffe - z.B. Metalle - zurückgewonnen werden können. In vielen Fällen können Schädlichkeit und Menge industrieller Abwässer oder Abwasserteilströme durch die Einführung wasser- und damit abwasserarmer oder -loser Produktionsverfahren und Optimierung von Wasserkreisläufen reduziert werden.

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