Hierbei wird zwischen unbelüfteten und
belüfteten
Abwasserteichen unterschieden. In unbelüfteten Teichen laufen die
Reinigungsvorgänge wie in stehenden oder sehr langsam fließenden
Gewässern
ab. Sauerstoffeintrag und Durchmischung hängen wesentlich von den klimatischen
und meteorologischen Gegebenheiten ab, so dass z.B. die Auslegungsdaten in
Nordeuropa nicht ohne weiteres für warme Regionen übertragen werden können. Die im
Abwasser enthaltenen
absetzbaren Stoffe lagern sich
in der Einlaufzone ab und
faulen hier unter
anaeroben Bedingungen aus. Im
allgemeinen ist der Zuwachs der Schlammmenge in Teichen mit langer
Aufenthaltszeit gering. Die
belüfteten
Teiche sind zumeist durch den Einbau einer künstlichen
Sauerstoffbegasung
aus überlasteten unbelüfteten Teichen entstanden. Die
Belüftung sichert eine
weitgehend von natürlichen Gegebenheiten unabhängige Durchmischung und
Sauerstoffversorgung. Dadurch wird mehr Bakterienmasse als in ungelüfteten
Teichen in Schwebe gehalten. Die im
Rohabwasser enthaltenen
absetzbaren Stoffe
werden gleichmäßiger über den gesamten Teichboden verteilt. Dies hat zur
Folge, dass die Schwebstoffkonzentrationen im Ablauf beträchtlich sein können
und deshalb ein nachgeschalteter
Schwebstoffabscheider notwendig ist.
Belüfteter Abwasserteich für 78 Einwohner (Quelle:
TU
Berlin)
Aufgrund ihrer spezifischen Eigenschaften werden für Abwasserteiche i.d.R. folgende Vorteile angegeben:
- geringe Baukosten,
- geringe Betriebskosten,
- geringer Wartungsaufwand,
- im allgemeinen gutes hydraulisches Puffervermögen bei Zufluss von Mischwasser,
- gutes Puffervermögen bei stoßweise anfallender organischer Belastung
(z.B. Fremdenverkehrsgebiete),
- naturnahe Gestaltung möglich.
Als mögliche Nachteile von Abwasserteichen gelten:
- Geruchsprobleme in warmer Jahreszeit, insbesondere bei unbelüfteten
Teichen,
- "Rückverschmutzung" durch Algenwachstum im Sommer,
- Belastung des Vorfluters durch unzureichend gereinigtes Abwasser,
- relativ hoher Flächenbedarf,
- schwankende Reinigungsleistungen durch jahreszeitliche und
witterungsbedingte Einflüsse.
Abwasserteiche lassen sich entsprechend dem
ATV Arbeitblatt A 201
"Grundsätze für Bemessung, Bau und Betrieb von Abwasserteichen für
kommunales Abwasser" in vier Gruppen einteilen:
- Absetzteiche (überwiegend anaerob) werden
hauptsächlich zur Abscheidung der absetzbaren Stoffe des Rohwassers
eingesetzt.
- Unbelüftete Abwasserteiche dienen zur Verminderung der nicht absetzbaren und gelösten organischen Stoffe eines
meist in Absetzteichen vorgereinigten Abwassers. Diese werden im allgemeinen
bis zu einer Belastung mit 1.000
EW
verwendet.
- Belüftete Abwasserteiche zur Verminderung der
organischen Stoffe von rohem oder mechanisch geklärtem Abwasser, wobei die
Belastung meist zwischen 500 und 3.000
EW
liegt.
-
Schönungsteiche zur Behandlung
biologisch gereinigten Abwassers für eine weitere Qualitätsverbesserung
und zum Konzentrationsausgleich.
Wirkmechanismen
Bei der Reinigung in Abwasserteichen, die zur Behandlung von Rohabwässern
dienen, spielen
Sedimentations-- und
Flockungsvorgänge eine wesentliche Rolle.
Aerobe
heterotrophe
Mikroorganismen sind für die
Metabolisierung der organischen
Abwasserinhaltsstoffe verantwortlich. Das gebildete CO2 dient der
autotrophen
Biozönose als Kohlenstoffquelle und ist in
der Regel der limitierende Faktor für das Wachstum der autotrophen Organismen.
Je nach Belastung und Betriebsweise der Teiche können im freien
Wasser und
Sediment anaerobe
heterotrophe
Bakterien zum
Abbau der zugeführten organischen
Substanzen beitragen, wobei in Schlammablagerungen eine
Methangärung
stattfinden kann. In einigen Fällen finden in Abwasserteichen auch
Nitrifikations- und
Denitrifikationsvorgänge statt.
Autotrophe Organismen treten in Abwasserteichen hauptsächlich als
freischwimmende und festsitzende
Algen auf. Aufgrund ihrer Stoffwechselleistung sind sie imstande, Nährstoffe aufzunehmen und zu verwerten. Die dabei erfolgende CO2-Fixierung kann zu einer biogenen Entkalkung führen, die wiederum einen starken Anstieg des
pH-Wertes zur Folge haben kann. In unbelüfteten Teichen übernehmen
autotrophe Organismen in erheblichem Umfang die
Sauerstoffversorgung, wobei ein typischer Tag-Nacht-Rhythmus zu beobachten ist. Durch eine geringe Dichte pflanzlicher Organismen, z.B. im Winter, treten
deutliche jahreszeitliche Unterschiede auf. Eine häufige Umstrukturierung der
Biozönose ist ein typisches Merkmal von Abwasserteichen. Dazu
gehört auch die Massenentwicklung einzelner
Algenarten. Bei starker
Algenentwicklung oder einer hohen Assimilationstätigkeit von Wasserpflanzen muss
ebenfalls eine starke Erhöhung des
pH-Wetes (< 10) berücksichtigt werden.
Unbelüftete Abwasserteiche (fakultativ
anaerobe Teiche oder
ausschließlich natürlich
belüftete Teiche) werden weltweit zur
biologischen
Abwasserreinigung von
Abwässern aus kleinen Kommunen verwendet. Diese Teiche können neben der
biologischen Behandlung gleichzeitig auch zur Abscheidung von
suspendierten
Partikeln
eingesetzt werden. In der Regel werden Absetzteiche zur
Entschlammung
jedoch
vorgeschaltet.
Der für die biologischen Prozesse notwendige
Sauerstoff wird auf natürlichem Weg
eingetragen, vorwiegend über die Wasseroberfläche, zum Teil auch
durch biogene Vorgänge (Algen und Wasserpflanzen). Allerdings ist
in diesem Fall der
Sauerstoffeintrag nicht beeinflussbar und hängt stark von den klimatischen
Randbedingungen ab. Die obere Wasserschicht ist in der Regel
aerob. In tieferen
Bereichen und auch im Einlaufbereich können sich
anaerobe
Bereiche ausbilden
(daher auch der Begriff "fakultativ anaerobe Teiche").
Unbelüftete Teiche werden im allgemeinen in zwei bis drei gleich große Einheiten
unterteilt und hintereinander angeordnet. Der
Abbau von
organischen Verbindungen bezogen auf
BSB5
liegt etwa zwischen 50 % und 70 %. Bedingt durch begrenzte Sauerstoffversorgung kann
die Reinigungsleistung im Winter zurückgehen. Der Wartungsaufwand
ist wie bei den Absetzteichen sehr gering. Eine wöchentliche Kontrolle gilt
i.d.R. als hinreichend. Im Gegensatz zu den Absetzteichen sind Schlammräumungen nur in
mehrjährigen Abständen erforderlich.
Belüftete Teiche werden in der Regel ohne mechanische
Vorklärung gebaut. Es
wird i.d.R. aber empfohlen, eine
Sedimentationszone zur Abscheidung von Sand und
Grobstoffen vorzusehen. Oft werden zwei belüftete Teiche hintereinander
angeordnet. Danach folgt immer eine Nachklärzone oder ein getrennter
Nachklärteich, allerdings ohne Schlammrückführung. Der Kohlenstoffabbau
bezogen auf den
BSB5 liegt im Bereich von 85% - 90%. Im Winter ist in der Regel
keine signifikante Verschlechterung der Reinigungsleistung zu beobachten. Ist
Nitrifikation notwendig, so können belüftete Abwasserteiche mit
Aufwuchsträgern ausgestattet werden.
Ein Vorteil der belüfteten Teiche ist die quasi integrierte
Schlammbehandlung durch Langzeitbelüftung,
wodurch der Schlamm weitgehend
aerob
stabilisiert wird. Der Schlammanfall ist mit einer spezifischen Menge von etwa
0,1 L/E . d gering. Die Schlammräumung erfolgt in der Regel in Abständen von
vier bis zehn Jahren. Geruchsprobleme treten kaum auf. Die Formgebung der Teiche
wird den entsprechenden Belüftungseinrichtungen angepasst. Wegen der durch die
Belüftung künstliche induzierten Turbulenzen werden Böschungsbereiche
befestigt.
Abwasserteich mit schwimmenden Oberflächenbelüftern in Emmerich
(Quelle:
WWA
München)
Bemessung, Bau und Betrieb
An Teichanlagen werden dieselben Anforderungen gestellt, wie an
kleine Kläranlagen, da sonst die kostengünstigeren Teichanlagen
bevorzugt würden.
Bei unbelüfteten Teichen werden die Intensität der Stoffumsetzungen sowie
die Zusammensetzung der Lebensgemeinschaft vor allem durch nicht steuerbare
Einflüsse bestimmt und unter liegen Tages- und jahreszeitlichen Schwankungen.
Im Sommerhalbjahr ist die oft massenweise Entwicklung planktischer Algen
bedeutsam. Ein mehr oder weniger großer Anteil der Mikroalgen wird
ausgeschwemmt und gelangt in den
Vorfluter.
Sinnvollerweise wird die zur Verfügung stehende Gesamtfläche in
zwei oder drei gleich große, hintereinander geschaltete Teicheinheiten aufgeteilt. Vorteile sind die Vermeidung von Kurzschlussströmungen
(vollständiger Wasseraustausch) und die Möglichkeit zur Entwicklung
verschiedener
Biozönosen.
Bei durchlässigen Böden muss eine Abdichtung nach zum Untergrund erfolgen, um eine
Verunreinigung des
Grundwassers auszuschließen und um zu verhindern, dass
Grundwasser in den Teich eindringt. Durch Fremdwasserzulauf kann es zu einer Störung der
anaerob
ablaufenden
Denitrifikation durch den Eintrag von
Sauerstoff kommen.
Die Nitrifikationsrate in Abwasserteichen hängt im wesentlichen von der
Größe der zur Verfügung stehenden Ansatzfläche (Kontaktfläche
Substrat/Abwasser) ab.
Unter optimalen Bedingungen, kann für Teichanlagen mit einer
spezifischen Nitrifikationsrate von etwa 1g/(m² . d) gerechnet werden. Ab etwa 3 m²/EW
setzt die mikrobiellen Ammoniumoxidation ein. Die Nitrifikationsleistung wird in
jenem Fall im
Jahresmittel bei ca. 0,5 g/(m².d) liegen. Zu
Nitrat oxidierter
Stickstoff ist in
unbelüfteten Teichen über 3 m²/EW fast immer nachweisbar, jedoch nur in
wenigen mg/L, da das gebildete
Nitrat auch durch simultane
Denitrifikation an der
aeroben/anaeroben Grenzschicht des abgelagerten Schlammes zu gasförmigem
Stickstoff
denitrifiziert wird. Durch die niedrigen Temperaturen kommt es im Winter durch geringere mikrobielle Aktivität zu höheren
Werten an
Nitrat.
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